No. 9
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Februar
1856
sechsundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1856 Nr. 9 Seite 1]

Zur Untersuchung und Aushebung der in diesem Jahre in das Großherzogliche Militair zu stellenden Rekruten sind die Tage:

Freitag, der 14. März und
Sonnabend, der 15. März d. J.,

angesetzt und haben am ersten Tage die militairpflichtigen jungen Leute aus den Vogteien Schönberg, Rupensdorf und Stove, und am zweiten Tage auch diejenigen aus den Vogteien Schlagsdorf, Mannhagen und aus den Allodialgütern sich hier einzufinden und die ihnen zu behändigenden Bestellscheine unfehlbar wieder mitzubringen.
                      Schönberg, den 20. Februar 1856.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          F. Graf Eyben.       C. L. v. Oertzen.       Plettner.


Es wird hiermit zur allgemeinen Kenntniß gebracht: daß die nach der Bekanntmachung vom 7. Februar 1849 wegen ärztlicher Behandlung unbemittelter Einwohner des Fürstenthums Ratzeburg getroffene Einrichtung bis zum 1. Februar 1857 fortbestehen soll.
                  Schönberg, den 23. Februar 1856.

                          Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          . Graf Eyben.


-Aus Paris wird unterm 24. Febr. geschrieben: Morgen um 4 Uhr versammeln sich die zwölf Bevollmächtigten, welche die Bewohner von Paris die "zwölf Friedens=Apostel" getauft haben, im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, um die Conferenzen zu beginnen, von denen das Schicksal Europas abhängen wird. Man fügt hinzu daß die Hauptfrage, ob Krieg oder Frieden, sofort entschieden werden wird, und daß, wenn der Congreß oder die Conferenz bis zum nächsten Mittewochen sich nicht wieder getrennt hat, man mit Bestimmtheit darauf rechnen kann, daß der Friede das Resultat der Berathungen sein wird. Man hat nämlich die Absicht, alle schwierigen Punkte den russischen Bevollmächtigten in gedrängter Kürze zur Annahme sofort vorzulegen und eine schnelle Antwort darauf zu verlangen, so daß die eigentlichen Absichten der russischen Regierung gleich beim Beginn der Conferenzen klar auf der Hand liegen und man nicht erst wieder nach wochenlangen Unterhandlungen zur Erkenntniß kommt, daß der Friede unmöglich sei. Was Piemont betrifft, so wird dasselbe auf dem Congresse gleiche Rechte haben, wie die übrigen Mächte. Den Blättern wurde neuerdings eingeschärft, nichts über die Angelegenheiten des Congresses zu sagen. Von den Vorsichtsmaaßregeln, die man zur Geheimhaltung der Verhandlungen angewandt hat, kann man sich keinen Begriff machen. Rings um den Sitzungssaal ist ein leerer, bald hätten wir gesagt: einluftleerer Raum gelassen worden, und die Bevollmächtigten werden die Quarantäne einiger Gemächer, welche während der Dauer jeder Sitzung verschlossen bleiben sollen, zu passiren haben, ehe sie in das Allerheiligste gelangen. - Die Theilnahme Preußens an den Conferenzen bleibt noch immer bezweifelt. - In der ersten Sitzung der Conferenzen, am 25., soll festgestellt sein, daß ein in vollem Umfang gültiger, bis zum 31. März dauernder Waffenstillstand abgeschlossen werde, der aber auf die zu eröffnende Blokade keinen Einfluß habe.
- Der Contre=Admiral Dundas wird auch in diesem Jahr die englische Ostsee=Flotte commandiren. Ein Geschwader derselben wird unverzüglich nach Kiel gehen, sobald das Eis in den Belten es gestattet. Hier wurde weitere Ordre der Admiralität abzuwarten sein. Auf den englischen Schiffswerften herrscht ungestörte Thätigkeit. Eine der zu Sebastopol erbeuteten großen Glocken, die außer mehreren anderen Siegestrophäen sich bereits in England befinden, soll auf Befehl, der Königin nach Schloß Windsor in London gebracht werden.


Vermischtes.

- In dem am 22. Februar zu Ratzeburg stattgefundenen landwirthschaftlichen Verein wurde über

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die am 22. und 23. Mai zu Mölln abzuhaltende Thierschau und Ausstellung von landwirtschaftlichen Geräthen berathen. Im Ganzen wurden für Prämien 600 Taler (Mecklenburg) ausgesetzt. Zur Beförderung der Gerätheausstellung wurde eine Lotterie der nicht prämiirten Gegenstände genehmigt.
- In Berlin läßt ein dortiger Rentier und Hauseigenthümer, der jährlich mehrere große Gesellschaften giebt, eine eigene Theaterloge besitzt und Equipage hält, täglich für seinen Hausbedarf 6 Portionen Suppe aus einer für die arme Bevölkerung errichteten Suppenküche holen.
- Die Folgen der Verfütterung der vielfach in verdorbenem Zustande eingebrachten Futtervorräthe fangen bereits an sich zu zeigen. Nach amtlich eingezogenen Nachrichten sind in mehren Ortschaften des Regierungbezirks Minden die Schafe bereits an der Fäule erkrankt; an andern Orten sind die Pferde, Schafe und Schweine von ähnlichen Uebeln heimgesucht. Die Behörden sind daher angewiesen worden, auf eine angemessene Verwendung des Viehsalzes, als eines geeigneten Vorbeugungs= und Hülfsmittels, hinzuwirken, und die Gemeinden zu veranlassen, von demselben erforderliche Vorräthe anzuschaffen.
- Zu der in Polen herrschenden Rinderpest ist nun auch die Rotzkrankheit und die Druse unter den Pferden in neuester Zeit ausgebrochen.
- Im Anfange dieses Monats sind sicher ein halbes Taufend Pferde, größtentheils Luxus= und Remontepferde, durch Eckernförde von Norden nach Süden passirt. Sie gingen direct von Jütland an den Kieler Pferdemarkt und befanden sich fast alle in Händen von speculationslustigen Pferdehändlern, die sie vor dem Eintreffen der Friedensnachrichten zu hohen Preisen auf den jütländischen Märkten an sich gekauft hatten, in der Absicht, einen General=Coup auszuführen, was ihnen dieses Mal verunglückt sein dürfte. Der Preis für Luxuspferde ist zwischen 400 bis 600 Taler (Mecklenburg) R.=M. und der der Arbeitspferde erster Qualität von 280 bis 400 Taler (Mecklenburg) R.=M.
- Den Kitt zu den luftdichten Ofenthüren bereitet man von vorzüglicher Güte auf folgende Weise: Man nehme
     2 Loth Bleierz,
     2 Loth Braunstein,
     2 Loth Asbest oder Federalaun und
     1 Loth Leinkuchenmehl (aber kein Rapskuchenmehl), pulverisire alles dieses recht fein, stoße es mit Weinessig zu einer plastisch=knetbaren (glaserkittartigen) Masse an und streiche diese in die etwas angefeuchtete Rille der Ofenthür. Darauf drücke man diese an und schlage sie dann wieder zurück. Gut ist es, wenn die Rille etwas eingerostet ist, weil sich dann der Kitt besser darin hält. Das Ganze wird für 3 oder 4 Schilling (Mecklenburg) herzustellen sein.
(Ein zweckmäßiger und billiger Fensterkitt zum Verschluß der Fenster.) Um einen solchen Kitt zu erhalten, macht man von gutem Oelkitt (sogenannte Stockfarbe) lange Rollen von der Dicke eines starken Bleistifts bis zu der eines kleinen Fingers, je nach der Beschaffenheit der Fensterrahmen und legt diese in den Spund längst aller vier Seiten des aufgehenden Flügels und schließt dann denselben mit sanftem Drucke. Hierauf wird der Oelkitt dergestalt zwischen den beiden Rahmen gepreßt, daß dem Luftzuge jeder Durchgang gesperrt ist. Damit aber auch das Fenster in der Folge geöffnet werden könne, ohne den jetzt gewonnenen dichten Schluß wieder zu verlieren, bestreicht man vor Anbringung der Rolle von Oelkitt denjenigen Spund, in welchem dieselbe haften bleiben soll, mit Leinölfirniß und pudert die Seite der Rolle, welche bei dem Schließen des Flügels zwar an den andern Rahmen sich fest anlegen, aber an demselben nicht ankleben soll, mit trockener Schlemmkreide. Zum Ueberfluß kann man mit dieser auch noch die Theile des anderen Rahmens bestäuben, welche bei dem Schließen des Fensters von dem Kitte berührt werden. Läßt man dann das Fenster einige Tage geschlossen, so wird die Kittausfüllung an dem mit Firniß bestrichenen Rahmen festsitzen, von dem anderen dagegen bei dem Oeffnen des Fensters sich leicht ablösen und für die Folge den beabsichtigten Zweck so vollständig und zugleich dauerhaft erfüllen, wie es die sorgfältigste Schreinerarbeit kaum vermöchte. (Pr. Ldw.)
- Die gebleichten Waschschwämme, welche wegen ihres saubern hübschen Aussehens so beliebt sind, haben dadurch, daß sie durch Chlor weiß gemacht sind, reizende Eigenschaften, so daß sie namentlich für die Wochen= und Kinderstuben nicht zu empfehlen sind. Dr. Otto in Schneeberg versichert, daß durch ihren Gebrauch die Augenentzündung eine sehr gefährliche Augenkrankheit der neugebornen Kinder, erzeugt werde.
(Die Konservirung der Butter.) Man bereitet die Butter auf gewöhnliche Weise, aber gut, salzt sie, füllt damit einen irdenen, inwendig glasurten Topf, stellt diesen in einen mit Wasser angefüllten Kessel, welches man vorher zum Kochen gebracht, doch so, daß das Wasser nicht in den Topf hineinläuft, und bringt die Butter so zum Schmelzen. Hat man den Topf nun noch einige Zeit in dem Kessel gelassen, so läßt man dann die Butter erkalten; streut, sobald dies geschehen, eine tüchtige Schicht Salz oder Zucker darüber und verbindet nun den Topf mit einer Blase oder dergl. Während des Schmelzens sinkt der Käsestoff, welcher in der Butter sich befindet und das Ranzigwerden derselben verursacht, zu Grunde, wird also aus der Butter entfernt, und letztere hält sich nun, wenn an einem trockenen, also nicht feuchten, Ort aufbewahrt, sehr lange. Sie schmeckt zwar nicht vollends wie ganz frische Butter, behält aber doch immer einen angenehmen Geschmack.
- Der Hamburger Getreidemarkt blieb in unverändert flauer Stimmung; bei geringem Umsatz Weizen 3 bis 4 Taler (Mecklenburg) billiger.


Ida Pfeiffer unter den Kannibalen.

Diese Dame, eine Deutsche, hat auf ihrer zweiten Reise um die Erde Gegenden und Wildnisse besucht, in welche sich bis jetzt der tapferste Mann mit Waffen und Gefährten nicht hineinwagte. War sie wirklich so wehrlos und unbeschützt? Nein, sie trug den ächten Waffenrock, die ächten Ritterwaffen mit sich, in sich: den Muth einer reinen, edeln Menschlichkeit, die Zutraulichkeit eines kindlichen Gemüths, das Vertrauen in den innern, edlen Kern auch der wildesten Menschenfresser, Sympathie für allerlei menschliche Zustände, kurz, ein mysteriöses Etwas von ächter Humanität, das sich kaum theoretisch beschreiben läßt und man aus ihrem Buche heraus= und zusammenlesen muß. Wir wollen ihr sofort unter die leibhaftigen Menschenfresser von Borneo und Sumatra folgen. Allerdings bekam sie in Sarawak, dem Regierungssitze des englischen Consuls Brooke, der sich so ziemlich zum vollständigen Obersultan über alle Sultaneien der Insel Borneo gemacht hat, Empfehlungs= und Schutzbriefe, aber diese reichten lange nicht so weit, als ihr beispielloser Muth. Beim Sultan von Singtang wurde sie ziemlich in europäischer Manier wie eine Prinzessin behandelt und konnte sogar ordentlich mit Messern und Gabeln essen, ihren eigenen nämlich, die sich der Sultan heimlich von ihrem Diener hatte zustecken lassen, um sie ganz in civilisirtem Style zu bewirthen, aber diese feinen Rücksichten hörten bald auf, zumal als sie auf Sumatra über die holländischen Besitzungen hinaus in's Innere drang, und zwar zu den Battakern, die kurz vorher ein paar Missionare leibhaftig aufgefressen hatten. Man rieth ihr deshalb sehr dringend und ernstlich ab, aber der merkwürdige Genius unserer Heldin ließ ihr keine Ruhe, ließ keine Furcht in ihr aufkommen. So wandert sie getrosten Muthes in das erste Menschenfresserdorf hinein und weiß sich sofort die Achtung und Protection des Sultans der Battaker, Hali Bonars, zu erwerben, und zwar

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wie wir für die, welche unsere Heldin nicht kennen, bemerken, nicht durch ihre Jugend und Schönheit, da sie aus ihren Jahren und ihrem alten Wittwenthume selbst kein Geheimniß macht. Hali Bonar läßt auf ihr Gesuch Nationaltänze aufführen, deren Schilderung wir von ihren eigenen Worten übersetzen.
"Den Schwertertanz fand ich zu meinem Erstaunen ganz gleich mit dem der Dyaks auf Borneo; auch der Messertanz und Kampftanz hatten viele Aehnlichkeit; aber der originellste, wildeste und lebhafteste war der sogenannte Teufelstanz. Die Tänze wurden alle von männlichen Individuen aufgeführt, mit Ausnahme eines einzigen, an welchem ein Weib Theil nahm, aber nur mit seltsamen Gestikulationen, mit Kriechen auf dem Boden, während die Männer um sie herum tanzten. Dabei fixirten Männer und Weib ihre Augen stets auf den Boden. Ich hatte nun alle ihre Tanzkünste gesehen, bis auf einen, den, welchen sie um einen Menschen, ehe er gefressen wird, aufführen. Sie weigerten sich anfangs, diesen aufzuführen (doch jedenfalls aus angeborner Scham, dem bloßen Anblicke eines gebildeten Menschengesichts gegenüber), gaben aber endlich meinen Bitten nach. Statt des Menschen banden sie einen Klotz an einen Pfahl und setzten ihm eine Strohmütze auf. Die Tänzer begannen nun damit, ihre Füße so hoch zu schleudern, als es ihnen irgend möglich war, und schleuderten dabei ihre Messer in der ausdrucksvollsten Weise gegen das imaginäre Schlachtopfer. Endlich gab ihm Einer den wirklichen ersten Stich, dem die Andern alle schnell folgten. Sie schlugen den Kopf (d. h. in diesem Falle die Strohmütze) vom Rumpfe und legten ihn auf eine Matte mit großer Sorgfalt, um das imaginäre Blut nicht zu Vergießen. Jetzt tanzten sie mit wildem Freudengeschrei um denselben herum. Einige hoben den Kopf auf und brachten ihn an ihre Lippen mit den deutlichsten Zeichen, wie schön ihnen das abgeleckte Blut schmecke. Andere warfen sich auf den Boden, um mit der schrecklichsten Wahrheit das ausgeflossene, geronnene Blut aufzulecken oder die Finger hineinzustecken und dann mit dem größten Appetite abzulutschen. Dies geschah alles mit dem Ausdrucke des größten Entzückens. Der vorwaltende Ausdruck ihrer Physiognomien war einer der Freude, nicht der Grausamkeit. Es war freilich blos Darstellung, die Wirklichkeit möchte doch ganz anders ausgesehen haben. Spiel, das es war, konnte ich mich doch einigen Schauderns nicht erwehren, als ich daran dachte, das ich ganz in der Gewalt dieser wilden Kannibalen war. Ich konnte mich lange dieses peinlichen Eindrucks nicht erwehren, und selbst im Schlafe umgrinsten mich diese entsetzlichen Bilder."
Zwölf Meilen weiter wäre sie doch trotz der Anwesenheit Hali Bonars beinahe geschlachtet und verzehrt worden, aber es ist komisch und charakteristisch, wie sie doch ihre Haut rettete: "Weiter im Thale hinabsteigend, warnte mich Hali Bonar, durchaus nicht von ihm wegzugehen, sondern stets dicht hinter ihm zu bleiben. An der Spitze unserer Prozession gingen sechs mit Speeren bewaffnete Männer, dann kam er, hinter ihm ich und mein Führer, dahinter mancherlei Volkes aus Dörfern, die wir berührt hatten. Vor der ersten Utta (Ansiedelung), der wir uns jetzt näherten, schien man meiner Weiterreise stark opponiren zu wollen. Es war ruchbar geworden, daß ich käme, und vor jedem Orte standen Männer mit Lanzen und Parangs, meine Annäherung zu verhindern. Hali Bonar überredete sie endlich, mich passiren zu lassen. Aber an einem andern Orte stellten sich die Sachen bedenklicher. Mehr als achtzig Bewaffnete versperrten uns den Weg. Die Speerträger hatten mich plötzlich umringt und schossen schreckliche, wilde Blicke auf mich. Starke robuste Gestalten, volle sechs Fuß hoch, schreckliche Aufregung in ihren Mienen, mit weiten, ungeheuern Mäulern, hervorstehenden Zähnen darin, so daß sie den Kinnbacken wilder Bestien glichen. Sie schrillten und heulten um mich herum, und wären mir solche Scenen nicht schon familiär gewesen, ich würde geglaubt haben, mein letztes Stündlein sei gekommen. Aber ich verlor meine Geistesgegenwart nicht. Ich setzte mich auf einen Stein und bemühte mich, so ruhig und zuversichtlich als möglich auszusehen. Aber jetzt traten einige Rajah's dicht an mich heran mit drohenden Blicken und Gesticulationen, die deutlich sagten, daß sie mich fressen würden, wenn ich nicht sofort umkehre. Sie richteten ihre Messer gegen meinen Hals und schnappten mit den Zähnen nach meinem Arm und kauten und knirschten dann, als hätten sie schon den Mund voll von meinem Fleisch. Ich hatte natürlich etwas der Art von den Battakern erwartet und deshalb etwas von ihrer Sprache studirt, um erst ein Wort mit ihnen reden zu können. Konnte ich ihnen etwas Amüsantes sagen, sie zu lachen machen, so hatte ich viel gewonnen, das wußte ich; denn Wilde sind wie Kinder, und die größte Kleinigkeit kann sie zu Freunden machen. So stand ich auf, patschte dem Wildesten auf die Schulter in einer ganz freundschaftlichen Manier, und sagte lächelnd in einem Jargon halb Battakenisch, halb Malaiisch: "Na, ihr denkt doch nicht daran, ein Weib zu tödten und zu essen, zumal ein solches, wie ich bin? Ich muß sehr hart und zähe sein." Glücklicherweise mußten sie über diese Wendung in meinem fremdartigen Accente und meine Gesticulationen dazu lachen. Auch mein furchtloses Zutrauen machte einen guten Eindruck. Sie reichten mir ihre Hände, der Kreis von Speermännern öffnete sich und glücklich über diese überstandene Gefahr kam ich sicher in einem Orte, genannt Tugala, an, wo mich der Rajah in sein Haus aufnahm."
Auf Borneo lernte sie andere Spielarten des antropophagischen Kannibalismus in den Stämmen der Dyaks und Alfora's kennen. Lassen wir sie die Hauptliebe der Dyaks selbst schildern: "Ich hatte hier gleich das Vergnügen, ein paar Siegestrophäen, nämlich zwei frisch abgeschnittene Köpfe, zu sehen. Bei andern Stämmen fehlten diese auch nicht, aber diese trocknen die Köpfe aus zu bloßen Schädeln. Die bei den Dyaks waren noch frisch und nur etwas von Rauch geschwärzt, das Fleisch halb getrocknet, Lippen und Ohren zusammengeschrumpft mit weit und breit fletschenden Zähnen, ein scheußlicher Anblick. Die Köpfe waren noch mit Haar bedeckt, der eine hatte sogar die Augen offen. Die Dyaks nahmen diese Köpfe aus ihren Säcken, um sie mir mit großer Freundlichkeit zu zeigen. Es war ein Anblick, den ich nie vergessen werde. Sie spieen in die Gesichter dieser Köpfe, wobei sich ihre sonst ruhigen und friedlichen Mienen zu einem furchtbar wilden Ausdruck verzerrten. Knaben schlugen in diese Gesichter und spieen aus. Ich schauderte, konnte aber nicht umhin, zu fragen, ob wir gebildeten Europäer wirklich besser handeln, als diese eckelhaften Kannibalen? Ist nicht jede Seite unserer Geschichte mit Verrath und Blut gefüllt? Die Dyaks sammeln einzelne Köpfe in ihren "Bailers", armseligen Hütten, gleichsam ihren Museen und National=Galerien. Bei uns könnten statt armseliger Hütten weite Hallen und prächtige Schlösser mit den Köpfen Derer gefüllt werden, die dem Ehrgeize und der Selbstsucht der mächtigen Bewohner derselben geopfert wurden. Die Dyaks tödten ihre Feinde, aber quälen sie nicht, wie wir. Wie viele Tausende wurden langsam in Kerkern und verbannt in giftigen Klimaten umgebracht?" (Die Verfasserin führt dies noch weiter aus.) "In einigen Reisebüchern finde ich, die Dyaks liebten es, ihren angebeteten Schönen abgeschnittene Menschenköpfe als Zeichen ihrer Zärtlichkeit zu Füßen zu legen, aber ein Holländer leugnet dies, und ich gebe ihm Recht, denn Menschenköpfe sind nicht immer so leicht zu haben. Aber die Jagd auf Menschenköpfe ist allerdings sehr Mode und wurzelt in einem besondern Aberglauben. Wenn z. B. ein Rajah krank wird oder verreist, pflegt man seinem Stamme nach der Genesung oder Rückkehr einen Menschenkopf zu schenken. Ein solcher Kopf muß um jeden Preis geschafft werden. Mehrere Dyaks gehen dann auf die Menschenkopf=

[ => Original lesen: 1856 Nr. 9 Seite 4]

Jagd, d. h. sie legen sich in sechs Fuß hohes Gras oder unter Blätter, mit denen sie sich sorgfältig zudecken und liegen, bis ein Opfer naht. Sie schießen es dann zuerst mit einem vergifteten Pfeil, springen dann auf dasselbe und hauen den Kopf glatt mit einem Schlage ab, mit einer Geschicklichkeit, die auf besondere Uebung schließen läßt. Der Stamm, welchem auf diese Weise ein Kopf abhanden gekommen, fängt dann sofort Krieg an, der nur mit einem oder mehreren gewonnenen Köpfen endet. Der gewonnene Kopf wird dann mit Jubel und Gesang triumphirend nach Hause gebracht und unter die Nationalschätze aufgenommen. Es folgen Festlichkeiten von der Dauer eines ganzen Monats. Die Dyaks sind große Liebhaber von Köpfen, und machen nach der Reisernte mit Malaien oft große Jagden darnach. - Noch größer ist diese noble Passion bei den Alfora's, welche sich besondere Gebäude, "Bailers", halten, um Menschenköpfe darin zu sammeln. Kehrt ein Jäger glücklich mit einer solchen Beute zurück, kommt ihm das ganze Dorf triumphirend entgegen. Der frische Kopf wird Kindern über zehn Jahren gegeben, welche von da an das Privilegium haben, das Blut daraus zu saugen. Hierauf wird der Kopf leicht geröstet und feierlich in dem Bailer aufgehangen. Die Bailers sind die Museen der Alfora's. Wir nehmen die Produkte von Köpfen in unsere Museen auf, die Alfora's, deren Köpfe nichts produciren, deren Hirn und Geist verschlossen und verwildert ist, sammeln die Köpfe selbst in ihren Kunstkammern.


Bekanntmachung.

Die Bewohner des Schönberger Armen=Districts werden aufgefordert, die volle Armensteuer an die resp. Vorsteher, in Schönberg an den Schuhmachermeister Joh. Friedrichs, Webermeister Joh. Kähler und Webermeister Aug. Threms, und auf den Dörfern an die Hauswirthe Joach. Wigger in Menzendorf, H. Maas in Kl. Siems, Eckmann in Blüßen und Bonhoff in Mahlzow, fordersamst zu bezahlen.
Schönberg den 13. Februar 1856.

                                                    Die Armenbehörde.


Vermischte Anzeigen.

150 Scheffel gute Eßkartoffeln
sind bei mir zu haben.                                                    
Rehna, den 26. Februar 1856.                          
                                                    J. H. Kindt,
                                                    Kaufmann.


Wir machen hiermit bekannt, daß der Quartaltag des Sattler= und Drechsler=Amts in der Folge immer am Dienstag nach Ostern, demnach dieses Jahr den 25. März abgehalten werden soll.
Schönberg, den 28. Februar 1856.

                          Die Aelterleute des Sattler= und Drechsler=Amts.


Gesucht werden sogleich in eine Landstelle

1 bis 2000 Taler (Mecklenburg)

gegen gute Hypothek, für Jemand, der sich in Mecklenburg=Schwerin angekauft hat. Näheres darüber erfährt man bei

                                                    Aug. Spehr.

Schönberg, 14. Februar 1850.


Zum bevorstehenden Ostern halte ich für Confirmanden mein wohlassortirtes

Manufactur=Waaren=Lager

in schönem billigen Tuch und Buckskin, Orkean und Paramatta in allen Farben, breiten ächten Cattunen von 3 Schilling (Mecklenburg) an, in einer großen Auswahl von Westen, Tüchern in aller Art u. s. w. bestens empfohlen, und gebe die billigsten Preise.
Schönberg, 14. Februar 1856.
                                                    Ludwig Creutzfeldt.


Mein

hellbrauner, starker Hengst

deckt in diesem Jahr fremde Stuten für 2 Taler (Mecklenburg) und 16 Schilling (Mecklenburg) an den Knecht. Die Stuten können von 9 zu 9 Tagen wieder beigebracht werden, bis sie abschlagen.

                                                    Hauswirth Voß in Falkenhagen.


Warnung.

Da sich jetzt viele Menschen finden, über meinen Hof einen Richtsteig zu nehmen, und mir dadurch vielmals die Thore aufgelassen werden, so daß mein Vieh vom Hof kommt, besonders die Schweine, die jedesmal Schaden thun; so finde ich mich genöthigt, diesen Richtsteig über meinen Hof hiermit gänzlich zu verbieten. Diejenigen, die ich jetzt treffe, werde ich von Gerichtswegen bestrafen lassen.

Rieps.                                                     Timcke.


            Die

Magdeburger Vieh=Versicherungs=Gesellschaft
versichert
Pferde, Rindvieh, Schaafe, Ziegen und Schweine

zu festen Prämien, ohne alle Nachzahlung, gegen alle Verluste, die in Folge von Krankheiten, Seuchen oder Unglücksfällen, durch Sterben, Tödten, Abschlachten oder Verkauf entstehen.

Nähere Auskunft ertheilt                          
die Haupt=Agentur Schönberg:
Wilh. Heincke.
die Agentur Ziethen:
H. Wulff.


Kirchliche Anzeige.

Sonntag Lätare. Hauptpredigt: Consistorialrath Rüdiger.
Freitag den 7. März: Wochengottesdienst.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 2 Taler (Mecklenburg) 2-10 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 8-16 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1 Taler (Mecklenburg) 32-36 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen 1 Taler (Mecklenburg) 4-8 Schilling (Mecklenburg),
Gerste 1 Taler (Mecklenburg) 4-8 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat - Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 46-48 Schilling (Mecklenburg),     Sommer=Rapsaat - Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 20-24 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 18-20 Mark (Lübeck)
Butter 10 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln, a Faß 8 Schilling (Mecklenburg).


Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.


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