No. 11
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. März
1835
fünfter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1835 Nr. 11 Seite 1]

Vorladungen.

Extractus proclamatis.

         Nach einem in den Mecklenburg=Schwerinschen Intelligenz=Blättern in extenso befindlichen Proclama ist, in Folge der Berufung des Riemermeisters Borgward hieselbst auf die Hohe Constitution vom 31. März 1812, Terminus ad liquidandum auf

den 11ten März 1835
und Terminus ad transigendum auf
den 4ten April 1835
respve. sub poena praeclusi et perpetui silentii, und des Beitritts zu den Beschlüssen der Anwesenden, praefigirt.
    Signatum Rehna den 20sten Decbr. 1834.

Großherzogliches Stadt=Gericht.      


         Wir zum Waisengerichte Verordnete laden zur Richtigstellung der Verlassenschaft des allhier vor mehreren Jahren verstorbenen Bürgers und Ackermanns Peter Gramm alle diejenigen hiemit peremtorisch öffentlich, welche aus irgend einem erdenklichen Rechtsgrunde Forderungen und Ansprüche an solche Erbmasse zu haben vermeinen, und wollen, daß sie in dem ad profitendum et liquidandum auf

den vierten Mai dieses Jahres
angesetzten Termine, allhier vor uns zu Rathaus, Morgens 11 Uhr, erscheinen, ihre sothanen Ansprüche und Forderungen specifice anzeigen, auch sofort rechtsgenügend bescheinigen, widrigenfalls aber gewärtig zu seyn, daß sie damit unter Auferlegung eines ewigen Stillschweigens, werden abgewiesen und praecludiret werden.
    Von dieser Anmeldungspflicht werden allein nur diejenigen Gläubiger von uns ausgenommen, deren Forderungen zu Stadtpfandbuch intabuliret sind, wenigstens haben solche eine Erstattung der Liquidations=Kosten nicht zu erwarten.
    Gadebusch am 29sten Januar 1835.

Zum Waisen=Gerichte Verordnete.      


         Zur Anmeldung und Rechtfertigung jeglicher Ansprüche an den Nachlaß des zu Harckensee gestorbenen Ochsenknechts Christian Jargow ist ein Termin auf

den 21sten März d. J.
anberahmt worden, wozu etwanige Profitenten sub

[ => Original lesen: 1835 Nr. 11 Seite 2]

praejudicio pro omni praeclusionis hiemit vorgeladen werden.
    Grevismühlen im Patrimonial=Gericht Harckensee den 8ten Januar 1835.

Zum Patrimonial=Gericht Verordnete.      


Vermischte Anzeigen.

             Wer in Schönberg oder im hiesigen Fürstenthume gewilligt ist, seine Gebäude, Waaren oder Mobilien, als: Haus= und Küchengeräthe, Betten, Leinenzeug, Kleider, Porcellain, Glas, Spiegel, gedruckte Bücher und Musikalien, musicalische, physicalische u. dgl. Instrumente, auch Brennholz, Victualien, Hausvieh, Wagen und Pferdegeschirr in der vaterländischen Feuerassecuranz zu Rostock durch Eintreten in dieselbe zu versichern, der beliebe sich an mich, als deren Agenten für das hiesige Fürstenthum, gefälligst zu wenden. Auch sind bei mir die Statuten zu dieser Versicherung unentgeltlich zu bekommen.
        Schönberg den 13. März 1835.

Schlebusch.      


Moskau.

(Fortsetzung.)

         Moskau entstand von Neuem und behauptete seinen Rang, bis Peter I. diesen Sitz der russischen Adels mit dem neu gegründeten Petersburg vertauschte, wo er sich zum begonnenen Werke der Gesittung seines Volkes freier fühlte und wo er zu diesem hohen Zweck den Hebel des Welthandels anbringen konnte. Von nun war Moskau zwar nicht mehr die erste Stadt des Reiches, und das Heer, der Hof, die großen Manufacturisten folgten dem Zar in seine neue Hauptstadt; aber der Adel blieb Moskau treu, und der Verlust der Stadt war daher gering; denn die Scharen der Anhänger des Adels, seine zahlreichen Diener, die Geistlichkeit und Alles, was der alten Stadt angehörte, blieb zurück; Moskau blieb die Kathedrale des Reichs, die Krönungsstadt der russischen Zaren und heilte die Wunden bald aus, die ihm Petersburgs Entstehung schlug. Ja, mit dem Wachsen des Reichs gegen Süden und Osten wuchs, es selbst empor und stand um 1812 auf der höchsten Stufe seines alten Glanzes.

Beschreibung der Stadt.

         Wenn man sich Moskau durch die weite Ebene von der Abendseite her auf der großen Straße von Mosaisk nähert, so wird das Auge an einem Punkt von einem Walde von Thurmspitzen, in allen Formen und zum Theil von Gold und bunten Farben erglänzend, wahrhaft geblendet. Wir treten durch die Barriere ein und verwundert fragen wir uns: Wo die goldglänzende Stadt geblieben sei, die wir eben erst sahen und anstaunten. Statt ihrer sehen wir eine unabsehbare, zerstreute Vorstadt, Hütten und Gärten, einzelne Kirchen, Ställe, Paläste, Düngerhaufen, Schuppen, Waarenhäuser, Kasernen und Haufen von Baumaterial, das hinreichend scheint, ein ganzes Reich mit Städten und Dörfern zu bebauen. Der Markt für alle Wohnungen von Europa, eine Häusermesse scheint hier aufgeschlagen zu sein, und jeder Baustyl der bewohnten Erde scheint seinen Vertreter zu haben. Dies ist der charakteristische Zug in dem Bilde Moskaus, wie es der Fremde erfaßt; Hütten aus Baumstämmen von dem Nordpol her, Moscheen aus Konstantinopel, schwedische und dänische Paläste mit Gypsmörtel überzogen, aber seit ihrer Ankunft nicht wieder abgeweißt, gemalte Häuser aus Tirol, Tatarentempel aus der Bucharei, Pagoden und Pavillons aus Peking, Schenken aus Spanien, Virandas aus Indien, Gefängnisse und Wachthäuser aus Paris, Ruinen aus Rom, Terras=

[ => Original lesen: 1835 Nr. 11 Seite 3]

sen und Gitterwerke aus Neapel, Waarenhäuser aus London, und russische Kabaks. Der Contrast zwischen der Oede in einigen Vierteln und dem Gewühl anderer, und der Contrast in Sprachen, Manieren und Trachten dieser Tausende selbst, die aus Russen und Engländern, aus Franzosen und Polen, aus Italienern und Tataren, aus Griechen, Deutschen, Kosacken und Chinesen sich mischen, erhält den Fremden in einem dauernden Zustande des Traumes und des Wunders.
         Moskau ist nach dem Raum und dem Umfang, den es einnimmt, sechs deutsche Meilen, die größte Stadt in Europa. Nach ihrer Einäscherung im J. 1812 ist sie neu und regelmäßiger wieder aufgebaut worden, aber die Reste der alten Stadt sind dieser Regelmäßigkeit oft störend in den Weg getreten. Im grellsten Contrast wetteifert sie in ihren reichen und schönen Quartieren mit den prächtigsten Hauptstädten aller Zeiten, während sie in andern elend und ärmlich erscheint. Auch nach ihrem Wiederaufbau, der einem Wunder gleicht, so gut wie ihre Zerstörung, ist ihre Eintheilung dieselbe geblieben. Der alte, ehrwürdige Haupttheil ist der Kreml, die Festung, der heilige Sitz des Reichs, mit dem Schloß der Zaren, dem Arsenal, dem Senatspalast, dem Sitz des Patriachen und zahllosen Kirchen. Das zweite Quartier ist Kitaigorod, der Sitz des Handels, mit zahlreichen Bazars, Läden und Waarenhäusern, einem Kloster und der Druckerei der h. Synode. Das Viertel von Beloigorod enthält die Universität (1755 gestiftet), die Post, die Münze, die Stückgießerei, viele Hospitäler und die reinsten und zierlichsten Straßen Moskaus. Das vierte Quartier, Ssemlänoigorod, enthält 60 Kirchen, mehre öffentliche Plätze, Friedhöfe und Klöster, und das Quartier der Slobodi (der 30 Vorstädte) wird von Hospitälern, Hütten, und den Angehörigen der tatarischen und deutschen Colonien eingenommen. Das Ganze ist von einem Erdwall umschlossen, durch den 14 Thore in die Stadt führen; sonst war jedes Quartier besonders eingefriedigt, aber diese Mauern sind jetzt verschwunden und nur das heilige Thor, der Kreml steht noch, während die äußern Theile in Eins zusammen geschmolzen sind.

Der Brand von Moskau.

         Nachdem Napoleon in der Schlacht von Mosaisk, am 5.-6. September 1812, den Weg nach Moskau erkämpft hatte und gegen die Gewalt seines Angriffs kein Widerstand übrig war, fingen die Russen an, Moskau zu räumen, um es dem Sieger als eine lockende, aber nutzlose, als eine verderbliche Beute zu überlassen. Graf Rostopschin, Gouverneur der Stadt, sollte das Opfer vollbringen, das seinem Zweck so vollkommen entsprach. Ob die Einäscherung der ganzen Stadt ursprünglich beabsichtigt oder ob sie nur der Erfolg der Sorglosigkeit war, mit welcher man alles öffentliche Eigenthum den Flammen opferte, bleibt in Dunkel gehüllt, seitdem Graf Rostopschin selbst der ihm untergelegten Absicht öffentlich wiedersprochen hat. Indeß ist doch gewiß, daß er alle Mittel, dem Brande zu begegnen, Spritzen und Spritzenleute, über 2000 an der Zahl, durch seinen Befehl aus Moskau entfernt, auch die Brunnen verschüttet hatte, daß

[ => Original lesen: 1835 Nr. 11 Seite 4]

er den Brand in die öffentlichen Gebäude werfen ließ, ebenso daß viele reiche Russen seinem oder seines Kaisers Beispiel in freiwilliger Zerstörung ihres Eigenthums folgten, und so brannten vom 15-18. September, fünf Tage nach Einzug der Franzosen, von 10,000 Häusern 7932 nieder. Als das feindliche Heer nun hierdurch zum Abzug genöthigt war, sollte von diesem noch der alte heilige Kreml in die Luft gesprengt werden, aber es gelang blos zum kleinern Theil.
         Nach dem Frieden ernannte die Regierung eine Entschädigungscommission; aber viele patriotische Russen reichten ihren Verlust nicht ein. Ein Theil der Beute des Feindes war an Ort und Stelle selbst wieder gefunden worden; ein anderer Theil bedeckte die lange Landstraße von Moskau bis zum Niemen. Die Grafen Rasumowski, Apraxin, Buturlin, und Rostopschin verschmerzten ihren bedeutenden Verlust von 5 Mill. und bauten ihre Paläste aus eigenen Mitteln wieder auf. Diesem schönen Beispiele folgte ein großer Theil der Bewohner Moskaus, und neun Jahre nach der Zerstörung stand Moskau schöner, glänzender und edler als je wieder da. Im Sommer 1812 zählte Moskau in seiner Bevölkerung 4779 Geistliche, 10,712 Edelleute, 22,000 Soldaten, 11,885 Kaufleute, 19,036 Angestellte, 1410 Fremde, 36,404 Dienstboten und 203,776 Bewohner aus dem Volke, und jetzt zählt es 250,000 Einw., die im Winter, wenn der Adel einzieht, wol auf 400,000 steigen.

Jetziger Zustand Moskaus.

         Moskau ist der Sitz des innern Handels des ganzen Reichs, der Ort, den die Großen und Reichen lieben, welche vom Hofe unabhängig leben wollen, und endlich der alte geheiligte Sitz von Kirche und Reich. Im Mittelpunkt des Staats, zwischen dem baltischen und kaspischen Meere, an zwei Flüssen mit vier Kanälen und für den sibirischen wie für den europäischen Handel hat Moskau eine günstige Lage. Der Kreml ist prachtvoller wiederhergestellt, die schöne Alexander=Promenade an der Moskwa, das ungeheure Exercierhaus für 3000 Mann sind neu entstanden, letzteres ein in seiner Art einziger Bau, 568 Fuß lang, 170 Fuß breit 44 Fuß hoch. Im innern der Stadt führen jetzt 72 Brücken über die Moskwa und die Yaonza; die engen Durchgänge und Gassen sind verschwunden; alles ist luftig und rein in den 164 Hauptstraßen und den 539 Nebenstraßen. Die Zahl der Gärten hat sich vermindert, der Zusammenhang der Stadttheile hat hierdurch gewonnen; 3793 öffentliche Brunnen versehen jetzt die Stadt mit Wasser.

(Der Beschluß folgt.)


Getraide=Preise in Lübeck
vom 10. März.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 66
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 56
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 47
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 44
Erbsen, Brecherbsen 66
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne - Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 16


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD