No. 12
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. März
1856
sechsundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1856 Nr. 12 Seite 1]

Daß die verehelichte Schneidermeister Maria Ollhöft geborne Schütt, in Selmsdorf, nach bestandener Prüfung, ihrer Mutter, der Hebamme Schütt daselbst, adjungirt und als Hebamme für das Kirchspiel Selmsdorf bestellt worden ist, wird hierdurch bekannt gemacht.
                  Schönberg, den 17. März 1856.

                          
Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.       C. L. v. Oertzen.       Plettner.


Es sollen zur hiesigen Chausseebau=Casse zum bevorstehenden Johannis=Termine

einige Summen in Pr. Cour.

angeliehen werden, und zwar unter nachfolgenden Bedingungen:

1) Die Anleihe geschieht unter Landesherrlicher Gewährleistung
2) Die über jeden angeliehenen Posten zu ertheilenden Obligationen werden nach dem Wunsche des Darleihers, entweder auf einen bestimmten Namen, oder auch für jeden Inhaber und Vorzeiger derselben, gültig und zahlbar, ausgestellt.
3) Die Capitalien werden mit 3 Procent alljährlich verzinset und die jährigen Zinsen im Johannis=Termine bezahlt.
4) Dem Darleiher sowohl, als der Chaussee=Bau=Casse steht eine halbjährige, jedes Mal zu Antoni oder Johannis zu beschaffende Kündigung frei.
5) Unter 50 Taler (Mecklenburg) werden keine Capitalien angenommen.
              Diejenigen, welche von dieser Gelegenheit zur Unterbringung von Geldern Gebrauch machen wollen, können ihre desfallsigen Anmeldungen beim Herrn Steuer=Commissair Grapow hieselbst machen.
              Schönberg, den 17. März 1856.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.       C. L. v. Oertzen.       Plettner.


- Die Kaiserin von Frankreich ist am 16. März von einem Prinzen entbunden. Die Entbindung war eine sehr schwierige, und das Kind drohte zu ersticken. Am 17. hat die Vortaufe des Prinzen stattgefunden. Derselbe erhielt die Namen: Napoleon Eugene Louis Jean Joseph. Der Pabst und die Königin von Schweden sind die Taufpathen. Die Bülletins über den Gesundheitszustand der Kaiserin und des Prinzen lauteten befriedigend. - Die Wiege, welche die Stadt Paris dem kaiserlichen Kinde schenkt, wurde auf den Wunsch des Kaisers und der Kaiserin, als ein von ausgezeichneten Meistern verfertigtes Geschenk, zwei Tage lang dem Publikum zur Ansicht ausgestellt. Die Wiege hat die Form des Schiffes im Wappen der Stadt Paris und wird von vier kleinen Säulen getragen. Am Vordertheil befindet sich ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln, am Hintertheile die Bildsäule der Stadt Paris von vergoldetem Silber. Die Wiege selbst ist aus Rosenholz und reich mit Gold und Silber verziert. Vier prächtige Emailarbeiten stellen die vier Tugenden dar, die das Attribut der Souveräne sind - die Klugheit, die Gerechtigkeit, die Wachsamkeit und die Kraft. Die Vorhänge sind von blauem Atlas und mit den feinsten Alençon= Spitzen verbrämt. Auf die Fußdecke ist das kaiserliche Wappen gestickt. - Der Taufanzug für das kaiserliche Kind wird auf 25,000 Fr. geschätzt, der Gesammtwerth des Kinderzeugs, wovon von jedem Theil 12 Dutzend vorhanden ist, wird weit über eine halbe Million Franks betragen.
- Nach der Geburt des kaiserlichen Prinzen fand die Aufnahme des Protokolls im Civilstands=Register der kais. Familie statt. Der Kaiser hat für sich und die Kaiserin den Beschluß gefaßt, bei allen am 16. März gebornen legitimen Kindern Pathenstelle zu vertreten.
- Aus dem englischen Lager von Sebastopol wird geschrieben: Am 29. Februar wurde zwischen den russischen und alliirten Generälen an der Traktirbrücke der Waffenstillstand vereinbart. Für die betheiligten Generale waren zwei Zelte aufgeschlagen.

[ => Original lesen: 1856 Nr. 12 Seite 2]

Am Ende der Brücke flatterte die russische Fahne und dahinter hielten etwa 25 Kosacken, die den russischen General begleitet hatten. Eine Anzahl englischer, französischer und piemontesischer Offiziere hatten sich als Zuschauer eingefunden, zwischen welchen und den russischen Offizieren einige Artigkeitsbezeugungen stattfanden, man radebrechte ein wenig Französisch und Deutsch, doch schien man beiderseits um einen Gegenstand der Unterhaltung verlegen. Das natürlichste Thema war die Pferdekunde; die Russen bewunderten einige unserer Schlachtrosse nicht wenig und waren vermutlich über ihr gutes Aussehen erstaunt. Für die unsern wieder hatten die bepelzmützten Kosacken das meiste Interesse; die alliirten Offiziere stellten sich um sie herum, besahen ihre Montur und Waffen und ließen sich in eine Conversation mit ihnen ein, die größtentheils in der Zeichensprache geführt wurde. Die Herren Kosacken machten sich ein Vergnügen daraus, die Bekanntschaft ihrer Feinde zu cultiviren, und hatten offenbar praktische Zwecke im Auge. Das Erste, was wir sahen, war, daß ein Korporal einem sardinischen Offizier einen kleinen Tauschhandel vorschlug. Letzterer hatte eine leidlich gute Reitpeitsche, für die der schlaue Steppensohn ihm mit Gewalt ein schäbiges Folterwerkzeug anbot, dessen sein Pony gewiß mit Vergnügen los geworden ist. Der Sardinier besann sich, aber der Kosack wurde zudringlich, und der Tausch kam zu Stande. Bald wurde das Peitschengeschäft allgemein, und mancher Offizier gab gern eine elegante Gerte für eine Kosackenpeitsche, nur um ein Andenken an den ersten Tag des Waffenstillstandes mit in die Heimath zurück zu bringen.
- An Preußen ist von dem Vorsitzenden in der Pariser Conferenz, Grafen Walewski, die Einladung ergangen, einen Bevollmächtigten zur Theilnahme an den Conferenzen zu ernennen. Preußen hat, dieser Einladung folgend, den Minister=Präsidenten Freiherrn v. Manteufel als Bevollmächtigten nach Paris gesandt.
- Nicht bloß die Diplomaten halten ihre Conferenzen in Paris; in der Friedensstraße fand letzten Sonntag eine Versammlung sämmtlicher Näherinnen von Paris statt. Es galt die folgenden beiden wichtigen Fragen zu entscheiden: was wird man aus dem Longchamp von 1856 für Kleider und was für Hüte tragen? Die Damen waren zu diplomatisch, einander das Gelübde des Schweigens aufzuerlegen, da sich Verschwiegenheit bei ihnen von selbst versteht. Wir haben daher keine authentische Mittheilung zu machen, und begnügen uns mit folgender Andeutung: Da die Pariserinnen von Tag zu Tag an Stärke abnehmen, muß sich das ganze weibliche Europa in mit volants behängte Reifröcke stecken, und es wäre demnach beschlossen worden, daß der gegenwärtige Umfang der Kleider beibehalten, ja noch vermehrt werden solle. In der Hut=Frage hat sich ein Zwiespalt herausgestellt. Die Hälfte der Bevollmächtigten hat sich für den jetzt üblichen kleinen Hut ausgesprochen und will dessen sociale Stellung im Nacken nach wie vor gewahrt wissen. Die andere Hälfte stimmte für eine Stellung des Hutes mehr nach vorwärts und verlangte, daß er nähere Bekanntschaft mit der Stirne mache. Die Vertreterinnen dieser Meinung erinnerten nicht ohne einige Sensation im feindlichen Lager zu erregen, an den großen Erfolg, den diese Hüte von 1826-30 in ganz Europa hatten. Wie gesagt, scheint es noch zu keiner Entscheidung gekommen zu sein, und man mußte sich damit begnügen, die widerstreitenden Meinungen zu Protokoll zu nehmen. Es heißt, man wolle an das allgemeine Stimmrecht beim Longchamp appelliren, um zu entscheiden, ob die Hüte im Jahre 1856 auf der Stirn oder im Nacken zu sitzen haben.


Eine Mahlzeit bei den Esquimaux.

Die Theile der Erdoberfläche, welche sich nach dem Nordpol hin um das große Polarmeer lagern und von größerem Flächeninhalt sind, als ganz Europa, bilden jenseits des arktischen Cirkels eine erhabene Wüste der entsetzlichsten Art. Innerhalb dieses Kreises ist alles verschlossenes Prachtschloß des ewigen Winters. Tausende und aber Tausende von Meilen baum= und pflanzenlos ohne den bescheidensten Keim eines Gräschens, hier voller himmelstürmender Alpen ewigen Eises, dort ewige, schneeblendende, frostgebundene Ebene, durch welche das Renn= und Elennthier jagen, und über welche die uralte Sonne sechs Monate lang, ohne einmal unterzugehen, hinstreift, ohne die Diamantburgen ewigen Eises nur zu erweichen, über welchen dann eine sechs Monate lange Nacht liegt, die oben im Himmel mit den feurigen, wilden Heeren der Nordlichter spielt, ohne daß von diesen elektrischen Feuermassen, welche die härtesten Metalle schmelzen, nur ein Atom von Wärme heruntersteigt. Die eine Hälfte dieses Cirkels auf der amerikanischen Seite, Jahrhunderte lang Kampfplatz der Expeditionen zur Entdeckung eines Seeweges nach den asiatischen und amerikanischen Gestaden jenseits unserer Halbkugel, hat unlängst den Triumph der Entdecker dieser "Nordwestpassage" gesehen und kurz darauf die Passage und den ganzen Kampf mit furchtbar tragischem Effekt auf ewig geschlossen. Die letzte Scene war eine arktische Eiswüste mit den verstümmelten, starren Gebeinen Franklin's und seiner 158 Helden, die nach langem Kampfe mit Kälte und Hunger sich zum Theil gegenseitig selbst aufgegessen hatten, ehe sie vollends verhungerten und erfroren. Wenigstens fielen die Berichte der Esquimaux über die letzten Schicksale der Franklinianer in diesem Sinne aus. Was auch nähere Untersuchungen, die man jetzt anstellt, ergeben, der 1527 begonnene und 1854 geschlossene Kampf um die Nordwestpassage ist und bleibt durch ewige Eislabyrinthe und die darin einbalsamirten Franklin=Leichen geschlossen. In der Mitte dieser Scene erhebt sich zugleich das Denkmal des französischen Lieutenants Bellot, der auf einer der letzten englischen Expeditionen, während er mit dem Fernrohre durch die Eismauern zu dringen suchte, plötzlich von dem arktischen Meere verschlungen ward: eine neun Fuß hohe Stein=Säule mit einem Erdglobus auf der Spitze und verschiedenen Inschriften, welche es zu einem Denkmale der arktischen Expeditionen überhaupt machen. Am Fuße der Säule steht: "Post-Office" (Post=Büreau) und darüber ist ein Briefkasten angebracht, in welchem Jeder, der von der Beechy=Insel nach Europa schreiben will, seinen Brief stecken kann, vorausgesetzt, daß sich dort Korrespondenten und Leute finden, die Briefe zu besorgen. Dieser englische Briefkasten hat etwas Lächerliches, wie denn die ganze Säule, insofern sie über den Zweck, ein Monument für Bellot zu sein, hinausgeht, zugleich als das Denkmal der Beschränktheit und Hartnäckigkeit der englischen Admiralität gelten kann. Der Weg von England aus durch die Eis= und Kanallabyrinthe des arktischen Meeres auf der amerikanischen Seite nach der Behringsstraße ist nicht nur von vorn herein ein Hunderte von Meilen langer Umweg um Grönland herum, sondern erwies sich auch, noch ehe man acht Millionen Thaler für Expeditionen dahin verschwendet, als ein unmöglicher, auch vorausgesetzt, daß man durch gebrochene Eismassen die Passage wirklich fände, wie denn auch die jetzt wirklich entdeckte sofort als ganz nutzlos proklamirt ward. Der Weg auf der asiatischen Seite an Sibirien bildet von London aus nach der Behringsstraße fast eine gerade Linie durch lauter offenes Meer hin, welches im Juni vollkommen eisfrei ist, da es jedes Jahr von den gigantischen Strömen Sibiriens aufgerissen und vom warmen Golfstrome sowohl fortgetrieben als aufgelös't wird. - Der berühmte Geograph A. Petermann bewies dies der Admiralität in einer besondern Broschüre aus den bisherigen Expeditionen auf dieser Seite und durch mathematisch sichere Wissenschaft der Wärmevertheilung auf der Erde und zeichnete ihnen die gerade Linie außerdem noch mit brennendem Roth in eine beigegebene Karte und daneben die krumme, die in ewige Kanal= und Eislabyrinthe auslief. Alles vergebens. Man kann sagen, daß bei der englischen Admiralität selbst das Sprüchwort: "mit der Nase drauf drücken", zu Schanden ward.

[ => Original lesen: 1856 Nr. 12 Seite 3]

Sehen wir uns nach etwas Lebendigem in dem ungeheuern todten Cirkel ewigen Eises um. Wir finden schneeweiße Thiere mit kostbaren Pelzen und gelbbraune, geräucherte, fettglänzende, kleine, listige, lügnerische, tückische Menschen, in einzelne, schneebedeckte, rauchende Haufen verkrochen. Und die Esquimaux, welche hauptsächlich Zeugen der arktischen Expeditionen waren, übertreffen an List und Diebischkeit die geschultesten londoner Uebertreter des siebenten Gebots. Im Uebrigen sind sie ganz frei von Civilisation. Vom Lesen, Schreiben, Regiertwerden, Steuernzahlen, Kirchen, Kerkern und sonstigen Phasen höherer Kultur wissen sie nichts. Sie jagen und fischen nach Fleisch und Fett, um damit dem eingeathmeten Sauerstoff Brennmaterial zu liefern und sich auf diese Weise selbst einzuheizen. Nach Liebig besteht das Athmen und Verdauen in Heizung des menschlichen Körpers. Je kälter es ist, desto mehr heizen wir unsere Oefen und uns selbst. Der Magen ist nur der Ofen in uns. Die Kälte macht Appetit, d. h. die Natur fordert uns auf, Kohlenstoff und Wasserstoff (welche die Verdauung aus Fleisch, Fett und Oel bereitet) in den Magen zu schaffen, damit sie der eingeathmete Sauerstoff in Kohlensäure und Wasser verwandeln, und dadurch die tierische Wärme erzeugen könne. Diese Verwandlung ist genau dasselbe, was mit dem brennenden Holze im Ofen vor sich geht, nur nicht mit Flammenentwickelung und nicht so rasch. Wir können uns daher nicht wundern, daß die Menschen jenseits des arktischen Cirkels bei gegen 40 Grad Kälte ganz anders anheizen, als wir. Ein braver, gesunder Mann bewältigt dort auf einmal einen Seehund und schlingt bei festlichen Gelegenheiten ein Pfund Talglichte hinterher oder gießt eine gute Kanne Fischthran oder sonstiges Oel in das Feuer seines Verbrennungs=Verdauungsprozesses. Doch um hier genau zu sein, lassen wir einen Engländer der arktischen Expedition, der bei einem Tusken (einer Sorte von Esquimaux) zu Tische eingeladen war, diese Mahlzeit selbst schildern.
Der erste Gang bestand in einem großen Klumpen zusammengefrorner, frisch aus dem Wasser gezogener Fische. Um unsern Wirth nicht zu beleidigen, hieben wir uns auch Jeder ein Stück Eisfisch ab, aber sie waren uns wirklich zu frisch. Frisch aus dem Wasser, ungesalzen, ungekocht, unausgenommen, reine Natur und dabei noch in Eis verwandelt, das wie Glas zwischen den kauenden Zähnen der Gierigen splitterte und knirschte! - Der nächste Gang bestand aus einem großen Haufen grünlicher Masse, die zwei Mann auf einem schmutzigen Brette hereintrugen. Die ganze Familie griff gierig hinein und stopfte sich den Mund damit, hinter jeder Hand voll ein Quadrat Wallfischspeck herschiebend, welchen die Dame des Hauses zu diesem Zweck geschnitten hatte. Dieses Grünfutter oder "Gemüse" schmeckte gar nicht übel, obgleich es weiter nichts war, als die noch nicht wiedergekäute Moosmasse aus dem Magen eines zu unseren Ehren geschlachteten Rennthiers. Die Wallfischquadrate, natürlich auch roh und geeis't, statt gesalzen, waren uns so viereckig, daß wir kein einziges vertilgen konnten, so wiederholt wir auch eingeladen wurden. Mit ironischem Lächeln über unsern Mangel an Geschmack sah man uns zu, wie wir versuchten, ohne einen einzigen Sieg zu feiern. Nachdem diese "Schüssel" geleert war, fuhr die Dame des Hauses mit schmutziger, knochiger Hand über das schmutzige Brett, denn sie hielt sehr auf "Reinlichkeit", und nachdem sie dieselbe ganz in den Mund gesteckt und auch diese auf diese naive Weise "gereinigt" hatte, wurden gekochte Stücke Seehund und Walroß auf das Brett geworfen. Das Fleisch erschien uns zwar viel geeigneter zu starken Sohlen für Jagdstiefeln, aber es war doch etwas "Warmes und wir hatten längst unsere englischen Ansprüche aufgeben gelernt, so das wir mit zulangten und unsern civilisirten Zähnen Heldenthaten der Urwelt zumutheten, worüber sich die ganze Familie sehr freute. Demnächst kam eine kohlschwarze, ebenholzartige Masse zum Vorschein, die uns anfangs selbst für die schärfsten Sägen oder Messer unverdaulich erschien, uns aber hernach nur desto mehr überraschte. Es war Wallfisch, den die Dame, welche die Honneurs machte, sehr geschickt in kleine Würfel zerschnitt, die dann von Jedem nach Belieben in den Mund hineingewürfelt wurden. Des Anstandes wegen versuchte ich's auch. Wie überraschte mich aber der hübsche cacaonußartige, angenehme Geschmack dieser Delikatesse, die eigentlich nicht aus Fleisch, sondern aus der dicken Haut des Wallfisches bestand. Es folgte eine sehr geringe Quantität gekochtes Rennthierfleisch, dann Wallfischgaumen, welcher die Zucker= und Mandel=Näschereien unserer Nachtische vertrat. Die Tusken nennen ihn ihren Zucker, und ich muß gestehen, daß wenn ich an der reichsten Tafel die Wahl zwischen Wallfischgaumen und Konditorwaaren hätte, ich ersteren stets vorziehen würde. Schlecht gerechnet, hatte während dieses Mahles Jeder etwa 5-6 Pfund Fleisch und Fett oder vielmehr Fett mit etwas Fleisch als Brennmaterial in seinen innern Verdauungsofen hineingeschoben. Und das war bei dieser Temperatur gar nicht zu viel auf 6-8 Stunden. Auch darf man dort in Bezug auf die Zubereitung des Brennmaterials nicht zu wählerisch sein: es giebt keine besondere Auswahl und was die Natur bietet, reicht nur eben hin, wenn man sie aufzusuchen weiß. Ohne die thranigen, öligen, fetten Thiere und das Renn= und Elennthier besonders würde sich keine Lebensflamme dort erhalten können.


Verkaufs = Anzeigen.

Am Tage nach Ostern, den 25. März d. Js., sollen im Kruge zu Carlow zwei gangbare Weber=Thaue u. s. w. in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung meistbietend verkauft werden.
Carlow den 11. März 1856.

                                                    Labann, Landreiter.


Bekanntmachung.

Die bisher unberichtigt gebliebenen Beiträge zur Armensteuer können noch in den nächsten 8 Tagen an die resp. Armenvorsteher bezahlt, dann aber müssen die Listen zur Einforderung der Rückstände der Großherzoglichen Landvogtei übergeben werden.
Schönberg, den 20. März 1856.

                                                    Die Armenbehörde.


Vermischte Anzeigen.

Erklärung.

Die in dem hamburgischen Correspondenten vom 15. d. Monats enthaltene Correspondenznachricht aus dem Fürstenthum Ratzeburg, mein fünfzigjähriges Amtsjubiläum betreffend, eine Nachricht, die auch in einer der letzten Nummern der Eisenbahn=Zeitung aus Schönberg mitgetheilt wird, ist unrichtig, da ich erst seit sechs und vierzig Jahren ein Predigtamt bekleide.
Domhof bei Ratzeburg den 19. März 1856.

                                                    Consistorialrath Genzken,
                                                    Propst des Fürstenthums Ratzeburg.


Bekanntmachung.

Da der Herr Missionar Ochs aus Trankebar in Ostindien auf mein Ersuchen sich willig gefunden hat, am Sonntag nach Ostern,

den 30. März, Vormittags

in der hiesigen Kirche eine Predigt über die Missionssache und Nachmittags im Pfarrhause einen Vortrag über den Stand der Mission in Ostindien zu halten, so bringe ich dies hierdurch zu allgemeiner Kenntniß. Auswärtige Missionsfreunde werden an diesem Tage auf der hiesigen Pfarre eine freundliche Aufnahme finden.
Schlagsdorf, den 19. März 1856.

                                                    Pastor Arndt.


[ => Original lesen: 1856 Nr. 12 Seite 4]

Anzeige für Blumenfreunde.

Durch die von Ernst und von Spreckelsen in Hamburg bezogenen Blumen=Sämereien bin ich in den Stand gesetzt, viele schöne, theils Prachtsorten, zu billigen Preisen liefern zu können.
Ferner halte ich ein Sortiment von 12 Sorten er neuesten englischen, mit Preisen gekrönten, gefüllten Stockrosen in prachtvollen Farben, a Pflanze 3 Schilling (Mecklenburg), bestens empfohlen.
Lübse im März 1856.

                                                    Splitter, Lehrer.


Den geehrten Blumenfreunden mache ich die ergebenste Anzeige, daß ich meine Georginen, welche durch viele neue auf 250 verschiedene Sorten vermehrt sind, in gesunden Knollen zu folgenden Preisen verkaufe:

50 Sorten nach meiner Auswahl mit Namen für 2 Taler (Mecklenburg) 24 Schilling (Mecklenburg)
24 Sorten nach meiner Auswahl mit Namen für 1 " 12 "
25 Sorten der neuesten und schönsten 2 " 32 "
12 Sorten der neuesten und schönsten 1 " 16 "
12 Stück in Rommel ohne Namen - " 24 "

Bestellungen bitte ich, bis zum 1. Mai bei dem Tischler Burmeister in Schönberg abzugeben. Pflanzenabgabe erfolgt Mitte Mai.
Demern, den 12. März 1856.

                                                    H. L. Bohn.


Die neuen Musterkarten von Tapeten und Borden in einer schönen und großen Auswahl sind jetzt eingetroffen, und empfehle ich mich damit zu den billigsten Preisen bestens.
Aug. Spehr.


Wohl zu beachten!
Heinrich Rohde aus Rehna

empfiehlt, durch billige Einkäufe auf der Leipziger und Frankfurter Messe, zum bevorstehenden Jahrmarkte sein vor dem Hause des Herrn Gastwirths Fick stehendes großes Lager von feinem Tuche, Buckskins und andern Manufaktur=Waaren, eine große Auswahl von modernen Atlas=Tüchern und Schürzen, ganz neuen Mustern von blanken und bunten Brockat= und schwarzen Doppel=Atlasbändern zu sehr billigen Preisen. Auch empfehle ich den geehrten Damen mein reichhaltiges Lager von feinen Kleiderstoffen, schwarzem Taffet und Atlas, nebst couleurtem Woll=Atlas, so wie von modernen Double=Shawls und Doppel=Tüchern.
Mein Stand ist, wie oben erwähnt, vor dem Hause des Herrn Gastwirth Fick und bitte ich um zahlreichen Besuch, besonders da ich zum ersten Male diesen Jahrmarkt besuche und mich befleißigen werde, meine Kunden auf das prompteste zu bedienen.


Um mich und meine Kinder für die Folge rechtlich ernähren zu können, bin ich gewillt, Unterricht im Nähen zu geben; zu welchem Ende ich mich der Rücksichtnahme meiner geschätzten Mitbürgerinnen ergebenst empfehle.
Schönberg, 20. März 1856.

                                                    Sophie Kiel, geb. Meß.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmachergesellen am Tage nach Ostern, den 25. März, stattfindet, und fordern sämmtliche Mitbrüder dringend auf, am gedachten Tage zu erscheinen oder die Auflage zu schicken.
Schönberg, den 7. März 1856.

                                                    Die Vorsteher und Altgesell
                                                    der
                                                    Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


150 Scheffel gute Eßkartoffeln
sind bei mir zu haben.                                                    
Rehna, den 26. Februar 1856.                          
                                                    J. H. Kindt,
                                                    Kaufmann.


Neuen russischen Säeleinsaamen
in vorzüglicher Güte empfiehlt zu billigem Preise
                                                    Aug. Spehr.


Ein Knabe ordentlicher Eltern, der Lust hat, die Schuhmacher=Profession zu erlernen, kann in die Lehre treten bei

Schönberg.                                                      Heibey,
Schuhmachermeister.


Am 19. März, Morgens früh, habe ich einen Sack mit verschiedenen Sorten Nägeln, ungefähr 40-45 Pfund schwer, auf dem Wege von meinem Hause nach dem Hause des Kaufmanns H. Wigger, verloren. Demjenigen, der mir über den Sack so Auskunft geben kann, daß ich ihn mit dem Inhalte wieder erhalte, verspreche ich eine gute Belohnung.
Schönberg, 20. März 1856.

                                                    Kock, Nagelschmidt.


Alle diejenigen, welche an meinen verstorbenen Bruder noch Forderungen haben sollten, so wie diejenigen, welche demselben schuldig sind, werden hierdurch aufgefordert, sich spätestens bis zum 22. März bei mir zu melden, erstere bei Verlust ihrer Forderung, letztere bei dem Nachtheil gerichtlich belangt zu werden, falls sie ihre Schuld nicht zahlen.

                                                    Hauswirth Zieting
                                                    in Thandorf.


Die in Bergedorf bei Hamburg erscheinende

Eisenbahn-Zeitung

ist viermal wöchentlich in großem Zeitungsformat für den beispiellos billigen Preis von 36 Schilling (Mecklenburg) L.=M. bei allen Großherzoglichen Post=Anstalten zu haben. - Sie bringt in freimüthiger, bündiger Kürze bekanntlich Alles, was die Leser in dem Großherzogthum irgend interessiren kann. Berichte über alle Neuigkeiten in Hamburg und den Gränzländern, Correspondenzberichte, leitende Artikel, sorgfältige politische Uebersichten, Haus= und Landwirthschaftliches, Vermischtes, Amtliches, Vakanzen, Preise von Korn, Fettwaaren, Caffee, Zucker, Geld= und Fondscourse, Viehmarktsberichte u. s. w.
Im Feuilleton giebt die Eisenbahn=Zeitung eine große Auswahl spannender Erzählungen; auch Literatur= und Kunst=Neuigkeiten. - Die d. Bl. beigelegten Prospecte sagen das Nähere.
Die Zunahme an Abonnenten ist enorm, und daher bringen die Inserate, billigst berechnet, auch guten Erfolg.
Bestellungen werden bei Herrn Wilh. Heincke baldigst erbeten, um die Zusendungen prompt und vollständig machen zu könne.


Kirchliche Anzeige.

Erster Ostertag. Hauptkirche Pastor Gerling. Nachmittagskirche: Derselbe. Frühkirche fällt aus.
Zweiter Ostertag. Hauptkirche: Pastor Gerling. Frühkirche und Nachmittagskirche fällt aus.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 2 Taler (Mecklenburg) 2-10 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 8-12 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 24-32 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen 1 Taler (Mecklenburg) 2-6 Schilling (Mecklenburg),
Gerste 1 Taler (Mecklenburg) 4-6 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat - Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 46-48 Schilling (Mecklenburg),     Sommer=Rapsaat - Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 20-24 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 18-20 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln, a Faß 8 Schilling (Mecklenburg).
Altona=Hamburger Viehmarkt.
Fette Ochsen, Handel gut, 100 Pfund 12-16 Taler (Mecklenburg).
Fette Schweine, gut, 100 Pfund 38-40 Mark.


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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