No. 37
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. September
1833
dritter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1833 Nr. 37 Seite 1]

Daß die diesjährigen Militair=Freylassungsscheine an die respven. Landreuter abgegeben und dort in Empfang genommen werden können, wird hiedurch bekannt gemacht.
                 Schönberg den 11ten September 1833.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.      
(L. S.)                                      A. v. Drenkhahn.        Karsten.        Reinhold.                


Vorladungen.

        Alle und jede, welche an den überschuldeten Nachlaß des hier verstorbenen Arbeitsmanns Asmus Lueth Ansprüche machen zu können vermeinen, sie seien nun bereits zu den Acten bekannt, oder nicht, werden hiermit peremtorisch geladen, in dem zur gütlichen Aufgreifung dieses Debitwesens auf

den 30sten September d. J.

Morgens 11 Uhr anberaumten Termine zu erscheinen, ihre Forderungen, so weit solches nicht bereits geschehen, anzumelden und zu bescheinigen, auch sich über die ihnen zu machenden Vergleichs=Vorschläge zu erklären, oder zu erwarten, daß die Ausbleibenden werden praecludirt respve. und an die Beschlüsse der Erscheinenden für gebunden werden erkannt werden.     Decretum Schönberg den 24. August 1833.

Justiz=Amt der Landvogtey des Für=
(L. S.)                     stenthums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


Extractus proclamatis.

        Auf die heute registrirte Insolvenz=Erklärung des hiesigen Bürgers und Webermeisters Hartwig Levermann ist Terminus peremtorius ad profitendum et liquidandum, - ad transigendum, eventualiter ad cedendum bonis auf

Freitag den 25sten October d. J.

Morgens 10 Uhr vor dem Großherzoglichen Stadt=

[ => Original lesen: 1833 Nr. 37 Seite 2]

Gerichte hieselbst und zwar sub poena praeclusi et perpetui silentii anberahmt, - welches mit Bezug auf die den Landes=Intelligenzblättern in extenso inserirten Proclamata hiemittelst weiter öffentlich bekannt gemacht wird.
    Signatum Gadebusch am 16. Julius 1833.

Großherzoglich Stadt=Gericht hieselbst.  
J. F. Ebert.           


Extractus proclamatis.

        Nachdem der hiesige Bürger und Tischlermeister Matthias Holtz sich am gestrigen Tage insolvent erklärt und zur Güterabtretung an seine Creditoren pure bereit erklärt hat, so ist Terminus peremtorius ad profitendum et liquidandum, - ad transigendum eventualiter ad cedendum bonis auf

Freitag den 1sten November d. J.
Morgens 10 Uhr

und zwar sub poena praeclusi et perpetui silentii vor dem Großherzoglichen Stadt=Gerichte hieselbst anberahmt, - welches mit Bezug auf die den Landes=Intelligenzblättern in extenso inserirten Proclamata Gerichtswegen hiemittelst weiter öffentlich bekannt gemacht wird.
    Signatum Gadebusch am 24. Julius 1833.

Großherzogliches Stadt=Gericht hieselbst.  
J. F. Ebert.          


Praeclusiv=Bescheid.

        In der Krämer Thomsenschen Concurssache ist heute auf das Proclama vom 20sten Junius d. J. der Präclusiv=Bescheid erkannt und damit die Abweisung aller bisher nicht actenkundig gewordener Ansprüche an die gegenwärtige Thomsensche Concurs=Masse verfügt worden.
      Schönberg den 7ten September 1833.

Justiz=Amt der Landvogtey des Für=
                                     (L. S.)         stenthums Ratzeburg.
        Karsten.         Reinhold.


Verkaufs=Anzeigen.

        Am 17ten k. M. September, Morgens 11 Uhr, sollen auf der Pfarre zu Carlow, das dortige alte Küsterhaus und der vom Küster bisher benutzte Gartenplatz im Dorfe, öffentlich meistbietend, in Grundlage der sodann bekannt zu machenden Bedingungen, verkauft werden, wozu Kaufliebhaber daselbst sich einzufinden haben.
    Ratzeburg und Schönberg den 29sten Aug. 1833.

Consistorial=Commission des Fürstenthums  
Ratzeburg.          


        In Folge Antrages des Provocanten, Holzhändlers Jacob Marcus hieselbst, sollen dessen Mobiliar und Effecten öffentlich meistbietend, gegen baare Bezahlung in N2/3tel, verkauft werden.
    Zu diesem Zwecke sind

der 23ste September d. J.

und die folgenden Tage bestimmt; namentlich sollen am ersten Tage das nicht unbedeutende Silberzeug, mehrere goldene Sachen, so wie einige werthvolle Pretiosen des Povocanten versteigert werden.
        Die Auction wird Morgens 9 Uhr ihren Anfang nehmen und wollen sich etwanige Kaufliebhaber auf dem neuen Stadthause hieselbst alsdann einfinden.
    Signatum Rehna den 26. August 1833.

Großherzogliches Stadt=Gericht.      

Bekanntmachung.

        Die, unter dem 26sten August d. J. angezeigte Auction der Mobilien etc. bzw. usw.. des Provocanten J. Marcus hieselbst, ist der eintretenden jüdischen Festtage wegen, vom 23sten Septbr. d. J.

auf den 9ten October und folgenden
Tage d. J.

verlegt.
    Signatum Rehna den 5. Septbr. 1833.

Großherzogliches Stadt=Gericht.      


Welch einen Begriff soll man sich von der Milchstraße und den Nebelflecken am Himmel machen.

        So groß und bewundernswürdig uns alles das erscheinen muß, was der menschliche Verstand über Zahl und Entfernung der Sterne herauszubringen gewußt hat, so ist es doch nichts gegen die weitern Wunder am Himmel. Jedermann kennt den weißen Streifen, der sich in heitern Nächten wie ein Band am ganzen Himmel hinzieht. Die Griechen und Römer kannten ihn natürlich auch, hatten aber weder unsere Werkzeuge noch Kenntnisse, die Erscheinung auf eine befriedigende, würdige Weise zu erklären. Sie halfen sich mit einer Dichtung. Herkules sollte als Säugling an den Brüsten der Juno gelegen, da des Guten zu viel genossen und darauf einen ganzen Strom von Milch erbrochen haben, dessen Lauf jener Streif bezeichne, der daher den Namen Milchstraße erhielt; es versteht sich, daß die verständigern unter ihnen diese Meinung nicht theilten. Aber auch bis zu unsern Zeiten wußte man nicht recht, was man

[ => Original lesen: 1833 Nr. 37 Seite 3]

daraus machen sollte. Man erklärte sie sehr ungenügend als Anhäufung einer nebelartigen Lichtmasse. Bis endlich Herschel durch seine so sehr vervollkommneten Teleskope zeigte, daß dieser weiße Schimmer blos von unzählig kleinen aber äußerst dicht zusammengedrängten Sternen herrühre, welche sich durch sein Fernrohr deutlich unterscheiden ließen. Die auffallende Erscheinung dieser angehäuften Sterne zu erklären, nahm Herr Herschel an, daß die Milchstraße ein zusammengehöriges System von lauter Sonnen wäre, welche sich aber alle zusammen wieder um einen Centralpunkt bewegten, der sich irgendwo im Mittelpunkte dieses zahllosen Sternenheeres befinden müßte.

        Wenn dies schon unser Staunen erregt, was soll man nun von den übrigen, noch außer der Milchstraße in großer Anzahl überall am Himmel zerstreueten Massen denken, in welchen auch durch die vollkommensten Fernröhren, entweder gar nicht, oder nur sehr selten, noch einzelne Sterne zu unterscheiden sind, die meistens nur, wie ein schwacher Nebel, wie ein mattes Lichtwölkchen, aus unendlichen Fernen zu uns herüberschimmern? Wenn sie, wie es scheint, alle aus Sternen bestehen, die in unermeßlichen Weiten von uns, für sich bestehende, zusammengehörige Ganze bilden, was können sie anders seyn, als neue Milchstraßen, neue Systeme von vielleicht Millionen anderer Sterne, neue Sammlungen fremder Welten, zu einem großen Ganzen?

        Diese Vermuthung ist um so wahrscheinlicher, da die meisten dieser Nebel, je stärker die Vergrößerung und Lichtstärke der auf sie gerichteten Teleskope ist, desto mehr Sterne aus ihrem anfangs wolkenartigen Lichtmeere hervortreten lassen und die meisten von ihnen entweder eine kugelförmige, oder, wie unsere Milchstraße, linsenartige Gestalt haben.

        Viele von ihnen stehen in ganzen Massen am Himmel, indessen andere Gegenden beinahe ganz von ihnen entblößt sind. Der bekannteste, den man auch mit bloßen Augen sehen kann, ist der schöne Nebelfleck im Orion, der eine sehr sonderbare unregelmäßige Gestalt hat. Man glaubt, daß sich die Figur dieses Nebelflecks, seit seiner Entdeckung, im Jahre 1665 bedeutend geändert habe, woraus man auf ungemeine Revolutionen in demselben schließen müßte, gegen welche unsere Erdbeben und feuerspeyenden Berge nur sehr unbedeutende Erscheinungen wären.

        Mehrere der Nebelflecken kann man, wegen ihrer großen Entfernung, bloß mit Instrumenten von vorzüglicher Stärke erkennen, ohne jedoch einzelne Sterne darin zu unterscheiden. Diese merkwürdigen Flecken sind vielleicht am weitesten von uns entfernt. Herschel fand aus seinen Beobachtungen, daß ihr Licht wenigstens 2 Millionen Jahre braucht, um bis zu uns zu gelangen! Daher es gar nicht unwahrscheinlich wird, daß wir zuweilen noch Dinge am Himmel sehen oder zu sehen glauben, die schon vor vielen Jahrtausenden verschwunden sind, deren Licht aber diese ganze Zeit über noch auf der Reise zu uns begriffen war, um bis zu uns zu gelangen. Andererseits erblicken wir, wenn wir auch manche unserer mächtigsten Fernröhren auf einzelne leere Stellen des Himmels richten, dennoch nichts, und doch kann daselbst schon vor hunderttausenden von Jahren eine neue Welt entstanden seyn, deren Licht aber erst nach neuen hunderttausend Jahren zu uns gelangen wird.

        Nach einer solchen Ansicht des gestirnten Himmels werden die Leser, die mit einigem Interesse dabey verweilen, ihn fortan mit andern Augen betrachten, so oft sie in einer heitern Nacht ihre Blicke auf dieses zahllose Heer, auf diese Wildniß von Sonnen richten, die uns zunächst umgiebt, und die, so weit sie auch verbreitet seyn mag, gegen die noch weiter entfernte Anzahl von Milchstraßen, gegen den unergründlichen Inhalt der Tiefe des Himmels, nur wieder ein kleines Wölkchen ist, denen ähnlich, die wir bereits schon zu tausenden zu uns herüber schimmern sehen, ein Wölkchen, wovon unsere Sonne mit unserer Erde und allen ihren übrigen Planeten und Kometen noch nicht den millionsten Theil ausmacht. Was ist nun unsere Erde gegen Alles dies! Nicht so viel, als der Tropfen, der auf einer Nadelspitze hängen bleibt, gegen die Sonne, aus welcher wieder eine Million solcher Erden gebildet werden könnten. Und was sind wir, Geschöpfe von gestern, und morgen schon nicht mehr, die wir im Staube kriechen, dem wir angehören, was sind wir, uns selbst Fremdlinge und unbekannt mit dem, was uns am nächsten umgiebt, daß wir es wagen, mit den Blicken eines Cherubs bis ins Innerste des Heiligthums der Natur dringen zu wollen? Wohl uns! mehr als Staub; denn in dieser Hülle wohnt auch ein Unsterblicher, dem große Verheißungen geworden sind, und der einst zum Anschauen gelangen wird, wenn er sich Ihrer würdig gemacht hat. Noch sind dem blöden Auge die Tiefen des Heiligthums verschlossen; aber wir erblicken genug davon, zu ahnden seine Herrlichkeit, zu bewundern und anzubeten!


[ => Original lesen: 1833 Nr. 37 Seite 4]

Etwas über die Naturgeschichte und den Fang des Härings.
(Beschluß.)

        Der Binnenhäring wird, wie oben erwähnt worden, im Binnenwasser gefangen. Hier würde es nicht passend seyn, wenn man den Fang mit der Wade betreiben wollte, indem der Häring sich nicht an den Strand des Binnenwassers drängt, sondern sich eben so gut in der Mitte aufhält, wohin die Wade vom Ufer ab gar nicht reichen würde. Daher stellt man ungeheure große Netze aus, die mit langen Stangen im Grunde befestigt werden, und den Jägernetzen gleichen, welche man auf dem Lande zum Fangen des Wildes gebraucht. Vorne bleibt eine Oeffnung, durch welche der Häring einzieht, und gegen Morgen aufgezogen und in die Boote geladen wird. Diese Netze nennt man in Schwedisch=Pommern Räsen, mit denen der Häring geräset wird. Der Fang ist auch deswegen besonders gut, weil die Häringe dann die Netze nicht sehen, und dem Lichte der Fischerboote nachgehen; daher man auch Laternen ganz nahe an das Wasser herabsenkt. Es ist bekannt, daß die Fische das Licht sehr lieben. In Schwedisch=Pommern schüret man daher auf den Kähnen ein kleines Feuer an, um das sich die Fische versammeln, und ganz still im Wasser stehen, als wenn sie schliefen, oder mit Blindheit geschlagen waren. Die Aale sticht man dann mit einer Art Gabel, und zieht sie dann aus dem Wasser heraus. In manchen Jahren findet sich der Häring auf einer und derselben Küste mehr ein, als in den andern, wovon man die Gründe nicht weiß.

        Man hat in Schwedisch=Pommern noch nicht lange Häringssalzereien angelegt, theils weil der Häring nicht in so großer Menge gefangen wurde, und theils weil der holländische und norwegische Häring den sogenannten Küstenhäring nicht aufkommen ließ. Man salzte nur zum eigenen Hausbedarf, vorzüglich, für das Gesinde, und räucherte desto mehr.

        Man nennt den frischgefangenen Häring, grünen Häring, wegen der schönen dunkeln seegrünen Farbe des Rückens, die aber bald nach dem Tode in's Blaue übergeht. Diesen bringt man in die Räucherhäuser, woselbst: das ganze Geschäft gewöhnlich von Frauenspersonen betrieben wird.


Anecdoten.

        Ein außerordentlich geiziger Lohgärber in einem kleinen Städtchen, der durch Wucher, Betrug, Unterschleife und allerhand Niederträchtigkeiten ein ansehnliches Vermögen zusammengebracht hatte, wollte nie seinen Reichthum eingestehen, sondern nahm vielmehr den Schein der Armuth an, und machte sich unter demselben sogar von manchen obrigkeitlichen Abgaben frey. Seine größte Sorge war, sein Geld so zu verbergen, daß es Niemand finden möchte. Er wählte sich daher in einem entlegenen Winkel seines Hauses ein Loch, versah es mit einer Falltür und mit einem besonderem Schlosse. Oft besuchte und überzählte er hier seinen Schatz und ergötzte sich an dem Anblicke seines Geldes, ohne daß jemand wußte, wo er sich befand. Auf einmal verschwand er in den ersten Tagen dieses Jahres, und war, so viel man ihn auch suchte, nirgends zu finden. Erst nach zehn Tagen entdeckte man das geheime Loch durch den hervorragenden Schlüssel, den man von ungefähr wahrnahm. Der Unglückliche hatte sich zufällig selbst eingeschlossen, indem die Falltür hinter ihm zugefallen war, die er inwendig nicht aufschließen konnte. Man fand ihn verhungert in einer erbärmlichen Stellung, schon in Verwesung übergegangen, bei seinem Mammon liegen, mit dem Dochte seines mitgenommenen Lichts im Munde, den er aus Hunger hatte verzehren wollen.


G e t r a i d e = P r e i s e
vom 10. September.
pr. Last contant in N2/3tel in
Lübeck
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 58-70
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 50-56
              Petersburger 74
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 32-34
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 32-36
Erbsen, Brecherbsen 62
             Futtererbsen 40
Wicken 56
Buchweitzen 24
Winter=Rapsaat die Tonne 17 1/2 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat 15 Mark (Lübeck)
Schlagleinsaat 13 Mark (Lübeck)
Köcksaat 4 Mark (Lübeck)


Auflösung des Räthsels in Nr. 34. d. Bl.:

Nase.


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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