No. 31
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 31. Juli
1835
fünfter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1835 Nr. 31 Seite 1]

Vorladungen.

          Alle diejenigen, welche an den Nachlaß des jüngst zu Gletzow verstorbenen Rademachers Wendelborn rechtliche Ansprüche und Forderungen zu haben vermeinen, werden auf Antrag der Vormünder der Wendelbornschen Tochter, als Beneficial=Erbin ihres Vaters, hiedurch peremtorisch geladen, solche in dem auf

den 24. October d. J., Morgens 10 Uhr,
anberahmten Liquidations=Termine vor dem Amtsgerichte zu Rehna bestimmt anzugeben und rechtsgenüglich zu bescheinigen, unter dem ein für allemal angedroheten Nachtheile der Präclusion und Auferlegung eines ewigen Stillschweigens.
    Gadebusch, den 23. July 1835.

Großherzogliches Amtsgericht Rehna.      


          Da zur Anmeldung und sofortigen Rechtfertigung aller etwanigen Ansprüche und Forderungen an die Person und das Vermögen des hiesigen Ackermannes Rasch ein peremtorischer Termin auf

den 9ten September d. J.
Morgens 11 Uhr vor dem hiesigen Großherzoglichen Stadt=Gerichte sub praejudicio pro omni praeclusionis anberahmt ist, so wird solches mit Bezug auf das den Landes=Intelligenzblättern in extenso inserirte proclama hiedurch noch weiter bekannt gemacht.
    Grevesmühlen den 30sten Mai 1835.

Großherzogliches Stadt=Gericht.    


Verkaufs=Anzeigen.

        Zur Constituirung der Nachlaßmasse des zu Rieps verstorbenen Zimmergesellen Planthaber, ist von den Vormündern der Kinder dieses Defuncti, auf den Verkauf der zu Rieps belegenen bisherigen Hamannschen Büdnerstelle, die der Planthaber käuflich an sich gebracht hatte, angetragen worden. Nachdem nun dazu Termine auf

den 20sten d. M.
= 24sten August und
=   4ten September
anberahmt worden sind; so werden Kaufliebhaber hiedurch geladen, an diesen Tagen, jedesmal Morgens 10 Uhr vor dem unterzeichneten Gerichte sich einzufinden, um in Grundlage der zu regulirenden Bedingungen, den Zuschlag zu gewärtigen.
    Demnächst werden alle Planthabersche Gläu=

[ => Original lesen: 1835 Nr. 31 Seite 2]

biger, zur Angabe und Bescheinigung ihrer Forderungen an das gesammte Vermögen ihres Schuldners, die ihnen aus irgend einem Rechtsgrunde zustehen mögen, so wie zur etwanigen Ausübung des Gleichgebothes, peremtorisch auf

den 18ten September
vorbeschieden, bei Verlust ihrer Anrechte und Zuständnisse, wie sie denn auch für den muthmaßlichen Fall einer Vermögens=Insufficienz, hiemittelst ein= für allemal, bei Vermeidung dieses Nachtheils der Präclusion, geladen sein sollen.
    Decretum Schönberg den 3. Juli 1835.

             Justiz=Amt der Landvogtei des Für=
(L. S.)                                              stenthums Ratzeburg.
                        Karsten.


        Auf den Antrag der Ehefrau des Schulmeisters Hemping auf der Baeck, ist der Verkauf des Hauses des dortigen Schustermeisters Beckmann in vim executionis, heute verfügt worden und werden daher alle diejenigen, die dieses Grundstück zu kaufen gemeint sein sollten, hiedurch auf

den 17ten d. M. Julius
= 24sten August und
=   3ten September
jedesmal um 10 Uhr Vormittags, vor das unterzeichnete Gericht geladen, um in Grundlage der bekannt zu machenden Bedingungen, Both und Ueberboth zu Protocoll zu geben und demnächst den Zuschlag zu gewärtigen.
    Zugleich werden sämmtliche Creditoren des Schusters Beckmann auf
den 17ten September
Morgens 10 Uhr geladen, um ihre Forderungen anzugeben und zu bescheinigen, demnächst aber über die Annehmlichkeit des zu erwartenden Gebothes für das verkaufte Haus sich zu erklären, eventualiter das Gleichgeboth zu üben, alles bei Vermeidung sofortiger Präclusion ihrer Rechte und sonstiger Zuständnisse.
    Decretum Schönberg den 3. Julius 1835.

             Justiz=Amt der Landvogtei des Für=
(L. S.)                                              stenthums Ratzeburg.
                        Karsten.


Vermischte Anzeigen.

        Verlangt wird: Ein Bursche, der Lust hat die Reifer=Profession zu erlernen. Näheres bei

Müller, Reifermeister.      

    Schönberg den 30sten Juli 1835.


Gemälde von London.

(Beschluß.)

          Bei aller dieser Größe Londons, bei allen unermeßlichen Fortschritten seiner Industrie, bei einer Zahl von fast 5000 Schiffen, die ihm angehören, bei allem Reichthum seiner Erzeugnisse und der Unermeßlichkeit des darauf gegründeten Handels vertheilt sich der Gewinn daraus doch zu ungleich und in zu wenige Hände, als daß neben dem Bilde des Glanzes, das es darstellt, nicht auch das eines Elendes ohne Gleichen zum Vorschein kommen sollte. Ein großer Theil seiner Bewohner, zu unausgesetzter und mühevoller Arbeit verdammt, wie sie der Südeuropäer gar nicht kennt, gewinnt dennoch nicht genug, um sich vor Mangel zu schützen. Die unablässigste Anstrengung gewährt ihm nicht genug, um nothdürftig das Leben zu fristen und seinen Bedürfnissen zu begegnen. Die von der Furcht angeregte Mildthätigkeit hat sich umsonst zu großen Opfern entschlossen und kostspielige Anstalten aller Art erschaffen; sie haben dem Uebel nur wenig Abhülfe gebracht. Jahr aus Jahr ein müssen in London etwa 117,000 Personen durch die Armensteuer, welche jetzt fast 4 Mill. Thaler einträgt, unterhalten werden, und dennoch sind die Summen unermeßlich, welche mehr als 15,000 Bettler täglich von der Mildthätigkeit der Vorübergehenden erpressen. Ein solcher Zustand der Dinge enthält mehr Grund zur Verzweiflung als zur Bewunderung. Dicht neben diesen Straßen, welche von Gold, Silber und Edelsteinen, von Allem, was die Welt an Luxus und Ueppigkeit kennt, erglänzen, erblickt man mit schmerzlicher Ueberraschung in den kleinen Durchgängen und Gassen, in den finstern Gängen, wohin das Tageslicht kaum jemals dringt, Scenen der gräßlichsten und empörendsten Entblößung von Allem, was dem Menschen nothwendig ist. Man kann sich nichts Zurückschreckenderes denken, als diese Familien von Männern, Weibern und Kindern, welche fast nackt in demselben Winkel zusammengekauert, die Schutt= und Kehrichthaufen nach einem Knochen, einer Brotrinde durchwühlen, und wenn sie nichts finden, zum Stehlen, zur Sünde genöthigt sind.
          Das Herz zieht sich uns zusammen, wenn wir jene Diebeshöhlen, jene Clubs von Leichendieben, Bettlern und Gaunern sehen, die von der Verworfenheit leben; oder in Southwark jene Scharen bleicher, verkrüppelter Kinder, die in den

[ => Original lesen: 1835 Nr. 31 Seite 3]

Manufacturen ein elendes Leben kaum fristen; oder in Ostende jene Bevölkerung von Boxern, Matrosen, Diebshehlern, Seelenverkäufern und Spitzbuben, die ein lebendiges Panorama menschlicher Verdorbenheit und menschlichen Elends darstellen. Im J. 1831 rechnete man, daß in London 4000 Individuen vom Diebs= und Gaunerhandwerk und Leichendiebstahl und 6800 Erwachsene und 7400 Kinder vom Betteln lebten. Die Asylgesellschaft machte bekannt, daß im Winter 1829-30 jeden Abend 80.00 Personen in ihren Sälen aufgenommen werden mußten, weil sie außer Stande waren, sich ein Nachtlager zu verschaffen. Und über diesem äußersten Grade des Elends, wie viel halbes Elend möchte da schweben! Freilich stehen sich manche unter diesen Bettlern nicht so übel als es scheint. Man weiß, daß ein Bettlerclub besteht, wo geschmaust und gezecht wird und wo oft 2-300 Mitglieder die Nacht hindurch sich vergnügen; man weiß, daß Bettler Capitalien von mehr als 10,000 Thalern gesammelt haben; man weiß, daß mancher von einem Hunde geführte Blinde sehend genug ist, um täglich 12 Thlr. zu verdienen und daß der Tag ein schlechter heißt, der nicht über 2 Thlr. einbrachte; man kennt alle die unglaublichen Kniffe und Ränke, durch welche das Mitleid erregt werden soll, die mehrfachen Verkleidungen, die künstlichen Verkrüppelungen; aber dennoch bleibt genug übrig, um uns neben dem Glanze Londons sein entsetzliches Elend erkennen zu lassen.
          Und dennoch, welchen staunenerregenden Ueberblick gewährt die Andeutung seiner Macht, seines Handelsreichthums, seines Geldumsatzes? Schon vor einem Jahrzehend beschäftigte der Handel von London eine Anzahl von Schiffen, deren Tonnengehalt den der gesammten Handelsmarine von Frankreich übertraf, und noch jetzt tritt bei einem Ueberblick der Handelsmacht der britischen Hauptstadt in Vergleichung sowohl mit Frankreich als andern Staaten ein günstiges Verhältniß hervor. Fürwahr, wir schwinden bei der Vorstellung, daß, die Flüsse und Frachtfahrt hinzugerechnet, sich die Ausfuhr Londons schon vor 10 Jahren auf die Summe von 840 Mill. Thlr. belief und daß seit dieser Berechnung London noch um ein Fünftel seiner Bevölkerung zugenommen hat! Auch wollen wir als eine Probe von den Geldkräften Londons noch anführen, daß die einzige Einkommensteuer im Jahre 1815 in London die Summe von etwa 35 Mill. Thlr. eintrug, also etwa ebenso viel, als die gesammte Staatseinnahme Spaniens, und mehr als die Hälfte aller Staatseinkünfte von Deutschland, mit Ausschluß von, Preußen und Oestreich.
          Der Reichthum und das rege Leben, das diesem unermeßlichen Handelsverkehr entströmt, beschränken sich nicht bloß auf London. Sie sind es vielmehr, welche die Dörfer umher zu blühenden Städten machen und sie nacheinander zu sich heranziehen. Unter der Königin Elisabeth wurde der Strand gepflastert, um als Landstraße nach Westminster zu dienen. Jetzt können wir London, von welcher Seite wir wollen, meilenweit verlassen, ohne wahrzunehmen, daß wir es verlassen haben. Breite, reinliche, regelmäßig bebaute Straßen verbinden zahllose Dörfer auf unmerkliche Art mit der Stadt. Hier rasseln die Wagen so gut, wie in London, und zierliche Häuser, Terrassen und Gärten begrenzen die Straßen.
          Ganz London wird jetzt durch 9 Gaserleuchtungsgesellschaften mit Gas erhellt. Die Leitröhren derselben durchlaufen nicht weniger als 75 deutsche Meilen, der jährliche Verbrauch von Steinkohlen ist 43,000 Chaldrons (zu 2000 Pfund), welche 70,400 Privatgasreservoirs und 7800 öffentliche Reservoirs füllen. Diese Erleuchtung hat sich nun auch auf die Thurmuhren, die Brücken und die Landstraßen um London ausgedehnt. Ebenso bewunderungswerth ist das Wasserversorgungssystem; die 75 Meilen umfassenden Vertheilungsröhren von 8 Gesellschaften bringen das Trinkwasser in jede Wohnung, ja in jedes Stockwerk, zum täglichen Betrage von 4 1/2 Mill. Cubikfuß Wasser, mittelst , 12 Dampfmaschinen zu 100 Pferdekraft. Der Zufluß ist so stark, daß man auf diesem Wege in jedem Augenblicke mittelst eines Luftloches jede Straße Londons in einen See verwandeln kann, wo bei Feuersgefahr die Spritzen eine unerschöpfliche Nahrung finden. Was Londons Verbindungen betrifft, so muß es hier genügen, anzuführen, daß etwa 1000 Fahrgelegenheiten täglich, ja zum Theil stündlich, meist mit prächtigen Wagen und schönen Roßgespannen nach allen Richtungen des Reichs aus der Stadt abgehen, und daß auf der Themse nicht weniger als 170 Dampfschiffe auf= und abfahren.


[ => Original lesen: 1835 Nr. 31 Seite 4]

Vermischtes.

Lord Barton erschoß sich im Jahre 1814 auf seinem Landgute Bartonhall; ohne daß man in Erfahrung bringen konnte, was ihn zu dieser That verleitete. Er war 45 Jahre alt, gesund, reich, angesehen und beliebt in ganz England.
          Hier folgt ein Auszug seines letzten Willens, wie derselbe in einer englischen Zeitung zu London erschien. Er wurde von seinen Erben genau befolgt, nur zu genau, denn sechs Monate darauf erschoß sich sein Neffe, Sir George, wirklich mit der nämlichen Pistole.
          "Meine Titel und Güter erbt, wie recht und billig, meiner Schwester Sohn Sir Henry.
          Da es einem Lord zukömmt, daß er Schulden hinterläßt, ich aber keine habe, so habe ich in der Eile meinem Haushofmeister befohlen, 2000 Taler (Mecklenburg) zu borgen, damit ich nicht ohne Schulden sterbe; diese wird Sir Henry bezahlen.
          Ferner wird Sir Henry folgende Legate ohne Einwendung und Ausnahme bezahlen.
          Seinem jüngern Bruder, Sir George, 6000 Taler (Mecklenburg) und die Pistole, mit welcher ich mich erschossen, damit derselbe davon Gebrauch machen kann, wenn die 6000 Taler (Mecklenburg) verthan sind, welches bald geschehen seyn wird.
          Miß Babet, Sir Henrys Schwester, erhält ebenfalls 6000 Taler (Mecklenburg), aber erst den Tag nach ihrer Hochzeit, wenn sie völlig beweisen kann, daß sie bis an jenem Tage den Namen einer wahren Jungfrau verdient hat, wo nicht, so werden von diesem Gelde drei Mädchen ausgestattet, Unterthanens=Töchter, die vorher schwören, daß sie tugendhaft gelebt haben; sollten diese auf meinen Gütern nicht zu finden seyn, so kommt dies Geld ins Findelhaus.
          Dem Pfarrer des Kirchspiels 30 Taler (Mecklenburg), mit dem Beding, daß derselbe mir keine Leichenrede hält, weil doch Alles in derselben gelogen seyn würde, und ich ihn von dieser Sünde abhalten will.
          Allen und Jedem meiner Dienerschaft ein volles Jahr Gehalt, doch ist dieser und diese ausgenommen, der oder die bei meinem Tode Thränen vergießen wird, worauf genau zu sehen; auch der Haushofmeister ist davon ausgenommen, dieser wird sich wohl reich gestohlen haben, und hat er selbes nicht gethan, so ist es seine Schuld. Ich habe wenigstens den Esel an die volle Krippe gebunden.
          Mein Haus in London, mit Allem, erhält meine Schwester Lady Charlotte, doch sollte diese in ihrem 44sten Jahre noch so toll seyn, zu heirathen, so wird das Haus verkauft, und das Geld nach dem Tollhause in London gesandt, womit Lady Charlotte dann einst zu verpflegen ist, u.s.w.


Der seltene Erbschafts=Antritt.

          Ein Oberst in England, der einen kleinen Ruhegehalt genoß, hatte ein kleines Landgut, worauf aber viele Schulden hafteten. Er ging zum Kriegsminister, und bat denselben um die Erhöhung seiner Pension, damit er nach und nach diese Schulden bezahlen könnte. Der Kriegsminister schrieb ihm: er könne seinen Gehalt nicht erhöhen, sie sey hinlänglich, ihn zu ernähren, und seine Schulden müßten seine Erben bezahlen.
          Den andern Tag erschoß sich der Oberst, setzte den Kriegsminister zum Erben ein, und legte den Brief desselben zu seinem Testamente.
          Der Minister wunderte sich sehr über diese unvermuthete Erbschaft, erstaunte aber, als es sich zeigte, daß die Schulden den Werth des Gutes zweimal überstiegen.
          "Die Erben müssen bezahlen, schrieb ich ihm; sagte der edle Mann: ich will es halten."
          Er bezahlte sogleich die Schulden des Obersten, und schenkte das Gut den armen Anverwandten desselben.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 28. Juli.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 74
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 68
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 48
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 46
Erbsen, Brecherbsen 64
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne - Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 16


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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