No. 30
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Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. Juli
1833
dritter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1833 Nr. 30 Seite 1]

Auf Allerhöchsten Landesherrlichen Befehl wird hiemit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß der §. II. der Landes=Verordnung vom 9ten November 1808 wegen Abstellung der Bettelei und Verpflegung einheimischer Arme im Fürstenthume Ratzeburg dahin declarirt worden:

daß ein Jeder, der das Amt eines Armen=Vorstehers in Folge der, einmal ihn getroffenen Wahl, während des gesetzlichen Zeitraums von drei Jahren verwaltet, wider seinen Willen nicht wieder zum Armen=Vorsteher in demselben Districte erwählt werden kann noch darf.
          Schönberg den 24sten Julius 1833.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtey des Fürstenthums Ratzeburg.      

(L. S.)                                           A. v. Drenkhahn.              Reinhold.                


Vorladungen.

        Der Maurermeister Rüsbult hieselbst hat sich, von einigen seiner Creditoren gedrängt, mit Begebung der Berufung auf die Constitution vom 31. März 1812 rein insolvent erklärt. Von Seiten des Gerichts sind sofort die erforderlichen Sicherheits=Maaßregeln getroffen worden, auch dem Gemeinschuldner jede Handlung, wodurch die Masse verringert und der Stand der Prioritaet unter den Creditoren verändert wird, bei Strafe der Nichtigkeit untersagt, und der Herr Advocat Maßmann hieselbst zum Curatore bonorum interimistico bestellt worden. Es werden nunmehro auch alle diejenigen, welche aus irgend einem erdenklichen Grunde an den Maurermeister Rüsbult und dessen Ehe=

[ => Original lesen: 1833 Nr. 30 Seite 2]

frau geborne Besendahl Ansprüche zu haben glauben, hiedurch geladen, diese in dem auf den

29. October d. J.

berahmten Liquidations=Termin genau und specifice anzugeben, unter dem ein für allemal angedroheten Nachtheil, daß sie damit ausgeschlossen werden, und ihnen ein ewiges Stillschweigen auferlegt wird. In diesem Liquidations=Termin haben Creditores auch sofort die über ihre Forderungen redenden Documente originaliter beizubringen sub praejudicio pro omni, daß sie der ihnen daraus zustehenden Rechte verlustig gehen, und als Chirographarios betrachtet werden. Endlich haben sich Creditores auch in diesem Termin über die Wahl eines Curatoris bonorum zu vereinigen, unter dem Nachtheil, daß der von Gerichtswegen bestellte interimistische Curator dieses officium behält.
    Sternberg den 16. Juli 1833.

Großherzoglich Stadt=Gericht hieselbst.       


Extractus proclamatis.

        Auf die heute registrirte Insolvenz=Erklärung des hiesigen Bürgers und Webermeisters Hartwig Levermann ist Terminus peremtorius ad profitendum et liquidandum, - ad transigendum, eventualiter ad cedendum bonis auf

Freitag den 25sten October d. J.

Morgens 10 Uhr vor dem Großherzoglichen Stadt=Gerichte hieselbst und zwar sub poena praeclusi et perpetui silentii anberahmt, - welches mit Bezug auf die den Landes=Intelligenzblättern in extenso inserirten Proclamata hiemittelst weiter öffentlich bekannt gemacht wird.
    Signatum Gadebusch am 16. Julius 1833.

Großherzoglich Stadt=Gericht hieselbst.  
J. F. Ebert.           


Verpachtung.

        Am Montag den 2ten September d. J. Morgens 10 Uhr, soll die Fischerei zu Lankow im hiesigen Fürstenthum, auf dem Hofe zu Gr. Molzahn - woselbst auch die Bedingungen zu erfahren sind - an den annehmlich Höchstbietenden zu Trinitatis 1834 verpachtet werden.


        Aus meinen wohl assortirten Manufactur Waaren=Lager wird fortwährend zu Einkaufspreisen gegen baare Zahlung, verkauft.
    Schönberg den 9ten Mai 1833.

G. Simonis.          


        Im Pfarrhause zu Demern stehen fünf Fach 4flügl. Fenster in Sprossenrahmen mit vollständigem Beschlage, so wie auch zwei Stuben=Oefen, und ein starkes Hausthürschloß mit Zubehör zum Verkauf.


        Zur bevorstehenden Erndte empfiehlt sich mit vorzüglich schönen Berger=Flohm=Heringen in ganzen, halben und viertel Tonnen, zu billigen Preisen,

M. F. Bunge, in Lübeck,    
an der Trave Nr. 474.        


Ueber das Einweichen des Samen=Getreides,
eine alte löbliche Sitte.

        Jede Pflanze wird zuerst aus einem Samenkorn entwickelt. Sei es nun, daß im Samen das ganze künftige Gebäude der Pflanze im kleinsten Zustande verborgen liege, oder welches wahrscheinlicher ist, daß aus dem ersten Keime alles stufenweise entwickelt werde, so ist in jedem Falle sehr einleuchtend, daß es auf die Beschaffenheit des Samens zur Hervorbringung der künftigen Pflanze gar sehr ankomme. Landwirthe wissen schon längst aus Erfahrung, daß verkümmertes mangelhaftes Korn bei weitem schlechtere Früchte erzeuge als vollständiges und ausgelesenes. Im Thierreiche ist über diesen Punkt längst entschieden. Wir sind berechtigt, von den bisherigen, Jedermann bekannten Erfahrungen zu schließen, daß der beste, auserlesenste, vollständigste Same zur künftigen Fortpflanzung am besten sei, und daß es bei den andern, zur Entwicklung der Vegetabilien mitwirkenden Hülfsmitteln auch hierauf vorzüglich ankomme. So lange der Same im Trocknen bleibt, ist sein Keim verschlossen, sobald er aber Feuchtigkeit, Wärme und Erde bekommt, wird er sogleich zur Entwickelung vorbereitet.
        Die Kunst kann hier der Natur sehr zu Hülfe kommen durch das sehr ersprießliche Einweichen des Samen=Getreides, dessen sich die Chinesen schon seit 2000 Jahren bedienten, und noch bis jetzt bedienen, und welches fleißige Landwirthe beim Weizen ganz vorzüglich thun. Innige Anerkennung der großen Vorteile des Getreideeinweichens in düngenden Flüssigkeiten war es, welche diese löbliche Sitte im Gebrauche erhielt.
        Daß das in flüssige Düngefeuchtigkeit eingeweichte Getreide fruchtbarer wird, mehrere und schönere Früchte treibt, das bestätigt die Erfahrung.

[ => Original lesen: 1833 Nr. 30 Seite 3]

Der Düngetheile, welche sich an das Samenkorn ansetzen, sind freilich sehr wenige; allein die Wirkung des Einweichens besteht auch nicht sowohl in diesem Düngmittel an sich, als vielmehr darin, daß sie den Samen eröffnen und seine Keime zum Wachsthum befördern. Auch wird das Samengetreide dadurch vor mancherlei Krankheiten bewahrt, wie das Einkalken beweist; - es wird sicher gestellt, gegen den Fraß der Vögel, Würmer und Insekten, weil das Mistwasser, des Geschmacks und Geruchs wegen, den die Körner davon annehmen, denselben zuwider ist; der Same geht nicht ungleich und mit verschiedener Kraft, sondern zugleich und schnell auf, nicht zu gedenken, daß auch die verlorene Aussaat für Vögel erspart wird. Ganz vorzüglich soll durch das Einweichen des Samengetreides der Brand im Weizen verhütet werden. Unter dem Brande, einer Krankheit des Getreides, welche die geschicktesten Naturforscher und Oekonomen beschäftigt hat, versteht man einen Zufall, der in den einzelnen Körnern der Aehren, dieselben nach der Befruchtung entfaltet und schwärzt.
        Der Landmann nennt solche Körner Brandkorn, Afterkorn, Mutterkorn, Zapfenkorn, Hahnensporn etc. bzw. usw.. Die Aehren enthalten dabei einen schwarzen Staub, und zwar findet sich diese Krankheit nicht ausschließlich, obwohl am häufigsten bei dem Weizen, sondern bei allem Getreide, welches in Aehren wächst. Schon vor 2000 Jahren klagten griechische und römische Landwirthe über dieses Uebel, und es ist wahrscheinlich, daß es mit dem Ursprunge des Getreides einerlei Alter habe.


Nützliches.

        Stumpfgewordene Feilen wieder zu schärfen. - Zu diesem Zwecke empfiehlt der Dr. Eynard zu Lyon, solche Feilen in verdünnte Schwefelsäure (aus einem Theil Säure und fünf Theilen Wasser bestehend) zu legen und sie hierin 48 Stunden liegen zu lassen. Die Säure nimmt nicht allein die, zwischen den Zähnen eingeklemmten Feilspähne hinweg, sondern ertheilt der Feile selbst eine neue, sehr scharfe Rauheit. Vor dem Gebrauche müssen diese Feilen jedoch mit vielem Wasser oder besser mit schwacher Lauge abgespült werden.


        Aepfel Aufzubewahren. - 1) Man muß die Aepfel, so lange es nur immer angehen will, auf dem Baume sitzen lassen, je nachdem es die Witterung erlaubt und die Natur des Apfels es erfordert, denn die eine Art gelanget eher zur vollen Reife als die andere. Dieses späte Sitzenlassen giebt dem Apfel die vollkommene Reife, und die schöne rothe und gelbe Farbe, in welcher so manche Art der Aepfel prangen, und diese kommt nicht eher zu ihrer Vollkommenheit, als bis jene da ist. Die volle Reife erkennet man daran, daß der Apfel, wenn er von dem Fruchtknoten=Reiß, an welchem er sitzet, sich, wenn er mit der Hand auf die Seite gebogen wird, leicht von selbst ablöset und gewissermaßen abspringt. Aepfel, bei welchen der Stengel ausreißet, sind noch nicht völlig reif. Dieses sorgfältige Abbrechen ist auch deshalb zu empfehlen, weil es die Tragbarkeit des Baumes erhält, indem aus dem Fruchtknoten=Reiß in künftigem Jahre die neue Blüthe hervorbricht und Frucht träget. In den letzten Tagen des Septembers und den ersten Tagen des Octobers tritt erst die völlige Reife und die Farbe des Apfels ein, und nimmt, so zu sagen, von Tage zu Tage zusehends zu. Ich habe nie anders als gegen den 9., 10. und 11. Oct. die Aepfel=Erndte vornehmen lassen. - 2) Die Aepfel werden zu den Tageszeiten gepflückt, wenn die Sonne und die sonstige Witterungs=Verhältnisse den nächtlichen herbstlichen Thau abgetrocknet haben, und dann so lange mit der Arbeit fortgefahren, als noch kein Thau zu spüren. Die Aepfel trocken vom Baum zu bringen, ist mit die Hauptsache. - 3) Das Pflücken selbst muß mit Sorgfalt geschehen; die Aepfel werden mit Behendigkeit in den Pflückkorb gelegt, und nicht hineingeworfen, da dieses allemal Verletzungen in dem Zellgewebe des Apfels und Veranlassung zur Fäulniß giebt. Mit eben der Sorgfalt werden sie aus diesem Korbe in größere geleget, um sie nach dem Hause, oder sonstigen einstweiligen Aufbewahrungsorten zu bringen. - 4) Hier werden die Aepfel auf ein luftiges, Licht und etwas Sonne habendes Zimmer auf untergelegtes Stroh eben so sorgfältig als vorhin ausgebreitet, und bleiben 8 bis 10, auch wohl 14 Tage den Umständen und der Witterung nach, zum Austrocknen und Ausdünsten liegen. Der Dunst, welchen sie unsichtbar ausströmen, ist so stark, daß er sich in Wassertropfen an die Fenster hängt. - 5) In dieser Zwischenzeit werden die Aepfel ausgesucht, alle schadhafte, Flecken, Runzeln und sonst etwas habende, zurückgelegt, und nur die besten und völlig reinen in einen unten und an den Seiten mit Stroh belegten Kasten gepackt, wohl gegen den Ein= und Andrang der äußern Luft mit einem Deckel bedeckt, und so in einen luftigen nicht dumpf=

[ => Original lesen: 1833 Nr. 30 Seite 4]

gen Keller gesetzt und aufbewahret. Daß sie zu verschiedenen Zeiten, etwa alle 3 Wochen, nachgesehen und die vielleicht angerotteten, deren immer nur wenige sind, wenn das Obst gute Art hat, wie man sagt, denn auch hierauf kommt vieles an, entfernt werden, versteht sich von selbst. Die fehlerhaften Aepfel werden besonders verwahrt, und von der tüchtigen Hausmutter zu andern Zwecken nützlich verwendet.


Anecdoten.

        Pelisson, ein bekannter französischer Schriftsteller, war äußerst häßlich. Einst ging er über die Straße, als eine schöne Dame ihn bei der Hand faßte, und in ein nahes Haus führte. Geblendet von ihren Reizen, machte er sich schon die süßesten Hoffnungen von dem Ausgange dieses Abentheuers. Die Dame präsentierte ihn dem Hauswirthe und sagte: "Zug für Zug wie er!" - damit verließ sie den Schöngeist und verschwand. Pelisson erwachte aus seinem Erstaunen, und bat den Wirth, ihm das Räthsel zu lösen. Nach einigen Entschuldigungen gestand ihm dieser, er sei ein Maler. "Ich habe für diese Dame," setzte er hinzu, "die Versuchung Christi in der Wüste zu malen übernommen. Wir sind schon seit 2 Stunden mit einander zu Rathe gegangen, welche Gestalt der Teufel bekommen solle; und jetzt hat mir die Dame so eben gesagt, daß ich Sie dabei, mein Herr, zum Muster nehmen soll."


        Die Kinder eines reichen Geizhalses beschwerten sich zur Zeit einer außerordentlichen Theurung, daß sie sich mit der Semmel, die sie zum Frühstück bekämen, und die alle Tage kleiner würde, nicht mehr sättigen könnten. Auf der Stelle suchte er aus einem Kasten eine alte Vergrößerungsbrille hervor, und setzte sie den Kindern jeden Morgen beim Frühstück auf die Nasen.


        Zwei Engländer rennten auf der Straße mit den Köpfen gegen einander. Der eine lärmte darüber, der andere bat höflich um Verzeihung, weil, wie er sagte, dies doch die letzte Unvorsichtigkeit in seinem Leben seyn würde. "Warum die letzte?" fragte der Andere. "Weil ich mich eben ersaufen will." "Und was hast du für Ursachen dazu?" "Meine Frau und Kinder schreien nach Brod, ich selbst habe nichts und kann auch nichts verdienen." "Da kommst du mir grade recht; ich wollte mich auch ersaufen, weil ich nicht wußte, was ich mit dem vielen Gelde anfangen soll, das ich von meinem Vetter geerbt; komm mit mir nach Hause," Beide gingen zusammen, der reiche Erbe ließ die Frau und Kinder des Armen zu sich bringen, theilte mit ihnen sein Vermögen und keinem fiel je wieder ein Gedanke ans Ersaufen ein.


Gedankenspähne,
gesammelt von H. F.


        Es giebt im Leben keine größ're Pein,
        Als stets im Widerspruche mit sich selbst zu seyn.


        Unsere Zeit gleicht einer alten Betschwester. Nachdem sie den Kelch der Sünde gelehrt hat, nimmt sie plötzlich eine fromme Miene an, seufzt über die lasterhafte Welt und singt Bußlieder. Aber der alte Sauerteig gährt fort und noch ist Beelzebub nicht ausgetrieben.


        Der Schwerpunkt unsers Lebens ruht in unsren Handlungen.


        Das Gute ist nur da, wo Natur und Wahrheit ist.


        Es steht mißlich um die Selbstachtung bei denen, die ihr Glück in fremdem Lobe suchen.


        Ein Philosoph gleicht einem Menschen, der sich an dem eignen Zopf in die Höhe zieht.


G e t r a i d e = P r e i s e
vom 23. Juli.
pr. Last contant in N2/3tel in
Lübeck
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 68
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 66
              Petersburger -
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 32
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 38
Erbsen, Brecherbsen 62
             Futtererbsen 44
Wicken 56
Buchweitzen 36
Winter=Rapsaat die Tonne 18 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat 15 Mark (Lübeck)
Schlagleinsaat 13 Mark (Lübeck)
Köcksaat 4 Mark (Lübeck)


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


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