No. 45
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. November
1838
achter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1838 Nr. 45 Seite 1]

Daß nach einer Verfügung des Land=Gerichts zu Lübeck, in das dortige Gebiet bis auf Weiteres, Rindvieh aus dem Mecklenburgischen, und dem Fürstenthume Ratzeburg, nur zu Travemünde, Schlutup und Brandenbaum, und an diesen Orten auch nur gegen gehörige obrigkeitliche Gesundheitspässe gelassen werden soll, wird hiemit bekannt gemacht.
            Schönberg den 29sten October 1838.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.          
(L. S.)                          A.  v.  Drenkhahn.        Karsten.         Reinhold.
           


Verkaufs=Anzeigen.

        Zum Verkaufe des Wohnhauses der wailand Schneiderwittwe Koester und zur Ausübung des creditorischen Gleichgebots=Rechtes, ist ein Termin auf

den 20. Decbr. 1838,
nicht minder ein anderer Termin zur Liquidation und Justification aller Ansprüche an die Koestersche Nachlaßmasse auf
den 22. Decbr. 1838
ree. sub poena praeclusionis pro omni, angesetzt.
    Rehna den 5. October 1838.

Großherzogliches Stadt=Gericht.      


Eichen=Verkauf in Lübeck.

Am Donnerstag den 15. November 1838 werden in Lübeck auf dem Rathhause, Vormittags von präcise 10 Uhr an, außer mehrerem anderen Holze

im Israelsdorfer Forstreviere
259 Eichen auf dem Stamme
öffentlich an die Meistbietenden verkauft.
      Die zu verkaufenden Eichen, so wie die Verkaufs=Bedingungen können jederzeit vorher bei einem der Forstbeamten des Israelsdorfer Forstreviers in Augenschein genommen werden.
        Lübeck 1838.

Forst=Departement.         


[ => Original lesen: 1838 Nr. 45 Seite 2]

Vermischte Anzeigen.

          Das längst erwartete Choral=Melodienbuch vom Herrn Kirchenrath Rußwurm ist neu erschienen und bei mir ungebunden für 6 Schilling (Mecklenburg) zu haben.

Bade, Buchbinder.          


          Meinen Sohn, welcher einige Jahre am herzoglichen Hofe conditionirt und gegenwärtig zu Hause ist, empfehle ich dem hochgeehrten Publikum zu allen Tapezierarbeiten, insbesondere zum Gardinen=Aufstecken sowohl nach Modenjournalen, als nach Handzeichnungen.
    Schönberg 1838.

Sattlermeister Baer.      


          Ich mache hiemit bekannt, daß ich feines Lein, Bett= und Tischdrell bis acht Viertel breit nach beliebigen Mustern sehr preiswürdig und fehlerfrei verarbeite, und bitte ergebenst um recht vielen Zuspruch.

P. Behrling,              
Webermeister in Ziethen.      


          Der Kalender für das hiesige Fürstenthum, auf 1839, ist beim Buchbinder Herrn Bade und bei mir zu haben.

Bicker.          


Ueber die Maulseuche.

          Diese Krankheit des Rindviehes zeichnet sich vorzüglich durch einen blasigen und pustulösen Ausschlag in dem innern Theil des Maules aus. Der Maulseuche gehen immer Fieberbewegungen voran, welche bald entzündlich, bald catharralisch, bald fauliger Art sind. Das hievon erkrankte Vieh läßt den Kopf hängen, ist matt, liegt viel, und steht ungern und nicht ohne Anstrengung auf. Es geht wie gelähmt, vorzüglich ist die Bewegung des Fesselgelenks gehindert. Die Haut ist trocken, die Haare rauh und sträubig, der ganze Kopf ist heiß, besonders aber ist die Hitze im Maule sehr beträchtlich, es ist voller Schleim und Geifer, aus welchem auch ein heißer etwas übelriechender Dunst geht. Die Augen sind mehr oder weniger roth und feucht, der Puls= und Herzschlag ist erhöhet, der Appetit verringert, das Wiederkauen schwach, die Milchabsonderung vermindert. Bei einigen ist der Vorkopf, die Lippen und die Zunge angelaufen.
          Auf diese Erscheinungen tritt nun der Ausschlag in kleinen Bläschen hervor, die ihren Sitz in der innern Fläche der Vorderlippe, zwischen dieser und dem Gaumen, an Zahnfleisch und an der Zunge etc. bzw. usw.. haben. Selten entstehen sie auf der äußern Fläche der Lippen und am Rande der Naselöcher. Gewöhnlich erlangen sie die Größe einer Erbse oder Bohne, sind von Farbe weiß oder gelblich und enthalten eine gelbliche, klebrichte, lymphatische Flüssigkeit, die im Verlaufe eiterartig wird. Während sich die Blattern ausbilden, verliert sich die Freßlust immer mehr und mehr, so daß sie fast kein Futter mehr genießen, hingegen halten sie die Schnauze gern in das frische Wasser und trinken auch öfters von demselben. Gewöhnlich brechen die Blattern zwischen dem vierten bis siebenten Tage nach ihrem Erscheinen auf und ergießen die in ihnen enthaltene Flüßigkeit. Die zerplatzte Haut, welche die Blasen bedeckte, vertrocknet und schuppt sich ab; das Fieber verliert sich, der Puls wird natürlich und das kranke Thier erholt sich bald. Nicht immer ist der Verlauf dieser Krankheit so gelinde; unter einer ungeschickten Behandlung und ungünstigen Verhältnissen kann das Fieber einen faulichten Charakter annehmen, wobei die Blattern groß und mißfarbig werden , aufplatzen und Geschwüre und Schrunden darstellen, wodurch die Thiere ganz vom Fressen nachlassen und selbst kein Getränk mehr zu sich nehmen, daher auch das Wiederkauen nicht mehr fortgesetzt werden kann; die Ernährung hat fast gänzlich aufgehört, es stellt sich Durchfall ein und das kranke Thier magert sichtbar ab u. s. w.
          Die Oeffnung der Thiere, welche an dieser Krankheit gelitten haben, ist nicht gleich; hat nämlich dieselbe noch nicht lange gedauert, war das dabei vorhandene Fieber von entzündlicher Beschaffenheit; so findet man außer den örtlichen Leiden im Maule eine erhöhete Röthe in der Schleimhaut der Nase u. s. w. Hat die Krankheit länger gedauert, sind dabei Entzündungen vorhanden gewesen, so findet man nebst dem örtlichen Uebel, Entzündungen in den Lungen etc. bzw. usw.., oder Ergießungen von Lymphe oder Vereiterungen, Geschwüre und Wasseransammlungen in verschiedenen Höhlen des Körpers, wobei gewöhnlich eine große Abmagerung und Blaßheit des Fleisches statt findet. Stand Faulfieber mit dem Maulweh in Verbindung, so sind die weichen Theile erschlafft, blaß und nicht selten durchwässert; der Magen und der Darmkanal sind öfters mit Flecken bedeckt, die Säfte entmischt, einige Drüsen vergrößert und verhärtet etc. bzw. usw..
          Ist das Uebel gelinde und einfach, sind keine schlimme Nachkrankheiten vorhanden, so kann zwar das Fleisch wie die Milch als Nahrung benutzt

[ => Original lesen: 1838 Nr. 45 Seite 3]

werden; allein es ist besser, den Verlauf der Krankheit und die Genesung abzuwarten, wenn es nicht ganz ausgemästete Thiere betrifft. In diesem seltenen Falle kann das Schlachten und der Fleischgenuß erlaubt werden, wenn hiebei solche Vorsicht getroffen wird, daß, wenn das Uebel ansteckend wäre, es hiedurch nicht weiter verbreitet würde. Hat aber die Krankheit einen bösen Charakter, sind bedeutende Vereiterungen, Auflösungen, Wassersucht etc. bzw. usw.. vorhanden, so darf das Fleisch als Nahrung für Menschen nicht genutzt werden.
          Zur Heilung der Krankheit bediene, man sich des Raths fähigen Tierarztes. Hier haben nur die Erkennungszeichen angegeben werden sollen.


Die gefährliche Königin.

(Beschluß.)

        Die Befehlshaberin des Passes begann von Neuem auf die Kästchen zu schlagen, um ihre Reserven zu allarmiren; doch als sie sah, daß sie auf Seitenpfaden von dem Feinde umringt wurde, tauchte sie ihren Stab in den Honig, und umhüllt von einer schützenden Bienenwolke schritt sie wie eine Zauberin durch den Kreis der Soldaten, die Scheu vor ihrem Zauberstab auswichen. Da sprang plötzlich, mit Verachtung aller Gefahr, die ihm von Tausend Stacheln drohte, der Sergeant ihr in den Weg, entriß ihr den gefürchteten Zauberstab und schleuderte ihn weit fort. Er lichtete das Strohvisir, um der vermeintlichen Hexe einmal in das faltige Antlitz, in das rothe Auge zu blicken; doch voll Staunen, wie bei dem ersten Angriffe, blieb er stehen und schaute in die jugendlichen, aber vor Angst bleichen Mienen eines schönen Mägdleins, das, gefaßt auf ein trübes Schicksal, mit Ruhe den vermeintlichen Rächer anblickte. Er konnte indessen ihren Anblick nicht lange mit Ruhe ertragen, nicht weil die Rache ihn spornte, sondern weil seine Augen ihn schmerzten, die er mit Wasser zu kühlen eilte, um sie bald in's gesunde Auge fassen zu können. - Als der Bienenschwarm mit dem verlornen Zauberstabe das Mädchen verlassen hatte, ward sie bald von einem Schwarme Franzosen umringt, welche sich an ihr zu rächen herbeigeeilt waren. Sie rissen ihr die schützenden Kleider herab, fesselten sie an einem Baum, bestrichen ihr Gesicht und ihre Arme mit Honig und sprachen: "Nun, meine Süße, jetzt lerne Du die Stiche kennen und schwelle an vor Zorn unter den Deinigen." Sie flohen von ihr zurück und die gelockten Bienen zogen nun gierig und wüthend herbei, warfen sich auf sie, krochen ihr in die Nase und zerstachen ihr den Mund, und die Gluth der Sonne erhöhte noch ihren brennenden Schmerz. Umsonst versuchte der Sergeant, als er sich einigermaßen von seinem Schmerz erholt hatte, ihre Rettung; seine Cammeraden waren so erboßt, als daß er ihre Rache hätte verhindern können, so sehr er es auch wünschte, denn er hatte trotz seiner geschwollenen Augen zu tief in das schöne Auge der jungen Russin geschaut. Erst am Abende, nachdem die geflügelten Feinde sich zur Ruhe begeben hatten, war es möglich, das Defilee wo Bäume und Gestein mit Honig getränkt und von Bienen umschwärmt waren, ohne Gefahr zu passiren, um vor dem nahen Dörfchen, welches so lange durch ein schwaches Mädchen gegen Tausende von Kriegern vertheidigt und nun verlassen war, einen Bivouak zu beziehen. Noch in keinem Gefechte hatte es so viele Verwundete gegeben; der Herzog von Abrantes selbst saß wie eine einbalsamirte ägyptische Mumie in seinem Wagen. - Der Sergeant aber schlich mit einem vertrauten Freunde nach dem verhängnisvollen Orte, wo sie die Unglückliche zwar noch lebend, aber im beklagenswerthesten Zustande fanden. Der Sergeant löste ihre Fesseln und ihre Zunge und flößte ihr Muth und einige Tropfen aus seiner Feldflasche ein. Er versprach sie zu schützen und zum Herzog zu führen, der auch in den Thaten der Feinde die Vaterlandsliebe ehren und sie zu ihren Landsleuten hinübersenden würde.


  Der Mensch.
  Wass ist der Mensch? Wer löst mir diese Frage,
Die mich mit hoher Ahndung tief durchdringt?
Du bist weit mehr, das ist's, was ich mir sage,
Als was Natur aus ihrer Fülle bringt.

    Mir ward ein gleicher Stoff zur Form gegeben
Mit dem, was lebt, was blühet auf der Flur;
Doch zeugt mein Geist von einem höh'ren Leben,
Von einer überirdischen Natur.

    Es einen räthselhaft sich zwei Naturen;
Die eine stammet nur von dieser Welt,
Die andre lebt in Paradieses Fluren,
Wenn unsre Form dereinst in, Staub zerfällt.

    Zum Herrschen ward der freie Geist gegeben,
Ihm soll der Körper unterthänig seyn;
Doch öfters siegt der Sinne Widerstreben
Und hüllt den Geist in süßen Schlummer ein.
[ => Original lesen: 1838 Nr. 45 Seite 4]
      Dann sinkt der Mensch in Sinnlichkeit zur Tiefe,
Entwürdigt wird des Schöpfers Meisterstück,
Und wehe, wenn der Richter ihm nicht riefe:
"Erhebe Dich und fliehe schnell zurück!"

    Doch weckt die Warnung nicht die trunknen Sinne,
Fort taumelt er auf des Verderbens Spur,
Und daß er nicht des Bessern sich besinne,
Sinkt er hinab zur schwachen Creatur.

    Es kann der Mensch zwar straucheln und auch fallen -
Wo wäre der, der nimmer sich verlör'? -
Er soll: "Verzeihe, lieber Vater", lallen,
Und geben nur dem Besseren Gehör.

    Ihm hat Vernunft der weise Gott gegeben,
Die schützen soll stets seine reine Brust;
Er wandelt hoffnungsvoll getrost durchs Leben,
Er sey des höhern Lebens sich bewußt.

    Dann fühlt er seine wahre Menschenwürde -
Unsterblichkeit nach seines Schöpfers Plan.
Geduldig trägt er seine Lebens=Bürde,
Und fragt sich: Hab' ich meine Pflicht gethan?

    Mag denn der Erdenball in Trümmer gehen,
Ihm öffnet die Unsterblichkeit das Thor;
Er fühlt in sich des Schöpfers Odem wehen
Und schwingt sich frei zum Quell des Lichts empor.
  J. G. Müller.


Anecdoten.

          Ein äußerst pomadiger Nachtwächter saß im Kreise mehrerer Collegen und erzählt mit der größten Ruhe eine Geschichte, die durchaus nicht endigen wollte, und sogar die Pflegmatigsten ungeduldig machte. Sie hielten es indessen noch lange aus. Endlich aber nahm Einer aus seiner hölzernen Dose eine Prise und sagte: "Hör mal, Vupdich, nu sey so jut und beeile dir en bisken mit deine Jeschichte, ick verreise det andre Monat."


          Ein Bauer wollte den Doktor S. in Leipzig, einen sehr langen hagern Mann, besuchen, um dessen ärztlichen Rath für seine kranke Frau zu erbitten. Er klopfte an die Thüre, Niemand antwortete. Da steckte er den Kopf zur Thür hinein, erblickt ein aufgestelltes Skelett und lief davon. Nachmittags stand gerade der Arzt vor seinem Hause, als der Bauer vorbei ging. Die Magd sagt ihrem Herrn, dies sey der Patient, der ihn Vormittags suchte. S. rief ihn an, näher zu kommen. Aber furchtsam schrie der Bauer: Bleibt mir drei Schritt vom Leibe! Ich habe euch diesen Morgen gesehen, da ihr noch nicht angekleidet waret, und seitdem ist mir alle Lust vergangen.


Brodt=Taxe der Stadt Schönberg

für den Monat November 1838.

Weitzen=Brodt mit dem Aufbrodt auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen: Pfd. Loth. Qt.
ein zwei Schillings=Strumpf - 30 -
ein Schillings=Strumpf - 15 -
ein Sechslings=Semmel - 7 2
ein Dreilings=Semmel - 4 3
Rogken=Brodt von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrodt auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 4 Schillings=Brodt 3 7 -
ein 2 Schillings=Brodt 1 19 -
ein Schillings=Brodt - 25 3
ein Sechslings=Brodt - 12 3
Grob Hausbacken=Brodt ohne Aufbrodt:
ein 4 Schilling=Brodt 5 - -
ein 2 Schillings=Brodt 2 16 -
ein Schillings=Brodt 1 8 -
ein Brodt zu 10   -
          soll kosten 8 Schillinge.

Bürgermeister und Rath.    


Getraide=Preise in Lübeck
vom 6. November.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 144
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 80
              Petersburger 96
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 62
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 50
Erbsen, Brecherbsen 80
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne 17 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 131/2


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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