No. 97
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. Dezember
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 97 Seite 1]

Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meiereien

Stove und Röggelin,

welche Johannis 1895 aus der Pacht fallen, ist vor dem unterzeichneten Großherzogl. Domänenamte Termin auf

Freitag, den 11. Januar 1895,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumt worden, wozu Pachtliebhaber hierdurch eingeladen werden.
      Dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Conventionalpön von 9000 Mark zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und öconomische Tüchtigkeit, sowie über das zur Annahme des Pachtstücks erforderliche Vermögen auszuweisen.
      Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Domänenamtsregistratur eingesehen und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung auf den Höfen in Augenschein genommen worden.
      Schönberg, 8. December 1894.

Großherzogl. Mecklb. Domänenamt.
Cl. v. Oertzen.


Holz=Auction Nr. 2.

Am Freitag den 14. Decbr. Morg. 10 Uhr, sollen im Lokale der Ww. Krellenberg in Carlow folgende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Samkower Holze.

    3 Rmtr. buchen Kluft,          Nr. 46 bis 55.
    7 Rmtr. eichen Kluft          Nr. 46 bis 55.
2 1/2 Fuder eichen Pollholz,          Nr. 46 bis 55.

2. Aus dem Carlower Holze.

  12 Rmtr. eichen Kluft u. 1 Rmtr. do. Knüppel.
    3 Fuder eichen Pollholz.
  11 Rmtr. buchen Kluft.
    3 Fuder buchen Pollholz.
6 1/2 Fuder ellern Wadelholz I. Cl. für Pantoffelmacher.
  13 Rmtr. aspen Kluft und Knüppel.
    4 Rmtr. tannen Kluft und Knüppel.

3. Aus dem Röggeliner Holze.

  10 Fuder buchen Durchforstholz II. und III. Cl.
100 Rmtr. buchen Kluftholz.
Schönberg, d. 5. Decbr. 1894.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Ehrenerklärung.

Hierdurch erkläre ich, daß ich den Arbeitsmann J. Clasen in Wietingsbeck bei Ratzeburg nebst den Seinigen für ehrsame Leute anerkenne.

                                                    A. Conseur, Schönbeck.


Wegen Erkrankung meines Dienstmädchens suche ich ein anderes, in allen häuslichen Arbeiten, sowie im Kochen erfahrenes, kräftiges Mädchen bei hohem Lohn.

                                                    Frau Goldschmied Berner.
                                                    Lübeck, Breitestraße 57.


Ein Tagelöhner
wird zu sogleich oder Ostern gesucht in Torisdorf
bei Schönberg.                                                     R. Schwarz.


Den Mitgliedern des Imkervereins

f. d. Fürstenthum Ratzeburg wird der nachstehende Beschluß des Vorstandes des Centralvereins zur Kenntniß gebracht:
Mitglieder, welche

1) über die Zahl der im Herbste eingewinterten Bienenvölker falsche oder gar keine Angaben machen,
2) die Versicherungsbeiträge nicht gezahlt haben und
3) beim Vorstand des Centralvereins nicht als Mitglieder angemeldet sind
werden bei etwaigen Schäden durch Faulbrut bezüglich der Feststellung der Entschädigung den Nichtmitgliedern gleichgeachtet.
Schönberg, im Dezember 1894.

                                                    Der Vorstand.


Empfehle mich mit
schönen Tannenbäumen
zu Weihnachten                                                     A. Green.
                                                                              Sabowerstr. 19.


Zu Weihnachtsgeschenken
empfehle ich mein reichhaltiges Lager von
Portemonais, Cigarrentaschen und =Spitzen,
Messern, Hosenträgern, Notizbüchern etc.
Porzellan=, Steingut= und Glaswaaren

zu den billigsten Preisen                                                     Aug. Spehr.


Feinste Jerusalemer
Apfelsinen
Ernst Hagen.
Bäckerei und Conditorei.


Erlaube mir die ergebene Mittheilung, daß ich meine diesjährige

Weihnachtsausstellung

eröffnet habe und empfehle zu Festgeschenken:

Bibel, Gesangbücher, Kochbücher, Klassiker, Märchen= und Bilderbücher, Photographie-, Poesie= und Briefmarken=Albums, Schreibmappen, Musikmappen, Schreibunterlagen, Schreibzeuge, Schmuck=, Handschuh= und Arbeitskästen, Umhängetaschen und Handtaschen.

Kinderspiele
in reicher Auswahl
und jeglichen
Tannenbaumschmuck.
Um recht zahlreichem Besuch bittet                                                    
                                                    Paul Buchholz, Buchbinder.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 97 Seite 2]

Mein großes Lager
in Eisen=, Galanterie= und Kurzwaaren, Glas, Steingut, Porzellan zu den billigsten Preisen. Sämmtliche Größen in gußeisernen sowie emaillirten Töpfen, verzinnte und verzinkte Eimer, Fleischmühlen mit Stopfvorrichtung, Ofengeräthschaften sowie sämmtliche Haushaltungsgegenstände in großer Auswahl
mit 10% Rabatt
bis Weihnachten bei                                                     C. Schwedt.


Conditorei u. Marzipan-Fabrik
von

Breitestraße
Ecke der Hüxstr. 89.
J. G. Niederegger, Breitestraße
Ecke der Hüxstr. 89.
empfiehlt einem geehrten Lübecker wie auswärtigem Publikum seine diesjährige
reichhaltige
Weihnachts-Ausstellung
in großer Auswahl von
Marzipan und Tannenbaum-Confecten.
NB. Die Ausstellung befindet sich in der ganzen ersten Etage.
Eingang zur Ausstellung durch den Laden.


Weihnachtsausstellung.
Reichhaltiges Sortiment in Spielwaaren und Puppen.
Größte Auswahl
in Decorations=, Luxus= und Gebrauchsgegenständen.
Echte Bronce, Alfenidewaaren, Kunstgußartikel, Nippes, Glaswaaren, echte Porzellan=, Galanterie= u. Lederwaaren, Photographiealbums, Japansachen, feine Toiletteseifen, Parfümerien, Christbaumschmuck, Lichte, Lichthalter.

Ferner alle Hausstandsgegenstände zu Weihnachtsgeschenken geeignet.
Billigste Preise.
                                                    Rud. Tietgen.


    Photographie!    
Das Photogr.=Atelier v.
P. Michael, Schönberg,
Siemzerstr. 195,
im Hause des Herrn Töpferm. Weinrebe,
liefert
passend als Weihnachtsgeschenke

unvergängliche Photographien jeder Art auf Bromsilber, Celloidin und Platin=Papier, in Aquarell u. Kreide=Vergrößerungen nach jedem Bilde zu billigen Preisen.

Specialität:
Kinder=, sowie gesammte Gruppenaufnahmen.

Aufträge auf Weihnachten bitte baldigst zu machen, damit sie in größter Sorgfalt ausgeführt werden können.

! ! Geöffnet täglich, auch Sonntags ! !
                                                    D. O.


Als
passende Weihnachtsgeschenke
empfehle mein Handschuhlager:
in Wild u. Waschledernen Handschuhen mit und ohne Pelzfutter,
sowie eine schöne Auswahl in Glaceehandschuhen, in allen Farben, alle Sorten Tricot= und Krimmerhandschuhe, auch in der Hand mit Leder besetzte wollene Kinderhandschuhe in großer Auswahl u. billigsten Preisen.
                                                    H. Böckmann,
                                                    Handschuhmacher.


Bremer, hamburger
u. importirte Havanna Cigarren
Rauchtabacke u. Cigarretten
in großer Auswahl und gut abgelagert
empfiehlt sehr billig                                                     Aug. Spehr.


Sternseife

beste Haushaltungsseife, zeichnet sich aus durch absolute Reinheit, größtmöglichste Trockenheit u. volle Neutralität, empfiehlt

                                                    Aug. Spehr.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 97 Seite 3]

Weihnachts=Ausstellung.

Meine am 2. d. M. eröffnete und mit vielen Neuheiten ausgestattete Ausstellung empfehle einem geehrten Publikum aufs Beste und bitte um zahlreichen Besuch.
Ganz besonders aufmerksam mache auf eine bedeutende Auswahl Photographie=Albums zu ganz besonders billigen Preisen, sowie:

Schreibmappen, Poesie-, Tagebücher, Bibel, Gesangbücher, Kochbücher, Jugendschriften u. s. w.
Ferner: Schmuck=, Handschuh= und Arbeitskästen, Hand= und Umhängetaschen enorm billig, Handkoffer, Brief= und Cigarrentaschen, Portemonnaies in ganz bedeutender Auswahl, Nippes, Fächer, Manchetten= und Kragenkasten, Uhrhalter, Schreibzeuge, Aschteller, Vasen und Figuren, Briefpapier in hochfeiner Ausstattung, Seifen und Parfümerien von den billigsten bis zu den feinsten Sorten, Haar= und Zahnbürsten, Cigarrenspitzen ff. Meerschaum, Schmuckgegenstände, Messer und Scheeren

                          u. s. w.                           u. s. w.

Bilderbücher, Kinderspiele, Tannenbaumschmuck und Lichter und Leuchter, und viele, viele andere Sachen mehr.

Hochachtungsvoll
Schönberg.                                                     Emil Hempel,
                                                                        Buchbinder.


Hängelampe     Passend als Festgeschenke
empfehle ich in reicher Auswahl:
Hängelampen, Tischlampen, Clavierlampen, Kronen und Ampeln
in bester Qualität zu höchst billigen Preisen.
Ferner
nützliche Hausstandsgegenstände, als
Dampfwaschkessel, Wringmaschinen,
Wurststopfmaschinen,
Fleischhackmaschinen, Reibemaschinen,
Mandelmühlen, Petroleumkocher, Wassereimer,
Toiletteneimer, Ofenvorsätze, Kohlen- und Ascheimer, Gebäckkasten,
Küchendosen, Messerkörbe, Geldkörbe, Kaffeebretter, Brodkörbe u. s. w.
Hochachtungsvoll
                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Engl. Kuchen-Syrup,
Mandeln, Rosinen, Corinthen, Citronen, Succade, Pommeranzenschaale
und sämmtliche Gewürze in bester Waare empfiehlt
                                                    A. Wigger Nachfolg.


50,000 Mark
als schönste Weihnachtsgabe zu gewinnen in der
am 13. Dezember stattfindenden 1. Ziehung der
Grossen Hamburger Geldverloosung.
Ganze Loose à 6 M., 1/2 à 3 M., 1/4 à 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).
versenden unter Nachnahme und erbitten Aufträge raschestens
Mindus & Marienthal, Hamburg.


WEIHNACHTS-KLEIDER
empfehlen in schöner, großer Auswahl,
6 Meter doppelbreit von 2,50 Mark an,                     
6 Meter doppelbreit Reine Wolle von 5 Mark an.
                                                    Gebrüder Burchard.

An den Sonntagen d. 9., 16. und 23. d. Mts., sowie am Bettage d. 19. d. Mts. ist unser Geschäft bis Abends 6 Uhr geöffnet.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 97 Seite 4]

Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundliche Gaben aus der Gemeinde, und ersuchen wir, dieselben uns gütigst bis zum 20. d. M. zukommen zu lassen.

Krüger.                           Kaempffer.


Eß- Thee- und Wasch-Service
in großer Auswahl empfiehlt                          
                                                    A. Wigger. Nachfolger.


Mast= und Freßpulver für Schweine
erregt Fresslust, verhütet Verstopfung, reinigt das Blut, bewirkt rasches Fettwerden und schützt vor vielen Krankheiten. Pro Schachtel 50 Pfg. Vor Nachahmungen wird gewarnt.
Geo. Dötzer's pharm. Fabrik.
3 gold., 1 silb. Medaille.
Erhältlich bei Apotheker Montag.


MonogrammE
auf Briefpapier, Couverts, Karten etc. fertigt schnell und billigst an                                                    
Schönberg.                                                     Emil Hempel,
                                                                        Buchbinder.


Passend als Festgeschenke:
Empfehle ich Handkoffer in braunem Segelleinen, Ledertuch und grauem Leinen, Schultornister für Knaben und Mädchen, Hosenträger und Plaidriemen nur eigenes Fabrikat.
                                                    H. Bockwoldt,
                                                    Sattler.


Gold- u. Silberwaaren
wie gold. u. silb. Ketten, Ringe, Medaillons, Trauringe u. s. w.,
silberne Bestecke in allen Preislagen.
Corall- u. Granatschmuck in großer
Auswahl empfiehlt zu billigen Preisen
C. Roepstorff,
Goldschmied.


Georg Lenthe & Söhne,
Hof=Graveure,
Schwerin, Schloßstraße Nr. 19,
empfehlen ihre kunstgewerbliche Werkstatt zur Anfertigung von Dienstsiegeln und Stempeln. Zierlichen Privatpetschaften, Wappen und Monogrammen in Siegelringen. Selbstfärbende Datumstempel etc.
Kautschukstempel.
Stempelfarbe, Haltbare Schablonen zum Wäschezeichnen, Clichès, Siegeloblaten. Gravierungen auf Elfenbein, Gold u. Silberwaaren
etc.                           etc.


Doppelt
raffinirte Broden-Raffinade
Puderzucker und Farina empfiehlt zu sehr billigen
Preisen                                                    Aug. Spehr.


Gelbe und grüne
Kocherbsen
empfiehlt                                                     A. Wigger, Nachfolger.


In Schönberg
Sonntag, den 16. Decbr.
große Vorstellung des berühmten Casperle=Theaters mit Zauberei, Anfang 8 Uhr
Näheres durch die Zettel, es wird nur diese eine Vorstellung gegeben: Der Gastwirth vom Goldenen Stiefel zu Sülzdorf.
Hochachtungsvoll                          
                                                    Franz Strauschildt.


Alfenide- u. Neusilber-
versilberte Waaren
wie Tafelaufsätze, Fruchtschaalen, Leuchter,
Brod- u. Kuchenkörbe, Zuckerschaalen
Rahmkannen u. dergl.
Extra stark versilberte Bestecke, unter Garantie der Silberauflage bei billigen
Preisen empfiehlt

C. Roepstorff,
Goldschmied.


Zu Festbäckereien
empfehle:
Prima Kuchensyrup,
feinstes Weizenmehl,
Mandeln, süß und bitter,
Succade, Orangeat, Pottasche,
sowie
sämmtliche Gewürze,
ganz und gemahlen.
Vollkernige
Haselnüsse,
frische Wallnüsse
                                                    W. Wieschendorf.


Großherzogliches Hoftheater
zu Schwerin i./M.
Zweite Fremden-Abonnements-Vorstellung für die Abtheilung I
am Mittwoch, den 12. December 1894.
Der Kaufmann von Venedig.
Lustspiel in 5 Aufzügen von Shakespeare.
Anfang 6 Uhr.                           Ende nach 1/2 9 Uhr.
Schwerin, den 7. December 1894.                          
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Am Sonntag, d. 16. d. M., nachmittags um 4 1/2 Uhr findet in der Kirche zu Selmsdorf ein

Kirchenconzert

statt, zu welchem hierdurch ergebenst eingeladen wird. Entree nach Belieben. Der Reinertrag ist für die Kirchenheizung bestimmt.

H. Lenschow,
                                                    Küster.

Selmsdorf, d. 10. 12. 1894.


Allen denen, die unseren lieben Bruder, Onkel und Großonkel zu seiner letzten Ruhestätte begleiteten, sagen wir unsern herzlichsten Dank. Im Auftrage:

                                                    H. Vitense.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 97 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 97 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 11. Dezember 1894.


- Schönberg. Am Freitag hielten die Actionäre der hiesigen Ersparniß= und Vorschußanstalt eine Generalversammlung ab, um die Verwendung der in Rücksicht auf das in diesem Jahre stattgehabte 25jährige Geschäftsjubiläum in die Bilanz zu gemeinnützigen Zwecken eingestellten 2500 Mk. zu berathen. Man einigte sich dahin, 1000 Mk. der Stadt Schönberg zum Ausbau ihrer Trottoire, und 1000 Mk. dem Herbergsverein des Fürstenthum Ratzeburg zum Bau eines Vereinshauses zur Verfügung zu stellen. Von den restlichen 500 Mk. sollten 400 Mk. zur Beschaffung einer Ehrengabe an den Secretär der Anstalt, Herrn Stoffers, der 25 Jahre als solcher bei der Anstalt thätig war, verwandt, und 100 Mk. dem Hülfsarbeiter Herrn Rieckhoff übergeben werden.
- Neustrelitz. S. K. H. der Erbgroßherzog hat sich am Freitag Morgen auf einige Tage nach Dessau begeben, um dort der Jagd obzuliegen.
- Dem Meckl. Landtage wurde Bericht erstattet über die Verwaltung der Großh. Friedrich=Franz=Eisenbahn im Betriebsjahr 1893/94. Demnach betrug die Gesammteinnahme 7 729 184 Mk., die Gesammtausgabe 4 662 184 Mk., somit Ueberschuß 3 066 999 Mk.
- Militärisches. Es hat sich herausgestellt, daß in verschiedenen Regimentern innerhalb des IX. Armeecorps die Zahl der Unterofficiere der Reserve eine unverhältnißmäßig geringe ist. Aus diesem Grunde sind nun die in Frage kommenden Bezirkscommandos angewiesen worden, Reservisten, die als Gefreite zur Reserve übergetreten sind, in erforderlicher Zahl nachträglich zu Unterofficieren zu befördern. Die Beförderung zu Unterofficieren nach absolvirter Reserveübung erfolgte nämlich bei den verschiedenen Regimentern der Zahl nach so ungleichmäßig, daß ein Ausgleich durch nachträgliche Ernennung sich als durchaus notwendig erwies.
- Der Kutscher des Gutes Ballin bei Stargard hatte dieser Tage von einer Miethe Stroh abzufahren. Das Messer, welches zur Entnahme des Strohes benutzt wird, lag in der Nähe der Miete unbedeckt mit der Schneide nach oben. Unglücklicher Weise traten die Pferde beim Anfahren auf das Messer, wodurch die beiden Thiere, zwei edle Kutschpferde, arge Verletzungen erlitten, indem ihnen das Messer die Sehnen durchschnitt.
- Einem Storch, der im Sanderschen Restaurant "Zum Storchnest" zu Güstrow den vergangenen Sommer verbracht, hat es dort so behagt, daß er die Reise nach Afrika nicht mitmachte, sondern im Pferdestall des Herrn Sander Winterquartier bezogen hat. Dort wird er mit Fleischabfällen etc. gefüttert. Mit Vorliebe frißt er Fische. Mit den Pferden verträgt er sich ganz ausgezeichnet und sie mit ihm.


- Ganz Deutschland nicht nur, sondern die ganze christliche Welt, soweit sie auf dem Boden des Evangeliums steht, hat am 9. Dec., in Liebe und Dankbarkeit des tapferen frommen Schwedenkönigs Gustav Adolfs gedacht, der vor 300 Jahren in die Greuel der Gegenreformation so kräftig hineingefahren ist, und nach menschlichem Ermessen so wirksam dazu beigetragen hat, daß heute auf dem Erdball fast 200 Mill. evangelische Christen sich einer so ungestörten Glaubens= und Gewissensfreiheit erfreuen können, daß Rückfall in reformatorische Zustände, daß Glaubenszwang, wie ihn noch Pius IX. vor 25 Jahren im Syllabus als gutes Recht der römischen Kirche proclamirt hat, nunmehr als ausgeschlossen erscheint.
- Der deutsche Kaiser hat an den Commandeur des englischen Dragoner=Regiments "Scotch Greys", zu dessen Ehren=Oberst der Kaiser von Rußland vor einigen Tagen ernannt worden ist, folgendes Telegramm gerichtet: Ich drücke ihnen und ihrem glänzenden Regiment in meiner Eigenschaft als Oberst der "Royals" meine herzlichsten Glückwünsche für die Ehre aus, die Ihnen Ihre allergnädigste Majestät erwiesen hat und die von den "Royals" wie von den "Greys" gleichermaßen gewürdigt werden wird, in Ansehung der herzlichen und innigen Bande der Kameradschaft zwischen den Regimentern der "Union=Brigade" und der "Brigade von Waterloo". (gez.) Wilhelm I. R., Oberst der Royals".
- Der Militärattache der schwedisch=norweg. Gesandtschaft, Hauptmann und Flügel=Adjutant Rustad, überreichte im Auftrage des Königs Oskar dem Kaiser die große goldene Medaille als Geschenk, welche König Oskar zum Andenken an den 300=jährigen Geburtstag Gustav Adolfs prägen ließ.
- Die Kaiserin Friedrich, der bekanntlich ein hohes Kunstverständnis nachgerühmt wird, hat laut einer Meldung der "National=Ztg." am Sonnabend unter Führung des Baumeisters Wallot das neue Reichstagsgebäude besichtigt und sich sehr anerkennend und befriedigt darüber ausgesprochen.
- Die socialdemokratischen Abgeordneten haben sich an der Schlußsteinlegung des neuen Reichstagsgebäudes nicht betheiligt. Es hat sie aber auch niemand vermißt.
- Unter den vielen Initiativanträgen (Anträgen aus dem Hause), die dem Reichstag entweder schon zugegangen sind oder in nächster Zeit zugehen werden, befinden sich auch zwei alte Bekannte: einmal der Antrag Kanitz auf Einführung eines Monopols für den Handel mit ausländischem Getreide und dann der Jesuitenantrag des Zentrums. Die konservative Partei wird auch ihren Heimstätten=Gesetzentwurf wieder einbringen. Der Antrag Kanitz soll übrigens wesentliche Veränderungen erfahren, auch soll er erst eingebracht werden, nachdem ihn die freie wirthschaftliche Vereinigung berathen haben wird. Der letztere Modus wäre nach den "Berliner Neuesten Nachrichten" eine Rücksichtnahme auf die neuen Minister.
- Ueber den neuen Tabaksteuer=Entwurf weiß die "Post" noch zu melden, daß der Zoll für ausländischen Tabak auf 40 Mk. pro 100 Kilo festgesetzt ist. Der Satz ist demnach derselbe geblieben, wie in dem Entwurf, der dem Bundesrath im vorigen Jahr vorgelegen hat.
- Wie verlautet, wird der Entwurf zum Reichshaushaltsetat für 1895/96 in Einnahme und Ausgabe mit 1 247 256 063 Mark abschließen. Bei den Ausgaben entfallen 1 100 554 613 Mk. auf die fortdauernden, 98 844 584 Mk. auf die einmaligen ordentlichen und 47 856 866 Mk. auf die außerordentlichen Ausgaben.
- Die an den Reichstag zunächst gelangenden Vorlagen, Etat und Umsturzvorlage, wurden am Eröffnungstage abends ausgegeben. Weitere Vorlagen kommen vorläufig nicht an das Parlament.
- Der Gesammtausschuß des Bundes der Landwirthe, der am 4. d. M. in Berlin getagt hat, hat unter anderen Beschlüssen folgende Erklärung angenommen:
"Der Bund der Landwirthe steht auf dem Boden des Christenthums, der Königstreue und der Vaterlandsliebe und ist daher der geborene Gegner der Umsturzparteien. Er erachtet aber alle gegen dieselben gerichteten Maßregeln der Gesetzgebung u. Verwaltung für wirkungslos, so lange nicht durch wirthschaftspolitische Reformen der weiteren Verarmung des Mittelstandes in Stadt und Land abgeholfen wird."
- An den Fürsten Bismarck hat der Gesammt=Ausschuß des Bundes der Landwirthe aus Anlaß des Todes der Frau Fürstin ein Beileidstelegramm gerichtet, für das der Altreichskanzler Herrn von Plötz seinen herzlichen Dank telegraphisch ausgesprochen hat.
- Der Gesundheitszustand des Fürsten Bismarck ist, wie aus Mittheilungen an Berliner Freunde hervorgeht, ein durchaus günstiger. Die Uebersiedelung nach Friedrichsruh ist baldig in

[ => Original lesen: 1894 Nr. 97 Seite 6]

acht bis spätestens vierzehn Tagen, in Aussicht genommen.
- Die Bismarckhütte in Oberschlesien widmete durch ihren Leiter, Director Kollmann, dem Andenken der Fürstin Bismarck einen eisernen Kranz, welcher nach Varzin gesandt wurde. Die Umformung der Stahlbleche in Eichen= und Lorbeerblätter, Nelken - die Lieblingsblume der Fürstin - Vergißmeinnicht, Rosenknospen und Friedenspalmen, sowie das Binden des Kranzes übernahm eine Breslauer Firma. Die in Krepp gehüllten Bänder in den deutscheu Farben tragen die Widmung: "Dem Andenken der treuen Gattin des besten und größten deutschen Mannes gewidmet von der Bismarckhütte".
- In den Kreisen der schleswig=holsteinischen Kampfgenossen von 1848/51 wird angeregt, in dem Ort Idstedt, in dem die Kämpfer für Schleswig=Holsteins Recht und Freiheit gegen die dänische Fremdherrschaft nach ruhmvollem Kampf der nordischen Uebermacht erlegen sind, eine Kirche als Denkmal zu errichten.
- In Itzehoe wurde am Mittwoch Prinzessin Louise v. Schleswig=Holstein=Sonderburg=Glücksburg im Mausoleum auf dem Friedhofe beigesetzt. Zunächst fand eine Trauerfeier im Palais statt, der sämmtliche dort anwesende Fürstlichkeiten beiwohnten. Kränze sandten u. a. der Kaiser und die Kaiserin. Im Leichenzuge schritten der König von Dänemark, der Kronprinz und Prinz Waldemar von Dänemark, die Fürstlichkeiten, Graf Waldersee als Vertreter des Kaisers, Graf Seckendorff als Vertreter des Prinzen Heinrich. Die Artillerie bildete Spalier, Tausende von Zuschauern waren zugegen. König Christian von Dänemark betrat die Stadt Itzehoe zum ersten Male nach den Ereignissen von 1864.
- Der Radbrucher Wunderdoktor Ast ist vom Wiesener Schöffengericht wegen unerlaubten Feilhaltens von Arzneien zu 150 Mk. Geldstrafe verurtheilt worden. Apotheker Meinke, der für Ast die 15 Heilmittel herstellte, bekundete deren Harmlosigkeit, Ast behauptete, die Zusammensetzung sei ein Geheimniß seiner Familie seit 1200 Jahren. Er will Berufung einlegen.
- Der verantwortliche Redakteur der "Augsb. Neuesten Nachrichten" wurde von einem pensionirten Major gefordert, weil er den "Sang an Aegir" als Dilettantenarbeit bezeichnet hatte.
- Ein Einjährig=Freiwilliger des 116. Infanterie=Regiments in Gießen ist am Mittwoch wegen Majestätsbeleidigung in Haft genommen worden.
- Bei einem von der Forstakademie in Münden veranstalteten Dachsgraben sind drei Dachse erlegt worden. Da das Fleisch des einen Dachses zum Braten bestimmt war, so ist es einer Untersuchung unterworfen worden, wobei sich herausgestellt hat, daß das Fleisch vollständig mit Trichinen durchsetzt war.
- Am Montag entleibte sich in Lemberg der Gutsbesitzer und vielfache Millionär Graf Victor Baworowski, indem er sich den Hals durchschnitt. Graf Baworowski hat bekanntlich Byron ins Polnische übersetzt. Der Verstorbene war 69 Jahre alt und litt am Größenwahn.
- In dem Orte Tunxdorf bei Papenburg (Hannover) richtete eine Feuersbrunst großen Schaden an. Die umfangreiche Oekonomie des Großgrundbesitzers Pennemann wurde gänzlich eingeäschert. 22 Zuchtkühe, 4 Pferde im Werthe vom 5000 M. und 8 Schweine gingen zu Grunde; mehrere Thiere wurden schwer verletzt. Ferner verbrannten alle landwirthschaftlichen Maschinen, ebenso auch die Haushaltungsgegenstände. Nichts konnte gerettet werden. Da das Feuer sich mit rapider Schnelligkeit ausbreitete, so gelang es auch nicht, Werthpapiere im Werthe von 6000 Mk. zu retten. Das Silbergeld fand man am anderen Morgen bei den Aufräumungsarbeiten zu einem Klumpen zusammengeschmolzen.
- Dieser Tage erhielt eine Dame in Mayen (Regbz. Coblenz) einen Geldbrief mit 400 Mk. mit der Erklärung, daß ihr dieser Betrag vor langen Jahren gestohlen worden sei. Der Absender bat um Verzeihung und um Annahme des Geldes als Eigenthum.
- Gegen die Zigeunerbanden geht man jetzt in Preußen scharf vor. So wurde dieser Tage eine aus 17 Köpfen bestehende Bande vom Schöffengericht zu Jerichow wegen Landstreichens zu Haftstrafen bis zu 6 Wochen und zur Ueberweisung ins Arbeitshaus verurtheilt.
- Ein furchtbares Unglück hat sich in Seidmar bei Forchheim zugetragen. Ein dortiger Landwirth hatte einen Stier schlachten wollen. Der Knecht hielt dem Stier ein Tuch über Kopf und Augen, damit das Thier die Bewegungen des Metzgers mit dem Beil nicht wahrnehmen sollte. Der Metzger holte zum Schlag aus und schlug auch zu; in diesem Augenblick aber sprang der Stier zur Seite und das niedersausende Beil traf statt den Kopf des Stieres den Knecht, der mit zerschmettertem Schädel tot zu Boden sank. Der Stier, dadurch wild geworden, stößt der Magd des Bauern die Hörner in den Unterleib, sodaß auch diese schwer darniederliegt und wahrscheinlich nicht mehr aufkommen wird. Der Stier ist schließlich von einem Jagdpächter erschossen worden.
- In Rußland herrscht seit der Vermählung des Zaren und dem damit in Zusammenhang stehenden Gnadenerlaß eine sehr gehobene Stimmung. Mit Genugtuung konstatieren die Blätter, daß bei den Hochzeitsfeierlichkeiten die Polizei in den Hintergrund geschoben und das Volk zur unmittelbaren Theilnahme au den Festlichkeiten zugelassen worden ist. Erst seit der Hochzeit Nikolaus II., schreiben die "Nowosti", sei die russische Nation entdeckt; wie in Westeuropa, so sei endlich auch in Rußland das Volk gesittet und kulturreif befunden worden, so daß Kaiser Nikolaus sich die Herzen im Flug erobert und seine Regierung mit dem Glanz der Volksthümlichkeit umgeben habe. So groß die Freude der Russen über diesen Umschwung ist, so schwach ist der Boden, auf dem sie sich aufbaut. Ein neuer Vorstoß der Nihilisten und die ganze gepriesene Herrlichkeit fällt in Trümmer!
- Unter die Vergünstigungen, die der Gnadenerlaß des Zaren Nikolaus II. gewährt, fallen u. A. auch die Vergehen der baltischen Pastoren. Die noch schwebenden Anklagen gegen lutherische Priester werden voraussichtlich niedergeschlagen werden. Nach der "Kattowitzer Zeitung" sind ferner durch die russische Amnestie alle über deutsche Arbeiter und Beamte verhängten Ausweisungsverfügungen außer Kraft gesetzt.
- Die Lage in Ungarn ist noch immer nicht geklärt. Bisher sind die großen kirchenpolitischen Vorlagen noch nicht sanktionirt worden, obwohl seit der Reise Wekerles nach Wien, wo der ungarische Ministerpräsident die bestimmte Zusicherung der schleunigen Sanktion in der Hofburg erhielt, schon über acht Tage verstrichen sind. In den liberalen Kreisen Ungarns ist man daher gegen den Wiener Hof verstimmt, da man der ewigen Intriguen der klerikalen Clique gegen den hochverdienten Ministerpräsidenten Wekerle müde geworden ist. Im ungarischen Reichstage werden insbesondere Graf Kalnoky, Kallay, Szogyenyi beschuldigt, Ränke gegen Ungarn zu schmieden und das Mißtrauen des Königs wachgerufen zu haben. Auch taucht wieder verschiedentlich das Gerücht vom Rücktritt des liberalen Kabinetts auf.
- Auch im reich gesegneten Ungarn kämpft die Landwirthschaft zur Zeit mit einer Calamität, über die sich der Ackerbauminister, Graf Festetics, dieser Tage im Abgeordnetenhaus eingehend geäußert hat. Der Ackerbauminister sagte, die landwirthschaftliche Calamität sei hauptsächlich auf das Sinken der Getreidepreise zurückzuführen, von einer förmlichen, die Landwirthschaft bedrohenden Krise könne jedoch nicht die Rede sein. Die Calamität sei in ganz Europa allgemein. Eine Beseitigung derselben sei am ehesten erreichbar durch Hebung der Produktion, Verbesserung des Bodens, Verbilligung des Düngers, Anschaffung von Veredlungsformen, Förderung der landwirthschaftl. Maschinenindustrie und Verbilligung des Credites durch Gründung eines starken Zentralinstituts. Von der Lösung der Creditfrage hänge wesentlich die Lösung der Arbeiterfrage ab, die vornehmlich eine Brotfrage sei. Der Minister stellte sodann ein Viehversicherungsgesetz in Aussicht, ferner die Förderung der Regeneration des Weinbaus durch Vermehrung der Musterkulturen und Verbilligung des Anschaffungspreises von Weinreben, die Hebung der Pferde= und Hornviehzucht und die Fortsetzung der Fluß=Regulirungsarbeiten. Diese Ausführungen des Ackerbauministers, der damit sein Programm für die

[ => Original lesen: 1894 Nr. 97 Seite 7]

Leitung des Ressorts entwickelt hat, sind vom Abgeordnetenhaus mit lebhaftem Beifall aufgenommen worden.
- Das österreichische Abgeordnetenhaus beschloß bei Beratung des neuen Strafgesetzes mit 148 gegen 66 Stimmen die Beibehaltung der Todesstrafe.
- Ein Bergsturz ereignete sich am Mittwoch früh in Tirol oberhalb St. Massenza in der Ortschaft Giare. Ein Theil des felsigen Terrains löste sich los und stürzte unter furchtbarem Getöse aus einer Höhe von etwa 300 Metern herab. Mehrere Felsblöcke kamen bis an das Dorf heran. Die Weingärten wurden zum Theil verwüstet. Ein weiterer Bergsturz wird befürchtet.
- Der alte Lesseps, der "große Franzose", wie er einst von seinen Landsleuten genannt wurde, bis sein Ruhm im Panama=Skandal jäh unterging, ist am Freitag auf seiner Besitzung La Chesnayeaux=Bois (Berri) im Alter von 89 Jahren gestorben, nachdem sein einst so mächtiger Geist schon seit längerer Zeit völliger Stumpfheit verfallen war.
- Nach einer Meldung der "Politischen Korrespondenz" aus Paris hat die französische Kriegsverwaltung beschlossen, im Lauf des Dezember eine erhebliche Verstärkung des Effektivstandes von 18 an der Nord= und Ostgrenze stationirten Infanterie=Regimentern durchzuführen.
- Aus Südfrankreich werden bedeutende Schneefälle gemeldet. In der Nähe von Nimes blieben die von Paris kommenden Züge im Schnee stecken und die Ueberlandposten mußten von Reitern besorgt werden. Im Bereiche von Rodez unterbrach der Schnee sowohl Post= wie Telegraphenverbindungen und mehrere Landbriefträger erfroren.
- In ganz Südengland herrschte in den letzten Tagen ein dichter Nebel. In Pemberton bei Wigan fielen während des Nebels zwei Mädchen in den Fluß Douglas. In Leith fiel ein Maschinist als er auf sein Schiff zurückwollte, in den Schiffskanal und ertrank. Auf dem Manchester Schiffskanal geriet der Verehr fast völlig ins Stocken. Bei Bristol strandeten drei irische Dampfer, ferner zwei schwedische Barken. Es konnte kein Schiff wegen des undurchdringlichen Nebels in Bristol ein= oder auslaufen.
- Der in Antwerpen eingelaufene, aus Montreal kommende deutsche Dampfer "Sicilia" hat auf dieser Fahrt furchtbare Stürme zu bestehen gehabt. 212 Rinder, die zu seiner Ladung gehört haben, sind dem Unwetter erlegen und haben ins Meer geworfen werden müssen. Man schätzt den Schaden, den der Dampfer erlitten hat, auf mehr als 160 000 Franken.
- Am vorigen Sonnabend sind nicht weniger als 43 englische Dampfer von Constantinopel nach dem Schwarzen Meer abgefahren, von denen die meisten daselbst Getreide laden wollten.
- Ueber die Tüchtigkeit der japanischen Armee äußern sich selbst englische Offiziere sehr anerkennend. Ein Offizier des britischen Kriegsschiffs "Purpoise", welcher der Schlacht bei Port Arthur beigewohnt hat, urtheilt: "Zur See würden wir die Japaner wahrscheinlich vernichten können, zu Lande vermögen wir nichts gegen sie. In der Kriegswissenschaft können wir sie nichts lehren, sie sind Meister der modernen Kriegsführung. Port Arthur war eine Enthüllung für uns. Von den Chinesen läßt sich um so weniger Rühmliches berichten. Sie haben sich bisher nur durch Unfähigkeit, Feigheit und Barbarei hervorgethan.
- Immer neue Einzelheiten über die Barbareien der Chinesen dringen in die Oeffentlichkeit. So schreibt ein englischer Berichterstatter u. a. folgendes: Die Chinesen zogen den gefangenen Japanern eiserne Ringe durch die Nase und führten sie so als Trophäen durch die Ortschaften. Die Gefangenen wurden sodann geköpft und ihnen die Eingeweide herausgerissen.
- Pabst Leo XIII. hat in diesen Tagen Anordnungen für die Errichtung seines Grabmals ergehen lassen. Mit der Ausführung wurde Prof. Lucchetti betraut; die Statue des Pabstes wird von dem Bildhauer Eugenio Maccagni hergestellt. Das Grabmal wird sich in der Basilica Santa Maria Maggiore erheben, in der nach Pius VI. kein anderer Papst mehr bestattet wurde. Pius VII. Pius VIII. und Gregor XVI. liegen im Petersdom begraben, Pius IX. in der Kirche San Lorenzo auf dem Campo Verano.
- Der Kaiser hat für die Einweihung des neuen Reichstagsgebäudes die Prägung einer Münze mit seinem Bildniß in der Uniform der Gardes du Corps genehmigt. Die Münzen werden in Fünfmarkstückgröße in Silber in der Oertelschen Münze zu Berlin ausgeprägt und zeigen auf der Kehrseite das neue Reichstagsgebäude.
- Ein Radicalmittel gegen die Schweineseuche soll nach der Mittheilung der "Sächsis. Fleischerztg." im Württembergischen entdeckt worden sein. Das Blatt berichtet darüber: Daß im Laufe der Zeit viele Mittel gegen die Seuche nicht unversucht blieben, ist natürlich. Reinigung der Krippen, Neupflasterung des Bodens etc. waren vergeblich. Endlich wandte man Pferdedung an, und das Radicalmittel war gefunden. In Ställe, wo bereits die Hälfte der Schweine dieser Seuche erlegen war, wurde Pferdedung gebracht und die gefährliche Krankheit war zu Ende, was genau constatirt worden ist. Es ist also jedem Besitzer von Schweinen der Versuch zu empfehlen, Pferdedünger als Streumaterial zu verwenden.
- Von Wichtigkeit ist die Nachricht, daß Tierarzt Leitzen in Danzig glaubt, ein Mittel gegen die Ausbreitung der Rotlaufseuche der Schweine gefunden zu haben. Das Mittel besteht in kräftiger Desinfection der Stallungen, Futterbehälter, Krippen und der Schweine selbst mit Eisenvitriol. Es sollen dazu in einem Eimer Wasser zwei gehäufte Eßlöffel von Eisenvitriol (schwefelsaures Eisen) aufgelöst und damit täglich zweimal mit einer Gießkanne die vorher gereinigten Ställe, Utensilien und die Schweine besprengt werden. Dazu ist bei Behandlung der Seuche wo sie schon aufgetreten ist, den kranken Thieren ein Abführmittel gegeben, welches gleichzeitig auch ein kräftiges Desinfectionsmittel ist, nämlich Calomel (versüßtes Chlorquecksilber), für ein mittelgroßes Schwein 2 Gramm mit Mehl zur Latwerge gemacht, auf einmal eingegeben, als ein wirksames Mittel gefunden. Solche Gaben können nach nicht genügendem Erfolge nach 6 Stunden wiederholt werden.
- Als sicheres Mittel gegen Frostbeulen oder Frostballen hat sich die Zwiebel erwiesen. Man reibe die von Frost befallene Stelle, ehe man sich niederlegt, tüchtig mit Zwiebelsaft ein. Oder man binde die Hälfte einer Zwiebel auf die Beule und lasse sie über Nacht liegen. Die Anwendung des Mittels muß wiederholt werden bis Heilung erfolgt.
- Was ist eine Eisenbahn? Die Antwort auf diese Frage giebt "kurz und bündig" das Deutsche Reichsgericht in folgenden "Sätzen": "Eine Eisenbahn ist ein Unternehmen, gerichtet auf wiederholte Fortbewegung von Personen oder Sachen über nicht ganz unbedeutende Raumstrecken auf metallener Grundlage, die durch ihre Konsistenz, Konstruktion und Glätte den Transport großer Gewichtsmassen bezw. die Erzielung einer verhältnißmäßig bedeutenden Schnelligkeit der Transportbewegung zu ermöglichen bestimmt ist, und durch diese Eigenart in Verbindung mit dem außerdem zur Erzeugung der Transportbewegung benutzten Naturkräften (Dampf, Elektrizität, tierischer oder menschlicher Muskelthätigkeit, bei geeigneter Ebene der Bahn auch schon der eigenen Schwere der Transportgefäße und deren Ladung u. s. w.) bei dem Betrieb des Unternehmens auf derselben eine verhältnißmäßig gewaltige, je nach Umständen nur in bezweckter Weise nützliche oder auch Menschenleben vernichtende und die menschliche Gesundheit verletzende Wirkung zu erzeugen fähig ist."
- Auf den Wunderdoktor Ast in Radbruch, dessen erst kürzlich wieder Erwähnung geschehen ist, wird in und um Hamburg nachstehendes schöne Lied gesungen:

Ich hin der Wunderdoktor Ast,
Kuriere ohne Ruh und Rast,
Aus einer Locke Nackenhaar
Wird mir die Krankheit klipp und klar.
Auf Lungenschwindsucht hust ich was,
Auf Hühneraugen pust ich was,
Und wenn ich schmiere, ritz und ratz!
Ist jede Krankheit für die Katz.
Ein alter Schäfer merkt geschwind,
Wie Schafe zu kurieren sind;
Und nichts auf Erden ist so dumm,
Es findet stets sein Publikum.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 97 Seite 8]

- Die erste Nähmaschine in Berlin. Gerade vierzig Jahre sind verflossen, seit die erste Nähmaschine nach Berlin gekommen ist. Sie gelangte im Jahr 1754 in den Besitz des Schneidermeisters Pommerenke, dessen Familie heute noch das ehrwürdige Inventarstück hochhält. Sie kam aus Amerika und wurde begreiflicher Weise als ein wahres Wunderwerk angestaunt. Ja, das Aufsehen, das sie erregte, war so groß, daß nach ihrer Aufstellung König Friedrich Wilhelm IV. selbst die Schneiderwerkstatt aufsuchte und mit großem Interesse der rastlos fleißigen, "eisernen Nähmamsell", wie der König sie nannte, zuschaute. Auch Wrangel, erschien und wurde so begeistert von der Maschine daß er ihrem Besitzer anderen Tag eine ganze Schneiderkompagnie vom 2. Garde=Regiments z. F. auf den Hals schickte, damit die Leute das Maschinennähen lernen sollten. Mit Zustimmung des Königs beabsichtigte er, die Nähmaschine der Militärschneiderei dienstbar zu machen. Der alte Herr hatte sich aber die Sache zu leicht vorgestellt; die braven Grenadiere konnten mit dem "kuriosen Dinge" nicht fertig werden, namentlich riß ihnen allzu oft der Zwirn. Das erste Arbeitserzeugniß der "eisernen Nähmamsell" war eine für den König bestimmte Steppjacke, welche der Monarch bei einem zweiten Besuch, den er in Begleitung der Prinzessinnen in der Werkstatt machte, als Geschenk annahm.
- Welche Last kann ein Pferd ziehen? Weiß sagt: es ist ein Fuhrmannsgebrauch, 25-30 Ztr. Last pro Pferd ohne Wagengewicht zu rechnen Nach Eckardstein und v. Wilisen vermochte ein sehr kräftiges Pferd auf gutem Wege 96 Zentner, auf sehr guter Chaussee 216 Zentner, auf Bahnenschienen 2640 Zentner - Wagen eingerechnet - fortzuziehen. Gerlach (gerichtliche Thierheilkunde) äußert: 10-12 Zentner sind auf festem Wege für ein Mittelpferd keine übermäßige Last. Reitlechner sagt in seinem "Lehrbuch der landwirthschaftl. Maschinenkunde": Die Zugkraft eines Pferdes ist bei:
0,6 m Schnelligkeit in 1 Sec. gleich 160 Pfd.
0,9 m Schnelligkeit in 1 Sec. gleich 120 Pfd.
1,2 m Schnelligkeit in 1 Sec. gleich   90 Pfd.
1,5 m Schnelligkeit in 1 Sec. gleich   62 Pfd.
1,8 m Schnelligkeit in 1 Sec. gleich   40 Pfd.
2,1 m Schnelligkeit in 1 Sec. gleich   26 Pfd.
Zürn und Müller bemerken: Man spricht zwar oft von einer Pferdekraft, weiß aber meist nicht, was unter einer solchen zu verstehen ist. Die Mechaniker verstehen unter einer Pferdekraft diejenige Kraft, welche 75 Kilogramm Last innerhalb einer Sekunde einen Meter hochzuheben oder fortzubewegen imstande ist. Die Zugkraft eines Pferdes ist entschieden eine viel geringere; ein mittelstarkes Pferd vermag - bei zehnstündiger Arbeitzeit - in der Sekunde höchstens 60 Kilogramm einen 1 Meter langen Weg fortzubewegen.
- Ein billiges Barometer kann man sich auf folgende Weise selbst herstellen: Man löst in 60 Gramm Alkohol 8 Gramm Kampfer, 2 Gramm Salpeter und 2 Gramm Salmiak auf und bringt die Mischung in einen Glaszylinder. Bei trockenem Wetter bleibt die Flüssigkeit hell; bei wechselnder Witterung zeigen sich in der Mitte kleine sternförmige Crystalle, und bei stürmischem Wetter endlich tritt eine starke Bewegung der Lösungen ein.
- Fauche Zähne, falsche Haare, falsche Reize falsche Juwelen, alles das hat man in unseren Tagen gesehen, aber Straßenkoth zu fälschen, das ist das Höchste? Und auch das haben die Pariser jetzt erlebt. Und der Zweck? Man höre: In den großen Kleiderstofflagern der französischen Hauptstadt wandte man den auf den Straßen der Stadt aufgesammelten Koth gewissermaßen als "Prüfstein" an, um die Echtheit der Farben zu erproben. Jede neue Farbe, die der Einwirkung des echten pariser Straßenkothes nicht widerstand, wurde ausgeschlossen. Der Gebrauch dieser Materie war aber leider sehr unbequem, und man beschmutzte sich dabei zu sehr die Hände. Man nahm sich also vor, einen künstlichen pariser Straßenschmutz herzustellen, und man erhielt ihn wirklich dadurch, daß man Ammoniak=Carbonat, Ammoniak=Salz, Potasche=Carbonat, Soda=Sulfat und Seesalz auflöste. Man darf neugierig sein, zu erfahren, was jetzt gefälscht werden wird?!


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