No. 5
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. Januar
1835
fünfter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1835 Nr. 5 Seite 1]

Daß mit Allerhöchster Bewilligung der Herr Pastor Harnack zu Carlow die Führung der dortigen Armen=Cassen=Rechnung abgegeben hat, und selbige dem Krämer Siebenmark daselbst übertragen ist, wird hiedurch bekannt gemacht.

         Schönberg den 15ten Januar 1835.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.          
(L. S.)                                  A. v. Drenkhahn.        Karsten.         Reinhold.
                


Vorladungen.

         Zur Anmeldung und Rechtfertigung jeglicher Ansprüche an den Nachlaß des zu Harckensee gestorbenen Ochsenknechts Christian Jargow ist ein Termin auf

den 21sten März d. J.
anberahmt worden, wozu etwanige Profitenten sub praejudicio pro omni praeclusionis hiemit vorgeladen werden.
    Grevismühlen im Patrimonial=Gericht Harckensee den 8ten Januar 1835.

Zum Patrimonial=Gericht Verordnete.      


Extractus proclamatis.

         Nach einem in den Mecklenburg=Schwerinschen Intelligenz=Blättern in extenso befindlichen Proclama ist, in Folge der Berufung des Riemermeisters Borgward hieselbst auf die Hohe Constitution vom 31. März 1812, Terminus ad liquidandum auf

den 11ten März 1835
und Terminus ad transigendum auf
den 4ten April 1835
respve. sub poena praeclusi et perpetui silen-

[ => Original lesen: 1835 Nr. 5 Seite 2]

tii, und des Beitritts zu den Beschlüssen der Anwesenden, praefigirt.
    Signatum Rehna den 20sten Decbr. 1834.

Großherzogliches Stadt=Gericht.      


Verkaufs=Anzeigen.

Kauf= oder Pacht=Antrag.

         Ein Gehöft von circa 60 Tonnen und von circa 90 Tonnen mit Inventarium, so wie ein kleines Landwesen, welches auch für einen Gärtner passend ist, im Lübeckschen, ganz nahe bei der Stadt, sehr angenehm belegen. Ferner ist sehr billig zu kaufen, ein Hof von circa 130 Tonnen mit Inventarium, im Holsteinischen. Mehrere neu erbaute Wohnhäuser mit Garten in Schwartau, eine Stunde von Lübeck, welche passend sind, wenn Künstler und Professionisten, nämlich ein Zimmermann, der auch Meister werden könnte so wie ein Stell= und Rademacher u.s.w. sich in diesem nahrhaften, sehr angenehmen und lebhaften Orte ansäßig machen wollen. Auf frankirte Briefe gebe ich über Alles nähere Auskunft

J. C. Niese in Schwartau bei Lübeck.      


Vermischte Anzeigen.

         Dem Schönberger Armenbezirk wird hiedurch bekannt gemacht, daß die gewöhnlichen Beiträge zur hiesigen Armen=Casse, sofort an die verschiedenen Armenvorsteher, und zwar in Schönberg an den Tischlermeister Wigger und den Krämer Daniel Schrep, und auf den Dörfern an die Hauswirthe Oldenburg zu Wahlsdorf, Roxin zu Papenhusen, Hinrich Freytag in Kl. Siemz und Claus Siebenmark junior in Falkenhagen zu entrichten sind. - Die Zahlung wird nur in N 2/3tel angenommen.
    Schönberg den 22sten Januar 1835.

Armenbehörde hieselbst.      


         Durch die Verminderung des Holz=Verkaufs in den Hohenmeiler Tannen veranlaßt, mache ich bekannt, daß ich daselbst hinfüro nicht, wie bisher, wöchentlich zwei Tage, sondern nur jeden Dienstag jeder Woche zum Abliefern von zu verkaufenden Tannen=Holze bestimmt habe und zum Verkaufe des Torfes aus der Scheune jeden Montag und Sonnabend, und auch beides dann nur gegen soforte Bezahlung.
    Hohemeile den 22sten Januar 1835.

H. C. A. Boldt.      


         Am 18ten d. M. ist auf der Landstraße von Schönberg nach Ratzeburg ein Fernglas gefunden worden. Derjenige welcher sich gehörig dazu legitimirt, kann solches gegen Erstattung der Insertions=Kosten zurück erhalten.
    Schlagsdorf den 24. Januar 1835.

Knabjohann, Landreuter.      


Unentgeltliche Hausmittel zur Erhaltung der Gesundheit.

         Eine tausendjährige Erfahrung aller Zeiten haben bewiesen, daß folgende Dinge, die sich jeder Mensch, wenn er nur ernstlich will, umsonst verschaffen kann, nicht allein die Gesundheit erhalten, sondern auch das Leben verlängern.
         1) Halte Ordnung in allen Dingen. sei pünktlich und ordentlich in deinem Berufe als Mensch und Staatsbürger. Lebe stets nach der Uhr. Zur rechten Zeit Essen und Trinken, Schlafen und Wachen, Arbeiten und Ruhen, - das erhält gesund.
         2) Halte auf Treu und Redlichkeit. Wer treu seine Pflichten, die er Gott und Menschen schuldig ist, erfüllt, der hat Ruhe im Gemüthe; wer es nicht thut, der geräth in Unruhe und Angst, wodurch er unter Umständen in Fieber, Krämpfe, selbst Schlagfluß verfallen kann. Das böse Gewissen, das Gefühl, daß er schuldig sei, die Vorstellung und die Furcht vor der Schande und Strafe; alles dies wirkt schädlich auf das Nervensystem und auf das Gehirn, und kann daher nicht allein jene Krankheiten, nein, es kann auch Schwäche des Geistes, und eine unheilbare Gemüthskrankheit erregen.
         3) Suche das Wahre in der Welt zu erforschen. Wer unpartheiisch und umsichtig das Wahre an jeder Sache sucht und den Irrthum hasset, wer bei seinen Handlungen, über welche wir unpartheiisch richten sollen, stets als Mensch denkt, und die rein menschliche

[ => Original lesen: 1835 Nr. 5 Seite 3]

Natur nicht verläugnet, dem wird weder Stolz, noch falsche Ehrenliebe, noch Selbstsucht, noch falschen Scham, noch irgend eine andere Leidenschaft oder Schwäche der Seele beunruhigen oder krank machen. Er wird bei den Fehlern und Schwächen Anderer nachsichtig sein, und die Weltgeschichte wird ihn lehren, daß das wahrhaft Gute, Große, Schöne, Achtungswerthe nicht immer nur auf der Convenienz der Menschen, auf Sitte, Mode und Gewohnheit beruhet, sondern im Herzen wohnen muß.
         4) Halte strenge auf Reinlichkeit. Ein reinlicher Mensch hat Achtung und Ehre, ein unreinlicher wird nicht geachtet. Die Reinlichkeit deines Hauses, deines Körpers und deiner Kleidung stärkt die Gesundheit, und Wasser zum Baden und Waschen kostet kein Geld. Die Unreinlichkeit macht mager und elend, träge, faul, mürrisch, zänkisch, und giebt Krätze und Flechten, Gicht und andere schlimme Krankheiten.
         5) Rede stets die Wahrheit. Der Lügner spielt in der Welt eine elende Rolle, die seiner Seele und seinem Körper schadet; denn diesen Nachtheil bringt die Vorstellung. - Bei der Wahrheit finden wir uns eben so behaglich und vergnügt, als bei einem Kleide, das uns paßt. Die Lüge ist ein Kleid, das uns nicht paßt, das allenthalben drückt und kneipt. Selbst sogenannte Scherzlügen, die unschädlich für andere sind, können der Gesundheit schaden, wenn man sie nicht bald wiederruft. - Lügner werden oft krank, weil sie ihre Nerven zu sehr reizen und ihr Blut dadurch in Wallung bringen. Was aber die Erzlügner betrifft, so steht diesen das traurige Loos bevor, zuletzt geisteskrank, selbst verrückt zu werden, wie mehrere solcher Beispiele an jedem großen Irrenhause angetroffen werden. Sie verirren sich alsdann in ein Labyrinth von Trugbildern, glauben ihre eignen Lügen, machen sich allenthalben lächerlich und verächtlich, und führen eine höchst traurige Existenz, indem sie zuletzt, ausgeschlossen von der menschlichen Gesellschaft, im Tollhause ihr jämmerliches Leben beschließen.
         6) Hasse den Zank und die Uneinigkeit unter deinen Nebenmenschen. Friede ernähret, Unfriede verzehrt! die Zanksucht hat die schädlichsten Folgen für die Gesundheit. Sie erregt und vermehrt Aerger, Zorn und Wuth, kurz alle die schlimmen Leidenschaften, die so häufig Gallenfieber, Schlagfluß, selbst Wahnsinn, Tobsucht und fallende Sucht zur Folge haben. Ein kluger und für Gesundheit und Leben besorgter Mensch vermeidet daher alle Ursachen und Gelegenheiten zum Zank, um weder sich noch Anderen an Leib und Leben zu schaden. Denn in der Hitze der Leidenschaft ist der Verstand weg; man thut nicht, was Recht ist, und hinterher kommt zu spät der Verstand und die Reue. - Es ist besser, Unrecht dulden, als Unrecht thun! Wer sich auch hier mäßigt, der wird geachtet, aber über den Hitzkopf lacht der Zuschauer; er betrachtet die Zankenden als ein paar wüthende Thiere. Aber der Mensch soll sich über das Thier erheben, sonst verliert er seine Würde. Eine häufige Ursache des Streits ist auch das Nekken. Vermeide dies; denn oft wird aus Scherz Ernst. Wer einen geistesschwachen Menschen, wer ein Kind neckt, begeht ein Verrath an dessen Seele! -
         7) Bezähme deine Affecte und Leidenschaften und sei Herr über dich. Die Leidenschaften sind es, die in der Welt das größeste Unglück, das tiefste Elend, und die zahlreichsten Gebrechen an Seele und Körper stets zur Folge hatten, und dies noch haben. Höchst wichtig ist daher eine genaue Kenntniß derselben, und eine richtige Anweisung, wie wir ihrer Herr werden. Sie verkürzen durch Untergrabung der Gesundheit ganz besonders das Leben, und führen nahmenloses Elend herbei. Wir betrachten in dieser Hinsicht

[ => Original lesen: 1835 Nr. 5 Seite 4]

         a. die Wollust. Sie ist ein thierischer Trieb, der schon früh bei Knaben und Jünglingen, durch Unthätigkeit, Verweichlichung, reizende Nahrung und geistige Getränke geweckt wird, woraus so oft das schreckliche Laster der Onanie und der Unkeuschheit mit allen ihren traurigen Folgen entspringt. Diese sind: Stumpfsinn des Geistes, Gedächtnißschwäche, Trägheit, schlechte Verdauung, Krämpfe aller Art, selbst Epilepsie, Abzehrung und Melancholie. Auch in der Ehe wird häufig Unzucht getrieben, wodurch Trägheit an Geist und Körper, Nervenschwäche, Unzufriedenheit, eine schwächliche Nachkommenschaft, Scropheln und englische Krankheit der Kinder, oder Kinderlosigkeit, Abzehrung und früher Tod herbeigeführt werden.
         b. Die Selbstsucht oder der Egoismus ist eine Leidenschaft, welche aus Unkenntniß der Welt und der Menschen, aus Ueberschätzung des eignen Werthes, aus Mangel an Selbstkenntniß, und auf Kosten der edlen Christentugenden: der Sanftmuth Demuth und Duldung, des Mitleids der Nächstenliebe etc. bzw. usw. entsteht. Egoisten sind keine Menschen von Geistesgröße, sind schwachköpfig, schweben in steten Irrthümern, haben eine große Anlage zu Zank und Streit, sind verhaßt in jeder Gesellschaft, und werden leicht geisteskrank zumal da man bei ihnen meist auch einen hohen Grad von
         c. Ehrgeiz antrifft. - Ehrenliebe muß jeder Mensch haben, aber der Ehrgeiz ist eine schädliche Leidenschaft. Ehrgeizige Menschen können nie Ehre genug bekommen, und diese traurigen Subjecte sind dabei so verstandesschwach, daß sie nicht einmal die wahre Ehre von der falschen zu unterscheiden wissen, und daß sie häufig schon durch die äußere Form derselben, durch Complimente etc. bzw. usw.., zufrieden zu stellen sind. - Verrücktheit oder Selbstmord sind so häufig die traurigen Folgen des Ehrgeizes, sobald nämlich im Leben des Ehrgeizigen etwas Unerwartetes vorfällt, wodurch er sich an seiner Ehre gekränkt glaubt, und in der Meinung ist, daß seine vermeintlichen Verdienste, Talente und Fähigkeiten nicht nach Würden anerkannt worden sind.
         d. Der Stolz. Auch dieser gesellt sich leicht zum Egoismus und zum Ehrgeiz. Jeder stolze Mensch ist seelenkrank, er gehört früher oder später in's Tollhaus; denn beobachten wir den Stolzen nur etwas genauer, so werden wir seine Geistesschwächen, die ihn in's Labyrinth der Irrthümer führen, und ihm nach richtiger Erkenntniß seiner selbst und der Welt hinderlich sind, bald wahrnehmen. Er schätzt nicht allein seinen Werth sehr hoch, und vergißt, daß alle Menschen Staub und Asche werden, sondern er glaubt auch, daß er besser, als andere Menschen sei; - er ist stolz auf Dinge und eingebildete Vorzüge, worauf ein vernünftiger Mensch nicht stolz ist; z.B. auf Geburt, Stand, Rang, Reichthümer, äußere Ehrenbezeugungen etc. bzw. usw..

(Der Beschluß folgt.)


Getraide=Preise in Lübeck
vom 27. Jan.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 70
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 58
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 43
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 44
Erbsen, Brecherbsen 70
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne 24 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 16


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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