No. 45
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. November
1856
sechsundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1856 Nr. 45 Seite 1]

- Aus Frankfurt wird gemeldet, daß in der Sitzung des Bundestages vom vergangenen Donnerstag der Antrag in Betreff Neuenburgs eingebracht und ein Ausschuß aus Oestreich, Preußen, Baiern, Würtemberg, Sachsen, Baden und Hessen=Darmstadt gewählt worden. Die Ausschußsitzung hat sich am Sonnabend für die preußischen Anträge ausgesprochen. (Der preußische Antrag geht bekanntlich dahin, daß der Bund sich dem Londoner Protocoll wegen des Fürstenthums Neuenburg anschließe, sich für die gefangenen Royalisten verwende etc.)
- Mit dem 28. October, als dem Tage, an welchem die Räumung der von fremden Truppen besetzten türkischen Gebietstheile vollendet sein sollte, war kein einziges französisches Schiff mehr im Bosphorus stationirt. Die letzten französischen Militair=Beamten in Konstantinopel hatten ebenfalls Befehl erhalten, sich am 27. nach Frankreich einzuschiffen. England dagegen bleibt mit mehreren Linienschiffen im Bosphorus stationirt. Rußland allein macht Einwendungen gegen den Aufenthalt fremder Uniformen auf türkischem Boden.
- Aus Wien wird gemeldet, daß nach einer Vereinbarung zwischen England, Oestreich und der Türkei die Besetzung des schwarzen Meeres, so wie der Donaufürstenthümer fortdauern solle.
- Auch der englische Gesandte ist von Neapel abgereist, und mit dem französischen in Marseille angekommen. Ersterer ist nach London und letzterer nach Paris abgereist.
- Der alte Sir Charles Napier spuckt wieder in allen englischen Blättern. Dieses Mal gilt's, dem jungen Sir Robert Peel eine Lection zu geben, weil dieser kürzlich bei einem Bankett in Stafford behauptete, alle Russen, vom Großfürsten Constantin bis auf dem allerflaumbärtigsten Cadetten hinab, seien überzeugt, es habe nur an Sir Charles gelegen, Kronstadt einzunehmen. Dagegen versichert Letzterer, der Großfürst sei selber mit ihm, bei seinem letzten Besuche in Rußland, den Plan von Kronstadt durchgegangen, und habe ihm die Unmöglichkeit aus einander gesetzt, der Festung mit Schiffen auf den Leib zu gehen. Sir Charles hat nie einen zarten Styl geschrieben; dieses Mal aber wird er über alle Maßen grob, und sagt unter Anderem dem Lord von der Admiralität, der allerdings von der edlen Kunst der Schifffahrt Nichts versteht, folgende Schmeichelei in's Gesicht: "Wenn Sie von der Admiralität vorgeschoben wurden, mich zu beleidigen, dann haben Sie eine unwürdige Rolle gespielt, eine närrische dagegen, wenn Sie aus eigenem Antriebe gesprochen."
- Der berüchtigte Kassirer des Krystallpalastes, Robson, ist in London zu 34jähriger Deportation verurtheilt.
- Der entflohene Nordbahnbeamte Carpentier ist, wie aus Newyork gemeldet wird, nun gleichfalls verhaftet.
- Die amerikanische Regierung soll entschlossen sein, eine Verpflichtung zur Bezahlung des Stader Elbzolls bei Brunshausen nicht ferner anzuerkennen.
- Die Kaiserinwittwe von Rußland ist in Nizza angekommen. Die Gemächer der Kaiserin sind auf das Prächtigste eingerichtet, alle Toilettegegenstände sind von gediegenem Silber. Ihre Appartements bestehen aus einem Salon, einem Boudoir, einem Schlafzimmer, einem Toilettezimmer, einem geräumigen Gewächshause, um darin spazieren zu können. Ihr Gefolge besteht aus 200 Personen, darunter 12 Kosacken, welche den innern Dienst versehen. Auf der von ihr bewohnten Villa Avigdor wird die russische Flagge wehen. Am Abend ihrer Ankunft war Nizza glänzend beleuchtet und die herrliche Promenade von der Stadt bis zu der Vills Avigdor erglänzte in langen Guirlandenreihen von farbigen Gläsern und bunten Ballonen.
- Der Kaiser von China hat befohlen, daß alle europäischen Münzen, welche die inländischen Kaufleute für ihre Waaren erhalten, eingeschmolzen und als Silberbarren in Umlauf gesetzt werden sollen, um zu verhindern, daß die Münzen in das Innere des Reichs eingeführt werden.
- Das Berliner Central=Committee zur Sammlung von Unterstützungen für die entlassenen Beamten, Geistlichen, Lehrer etc. aus den Herzogthümern Schleswig und Holstein hat ein besonderes Committee aus seiner Mitte gewählt, um die vermuthlich noch in diesem Monate hier stattfindende allgemeine Verloosung der geschenkten Sachen aus den verschiedenen deutschen Ländern anzuordnen und zu leiten.
- Das Frankfurter Departement für Handels= und Finanz=Sachen, das sogenannte Rechnei= und Renteamt, hat in dem Schooße der neuen Gewerbekammer die Erörterung einer gewichtigen Frage angeregt, indem es diese Corperation befragte, ob es zeitgemäß sei, die Vereinigung von Gewerben mit Kaufleuten und Capitalisten zuzulassen, mit andern Worten, die Gewerbefreiheit einzuführen. Die Sache wurde von der Gewerbekammer an einen Ausschuß verwiesen, und dieser hat, wie nicht anders zu erwarten, die Frage einstimmig verneint.
- In Wien ist ein großartiger Monturunterschleif entdeckt, den ein renommirter Tuchfabrikant und Lieferant für den Armeebedarf begangen. Derselbe ist verhaftet und mit ihm 30-40 Personen in Untersuchung. Man schätzt den dem Militair=Aerar zugefügten Schaden auf 2 Mill. Gulden. Dieser beispiellose Betrug war förmlich organisirt und seit dem Jahr 1848 im Schwunge, und steht, wie sich später ergeben, nicht vereinzelt da; auch zu Brünn und Grätz sind ähnliche Untersuchungen im Gange, wobei sogar höhere Officiere und Beamte gravirt sind.
- Aus Wien wird als Gerücht gemeldet, daß der alte greise Feldmarschall Radetzky sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen werde, um sich wie ein alter Held ruhig auf die letzten Tage zu rüsten. Er hat das neunzigste Jahr erreicht.
- In den Docks zu Cardiff ist am 29. Oct.

[ => Original lesen: 1856 Nr. 45 Seite 2]

ein schönes preußisches Kauffahrtheischiff in Folge einer Explosion zu Grunde gegangen. Die Luken des Kohlenmagazins waren unvorsichtigerweise einen ganzen Tag verschlossen geblieben, als darauf ein Arbeiter sich mit einem brennenden Licht in den Raum begab, war das Unglück geschehen. Das Fahrzeug wurde in Stücke zertrümmert, zwei von der Bemannung blieben auf der Stelle todt, der Steuermann eines daneben liegenden Schiffes wurde von einem Balken erschlagen und 10 andere mußten ins Hospital gebracht werden. Andere kamen wunderbarerweise mit dem Leben davon; Einer wurde ins Wasser, ein Anderer aufs Land geschleudert und ein Matrose flog mit sammt seinem Bette durch die zerklüftete Schiffswand hinaus. Ein anderes Schiff gerieth in Brand; alle Fensterscheiben der Nachbarschaft wurden zertrümmert und die ganze Stadt war wie von einem Erdbeben erschüttert.
- In London war es am 29. Oct. im buchstäblichen Sinne des Wortes nicht Tag geworden: ein rechter Novembernebel lagerte den ganzen Tag über der Stadt, so daß die Laternen brennen bleiben mußten, um den Straßenverkehr einigermaßen zu unterhalten. Zum Glück war der Nebel nicht schwarz, sondern dunkel orangegelb, und gestattete somit während der meisten Tagesstunden eine Fernsicht bis auf einige Dutzend Schritte. Zeitweise nahm er eine solche Dichtigkeit an, daß die allernächsten Gegenstände nicht zu unterscheiden waren, und in solchen Augenblicken ereignete sich manches Unglück auf dem Lande, wie auf dem Wasser; zwei Eisenbahnarbeiter wurden beim Ueberschreiten der Schienen getödtet und etwa ein halb Dutz Personen in den Straßen übergefahren.
- Der Ursprung des Namens "Malachow=Hügel" stammt aus dem Anfang dieses Jahrhunderts, und zwar von einem ehemaligen Schiffer, Namens J. Malachow, der als Freund von geistigen Getränken, auf dem Hügel neben der Karabelnaja=Bucht ein Häuschen erbaute und daselbst eine Schenkwirtschaft etablirte. Zuerst nannten die Besucher der neuen Kneipe dieselbe ihrem Wirthe zu Ehren "Malachow=Schenke" und als dieser Namen allgemein bekannt und geläufig war, hieß man den ganzen Hügel "Malachow=Hügel". Das ist der einfache Ursprung dieses weltberühmt gewordenen Namens, der jetzt einem Herzog als Titel dient und in der Geschichte für ewige Zeiten aufbewahrt bleiben wird.
- Nachdem Ostindien in diesem Jahre von der Cholera so schwer heimgesucht worden (man schätzt die Zahl der Todesfälle auf 90,000), ist dort später durch das Austreten der Flüsse eine Ueberschwemmung gefolgt, die ganze Städte und Dörfer durch ihre Heftigkeit von der Erdoberfläche wegfegte.
- Im Westen Nordamerikas geht der riesigste Civilisations=Prozeß, den die Welt je sah, mit einer Schnelligkeit vor sich, die den Betrachtenden mit Staunen erfüllt über die Thatkraft des germanischen Stammes. Als ein Beispiel der Schnelligkeit des Fortschritts wird eine summarische Uebersicht des Geschäftsbetriebes von Chicago in Illinois am Michigan=See für das letzte Jahr aus Washington mitgetheilt. Der Ort war vor 10 Jahren ein unbedeutender Flecken. Länge der Eisenbahnen, die in Chicago münden, im Februar 1852: 40 engl. Meil., im Februar 1856: 2933 engl. Meilen. Jährliche Einnahmen dieser Bahnen, im Jahre 1852: 40,000 Dollars, im Jahre 1855: 13,298,201 Dollars. Anzahl der Züge, die im Winter 1852 in Chicago täglich ankamen und abgingen: 96, im Sommer 1855: 110. Bevölkerung 1852: 38,783, im Jahre 1855: 83,509. Aehnlich der Getreide= und Holzhandel etc. Solche Zahlen sprechen deutlicher und eindringlicher als alle Beschreibungen. Es gränzt ans Fabelhafte. Und mit dem Geschäftsbetriebe geht auch die Beförderung des religiösen Interesses Hand in Hand. Ueberall werden sofort Kirchen und Schulen errichtet und durch freiwillige Beiträge erhalten. - Wäre das Terrain der Vereinigten Staaten nur so dicht bevölkert, wie der preußische Staat, so würden über 460 Mill. Menschen darin leben! Jetzt beträgt die Zahl erst 27 Mill.
- Aus dem Mecklenburgischen berichtet der Hamb. Corresp.: Die Auswanderung der landwirthschaftlichen Arbeiter, weiter auch die im Allgemeinen für die Landwirthe sehr günstigen letzten Jahre, haben der Verbreitung der landwirthschaftlichen Maschinen unter jenen starken Vorschub geleistet, so daß es jetzt nur noch sehr wenige unter unsern irgend bedeutenderen Gütern giebt, welche u. A. nicht eine durch Pferde getriebene Dreschmaschine besitzen; Heckerling=, Mahl= oder dergleichen Maschinen gar nicht gerechnet. Ueber die praktischen Erfolge der Mähemaschinen, welche gleichfalls in einigen Exemplaren während der letzten Ernte bei uns eingeführt sind, haben wir Spezielleres und Zuverlässiges seither noch nicht erfahren können; was uns aber gerüchtsweise darüber zugegangen, mögen wir nicht nachschreiben. Anlangend die Dreschmaschinen, so lautet das fast einstimmige Urtheil dahin, daß die Anwendung derselben, dem Handdrusche gegenüber, die baaren Kosten des Ausdrusches zwar mindestens nicht vermindere, wenn nicht noch vergrößere; daß dieselbe aber wieder anderweitige Vortheile gewähre, welche jenen etwaigen Mehraufwand reichlich aufwägen, keineswegs aber die Hoftagelöhner, welche früher das Dreschgeschäft mit dem Flegel besorgten und dabei einen nicht unbeträchtlichen (gewöhnlich den 16ten, mitunter aber auch den 17ten) Theil sämmtlicher geernteter Körner dafür erhielten, in ihren Interessen beeinträchtige, wie das hin und wieder geglaubt worden, sondern demselben noch förderlich sei. Letzteres ist besonders auf solchen Gütern der Fall, wo das Korn schwer aus dem Stroh geht und wo viel Lagerkorn, zu welchem letzteren die Maschinen vorzugsweise verwandt werden, producirt zu werden pflegt. Die Vortheile des Maschinendrusches, dem Handdrusche gegenüber, bestehen besonders in Folgendem: 1) Man kann das nöthige Herbstsaatkorn rasch und rechtzeitig erhalten, und aus dem Verkaufe dieses, da es häufig sehr theuer bezahlt wird, nebenbei noch Nutzen ziehen. 2) Man kann überall eine rasch aufkommende ungewöhnlich hohe Conjunctur, von der es wahrscheinlich ist, daß sie sich nicht lange halten werde, benutzen und endlich 3) während der Ernte, wo es mitunter Regentage gibt, jene dazu verwenden, von dem bereits geborgenen Getreide auszudreschen, um so sämmtliches Korn unter Dach und Fach bringen zu können, was besonders bei knappem Gebäuderaum und reichen Ernten von großem Vortheile ist; denn es ist jedenfalls minder schadenbringend, das Stroh als das Korn in Miethen setzen zu müssen. Auch wird dadurch in vielen Fällen ein großer Theil der sonst so kostspieligen Gebäude ziemlich entbehrlich werden.
- Wohlfeiler Lederglanz für Kutschen=Geschirr und Riemenzeug. Man nimmt 2 Loth guten Tischlerleim, weicht ihn mit Wasser ein und läßt ihn auf dem Feuer flüssig werden. Hierauf löst man 3 Loth ordinaire Seife gleichfalls in Wasser über dem Feuer auf und gießt sie zu der warm erhaltenen Leimauflösung. Zur Auflösung beider Massen gebraucht man 1 Maß Wasser, oder, wenn man den Leim in Branntwein auflösen und mit Wasser auskochen will, 3/4 Maß Wasser und 1/4 Maß Branntwein. Sind beide Auflösungen mit einander vermischt, so setzt man 3-4 Loth Firniß, in Branntwein oder Essig gedämpft, zu der Masse und rührt nun noch 2 Loth gute Weizenstärke, die man mit etwas Wasser obiger Quantität verdünnt und kalt gerieben, hinzu, um Alles wohl mit einander zu mengen. Hierauf bringt man den Topf mit dem Ganzen auf ein gelindes Kohlenfeuer und läßt ihn abdampfen. Diese Masse kann man noch vor dem Abdampfen anwenden, oder sie auch in einem Ofen oder an der Sonne auf einem flachen Gefäß eintrocknen lassen und Täfelchen davon bilden. Die Wirkung dieses Lederglanzes ist um so angenehmer, je dünner man ihn aufträgt, nachdem er in Bier oder Wasser wieder flüssig gemacht ist. Er ist sehr brauchbar an Kutschen= und Riemenzeug, weil er das Leder sehr gut erhält und ihm das Ansehen der Neuheit gibt.
- Waschmittel für Wollenzeuge. Setzt man einem Seifenwasser Ammoniakflüssigkeit (s. g.

[ => Original lesen: 1856 Nr. 45 Seite 3]

Salmiakgeist) zu, so hat man ein sehr gutes Waschmittel für ungebrauchte wollene Zeuge. Man nimmt 3 Pfund Seife, 95 Pfund Wasser, 2 Pfund Salmiakgeist. Die Zeuge, wie Flanell, Fries und dgl. werden darin kalt gewaschen, und erhalten dadurch ein angenehmes Weiß, viel Milde und verlieren, wenn sie vorher geschwefelt sind, auch die schwefligen Theile, die sonst dem nachherigen Bläuen hinderlich sind. Für getragene Wollenzeuge, besonders für Jacken, die man am bloßen Leibe trägt, ist sehr gut, dieselben bloß in Sodawasser (eine Auflösung von kohlensaurem Natron in Regenwasser) ohne alle Seife zu waschen. Man löst zu dem Ende etwa 1 Pfund krystallisirte Soda in 1 Maß Wasser auf. Von diesem Sodawasser gießt man dann nach Befinden der Umstände dem warmen Waschwasser zu, wie man es mit der Lauge zu machen pflegt, und wäscht die Jacken, Strümpfe und dergl. darin aus. Dadurch laufen dieselben gar nicht ein, und werden in viel kürzerer Zeit rein, als wenn man sie mit Seife waschen will, denn die Milch= und Essig=Säure des Schweißes, womit dergleichen Kleidungsstücke durchdrungen sind, zersetzen die Seife des Seifenwassers und scheiden das Fett der Seife aus, welches sich auf die Wollenfaser niederschlägt, und erst durch anhaltendes Waschen wieder herunter gebracht werden kann, wobei die Wolle sehr einläuft. Daher kommt auch der Seifengeruch, den solche Wolljacken aus der Wäsche mitbringen, weil die Seife nicht herausgewaschen ist. Bei der Soda geht dieses aber alles vollkommener und schneller vor sich, weil die Soda die Säuren im Wollenzeuge sättigt und die Schweißtheile auflöst.
- In den Donauhäfen liegen gegenwärtig an 600 Schiffe, die vergeblich auf Getreide=Ladungen warten, da die schwache Zufuhr aus dem Innern gegenwärtig stockt, weil der Ausdrusch des Getreides, der dort zu Lande im Freien mit Pferden geschieht, so lange Zeit durch die häufigen und starken Regengüsse verhindert war und daher sich die Preise zur Zeit einige Schillinge höher als in England stellen.
- Die russische Regierung hat einer französischen Gesellschaft Eisenbahn=Concessionen für eine Strecke von ungefähr 2500 Meilen ertheilt, deren Erbauung auf 108,000 Taler (Mecklenburg) die Meile veranschlagt ist.
- Der diesjährige Getreidehandel in Petersburg ist so ungewöhnlich lebhaft und umfassend, wie noch in keinem Jahre, aber die Zufuhren aus dem Innern nehmen von Tag zu Tag ab, während die Nachfragen sich steigern. Wäre nur ein Theil der reichen Vorräthe Odessa's herbeizuschaffen, so könnten die Käufer wohl befriedigt werden. Nach Vollendung der Eisenbahnen würden sich diese Handelsverhältnisse günstiger gestalten und die Ungleichheit in der Production des Nordens und Südens durch die erleichterten Transportmittel geebnet werden. Seit Eröffnung der Schifffahrt ist aus dem Petersburger Hafen die ungeheure Quantität Getreide von weit über drittehalb Millionen Tschetwert ausgeführt.
- Aus Flensburg wird geschrieben: Die starke Zufuhr von russischem Roggen, welcher hier theils für hiesige, theils für russische Rechnung aufgestapelt worden ist, hat auf eine wohlthuende Weise dem Mangel an gutem Brodkorn Abhülfe gethan, indem die Landleute durchaus nicht ihre neue, schlecht geerntete, feuchte Waare unterbringen können. Obgleich der russische Roggen in betreff der Qualität bei Weitem nicht der besten Sorte angehört, findet er doch als alte und trockene Waare guten Absatz zu höheren Preisen, als die Bauern für den ihrigen bedingen können. Von russischem Hafer sind ebenfalls bedeutende Partieen eingeführt worden, der, gleich dem Roggen, hier und in anderen schleswigschen Städten, willige Abnehmer gefunden hat.
- Auf dem letzten Flensburger Viehmarkt war der Umsatz in Pferden lebhaft, es waren 400 am Markt, die rasch an ausländischen Pferdehändlern verkauft wurden. An Hornvieh waren 4000 Stück angetrieben, worin der Handel träge ging, da Verkäufer zu hohe Preise forderten. - Von Tönning sind bis jetzt im Ganzen 11,480 Ochsen und von Friedrichstadt 3000 Ochsen nach England ausgeführt.
- In der Expedition der Schweriner Anzeigen ist zu erfragen, wo eine Landstelle von 24,000 Quadratruthen zu verkaufen ist. Die Ländereien sind ganz vorzüglich, die Gebäude neu, Inventarium vollständig. Auch soll mit dem Verkauf der Pachtcontract über eine Bauerhufe cedirt werden.
- Der Erbpächter Kähler zu Radegast bei Gadebusch ist gewilliget, sein daselbst belegenes Erbpachtgehöft, mit einem Areale von 26,200 []Ruth., unter der Hand zu verkaufen.


Vorladungen.

Auf den Antrag des Schulzen Faasch in Selmsdorf, als gerichtlich bestellten Curators der Kinder und Beneficial=Erben des daselbst verstorbenen Tischlermeisters Maaß, ist zur Ermittelung etwaiger unbekannter, auf dem Nachlaß des Verstorbenen haftender Schulden das gegenwärtige Proclam - und zwar eventuell zur vollen Wirkung eines Concursproclams - erkannt worden, kraft dessen alle Diejenigen, welche an den Nachlaß des verstorbenen Tischlermeisters Maaß in Selmsdorf Ansprüche haben oder zu haben vermeinen, hierdurch geladen werden, solche in dem zu diesem Zwecke auf

Donnerstag                                                    
den 4. Dezember d. J.
Vormittags 11 Uhr

angesetzten Termine bestimmt anzugeben und zu rechtfertigen, widrigenfalls sie damit von diesem Nachlasse alsbald für immer ausgeschlossen und abgewiesen sein sollen.
Von der Anmeldungspflicht werden jedoch diejenigen Gläubiger des verstorbenen Tischlers Maaß hiermit ausgenommen, welche ihre Forderungen auf dem ihnen vor dem Termine vorzulegenden, mit dem Gerichtssiegel corroborirten Posten=Zettel, an Kapital und Zinsen, richtig verzeichnet finden werden; wenigstens haben dieselben im Meldungs=Falle auf Kostenersatz keinen Anspruch.
Schönberg, den 1. October 1856.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                    Reinhardt.


Verkaufs=Anzeigen.

Auctions=Anzeige.
Am                                                    
Mittwoch den 10. November d. J.,
Morgens 9 Uhr,

sollen in dem Hause des Gastwirths Michaelsen in Selmsdorf folgende Gegenstände gegen gleichbaare Bezahlung verkauft werden, als:

ausgedroschener Roggen, Stroh, Kartoffeln, 2 Hobelbänke und sonstige Tischlergeräthschaften, einige eichene Bohlen, Kleidungsstücke, 1 Ziege und 2 Ziegenböcke u. s. w.
Schönberg, den 6. November 1856.

                                                    C. Seegert, Landreiter.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.

Die zwischen dem 1. April und 30. September 1856 versichert gewesenen Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner haben im November d. Js., die Hälfte ihres einfachen Ansatzes (1/2 Simplum) als Beitrag zu bezahlen. - Es contribuiren versichert gewesene 84,060,832 Mark Courant.
Lübeck, den 16. October 1856.

                          Namens der Direction
                                                    Faber, Dr.,
                                                    Secretair des Vereins.


[ => Original lesen: 1856 Nr. 45 Seite 4]

Wegen eingetretener Umstände wird das Quartal der hiesigen Böttcher=Zunft erst

am Montag den 10. November d. J.,

als am Martini=Tage, stattfinden, und werden die Zunftmitglieder hierdurch ersucht, sich an diesem Tage allhier in dem Lokal des Gastwirths Boye Morgens 10 Uhr zu versammeln.
Schönberg den 2. October 1856.

Maaß,
Kleinfeldt, Aelterleute.


Mit                                                    
Eisen=Waaren,

bestehend in englischen Hobeleisen, Stemmeisen, Feilen, Raspeln, Zugmessern, so wie in englischen krummen Zugmessern, allen Sorten Schlössern und Hängen, Schrauben, Bollen, Bohrtrauben, Kneifzangen, Biegzangen, Zuckerzangen, Feuerzangen und Schaufeln, Zimmermanns Winkeleisen, Breitbeilen, Queräxten, besten englischen Sägeblättern, Ketten, Kuhketten und Halfterketten, Fensterbeschlag, emaillirten Grapen und englischen Heckelingsmessern von vorzüglichster Güte, empfiehlt sich zu den billigsten Preisen bestens

                                                    C. Schwedt.

Schönberg, 30. October 1856.


Damen=Mäntel
für den
Herbst und Winter

nach den neuesten Façons und in bedeutender Auswahl, wie auch ein sehr schön assortirtes Lager deutscher, englischer und französischer

Manufaktur=Waaren

zu billigen, festen Preisen empfehlen

                                                    U. Beermann & Co.
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                                                    Klingberg No. 927.

Schriftliche Aufträge werden auf das Beste ausgeführt.


Gußeiserne Dachfenster: 1 Pfanne 34 Schilling (Mecklenburg), 2 Pfann. 1 Thlr., 4 Pfann. 1 Thlr. 32 Schilling (Mecklenburg), 6 Pfann. 2 Thlr. 10 Schilling (Mecklenburg), 8 Pfann. 3 Thlr. 10 Schilling (Mecklenburg), 9 Pfann. 3 Thlr. 16 Schilling (Mecklenburg) Mecklenb. Cour. à Stück u. s. w.
Brücken= oder Decimal=Waagen: 100 Pfund 8 Taler (Mecklenburg) 40 Schilling (Mecklenburg), 200 Pfund 10 Thlr. 32 Schilling (Mecklenburg), 300 Pfund 11 Thlr., 400 Pfund 12 Thlr., 600 Pfund 16 Thlr., 1000 Pfund 19 Thlr. 16 Schilling (Mecklenburg) Mecklenb. Cour. à Stück u. s. w.
Luftdichte Einsatzöfen: 8 Taler (Mecklenburg), 9 Taler (Mecklenburg) und 10 Taler (Mecklenburg) Mecklenb. Cour. à Stück.
Grade, 5 Zoll weite, gußeiserne Ofenröhren: 15 Schilling (Mecklenburg) Mecklenb. Cour. à laufender Fuß, d. h. die Ansätze werden nicht gerechnet.
Ofenthüren: 1 Thlr. 10 Schilling (Mecklenburg), 1 Thlr. 32 Schilling (Mecklenburg), luftdichte do. 1 Thlr. 32 Schilling (Mecklenburg), 1 Thlr. 40 Schilling (Mecklenburg), 2 Thlr. Mecklenb. Cour. à Stück.
Londoner Patent Portland Cement, ist durch seine starke Bindekraft und lange Dauer nicht allein zu den gewöhnlichen Arbeiten mit Cement, sondern auch statt der kostspieligen Fliesen zu Hausdielen, in Küchen, Kellern etc. sehr zweckmäßig zu verwenden.
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                                                    Aug. Spehr.


Am                                                    
3., 4. und 5. December

beginnt die Ziehung der von der freien Stadt Frankfurt errichteten und garantirten mit 14,800 Gewinnsten von Gulden 200,000, 100,000, 50,000, 30,000, 25,000, 2mal 20,000, 2mal 15,000, 12,000, 10,000, 6000, 5mal 4000, 4mal 3000, 13mal 2000, 117mal 1000 etc. ausgestatteten

großen Geldverloosung.

Bei unterzeichnetem Handlungshause, das mit dem Verkaufe der Loose amtlich concessionirt, sind ganze Loose zu Thlr. 3. 13, halbe zu Thlr. 1. 22, Viertel zu 26 Sgr. zu beziehen und werden die Gewinnlisten pünktlichst den resp. Abnehmern zugefertigt.

                                                    Jacob Strauß
                                                    in Frankfurt a/Main.


Am
3., 4. und 5. December d. J.

beginnt die von der freien Stadt Frankfurt errichtete und garantirte große Geld=Verloosung, welche unter 28,000 Loosen 14,800 Gewinne und 11 Prämien von

Guld. 200,000, 100,000, 50,000, 30,000, 25,000, 2mal 20,000, 2mal 15,000, 12,000, 2mal 10,000, 6000, 2mal 5000, 5mal 4000, 5mal 3000, 14mal 2000, 117mal 1000 etc. enthält.
Zu dieser ebenso gewinnreichen als soliden Ausspielung empfiehlt unterzeichnetes Handlungshaus seine stets vom Glücke begünstigte Collecte mit ganzen Loosen à Taler (Mecklenburg) 3. 13 Sgr., halben à Taler (Mecklenburg) 1. 22 Sgr., Viertel à 26 Sgr. und sichert bei pünktlicher Uebersendung der Ziehungsliste die sorgfältigste und verschwiegenste Bedienung zu.

                                                    Alexander Klingler
                                                    in Frankfurt a/Main.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 2-40 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 4-10 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 2-  8 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 40-  46 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 44-48 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 27-28 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 40-44 Schilling (Mecklenburg),     Sommer=Rapsaat 26-27 Mark (Lübeck)
Erbsen - Taler (Mecklenburg) 42-60 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 17-18 Mark (Lübeck)
Butter 13 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln 5 Schilling (Mecklenburg).


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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