No. 33
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. August
1836
sechster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1836 Nr. 33 Seite 1]

Verkaufs=Anzeigen.

          Auf Antrag des Herrn Advocaten Dufft hieselbst, als Curatoris bonorum im Kniepschen Concurse, ist der öffentliche Verkauf der zu dieser Concursmasse gehörigen Grundstücke, wie solche hierunter näher angegeben und beschrieben sind, verfügt worden und sind dazu Termine anberahmt

auf den 8ten k. M. August
auf den 15ten ejusdem
auf den 26sten -
jedesmal Morgens 11 Uhr. Kaufliebhaber, die diese Grundstücke, nach vorgängiger Meldung beim Impetranten, in Augenschein nehmen können, werden nun vor das unterzeichnete Gericht hiedurch geladen, Both und Ueberboth zu Protocoll zu geben, um im letzten Termine den Zuschlag, mit Vorbehalt des Gleichgebotsrechtes der Kniepschen Gläubiger, in Grundlage der bekannt zu machenden Bedingungen zu gewärtigen.
      Zur Ausübung dieses Gleichgebotsrechtes werden zugleich alle ad acta bekannte Gläubiger des Handelsmannes August Kniep und deren Cessionarien

zum 5ten September

Morgens 11 Uhr geladen, mit der Verwarnung, daß im Ausbleibungsfalle sie, als auf dies Recht verzichtend angesehen und den höchstbietend gebliebenen Licitanten, die Grundstücke rein addicirt werden sollen.
      Decretum Schönberg den 23. Juli 1836.

             Justiz=Amt der Landvogtey des Für=
                            (L. S.)                  stenthums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.

          Die zu verkaufenden Kniepschen Grundstücke sind:

1) das am hiesigen Marktplatze neben dem Kirchhofe belegene neu erbaute Wohnhaus mit Nebengebäuden. Dies Haus, dessen Vorderseite massiv aufgeführt ist, enthält in zwei Stockwerken 9 heizbare Zimmer, zwei Küchen, mehre Kammern, Keller= und Bodenraum. Dazu gehören 3 Kirchenstände, ein Erbbegräbniß auf dem hiesigen Kirchhofe, mehre Erbpacht=Ländereien und sonstige Gerechtsame. Sämmtliche Gebäude sind zu 3300 Rthlr. N 2/3tel bei der Landes=Brand=Casse versichert.
2) ein Gartenplatz von etwa 1 Scheffel Einfall neben dem alten Kirchhofe,
3) folgende auf dem hiesigen Stadtfelde belegene Ländereien:
a) im Schlauen=Kampe, zwischen Hein und Jochen Burmeister, 10 Scheffel.
b) im Spiegelfelde, zwischen Christian Vock und Baumann Vick, 8 Scheffel.
c) daselbst, zwischen Vick und Borchert, 6 Schfl.
d) im Bünsdorfer Kamp, zwischen Johann Burmeister und Vick, 8 Schfl.
e) daselbst, zwischen Waack und Johann Burmeister, 3 Schfl.
f) im Mühlenkamp, zwischen Borchert und Baumann Spehr, 10 Schfl.
g) daselbst, zwischen Hein und Maaß, 6 Schfl.
h) zwei Moore auf dem Galgen=Moor, zwischen Hagen und Bockwoldt, 6 Schfl.
i) die große Wiese von circa 130 QuadratRuthen, zwischen Jochen Burmeister und Vick.

[ => Original lesen: 1836 Nr. 33 Seite 2]


Die Eroberung von Constantinopel.

(Beschluß.)

          Ein Trupp Janitscharen, auf einen Posten gestellt, wo das Geschütz der Griechen in jedem Augenblicke ganze Reihen der Ihrigen niedergeschmettert, ergrimmen hierüber so und gerathen in solche wuthvolle Verzweiflung, daß sie den Tod der Kameraden, es koste was es wolle, zu rächen beschließen. Sie dringen ungestüm vor und unaufhaltsam durch eine halb geöffnete Bresche über Leichenhügel auf einen Wall hinan; und wie auch der Tod von feindlichen Wurfspießen, von Feuerbränden und Waffen aller Art zahlreiche Opfer von ihnen niedermäht, die übrigbleibenden schließen sich immer erboster, immer fester an einander an, werfen immer trotziger und wüthender Alles vor sich nieder, und stürzen sich endlich über den erstiegenen Wall, laut ein Siegesgeschrei erhebend, in die Stadt hinab, kämpfen dort wie angeschossene Eber, und verschaffen verwegenen Kameraden Zeit und Raum, ihnen nachzudringen und gewaltsam in die Stadt einzudrängen. Der Siegesruf verbreitet sich auf die noch jenseits befindlichen Truppen, und dringt, während sie alle, von neuer Kampflust beseelt, vorwärts schreiten, bis in den Hafen und zu der Schiffbrücke hin. Der dort befindliche Pascha macht seinen Truppen den Vorwurf, daß sie sich von den Landtruppen an Tapferkeit bei weitem übertreffen ließen, reizt sie aber dadurch in solchem Grade, daß sie auf der Stelle zum neuen Angriff geführt zu werden begehren, und solchen - zumal sie den früheren Widerstand jetzt nicht mehr finden - mit einem ausserordentlichen Erfolge bestehen. Sie erstürmen einen festen Thurm, wenden das dort aufgestellte Geschütz gegen die Belagerten selbst, verscheuchen diese dadurch von dem am härtesten bedrohten Theile des Walles, dringen hinauf und über denselben hinweg, während andere mit Brechstangen und Beilen ein Thor öffnen, durch welches sogleich neue Schaaren, wie eine Fluth, hineinstürzen, und Tod und Verheerung überall unter überraschten, der großen Uebermacht weichenden Griechen verbreiten.
          Dieser Angriff war es, bei welchem der tapfere Kaiser Constantin, der ein besseres Lebensloos verdient hatte, seinen Heldentod fand. Eben bemüht, dem Andringen der Feinde auf der Stelle den kräftigsten Widerstand zu leisten, wo die wüthenden Janitscharen in die Stadt eingedrungen waren, vernimmt er durch Eilboten, daß ein Thor erbrochen ist und zahlreiche Feinde dort eindringen. Schnell gefaßt, überträgt er seinem Feldherrn Justinian den Oberbefehl in diesem bedrohten Stadttheile und eilt mit den Truppen, welche derselbe nur irgend entbehren kann, nach dem Thore zu. Das gezückte Schwert in der Hand, und von seinen getreuesten Offizieren umgeben, tritt er beherzt dem Feinde entgegen. Sein Erscheinen wirkt, die Seinigen sammeln sich, stehen, wenden auf's Neue gegen den Feind um, stürmen entschlossen auf ihn ein, werfen Alles vor sich nieder, und drängen ihn mit fast übermenschlicher Anstrengung bis zum Thore zurück, wo sich nunmehr der blutigste und schrecklichste Kampf entspinnt, den dieser gräuelvolle Tag gesehen. Da aber eilen von Mahomets zahllosen Schaaren neue Rotten über den erstiegenen Wall in die Stadt, nehmen das schon sehr zusammengeschmolzene Häuflein der Griechen in die Flanke und in den Rücken, und opfern sie alle unter ihrem Würgerschwert dem Tode.
          Die unerschrockensten Männer sinken an Constantins Seite dahin; er selbst blutet bereits an mehreren Wunden; aber mehr noch blutet sein Herz bei dem Blicke auf seine Umgebungen, und bebt bei dem Gedanken an die Schmach, die Seiner wartet, wenn er, mit Ketten belastet, den Triumph seines Gegners sollte zieren müssen. "Findet sich kein Christ" - ruft er im verzweiflungsvollen Schmerze aus - "der sich meiner erbarmt, und mir den Rest des jammervollen Daseyns nimmt?!" Mit Blut bedeckt focht er bis auf den letzten Mann, und verlassen von dem Glücke, aber nicht von der Ehre und dem Ruhme, sank er unter den Schwertern einiger Türken, die ihn nicht kannten, in den Tod.
          Mahomet's wilde Schaaren drangen nunmehr unaufhaltsam in die zitternde Stadt, den unglückseligen Schauplatz des Mordens und Plünderns ein. Auch der Feldherr Justinian war rühmlich gefallen; es war nirgends mehr Zusammenhang und Ordnung der Gegenwehr, und wenn sich auch hie und da noch einzelne Truppenabtheilungen mit Löwenwuth schlugen, so mußten doch auch sie bald der Uebermacht weichen. In die Sophienkirche flüchteten sich Tausende von Einwohnern jeden Geschlechts und Alters; dort vermeinten sie eine unverletzliche Freistätte gefunden zu haben; Mahomet's blutdürstige Schaaren kannten aber kein Heiligthum und kein Erbarmen. Sie würgten und mordeten ohne Schonung, und es geschahen so entsetzliche Thaten, daß sich die Feder sie zu erzählen sträubt. Drei Tage lang wurde die Stadt geplündert, und den Einwohnern, die Mahomet endlich noch, um doch Menschen in der Stadt zu haben - die fortan feine Hauptstadt seyn sollte - verschonen ließ, behielten nichts übrig, als das nackte Leben. Viele Tausende von ihnen wurden übrigens späterhin noch in die Sklaverei verkauft.
          Um 10 Uhr am Vormittage jenes schrecklichen Blutbades, wie Gott Lob! die Geschichte deren nicht viele zu schildern hat, war die Einnahme Constantinopel's vollendet. Mahomet hielt an der

[ => Original lesen: 1836 Nr. 33 Seite 3]

Spitze seiner Veziere und Unterbefehlshaber seinen Triumpheinzug in die unglückliche Stadt. Er betrachtete die glänzend schönen Gebäude mit schwelgendem Blicke, und sahe kalt über die Leichen der erschlagenen Seinigen und Feinde hin, ohne von dem Gestöhn Verwundeter und Sterbender irgend ergriffen zu werden. Die Sophienkirche ließ er für den muhamedanischen Gottesdienst einweihen. Sie ist noch heute die Hauptmoschee dieser Residenzstadt.
          Eifrigst erkundigte sich der glücktrunkene Sieger nach dem Schicksale seines Besiegten, des Kaisers Constantin. So hitzig war der Kampf gewesen, und so viele der Seinigen waren noch in den letzten Augenblicken desselben gefallen, daß Niemand ihm über den Kaiser auch nur mit einiger Gewißheit hätte Auskunft zu geben vermocht. Wie man übrigens aber aus den gewaltsam erpreßten Geständnissen der Gefangenen entnehmen zu können glaubte, war Constantin unfern des erstürmten Thores gefallen, und dort fand man nach langem mühevollen Suchen, seinen durch die Kleidungsstücke kenntlichen blutbedeckten und entstellten Leichnam. Den christlichen Einwohnern befahl Mahomet, ihren Gebieter, so viel es die Umstände gestatteten, als Kaiser zur Erde zu bestatten, den Kopf desselben aber ließ er vom Rumpfe des Leichnams trennen, einen Tag lang auf einer Säule ausstellen, dann einbalsamiren und an alle ihm befreundete Höfe des Orients, zum Zeichen seines Sieges, umhersenden.
          Mehr als 40,000 Menschen fanden bei der Einnahme von Constantinopel ihren Untergang, und mehr als 60,000 geriethen in die elendeste Sklaverei.

          Mit des Constantin Dracoses ruhmvollem Tode endete das griechische oder morgenländische Kaiserthum, nachdem es beinahe eilf und ein halbes Jahrhundert gedauert hatte. Ein Constantin erbaute den Thron desselben, und ein Fürst gleichen Namens begrub sich unter seinen Trümmern.


John Gilpin, ein Reise=Geschichten.

[Erzählung]

[ => Original lesen: 1836 Nr. 33 Seite 4]

John Gilpin, ein Reise=Geschichten.

[Erzählung]


Getraide=Preise in Lübeck
9. August.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 82
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 60
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 48
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 44
Erbsen, Brecherbsen 64
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne 22 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat -


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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