No. 33
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. August
1838
achter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1838 Nr. 33 Seite 1]

Bekanntmachung.

          Am Sonnabend

den 2ten kommenden Monats September
wird der gewöhnliche Forst=Schreibtag abgehalten werden, und haben alle diejenigen, welche Holz aus den Herrschaftlichen Forsten zu kaufen beabsichtigen, sich am benannten Tage von Morgens 9 Uhr an, auf hiesiger Amtsstube zu melden.
      Schönberg den 6ten August 1838.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.      


Vorladungen.

          In der Concurs=Sache der Gläubiger des wailand Altentheilers Brüggemann zu Mannhagen ist
      1. zur Erstigkeits=Ausführung Termin auf

den 7ten September;

      2. zur Publication eines Prioritäts=Erkenntnisses aber Termin auf

den 28sten Septbr. d. J.

Vormittags 10 Uhr angesetzt worden, - wozu demnach die nicht präcludirten Brüggemannschen Creditoren, respve. sub finali poena praeclusionis, hiermit vor Gericht geladen werden.
    Decretum Schönberg den 11. Juli 1838.

             Justiz=Amt der Landvogtei des Für=
                            (L. S.)                  stenthums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


Bekanntmachung.

        Auf eingegangene Anträge der Gläubiger des Schmidts Schütt zu Wahrsow ist der Verkauf des Schmiedegehöftes des Letzteren sistirt worden, daher denn die, mittelst Proclam's vom 14. vorigen Monats anberahmten Verkaufs=Termine eben so wenig, als der Termin zur Angabe der Forderungen an diesen Schuldner, statt haben werden.
      Decretum Schönberg den 14. Aug. 1838.

             Justiz=Amt der Landvogtey des Fürsten=
                            (L. S.)                  thums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


Bekanntmachung.

        In Gemäßheit der am 12. Septbr. 1837 erlassenen Obrigkeitlichen Bekanntmachung, die hiesigen Pferdemärkte betreffend, werden in diesem Jahre

der erste hiesige Pferdemarkt am 7., 8. und 9. März,
der zweite am 4., 5., 6. Julius,
der dritte am 22., 23. u. 24. August
auf dem dazu eingerichteten Patze neben dem äußeren Holstenthore abgehalten werden.

    Der erste Tag ist nur Schautag. Die zu Markt zu bringenden Pferde sind frei von jedem Zoll und sonstigen Abgaben, außer sechs Schillingen Anbindegeld.
    Rotzige, krätzige und mit anderen anstecken=

[ => Original lesen: 1838 Nr. 33 Seite 2]

den Krankheiten behaftete Pferde dürfen nicht auf den Markt gebracht werden.
    Lübeck den 9. Januar 1838.

in fidem
  J. H. Behn Dr.
  Act. Gew.   


Vermischte Anzeigen.

        Hiedurch zeige ich an, daß von jetzt an über das hiesige Sandfeld nicht wie solches bisher von Unbefugten geschehen, gefahren werden darf, und daß der angelegte Steig von der Lübecker Landstraße nach dem Selmsdorfer Hof über die Koppeln der Hauswirthe Krikhahn und Möller aufgehoben ist. Diejenigen welche, künftig auf beiden betroffen werden, sollen dem Gerichte zur Bestrafung übergeben werden.

Schulze Fasch in Selmstorf.        


Die Brantweinpest.

Eine Trauergeschichte zur Warnung und Lehre für Reich und Arm, Alt und Jung.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen.]

[ => Original lesen: 1838 Nr. 33 Seite 3]

Die Brantweinpest.

Eine Trauergeschichte zur Warnung und Lehre für Reich und Arm, Alt und Jung.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen.]

[ => Original lesen: 1838 Nr. 33 Seite 4]

Die Brantweinpest.

Eine Trauergeschichte zur Warnung und Lehre für Reich und Arm, Alt und Jung.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen.]

(Die Fortsetzung folgt.)


Man lasse Kinder nicht von Kindern hüten!

          Thut man es, so kann Schreckliches daraus folgen, und ein solches Schreckliches, das wirklich daraus gefolgt ist, soll hier erzählt werden; es ereignete sich vor Kurzem in Pesth. Ein Tagelöhner und sein Weib daselbst gingen ihrer Arbeit nach, und ließen ein noch sehr kleines Töchterchen unter der Aufsicht eines 5jährigen Knaben. Das kleine Kind mochte unbändig geschrieen haben, worauf der Knabe ihm mit einem Messer den Hals abschnitt. Aus Furcht vor der älterlichen Bestrafung aber versteckte er sich in den Ofen. Die Mutter, welche beim Nachhausekommen gleich in die Küche ging, ohne erst in die Stube zu treten, zündete das früher schon in den Ofen gelegte Holz an. Der unglückliche Knabe wagte aus Furcht noch immer nicht aus dem Ofen hervorzukommen. Die arme Mutter, welche bei dem Anblick ihres todten Töchterchen gar nicht an ihren Sohn dachte, suchte endlich diesen und fand ihn erst — o wie gar schauderhaft! — als er in dem Ofen so zu sagen schon ganz gebraten war.


Vermischtes.

          Mehrere Personen, welche in einer öffentlichen Kutsche von Conventry nach London abreisten, fanden bei'm Einsteigen, daß ein Platz in einer Eke von einem Menschen schon besetzt war, welcher, mit kreuzweis auf der Brust übereinander gelegten Armen und mit einem über die Augen heruntergeschlagenen Hute, zu schlafen schien. Die Gesellschaft kam in Unterhaltung, ohne viel auf einen Reisegefährten Achtung zu geben, welcher nichts von dem, was um ihn her vorging, zu bemerken schien. Man fuhr die ganze Nacht hindurch. Da die Kutsche zum Frühstücken anhielt, so benachrichtigte einer der Reisenden, welcher gefälliger als die andern war, den ewigen Schläfer höflich, daß seine Reisegefährten ausgestiegen wären, und bat ihn, mit zum Frühstück zu kommen. Da er aber keine Antwort erhielt, so ließ er ihn in seinen Gedanken oder in seinem Schlafe und stieg ohne ihn aus. Nach dem Frühstück, während man die Pferde anspannte, bemerkte er dem Kutscher, daß er ihnen einen sonderbaren Gefährten gegeben habe: es ist ein Grobian, ein Bengel, der auf keine Frage die man an ihn richtet, antwortet. "Es würde mich sehr wundern, wenn er Ihnen geantwortet hätte," versetzte der Kutscher; "der arme Mensch ist vor zwei Tagen wegen eines Pferdediebstahls gehenkt worden. Da ich ihn einem Chirurgus in London bringen soll, der ihn zum Zergliedern gekauft hat, so glaube ich, daß Sie es nicht übel nehmen würden, wenn ich ihn in die Kutsche setzte, weil ich einen Platz übrig hatte."

          Ein eifersüchtiger Schneider zu St. hatte eine eigene Methode ersonnen, seine schöne Gattin während des Alleinseyns in ihrem Zimmer zu belauschen. Ueber dem Schreibtische hingen die Porträte beider Eheleute in Oel gemalt. Heimlicher Weise ließ der Eifersüchtige die Wand, welche durch sein Porträt gedeckt war, von der andern Seite durchbrechen und das Gesicht des Bildes ausschneiden, um es nach Belieben herausnehmen zu können. Zu verschiedenen Malen brachte er nun sein eigenes Gesicht an die Stelle des gemalten, und beobachtete mit starren Augen und Mienen alle Handlungen seiner Ehehälfte. Die Gattin hatte von dem geheimnißvollen Beginnen ihres Gemahls alsogleich Wink bekommen. Daher faßte sie den Entschluß, den Listigen auf eine exemplarische Weise für den frevelhaften Verdacht zu züchtigen. Eines Tages, als der Wachtposten wieder eingenommen ward, fing sie an, ein Liebesbriefchen zu schreiben und den Inhalt laut zu lesen. Das Bild wurde blaß. Sie siegelte und wollte die Addreße schreiben, als sie zum Porträt emporblickte und mit pathetischem Tone sprach: Zürnest du vielleicht ob meinem Beginnen, du Farbenklex? ich zürne ebenfalls ob deinem Beginnen, und mit diesen Worten stieg sie auf einen Stuhl, und versetzte dem Pseudogesichte ein paar derbe Ohrfeigen. Der Schneider wurde hinfür nie wieder als Bildniß gesehen.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 14. August.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 160
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 108
              Petersburger 116
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 66
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 54
Erbsen, Brecherbsen 80
             Futtererbsen
Wicken
Buchweitzen
Winter=Rapsaat die Tonne 21 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat
Schlagleinsaat


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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