No. 10
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. März
1856
sechsundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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Zur Untersuchung und Aushebung der in diesem Jahre in das Großherzogliche Militair zu stellenden Rekruten sind die Tage:

Freitag, der 14. März und
Sonnabend, der 15. März d. J.,

angesetzt und haben am ersten Tage die militairpflichtigen jungen Leute aus den Vogteien Schönberg, Rupensdorf und Stove, und am zweiten Tage auch diejenigen aus den Vogteien Schlagsdorf, Mannhagen und aus den Allodialgütern sich hier einzufinden und die ihnen zu behändigenden Bestellscheine unfehlbar wieder mitzubringen.
                      Schönberg, den 20. Februar 1856.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.       C. L. v. Oertzen.       Plettner.


- Die Friedens=Conferenzen in Paris sind fortdauernd in ein geheimnißvolles Dunkel gehüllt, indeß sollen die Aussichten für eine Uebereinstimmung der Mächte sich immer günstiger gestalten. - Kaiser Napoleon sagte in seiner Rede bei Gelegenheit der Eröffnung der französischen gesetzgebenden Versammlung am 3. März in Bezug auf die gegenwärtige Friedenslage unter Anderm: Der Kaiser von Rußland, Erbe einer Lage, die er nicht hervorgerufen, schien von dem aufrichtigen Wunsch beseelt, den Ursachen, die diesen blutigen Conflikt hervorgerufen hatten, ein Ende zu machen. Er nahm mit Entschlossenheit die durch Oesterreich übermittelten Vorschläge an. Augenblicklich sind die Bevollmächtigten der kriegführenden und der alliirten Mächte in Paris versammelt, um über die Bedingungen des Friedens zu beschließen. Der Geist der Mäßigung und der Billigkeit, welcher sie alle belebt, muß uns ein günstiges Resultat hoffen lassen. Nichtsdestoweniger lassen Sie uns mit Würde das Ende der Conferenzen abwarten und seien wir zugleich bereit, wenn es sein muß, von Neuem das Schwert zu ziehen, oder die Hand denen zu reichen, welche wir ehrlich bekämpft haben. Was auch kommen möge, beschäftigen wir uns mit allen Mitteln, geeignet die Kraft und den Wohlstand Frankreichs zu vermehren.
- Bei dem am 1. März zu Ehren des verstorbenen Kaisers Nikolaus in Paris stattgefundenen Trauergottesdienst, an welchem außer den russischen Friedensgesandten das ganze diplomatische Corps und alle dort anwesenden russischen Damen Theil nahmen, ließ Kaiser Napoleon sich durch seinen Oberstallmeister vertreten; eine französische Prinzessin war persönlich zugegen.
- In den Kupferstichläden zu Paris sieht man nur noch die Portraits der Conferenz=Mitglieder. Der russische, Graf Orlow, gefällt am meisten; obgleich er ein Siebenzigjähriger ist, so lassen sich die Pariser nicht ausreden, daß er, nach dem vor Jahren angefertigten Portrait, ein junger Mann von dreißig Jahren sei. Die Pariser hoffen, daß es bei den Conferenzen nicht bleiben, sondern daß ein Congreß aus ihnen werden wird, und zwar ein recht lange dauernder, damit die damit verbundenen vielen Festlichkeiten alsdann recht viele Fremde herbeiziehen werden. Das ist, was in den speculativen Köpfen der Pariser rumort.
- In Paris sieht man der Niederkunft der Kaiserin im Laufe dieses Monats entgegen. Im Fall das Kind ein Prinz ist, soll es den Titel König von Algier führen. Das für dasselbe bestimmte Wickelzeug ist bei einer Weißzeug=Händlerin in Paris öffentlich ausgelegt; es füllt nicht weniger als drei Salons.
- Die Anwerbungen auf Helgoland haben unter den Handwerksburschen im Hannoverschen sehr aufgeräumt; vorzüglich sind sehr viele Schuhmacher und Schneider unter die brittischen Fahnen gegangen, so daß an beiden ein fühlbarer Mangel ist.


Vermischtes.

(Milcherträge.) Als Vor etwa 15 Jahren in einer Versammlung deutscher Landwirthe von einem Mitgliede die Ansicht ausgesprochen wurde, daß eine Kuh im Durchschnitt 1500 Kannen Milch im Jahr producire, versuchte ein sächsischer Landwirth diesen Ertrag auf 1800 zu steigern; er war sehr zufrieden, als er dies erreichte, und nunmehr wird geklagt wenn aus demselben Stall nicht 3000 Kannen gewonnen werden. So haben sich die Ansprüche gesteigert, und mit Recht, man hat gelernt, besser und richtiger zu füttern, ist bemüht gewesen,

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milchreichere Stämme zu züchten, und hat auf diese Weise erreicht, was man vor einer nicht langen Reihe von Jahren kaum für möglich hielt. Auf den hohen Gebirgslagen der Schweiz und des Allgaues erachtet man einen Ertrag von 3 bis 4000 Kannen Milch von einer Kuh für keinen außergewöhnlichen. Auf einer Farm in Schottland ist von 48 Kühen ein Ertrag von 7547 Thaler, also von der Kuh 157 Thaler, gewonnen, wobei der Milchertrag sich auf 4000 bis 4400 Kannen stellte.
- Die größte Schneiderei der Welt ist die des Hrn. Godillot, Rue Rochechouart in Paris. Sie beschäftigt 66 Nähmaschinen, die durch eine Dampfmaschine von 9 Pferdekraft in Bewegung gesetzt und auf welcher die Capotröcke für die Krim=Armee ganz gearbeitet werden. Die übrigen Kleidungsstücke können auf denselben Maschinen gefertigt werden. Der erste Werkmeister ist des Kaisers Schneider, Dussantoy, der auch eine Schneidemaschine erfunden hat, welche 10 bis 15 Kleider in einem Male schneidet, und dabei rasch wie der Blitz. Außer den Maschinen nähen hier täglich 1000 Frauen. In drei Monaten wurde aus diesen Ateliers die Kaisergarde ganz neu gekleidet.
- In London sind im vorigen Jahr 61,506 Personen gestorben und 84,944 geboren. Die Gesammtbevölkerung der Hauptstadt betrug 2,565,579 Seelen.
- Der Hamburger Kornmarkt war auch in dieser Woche geschäftslos und flau; Weizen 5 bis 6, Roggen 3 bis 4 Thaler billiger die Last.


Die Aussaat des Korns am Abend und das unbedeckte Liegenlassen desselben während der Nacht.

Wenn man frisch umgehackten oder gepflügten Acker die Nacht über in rauher Furche liegen läßt, so wird man am Morgen denselben nicht abgetrocknet, sondern in der Regel mehr angefeuchtet finden, als er am Abend vorher war, ausgenommen, wenn etwa ein scharfer Wind während der Nacht wehte und denselben abtrocknete.
Eben bemerkte Anfeuchtung des Ackers in der Nacht wird durch den Thau bewirkt und wird das am Abend zuletzt umgeackerte Land den meisten Thau an sich ziehen, weil dieser Acker weniger von der Tageswärme aufgenommen hat, als der früher geackerte. Es ist eine allbekannte Erfahrung, daß kältere Gegenstände mehr Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen als weniger kalte; wogegen warme Gegenstände gar keine Feuchtigkeit an sich ziehen, eben weil sie während der Nacht Wärme ausströmen, wodurch die Feuchtigkeit der Luft verhindert wird, sich zu verdichten und niederzuschlagen. Ebenso verhindert eine starke Bewegung der Luft das Verdichten der Wasserdünste in derselben, weshalb bei stiller Luft oder sogenanntem weichem Winde der Thau sich stärker niedersenkt als bei kalter oder stark strömender Luft. Daß bei Südwest= und Westwind die Luft feuchter ist, als bei Nord= und Ostwind, hat seine Ursache, wie beobachtet worden ist, darin, daß die Dünste bei den erstgenannten Winden niederschlagen, bei den letzteren aber sich in die Luft erheben. - Aus dem Vorbemerkten ergiebt sich nun, daß die Einwirkung der weichen Winde auf die während der Nacht unbedeckt liegenden Saat ihren Grund in dem starken Thaufall hat, der in der Regel bei jenen stattfindet; denn das Korn wird durch diesen Thau, der wärmer als die Erdfeuchtigkeit ist, angefeuchtet und zum rascheren Keimen veranlaßt. Allein dies bloße Anfeuchten ist noch nicht der einzige Grund, weshalb die während der Nacht unbedeckt gebliebene Saat besser gedeihet, sondern dies letztere wird besonders dadurch veranlaßt, daß Dünste, die während des Tages oder mehrere Tage in die Luft aufgenommen worden sind, mit dem Nachtthaue sich niedersenken, und so das Saatkorn noch befruchten, indem jene Dünste zumeist aus Ammoniak, also sofort genießbarer, kräftiger Pflanzennahrung bestehen. Je früher nun am Morgen die so befruchtete Saat eingeegget wird, je besser ist auch ihr Gedeihen, indem dadurch das Wiederverdunsten des Ammoniaks gehemmt wird; auch kann der erste Keim des Samenkorns diese ihm so nahe gebrachte Nahrung sofort sich aneignen, wodurch natürlich eine bessere und kräftigere Ausbildung der Pflanze erreicht wird. - Eine ebenso kräftige Ausbildung der Pflanze findet auch statt, wenn schon lange umgeackert gelegener Saatacker, besonders solcher, der den Sommer über Blattfrüchte getragen hat, und auf den man im Herbst Weizen oder Roggen säen will, durch Regen angefeuchtet wird, und man diesen, bevor der Regen verdunstet, besäet und die Saat gleich einegget. - Die Ursache des guten Erfolges ist auch hier, wie beim Thau, das Niederschlagen des Ammoniaks und das dadurch bewirkte bessere Keimen der Saat.
Wie sehr das Wachsthum der Saat und das Gedeihen der Pflanzen überhaupt gefördert wird, wenn das Samenkorn und der Dünger in möglichst enge Berührung gebracht werden, zeigt sich auch dadurch, daß der Guano mit der Saat eingeegget werden muß, wenn er zum erhöheten Wachstum der Pflanze beitragen soll, daß dies aber nicht stattfindet, wenn der Guano tiefer in den Acker kommt.
Ebenso nachtheilig ist es auch, wenn der Dung zu tief untergebracht wird; denn eine alte und sehr bewährte Landmannsregel sagt: "Der in die Brache gebrachte Dünger muß mit der Saatfurche wieder obenauf gebracht werden, wenn die Saat gut gedeihen soll." Leider scheint diese treffliche alte Regel ziemlich in Vergessenheit gekommen zu sein, da viele meiner geschätzten Herren Collegen geneigt scheinen, dem Vergraben des Dunges durch zu tiefe Ackerung das Wort reden.

(Pr. Ldw.)       


Die Deutschen in Amerika.

Es war einmal ein reicher Mann in Italien, der haßte aber sehr die Deutschen. Deutsche kochten für ihn, musicirten für ihn, bauten und bildeten für ihn und wußten und machten Alles besser, als er selber und alle seine Freunde. Das war eben sein Aerger, zumal da sich die Andern noch mehr ärgerten und ihn aufhetzten. Nichtdestoweniger behielt der reiche Mann, ein italienischer Fürst, seine Deutschen nur daß sie bei jeder Gelegenheit geneckt, verhöhnt und der Dummheit und Anmaßung bezüchtigt wurden. Unter solchen Verhältnissen rückte einmal der Geburtstag des Fürsten heran, zu welchem großartige Vorbereitungen getroffen wurden, z. B. auch eine theatralische Vorstellung. Wie der Vorhang zu derselben aufgegangen war, sah man in einer schönen Gegend einen jungen Mann unter einem Baume lesen. Wie er nun so las, öffnete sich die Versenkung und der alte Consul Cicero, stieg als Geist, aber sichtbar, hervor, um sich einmal das neue Rom zu besehen. Er erblickt den jungen Mann lesend. "Entschuldige, Bürger," sagte Cicero, "was ist das für ein merkwürdiges Ding da?" - "Ein Buch!" - "Ein Buch? Was ist das? Was sind das für Zeichen, für Blätter und wie hat man das Alles geschrieben?" - "O Cicero, Du weißt nichts von der Buchdruckerkunst?" Und so setzt er ihm die Erfindung und den Mechanismus und den Segen der Buchdruckerkunst auseinander - "Bei Minerva's Eule," ruft Cicero aus, "das ist eine göttliche Erfindung! Die haben gewiß die Nachkommen unserer großen Republik, die Söhne der alten Roma, gemacht?" - "O, nein," sagte der junge Mann, "Die Buchdruckerkunst ist von Deutschen erfunden worden." - "Von Deutschen, den Bärenhäutern, den rotblonden Barbaren in den Wäldern?" ruft Cicero, und fällt beinahe vor Schreck in Ohnmacht, denn inzwischen hat der junge Mann mit einer Pistole eine wilde Katze todtgeschossen. Cicero erholt sich und läßt sich die Pistole und das Schießpulver erklären. "Na, aber das Pulver haben doch meine Italiener gewiß erfunden?" ruft Cicero. - "O nein," sagte der junge Mann, "die Italiener haben das Pulver nicht erfunden, sondern die Deutschen haben das Pulver erfunden." Da bricht die Rebellion im

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Publikum aus. Wüthende Italiener blitzen mit Augen und Dolchen gegen die Deutschen, welche sich eiligst durch die Flucht retten mußten. Das Stück mit einer langen Reihe anderer deutschen Erfindungen konnte nicht ausgespielt werden. Es ist also noch nicht zu Ende. Die Deutschen erfinden und kultiviren immer fort in aller Welt und bekommen Prügel dafür, im In= und Auslande.
Man sieht das so recht in Amerika, obgleich auch in England und Rußland, in Frankreich, in Ungarn, in der Türkei, mehr oder weniger überall, wohin Deutsche gedrungen sind, "nationale" Parteien die deutschen Erfinder und Reformatoren bedrohen, verfolgen und gelegentlich aushauen. Die Anglo=Amerikaner haben den Deutschen nicht nur den Krieg erklärt, sondern auch wirklichen Krieg gegen sie angefangen. Man hat namentlich in Ortschaften, wo die Deutschen nicht zusammenhalten und wohl gar Renegaten geworden, deutsche Häuser und Köpfe demolirt, wobei Deutsche den nationalen Amerikanern redlich zusehen und wohl gar stolz beteten: Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin, wie andere Deutsche, sondern ein Amerikaner. - So etwas konnte aber nur in New=York, der Kloake alles eingewanderten und einheimischen Auswurfs gelingen. Weiter im Lande, über dessen unabsehbare Flächen und Thäler 5 Millionen Deutsche neue Herde und Häuser gebaut, wissen sie schon zusammenzuhalten und sich zu wehren. In unzähligen Gegenden, wo Deutsche sich zusammenfanden, hat ihre Sache bereits gesiegt, ist das deutsche Wesen in deutscher Sprache, deutsche Zeitschriften, deutschen Turn= und Gesangvereinen, deutscher Boden= und Lebenskultur gerettet und gesichert. Gerade weit in den Westen hinein, bis Texas und Kalifornien, treten die Deutschen am entschiedensten, stolzesten und organisirt in ihrem besten Wesen und Streben hervor. Deutsche Männer, die noch vor kurzer Zeit das alte Mutterland mit Stolz nannte, haben drüben mit solchem Erfolg den Germanismus zum Bewußtsein und zur Geltung gebracht, daß man zunächst die deutsche Sprache als vorkommen gesichert ansehen kann. Und mit der Sprache ist auch die Sache, das Wesen sicher. Zum Gedeihen des deutschen Wesens in der Welt umher, in welcher es eine große Kultur=Mission durchzusetzen hat, gehört die Sprache, die Literatur, die Musik und das Lied Deutschlands, vielleicht auch das deutsche Bier mit der bekannten Kneipen= und Räsonnirlust, vor Allem aber noch die deutsche gebildete Kraft und die häusliche Anmuth und Gemütlichkeit. Kraft und Anmuth aber sind auch vollkommen gesichert durch das Turnwesen und das deutsche Weib. Weder die Engländer, noch weniger die Amerikaner in gebildeten Kreisen wissen, was ein Weib, eine Hausfrau ist. Sie finden nur "Ladys", die sie heirathen können, um für sie Geld zu machen und sie zu Hause im Wiegelehnstuhle bei Romanlectüre, Langeweile, Konditorwaaren und bratendem Feuer immer dünner und blasser und anspruchsvoller zu machen. Bei dem Amerikaner ist das Weib ganz aus der Mode gekommen. Er arbeitet mehr, als irgend ein Mann in der Welt, sieht gelber, schmutziger, magerer, gepantoffelter aus, als irgend ein Mann in der Welt und ist dabei weniger ein Mann als irgend ein Mann in der Welt. Das englische und zumeist das amerikanische Leben zu Hause ist nüchterner, kahler, kostspieliger, trostloser, steifer als irgend eine Häuslichkeit, weil das Weib darin fehlt. Sie haben Ladys im Zimmer sitzen, so kostbar, daß man eine Glasglocke darüber stellen möchte. Bei nur einigem "Anstande" kostet sie 2000 Pfd. oder 3-4000 Dollars jährlich, wobei sie alle andern Ausgaben verschleudert und vertheuert, weil ihr das wirtschaftliche Element auserzogen ward. Jeder kennt das alte, klassische Lied, welches so anfängt:
                 "Sechsmal Sechs ist Sechsunddreißig,
                 und der Mann ist noch so fleißig,
                 Und die Frau ist liederlich:
                 So geht Alles hinter sich."

Die Häuslichkeit mit einer liederlichen Frau ist beinahe eben so schlimm, wie Junggesellenwirthschaft, welche auch dann nicht reich macht, wenn das Geld zum Dache hereinregnet.
Die gebildeten Frauen Englands und Amerika's sind aber fast durchweg liederlich im wirtschaftlichen Sinne. Sie hat 4-6 Dienstboten, darunter einen "Fußmann" mit wattirten Waden und Kniehosen, mit dem sie zuweilen aus Langweile "durchgeht".
Sie censirt um 11 Uhr den Speisezettel, schimpft die Dienerinnen beim Ankleiden aus, läßt die Equipage vorfahren, verordnet in Läden die theuersten Luxusgegenstände auf Rechnung des Mannes, läßt sich in New=York ein gräfliches Wappen an die Kutsche malen, wiegt sich eine Zeit lang in einer Konditorei des breiten Weges, speist ohne Appetit und zieht sich um, Abendgesellschaft zu empfangen oder zu besuchen. Engländerinnen trinken dabei nicht selten in stillen Augenblicken "Gin" oder sonstiges schweres Geschütz, wodurch die schönsten Mädchen als Frauen bald Habitus und das Ansehen eines versoffenen Dragoners bekommen. - Eine Wirthschaft mit einer "schlechten Wirthin" ist doppelte Junggesellenwirthschaft. Die schlechte Wirthin ist auch eine schlechte Mutter. Man giebt in England und Amerika "anständiger" Weise den Säuglingen Ammen und die Kinder in Erziehungsanstalten, worin den Kindern Bretter vor den Kopf genagelt werden, Bretter der Kotterie, des Dünkels auf vornehme Geburt, des Vorurtheils gegen "Farbe" und Armuth, worin - um das schlimmste zu sagen - die Kinder mutterlos aufwachsen.
Die deutschen Familien mit ihren Frauen und Kindern, mit ihren gesellschaftlichen Turn=, Musik= und Gesangsfesten wirken unter den Amerikanern blos dadurch, daß sie unter ihnen leben, als Missionäre. In manchen Gegenden überwiegen sie bereits durch den Einfluß ihres Lebens und Arbeitens, im Allgemeinen herrscht aber jetzt die Furcht und der Haß gegen ihre Ueberlegenheit, gegen ihren mächtig hervortretenden Sieg in Industrie, Kunst, Wissenschaft, Fleiß, Geschicklichkeit und Production aller Art. Man will sie politisch ausschließen; wenn aber auch die Knownothings auf eine Zeit damit herrschen, die Deutschen sind sicher, und ihr Einfluß läßt sich nicht mehr absperren. Es ist nicht möglich, weil ihr deutsches Leben mit echter weiblicher Wirthschaftlichkeit und Kindererziehung beständig, allseitig materiell und moralisch wirkt und Propaganda macht, zumal in Gegenden, wo Landbau und Meierei den Genius der sorgsamen, wahrenden, sparenden, ordnenden Hausfrau zur ersten Lebensbedingung erheben.


Vermischte Anzeigen.

Bekanntmachung
des landwirthschaftlichen Vereins für das Herzogthum Lauenburg.

Die diesjährige Thierschau und Geräthe=Ausstellung wird am 21. und 22. Mai auf dem Schützenhofe bei Mölln abgehalten werden, und zwar am ersten Tage die Ausstellung der landwirthschaftlichen Geräthe und Maschinen, bei freier Concurrenz aller Länder, so wie der Erzeugnisse des gesammten inländischen Gewerbfleißes; am zweiten Tage die Thierschau bei gleichfalls freier Concurrenz.
Aus den verkäuflichen Gegenständen der Ausstellung sollen, so viel thunlich, die Prämien für die Thierschau und dann die Objecte für eine mit dem Feste zu verbindende Verloosung ausgewählt werden. Sie sind darum mit ihrem festen Verkaufspreise versehen, und werden tüchtige Arbeiten inländischer Gewerke zunächst berücksichtigt.
Jedes Loos kostet 16 Schilling (Mecklenburg). Man erhält sie bei dem unterzeichneten Sekretair und bei den Mitglie=

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dern der Fest=Committee, den Herren Chr. Dahm, A. Dahm, Detl. Michelsen und Eberling in Mölln.
Die Verloosung findet am zweiten Tage nach Mittag statt.
Entree wie früher.
Zur Verwendung für Prämien steht die Summe von 600 Taler (Mecklenburg), wovon
      für Hengste und Stuten von 3 Jahren an bis 120 Taler (Mecklenburg)
      für Bullen, Kühe und Starken von 2 Jahren an bis 150 Taler (Mecklenburg)
      für Eber und Sauen von 1 Jahren an bis 50 Taler (Mecklenburg)
      für Böcke und Schafe bis 25 Taler (Mecklenburg)
      für Maschinen und Geräthe, so wie für Erzeugnisse der inländischen Gewerbe und Industrie bis 255 Taler (Mecklenburg)
bestimmt sind.
Alle Anmeldungen sind bei der Fest=Committee zu machen, und können nur Berücksichtigung finden, wenn sie vor dem 2. Mai gemacht worden sind.
Die Einlieferung aller todten Gegenstände muß am 21. Mai Morgens 8 Uhr beschafft, alle Thiere am 22. bis 9 Uhr innerhalb der Barriere sein.

E. Ph. Berckemeyer.
E. Rißmann.
G. A. Bödeker.

Die diesjährige öffentliche Prüfung unserer Schüler findet am 13ten und den beiden folgenden Tagen dieses Monats statt.

Donnerstag Vorm. 8 Uhr: Choral; Realkl. III. Religion, Realkl. I. Mathematik; Realkl. II. Französisch. - 10 1/4 Uhr: Realkl. II. Naturgeschichte; Knabkl. II. Deutsch, Geschichte; Realkl. III. Naturgeschichte. - Nachm. 2 Uhr: Realkl. I. Englisch; Knabkl. I. Rechnen, Religion. - Entlassung, Choral.
Freitag Nachm. 2 Uhr: Elementarkl. Biblische Gesch.; Knbkl. III. Rechnen, biblische Gesch., Lieder und Gebete.
Sonnabend Vorm. 8 Uhr: Choral; Mädchkl. I. Katechismus; Mädchkl. III. biblische Geschichte, Lieder und Gebete. - 10 1/4 Uhr: Mädchkl. I. Rechnen; Mädchkl. II. Lesen, Religion. - Entlassung, Choral.
Zu gefälliger Theilnahme an diesen Schulfeierlichkeiten werden die hochgeehrten Mitglieder des Scholarchats, sowie alle Gönner und Freunde unserer Schulanstalten, insbesondere die Eltern und Angehörigen unserer Zöglinge hierdurch ehrerbietigst und höflichst eingeladen.
Schönberg, den 6. März 1856.

                                                    Dr. Wittmütz, Rector.


Am Freitage den 14. d. M., Vormittags von 9 Uhr und Nachmittags von 2 Uhr an, findet im hiesigen Schulsaale die halbjährliche öffentliche Prüfung der beiden Classen unserer Domschule statt, wozu die Eltern und Angehörigen unserer Schüler, sowie alle Freunde des Schulwesens mit gebührender Hochachtung hierdurch eingeladen werden.
Da der Unterricht mit der Aufnahme der eintretenden Schüler am Montag den 31. d. M. Morgens um 8 Uhr wieder beginnt, so bitte ich, die etwaigen Anmeldungen bis dahin bei mir machen zu wollen. Auch können noch einige Knaben bei mir in Pension aufgenommen werden.
Domhof den 7. März 1856.

                                                    J. G. Willers.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Quartaltag des Sattler= und Drechsler=Amts in der Folge immer am Dienstag nach Ostern, demnach dieses Jahr den 25. März abgehalten werden soll.
Schönberg, den 28. Februar 1856.

                          Die Aelterleute des Sattler= und Drechsler=Amts.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmachergesellen am Tage nach Ostern, den 25. März, stattfindet, und fordern sämmtliche Mitbrüder dringend auf, am gedachten Tage zu erscheinen oder die Auflage zu schicken.
Schönberg, den 7. März 1856.

                                                    Die Vorsteher und Altgesell
                                                    der
                                                    Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.


Alle diejenigen, welche an meinen verstorbenen Bruder noch Forderungen haben sollten, so wie diejenigen, welche demselben schuldig sind, werden hierdurch aufgefordert, sich spätestens bis zum 22. März bei mir zu melden, erstere bei Verlust ihrer Forderung, letztere bei dem Nachtheil gerichtlich belangt zu werden, falls sie ihre Schuld nicht zahlen.

                                                    Hauswirth Zieting
                                                    in Thandorf.


150 Scheffel gute Eßkartoffeln
sind bei mir zu haben.                                                    
Rehna, den 26. Februar 1856.                          
                                                    J. H. Kindt,
                                                    Kaufmann.


Ein Knabe von ordentlicher Herkunft, der Lust hat die Gärtnerei gründlich zu erlernen, kann zu Ostern auf einem benachbarten adeligen Gute unter sehr annehmbaren Bedingungen einen Platz bekommen. Hierauf Reflectirende wollen sich persönlich beim Gärtner J. Diercks zu Lütgenhoff bei Dassow melden.


Schutzmarke Dr. Koch's Kräuterbonbons Die aus den vorzüglichst geeigneten Kräuter= und Pflanzensäften mit einem Theile des reinsten Zuckerkrystalls zur Consistenz gebrachten
Doctor Koch'schen
(K. P. Kreis=Physikus zu Heiligenbeil)
KRAEUTER-BONBONS

haben sich durch ihre Güte auch in hiesiger Gegend rühmlichst bewährt und sind in Originalschachteln à 8 u. 16 Schilling (Mecklenburg) stets ächt vorräthig bei

                                                    J. P. Bade in Schönberg.


Warnung.

Da sich jetzt viele Menschen finden, über meinen Hof einen Richtsteig zu nehmen, und mir dadurch vielmals die Thore aufgelassen werden, so daß mein Vieh vom Hof kommt, besonders die Schweine, die jedesmal Schaden thun; so finde ich mich genöthigt, diesen Richtsteig über meinen Hof hiermit gänzlich zu verbieten. Diejenigen, die ich jetzt treffe, werde ich von Gerichtswegen bestrafen lassen.

Rieps.                                                     Timcke.


Wir zeigen hierdurch an, daß wegen Neulegung des Dammes vor dem Dorfe, auf dem Wege nach Selmsdorf, die Passage über denselben während der nächsten 8 Tage aufhören muß.

                                                    Hauswirthe Maak, Oldörp
                                                    in Lockwisch.


Kirchliche Anzeige.

Sonntag Judica. Hauptpredigt: Pastor Reinke.
Freitag den 14. März: Wochengottesdienst.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 32-52 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 8-12 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 24-32 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen 1 Taler (Mecklenburg) 4-8 Schilling (Mecklenburg),
Gerste 1 Taler (Mecklenburg) 4-8 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat - Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 46-48 Schilling (Mecklenburg),     Sommer=Rapsaat - Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 20-24 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 18-20 Mark (Lübeck)
Butter 12 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln, a Faß 8 Schilling (Mecklenburg).


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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