No. 50
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Dezember
1834
vierter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1834 Nr. 50 Seite 1]

Vorladungen.

Extract.

          Das Wohnhaus nebst Garten des wail. hiesigen Tagelöhners Banz soll in vim executionis

am 4ten Februar 1835

öffentlich meistbietend verkauft werden.
      Auch ist zur Liquidation und Justification aller Real=Ansprüche an jenes Haus c. p., Terminus auf

den 25sten Februar 1835

sub poena praeclusionis praefigirt.
    Rehna den 6ten November 1834.

Großherzogliches Stadtgericht.      


Verkaufs=Anzeigen.

        Der auf den 17ten December d. J. zu Lübeck angesetzte öffentliche Verkauf

zweier großer Erbpacht=Parcelen
zu Israelsdorf.

findet zwar nicht Statt, wohl aber ein Verkauf unter der Hand, worüber die Bedingungen bei dem Herrn Forst=Inspector Witthauer in Israelsdorf einzusehen sind.
      Lübeck den 9ten Decbr. 1834.


          Im Kruge zu Carlow sollen am 27. December 1834, als am Tage nach Weihnacht, gegen baare Bezahlung in N2/3tel z. v., öffentlich meistbietend verkauft werden:

viele gute Manns= und Frauens=Kleidungsstücke, ferner noch recht gute Betten, Laden und Schränke, auch flächsen und heden Leinzeug in Ellen, und etwas Silberzeug.
Die Auction nimmt präcise 9 Uhr ihren Anfang.
    Carlow den 25. Novbr. 1834.

Labann.        


Vermischte Anzeigen.

          Einem hochgeehrten Publikum empfehle ich mich zu den bevorstehenden Festen mit allen Sorten braunen und weißen Kuchen und Nüssen, weißen gebackenen Zuckerbildern, so wie auch mit verschiedenen Sorten Gewürz=Bonbons, worunter die gro=

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ßen in Bilder geschlagen, in einer großen Auswahl und in den feinsten Desseints; ferner: mit allen Arten überzuckerten Saamen, worunter auch Wurmsaamen; mit einer Auswahl von gegossenen schön verzierten Zuckerbildern, Marzipan=Sachen u. s. w. - Jede beliebige Torte, so wie auch mehrere Sorten feines Thee= und Kaffee=Brod, sind gegen vorherige Bestellung zu jeder Zeit und Stunde bey mir zu haben.
    Schönberg den 4. Decbr. 1834.

Pöhls.        


        Es wird hiemit bekannt gemacht, daß der von Dassow nach Mahlzow über meine, und der hiesigen Hauswirthe Schmidt, P. Meyer, Sager und Käthner Meyer Wiesen und Koppeln führende Fußsteig, von jetzt an aufgehoben ist.
    Schwanbeck den 20. Novbr. 1834.

Schulze Siebenmark.    


        Obgleich ich schon vor mehreren Wochen öffentlich anzeigte, daß der von Cronskamp auf hier über meine Koppeln führende Fußsteig nicht mehr gegangen werden darf, so sehe ich mich genöthigt solche Warnung nochmals zu wiederholen, und bemerke, daß diejenigen, welche ich ferner auf denselben betreffe, von mir gerichtlich belangt werden.

Schulze Retelstorf zu Raddingsdorf.  


        Der von Kl. Molzahn auf hier über den Ganskrug führende Fußsteig, ist bei Köhlers Kathen hieselbst gegenwärtig aufgehoben, welches ich hiemit öffentlich anzeige.

H. J. Sefke in Kuhlrade.    


Die Lebensdauer des Menschen.

        Es ist wahr, die Patriarchen erreichten ein hohes, gesegnetes Alter, und erfreuten sich während desselben einer dauerhaften Gesundheit. Allein wie lebten sie? Sie waren Jäger oder Ackerbau Treibende! Ihre Beschäftigung band sie fortwährend an Uebung der Leibeskräfte, hielt sie immerdar in freier Atmosphäre, bot ihnen einen nahrhaften und gesunden Lebensunterhalt, und ließ sie in Friede und Eintracht sich der Früchte ihres Fleißes erfreuen.
        Wie sieht es dagegen mit den verfeinerten Genüssen unserer Zeit aus, wo eine raffinirte Kochkunst nur für die Befriedigung des Gaumenkitzels sorgt, während anderseits ein zügelloses Heer von Leidenschaften seine Herrschaft tyrannisch ausübt und die Lebenskraft rasch verzehrt. Denn das Leben ist mit einer Flamme zu vergleichen; wie diese durch rasches Auflodern schneller erlischt. so reibt sich auch das Leben durch stärkeren Genuß weit rascher auf. Was für die Flamme der Sturm, der sie zu vernichten droht, das sind für das Leben die Leidenschaften, die in unsern Tagen in den politischen Streitigkeiten, in dem mit so großer Erbitterung geführten Parteikampfe und den Zerwürfnissen der Zeit eine neue ergiebige Quelle gefunden haben. So hat man berechnet, daß während der ersten französischen Revolution die Sterblichkeit im ganzen Lande, zumal in Paris, außerordentlich groß, und in gar keinem Verhältnisse zu der früherer Jahre war. Dies kam daher, weil das Leben keinen Werth mehr hatte, und nur der Tod noch amüsirte. Glückliches Land, das von diesen Stürmen nicht berührt wird, wo Friede und Eintracht walten, und das Leben noch ein Genuß ist!. . . . .
        Sey mäßig in Allem, arbeite und genieße die freie Luft! In diesen Worten liegt das ganze Geheimniß, die Lebensdauer zu verlängern. Daher kommt es auch, daß Landleute, Jäger, Gärtner, Matrosen und Soldaten die längste Lebenszeit erreichen, wie die von mehreren Schriftstellern gesammelten Briefe der Art beweisen.
        Wie alt der Mensch überhaupt werden könne, ergiebt sich aus der Zusammenstellung dieser Beobachtungen, wo wir denn finden, daß ein Alter von 200 Jahren als

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längste Lebensdauer angenommen werden kann.
        So lebte noch im Jahre 1801 ein Russe in Plozk, der schon den dreißig jährigen Krieg mitgemacht hatte, und nahe an 200 Jahre alt war.
        Ihm zunächst stehen der Schotte Kentingern, unter dem Namen Samit Mungo bekannt, und der Ungar Peter Czarten (gest. 1724), die Beide ein Alter von 185 Jahren erreichten.
        Nach ihnen kommen der Engländer Heinrich Jenkins (gest. 1670) mit 169, und der Norwege Joseph Surrington (gest. 1797) mit 160 Jahren. Surrington war bis zum letzten Augenblick im ungeschwächten Gebrauch seiner Sinne und seines Verstandes, und hinterließ, mehrmals verheirathet, eine junge Wittwe und mehrere Kinder, von welchen der älteste Sohn 103, der jüngste 9 Jahr alt war.
        Ihnen zunächst stehen die Engländer Thomas Damme und Thomas Parre (gest. 1635), Ersterer mit 155, Letzterer mit 152 Jahren; der Däne Draakenborg (gest. 1772) mit 146, und der Engländer Johann Essingham (gest. 1755) mit 144 Jahren. Parre hatte neun Könige von England erlebt; bis zum 130sten Jahre verrichtete er noch alle häuslichen Arbeiten, selbst das Dreschen; im 120sten verheirathete er sich mit einer Wittwe, mit welcher er noch 12 Jahre lebte, und die nie über sein hohes Alter sich zu beklagen Ursache fand. In seinem 152sten Jahre, der Seltenheit wegen, vom Könige nach London berufen, wurde er hier so königlich bewirthet, daß er in Folge der dadurch ganz veränderten Lebensweise bald darauf verschied. Die Leichen=Eröffnung, welche von dem berühmten Harwey, dem Entdecker des Kreislaufs des Blutes, gemacht wurde, erwies, daß alle innern Theile noch im vollkommen gesunden Zustande waren. Parre starb daher lediglich in Folge schneller Ueberfüllung.
        Georg Wunder, ein Deutscher (geb. zu Wölchenstädt im Salzburgschen, gest. 1761) mit 136, Gürgen Douglas, ein Schwede (gest. 1800) mit 120, der noch von seinem 85sten Jahre an mit seiner dritten Frau, einer Lettin, acht Kinder zeugte, und Peter Albrecht (geb. zu Ober=Alkehnen in Ostpreußen und gest. 1793) mit 123, so wie Mittelstädt (gleichfalls in Ostpreußen geboren, und gest. 1792). Von seiner Herrschaft, die an einem Abend Equipage sammt sechs Bedienten verspielt, in dieses Loos mit begriffen, nahm Mittelstadt Kriegsdienste, blieb 67 Jahre Soldat, machte alle Feldzüge unter Friedrich I., Friedrich Wilhelm I., und Friedrich II., und im Ganzen siebzehn Hauptschlachten mit. Im 110ten Jahre seines Alters verheirathete er sich zum dritten Mal, und war, bis kurz vor seinem Ende noch im Stande, alle Monat zwei Stunden Weges zu machen, um sich eine kleine, ihm ausgesetzte Pension zu holen.
        Maria Willamo, eine Russische Bauersfrau (geb. 1692, gest. 1807). Sie nährte sich ihr ganzes Leben hindurch von Brod und Quas (einem säurlichen Getränk von Mehl); die Gesammtzahl ihrer Kinder, Enkel und Urenkel, belief sich auf siebzig Personen. Im 100sten Jahre verlor sie den ersten Zahn, der aber bald durch einen neuen ersetzt wurde, im 103ten Jahre den Zweiten, der gleichfalls durch einen neuen vertreten wurde, so daß sie bis zu ihrem Tode gute weiße Zahne behielt.
        Im Jahre 1792 starb im Holsteinschen der Bauersmann Paul Stender im 103ten Lebensjahre. Er führte eine merkwürdige Diät, aß fast nichts als Grütze und Buttermilch, trank nur sehr selten, und konnte sich durchaus nicht ärgern. Er

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war nie krank. Sein größtes Vertrauen setzte er auf Gott, und wußte sich dadurch in allen Unglücksfällen Trost zu verschaffen. Seine liebste Unterhaltung war stets: Gottes Güte.
        Nach einer Berechnung von Schröter fielen von 744 Personen, die über 80 Jahre alt geworden, 87 auf den Bauernstand und 71 auf Handwerker.
        Auch das Klima hat auf die Lebensdauer einen nicht unbedeutenden Einfluß. Wie wir aus den eben mitgetheilten Beispielen gesehen, sind England, Schottland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Norddeutschland, zumal Preußen, - die südlichen Gegenden des Russischen Reichs und einige Bezirke von Ungarn diejenigen Länder, welche die Lebensdauer am meisten begünstigen. Sie alle liegen in der gemäßigten nördlichen Zone; ein noch größerer Kältegrad ist der längern Lebensdauer hinderlich, und in Nova Sembla, Island, wie in Sibirien, erreicht man höchstens ein Alter von 60 bis 70 Jahren.
        Nicht minder hat die Beschaffenheit der Luft darauf Einfluß; in Ländern, wo die Temperatur derselben sehr veränderlich, der Wechsel von Kälte und Wärme, Trockenheit und Feuchtigkeit, kurz die Unbeständigkeit der Witterung sehr groß ist, ist auch die Lebensdauer nicht so bedeutend, als in jenen Gegenden, wo Gleichförmigkeit in den Witterungsverhältnissen herrscht. Die Unbeständigkeit der Atmosphäre macht sich nun ganz besonders in Deutschland bemerkbar; und dies ist gewiß die Hauptursache, sagt Hufeland, daß hier die Menschen zwar im Ganzen ein ziemliches Alter erreichen, aber die Beispiele von sehr hohem Alter weit seltener sind, als in andern, fast unter gleicher Breite liegenden Ländern. Das Alter des oben angeführten Wunder mit 136 Jahren ist das höchste, was in Deutschland bekannt ist.
        Endlich ist noch zu bemerken, daß das männliche Geschlecht im Ganzen ein höheres Lebensalter erreicht, als das weibliche.
        Dr. H. C. Lombard sagt: "Aus den Tabellen über die Sterblichkeit geht hervor, daß die Lebensperiode, wo der Lebenseinfluß der Jahreszeiten am wenigsten hervorstechend ist, in Ansehung der monatlichen Resultate, dem Alter von 2 bis 15 Jahren, und in Ansehung der dreimonatlichen Resultate dem Alter von 15 bis 60 Jahren entspricht, woraus sich denn schließen läßt, daß von 2 bis 60 Jahren der Einfluß der Jahreszeiten auf die Sterblichkeit am geringsten ist. Ueber und unter diesem Alter dehnt sich der Bereich der Veränderungen stufenweise aus. Die Wiederstandskraft gegen den schädlichen Einfluß der Jahreszeiten im mittleren Lebensalter ist beträchtlich, zwischen 1 Monat und 2 Jahren, und im Alter von 60 bis 70 Jahren weniger kräftig, im ersten Lebensmonate sehr schwach und nach dem 70sten Jahre am geringsten.

(Der Beschluß folgt.)


Getraide=Preise in Lübeck
vom 9. Decbr.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 70
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 60
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 43
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 44
Erbsen, Brecherbsen 70
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne 21 1/2 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 16


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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