[ => Original lesen: 1894 Nr. 98 Seite 1] Es wird hierdurch öffentlich bekannt gemacht, daß, nachdem der Landmann Johannes Greßmann in Mannhagen zu gerichtlicher Registratur die Erklärung abgegeben hat, daß er aus bewegenden Gründen sich der väterlichen Gewalt über seine minderjährige Tochter Ada Greßmann, namentlich des Verwaltungs= und Nießbrauchsrechts über deren Vermögen gänzlich begebe, auf gestellten Antrag der Vollhufner Heinrich Nehls in Mannhagen als Vormund der Ada Greßmann gerichtsseitig bestellt und ihm die Verwaltung des Vermögens derselben übertragen worden ist.
Schönberg, den 10. December 1894.
Großherzogliches Amtsgericht
als Obervormundschaftsbehörde.
G. Horn.
W. Freitag.
Von dem unterzeichneten Amtsgerichte hieselbst wird hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die vorgeschriebenen Bekanntmachungen für die Dauer des Geschäftsjahrs 1895
1. in Handelssachen die Schönberger wöchentlichen Anzeigen, die Eisenbahn=Zeitung und den Deutschen Reichs= und Königlich Preußischen Staats=Anzeiger,
2. in Genossenschaftssachen nur durch die Schönberger wöchentlichen Anzeigen und den Deutschen Reichs= und Königlich Preußischen Staats=Anzeiger
erfolgen werden.
Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg, den 12. December 1894.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Nach einer gestern gemachten Anzeige ist um Mitte November d. J. herum zu Hof Lockwisch eine Damenuhr, silberne Cylinder=Remontoir mit Goldrand, acht Steinen und silbernem Staubdeckel gestohlen worden. Das Gehäuse führt die Nummer 53 195 und im Deckel, nahe am Charnier, sind die Ziffern 3, 28, 9 S. eingeschrieben.
Ich ersuche um Vigilanz und Benachrichtigung zu den Akten 158/94.
Schönberg, den 11. December 1894.
Der Amtsanwalt.
A. Dufft.
Holz=Auction
im Vitenser Forste
Revier Strohkircher Holz
am Montag, den 17. December 1894 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:
10 Stck. eichen Drümme 10-16 m lang 24-31 cm stark.
2 buchen Nutzholz Drümme 5 und 8 m lang 49 und 56 cm stark.
2 Rmtr. buchen Nutz=Kluftholz Klobenl. 1,2 m.
60 Rmtr. buchen Kluft I. Kl.
100 Rmtr. buchen Kluft II. Kl.
40 Rmtr. buchen Ausschuß.
234 Rmtr buchen Buschholz.
Versammlung Morgens 9 Uhr im Hau beim Rothen Born.
Vitense, den 11. December 1894.
L. Wiegandt,
Großherzogl. Revierförster.
Weiden=Auction.
Die gesammten, innerhalb des ganzen Verwaltungsbezirkes der Großherzoglichen Mecklenburgischen Friedrich Franz=Eisenbahn in diesem Jahre gewonnenen Bandstöcke und Weiden sollen in nachstehenden Terminen öffentlich meistbietend gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden.
Am 18. December d. J. Morgens
9 1/2 Uhr
auf dem Bahnhofe Grevesmühlen
105 000 Bandstöcke
in verschiedenen Stärken, und
am 19. December d. J. Morgens
9 Uhr
auf dem Bahnhofe Kleinen
etwa 7000 Bund 1= bis 3=jährige Korbweiden.
Schwerin, den 11. December 1894.
Großh. Eisenbahn=Bau=Inspection.
Den Mitgliedern des Imkervereins
f. d. Fürstenthum Ratzeburg wird der nachstehende Beschluß des Vorstandes des Centralvereins zur Kenntniß gebracht:
Mitglieder, welche
1) über die Zahl der im Herbste eingewinterten Bienenvölker falsche oder gar keine Angaben machen,
2) die Versicherungsbeiträge nicht gezahlt haben und
3) beim Vorstand des Centralvereins nicht als Mitglieder angemeldet sind
werden bei etwaigen Schäden durch Faulbrut bezüglich der Feststellung der Entschädigung den Nichtmitgliedern gleichgeachtet.
Schönberg, im Dezember 1894.
Der Vorstand.
Ein Tagelöhner
wird zu sogleich oder Ostern gesucht in Torisdorf
bei Schönberg. R. Schwarz.
Bin wieder hier eingetroffen und wohne "Stadt Hamburg" empfehle mich den geehrten Herrschaften zum Reparieren und Stimmen ihrer Pianos.
Hochachtungsvoll
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prakt. Instrumentenmacher und Klavierstimmer.
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F. Kramp.
Eine große Parthie leerer Kisten steht täglich zum Verkauf bei Rud. Tietgen.
[ => Original lesen: 1894 Nr. 98 Seite 2]Das
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 98 Seite 3]Weihnachts-Ausverkauf
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 98 Seite 4]Wer seinen
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NB. Die Ausstellung befindet sich in der ganzen ersten Etage.
Eingang zur Ausstellung durch den Laden.
Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundliche Gaben aus der Gemeinde, und ersuchen wir, dieselben uns gütigst bis zum 20. d. M. zukommen zu lassen.
Krüger. Kaempffer.
Heute Morgen 10 1/2 Uhr entschlief sanft nach kurzem Leiden, unser lieber unvergeßlicher Sohn
August
im zarten Alter von fast 5 Monaten
dies zeigt tiefbetrübten Herzens an
A. Dettmann und Frau
geb. Ehmke.
Schönberg, d. 11. Dezbr. 1894.
Die Beerdigung findet Freitag d. 14. d. Nachmittags 3 Uhr statt.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 16. December.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.
Mittwoch, den 19. December
Bußtag.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.
Viehmarkt in Hamburg.
Es kosten: kleine Schweine 53-55 M., große Schweine 53-55 M., Sauen 46-52 M., Kälber 50-80 M. per 100 Pfund.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu zwei Beilagen
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 49.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1894 Nr. 98 Seite 5]1. Beilage
zu Nr. 98 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 14. Dezember 1894.
- Schönberg. Vor der Strafkammer beim hiesigen Amtsgericht wurden am Dienstag folgende Strafsachen verhandelt:
1. Der Landmann W. zu H. hatte 1891 von der Hauswirthin L. zu H. deren Stelle auf 13 Jahre gepachtet, gerieth aber schon 1893 mit ihr wegen Nichterfüllung des Pachtcontracts in Differenzen und Processe. Auf Grund eines Versäumnißurtheils hatte Frau L. dem W. zwei Kühe pfänden und beim Schulzen in Verwahrsam bringen lassen. Nachdem das Versäumnißurtheil wieder aufgehoben war, erhielt der Gerichtsvollzieher Auftrag, die gepfändeten Kühe freizugeben. Inzwischen hatte Frau L. wegen mangelnder Pachtzahlung gegen W. die Räumungsklage angestellt und ein obsiegendes Urtheil erreicht, auf Grund dessen der Gerichtsvollzieher gleichfalls beauftragt wurde, den W. aus der Stelle herauszusetzen.
Beide Aufträge führte der Gerichtsvollzieher am 22. Juni d. J. aus, indem er zuerst dem W. auf der L.'schen Stelle die Kühe zurückgab und dann ihn executirte. Als W. die beiden Kühe fortführen wollte, hinderte solches der Ehemann der L., indem er für seine Ehefrau als Verpächterin wegen der rückständigen Pachtforderungen das Rententionsrecht geltend machte. Der W. verlangte vom Gerichtsvollzieher, ihn bei der Wegbringung der Kühe zu unterstützen, wurde aber von diesem belehrt, daß die L. ein Recht auf Zurückbehaltung bis zur Berichtigung ihrer Forderungen habe.
Trotzdem hat der W. im Verein mit seiner Ehefrau und dem Landmann Wi. zu H. Mitte Juli sich heimlich auf den Acker der L. begeben und die beiden dort getuderten Kühe gegen den Widerspruch der Mutter der L. gewaltsam fortgeführt.
Wegen dieser eigenmächtigen Entfernung der Kühe aus dem Gewahrsam des Retentionsberechtigten L. waren W., dessen Ehefrau und der Wi. angeklagt. Frau W. war nicht erschienen und wurde von ihrem Ehemann durch Krankheit entschuldigt. Die gegen W. und Wi. allein durchgeführte Verhandlung endigte mit der Verurtheilung des W. zu einer Geldstrafe von 100 M., aushülfsweise einen Monat Gefängniß und mit der Freisprechung des Wi., weil dieser durch Vorzeigung der Gerichtsbeschlüsse über Freigebung der gepfändeten Kühe in den Glauben versetzt gewesen sein konnte, daß der Fortführung der von ihm gekauften Kühe kein Hinderniß mehr entgegenstehe, wenngleich starker Verdacht dafür vorläge, daß er mit vollem Bewußtsein die strafbare Handlung des W. unterstützt habe.
2. Vom Schöffengericht Schönberg war der Arbeiter M. aus Gr. M. von der Anklage, den Arbeiter J. auf dem Wege von Kl. nach Gr. M. am 2. März d. J. hinterlistig überfallen und mit einem schweren Knittel zu Boden geschlagen zu haben, freigesprochen wegen mangelnden Beweises. Hiergegen hatten die Staatsanwaltschaft und der Verletzte J. als Nebenkläger Berufung eingelegt und hielt die Strafkammer den Beweis der Thäterschaft gegen den Angeklagten für geführt und verurtheilte ihn zu einer Gefängnißstrafe von 6 Monaten und zur Tragung der Kosten.
3. Wegen Gehens über eine vom Vieh bereits abgehütete Seradella=Weide war der Arbeiter K. zu L. auf Antrag des Pächters Hörcher zu Wahrsow zu einer Strafe von 1 M. vom Schöffengericht verurteilt worden.
Die gegen dies Urteil eingelegte Berufung wurde von der Strafkammer dem staatsanwaltlichen Antrage gemäß für begründet erachtet, weil das Gehen über eine Weide, welche weder mit einer Einfriedigung, noch mit einer Warnungstafel versehen ist, vom Gesetz nicht unter Strafe gesetzt ist. Der Angeklagte wurde daher freigesprochen und ihm der Ersatz der baaren Auslagen aus der Staatskasse zugebilligt.
4. Die Berufung gegen ein freisprechendes Urtheil des Schöffengerichts in einer Privatklagesache wegen Beleidigung wurde verworfen.
- Der Kaiser hat am Sonntag Mittag das Präsidium des Reichstags, bestehend aus den Abgg. v. Levetzow, v. Boul und Dr. Bürklin, empfangen und mit den Herren eine längere politische Unterhaltung geführt. Er berührte alsbald die in der ersten Sitzung des Reichstags erfolgte Demonstration der Sozialdemokraten und sagte, er halte diese Kundgebung weniger gegen seine Person, als vielmehr gegen eine Institution des Reiches, das Kaiserthum, und gegen den Reichstag selbst gerichtet. Er glaube, daß dieses Verhalten der Sozialdemokraten der Annahme des sog. Umsturzgesetzes nur förderlich sein könne. Daran schloß sich eine längere Unterhaltung über verschiedene landwirthschaftliche Fragen. Auch der Kornsilos geschah Erwähnung. Für wichtig und notwendig hält der Kaiser eine Reform der Produktenbörse; er erklärte in Uebereinstimmung mit den agrarischen Ansichten den Handel mit fiktiver Waare für eine Schädigung der landwirtschaftlichen Produktion. Der Kanzlerwechsel wurde nicht erwähnt.
- Der Wiener Männergesangverein hatte, wie bereits mitgetheilt, dem Kaiser Wilhelm, wie dem Komponisten jedes neuen Chores, für den "Sang an Aegir" einen Ehren=Dukaten übermittelt. Der Kaiser hat nun an den Vorstand des Vereins folgendes Handschreiben gelangen lassen: "Aus der Eingabe des Vorstandes vom 17. November ersah Ich mit Vergnügen, daß Mein "Sang an Aegir" auch vom Wiener Männergesangverein mit gutem Erfolg zur Aufführung gebracht wurde. Den Mir aus diesem Anlasse eingereichten Ehrendukaten habe Ich gern angenommen, und wird Mich derselbe stets daran erinnern, daß in der schönen Donaustadt deutscher Sang und deutsche Musik sich einer hervorragenden Pflege und Förderung seitens des Wiener Männergesangvereins zu erfreuen hat. Ich danke dem Vorstande für die freundliche Aufmerksamkeit aufs wärmste und wünsche dem Vereine auch fernerhin ein kräftiges Blühen und Gedeihen."
- Aus Berlin wird berichtet, daß der bisherige Ertrag des "Sang an Aegir" sich auf 33 600 Mk. beläuft. Der Ertrag kommt dem Baufonds der Kaiser Wilhelm=Gedächtnißkirche zu Gute.
- Die Aussichten des Umsturzgesetzes im Reichstage, dessen erste Berathung jedenfalls noch vor dem Weihnachtsfeste stattfinden soll, haben sich in den letzten Tagen gebessert, da mit Ausnahme von Freisinnigen und Sozialdemokraten keine Partei dem Entwurf prinzipiell ablehnend gegenübersteht.
- Die wirthschaftliche Vereinigung des Reichstags berieth den Antrag Kanitz auf Verstaatlichung des Getreidehandels und setzte eine siebengliedrige Commission zur weiteren Berathung des Antrags ein.
- Die Erinnerungsfeier für Gustav Adolf aus Anlaß der 300jährigen Wiederkehr seines Geburtstages ist in vielen deutschen Städten am letzten Sonntag in entsprechender Weise in engeren und weiteren Kreisen begangen worden. In den protestantischen Kirchen wurde allenthalben in den Predigten des schwedischen Heldenkönigs gedacht.
- Das auf einer Uebungsfahrt begriffene deutsche Geschwader traf am Sonnabend auf der Rhede von Stockholm ein. Prinz Bernadotte fuhr demselben mit dem Kriegsschiff "Skjodmoen" entgegen. Prinz Heinrich stieg im königlichen Schlosse ab, wo er am Familiendiner theilnahm. Am Abend fand ein Bankett für die anläßlich der in
[ => Original lesen: 1894 Nr. 98 Seite 6]Stockholm anwesenden Abgesandten des deutschen Gustav=Adolf=Vereins statt. Zu dem Bankett war auch der deutsche Geschäftsträger und der Generalkonsul geladen.
- Wie die "Danz. Ztg." erfährt, wird Fürst Bismarck noch vor dem Weihnachtsfeste nach Friedrichsruh übersiedeln.
- Der Andrang zur Besichtigung des neuen Reichstagsgebäudes ist andauernd ein so starker, daß das Präsidium sich entschlossen hat, dasselbe dem Publikum zu bestimmten Stunden zugänglich zu machen. Danach ist das neue Reichstagsgebäude am Königsplatz für das Publikum an den Wochentagen von 8 1/2 - 9 1/2 Uhr vormittags und Sonntags von 2 - 4 Uhr nachmittags zu besichtigen.
- In Ratibor erregt die Entdeckung von großen Unterschlagungen in der Verwaltung der katholischen Kirchenkasse großes Aufsehen. Bis jetzt sind Fehlbeträge in Höhe von 140 000 Mark festgestellt.
- Die Auswanderung über Bremen zeigte eine weitere Abnahme. Sie betrug vom 1. Januar bis 1. November d. J. 41 114 Personen, gegen 103 342 in derselben Zeit des Vorjahres. Im November d. J. wanderten 3225 Personen aus, gegen 4155 im November vorigen Jahres.
- Pfarrer Schleyer aus Konstanz, der Erfinder des Volapük, wurde vom Papst zum Monsignore ernannt.
- Aus Wörishofen wird der "Augsburger Abendzeitung" berichtet, daß sich Pfarrer Kneipp demnächst nach Freiburg in der Schweiz begiebt, wo ein "Lehrstuhl" für das Kneippsche Heilverfahren eingerichtet werden soll. Von Freiburg gehe er nach Straßburg und von dort nach Paris, um das dortige Kneipp=Institut zu besuchen.
- In Hamburg ist der "Lindenhof"=Wirth Breitrück auf die Denunziation seines Dienstmädchens unter dem Verdacht, den seit 3 Wochen verschwundenen Knaben Raszka ermordet zu haben, verhaftet worden. Bei der Haussuchung sind die Kleidungsstücke und das Schuhzeug des Knaben aufgefunden worden. Breitrück bestreitet, der Mörder zu sein, und behauptet, sein Hausknecht sei der Thäter. Die Polizei vermuthet, daß der Leichnam des Knaben im Garten des "Lindenhofs" vergraben ist; die Nachforschungen werden emsig betrieben.
- Die Kaiserin von Oesterreich traf nach einer stürmischen aber sehr schnellen Ueberfahrt am Freitag in Algier ein und begab sich alsbald in das prächtige Hotel zu Mustapha, wo Zimmer für sie reservirt waren.
- Bei Mikes entstand zwischen Bauern, die vom Dortauer Markte heimkehren, und wandernden Zigeunern, die sie berauben wollten, auf der Landstraße ein wütender Kampf. Die Zigeuner schnitten einem Bauern die Ohren und die Nase ab, einem anderen stachen sie die Augen aus. Von den Bauern, die Hilfe erhielten, wurden 6 Zigeuner getötet und 8 lebensgefährlich verwundet.
- Ein junger Mensch in Leysink bei Zürich spaltete Holz und schlug aus Uebermuth mit seiner Axt auf eine Dynamitpatrone. Es erfolgte eine gewaltige Explosion, die dem Burschen das Gesicht zerriß. Er mußte ins Blindenasyl geschafft werden.
- Ueber den den Touristen wohlbekannten malerischen, im Kanton Tessin gelegenen Piorasee, welcher jetzt zugefroren ist, wollten zwei Familienväter, von einem Sohne und drei Töchtern begleitet, Holz auf Schlitten fahren, als die Eisdecke brach und alle sechs Personen ertranken.
- Der "Sang an Aegir" wurde vor einigen Tagen auf dem Monte Pincio (öffentlicher Park) bei Rom aufgeführt.
- Nach telegraphischer Meldung aus Paris ist Prof. Pasteur schwer erkrankt.
- Zur Einweihung der deutschen evangelischen Kirche in Paris, die am Sonntag stattgefunden hat, war der Oberkonsistorialrath Frhr. v. d. Goltz dort eingetroffen; er hat eine von der Kaiserin gewidmete Bibel überbracht.
- Wie Schon kurz gemeldet, starb am Sonnabend der als Erbauer des Suezkanals berühmt gewordene französische Ingenieur Ferdinand de Lesseps. Er war am 19. Nov. 1805 zu Versailles geboren und betrat früh die diplomatische Laufbahn und war nacheinander Konsul in Kairo, Rotterdam, Malaga und Barcelona. Im Jahre 1854 folgte Lesseps einer Einladung des damaligen Vizekönigs Said Pascha nach Kairo, und es entstand während seines Aufenthalts der Plan einer Durchstechung und Kanalisirung des Isthmus von Suez. Diplomatische Schwierigkeiten, die Eifersucht Englands und andere Ursachen verzögerten lange die Ausführung dieses Planes, aber Lesseps überwand alle ihm entgegengestellten Hindernisse und begann den Bau im Jahre 1859. Nach 10 Jahren, in den Tagen vom 16.-20. Nov. 1869, fand die feierliche Eröffnung des Kanals statt, dessen Bedürfniß sich von Jahr zu Jahr mehr herausstellte und die Voraussagen Lesseps rechtfertigte. Seit 1879 betrieb L. ein neues großartiges Projekt, die Durchstechung der Landenge von Panama. Die Arbeiten wurden im Jahre 1882 in Angriff genommen, aber trotz der ungeheuren Summen, die immer und immer wieder in dieses Unternehmen hineingesteckt wurden, reüssirte Lesseps diesmal nicht und das traurige Ende des so großartig angelegten Vorhabens war der bekannte "Panamakrach". In den letzten Tagen lebte der hochbetagte Greis ganz zurückgezogen und sein Geist war ganz umnachtet.
- In Paris hat am Sonnabend ein Prozeß begonnen, der von der in Frankreich herrschenden Corruption wieder ein lehrreiches Beispiel liefert. Es ist der Prozeß gegen den Armeelieferanten Allez, der schadhafte Wasserbehälter an die Truppen geliefert hat. Das Interessante bei der Sache ist, daß die Wasserbehälter zuerst von der Behörde zurückgewiesen worden waren, später aber nach Beseitigung des Stempels R. (Refusé) doch noch zur Annahme gelangt waren. In Verbindung mit dieser Angelegenheit steht eine ganze Reihe von Erpressungen, die in Folge des Schwindels von Journalisten gegen das Haus Allez verübt worden sind, die zur Zeit den Gegenstand besonderer Prozesse bilden. Am Freitag ist noch der frühere Deputirte Camille Dreyfus, der jetzige Director des Blattes "Nation", verhaftet worden, weil sich aus den Büchern des Hauses Allez ergeben hat, daß er ebenfalls zu den Erpressern gehört und die Kleinigkeit von 80 000 Franken geschluckt hat. Mit dem Namen Dreyfus kann Frankreich gegenwärtig Staat machen!
- Aus Petersburg liegt jetzt eine Meldung vor, über eine erste Maßnahme, welche einen Schluß auf die politischen Absichten des jungen Kaisers gestattet. Nach einer Meldung der Petersburger Blätter hat der Kaiser die Genehmigung ertheilt, daß im Januar ein Kongreß der russischen Landwirthe einberufen wird.
- Wesentliche "Preisermäßigungen" und Erleichterungen werden durch die schon gemeldete Einführung des Zonentarifs in Rußland im Personenverkehr mit russischen Städten vom 13. Dezember an ins Leben treten. Die Fahrt 2. Klasse von Berlin nach Petersburg wird beispielsweise im Personenzuge um 27 Mk. 50 Pfg., im Kurierzuge um 20 Mk. 50 Pfg. billiger als bisher. Die Ersparniß entfällt lediglich auf die Strecke von Wirballen nach der russischen Hauptstadt, da die deutschen Tarife nicht geändert worden sind.
- Aus Chaborowka (Oststbirien) wird gemeldet, daß die Ussuri=Eisenbahn nunmehr bis 377 Werst von Wladiwostok fertiggestellt ist. Während der letzten Monate arbeiteten nur Soldaten an derselben.
- Der Oberprokurator des heiligen Synod, Herr Pobedonoszew, soll in St. Petersburg jedem, der es hören will, erklären, er werde sich demnächst ins Privatleben zurückziehen. Da wird es innerhalb und außerhalb Rußlands viele geben, die ihm von Herzen eine "glückliche Reise" wünschen werden! Als sein Nachfolger wird der Reichscontrolleur Filippow genannt.
- Aus Budapest verlautet, daß die Kirchenvorlagen die kaiserliche Sanction bereits erhalten hätten.
[ => Original lesen: 1894 Nr. 98 Seite 7]- Der Reichtum Sibiriens an Wild, besonders an Federvieh ist fabelhaft groß. Myriaden von Enten, Gänsen, Schwänen usw. bevölkern den Unterlauf des Jenissei. Niemandem fällt es ein, auf sie zu schießen, denn ein Schuß Pulver ist mehr werth, als eine Gans oder Ente. So z. B. verkauft man in Turuschanks am Jenissei Enten zu 2 Kop. das Stück und noch billiger. Man mag sie nicht, denn Elenfleisch bildet die Hauptnahrung. Im Süden des jeniseeischen Gouvernements beunruhigt die Menge der Birkhühner die Landwirthe, indem das Wild schaarenweise die Kornhaufen überfällt und zerzaust. Birkhühner kosten in Minusinks, wenn jemand sich die Mühe nimmt, sie auf den Markt zu bringen, 2-3 Kop. das Stück. Sie werden nur von Feinschmeckern gekauft; der einfache Bauer und der ärmere Stadtbewohner ziehen das Rindfleisch vor, wovon die beste Qualität 2 Kop. das Pfund kostet. Hieraus ersieht man, welche Geschäfte ein Konservenfabrikant in Minusinks machen würde, wo ihm das Material und die Arbeitskraft so spottbillig zur Verfügung steht. Die Ausbeutung des Wildreichthums wird wohl auch nicht lange mehr auf sich warten lassen, zumal die russische Eisenbahn dem russischen Wildexport große Dienste leisten dürfte. Im bisherigen Wildhandel ist es vorgekommen, daß ausländische Konservenfabrikanten Krähen als Wild verarbeitet haben. In Zukunft dürfte das nicht mehr zu befürchten sein. Einige ausländische Firmen, die sich mit Wildhandel beschäftigen, haben neuerdings durch das Auswärtige Amt sich an das Ministerium des Innern mit der Bitte gewandt, einige russische Wildhändler zu empfehlen, welche die Versorgung der ausländischen Märkte mit russischem Wild zu übernehmen bereit wären. Das Departement des Handels und der Manufakturen hat dem Ministerium des Auswärtigen mitgetheilt, daß es zwölf russische Handelshäuser namhaft machen könne, die nach bestem Gewissen sich der Aufgabe unterziehen wollen. Das sibirische Wild wird aller Wahrscheinlichkeit nach über Libau seinen Weg ins Ausland nehmen, besonders nach London, wo große Nachfrage herrscht.
- Das Jagdglück ist auch diesmal dem Kaiser auf der Hofjagd in Hummelshain hold gewesen. Se. Majestät schoß 10 Stück Keiler, 9 Bachen, 25 Frischlinge, 4 Damwild, 2 Füchse, 1 Dachs, Kaninchen und Hasen, in Summa 67 Stück Wild. Eingestellt waren am sog. "Bärenkopf": 70 grobe Sauen, 80 Frischlinge, 1 Achter Rothhirsch, 1 Spießer, 11 Kalbwild, 10 Damschaufler, 8 Damthiere, Kaninchen und Hasen, 2 Füchse und 1 Dachs.
- Der kaiserliche Marstall zählt jetzt 340 Pferde, welche jedes täglich 12 Pfund Hafer, 7 Pfund Heu und 7 Pfund Stroh erhalten. Es ist dies die Ration für jedes Cavalleriepferd.
- Kreuzweises und gleichseitiges Melken. Professor Albert in Halle hat untersucht, in welchem Grade durch das kreuzweise Melken eine Beeinflussung der Milchabsonderung im Gegensatz zum gleichseitigen Melken stattfinde. Aus seinen Untersuchungen geht nach der "D. landw. Presse" hervor, daß bei einer Harz=, Friesen= und Wilstermarschkuh durch das kreuzweise Melken eine Mehrausbeute an Milch erzielt wurde, und zwar von täglich rund 0,34 bezw. 0,55 und 0,56 kg. In Bezug auf die Fettausbeute ergab sich bei allen Kühen bei kreuzweisem Melken ein Mehrertrag von 24, 38, 77 und 97 g Fett. Es wäre daher unter allen Umständen das kreuzweise Melken zu empfehlen.
- Schutzmittel gegen das Ausgleiten bei Glatteis. Während der Winterzeit, wo oft während der Nacht plötzlich Glatteis auf den Fußsteigen und Straßen eintritt und das Gehen gefährlich macht, sei auf folgendes Schutzmittel gegen das Ausgleiten auf Glatteis aufmerksam gemacht: 3 g dicken Terpentin, 12 g Colophonium, 3 g Benzin und 15 g Spiritus läßt man in einer Flasche an einem warmen Orte so lange stehen, bis eine Lösung des Terpentins und Colophoniums erfolgt ist. Mit dieser Lösung bestreicht man einige Male die Schuhsohlen und läßt die Flüssigkeit eintrocknen. Dieses Mittel, welches Chemiker E. Soxhlet mit dem Namen "Bodensohlen=Fluid" belegt hat, conservirt auch das Leder.
- Beim Neubau des Kreishauses in Cassel ist ein provisorisches Gerüst eingestürzt und hat drei auf demselben befindlich gewesene Arbeiter mit in die Tiefe gerissen, sodaß alle drei lebensgefährlich verletzt worden sind.
- Ein einfaches Mittel, leicht und ohne jede Gefahr Feuer anzuzünden, soll folgendes sein:
Man thue etwas Asche (gleichgiltig, ob Holz oder Torfasche) in ein Gefäß, schütte Petroleum hinzu, bis die Asche durchfeuchtet ist, und rühre sie herum. Dann nehme man einen Löffel voll auf ein Stückchen Papier, lege dies auf den Rost, schichte Holz darauf und zünde es an. Man wird auf diese Weise sehr bald ein schönes, volles Feuer haben, ohne daß die geringste Gefahr für den Anzündenden entsteht. Mit Petroleum für 5 Pfg. soll man so 14 Tage anbrennen können.
- Weidmannsheil! Das "Wiener Tageblatt berichtet: Die erste Jagd im Groß=Wiener Gemeindegebiet hat vor kurzem auf der Semmeringer Heide stattgefunden. Wohl an 200 Schützen nahmen an der Gemeindejagd theil. Das Jagdresultat war Folgendes:
Abgegebene Schüsse 2000, geschossene Hasen 20, Tote Hunde 2, Schwerverwundeter Jagdleiter 1, angeschossene Treiber 2.
- Ein Unterfranke als amerikanischer Brauerkönig. Der Lebenslauf des kürzlich verstorbenen Brauerkönigs Valentin Blatz von Milwaukee zeigt, wie einträglich das Brauergewerbe in Amerika sein kann. Blatz, zu Miltenberg geboren, begann 1853 eine kleine Brauerei in Milwaukee. Als Anfangskapital hatte er 2500 Mark. Allmählich dehnte sich sein Geschäft so aus, daß vor 3 Jahren eine engl. Gesellschaft seine Brauerei für etwa 10 Millionen Mark erwarb. Das hinterlassene Vermögen des ehemaligen Brauburschen wird auf 60 Millionen Mark geschätzt.
- Amerikanische Aerzte berichten über die Wirkung der neuen kleinen Kugeln, die zum ersten Mal im chinesisch=japanischen Kriege ihre Verwendung fanden. Ein Arzt schreibt: "In einem Hospital bei Nagasaki sah ich einen chinesischen Officier, der im Kniegelenk auf 1000 Yards von einer Gewehrkugel verwundet war. Die dünne Stahlhülse der Kugel war zerplatzt und das Gelenk war einfach eine Masse von Knochensplittern. Das Knie war völlig weich. Kein Knochen war darin, der nicht auf eine Zollbreite gebrochen war. Das Bein mußte natürlich abgenommen worden. Das Hospital bei Nagasaki bildet die Bewunderung der französischen und englischen Aerzte. Die japanischen Aerzte haben alle nach ihren Studien in Japan, in Paris oder Berlin die Kliniken besucht. Die antiseptischen Mittel wurden in Anwendung gebracht."
- Die Präsidentin als Radfahrerin. Man schreibt aus Paris: Besonders groß ist hier die Passion der Damen aus fashionablen Kreisen für das Zweireidfahren. Sie erhielt gewissermaßen ihre officielle Sanction, als keine Geringere als die Frau des Präsidenten der Republik, Madame Casimir Perier, im Bois de Boulogne auf einem Pneumatic der neuesten Bauart erschien. Sie ist dem Radsport leidenschaftlich ergeben und fährt an jedem schönen Tage in Begleitung ihrer reizenden 14jährigen Tochter spazieren.
- Eine für eine Zeitung bestimmte Berichtigung im Sinne des § 11 des Preßgesetzes darf, nach einer neuerdings gefällten Entscheidung, nur thatsächliche Angaben enthalten und muß von dem Antragsteller unterschrieben sein. Enthält das Anschreiben neben der eigentlichen Berichtigung noch etwas anderes, etwa eine Drohung für den Fall der Nichtaufnahme, so kann die Aufnahme derselben mit Recht abgelehnt werden.
- Druckfehler. Die Seife macht schon nach achttägigem Gebrauch den schlechtesten Teint blendend weiß und entfernt Sommersprossen und Pickeln in einigen Tagen. Nur bei ganz veralteten Fellen ist längerer Gebrauch nöthig.
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 98 Seite 9]2. Beilage
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Sonntag, den 16. Decbr.
große Vorstellung des berühmten Casperle=Theaters mit Zauberei, Anfang 8 Uhr
Näheres durch die Zettel, es wird nur diese eine Vorstellung gegeben: Der Gastwirth vom Goldenen Stiefel zu Sülzdorf.
Hochachtungsvoll
Franz Strauschildt.
Am Sonntag, d. 16. d. M., nachmittags um 4 1/2 Uhr findet in der Kirche zu Selmsdorf ein
Kirchenconzert
statt, zu welchem hierdurch ergebenst eingeladen wird. Entree nach Belieben. Der Reinertrag ist für die Kirchenheizung bestimmt.
H. Lenschow,
Küster.
Selmsdorf, d. 10. 12. 1894.
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