No. 14
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. April
1835
fünfter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1835 Nr. 14 Seite 1]

Da sich zu Lockwisch und in der Umgegend natürliche Menschenblattern zeigen, so werden alle Landeseinwohner aufgefordert, um der Ansteckung vorzubeugen, den Verkehr mit den Häusern, worin sich Blatter=Kranke befinden, zu vermeiden, und insofern es nicht schon geschehen ist, sich ohne Verzug die Schutzpocken impfen zu lassen.
          Schönberg den 1sten April 1835.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.          
(L. S.)                                                     Karsten.         Reinhold.
                


Vorladungen.

         Wir Bürgermeister und Rath geben hiemit zu wissen:
    Auf dem folio des Tagelöhners Joachim Dübrock allhier im Stadt=Pfand=Buche, steht noch eine am 21. Novbr. 1795 intabulirte Schuldforderung der Catharina Sophia Dorothea Gerdesschen Vormundschaft, im Betrage von 179 7/8 Rthlr., zu deren Sicherheit drei auf hiesigem Stadtfelde belegene Ackerstücke specialiter verpfändet sind, verzeichnet.
    Wenn nun die gedachte Stadt=Buchschrift im Laufe der Zeit verloren, gegangen seyn soll, so werden, zwecks Mortificirung derselben, alle diejenigen hiedurch von uns peremtorisch öffentlich geladen, welche aus irgend einem erdenklichen Rechts=Grunde Forderungen und Ansprüche an solche auf 179 7/8 Rthlr. lautende Stadt=Buchschrift vom 21. Novbr. 1795 zu haben glauben, oder der Tilgung des Postens im Stadt=Pfandbuche widersprechen zu können vermeinen, und wollen wir, daß sie in dem ad profitendum et liquidandum auf

den 23sten July dieses Jahres
angesetzten Termin, allhier vor uns zu Rathhaus, Morgens 11 Uhr, erscheinen, ihre An= und Widersprüche gehörig specificirt zu Protokoll geben, auch sofort rechtsgenügend bescheinigen, widrigenfalls aber zu gewärtigen,

[ => Original lesen: 1835 Nr. 14 Seite 2]

daß sie damit für immer werden abgewiesen und praecludirt werden, die Stadtbuchschrift für mortificirt erklärt, und die Tilgung der Schuld im Stadt=Pfand=Buche verfügt werden wird.
    Gadebusch am 26sten März 1835.

Bürgermeister und Rath.      


         Wenn in dem zur Anmeldung etwaniger Erbansprüche an die Verlassenschaft des Productenhändlers Koepcke hieselbst, sowie zur Liquidation sonstiger Forderungen, in specie an das auf den Namen des defuncti zu Stadtbuch stehende kleine Haus, angewiesenem Termine nur der hiesige Kaufmann Herr B. C. Mussehl seine zu Stadtbuch eingetragenen Forderungen angemeldet, sonstige Profitenten aber überall nicht erschienen sind; und nunmehr der Kaufmann Mussehl darauf angetragen hat, daß ihm die gedachte kleine, dem Einsturz drohende Wohnbude, als woraus der Nachlaß lediglich besteht, für seine Professa in solutum übergeben werden möge: so werden hierdurch alle diejenigen, welche diesem Gesuche widersprechen zu können sich berechtiget halten, hierdurch geladen, solchen Widerspruch in dem auf

den 2ten May d. J. 11 Uhr
anstehenden Termine geltend zu machen, und genugsam zu begründen, eo sub praejudicio pro omni, daß sie später damit nicht werden gehört, vielmehr dem Supplicanten die Wohnbude c. p. werde zugesprochen und übergeben werden.
    Cröpelin den 23sten März 1835.

Großherzoglich Stadtgericht.      
Röper.                  


Verkaufs=Anzeigen.

Extract.

         Das Wohnhaus nebst Garten des hiesigen Webers Franz Bade soll in vim executionis

am 27sten Mai 1835
öffentlich meistbietend verkauft werden.
    Auch ist zur Liquidation und Justification aller Real=Ansprüche an jenes Haus c. p., Terminus auf
den 17ten Juni c. a.
sub poena praeclusionis praefigirt.
    Rehna den 10. März 1835.

Großherzogl. Stadtgericht.      


Vermischte Anzeigen.

         Zu der öffentlichen Prüfung in der Bürgerschule, welche am Donnerstag den 9. April Morgens nach 9 Uhr ihren Anfang nehmen wird, beehren wir uns, die hochverehrten Gönner der Schule und die Eltern der ihr anvertraueten Kinder hiedurch gehorsamst einzuladen.
    Schönberg den 2. April 1835.

G. M. C. Masch.       K. Wolf.    


         Während des Baues unsers Hauses werden wir vom 6ten dieses Monats bei dem Herrn August Kniep neben der Kirche wohnen.
    Wie immer, wird auch hier unser Bestreben seyn, das Vertrauen eines geehrten Publicums uns zu verdienen.
    Schönberg den 1. April 1835.

Oldericke et Co.      


         Die Erben des hieselbst verstorbenen Bürgers und Töpfermeisters Friedr. Heide sind gewilligt, das von letzterem bisher betriebene Wesen unter der Hand zu verkaufen; da solches in vollem Nahrungsbetriebe stehet, so kann es bei einem annehmlichen Both sogleich angetreten werden.
    Dieses Wesen besteht in einem in bestem baulichen Stande befindlichen Wohnhause nebst Brennofen und allen zur Töpferei erforderlichen Geräthschaften; ferner in einem Vorhof und Holzplatz, einem Garten hinter dem Hause, einem Küchengarten und in 24 QuadratRuthen Kartoffelland außerhalb der Stadt. Kaufliebhaber haben sich bei dem gerichtlich bestellten Curator, dem Achtmann Westphal hieselbst, zu melden, woselbst auch die Verkaufsbedingungen einzusehen sind.
    Mölln den 1. April 1835.


Das Mammuth.

         Es wird allgemein angenommen, und die verschiedenen Erdschichten bezeugen es, daß die Oberfläche unserer Erde, bevor sie ihre jetzige Gestalt bekam, mehrere große Revolutionen erlitten hat, wodurch die auf derselben bestehenden Naturgesetze verändert und alle lebenden Geschöpfe zerstört sind, und daß nach jeder dieser Revolutionen eine neue Organisation entstand, ähnlich vielleicht, aber gewiß nicht gleich der untergegangenen. Auch scheint Alles dafür zu sprechen, daß der Mensch von keiner dieser Umwälzungen Zeuge gewesen, sondern erst nach der letzten derselben entstanden ist,

[ => Original lesen: 1835 Nr. 14 Seite 3]

denn unter den unzähligen Ueberresten, die jene Revolutionen in den verschiedenen Erdschichten uns zurückgelassen haben, und die als Zeugen der Größe und Formen der untergegangenen organischen Körper dastehen, hat man noch nie eine Spur von Menschengebeinen entdeckt, und überhaupt nur wenig angetroffen, was den jetzt auf der Erde lebenden Geschöpfen völlig gleicht. Man trifft jene Uebereste der Vorwelt, welche man Fossilien nennt, nicht allein in flachen Gegenden, sondern auch auf hohen Bergen findet man öfters in Felsen verschlossene Ueberbleibsel oder deutliche Abdrücke in Schiefer und Sandstein von Muscheln, Seethieren und Pflanzen, wodurch wir zu folgern berechtigt sind, daß bei einer jener großen Revolutionen der Theil unseres Planeten, wo jetzt Meere stehen, tiefer eingesunken ist, wodurch das jetzige Festland trocken gelegt wurde, oder daß irgend eine in der Tiefe wirkende ungeheure Kraft die Inseln und Länder mit allen ihren Hügeln und Bergen aus dem Grunde des Meeres zu ihrer gegenwärtigen Höhe emportrieb, oder auch, daß diese Kraft der Tiefe den Boden des Meeres nur eine Zeitlang so hoch gehoben hat, daß die Gewässer das Festland bis auf die bewohnbare Höhe unserer Gebirge überschwemmen konnten, bis Alles vernichtet war, und dann durch Senkung des Bodens solche in ihr altes Bett zurückkehren ließ.

         Man findet in Lehm= und Kreidelagern die Knochen und Zähne von elephantenähnlichen Thieren, welche zum Theil von ungeheurer Größe sind, und vielleicht einst die herrschenden Bewohner unserer Erde gewesen sein mögen, bis sie durch eine jener Revolutionen vernichtet und verschüttet wurden. Man hat die Knochen dieser Thiere der Vorwelt, welche man Mammuth nennt, in fast allen Gegenden der Erde gefunden; die meisten und größten aber in Amerika. Die Knochen des südamerikanischen Mammuths fand man zuerst ums Jahr 1712, und man glaubt, daß es an Höhe die jetzt auf der Erde lebenden größten Elephanten nicht übertroffen, aber einen längeren Körper, dickere Glieder und einen dünneren Leib gehabt haben müsse. Das sibirische Mammuth ist weit größer und da man die Knochen desselben gewöhnlich zerstreut gefunden, so ist die Auffindung eines solchen ganzen Thiers um desto merkwürdiger. Im Jahre 1799, wo die Sonne auf die alten Eismassen in Nord=Sibirien etwas mehr als gewöhnlich wirkte, bemerkte ein tungusischer Fischer in einer großen alten Eisbank an der Meeresküste, welche bei dem dortigen ewigen Winter vielleicht Jahrtausende in demselben Zustande gewesen sein kann, eine fremde Masse, konnte jedoch nicht enträthseln, woraus sie bestand, da die Eisbank zu hoch war, um sie zu erreichen. Das nächste Jahr bemerkte er denselben Gegenstand, der noch mehr aus dem Eise hervorragte, konnte aber noch immer nicht unterscheiden, was es war. Gegen Ende der wärmeren Jahreszeit 1801 konnte er aber erkennen, daß es der gefrorne Körper eines ungeheuern Thieres war, von dem nun ein Theil des Körpers und ein großer Hauzahn aus dem Eise hervorragten. Da das Eis im Jahre 1803 ungewöhnlich stärker und früher schmolz, so wurde der ungeheure Körper dadurch ganz frei, und fiel auf eine Sandbank herab. Also erst 5 Jahr nach der ersten Entdeckung war durch außerordentlich warme Witterung nur so viel von dem Eise geschmolzen, um den Körper frei zu machen, woraus man schließen kann, wie fest das ewige Eis des Nordens, und es wohl möglich ist, daß Gegenstände, welche bei einer der Erdrevolutionen

[ => Original lesen: 1835 Nr. 14 Seite 4]

in dasselbe eingeschlossen wurden, Jahrtausende hindurch sich unversehrt erhalten; denn bekanntlich verweset nichts, was hart gefroren ist, so lange es in diesem Zustande erhalten wird. Die Tungusen holten nun zuerst die beiden großen Hauzähne, und verkauften solche, wodurch die Aufmerksamkeit erregt wurde. Zwei Jahre später fand man das Thier noch auf der Sandbank liegen, allein sein Körper war schon ganz verstümmelt. Die Bewohner der Umgegend hatten große Stücke des gefrorenen Fleisches geholt, um ihre Hunde damit zu füttern, und die weißen Bären hatten das Uebrige fast ganz verzehrt; allein das Gerippe war bis auf ein Vorderbein, welches fehlte, vollständig erhalten, so daß man davon eine Zeichnung machen konnte. Mehrere Knochen hingen durch ihre Bänder oder durch Hautstücken noch zusammen; der Kopf war noch mit Haut bedeckt, und die Augäpfel waren noch zu unterscheiden. In der Hirnschale war noch das Hirn, jedoch um einen Theil eingetrocknet; das eine Ohr war noch ganz erhalten, und daran ein Büschel hartes, borstiges Haar; die Haut war außerordentlich dick und schwer, und von derselben noch so viel vorhanden, daß zehn Männer es kaum forttragen konnten. In dem feuchten Sande der Bank sammelte man noch mehr als 40 Pfund Haare und Borsten, welche zum Theil über einen Fuß lang waren.

         Alles dieses wird jedoch bei weitem übertroffen durch die Ueberreste eines ungeheuren Unthieres, welchem nach Anzeige in einer amerikanischen Zeitschrift ein Herr Finney im December 1830 gefunden haben soll. Der Schädel wiegt 400 Pfund, und enthält mehrere Reihen von Hauzähnen von 1 bis 12 Fuß Lange. Dieses Thier muß mindestens 25 Fuß hoch und 60 Fuß lang gewesen sein. Herr Finney fand dieses ungeheure Knochengebäu, welches bis auf ein paar Rippen vollständig ist, und wofür man ihm schon 7000 Thlr. geboten haben soll, nur 14 Fuß unter der Oberfläche des Bodens. Wann und wie dieses Thier gelebt hat, möchte wohl schwer zu enträthseln sein, jedenfalls aber ist es eine Merkwürdigkeit der seltensten Art, und selbst das Mammuth ist ein Kind gegen dieses Ungeheuer.


Nützliches.

         In allerneuester Zeit macht man wieder viel Wesens vom Roggenkaffe und erhebt diesen, insbesondere als Zusatz, vor allem übrigen. Was insbesondere zur Restaurirung dieser, fast auch schon zu Grabe getragenen Nutzanwendung beigetragen haben soll, ist die erst jetzt gemachte Bemerkung, daß man den Roggen nicht gleich ohne weiteres in den Brenner thun dürfe, sondern vorher erst im Wasser auslaugen, dann in kochendem Wasser überwellen und wieder abtrocknen lassen müsse, ehe man ihn gelinde brenne. Gerade dadurch soll er erst von allem fremdartigen Geschmacke frei und besonders in Verbindung mit etwas indischem Kaffee sehr wohlschmeckend werden.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 31. März.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 66
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 54
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 47
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 44
Erbsen, Brecherbsen 66
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne - Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 16


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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