No. 47
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. November
1837
siebenter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1837 Nr. 47 Seite 1]

Verkaufs=Anzeigen.

        Die auf Antrag des Holländers Reetz zu Schlagsdorff in vim executionis abgepfändete Büdnerei des Schneiders Nevermann zu Sievershagen soll unter Vorbehalt des creditorischen Gleichgebotsrecht in einem auf den

9ten Januar k. J.

angesetzten Termine öffentlich meistbietend verkauft werden. Demnach werden Kaufliebhaber geladen, am gedachten Tage Morgens 11 Uhr auf der Amtsgerichtsstube zu Rehna sich einzufinden, Bot und Ueberbot zu Protocoll zu geben, und auf die grundleglich zu machenden, im Termine zu verlesenden, auch zuvor in der Registratur einzusehenden Bedingungen, den in diem zu ertheilenden Zuschlag zu gewärtigen.
    Gadebusch den 7ten Novbr. 1837.

Großherzogliches Amtsgericht Rehna.    


        Am 27sten d. M., Morgens 9 Uhr, sollen in meinem Hause, gegen baare Bezahlung in N2/3 z. v., verkauft werden:

Schränke, Tische, Stühle, Bettstelle, Kessel, Laden, eine Wanduhr u. dgl. m.
Pahlingen den 16ten Novbr. 1837.

Lenschow, Zimmergeselle.    


Vermischte Anzeigen.

        Der Fußsteig, welcher von hier nach der Trave über unsere Koppeln oben der Sandgrube, führt, wird von jetzt an bei Strafe verboten.

Vagt,   Kleinfeldt,         
Hauswirthe zu Teschow.    


Vorschlag zu einer zweckmäßig eingerichteten Landes=Fibel für die Landschulen des Fürstenthums Ratzeburg.

          Da das Lesen die Grundlage, oder eigentlich die Bedingung aller übrigen Schulkenntnisse ist, so verdient auch kein Unterrichtszweig (außer Religion) mehr Beachtung, als dieser.
          Denkende und gelehrte Männer hielten es daher auch nicht unter ihrer Würde, sich mit den Elementen dieser Kunst zu beschäftigen und den Leseunterricht zu erleichtern. Von den Gesetzen der reinen Natur ausgehend, ohne sich um Lokalitäten und andere Hindernisse zu bekümmern, kamen fast alle darin überein, daß das Lautiren (wo man nämlich den Laut statt des Namens des Buchstabens nimmt) der Buchstabir=Methode weit vorzuziehen sei. Läßt man nun alle sonstigen Verhältnisse und Schwierigkeiten, die sich dem Lautiren entgegenstellen, außer Acht, und sieht man nur auf das Naturgemäße dieses Unterrichts, so gebührt dieser Methode allerdings der Vorzug.
          Wo aber sind die Lehrer, welche die Fähigkeit haben, diesen doch immer etwas künstlichen Unterricht zu ertheilen? - Und ist der Lehrer nicht völlig Meister dieser Kunst, so bleibe er ja beim Buchstabiren, wenn der Unterricht nicht quälend und höchst nachtheilig für die Kinder werden soll, wovon dem Schreiber dieses Beispiele genug vorgekommen sind. - Aehnliche Schwierigkeiten würden wir auf Seiten der Kinder und in der ganzen Schuleinrichtung

[ => Original lesen: 1837 Nr. 47 Seite 2]

selbst finden, wenn obiger Grund nicht schon hinreichend wäre, weswegen das Lautiren in unsern Landschulen nicht wünschenswerth ist.
          Es liegt aber auch nicht sowohl am Buchstabiren, daß es mit dem Lesen in manchen Schulen nicht recht fort will, als vielmehr an der Unzweckmäßigkeit der mehrsten Fibeln.
          Die alte von Johann Ballhorn mit einem Hahne nebst Eierkorb vermehrte und verbesserte Fibel ist in den mehrsten Schulen unsers Fürstenthums die gebräuchlichste. Die Zweckwidrigkeit derselben braucht wohl nicht erst dargethan zu werden. In meiner Schule ist das Lauenburgische A B C = Buch an ihre Stelle getreten, worin freilich Manches besser, Manches aber auch noch schlechter ist. So kommen z. B. gleich anfänglich die schwierigsten mehrsylbigen Wörter, als Abricose u.s.w. vor, und zwar mit großen Anfangsbuchstaben, da doch das große Alphabet erst nachher folgt. Ich suchte mir durch Wand=Tabellen, die ich mir anschaffte, zu helfen. - Wenn der Lehrer nun erst die Methode aus solchen A B C=Büchern heraussuchen soll, ja wenn er wohl gar selbst keine Methode hat, wie kann da der erste Leseunterricht zweckmäßig ertheilt werden? -
          Wir kommen nun zu der Frage: wie muß denn eine zweckmäßige Fibel für Landschulen beschaffen sein?           Nach meiner Ansicht und Erfahrung muß die Methode mit dem ganzen Gange der Fibel so verwebt sein, daß Lehrer Eltern, ja selbst die größeren Schüler in einer zahlreichen Schule mit Erfolg nach derselben unterrichten können. Um dies practisch zu zeigen, sei es mir erlaubt, hier Einiges als Probe einer solchen Fibel folgen zu lassen.

Erste Lection.

          Nun seht alle her, ihr Kleinen, und merkt euch folgende Buchstaben:

1. Selbstlauter oder Vokale.

a ä e i (y) o ö ü
A Ae E J (Y) O Oe U Ue
          Wie den obern kleinen, so nennt ihr auch den jedesmal darunterstehenden großen Buchstaben.

Anmerk. für den Lehrer: Es wird nie eher zu einer folgenden Lection übergegangen, bis die vorhergegangene fertig eingeübt ist. Man frage die Buchstaben daher nicht nur nach der Reihe, sondern auch rückwärts und außer der Reihe ab.

Zweite Lection.

          Hier seht ihr nun, l. K., von den oben gelernten Buchstaben immer zwei zusammengestellt, die ihr aber für einen Buchstaben ansehen und wie einen einfachen Laut aussprechen müßt.

Vokalsylben oder Diphthongen.

ai ay ei ey au äu eu
Ai Ay Ei Ey Au Aeu Eu

Anmerk. f. den L.: Die 4 ersten Vokalsylben werden wie die erste Sylbe des Wortes "Eisen", die 5te wie die erste Sylbe des Wortes "Auge", u. die 6te u. 7te wie die erste Sylbe des Wortes "Eule" ausgesprochen.

Dritte Lection.

          Um zu sehen, ob ihr die bisher gelernten Buchstaben genau kennt und unterscheiden könnt, so sucht mir jeden derselben unter nachstehenden, so oft er da steht, wieder auf.

a e Ei i ä o Aeu u o U ö ei
A I a u Ue E ü äu e Ey
eu O e au ä eu e äu A i O
ö Oe o I au a ei I Ei
au ä eu e äu A i O ö ü Ai
au o Ay ü Eu ü au u E äu
O Eu Aeu e ei A äu I a eu
a A e E i o u O ä U AE ö
ü Oe ü Ue ai Ay ey ay ai Ey
ey Eu

Vierte Lection.

          Heute sollt ihr einige euch bisher noch unbekannte Buchstaben kennen fernen und mit den obigen verbinden. Könnt ihr diese denn zusammensprechen, so versteht ihr schon einige Wörter zu lesen.

2. Mitlauter oder Consonanten mit den Selbstlautern.

m w n d r s (s)
M W N D R S -

      Das Ei war mein.     Dein sey der Wein.    Im Reis war Eis.     Das war ein Saum.    Der Raum war da.     Aus Neid. Der Eid.    Am Main war Wein.     Es sei mein und dein.    Das Rad war rein.     Das war die Sau.    Der Rain war sein.     Um den Dom.     Das Jod.     Die Maus war aus.     Er war in Rom, in dem Dom     u.s.w.

Anm. Niemeyer sagt in seinen Grundsätzen der Erziehung und des Unterrichtes: "Zum Syllabiren wähle man nicht das Gedankenlose ab, eb, ib, etz, quau u.s.w., sondern einsylbige Wörter, mit denen sich ein Begriff verbinden läßt."

          Ein Büchlein, auf diese Weise abgefaßt, das, nachdem alle Buchstaben in solchen Lectio=

[ => Original lesen: 1837 Nr. 47 Seite 3]

nen vorgekommen sind, mit zwei= und mehrsylbigen Wörtern fortfährt und mit kurzen Reim=Gebetchen und Bibelsprüchen endet, scheint mir eine verbesserte Fibel für Volksschulen zu sein. Die meisten Fibeln enthalten zu viele Leseübungen. Können die Kinder etwas lesen, so wollen sie ein anderes Buch, und man darf es ihnen nicht versagen, wenn ihr Eifer im Lernen nicht erlöschen soll. - Man hofft um so mehr eine günstige Aufnahme dieses Vorschlags, da ja an der Verbesserung der Landschulen unsers Fürstenthums nach Kräften gearbeitet wird.

..g..r.       


             Alte Worte für neue Zeit.

        Auf dein Wort soll man baun?
Lern Andere erst vertraun.
                     -------
       Reichst du dem Feinde deine Hand,
Gieb ihm das Herz zum Unterpfand.
                     -------
       Soll deine Gabe christlich seyn,
So lege nicht das Aug' hinein.
                     -------
       Willst Andre du aus deinem Brunnen tränken,
Musst du, ob Wasser drin, auch erst bedenken.
                     -------
       Gefällig sei, das liebet man;
Die Fliegen Niemand leiden kann.
                     -------
       Willst du den Narren gleich durchsäh'n,
So hör' ihn reden, sieh' ihn gehn.
                     -------
       Veredle ja den wilden Stamm zu rechter Zeit,
Du erntest sonst statt süße Frucht nur Bitterkeit.
                     -------
       Sagst du dem Schwätzer Heimlichkeit ins Ohr,
So halt' nur erst die Hand davor.
                     -------
       Aus einem Funken wird ein Brand gar bald;
Die erste Sünd' bekämpfe mit Gewalt.
                     -------
       Mit Zänkern bleibe nicht zusammen,
Du gießest Oel sonst in die Flammen.
                     -------
       Des Schmeichlers Worten traue nicht,
Die Natter fliehe, denn sie sticht.
                     -------
       Nicht macht es aus ein großes Maul:
Verstand bändigt den rohsten Gaul.
                     -------
       Der schlichte Mann versteht es, sich zu bücken,
Der Speichellecker kriecht mit krummen Rücken.
                     -------
       Den Faulen hört man wünschen nur und klagen:
Das macht, er spannt die Pferde hintern Wagen.
                     -------
       Streb' nicht nach allzuhohem Rang.
Der Frosch that's auch - und er zersprang.
                     -------
       Ziehst du den Rock der Demuth an,
Flick' erst das kleinste Rißchen dran.


Jugendsünden bleiben nicht ungestraft.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen]

[ => Original lesen: 1837 Nr. 47 Seite 4]

Jugendsünden bleiben nicht ungestraft.

[Erzählung.]
[im Abbild der Originalseite zu lesen]


Getraide=Preise in Lübeck
vom 21. November.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 72
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 64
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 46
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 38
Erbsen, Brecherbsen 50
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen 48
Winter=Rapsaat die Tonne 131/2 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat 12
Schlagleinsaat 121/2


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD