No. 12
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. März
1835
fünfter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1835 Nr. 12 Seite 1]

Vorladungen.

         Auf den Antrag der Erben des wailand Herrn Erbpächters Franz Schultz zu Hof Woosmer werden alle diejenigen, welche an den gesammten Nachlaß des verstorbenen Erbpächters Franz Schultz zu Hof Woosmer, insbesondere an den im Domanial=Amte Dömitz belegenen Erbpachthof Woosmer sammt dem dazu gehörigen Feld= und Wirthschafts=Inventario, aus irgend einem Grunde, sei es aus Erbrecht oder Schuld, Ansprüche oder Forderungen zu haben vermeinen, hiemittelst peremtorisch geladen, sich zu dem,

auf den 25. Mai d. J. Morgens 10 Uhr
anberahmten Liquidationstermine auf hiesiger Amts=Gerichtsstube einzufinden, ihre etwanigen Ansprüche und Forderungen sodann einzeln und genau anzugeben und sofort rechtlich zu bescheinigen, unter dem ein für allemal angedroheten Nachtheile der Ausschließung mit ihren etwanigen Ansprüchen und der Auflegung eines immerwährenden Stillschweigens.
    Von solcher Anmeldungspflicht werden jedoch diejenigen Personen ausgenommen, deren Forderungen in das, beim hiesigen Amtsgerichte niedergelegte Hypothekenbuch eingetragen sind, mindestens haben dieselben eine Erstattung der Liquidationskosten nicht zu gewärtigen.
    Dömitz den 9. März 1835.

Großherzogl. Mecklenb. Schwerinsches Amts=Gericht.  


Verkaufs=Anzeigen.

Extract.

         Das Wohnhaus nebst Garten des hiesigen Webers Franz Bade soll in vim executionis

am 27sten Mai 1835
öffentlich meistbietend verkauft werden.
      Auch ist zur Liquidation und Justification aller Real=Ansprüche an jenes Haus c. p., Terminus auf
den 17ten Juni c. a.
sub poena praeclusionis praefigirt.
    Rehna den 10. März 1835.

Großherzogl. Stadtgericht.      


         Auf Befehl Großherzogl. hoher Reluitions=Commission sollen

1) der alte Schaafstall zu Hof Bülow
2) eine Scheure auf dem Gehöfte No. 19 zu Dorf Bülow
und zwar jedes Gebäude einzeln, öffentlich meistbietend auf Abbruch verkauft werden und ist zu diesem Zwecke Terminus auf
Mittwoch den 1sten April d. J.
anberahmt, zu welchem Kaufliebhaber sich Morgens 11

[ => Original lesen: 1835 Nr. 12 Seite 2]

Uhr auf dem Hofe Bülow einfinden wollen. Die Verkaufsbedingungen sind beym Herrn Registrator zur Nedden in Rehna einzusehen, die Gebäude weisen auf Verlangen respective der Herr Pensionair, Ritter Derlon und der Schulze Ditz nach.
    Gadebusch den 14ten März 1835.

Großherzogliches Amt.      


         Zum öffentlichen meistbietenden Verkaufe des dem Bäcker Deppe zu Dassow in vim executionis abgepfändeten in der Mühlenstraße neben dem Schneider Faaschschen Hause belegenen Hauses, des sogenannten Backhauses, welches vor einigen Jahren neu erbauet ist und in gutem Zustande sich befindet, auch mit geringen Kosten zu vier Wohnungen eingerichtet werden kann, und des hinter dem Hause belegenen, zur Größe von 26 QuadratRuthen demselben zugeschnittenen Gartens, haben wir terminum auf den

8. April d. J.
Morgens 11 Uhr anberahmt und werden Kaufliebhaber dazu mit dem Anfügen eingeladen, daß bei Ertheilung des Zuschlags 200 Rthlr. N 2/3. als Conventionalpoen zu bezahlen sind.
         Die grundleglich zu machenden Bedingungen sind beim Gerichte 14 Tage ante terminum einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu haben. Das zu verkaufende Haus kann nach zuvoriger Meldung beim Herrn Actuar Paepke zu Lütgenhof zu jeder Zeit in Augenschein genommen werden.
    Lütgenhof den 13. Februar 1835.

Zum Patrimonialgericht Verordnete.  
Grupe.                


Warnung.

         Auf Befehl des Königl. Hannoverschen Pupillen=Collegii zu Stade, warne ich hierdurch einen Jeden, meinem Mündel, dem Wirthschaftsschreiber August Hintze aus Stade, welcher jetzt zu Schlagsdorf, von Ostern 1835 an aber zu Mönkhof bei Lübeck sich aufhält, ohn mein, oder des Herrn Sick zu Schlagsdorf, oder des Herrn Kelling zu Mönkhof Vorwissen und Genehmigung zu creditiren, etwas verabfolgen zu lassen, oder von demselben Sachen zu kaufen oder in Versatz zu nehmen, indem alle solche von dem genannten August Hintze contrahirten Schulden und eingegangenen Verbindlichkeiten von der Vormundschaft nicht anerkannt werden.
    Bremervörde im Herzogth. Bremen den 12. März 1835.

G. L. Lamprecht, Amts=Assessor.      


Vermischte Anzeigen.

             Wer in Schönberg oder im hiesigen Fürstenthume gewilligt ist, seine Gebäude, Waaren oder Mobilien, als: Haus= und Küchengeräthe, Betten, Leinenzeug, Kleider, Porcellain, Glas, Spiegel, gedruckte Bücher und Musikalien, musicalische, physicalische u. dgl. Instrumente, auch Brennholz, Victualien, Hausvieh, Wagen und Pferdegeschirr in der vaterländischen Feuerassecuranz zu Rostock durch Eintreten in dieselbe zu versichern, der beliebe sich an mich, als deren Agenten für das hiesige Fürstenthum, gefälligst zu wenden. Auch sind bei mir die Statuten zu dieser Versicherung unentgeltlich zu bekommen.
        Schönberg den 13. März 1835.

Schlebusch.      


         Auf dem Hofe zu Stove sind magere Schweine zu verkaufen.


Moskau.

(Beschluß.)

         Unter den öffentlichen Gebäuden Moskaus nimmt der Kreml noch immer den ersten Rang ein. Er ist dreieckig in seiner Gestalt, mit Steinwällen und einem tiefen Sumpfgraben umgeben, und hat eine halbe deutsche Meile im Umfange. Wir treten in seinen Haupteingang, das rothgemalte Gewölbthor, das von den ältesten Zeiten her das heilige Thor heißt. Das Bildniß des Heiligen über dem Bogen, vor welchem eine ewige Lampe brennt, und der dieses Thor gegen ein poln. Heer vertheidigte, prangt noch darüber. Jeder Vorübergehende, Jeder, der das Thor betritt, entblößt sein Haupt; eine Schildwache sieht darauf, daß Niemand sich dieser Regel entziehe. Wir betreten den Kremlplatz; Kirchen, Paläste und Buden umgeben uns, in verworrener Pracht übereinander gehäuft, wie nirgend in der Welt. Zuerst fällt uns das Arsenal in die Augen, noch unvollendet; ihm zur Seite erhebt sich der Senatspalast, in sei=

[ => Original lesen: 1835 Nr. 12 Seite 3]

nen drei Stockwerken eine Menge von kais. Behörden zählend. Etwas weiter hin ist die Schatzkammer, das Museum, das Consistorium und neben ihm die lange Linie des kaiserlichen Residenzschlosses. Ihm gegenüber erhebt sich der achteckige Glockenthurm von Iwan Welicki, von dessen Höhe wir der schönsten Ansicht von Moskau genießen. Wir sehen den Kreml zu unsern Füßen mit seinen 32 Kirchen und Palästen und der alten Zarenburg, mit zahllosen Spitzen und Thürmen im hellsten Glanz. Westwärts strömt die Moskwa in einem weiten Bogen vor dem Kreml durch die Stadt hin, zwischen Kirchen und Glockenthürmen; rings um uns her ein unabsehbares Gewirr von Häusern. Der Thurm Iwan's selbst enthält gegen 30 Glocken, deren größte ungefähr 110,000 Pfund wiegt, und deren Geläute wie ein ferner Donner schallt. Ueberhaupt spielen die Glocken in der heiligen Stadt eine bedeutende Rolle, und eine noch riesigere, die größte Glocke der Welt, liegt wenige Schritte von Iwan entfernt, zersprungen unter einer offenen Dachung. Ihr zur Seite ist die riesenhafte Kanone zu nennen welche 18 1/2 Fuß lang und so weit ist, daß in ihrer Mündung ein Mann aufrecht sitzen kann. Zwischen ihren gothischen Thürmchen zieht zuerst das Fenster unser Auge auf such, aus dem Demetrius sich herabließ und zerschmettert ward. Unter eben diesem Fenster saßen die Zaren in vollem Pomp, empfingen Bittschriften und gaben Audienzen. Beim Eintritt in das Innere sehen wir eine breite Steintreppe, die zur Schatzkammer führt. In dieser weiten Halle sieht man die Kronen der Völker, welche den Russen sich unterwarfen, die Krönungsgewänder der Zaren und den handschriftlichen Codex des tugendhaften Alexis nebst vielen andern Schätzen und Denkmälern aller Art. Den ältesten Theil des Gebäudes nimmt die ehemalige Patriarchenwohnung ein; hier werden die Reliquien verwahrt; hier stehen auch die berühmten Silbervasen für das heilige Oel, und die Onyxe, die Mutter des Heilandes darstellend. Das Modell zu einem neuen Kreml, wie Katharina ihn ausbauen wollte, ist gleichfalls hier.


Vermischtes.

Der Haarhandel in Frankreich.

         Viele Leser werden nicht glauben, daß es eine solche Industrie giebt und doch leben Tausende von Familien davon. Zahlreiche Aufkäufer ziehen in dem Lande umher und bieten den Mädchen und Frauen für ihre Haare Bänder, Tücher, leichte Zeuge, und sie bringen jährlich, nach einer Berechnung, wohl 200,000 Pfund Haare auf diese Weise zusammen. Man kauft sie auf dem Kopfe für 1 Thlr. 6 Gr. das Pfund, schickt sie dann nach Paris, wo sie an die Appreteurs für 2 Thlr. 12 Gr. verkauft werden, die sie wiederum, mehr oder weniger geschickt zugerichtet, für 8 bis 10 Thlr. das Pfund verkaufen. Es genügt zu sagen, daß eine Perücke für 6 Thlr. 12 Gr. nur 6 Loth Haare in Anspruch nimmt.


Mittel zur Entfernung mephitischer Luft aus Brunnen und dergleichen.

         Oeffentliche Blätter theilen nachstehenden Versuch mit, durch welchen es bei der Ausbesserung eines bis auf den Wasserkanal 60 Fuß tiefen Brunnens gelang, die darin befindliche mephitische Luft (Stickluft) zu entfernen, um die Arbeit bewerkstelligen zu können. Nachdem man sich anderthalb Tage lang vergeblich be=

[ => Original lesen: 1835 Nr. 12 Seite 4]

mueht hatte, die Stickluft durch brennende Späne oder durch die Entzündung von Schießpulver zu vertreiben, wurden etwa 180 Quart beinahe kochendes Wasser mit einem Male in den Brunnen gegossen. Dies hatte die Wirkung, daß sich sofort undurchsichtige Dämpfe entwickelten und 15-20 Minuten lang emporstiegen, wonach die Stickluft aus dem Brunnen gänzlich entfernt ward, da unmittelbar nach dem Verschwinden dieser Dämpfe die Arbeiter ohne alle Beschwerde bis zum Wasserspiegel hinabsteigen und ihre Arbeit verrichten konnten; auch blieb ein gleichzeitig heruntergelassenes Licht brennen.


Hohes Lebensalter in Nordamerika.

         In den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist es nicht so selten wie bei uns, Leute von 100 und mehr Jahren anzutreffen; so weist ein öffentlich bekannt gemachtes Verzeichniß 130 Personen nach, die über 110 Jahr alt geworden, sieben davon zählten 130, 133, 136, 137, 145 und endlich eine Negerin sogar 150 Jahre. Es scheint, als ob die Veränderung des Klimas der längeren Lebensdauer ebenso günstig sei, als es die Lufterneuerung der Gesundheit ist. Nach den gemachten Beobachtungen ist das Verhältniß unter den beiden Geschlechtern bis zum 80. Jahre wie 49 zu 34; aber über dieses Alter findet man mehr Männer als Frauen. So ist ebenfalls bemerkt worden, daß die Hundertjährigen fast insgesammt der ärmern und arbeitenden Classe angehören, während reiche oder den Wissenschaften obliegende Personen es sehr selten so weit bringen.


Anecdote.

         In Wien hat kürzlich ein Neffe seinen Oheim - entführt. Dies hing so zusammen. Ein alter, reicher, aber kinderloser Engländer lebte schon seit einiger Zeit in den Liebesbanden einer Dame von nicht unedler Abkunft, aber um so schlechterm Rufe so gefesselt, daß er hinsichtlich seiner Person, so wie seines Vermögens keinen Willen mehr haben durfte. Dies erfuhr der gesetzliche Erbe, ein sonst von dem Alten geliebter Bruderssohn. Dieser eilte aus England nach Wien und er mußte, da ihn die Dame von dem Oheime fern zu halten wußte, ein Stubenmädchen gewinnen, um zu dem Alten zu gelangen. Als die Beherrscherin desselben einst nicht zugegen war, eilte der Neffe zu den Füßen des Oheims, umfaßte ihn mit allen seinen Papieren, die er erhaschen konnte, trug ihn in den bereit stehenden Wagen und fuhr mit ihm von dannen. Die Geliebte ist außer sich vor Wuth und hat sogar bei der Behörde Hülfe gesucht. -


Getraide=Preise in Lübeck
vom 17. März.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 66
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 56
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 47
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 44
Erbsen, Brecherbsen 66
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne - Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 16


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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