No. 13
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. März
1856
sechsundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1856 Nr. 13 Seite 1]

- Am 18. empfing Louis Napoleon in den Tuillerien, auf dem Throne sitzend, die sämmtlichen hohen Staatskörper, um ihre Glückwünsche zu der Geburt des kaiserlichen Prinzen darzubringen. Nach dem Empfange begaben sich sämmtliche Körperschaften in die Zimmer des Prinzen, der in seiner Wiege schlummerte, und wo Jeder sich von der Gesundheit desselben überzeugte. Die Fisch= und Marktweiber erschienen gleichfalls in den Tuillerien, wo eine Deputation derselben, die mit schönen Blumensträußen versehen war, vom Kaiser sehr freundlich empfangen und in die Gemächer des Prinzen geführt wurde, wo er ihnen das "Kind von Frankreich" zeigte. Die Arbeiter=Corporationen konnten aus Besorgniß vor der Gesundheit der Kaiserin nicht empfangen werden, sie sind indeß zum Besuch bei der Taufe eingeladen. Später empfing der Kaiser noch alle Bevollmächtigten des Friedens=Congresses. Der Präsident des Congresses, Graf Walewski, richtete im Namen seiner Collegen folgende Worte an den Kaiser: "Ich fühle mich glücklich und stolz, Sire, mich dazu berufen zu sehen, Ew. Majestät im Namen Europas die Gefühle, die Hoffnungen und die Freude ausdrücken zu dürfen, welche überall das glückliche Ereigniß, welches die Vorsehung Ihnen gewährte, hervorgerufen, welches, indem es die napoleonische Dynastie sichert und befestigt, für die Welt ein neues Unterpfand der Sicherheit und des Vertrauens ist." Der Kaiser erwiderte: "Ich danke dem Congresse für die Wünsche und Gratulationen, welche er mir durch Sie ausdrückt. Ich bin glücklich, daß die Vorsehung mir in dem Augenblicke einen Sohn schenkte, wo ein Zeitpunkt der allgemeinen Aussöhnung für Europa anzubrechen scheint. Ich werde meinem Sohn lehren, daß Völker nicht selbstsüchtig sein dürfen und die Ruhe Europas vom Gedeihen jeder Nation abhängt." Den Kaiser hat die Geburt eines Thronerben zu vielen Gnadenhandlungen veranlaßt. - Unmittelbar nach der Nottaufe legte der Großkanzler des Ehrenlegion=Ordens auf die Wiege des kaiserlichen Prinzen den Orden der Ehrenlegion und die Militair=Medaille nieder. Auch ist an der Wiege des Prinzen eine Wache der Dragoner der Garde unter einem Capitain aufgestellt, der nur von der Admiralin Bruat, als Gouvernante, Befehle zu empfangen hat. Ein Unfall ist dem Prinzen bereits passirt: Seine Amme hat ihn fallen lassen, was jedoch keine weitere schlimmen Folgen gehabt hat. Er schrie fürchterlich und wie ein gewöhnlicher Junge. Die Amme sank natürlich in Ohnmacht und erholte sich erst nach mehreren Stunden. - Die Zahl der in ganz Frankreich am 16. März gebornen Kinder, bei denen bekanntlich der Kaiser und die Kaiserin Pathenstelle vertreten, dürfte sich, nach der Durchschnittszahl der täglichen Geburten berechnet, auf 2498 belaufen. Dem Kinde eines Pariser Kaufmanns, dessen Frau gleichzeitig mit der Kaiserin entbunden wurde, hat der Kaiser eine Rente von jährlich 2000 Francs bis zu dessen 21sten Lebensjahre ausgesetzt.
- Aus Paris wird gerüchtsweise gemeldet, daß der Kaiser eine Armeereduction anbefohlen habe. Sie wird sich auf die ganze Armee erstrecken, wodurch dieselbe um 200,000 Mann vermindert würde. Der Friede ist noch immer nicht abgeschlossen, doch bleiben die Aussichten für denselben günstig. - Aus der Krim schreibt man, daß die Sprengung der russischen Werke und der öffentlichen Gebäude Sebastopels ununterbrochen fortgesetzt werde. Der Gesundheitszustand der Truppen, die in diesem Winter ungemein am Typhus zu leiden hatten, hat sich seitdem gebessert. Es werden immer mehr Truppentheile aus der Krim herausgezogen.
- Zwischen den beiden mecklenburgischen Regierungen ist ein Vertrag zur Anlegung einer Telegraphenlinie von Neustrelitz nach Güstrow abgeschlossen worden. In Folge dessen werden in Neustrelitz, Neubrandenburg und Malchin Stationen errichtet werden.


Vermischtes.

- In London ist das Silbergeschirr der königlichen Kinder auf einem Transport nach Windsor gestohlen. Die Fuhrleute hatten sich unterwegs in einer Schenke beim Bier vergessen, während die Diebe mit dem Silberzeug rasch das Weite gewannen, so daß bis jetzt keine Spur von ihnen entdeckt werden konnte. Diese haben, wie zum Hohne, die Kiste, in welcher das Geschirr verpackt war, inmitten des Victoria=Parks hingestellt, wo sie von einigen Arbeitern entdeckt wurde. In ihr lagen die Stahlklingen der Messer und einige Stücke Wäsche, die dem Silber beigepackt waren; jedes Stückchen Silber aber ist verschwunden und wahrscheinlich längst in den Schmelztigel gewandert. Der Verlust ist nicht bedeutend, etwa 500 Pfd.
(Versicherungswesen.) Die meisten gegenseitigen Hagel=Versicherungs=Anstalten sind im verflossenen Jahre abermals in den Fall gekommen, von ihren Mitgliedern erhebliche Vorschußprämien einfordern zu müssen, um ihre Schulden zu decken. Darunter ist die Erfurter Gesellschaft, Schwedter Gesellschaft und die Leipziger Gesellschaft. - Nach dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre stellt sich die Sicherheit bei den auf Gegenseitigkeit gegründeten Instituten erheblich teurer, als bei den Actien=Gesellschaften. Von letzteren haben zwei mit Verlust gearbeitet: die Berliner Gesellschaft und die Magdeburger Gesellschaft. Zwei andere dagegen, die Kölnische Gesellschaft und Union in Weimar zahlen nicht nur eine entsprechende Dividende, son=

[ => Original lesen: 1856 Nr. 13 Seite 2]

dem haben noch ihr Reserve=Capital um ein erhebliches vermehrt.
- Es ist bestimmt worden, daß der achte deutsche evangelische Kirchentag in diesem Jahr in den Tagen vom 9. bis 12. Septbr. sich in Lübeck versammeln wird. Ein Comittee hat sich daselbst bereits gebildet, welches die nöthigen Vorbereitungen zu dem Kirchentag treffen wird. Dasselbe fordert in den L. A. seine Mitbürger zur Unterstützung und thätigen Hülfe dabei auf, um die zu erwartenden 7-800 Fremden, welche auf gastliche Aufnahme rechnen können, in freiwillig dazu angebotenen Wohnungen unterzubringen. - Es werden zahlreich evangelische Männer aus allen Theilen Deutschlands, auch aus fremden Ländern hier zusammenkommen, um unter Leitung des engeren Ausschusses Versammlungen zu halten, und in gemeinsamer freier Berathung wichtige Angelegenheiten der Kirche, des christlichen Familien= und Gemeindelebens zu besprechen; es werden Gottesdienste stattfinden, in denen hervorragende und vorzüglich begabte fremde Geistliche von den Kanzeln das Wort Gottes verkündigen.
- Am 13. März sah man bei Parchim den ersten Storch; im Süden von Deutschland hatte man denselben schon um mehrere Tage früher beobachtet. Man soll seit dem Jahr 1830 vor dem 19. März den Storch auf mecklenburgischem Boden nicht gesehen haben; er pflegt immer erst in den ersten Apriltagen bei uns einzutreffen.
- Hamburger Getreidemarkt flau, Weizen billiger, Roggen fest.


Der Honigbaum.
[Erzählung]

[ => Original lesen: 1856 Nr. 13 Seite 3]

Der Honigbaum.
[Erzählung]
[Fortsetzung.]


Verkaufs=Anzeigen.

Auctions=Bekanntmachung

.

Am Montage den 31. d. M. und am folgenden Tage sollen in der Wohnung des verstorbenen Fräulein Brauns, auf dem hiesigen Domhofe, verschiedene, zu deren Nachlasse gehörige, Gegenstände als

Sophas, Tische, Stühle, Spiegel, Schränke, plattirte und neusilberne Sachen, kupferne, messingene und eiserne Küchengeräthe, Glas= und Porcellan=Sachen, ein Fortepiano, eine Menge schönwissenschaftlicher und sonstiger Bücher, einige Faden buchen Kluftholz, mehrere Tausend Soden Torf, und verschiedene sonstige Haus= und Küchen=Geräthe,
öffentlich meistbietend gegen baare Bezahlung, verkauft werden.
Die Auction nimmt Morgens 9 Uhr ihren Anfang und wird das Holz und der Torf am ersten Auctions=Tage, Mittags 12 Uhr, zum Aufgebot kommen.
Ratzeburg, den 22. März 1856.

                                                    Richter.


[ => Original lesen: 1856 Nr. 13 Seite 4]

Bekanntmachung.

Die bisher unberichtigt gebliebenen Beiträge zur Armensteuer können noch in den nächsten 8 Tagen an die resp. Armenvorsteher bezahlt, dann aber müssen die Listen zur Einforderung der Rückstände der Großherzoglichen Landvogtei übergeben werden.
Schönberg, den 20. März 1856.

                                                    Die Armenbehörde.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung.

Da der Herr Missionar Ochs aus Trankebar in Ostindien auf mein Ersuchen sich willig gefunden hat, am Sonntag nach Ostern,

den 30. März, Vormittags

in der hiesigen Kirche eine Predigt über die Missionssache und Nachmittags im Pfarrhause einen Vortrag über den Stand der Mission in Ostindien zu halten, so bringe ich dies hierdurch zu allgemeiner Kenntniß. Auswärtige Missionsfreunde werden an diesem Tage auf der hiesigen Pfarre eine freundliche Aufnahme finden.
Schlagsdorf, den 19. März 1856.

                                                    Pastor Arndt.


Den geehrten Blumenfreunden mache ich die ergebenste Anzeige, daß ich meine Georginen, welche durch viele neue auf 250 verschiedene Sorten vermehrt sind, in gesunden Knollen zu folgenden Preisen verkaufe:

50 Sorten nach meiner Auswahl mit Namen für 2 Taler (Mecklenburg) 24 Schilling (Mecklenburg)
24 Sorten nach meiner Auswahl mit Namen für 1 " 12 "
25 Sorten der neuesten und schönsten 2 " 32 "
12 Sorten der neuesten und schönsten 1 " 16 "
12 Stück in Rommel ohne Namen - " 24 "

Bestellungen bitte ich, bis zum 1. Mai bei dem Tischler Burmeister in Schönberg abzugeben. Pflanzenabgabe erfolgt Mitte Mai.
Demern, den 12. März 1856.

                                                    H. L. Bohn.


Die neuen Musterkarten von Tapeten und Borden in einer schönen und großen Auswahl sind jetzt eingetroffen, und empfehle ich mich damit zu den billigsten Preisen bestens.
Aug. Spehr.


Ein Knabe ordentlicher Eltern, der Lust hat, die Schuhmacher=Profession zu erlernen, kann in die Lehre treten bei

Schönberg.                                                      Heibey,
Schuhmachermeister.


Neuen russischen Säeleinsaamen
in vorzüglicher Güte empfiehlt zu billigem Preise
                                                    Aug. Spehr.


Saat=Erbsen, Saat=Wicken u. Saat=Hafer
sind zu haben bei                                                     C. H. Vock.


Am Dienstag den 1. April wird im Saale Gastwirths Spehr hieselbst die vierte musicalische Abendunterhaltung Statt finden. Anfang Abends 6 Uhr.
Schönberg, den 27. März 1856.

                                                    Der Vorstand des Gesangvereins.


Mit frischem Rüdersdorfer und Segeberger Kalkempfiehlt sich bestens

Schönberg.                                                     A. Wigger.


Den geehrten Damen Schönbergs mache ich die Anzeige, daß ich von jetzt an mich hieselbst mit Putzmachen wieder beschäftigen werde, so wie mit Waschen feiner Wäsche und mit Strohhutwaschen, womit ich mich denselben ergebenst empfehle. Meine Wohnung ist bei der Wwe. Hintzpeter.

                                                    Johanna Kiel, geb. Krüger.


Da sich viele Leute einen Richtsteig durch das Carlower Holz und die Schaddingsdorfer Buschkoppeln über die Ziegelei machen, so sehe ich mich genöthigt, dieses bei gerichtlicher Ahndung zu verbieten.
Rögeliner Ziegelei den 22. März 1856.

                                                    J. Schröder, Ziegelermeister.


Die in Bergedorf bei Hamburg erscheinende

Eisenbahn-Zeitung

ist viermal wöchentlich in großem Zeitungsformat für den beispiellos billigen Preis von 36 Schilling (Mecklenburg) L.=M. bei allen Großherzoglichen Post=Anstalten zu haben. - Sie bringt in freimüthiger, bündiger Kürze bekanntlich Alles, was die Leser in dem Großherzogthum irgend interessiren kann. Berichte über alle Neuigkeiten in Hamburg und den Gränzländern, Correspondenzberichte, leitende Artikel, sorgfältige politische Uebersichten, Haus= und Landwirthschaftliches, Vermischtes, Amtliches, Vakanzen, Preise von Korn, Fettwaaren, Caffee, Zucker, Geld= und Fondscourse, Viehmarktsberichte u. s. w.
Im Feuilleton giebt die Eisenbahn=Zeitung eine große Auswahl spannender Erzählungen; auch Literatur= und Kunst=Neuigkeiten. - Die d. Bl. beigelegten Prospecte sagen das Nähere.
Die Zunahme an Abonnenten ist enorm, und daher bringen die Inserate, billigst berechnet, auch guten Erfolg.
Bestellungen werden bei Herrn Wilh. Heincke baldigst erbeten, um die Zusendungen prompt und vollständig machen zu könne.


Zinszahlung
für freiwillige Anleihen in Lübeck an der Kriegsstube
Dienstag den 1. April.
Freitag    den 4. April.
Dienstag den 8. April.


            Die

Magdeburger Vieh=Versicherungs=Gesellschaft
versichert
Pferde, Rindvieh, Schaafe, Ziegen und Schweine

zu festen Prämien, ohne alle Nachzahlung, gegen alle Verluste, die in Folge von Krankheiten, Seuchen oder Unglücksfällen, durch Sterben, Tödten, Abschlachten oder Verkauf entstehen.

Nähere Auskunft ertheilt                          
die Haupt=Agentur Schönberg:
Wilh. Heincke.


Kirchliche Anzeige.

Sonntag Quasimodogeniti Hauptpredigt Pastor Masch. Weder Früh= noch Nachmittagskirche.
Dienstag den 1. April beginnt der diesjährige Confirmandenunterricht.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 2 Taler (Mecklenburg) 2-6 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 4-10 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 24-32 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen 1 Taler (Mecklenburg) 2-6 Schilling (Mecklenburg),
Gerste 1 Taler (Mecklenburg) 4-6 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat - Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 46-48 Schilling (Mecklenburg),     Sommer=Rapsaat - Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 20-24 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 18-19 Mark (Lübeck)
Butter 14 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln, a Faß 8 Schilling (Mecklenburg).


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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