No. 29
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. Juli
1833
dritter Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1833 Nr. 29 Seite 1]

Vorladungen.

        Auf Antrag der majorennen verehelichten Kluth zu Warnckenhagen und der Erbpächter Becker und Kelling resp. zu Kl. Praveshagen und Hohen=Schoenberg, als Vormünder der minorennen Kinder des wailand Schulzen Duve zu Warnckenhagen, werden alle diejenigen, welche an den sub beneficio legis et inventarii von ihnen angetretenen Nachlaß des letztern, aus irgend einem Rechtsgrunde Forderungen zu machen berechtiget sind, hiermit peremtorisch öffentlich geladen, in dem auf

den 26sten August d. J.

ad profitendum et liquidandum anberaumten Termine, Morgens 11 Uhr, im hiesigen Großherzoglichen Amts=Gerichte, entweder in Person, oder durch ordnungsmäßig legitimirte Bevollmächtigte zu erscheinen, und ihre Ansprüche specifice anzuzeigen, auch durch die darüber in Händen habenden Original=Beweisthümer rechtsgenügend zu bescheinigen, widrigenfalls aber unfehlbar zu erwarten, daß sie mit denselben unter Auferlegung eines immerwährenden Stillschweigens werden praecludirt und abgewiesen werden.
        Uebrigens bedarf es wegen der Ansprüche Großherzoglicher hoher Reluitions=Commission an das Schulzengehöft c. ann. und laufenden, resp. öffentlichen Abgaben und Amts=Praestandorum von demselben, imgleichen wegen der actenmäßigen Ansprüche des Seegeberger Armenhauses zu Lübeck einer Anmeldung nicht, wenigstens ist eine Erstattung der Liquidations=Kosten nicht zu erwarten.
    Grevesmühlen den 1sten July 1833.

Großherzogliches Amtsgericht.      


Verkaufs=Anzeigen.

        Zum öffentlich meistbietenden Verkauf des, zur Debitmasse des Halbhüfners Staack zu Warnckenhagen gehörenden Gehöfts No. 7., dessen Gebäude, bestehend aus einem Wohnhause und einem Backhause, zu 525 Rthlr. taxirt worden, ist, nachdem bereits 1200 Rthlr. geboten worden, -- mit Vorbehalt der Rechte Großherzoglicher hoher Reluitions=Commission zu Schwerin, ein Ueberbots=Termin auf den

24sten July d. J. Morgens 10 Uhr,

anberahmt, zu welchem Kaufliebhaber hierdurch geladen, werden, sich sodann im hiesigen Großherzoglichen Amtsgerichte zur Abgabe ihres Bots und Ueberbots einzufinden, und zu erwarten, daß dem annehmlich Meistbietenden, gegen Bestellung einer Conventional=Poen von 200 Rthlr., der Zuschlag

[ => Original lesen: 1833 Nr. 29 Seite 2]

in Grundlage der in Termino bekannt zu machenden Verkaufs=Bedingungen wird ertheilet werden.
        Zu dem Gehöfte gehören circa 100 Scheffel Aussaat größtentheils Waizen=Acker; die jährlichen Landes= und Amts=Abgaben betragen ungefähr 20 Rthlr. und hat man sich wegen Besichtigung des Gehöfts etc. bzw. usw.. - dessen Tradition sofort geschiehet - an den Administrator, Hauswirth Hoffmann zu Warnckenhagen zu wenden.
    Grevismühlen den 1. Juli 1833.

Großherzogliches Amts=Gericht.      


        Am kommenden Mittewoch, als den 24sten d. M. Morgens 9 Uhr, soll das auf dem großen Cavalier hieselbst befindliche, dem verstorbenen Landreuter Stüve gehörige Korn, bestehend in Roggen, Gersten und Hafer, auch etwas Waitzen, nach den gemachten Eintheilungen, auf dem Stamme; desgleichen 7 Fuder frisches Vormatt, auch etwas altes Heu und Stroh, (das Heu und Stroh in eingetheilten Haufen) durch Unterzeichneten öffentlich meistbietend, gegen baare Bezahlung verkauft werden.
    Schönberg den 17 Juli 1833.

Schlebusch.      


Vermischte Anzeigen.

        Aus meinen wohl assortirten Manufactur Waaren=Lager wird fortwährend zu Einkaufspreisen gegen baare Zahlung, verkauft.
    Schönberg den 9ten Mai 1833.

G. Simonis.          


        Zur bevorstehenden Erndte empfiehlt sich mit vorzüglich schönen Berger=Flohm=Heringen in ganzen, halben und viertel Tonnen, zu billigen Preisen,

M. F. Bunge, in Lübeck,    
an der Trave Nr. 474.        


Die Nachtwandlerin.

[Erzählung.]

[ => Original lesen: 1833 Nr. 29 Seite 3]

Die Nachtwandlerin.

[Erzählung.]


Nützliches.

      Erprobtes Mittel zur Vertilgung der Kohlraupen. - Jemand hatte vor einigen Jahren ein beträchtlich großes Stück Kapus oder weißen Kohl, der ganz vortrefflich zu werden schien; als derselbe aber zu schließen angefangen hatte, war er binnen einigen Tagen mit Raupen, wie besäet. Zu dem langweiligen und ekelhaften Mittel, solche abzulesen oder todt zu drücken, fehlte es an arbeitenden Händen; da kam er auf den Gedanken, daß, da die Raupe ein fast noch weichlicheres Thier als die Schnecke sei, das Ausstreuen des Staubes von ungelöschtem Kalk, bei der Nacht im Thau, ihnen ebenfalls tödtlich sein möchte. Er versuchte es, und fand am andern Morgen die Raupen, ganz aufgeschwollen, sich hin und her wendend. Schon ehe es Abend wurde, waren die Raupen vertrocknet; nur einige wenige, die zwischen den Blättern gesessen und vom Kalkstaub nicht getroffen waren, ließen sich sehen; er wiederholte daher das Mittel: alle Raupen waren verschwunden, und er erhielt den schönsten Kohl, da in der benachbarten Gegend derselbe von den Raupen zerstört war. Da der Kalkstaub in der Nacht bei, stillem Wetter sehr hoch in die Luft zieht, so glaubt er, daß man auch die Baumraupen, wenigstens bei jungen Bäumen, damit vertilgen könnte; er vermuthet auch, daß dies Mittel bei den verderblichen Blattläusen gleiche Wirkung haben werde, hat aber noch keine Gelegenheit gehabt, darüber Versuche anzustellen.
      Je frischer der ungelöschte Kalk, desto stärker wirkt er.


      Das Sterben junger Gänse zu verhüten. - Das Aufziehen junger Gänse ist sehr mühsam. In manchen Jahren sterben oft Zweidrittheil derselben. Gewöhnlich sterben sie halb erwachsen, gegen Johannistag. Dann sitzen diese jungen Thiere ganz ruhig auf ihrem Weideplatze, als wenn sie sich wohl befänden und erwarten ihren Tod ganz gelassen. Die meisten sterben den Hungertod oder von Betäubung. Die Ursache des Uebels aber sitzt in den Ohren und ist nichts anders als ein Schwarm kleiner Fliegen, die ein solches Getöse darin bewirken, (welches durch das Bestreben des Thieres, mit den Füßen diese Gäste zu

[ => Original lesen: 1833 Nr. 29 Seite 4]

verjagen, noch vermehrt wird) daß sie alle Lust zum Fressen und allen Muth verlieren. Um Ruhe zu haben, entsagt das Thier nun allen Bewegungen, selbst dem Fressen, es magert ab, die Fliegen dringen tiefer ein, ihre Zahl vermehrt sich, und so muß endlich Betäubung, Schwindel und Hungertod seine Leiden enden. Die Ohren andrer Thiere sind mehr behaart und wehren dadurch die Fliegen ab, der Gänse Ohren aber bieten sich zu frei ihren Feinden dar.
      Diesem Uebel ist jedoch leicht abzuhelfen. Man pinsele vor oder gleich nach Pfingsten den jungen Gänsen wöchentlich zweimal die Ohren mit Baumöl aus und setze dies bis Johannis fort; so ist man gegen diese Krankheit gesichert.
      Ein anderes Uebel, welches die Gänse plagt, sind die Läuse. Hiergegen ist nichts dienlicher, als daß man ihnen in den Stall, statt des Strohes, Farrenkraut einstreuet, wovor dieses Ungeziefer bald weicht.
      Ein drittes Uebel, woran die Gänse leiden, ist her verlorene Appetit. Dagegen brauche man die Zitronenmelisse, welche man zerquetscht und in Form einer Nudel der Gans in den Schlund steckt und solches, wenn nöthig, wiederholt.


      Behandlung der Töpfe von Guß=Eisen vor dem Gebrauch. - Bevor man einen neuen gußeisernen Topf benutzt, setze man ihn voll Wasser auf das Feuer und werfe eine Quantität Fett von irgend einer Art hinein, man lasse sämmtliches Wasser verdampfen, bis nur noch das Fett zurückbleibt; und alsdann wird sich in diesem Topfe alles so gut und farbelos kochen, wie in einem bereits gebrauchten Topfe gleicher Art.


Gedankenspähne,
gesammelt von H. F.

      Es ist viel leichter, ohne Schaamröthe zu bleiben mit der Schuld, die Andere nicht bei uns suchen, als mit der Schuldlosigkeit, an die sie nicht glauben.


      Es ist eine eitle und schlechte Lust, aus fremden Fehlern sich selber Ehrenpforten aufzubaun.


      Die Freude ist ein Gewürz, das man nie allein essen darf.


      Das Beste in unsrem Wissen haben wir durch Vergleichung. Wo wir nicht mehr vergleichen können, da geht unsre Weisheit zu Ende.


      Den Knaben erzieht die Schule und die Welt - die Tochter der Muttergeist.


      Mehr als Grundsätze schirmen fromme Sitten. Jene sind Schildwachen, die nur Gesindel, - diese Schutzheilige, die den Bösen abhalten.


      Die angeborene Neigung des Geistes kann man füglisch mit den ursprünglichen Pflanzen eines Bodens - die man gewöhnlich Unkraut nennt - vergleichen. So wie dies, steckt die Neigung mit tiefen Wurzeln in dem Lebensboden; so wie dies, wächst sie stets von neuem, so oft sie auch ausgerissen wurde - wie dies, bedarf sie keiner besondern Pflege und Wartung, keiner Gunst des Schicksals; sie wächst der feindlichsten Gegenwart zum Trotz und verträgt wie das Unkraut Hitze und Kälte. Es ist daher sehr thöricht, sie zu bekämpfen. Man muß sie vielmehr zu veredeln suchen und darf dann reiche Frucht von ihr erwarten.


      Die weiblichen Laster erscheinen uns fast immer verächtlischer, als die männlichen. Das rührt wohl daher, weil jene aus der Schwäche, diese aus der Stärke entspringen.


      Aeltern glauben oft, in der Erziehung nicht genug thun zu können und darüber thun sie zu viel. Es ist kein Ende des Redens und Verbietens, des Zurechtweisens, Tadelns und Erinnerns, Bittens, Warnens und Drohens. Erst wenn sie keine Regung und Bewegung ihres Kindes haben hingehen lassen, ohne dabei etwas anzumerken, halten sie ihre Pflicht für erfüllt. Die Armen - sie zerstören damit ihre eigenen Wünsche. Die beste Erziehung bleibt das Beispiel.


G e t r a i d e = P r e i s e
vom 16. Juli.
pr. Last contant in N2/3tel in
Lübeck
Taler (Mecklenburg)
Waitzen, Mecklenburger und Holsteiner 76
Roggen, Mecklenburger und Holsteiner 68
              Petersburger 80
Gerste, Mecklenburger und Holsteiner 38
Hafer,   Mecklenburger und Holsteiner 36
Erbsen, Brecherbsen 64
             Futtererbsen 44
Wicken 56
Buchweitzen 36
Winter=Rapsaat die Tonne 17 Mark (Lübeck)
Sommer=Rapsaat - Mark (Lübeck)
Schlagleinsaat 13 Mark (Lübeck)
Köcksaat 4 Mark (Lübeck)


Gedruckt und verlegt von L. Bicker.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD