No. 44
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. November
1838
achter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1838 Nr. 44 Seite 1]

Wenn in mehreren Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen nicht sehr entfernten Ortschaften, so wie auch zu Pahlingen und zu Demern im hiesigen Fürstenthume, die Maulfäule unter dem Rindvieh sich gezeigt hat, so wird solches hiedurch öffentlich bekannt gemacht, und zugleich, mit Allerhöchster Genehmigung, den Dorfschulzen und sonstigen Ortsvorstehern aufgegeben, nicht nur, so wie die Krankheit an einem einzelnen Orte erscheint, die Nachbarschaft davon sofort in Kenntniß zu setzen, sondern auch überall durch möglichste Vigilanz oder Unterbrechung des Verkehrs mit verdächtigen Gegenden, der Verbreitung des Uebels entgegen zu wirken.
          Zu dem Ende wird verstattet, beim Handelsverkehr und Umtriebe mit Rindvieh letzteres nur dann zuzulassen, wenn die Eigenthümer oder Treiber desselben mit genügenden, obrigkeitlichen Bescheinigungen über das Nichtvorhandenseyn der Maulfäule an dem Orte, woher das Vieh kommt, versehen sind.
            Schönberg den 1sten November 1838.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.          
(L. S.)                          A.  v.  Drenkhahn.        Karsten.         Reinhold.
                


[ => Original lesen: 1838 Nr. 44 Seite 2]

Vorladungen.

        Zur Ermittelung aller bis jetzt an die, mit allerhöchster Bestätigung zu Kirch=Mummendorf eingerichteten 10 Erbpachtgehöfte und Büdnereien mit Zubehör, etwa existent gewordenen dinglichen Rechte, sind von uns, als der competenten Hypotheken=Behörde, in Folge allerhöchsten Publicats d. d. Schwerin den 10ten Octbr. 1838 und die für die Landesklöster unterm 20sten Februar 1837 allerhöchst publicirten Hypotheken=Ordnung, öffentliche Collectiv=Proclamata, welche alle vorbemerkten 10 Grundstücke ergreifen, dahin zu erlassen, daß nach erkanntem, alle Restitutionen ausschließenden Präclusiv=Abschiede, alle dinglichen Rechte an die gedachten Grundstücke, gegen die jetzigen und künftigen Besitzer dieser Erbpachtstücke für erloschen erklärt werden sollen, in soferne sie nicht auf dies Proclama angemeldet worden, und demnächst in die über die obgedachten Erbpachtstücke zu errichtenden Hypothekenbücher eingetragen sind.
      Demnach fordern wir nunmehr mittelst dieser alle Restitution ausschließenden Ladungen - mit alleiniger Ausnahme der im §. 3. der obgedachten allerhöchst bestätigten Hypotheken=Ordnung d. 20. Februar v. J. namentlich aufgeführten Anspruchs=Berechtigten an diese Erbpachtstücke mit ihren nicht über die Verfallzeit hinausgehenden Ansprüchen, - alle und jede hiedurch peremtorisch auf, welche an die gedachten 10 Erbpachtgehöfte respec. und Büdnereien und zwar;

1. an den Hauswirth Baumann,
2. an den Hauswirth Friedrich Hümpel,
3. an den Hauswirth Friedrich Kletzien,
4. an den Müller Müller,
5. an den Schmidt Brockmann,
6. an den Schneider Wunder,
7. an den Büdner Schörbaum,
8. an den Büdner Dreckvoß.
9. an den Büdner Kock,
10. an den Tischler Fasel,
Forderungen mit dinglichen Rechten an die denselben gehörigen Erbpachtstücke, an die dazu gehörigen Gebäude, Aecker, Wiesen, Weiden, Triften, Moore und Holzungen, nichts von solchen Besitzungen ausgenommen, haben oder zu haben vermeinen, und solche in die über jedes einzelne Gehöft besonders zu errichtenden Hypothekenbücher eintragen lassen wollen, spätestens in dem dieserhalb vor uns auf
den 9ten Januar 1839,
Morgens 10 Uhr anberahmten Termine hier diese ihre Forderungen unter dem Nachtheil,
daß der sich nicht Meldenden Real=Rechte an diese Erbpachtstücke mit Zubehör gegen die jetzigen sowohl als die künftigen Besitzer derselben für erloschen werden erklärt werden,
gehörig anzumelden und durch Production der Originalien zu bescheinigen.
    Grevismühlen im Patrimonial=Gericht Kirch=Mummendorf am 24sten Octbr. 1838


Vermischte Anzeigen.

        Es steht eine Forte=Piane billig zu verkaufen. Die Expedition dieser Blätter giebt darüber Nachricht.


          Ich warne einen Jeden, den Fußsteig, der von Stove nach Carlow geht und auf beiden Seiten mit einer Pflugfuhre bezeichnet ist, nicht zu übertreten. Wer von Pogetz nach Stove zur Mühle und deren Umgegend geht, muß den rechten Weg dafür nach Stove oder den Hof gehen und sich keine Nebensteige über das Stover Hoffeld bedienen. Im entgegengesetzten Fall werde ich die Uebertreter gerichtlich belangen.
    Stove den 19. October 1838.

Warncke.      


          Ich mache hiemit bekannt, daß ich feines Lein, Bett= und Tischdrell bis acht Viertel breit nach beliebigen Mustern sehr preiswürdig und fehlerfrei verarbeite, und bitte ergebenst um recht vielen Zuspruch.

P. Behrling,               
Webermeister in Ziethen.      


Die gefährliche Königin.

        Nachdem Napoleon auf den rauchenden Trümmern des alten Smolensk am 11ten August einen unglücklichen Triumph gefeiert, hatten die Russen, sich weiter nach dem bedrohten Moskau zurückziehend, das verwüstete Land den Fremden preisgegeben. Die Französischen Avantgarden des Herzogs von Abrantes erreichten mit anstrengender Eile das zehn Stunden lange Defilee von Valontina, wo sie dem Feinde zuvorkommen und ihn abschneiden sollten, ihn aber hinter abgebrochenen Brücken und Barricaden überall bereit fanden, jeden Schritt aufs hartnäckigste mit seinen Barricaden zu vertheidigen. Auf den Fluren von Valontina herrschte der alte Aberglaube vom Siege für ruß. Waffen. Zu einem unwillkührlich begonnenen Gefechte von einzelnen Bataillonen rückten Regimenter, Brigaden, Divisionen an und so entspann sich eine Schlacht, eine blutige Schlacht, in welcher Compagnieen aufgerieben wurden bis auf den letzten Mann und Ba=

[ => Original lesen: 1838 Nr. 44 Seite 3]

taillone zu kleinen Sectionen zusammenschmolzen. Um den theuren Kauf dieser Landesstrecke nicht mit Fränkischem Blute allein zu erkaufen, hatte man zwar die Deutschen Truppen an die Spitze gestellt, indessen genügte das langsame Vorrücken dem Ungestüm und der ewigen Unruhe des Kaisers nicht, der verwundert die meldenden Adjutanten fragte: "Wie, 30,000 Franzofen kämpfen vergebens? Das ist ja eine Schlacht!'' Es wurde sogleich ein Theil der Vordertruppen beordert, auf einem Schleichwege in die rechte Flanke zu gehen, um den Feind durch Bedrohung seiner Rückzugslinie zum Abzug zu bewegen. Bei dieser Truppen=Abtheilung befand sich auch der Veteran, von welchem die Bekanntmachung des ganzen Vorfalls später ausging, und der an der Spitze eines Chevauxlegers=Piquets commandirte. Der Weg schlängelte sich fort zwischen nassen und sumpfigen Gräben und niederm Gebüsch. In der Nähe eines Dörfchens, dessen Häuser mit ihren geschichteten Balkenwänden und flachen Dächern durch das Gebüsch blickten, stießen die Reiter plötzlich auf eine Barricade eigner Art, die Anfangs ihr Lachen erregte, aber bald ein sehr ernstlicher und bedeutungsvoller Gegenstand für sie wurde. Queer hinter den Weg, hinter einem aufgeworfenen Graben, lag ein langes, schmales Brett, auf welchem mehrere kleine Kästchen von Holz aufgeschichtet standen, so daß bei der leisesten Berührung diese herunterstürzen mußten. Sie aus dem Wege zu räumen, schien ein Spielwerk, und dennoch konnte es zuletzt nur durch die Verzweiflung vollbracht werden. - Hinter dieser Miniatur=Barrricade stand eine Frauengestalt in Russischer Tracht. Ihr Antlitz war hinter einem Visir von Strohhalmen verborgen, statt der Pickelhaube überzog ein weißes Hasenfell ihr Haupt, statt der Eisenhandschuhe trug sie ein künstliches Bastgeflechte und ein Stäbchen führte sie als Speer. Dabei stand sie vertrauungsvoll auf ihre Schutzwehr, ja, wie es schien, selbst mit einem Trotze, der, nur aus dem Bewußtseyn der Ueberlegenheit über den eben anrückenden Feind entspringen konnte. In einiger Entfernung gebot sie den Franzosen zu halten und umzukehren, wenn sie nicht auf feindliche Weise in die Flucht gejagt seyn wollten. Ein eigenes Vorgefühl, eine böse Ahnung hielt sie in der That eine Weile auf. Der Sergeant vermuthete, die Kästchen seyen mit Pulver gefüllt, eine Art von Höllen=Maschine, durch welche sich die Heldin sammt dem Feinde in die Luft sprengen wollte. Bald nahte sich jedoch ein größerer Trupp der Französischen Avantgarde zu Pferde, und die rätselhafte Jungfrau schien zur Vertheidigung sich vorzubereiten. Sie schlug mit ihrem Stöcken mehrere Mal auf die hölzernen, geheimnißvollen Kästchen, als ob sie eine Fee mit dem Zauberstabe wäre. In der That ließ sich auch bald ein eignes Rauschen, ein sonderbares Gesumse vernehmen, als ob die verschlossenen Pulverkörnlein sich belebten und hinaus aus dem engen Gefängniße wollten. Indessen ferner noch von allem Aberglauben, als, von der Russischen Zauberin, stieg endlich der Sergeant vom Pferde, um näher zu untersuchen, was außer der Russin noch sonst hinter der Barricade stecke. Die vermeintliche Fee schlug eifriger auf eines der Kästchen, als ob sie Allarm trommelte, und in der That vermehrte sich das dumpfe verborgene Brausen. Als er sich ganz in ihrer Nähe befand, ergriff sie ein Kästchen und schleuderte es ihm entgegen. Ueberrascht stand er eine Weile da, wie vor einem Blendwerke, doch bald von der Wahrheit auf das Unangenehmste überzeugt, flüchtete er in die Mitte seines Trupps, wo die Leute nicht minder verwundert und erschrocken waren, die Pferde zu schnauben und zu schlagen begannen und scheuer und wilder sich geberdeten. - Das Pferd des Sergeanten schien vom Teufel besessen; unaufhaltsam rannte es zurück und gelangte mit seinem verwirrten Reiter zu dem Haupttrupp, an dessen Spitze sich der Herzog von Abrantes befand. "Was habt ihr denn für große Eile?" herrschte dieser ihn an. - "Ich melde, rief er außer Athem, ich melde, daß die Königin mich verfolgt." - "Eine Königin, fragte der Herzog, eine Königin?" - "Zu dienen - eine Königin, der ihr ganzer Schwarm gleich folgen wird." - "Seyd Ihr verrückt, rief der Herzog wieder, ihn von oben bis unten betrachtend - was schneidet Ihr für Grimassen und blinzelt mit den Augen und zieht ein schiefes Maul." - "General, Euer Geruchswerkzeug wird es sogleich verspüren," hatte der Sergeant kaum entgegnet, als der Herzog einen Stich fühlend plötzlich die Nase zog und sich der Antwort überhob. Nun meldete er ihm noch, daß dieß erst die Avantgarde eines großen Schwarmes sey, welcher den Vordertrupp verfolge. Und wirklich nahte sich der schreckliche Feind in Gestalt eines - - ungeheuren Bienenschwarms, der die zurückeilende Avantgarde verfolgte. Zwar lachte der General mit den seinen Anfangs noch über die wilde ordnungslose Flucht der Reiter, die bereits ihren Führer, den Sergeanten, verloren hatten, bald aber ward ihnen auch die Unordnung und das einzige Rettungsmittel mitgetheilt. - Die Soldaten schlugen mit Händen und Taschentüchern unter die geflügelten Feinde, und warfen ihre Gewehre weg, um sich besser gegen die gereizten Pygmäen vertheidigen zu können. Die sonst mit einem Commandowort fest und unbeweglich zu bannende, geregelte Masse war ein bewegtes Chaos, denn die Bienen und der Schrecken vermehrten sich und breiteten

[ => Original lesen: 1838 Nr. 44 Seite 4]

sich immer weiter aus, und wen die geflügelte Königin auf ihrem Zuge traf, der war von ihrem Gefolge nicht zu retten. Bald blieb Keiner von den zahllosen geflügelten Legionen ungeneckt und ohne Schmerzen von ihren empfindlichen Stichen. Kein Officier konnte commandiren, ohne daß ihm nicht ein Feind mit Todesverachtung in den Hals geflogen wäre. Hier verkroch sich ein tapferer Sappeur in den Graben, dort steckte ein Grenadier seinen Kopf in das Ufergras. Der Herzog von Abrantes selbst flüchtete sich in seine Kutsche und verschanzte sich hinter den Wagenfenstern. Aber der Kutscher, mit Verteidigung seiner Nase und Ohren beschäftigt, vermochte nicht mehr die immer wilder schnaubenden Rosse zu halten. Das ganze Fuhrwesen des Corps gerieth in Unordnung. Hier ging das Gespann mit einer Colonne durch und zermalmte mit deren Rädern viele Unglückliche, die auf dem engen Wege nicht mehr ausweichen konnten; dort fiel eine Bagage oder ein Krankenwagen in den Graben und schleuderte die Munition in das Wasser und die unglückliche Bedeckung mit zerbrochenen Gliedern in den Morast. Hier gingen die Pferde mit den Reitern durch, in die dichten Massen der ordnungslosen Infanterie hinein und jagten Alles nieder; dort schlugen Pferde, die bereits ihre Reiter in den Sand gesetzt, mit gewaltigen Hufen um sich. - Nachdem man einigermaßen sich und einige Soldaten wieder gesammelt hatte, wurden auch bald Schutzmittel gegen diese neuen, unerwarteten Feinde gefunden. - Eine Infanterie=Abtheilung wurde vermummt wie zu einer Maskerade und mit Schwefelichtern bewaffnet vorgesendet, um die Barricade zu stürmen und den Weg zu bahnen. Noch stand die Heldin hinter ihren letzten Kästchen, die ihre Reserve verbargen, und schien ruhig den Feind zu erwarten. Dichte Schwärme umspielten ihr Haupt und zogen von ihr zu dem Sergeanten, der im nahen Grase lag und Gesicht und Hände verborgen hatte. Der Honig, welcher ihm seit seinem ersten Angriffe anklebte, hatte die mehrsten Verfolger ihm nachgelockt, um den Räuber ihres Gutes zu strafen.

(Der Beschluß folgt.)


Anecdote.

        Andreas K . . . . meldete sich um Ostern 1759 zum heiligen Abendmahl bei Pfr. J. P. F. Beier in Sennfeld. - Dieser sprach nach seiner Gewohnheit allein mit ihm, hielt ihm seine Gefahr (er war ein alter Trunkenbold,) sein Alter und nahes Ende vor, und bat ihn dringend. solches zu Herzen zu nehmen. Da fuhr der Mann auf, ergriff die Thüre, und sprach im Fortgehen: "Was will ich des Zankes? ich bin ein ehrlicher Mann; es geht Niemand etwas an, wenn ich zuweilen trinke" u. s. w. "Lieber Mann", - sagte Beier noch zuletzt,-"so wie Er jetzt mit einem Fuß in der Stube, und mit dem andern draußen steht, so steht Er schon mit einem Fuß vor dem Grabe und vor dem Richter." Der Mann riß sich los, ging seines Weges, und blieb vom heiligen Abendmahl, weg. Acht Tage nach Ostern wollte er morgens früh Spreue vom Boden holen, stürzte vom Schlage gerührt, in den Spreuhaufen, und wurde als todt von den Seinen zu Bette gebracht. Nach einigen Stunden spürte man doch noch Leben in ihm, und endlich kam auch das Bewußtseyn wieder; und am dritten Tage begehrte er, daß der Pfarrer ihm besuche. - Der Schlag hatte ihm die ganze eine Seite, besonders die Zunge gerührt, die so dick geschwollen war, daß er nur unverständlich lallen konnte. Sobald er den Pfarrer erblickte, rollten Thränen seine Wangen hinab, er lallte ihm unverständliche Töne entgegen, und streckte die noch gesunde Hand nach ihm aus. Letzterer bezeugte ihm sein Mitleiden, und sagte ihm das Nöthige, besonders ermahnte er ihn, dafür dankbar zu seyn, daß Gott ihm nicht plötzlich hingerafft habe. Er hörte sehr aufmerksam und unter immer fließenden Thränen zu und bat sich beim Fortgehen des Pfarrers seine öftern Besuche aus; bezeugte sich auch in der Folge immer als einen reuigen, nach Gottes Gnade und Willen verlangenden Sünder. Im Juni desselben Jahres machte ein wiederholter Schlagfluß seinem Leben plötzlich ein Ende.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 29. October.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 120
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 76
              Petersburger 96
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 58
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 52
Erbsen, Brecherbsen 72
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne 18 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 131/2


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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