No. 37
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. September
1834
vierter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1834 Nr. 37 Seite 1]

Vorladungen.

        Zur Anmeldung und Rechtfertigung jeglicher Ansprüche an den Nachlaß des zu Pohnstorff verstorbenen Zimmergesellen Bohnsack ist ein Termin auf

den 30sten October d. J.

bei Strafe der Ausschließung angesetzt worden.
    Grevismühlen im Patrimonial=Gericht Damshagen den 26. August 1834.

Zum Patrimonial=Gericht Verordnete.    


Verkaufs=Anzeigen.

Im Auftrage der Gutsherrschaft zu Mummendorf sollen folgende zu Mummendorf gelegene Gehöfte mit Zubehörungen zu Michaelis dieses Jahres in Erbpacht öffentlich ausgebracht werden, wozu ein Termin

auf den 18ten September d. J.

Morgens 10 Uhr anberahmt ist, und auf dem alten Hofe zu Mummendorf statt haben wird.
        Die zu vererbpachtenden Gegenstände sind:

1) Das bisherige Wohnhaus c. p. auf dem alten Hofe zu Mummendorf, welches zum vollen Eigenthum überlassen wird, und dem zum nutzbaren Eigenthum circa 500 QuadratRuthen Acker und Wiesen werden beigelegt werden.
2) Das bisherige Holländer=Haus c. p. zu Mummendorff zum vollen Eigenthum, dem ebenfalls 4-500 QuadratRuthen Acker und Wiesen zum nutzbaren Eigentum beigelegt werden sollen.
    Die Kontractsbedingungen sind 14 Tage vor dem Termin, sowohl auf dem Hofe zu Mummendorf wie auch hier einzusehen und abschriftlich zu erhalten, und werden die zu vererbpachtenden Grundstücke Jedem, nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe zu Mummendorf gezeigt werden.
    Erbpachtliebhaber wollen sich zu dem bezeichneten Termin zahlreich einfinden und gewärtigen, daß dem Höchstbietenden die resp. Erbpachtstücke unter Vorbehalt der Genehmigung der Gutsherrschaft werden zugeschlagen werden.
    Grevismühlen im Patrimonial=Gericht Mummendorf den 8. August 1834.

Zum Patrimonial=Gericht Verordnete.  


        Es werden am 20. September d. J. Morgens 10 Uhr im Hause des Krämers Prestien zu Dassow, mehrere der verehelichten Prestien geborne Wigger in vim executionis abgepfändete Mobilien, als: Sophas, Tische, Stühle, Schränke,

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Kommoden, Spiegel, Bettstellen, Betten, Leinenzeug u. s. w. größtentheils gut conservirt und in brauchbarem Zustande, öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft, wozu sämmtliche Kaufliebhaber hiedurch geladen werden.
    Lütgenhof den 25. August 1834.

Zum Patrimonial=Gericht Verordnete.
Grupe.        


        Am 18ten d. M., Morgens 9 Uhr, sollen in der Wohnung des verstorbenen Pensionairs Schleiermacher zu Westerbeck, in öffentlicher Auction, gegen baare Bezahlung in N2/3tel z. v., nachstehende Sachen, als:

ein Fortepiano mit Pedal, eine spielende Wanduhr, eine Tafeluhr, Sopha, Stühle, Tische, Commoden, Schränke, eine vollständige Zeugrolle von eichenem Holz, ein kupferner Tonnenkessel, allerlei Küchen= und sonstiges Geräthe, auch Kleidungsstücke u. dgl. mehr,
verkauft werden.
    Schönberg den 3ten September 1834.

G. J. Schlebusch.      


        Am Montag den 15ten d. M. sollen im Kruge zu Carlow nachstehende Sachen meistbietend, gegen baare Bezahlung in N2/3tel z. v., verkauft werden:

Bettzeug, Leinzeug, mehrere Frauen=Kleider, Kessel, Grapen und Küchengeräthe, Laden, Tische, Stühle und Schränke.
    Carlow den 1sten September 1834.

Labann.        


Vermischte Anzeigen.

        Mit Erhebung des zu Michaelis d. J. fällig werbenden letzten Drittels der Thomsenschen Kaufgelder, an Kapital und Zinsen, gerichtlich beauftragt, fordere ich die Herren Käufer hiemittelst auf, sich am Michaelistage, den 29sten d. M., Morgens zwischen 9 und 11 Uhr, mit ihren resp. Zahlungen bei mir einzufinden.
    Schönberg den 5. September 1834.

A. Harnack.        


        Da ich seit kurzem auf den Dörfern das für meinen Erwerb so nachtheilige Gerücht verbreitet hat, daß ich keine Wollen=Arbeit verfertigen dürfe, so widerlege ich solches hiemit, und bemerke zugleich, daß ich befugt bin, zu jeder Zeit Wollen=Zeug zu verfertigen, weshalb ich meine bisherigen Kunden und alle, die solches Zeug machen lassen wollen, ersuche, mich mit ihren Arbeiten zu erfreuen, wobei ich verspreche, gute Arbeit und diese so wohlfeil wie möglich zu machen.

Engel,                   
Raschmacher in Schönberg.  


        Ich mache hiemit bekannt, daß der Fußsteig, welcher von Cronscamp nach Raddingsdorf über meine Brakkoppel führt, auf dieser letzteren von jetzt an aufgehoben ist.

Schulze Retelstorf, zu Raddingsdorf.  


Was ein Landschullehrer leisten kann.

          Mitten in dem herrlichen Thale, an dessen östlichem , Eingange man das alte salzreiche Frankenthal erblickt, liegt, kaum drei Viertel Stunden westlich davon, das schöne Dorf Rottleben. Nur zwei Straßen enthaltend, die ein Kreuz bilden, ist es fast auf allen Seiten umkränzt von großen gut bepflanzten Obstgärten, die in Verbindung mit seinen übrigen Umgebungen dem Orte das freundlichste Ansehen geben, und nie anders als mit Wohlgefallen betrachtet werden können von Jedem, der ein Freund ist der Natur und des Landlebens. Hier war es, wo seit dem Jahre 1777 bis zu seinem Tode 1814 der Schullehrer Johann Nicolaus Köhler lebte und wirkte, und - unbeschadet seiner eigentlichen Berufspflichten - durch sein edles und uneigennütziges Wirken für das allgemeine Beste sich um die Wohlfahrt Rottlebens ein Verdienst erworben hat, das keine Zeit vertilgen wird aus dem dankbaren Andenken seiner damaligen und künftigen Bewohner.
          Geboren zu Glasbach, einem kleinen Dörfchen im Fürstenthum Schwarzburg Rudolstadt, vor dem Thüringer Walde, hatte er in den Jahren seiner Vorbereitung zum Schulamte Gelegenheit gefunden, sich unter andern auch recht schätzbare Kenntnisse, vom Gartenbau und von der Obstbaumzucht einzusammeln, und dadurch eine gewisse Vorliebe für Nebenbeschäftigungen dieser Art gewonnen. Besonders glücklich war er in der Erziehung von Zwergobst, oder sogenannten Franzbäumchen, deren Behandlung er meisterhaft verstand, und welcher Kunst er manche, ihm in der That Ehre bringende Bekanntschaft mit auswärtigen Gartenfreunden - besonders in Frankenhausen - zu verdanken hatte, die sein Talent bald auf diese, bald auf jene Art in Anspruch nahmen, und den von Natur so gefälligen Mann immer bereitwillig fanden, ihnen

[ => Original lesen: 1834 Nr. 37 Seite 3]

mit Rath und That an die Hand zu gehen, so oft seine Schularbeiten dies verstatteten.
          Daher bedurfte es auch für ihn keiner besondern Aufforderung, seinen Schulkindern - wie in andern gemeinnützigen Dingen, so auch über die Obstbaumzucht Unterricht zu ertheilen, und ihnen dieselbe um ihres großen Nutzens willen zu empfehlen, indem sein gemeinnütziger Sinn ihn von selbst dazu antrieb. Wenn daher im Frühjahre die Zeit kam, wo junge Baumstämme gepfropft werden müssen, so versammelte er die größern seiner Schulkinder um sich, zeigte ihnen, wie das Pfropfreis müsse geschnitten werden, je nachdem man dasselbe in den Spalt oder in die Schale des Stammes einsetzen wolle; ließ dann unter seinen Augen die Kinder die Schnitte selbst machen und übte sie so lange darin, bis er glaubte, daß sie alles Nöthige begriffen hatten. Dann nahm er sie auch wohl mit, wenn er hier oder da Stämme pfropfen wollte, zeigte ihnen das ganze Verfahren mit dem zu pfropfenden Stamme selbst; und wenn er sie nun auf alle Vortheile aufmerksam gemacht hatte, dann mußte der Eine oder der Andere von ihnen unter seinen Augen selbst Hand ans Werk legen und Versuche im Pfropfen machen. So war z. B. ich selbst sehr oft sein Begleiter, und weiß noch sehr genau den Birnbaum nachzuweisen, den ich als zwölfjähriger Knabe unter der Aufsicht dieses damaligen Lehrers in einer der Gemeinde zugehörigen Baumpflanzung gepfropft habe. - Eben so verfuhr er nun auch in Ansehung der übrigen Arten, Baumstämme zu veredeln, besonders durch Okuliren, und legte so ganz unvermerkt in der Schule den ersten Grund zu der bessern Obstkultur, die man jetzt hier findet. Denn wer unter seinen Zöglingen nur in etwas mehr Empfänglichkeit für Belehrungen dieser Art gehabt hatte, der sann nun auch von Stund an auf Gelegenheiten, im väterlichen Garten selbst oder irgend anderswo die erlernte Kunst, Stämmchen zu veredeln, üben zu können, und die Zahl der bessern Obstarten zu vermehren - ein Verfahren, das, durch seinen großen Nutzen sich empfehlend - bald allgemeiner wurde, dem Orte eine Menge besserer Obstarten zuführte, und eine große Anzahl alter bejahrter Bäume gezwungen hat, den Kindern bessere Früchte zu tragen, als die Väter davon zu ernten gewohnt waren.
          Doch alles Dieses, was Köhler bis hieher gethan hatte, um Liebe zur Obstbaumzucht zu erwecken, war nur ein schwacher Anfang Dessen, was er nach Verlauf einiger Jahre in dieser Art Größeres veranstaltete und dadurch dem öffentlichen Wohlstande neue Quellen eröffnete.
          In den Umgebungen von Rottleben, besonders auf der nördlichen Seite des Orts, befanden sich nemlich große ausgedehnte, der Gemeinde zugehörige Anger oder Weideplätze, die sich zwischen den daselbst befindlichen Wiesen, gleich langen Alleen dahin zogen, indem sie an beiden Seiten mit Weidenbäumen bepflanzt waren, welche in dem herrlichen, fetten Boden überaus üppig wucherten. Einer derselben ist 1036 Schritte lang, und heißt das Angespanne. Außerdem befanden sich dergleichen Plätze auch auf der mittäglichen und westlichen Seite des Orts, ohne daß dieselben zu etwas anderm, als zur Viehweide waren benutzt worden.
          Ohne alle äußere Veranlassung, und bloß getrieben durch seinen gemeinnützigen Sinn für die Beförderung des allgemeinen Besten, faßte Köhler also den Entschluß, ganz unentgeltlich und bloß mit Hülfe seiner Schulkinder das zuerst erwähnte, sogenannte lange Angespanne mit Kirschstämmchen zu bepflanzen, die in den nahe gelegenen Waldun'gen sich in ziemlicher Anzahl fanden. Sie dort aufsuchen zu dürfen, war ihm auf sein darum geschehenes Nachsuchen von dem Forstdepartement zu Frankenhausen erlaubt worden, und Köhler glaubte nun nichts gewisser, als daß dieser sein im Stillen entworfener Plan bei der Gemeinde und hauptsächlich bei der damaligen Vormundschaft große Freude veranlassen würde, besonders da er ja Alles unentgeltlich thun wollte und bei der ganzen Unternehmung nur das gemeine Beste und die Vermehrung der bisher so höchst unbedeutend gewesenen öffentlichen Einkünfte beabsichtete, die bis dahin nie hinreichend gewesen waren, nur die Interessen der alten - noch aus den Zeiten des siebenjährigen Krieges herstammenden Gemeinde=Schulden, abzutragen, geschweige denn mit ihnen andere größere Ausgaben zu bestreiten. -
          Aber wie sehr fand sich der gute Mann in seinen Erwartungen betrogen, als die damalige Vormundschaft unter dem Vorwande, daß dadurch die Weide für Pferde, Schweine und Gänse geschmälert werden würde, wider alles Anpflanzen protestirte. "Es bestand damals," so hat er in einer Art von Tagebuche darüber angemerkt - "die Vormundschaft aus mehrentheils alten Leuten, die keine Nachkommen hinterließen, und durchgängig herrschte unter ihnen das unselige Vorurtheil, man müsse Alles bei den alten Löchern lassen und keine Neuerung machen."
          Ganz bestürtzt und niedergeschlagen durch die=

[ => Original lesen: 1834 Nr. 37 Seite 4]

sen ihm so unerwartet kommenden Widerspruch, gab Köhler den Plan, jene Allee anzulegen, zwar vor der Hand auf, pflanzte aber dagegen auf Anrathen eines besser denkenden Geistes, den bereits gesammelten Vorrath von Kirschbäumen, 75 Stück an der Zahl, längs dem Hohlwege auf der mittägigen Seite des Orts, wo man ihm den Vorwurf nicht machen konnte, daß durch diese Pflanzung die Viehweide möchte beschränkt werden. Dies geschah im Herbste des Jahres 1789. Allein schon der erste darauf folgende kalte und schneereiche Winter schadet seiner jungen Pflanzung sehr, indem viele Stämmchen theils erfroren, theils bei dem hohen Schnee von den Hasen beschädigt und zu Grunde gerichtet wurden.
          Als Köhler nun im kommenden Frühjahre Anstalten traf, durch Herbeischaffung neuer Stämme den Abgang zu ergänzen, und überhaupt die kleine Pflanzung zu erweitern, wurde die Festigkeit seines Sinnes, mit welcher er das Gute wollte, noch ein Mal geprüft. Zwei Nichtswürdige erdreisteten sich nemlich, bei der Kammer zu Frankenhausen die verläumderische Anklage vorzubringen, als ob Köhler durch sein Stämmesuchen die Waldungen ruinire, welches Anbringen freilich kein Gehör fand, doch aber dem guten Mann nicht unbekannt blieb. Allein auch diese verdrießliche Erfahrung konnte ihn in seinem wichtigen Wirken nicht irre machen; vielmehr setzte er dasselbe eifriger fort, je fester er überzeugt war, daß der Erfolg sein Bemühen rechtfertigen und seine Widersacher ganz sicherlich beschämen werde.
          Mittlerweile waren jene alten Vormundschaft=Mitglieder, deren Vorurtheile Anfangs seiner gemeinnützigen Thätigkeit so drückende Fesseln angelegt hatten, verstorben und durch jüngere, vernünftigere und besser denkende Männer ersetzt worden.
Jetzt erneuerte Köhler also seinen alten Plan, die große Obstallee auf dem sogenannten langen Angespanne und zwar größtentheils aus Kernobstbäumen anzulegen, und machte damit den Anfang im Jahre 1797. Um der Gemeinde so viel als möglich die Ausgaben zu ersparen, war er schon früher darauf bedacht gewesen, kleine Baumschulen anzulegen, zu welchem Behuf er sich zwei kleine Plätze von der Gemeinde hatte abtreten und einzäunen lassen. Ja, selbst sein kleines Fleckchen Garten vor der Schulwohnung widmete er diesem Zwecke, und die Schulkinder versorgten ihn reichlich mit Obstkernen. - Wohin indessen sein Anfangs nur kleiner Vorrath selbst gezogener Stämme nicht reichte, da wurden aus der Gemeindekasse schon veredelte Bäume gekauft, deren Besorgung und Auswahl dem erfahrenen Köhler überlassen blieb. So entstand denn allmählig die große Allee auf dem Angespanne, und so erweiterte sich nach und nach die Obstpflanzung, so daß Rottleben, welches zu der Zeit, wo Köhler als Schullehrer dahin kam, nur 7 der Gemeinde zugehörige Obstbäume besaß, bei seinem Tode aber 1149 Stück derselben zählte.
          Fast jeder Pflanzung wohnten Schulkinder bei, die, wenn sie auch nichts weiter dabei thaten, entweder Wasser herbeitrugen, um, wo es nöthig war, die Stämme einzuschlämmen, oder beim Pflanzen dieselben halten und zusehen mußten, wie man junge Bäume zu setzen pflege.           Begünstigt durch einen überaus trefflichen Boden, sah man dann unter Köhlers sorgsamer Pflege im Laufe der Zeit die von ihm gepflegten Bäume herrlich und freudig heranwachsen und Früchte zu tragen beginnen, deren Anblick ihm, dem Schöpfer dieser verschiedenen Anpflanzungen, die reinste Freude gewährten und ihn reichlich entschädigten für alle Mühe und für allen früher gehabten Verdruß. - Köhler erlebte es noch, daß aus seinen Anpflanzungen im Jahr 1813 zum Vortheil der Gemeinde für 163 Rthlr. Obst verkauft wurde. Leider starb er im darauf folgenden Jahre 1814 im 61sten Lebensjahre, wodurch der Tod aller seiner irdischen Thätigkeit für immer ein Ziel setzte.


Getraide=Preise in Lübeck
vom 9. Septbr.
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 70
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 56
              Petersburger 66
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 34
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 36
Erbsen, Brecherbsen 68
             Futtererbsen -
Wicken -
Buchweitzen -
Winter=Rapsaat die Tonne 191/2 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat -
Schlagleinsaat 15


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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