No. 24
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. Juni
1839
neunter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1839 Nr. 24 Seite 1]

Vorladungen.

          Der ehemalige hiesige Hausbesitzer Johann Ernst Sterley hat, nach dem statt gehabten Verkaufe seines Hauses sich insolvent erklärt und seinen Gläubigern sein Vermögen rein abgetreten. In Gemäsheit der, für diesen Fall bereits vorläufig unter den actenkundigen Gläubigern getroffenen Beschlüsse ist nun eine Prioritäts=Urthel abgefaßt worden, zu deren Publication, so wie auch zur Abgabe bestimmter Erklärungen über die, von dem Gemeinschuldner zu leistende Manifestation und die demselben zu bewilligende Wohlthat der Güter=Abtretung, werden sämmtliche Sterley'sche nicht bereits präcludirte Gläubiger hiedurch auf

den 27sten k. M. Junius

Morgens 11 Uhr vor Gericht geladen, um, nach statt gehabten Verhandlungen mit dem Gemeinschuldner, wobei die Abwesenden an die Beschlüsse der Erscheinenden ein= für allemahl gebunden geachtet werden sollen, die Eröffnung der Priorität=Urthel zu gewärtigen.
    Decretum Schönberg den 29. Mai 1839.

                                                 Justiz=Amt der Landvogtei des Fürsten=
(L. S.) thums Ratzeburg.
Karsten.     Reinhold.


Verkaufs=Anzeigen.

          Zum öffentlichen meistbietenden Verkaufe des zur Schüttschen Concursmasse gehörigen, auf dem demolirten Festungs=Terrain belegenen Gartens, ist Termin auf

den 27sten k. M.

zu Rathhause hieselbst angesetzt, und sind alle diejenigen, welche Forderungen und Ansprüche an dieses Grundstück zu haben vermeinen, verabladet, solche in eodem termino anzumelden und sofort gehörig zu bescheinigen, bei Strafe der mit dem Ablaufe des Termins eintretenden Präclusion.
    Ratzeburg den 13. Mai 1839.

                                                 Königlicher Stadt=Commissarius,
Bürgermeister und Rath.
in fidem
(L. S.) J. Richter, Secr.  


          Am Montag den 17. d. M. Morgens 10 Uhr, sollen in dem Kruge zu Lockwisch in öffentlicher Auction meistbietend, gegen baare Bezahlung, nachstehende Sachen verkauft werden, als:

Tische, Stühle, Bänke, Bettstellen, Betten, Schränke, Kessel, eine Kuh, Hühner, nebst allerlei Haus= und Küchengeräthe.
        Schönberg den 6. Juni 1839.

Müller, Amtsreuter.    


Vermischte Anzeigen.

          Alle diejenigen, welche ihren diesjährigen vollen Beitrag zur hiesigen Armenkasse noch immer nicht entrichtet haben, werden hiemit aufgefordert, denselben binnen 14 Tagen den Armenvorstehern einzuhändigen, widrigenfalls sie es sich nach dieser

[ => Original lesen: 1839 Nr. 24 Seite 2]

Zeit selber beizumessen haben, wenn gegen sie andere Maaßregeln ergriffen werden.
      Schönberg den 5. Junius 1839.

Die Armenbehörde.      


Ankündigung.

          Die öffentliche Feier der Lauenburg=Ratzeburgischen Bibelgesellschaft wird am bevorstehenden 20sten Junius Donnerstags um 10 Uhr Morgens und zwar dieses Mal in der Stadtkirche zu Ratzeburg begangen werden, und es werden zur Theilnahme an derselben alle Mitglieder, Wohlthäter und Freunde der Gesellschaft hiedurch geziemend eingeladen

Namens des Engern Ausschusses    
der Bibelgesellschaft.           


        Nach Vorlegung der Armen=Rechnung des Kirchspiels Schlagsdorf hat sich gefunden, daß der diesjährige Beitrag nicht ausreicht, und es nöthig ist, noch den vierten Theil desselben für dieses Jahr zu heben. Es wird daher hiermit bekannt gemacht, daß solcher am 20. Juni d. J. im Hause des Berechners in Gegenwart der Armenvorsteher gehoben werden soll.
    Schlagbrügge den 12. Juni 1839.

G. Wicht,              
als Berechner der Schlagsdorfer Armencasse.


Erstes norddeutsches Musikfest in Lübeck.

          In diesem Jahre wird in Lübeck, im Vereine mit Bremen, Hamburg, Altona, Rostock und anderen Holsteinischen und Mecklenburgischen Städten, ein großes Musikfest gefeiert. Die Aufführungen finden Statt an drei Tagen, dem 26sten, 27sten und 28sten Junius. Der erste und dritte Tag bringen in der Marienkirche Händel's Samson, einen Theil des Messias und andere der Würde des Ortes angemessene Werke zu Gehör; wohingegen der zweite Tag der Aufführung weltlicher Musik in der Börse und insbesondere den Vorträgen einzelner Virtuosen gewidmet ist. Ausgezeichnete Solisten sind gewonnen; in Chor und Orchester wirken gegen 400 Personen mit. So darf man sich von diesem Feste einen nicht gewöhnlichen Kunstgenuß versprechen, und möchte dasselbe auch im Auslande um so mehr Beachtung verdienen, da zugleich während des Juni=Monates die diesjährige hiesige Kunst=Ausstellung dem Publicum ihre Schätze darbieten wird.
      Lübeck im Mai 1839.


          Den Eltern, die gesonnen seyn sollten, ihre Kinder in Privat=Unterricht zu geben, mache ich hiedurch die Anzeige, daß ich von Johannis d. J. an in meiner Wohnung bei dem Schornsteinfegermeister Herrn Kunau wöchentlich 4 Stunden, nämlich Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags Nachmittags von 5 bis 6 Uhr, Privat=Unterricht in der deutschen Sprache, im Rechnen, Schönschreiben und Lesen ertheilen werde.
    Schönberg den 7. Juni 1839.

H. Lentzkow, Cantor.      


          Alle diejenigen, welche in diesem bevorstehenden Johannis=Termin Geld und Sparcassenbücher durch mich an die Schweriner Sparcasse besorgen lassen wollen, ersuche ich gehorsamst, bis zum 19. Junius sich bei mir zu melden, oder sonst auch nur die Bücher und das Geld - welches Letztere mit schriftlicher Angabe der Personen, für die es besorgt werden soll, versehen seyn muß - bei dem Schneidermeister Meyer in Schönberg abzugeben, bei welchem ich am 15. und 19. d. M. Nachmittags zu treffen seyn werde.
    Siechenhaus bei Dassow am 6. Juni 1839.

J. P. Oldörp,          
Schul= und Siechenmeister.  


          Diejenigen Bürger, welche mit ihrem Acker an meine Wiese, der Schlauen genannt, gränzen, ersuche ich, solchen hinlänglich zu bedichten, indem ich meine Kühe ehestens dorthin auf die Weide bringen werde. - Schönberg, 5. Juni 1839,

Baumann Spehr.      


          In den Nächten vom 29. bis 31. Mai sind mir aus meiner Buschkoppel 3 Ahorn und 1 Zäh=Esche gestohlen worden. Wer mir den Thäter so angiebt, daß ich ihn gerichtlich belangen kann, erhält 5 Taler (Mecklenburg) Belohnung.

Hausw. J. Storm zu Lindow.    


          Zum Großherzoglich privilegirten Vogelschießen nach Silbergewinnen, auf Wichmanns Garten, am Sonntag den 16. Juni, ladet alle seine Freunde und Gönner ergebenst ein

J. Wichmann.

    Dassow 1839.


Soldaten=Treue oder der Separat=Friede zur Kriegeszeit.

[Erzählung.]

(Beschluß.)

[ => Original lesen: 1839 Nr. 24 Seite 3]

Soldaten=Treue oder der Separat=Friede zur Kriegeszeit.

[Erzählung.]

[ => Original lesen: 1839 Nr. 24 Seite 4]

Soldaten=Treue oder der Separat=Friede zur Kriegeszeit.

[Erzählung.]


Tagesübel.

        Es giebt mancherlei kleine Unannehmlichkeiten im Leben, die uns mehr als wirkliche Widerwärtigkeiten zu prickeln und in Mißstimmung zu versetzen im Stande sind. Zu diesen Tagesübeln gehören besonders folgende:
        1) Wenn man seinen Rock aufhängen will und das Henkelband reißt.
        2) Wenn man Eile hat und es wird eben ein Wagen aus dem Thor des Hauses gezogen oder geschoben, an dem man eben vorüber will.
        3) Wenn sich Zwei begegnen und Jeder auf gleicher Seite ausweichen will.
        4) Wenn Zwei aus Artigkeit zugleich etwas vom Boden aufheben wollen und sich die Köpfe zusammenstoßen.
        5) Wenn man sich höflich empfiehlt und an der Thür stolpert oder an etwas hängen bleibt.
        6) Wenn man das Licht putzen will und es auslöscht, besonders in nicht gleichgültiger Gesellschaft.
        7) Wenn man gern niesen möchte und nicht dazu gelangen kann.
        8) Wenn beim Siegeln der Lack tröpft, ehe man ihn auf den Brief bringt.
        9) Wenn man beim Aufstehen die Pantoffeln mit den Spitzen gegen das Bett gestellt findet und entweder sich selbst, oder die Pantoffeln herumdrehen muß, um hinein zu kommen.
        10) Wenn man bei einer Dame graziös vorübergehen will und stolpert.
        11) Wenn man von Jemand zur Tafel geladen den Schnupfen mitbringt, aber das Schnupftuch vergessen hat.
        12) Wenn man in Gesellschaft das vor sich habende volle Weinglas umwirft.
        13) Wenn man eine brennende Cigarre verkehrt in den Mund steckt.
        14) Wenn man mit der brennenden Pfeife zum Fenster hinaussieht, und Kopf, Rohr und Abguß auf die Straße fallen und man nur die Spitze im Munde behält.
        15) Wenn eine Dame während des Galoppwalzers einen Schuh verliert, oder wenn einem Manne während des Tanzes der Hosenträger platzt.
        16) Wenn man statt der Streusandbüchse das Tintefaß ergreift.


Neue deutsche Sprüchwörter.

        Eitelkeit. Falsche Haare machen alte Schädel nicht jung. - Weiße Schleier verbergen braune Wangen. - Wer die Weisheitszähne zeigen will, macht den Mund weit auf.

        Erziehung. Wer in der Jugend ertaubt, dem schlüpft kein Vernunftgrund ins Ohr. - Wo die Natur den Saamen nicht treibt, da hat die Kunst umsonst gepflügt. - Was staubige Eltern gewonnen, verzehren blanke Kinder. - Eine gute Mutter hört das Walzerspiel nicht, wenn ihr Kind schreit.

        Falschheit. Man darf nicht allen Schiffern trauen, wenn sie auch die Freundesflagge aufgesteckt haben. - Falsche Groschen kennt man erst, wenn sie abgegriffen sind.

        Feiertage. Wen die Woche nicht reich macht, der bleibt auch Sonntags ein Bettler. -Je rother der Sonntag, je blauer der Montag.

        Freiheit. Wer sich selbst gefangen hält, für den bedarf man keiner Fesseln. - Aus Ringen werden Ketten.

        Freude. Das beste Gewürz kommt aus Sorgenland. - Wer die Freude auf Bergen sucht, verliert sie im Thal. - Wo die Noth aufhört, fängt die Freude an.

        Freundschaft. Aechte Freundschaft erfriert im Winter nicht. - Ein Brodfreund - kein Nothfreund. - Wer sich in Nesseln schlafen legt, steht mit Blasen auf.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 11. Juni.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 140
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 78
              Petersburger 96
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 66
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 62
Erbsen, Brecherbsen 76
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne 15 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 12


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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