[ => Original lesen: 1894 Nr. 96 Seite 1] In Sachen betreffend die beantragte Mortification des für den Hauswirth H. Maack zu Lockwisch unter dem 6. September 1879 ausgefertigten Hypothekenscheins über dessen Cautionsforderung von 12 000 M., eingetragen ad Fol. I der zweiten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über die zu Lockwisch sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Jochen Kröger, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 3. Dezember 1894.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
In das hiesige Handelsregister Fol. XXI Nr. 34, betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg, ist heute Col. 6 eingetragen:
"An Stelle des bisherigen, inzwischen verstorbenen Mitgliedes des Directorii der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst, Hauswirth J. Kröger in Lockwisch, ist in der am 30. October ds. Js. abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Actionäre dieser Anstalt der Herr Hauswirth Franz Wigger in Törpt als Mitglied des Directorii wiedergewählt worden und als solches durch das [44] act. vorliegende Protocoll des unterzeichneten Amtsgerichts vom 30. Oktober 1894, welches auch die Erklärung der Annahme der Wahl und Zeichnung des Namens seitens des p. Wigger enthält, legitimirt."
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 5. December 1894.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Der von mir unter dem 19. November cr. gegen den Scharwerker Wilhelm Schmidtke aus Budweitschen erlassene Steckbrief wird hiermit als erledigt zurückgenommen.
Schönberg i/Mecklb., 3. December 1894.
Der Amtsanwalt.
A. Dufft.
Holz=Auction Nr. 2.
Am Freitag den 14. Decbr. Morg. 10 Uhr, sollen im Lokale der Ww. Krellenberg in Carlow folgende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden:
1. Aus dem Samkower Holze.
3 Rmtr. buchen Kluft, Nr. 46 bis 55.
7 Rmtr. eichen Kluft Nr. 46 bis 55.
2 1/2 Fuder eichen Pollholz, Nr. 46 bis 55.
2. Aus dem Carlower Holze.
12 Rmtr. eichen Kluft u. 1 Rmtr. do. Knüppel.
3 Fuder eichen Pollholz.
11 Rmtr. buchen Kluft.
3 Fuder buchen Pollholz.
6 1/2 Fuder ellern Wadelholz I. Cl. für Pantoffelmacher.
13 Rmtr. aspen Kluft und Knüppel.
4 Rmtr. tannen Kluft und Knüppel.
3. Aus dem Röggeliner Holze.
10 Fuder buchen Durchforstholz II. und III. Cl.
100 Rmtr. buchen Kluftholz.
Schönberg, d. 5. Decbr. 1894.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Den Mitgliedern des Imkervereins
f. d. Fürstenthum Ratzeburg wird der nachstehende Beschluß des Vorstandes des Centralvereins zur Kenntniß gebracht:
Mitglieder, welche
1) über die Zahl der im Herbste eingewinterten Bienenvölker falsche oder gar keine Angaben machen,
2) die Versicherungsbeiträge nicht gezahlt haben und
3) beim Vorstand des Centralvereins nicht als Mitglieder angemeldet sind
werden bei etwaigen Schäden durch Faulbrut bezüglich der Feststellung der Entschädigung den Nichtmitgliedern gleichgeachtet.
Schönberg, im Dezember 1894.
Der Vorstand.
Wegen Erkrankung meines Dienstmädchens suche ich ein anderes, in allen häuslichen Arbeiten, sowie im Kochen erfahrenes, kräftiges Mädchen bei hohem Lohn.
Frau Goldschmied Berner.
Lübeck, Breitestraße 57.
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 96 Seite 2]Vom 1. August d. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. Vom Hauswirth Wieschendorf in Pogez 1 Pferd 250 M.
2. Vom Mühlenpächter Frank hieselbst 1 Kuh 180 M.
3. Vom Arbeitsmann Schröder in Rünz 1 Kuh 135 M.
4. Vom Hauswirth Robrahn in Utecht 1 Pferd 700 M.
5. Vom Büdner Borchert in Carlow 1 Pferd 250 M.
6. Vom Hauswirth Kiezmann in Utecht 1 Kuh 180 M.
7. Vom Kaufmann Lundwall hier 1 Pferd 600 M.
8. Vom Hauswirth Boye in Schlagsdorf 1 Kuh 150 M.
9. Vom Hauswirth Vagt in Teschow 1 Pferd 100 M.
10. Vom Kaufmann Brüchmann hier 1 Kuh 180 M.
11. Vom Lehrer Reimer in Löwitz 1 Kuh 150 M.
12. Vom Bäcker Kleinfeldt in Selmsdorf 1 Kuh 180 M.
13. Vom Zimmermeister Egert hier 1 Pferd 50 M.
14. Vom Gastwirth Michaelsen in Selmsdorf 1 Kuh 180 M.
15. Vom Hauswirth Grevsmühl in Selmsdorf 1 Pferd 450 M.
16. Vom Schulzen Koop in Lindow 1 Pferd 400 M.
Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 1 Mark pro 100 Mark Versicherungssumme. Unsere Mitglieder werden ergebenst ersucht, solchen Beitrag am
Freitag, den 14. December Morgens 10 Uhr
im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Am 14. December d. J. - wie an allen Hebungstagen - liegen die Rechnungsabschlüsse und Lagerbücher unseres Vereins zur gefälligen Einsicht unserer Mitglieder und sonstiger Freunde der Viehversicherung vor.
Schönberg, den 28. November 1894.
Direction des Viehversicherungs-Vereins.
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 96 Seite 3]Grosse
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 96 Seite 4]Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundliche Gaben aus der Gemeinde, und ersuchen wir, dieselben uns gütigst bis zum 20. d. M. zukommen zu lassen.
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beim Herrn Gastwirth Michaelsen.
Tagesordnung: Kreisvorsteherwahl.
Der Vorstand.
Stadt Lübeck.
Am Sonntag, den 9. d. Mts.
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.
Schützenhaus.
Am Sonntag, d. 9. December. 94.
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W. Hagen, Schützenwirth.
Für die vielen Glückwünsche zu unserer silbernen Hochzeit, sagen wir unseren herzlichsten Dank.
H. Gramm u. Frau.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 9. December.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Krüger.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Inserate werden zum Montag und Donnerstag Mittag erbeten, um bestimmt für die nächste Nummer Aufnahme zu finden.
D. E. d. A.
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 48.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1894 Nr. 96 Seite 5]Beilage
zu Nr. 96 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 7. Dezember 1894.
- Die Eröffnung des Reichstages vollzog sich am 5. Dec. im Rittersaale des Kgl. Schlosses in der gewohnten Weise, nur der sonst übliche Aufzug mußte wegen Raummangels unterbleiben. Nachdem sich Mitglieder aller Fractionen, mit Ausnahme der socialdemokratischen, vor dem Thronsessel aufgestellt, betrat der Bundesrath unter Führung des Reichskanzlers Hohenlohe den Saal. Als der Kaiser in der Uniform der Garde du Corps erschien, brachte Reichstagspräsident Levetzow ein dreifaches Hoch auf ihn aus. Der Kaiser verneigte sich dankend, bestieg den Thron, nahm aus den Händen des Reichskanzlers die Thronrede entgegen und verlas die Letztere. Die Stellen derselben, welche von den Aufgaben des Staates gegenüber den schwächeren Klassen der Gesellschaft, von der Entschädigung unschuldig Verurteilter und von dem Börsengesetz handeln, wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Bei der Erwähnung der europäischen Friedensaussichten las der Kaiser mit erhobener Stimme. - Nachdem der Kaiser geendigt, erklärte der Reichskanzler namens des Ersteren die Session des Reichstags für eröffnet. Der bayerische Gesandte Graf Lerchenfeld brachte ein Hoch auf den Kaiser aus, das begeisterte Aufnahme fand.
- Die Schlußsteinlegung des neuen Reichstagshauses fand am 5. d. Mittags 1 Uhr programmäßig in Gegenwart II. MM. des Kaisers und der Kaiserin, sowie der hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen statt. Nachdem der Reichskanzler Fürst Hohenlohe die Urkunde verlesen hatte, überreichte der bayerische Bevollmächtigte Graf Lerchenfeld mit einer Ansprache die Kelle, womit der Kaiser Mörtel auf die Ränder der Kupferkasette legte, ferner der Reichstagspräses v. Levetzow den Hammer. Der Kaiser that die ersten Hammerschläge, die Worte: Pro gloria et patria folgen lassend. Hierauf folgten die Hammerschläge der Kaiserin sowie der Prinzen und Prinzessinnen unter Musikbegleitung. Mit einem vom Präsidenten v. Levetzow ausgebrachten Hoch auf Se. M. den Kaiser schloß die Feier. - Die bei der Schlußsteinlegung des neuen Reichstagsgebäudes verlesene kaiserliche Urkunde erinnert an den erhabenen Gründer des Reiches, Kaiser Wilhelm I., und an dessen ruhmgekrönten Sohn, Kaiser Friedrich III., denen nicht vergönnt war, die, Vollendung des Werkes zu schauen. Wie der Kaiser das Andenken derselben dankerfüllt segne, so werde ihr Andenken allzeit im Volke fortleben. Zur Ehre des geeinten Vaterlandes erhebe sich das Haus als Zeugniß deutschen Fleißes und deutscher Kraft. Der Geist der Gottesfurcht, der Vaterlandsliebe und Eintracht erfülle die Männer, welche berufen sind, des Reiches Wohlfahrt zu fördern. Der Bau sei eine Mahnung, das von den Vätern Erkämpfte zu pflegen.
- Der Kaiser begab sich am Sonntag abend kurz nach 11 Uhr mittels Sonderzuges nach Kiel, woselbst er am Montag 8 1/2 Uhr bei schönem Wetter eintraf, empfangen vom Prinzen Heinrich und dem Reichskanzler, welche beide in Stadtkloster, wo der Sonderzug die Maschinen wechselte, einstiegen. Der Kaiser war in Admiralsuniform und setzte ohne Aufenthalt die Reise nach Levensau fort. Um 8 Uhr 50 Min. passierte der kaiserliche Hofzug die neue Hochbrücke bei Levensau. Nach einer kurzen Eröffnungsfeier auf der Plattform des Nordpfeilers begab sich der Kaiser mit dem Prinzen Heinrich und dem Reichskanzler, dem Staatssekretär von Boetticher und dem Gefolge an Bord der Salonschaluppe durch den Nordostseekanal und die neue Schleuse in den Kieler Hafen. Als um 10 Uhr 20 Min. die Kaiserstandarte in Sicht kam, wurde dieselbe von sämmtlichen salutfähigen Kriegsschiffen salutirt. Der Kaiser fuhr bei der Flottenparade an der ganzen Reihe der Kriegsschiffe entlang, die Matrosen standen auf Deck, präsentirten und brachten ein dreimaliges Hoch aus. Die Schiffe flaggten über Topp. Der Kaiser ging hierauf bei der Barbarossabrücke ans Land und begab sich mit dem Prinzen Heinrich, dem Reichskanzler, Staatssekretär v. Boetticher, dem Admiral mit dem Gefolge in das Schloß. Die Kaiserstandarte wurde auf dem Südthurme gehißt, die ganze Flotte salutirte nochmals.
- Der Entwurf eines neuen Tabaksteuergesetzes ist, wie die "Post" erfährt, nunmehr festgesetzt und wird dem Bundesrath in diesen Tagen zugehen. Wie verlautet, ist für Zigarren und Zigaretten eine Steuer von 25 pCt., für Kau= und Schnupftabak eine solche von 40 pCt. und für Rauchtabak eine solche von 50 pCt. in diesem Entwurf in Aussicht genommen. Die Steuer soll erhoben werden, sowie die in den bestimmten Räumen hergestellten Waaren diese verlassen; zur Zahlung der Steuer soll jeder Fabrikant verpflichtet sein.
- Die Frage der Werthbestimmung des aus Deutschland nach den Vereinigten Staaten eingeführten Rohzuckers ist einer Meldung der "Nordd. Allg. Z." zufolge nunmehr vorläufig durch die zuständigen Zollbehörden gelöst worden. Das Collegium der Zollhaustaxatoren in Newyork hat in der Berufsinstanz dahin entschieden, daß der von den amerikanischen Importeuren als Marktwerth bezeichnete Preis des deutschen Zuckers, 20 Mark pro 100 Kilogramm, der Verzollung zu Grunde zu legen sei.
- Mißverhältniß im Preis zwischen den landwirtschaftlichen Produkten und den daraus gewonnenen Nahrungs= und Genußmitteln, das ist heute eine vielfach gehörte und mit Recht erhobene Klage. Wenn auch wohl im Metzger= und Bäckergewerbe der Preis sich nach dem Angebot richtet, so geschieht dies merkwürdiger Weise beim Bier nie. Die Gerste ist eben sehr billig, alle Berichte notieren ferner übereinstimmend ganz ausnahmsweise niedrige Hopfenpreise, allein das edle Bier hat einen festen Preis, an dem Nichts zu rütteln vermag. Man zahlt fürs Liter noch gerade so viel als in früheren Jahren, wo die Gerste 1/3 und der Hopfen wenigstens viermal so hoch im Preise standen. Dabei munkelt man überdies noch, daß in gar mancher Brauerei trotzdem früher mehr von beiden Rohprodukten zur gleichen Biermenge verarbeitet wurde.
- Die Kaiserin von Oesterreich reiste am Sonnabend abend von Wien nach Algier ab.
- Infolge der durch die soeben veröffentlichten Dekrete in Rom angeordneten Reformen der Armee=Organisation wird die Anzahl der Offiziere aller Grade um mehr als 900, jene der dem Kriegsministerium unterstehenden Civilbeamten um mehr als 700 reduziert.
- Das dänische Landsthing hat die Ausgabe einer dreiprocentigen Staatsanleihe in Höhe von 25 Millionen Kronen und die Conversion der dreieinhalbprocentigen Staaatsschuldverschreibungen in dreiprocentige definitiv angenommen.
- Die "Times" meldet aus Horoshima vom 1. d. M., die Japaner hätten nach der Eroberung Port Arthurs fast sämmtliche männliche Bewohner getötet. Viele chinesische Kriegsgefangene wurden ebenfalls von ihnen erdrosselt, erschossen, zerstückelt oder ihnen der Bauch aufgeschlitzt. Die Japaner behaupten, die Civilbevölkerung von Port Arthur habe am Kampfe theilgenommen und aus den Häusern geschossen. Der Minister des Auswärtigen hat seinem Erstaunen und seinem Schmerze über die Meldungen von einer solchen, dem japanischen Geiste völlig entgegengesetzten Grausamkeit Ausdruck gegeben und konstatiert, daß die japan. Regierung entschlossen sei, die Grundsätze der Menschlichkeit und Civilisation hoch zu halten. - Der japanische kaiserliche Prinz Yamashina, bisher Unterlieutenant in der deutschen Marine, der beim Ausbruch des Krieges Deutschland verließ, um am Kriege gegen China theilzunehmen, ist bei der Erstürmung von Port Arthur gefallen.
[ => Original lesen: 1894 Nr. 96 Seite 6]- Neustrelitz. Wie die "N.=Z." hört, hat Se. K. H. der Erbgroßherzog dem geschäftsführenden Ausschuß für die Errichtung eines Landeskriegerdenkmals die Summe von 500 Mark überweisen lassen. Nachdem auch der Magistrat von Neustrelitz die Summe von 300 Mk. zu dem gedachten Denkmal bewilligt hat, ist der Fonds nunmehr auf 7400 M. angewachsen.
- Der in Güstrow ausgebrochene Streik der dortigen Waggonfabrik fand dadurch ein schnelles Ende, daß die Streikkasse in Stuttgart ihre Zahlungen eingestellt hatte.
- Eine neue Erfindung hat Herr Dressing in Schwerin in der Tinctur "Krystallwasser" gemacht. Dieselbe verhindert das lästige Beschlagen und Anfrieren auf Fensterscheiben, erhöht also die Durchsichtigkeit derselben in besonderem Maße.
- Im Palais der Kaiserin Friedrich zu Berlin entstand am Sonnabend morgen ein Brand in der Balkenlage unter einem Camin, der von der Feuerwehr schnell gelöscht wurde. Die kostbaren Oelgemälde und die Mobilien wurden von der Feuerwehr, um dieselben vor Wasser und Rauch zu schützen, vorher aus dem Zimmer herausgeschafft. Die Decke mußte nach beendeter Löscharbeit von unten abgestützt werden, da bei der eindringlichen Zerstörung des Gebälkes ein Durchbruch des Camins zu befürchten war. Die Kaiserin Friedrich war mit dem Herzog von Coburg, der seit einigen Tagen im Palais abgestiegen ist, bei dem Brande zugegen, dessen Wahrnehmung von dem letzteren erfolgt war. Die Entstehungsursache ließ sich auf Schadhaftigkeit der Caminanlage zurückführen.
- In Varzin unternahm am letzten Sonnabend Fürst Bismarck von 4-5 Uhr nachmittags eine Ausfahrt mit dem Grafen Herbert bei prächtigem Wetter. Professor Schweninger ist abgereist. Am Sonntag vormittag nahmen am Gottesdienst in der Domkirche zu Wussow die Grafen Herbert und Wilhelm Bismarck, sowie die Gräfin Wilhelm und Fräulein Helene v. Bismarck Theil. Die Kirche war sehr stark besucht. Pastor Schumann sprach zu Herzen gehende Worte des Gedenkens an die Entschlafene und manches Auge wurde feucht. Der Fürst stattete wieder von 12-12 1/4 Uhr der Grabkapelle einen Besuch ab. Seine Söhne und Gräfin Wilhelm Bismarck schritten ihm zur Seite. Der Fürst besah die soeben ausgepackten Blumenspenden und verweilte dann kurze Zeit in der Kapelle. Die heute eingegangenen Blumenspenden wurden von den Damen der Familie, welche täglich mehrmals die Kapelle besuchen, geordnet und, da der Fußboden schon vollständig bedeckt ist, an den Wänden angebracht.
- Gleich dem preußischen Staatsministerium hat auch der Bundesrath in corpore dem Fürsten Bismarck kondoliert. Gleichzeitig beginnen auch die brieflichen Kondolenzen von Städten, deren Ehrenbürger der Fürst ist, von Korporationen, Vereinen und Privaten in größtem Umfange einzulaufen. Der Fürst befindet sich verhältnißmäßig wohl.
- In Kiel starb am Freitag morgen die Prinzessin Luise von Glücksburg, Schwester des Königs von Dänemark, Aebtissin des adeligen Klosters Itzehoe.
- Das erste offizielle Gespräch durch das Telephon zwischen den Städten Berlin und Wien ist am Sonnabend Vormittag zwischen dem Kaiser Wilhelm und dem Kaiser Franz Josef ausgetauscht worden. Die Deutlichkeit der gesprochenen Worte und das Fehlen aller lästigen Nebengeräusche ist von beiden Kaisern mit besonderer Anerkennung bemerkt worden.
- Die am 1. Dezember eröffnete Telephonleitung Berlin=Wien ist 650 Kilometer lang. Die neue Verbindung zwischen der Berliner und Wiener Börse konnte am ersten Tage dem Andrange nicht genügen, nur ein kleiner Theil Derer, die Anschluß suchten, haben ihn erhalten.
- Die Forsten Masurens sind von einer ungeheuren Menge von Reihern bevölkert, die der Fischzucht in den Seen sehr nachtheilig sind. Der frühere Fischreichthum ist darum auch seit einigen Jahren in steter Abnahme begriffen. Um diesem Uebel abzuhelfen werden jetzt große Reiherjagden veranstaltet. In einer der letzten Jagden hat man nicht weniger als 200 Räuber erlegt.
- Frau Adelheid Wagner, bisher die älteste Frau in Hamburg, ist dort im Alter von 104 1/2 Jahren gestorben. Sie erfreute sich bis kurz vor ihrem Tode noch einer bewundernswerthen Rüstigkeit.
- Und so etwas passirt am Ausgang des neunzehnten Jahrhunderts! Beim "Wunderdoctor Ast" in Radbruch bei Hamburg ist am 29. Novbr., so wird aus Hamburg gemeldet, ein solcher Andrang gewesen, daß vier Personen ohnmächtig geworden sind und ein Kranker in Folge eines Herzschlags gestorben ist. Wo ist der "Arzt", der sich eines solchen Zulaufs rühmen könnte, mit oder ohne Reklame?
- Ueber 1600 Jahre altes Holz kommt in Coblenz am 7. Dezember zur Versteigerung. Es sind 117 Raummeter Eichenholz, welche vom Unterbau der alten Römerbrücke herstammen. Die Hölzer sind meist 1 bis 4 Meter lang und haben 130 Centimeter im Durchmesser.
- Der Hypnotiseur Albin Krauße, der in Coblenz vor einem Jahr einige Vorstellungen gab, die aber in anderen Städten der Rheinprovinz untersagt wurden, wird jetzt wegen schwerer Körperverletzung steckbrieflich verfolgt. Anscheinend sind bei Personen, die er zu seinen Experimenten benutzt hatte, schwere Schädigungen der Gesundheit eingetreten.
- Dreihundert Nachtwächter prozessiren augenblicklich gegen die Stadt Berlin, wegen Anspruch auf ihren bisherigen Gehalt und Rückzahlung der bisher geleisteten Invaliditätsbeiträge. Den Riesenprozeß für die Nachtwächter, von denen jetzt wiederum eine große Zahl, namentlich in der 6. und 7. Polizeihauptmannschaft, zum 1. Januar ihre Kündigung erhalten haben, führt der Rechtsanwalt Dr. Munckel.
- Der Ueberschuß des 11. deutschen Bundesschießens in Mainz beträgt rund 50 000 Mark. Die Befürchtungen eines Defizits sind somit nicht eingetroffen.
- Sehr bezeichnend für die Art und Weise, wie heutigen Tages die Entdeckungen der Wissenschaft "zum Wohl der Menschheit" von Geldleuten ausgenützt werden, ist nachstehende Börsennachricht:
In den Aktien der Höchster Farbwerke ist der unvermeidliche Rückschlag eingetreten. Der durch unlimitirte Kaufordres schrankenlos in die Höhe gesetzte Kurs konnte dem schwächsten Anstoß nicht widerstehen und heute steht der Kurs wieder dort, wo er vor 14 Tagen stand, nachdem er einen Weg von 40 Procent nach oben und ebenso viel nach unten zurückgelegt hat. Zu der merklichen Abkühlung gegen dieses Papier hat die Nachricht beigetragen, daß auf die dritte Emmission der Aktien, welche mit 40 Proc. eingezahlt wurden, die restlichen 60 Proc. einberufen werden. Es handelt sich hierbei um 5000 Stück Aktien, die durchweg noch in den Händen der ersten Besitzer, also des Aufsichtsraths und ihm nahestehender Personen sind und von demselben etwa 250 Proc. niedriger seinerzeit übernommen wurden; man will wohl den günstigen Zeitpunkt benutzen, um langsam zu realisiren. Im übrigen werden neuerdings Stimmen laut, die die Wirkung des Diphterie=Serums ernstlich in Zweifel ziehen und demselben ein ähnliches Ende prophezeien, wie dem Koch'schen Tuberkulin.
Diese Stimmen, die "im übrigen neuerdings laut werden" sind zumeist die Stimmen von Neidern! Die Wissenschaft ist gewiß auf dem richtigen Weg, wenn Sie Tuberkulose und Diphterie bekämpft, wie es Koch und Behring wollen, die Versuche aber werden nicht mit der nöthigen Ruhe und Ausdauer angestellt und die "Entdeckungen" werden zu schnell ausposaunt. Das ist der Fehler.
- Ein betrunkener Lokomotivführer bestieg am Sonnabend früh zu Szegedin eine geheizte Maschine und fuhr in rasender Geschwindigkeit einem vor einer halben Stunde abgelassenen Personenzuge nach, mit welchem die Lokomotive bei Vasarhely zusammenstieß. Die Letztere und mehrere Waggons wurden total zertrümmert. Der Lokomotivführer des Personenzuges und ein Reisender wurden schwer, mehrere andere Passagiere. leicht verletzt. Der Verkehr auf der Strecke ist unterbrochen.
- Telegramme aus Paris und Italien melden, der Componist Verdi hinterlasse sein ganzes, zehn
[ => Original lesen: 1894 Nr. 96 Seite 7]Millionen Francs betragendes Vermögen einer großen Stiftung, einem behaglichen, fast luxuriösen Asyl für invalide Musiker und Sänger.
- Die Geschichte von der verbrannten Fahne des 61. Regiments in Marseille haben wir unsern Lesern in der Dienstag=Nummer erzählt. Nun hat der Kriegsminister den Obersten des Regiments, der den Vorfall nicht meldete, so daß die Vorgesetzten erst durch Zeitungen davon Kenntniß erhielten, mit 30 Tagen Arrest bestraft. Die Sache charakterisirt die französischen Verhältnisse vortrefflich.
- Auf Einladung der russischen Gesandtschaft leisteten etwa 1000 russische Juden in der großen Synagoge zu London dem russischen Kaiserpaar den Huldigungseid, nachdem Hauptrabbiner Dr. Adler das Wesen des Eides auf englisch und deutsch erklärt hatte. Der Eid selbst wurde in deutscher Sprache geleistet.
- Aus der Trauerrede des Pastors Schumann bei der Beisetzung der Leiche der Fürstin Bismarck in Varzin seien folgende Sätze hervorgehoben:
"Selbstlos, anspruchslos für sich und darum fürsorgend und aufopfernd für ihre Lieben, oft in einem Grade, daß ihre sorgende Treue für andere die eigene Schwachheit, nicht nur vergessen ließ, sondern auch überwand, ist sie bei ihren reichen Gaben des Gemüths und des Geistes der anregende Mittelpunkt, das Herz des Hauses geworden, in dem nach Gottes Vorsehung Kräfte gesammelt, Pläne geschmiedet, neue Lust geschöpft werden sollten zu Thaten, welche die Wohlfahrt und das Heil des großen Vaterlandes begründeten und erhielten. Und wenn besonders in den letzten Jahren aus allen Gauen Deutschlands Männer und Frauen auch ihr huldigend nahten, ihr, die echt frauenhaft für des Vaterlandes Wohl und Wehe ein warmes Herz hatte, aber nie einen bestimmenden Einfluß für das öffentliche Leben zu gewinnen suchte, so huldigten sie nicht nur der Edeldame von Geburt und Stellung, sie huldigten vornehmlich der Edeldame von Herz und Gemüth. Ein Vorbild, eine Perle deutscher Frauen, deren stilles Walten am häuslichen Herd Segensspuren verbreitete nicht nur für ihre Familie, sondern auch für das Vaterland. Und wie der vereinsamte Gatte, die Kinder, die Freunde in schmerzlicher Bewegung, so auch, ich glaube nicht zu kühn zu reden, bekennt unser Volk dankerfüllt vor ihrem Sarge: der Herr hat Gnade gegeben zu ihrer Reise."
Und die Schlußworte des Geistlichen lauten: "So ziehe dahin im dunkeln Todesthal und der Herr sei Dein Stecken und Stab, Du Reichgesegnete, Hochbegnadigte, Du Heißgeliebte und Tiefbeweinte, schlummere in Frieden in Deiner Sargeskammer dem großen Auferstehungsmorgen entgegen, wache auf, wenn die Stimme des Sohnes Gottes in die Gräber dringt, und getragen von der vergebenden Liebe, welche nimmer aufhört, gehe ein zu Deines Herrn ewiger Freude. Amen!"
- Nach den "Hamb. Nachr." sind in Varzin etwa zweihundert Kränze eingegangen. Bei der Trauerfeier, über die wir am Dienstag berichteten, traten besonders hervor der Kranz des Kaisers, die Kranzspende der Kaiserin Friedrich, ein aus gelben und weißen Rosen bestehendes und mit schwarzer Schleife zusammengehaltenes, von Palmen überragtes Blumen=Arrangement, und der Kranz, der von den Beamten der Varziner Herrschaft gewidmet worden war. Die Zahl der Beileidstelegramme hat zweitausend überschritten.
- Es wird oft erzählt, daß Fürst Bismarck seine heimgegangene Gemahlin seinerzeit im Harz kennen gelernt hatte. Neuerdings ist zwar festgestellt worden, daß der Deichhauptmann v. Bismarck und seine Johanna sich schon früher kannten, daß aber wenigstens die heimliche Verlobung im Harz stattgefunden hat. Bismarck war ein Freund Moritz v. Blankenburg, dessen Braut v. Thadden=Triglaff eine intime Jugendbekannte des Fräulein Johanna v. Puttkamer. Auf der Hochzeit der Beiden war Bismarck Brautführer, Johanna Brautjungfer. Ein toller Plan wurde ausgeheckt: Das junge Paar sollte auf seiner Hochzeitsreise durch den Harz durch Bismarck und Fräulein v. Puttkamer eskortirt werden. So kommt es, daß in Nr. 32 des II. Jahrgangs des "Gemeinnützigen Wochenblattes für Blankenburg und Umgegend" vom 6. August in der Fremdenliste bei dem noch bestehenden Hotel "Zur Krone" (damals Besitzer L. Preußer), als Zimmernachbarn vom 30. Juli bis 6. August verzeichnet sind: v. Blankenburg und Frau, Fräulein v. Puttkamer, v. Bismarck aus Schönhausen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß dieses einwöchige Blankenburger Zusammensein die Entscheidung in dem Leben der beiden jungen Leute gebracht hat und daß in Blankenburg die vorerst noch geheime Verlobung des späteren Fürstenpaares stattgefunden hat.
- Dem Fürsten Bismarck hat der Sebnitzer Bismarck=Verein ein kurzes Beileidschreiben zugestellt mit dem Trauergesang:
Schlaf in Ruh!
Nun ruhe aus von allen Sorgen,
Die Du in treuer Liebe mir geweht!
Hell strahlt der Auferstehungsmorgen
Einst auch für mich in Herrlichkeit.
Nun ruhe aus in Gottes Frieden!
Für alle Liebe Dir vieltausend Dank!
Wohl Dir, daß Du zuerst geschieden!
Mir aber machts die Seele krank.
An Deiner Seite -
Glückliche Stunden! -
Hab' ich im Streite,
Der mich umtost,
Allzeit gefunden
Ruhe und Trost.
Gab Gott Gelingen,
Sieg oder Frieden:
Dir konnt' ich bringen
Alles was mein.
Du bist geschieden,
Läßt mich allein! -
Himmlischer Friede
Weht Dir zu.
Schlaf in Ruh!
Schlaf in Ruh!
- Die Schweiz erfreut sich in diesem Jahr, wie man aus Bern schreibt, eines ungewöhnlich milden Spätherbstes. Die Ufer des Genfer Sees und die Tessiner Fremdenpensionen stecken noch voll von Gästen. Auch Graf v. Caprivi hat sich entschlossen, länger zu bleiben als er zuerst beabsichtigte; er wird, wie es heißt, den ganzen Winter in dem reizend gelegenen Territet zubringen. Einen besonderen Genuß bereitet es gegenwärtig, mittelgroße Berge zu besteigen. Während oft tagelang schwere Nebelmassen über den Niederungen liegen, lacht auf den Bergen von über 900 m Höhe der wunderbarste, von keinem Wölkchen getrübte Sonnenhimmel. Von dem Glanze und dem Schimmer, der an solchen Tagen die Hochalpenwelt verklärt, hat man kaum eine Ahnung. Die Pilatusbahn läßt täglich 11 1/2 Uhr vormittags einen Extrazug abgehen, auf den immer noch fast schneefreien Gipfel wo man von, lauen Lüften umweht, einen wogenden Nebelozean sondergleichen beherrscht, aus dem die Vorberge wie Inseln auftauchen. Man sieht die Vogesen und den Schwarzwald mit größter Deutlichkeit, die Alpengipfel aber heben sich in einer Schärfe der Zeichnung, wie sie im Sommer niemals zu sehen ist, vom tiefblauen Himmel ab.
- Weihnachtssendungen. Das Reichs=Postamt richtet auch in diesem Jahre an das Publikum das Ersuchen, mit den Weihnachtsversendungen bald zu beginnen, damit die Packetmassen sich nicht in den letzten Tagen vor dem Feste zu sehr zusammendrängen, wodurch die Pünktlichkeit in der Beförderung leidet. Die Packete sind dauerhaft zu verpacken. Dünne Pappkasten, schwache Schachteln, Cigarrenkisten etc. sind nicht zu benutzen. Die Aufschrift der Packete muß deutlich, vollständig und haltbar hergestellt sein. Kann die Aufschrift nicht in deutlicher Weise auf das Packet gesetzt werden, so empfiehlt sich die Verwendung eines Blattes weißen Papiers, welches der ganzen Fläche nach fest aufgeklebt werden muß. Bei Fleischsendungen und solchen Gegenständen in Leinwandverpackung, welche Feuchtigkeit, Fett, Blut etc. absetzen, darf die Aufschrift nicht auf die Umhüllung geklebt werden. Am zweckmäßigsten sind gedruckte Aufschriften auf weißem Papier. Dagegen dürfen Formulare zu Post=Packetadressen für Packetaufschriften nicht verwendet werden. Der Name des Bestimmungsorts muß stets recht groß und kräftig gedruckt oder geschrieben sein. Die Packetaufschrift muß sämmtliche Angaben der Begleitadresse enthalten, zutreffendenfalls also den Frankovermerk, den Nachnahmbetrag nebst Namen und Wohnung des Absenders, den Vermerk
[ => Original lesen: 1894 Nr. 96 Seite 8]der Eilbestellung u. s. w" damit im Falle des Verlustes der Begleitadresse das Packet auch ohne dieselbe dem Empfänger ausgehändigt werden kann. Auf Packeten nach größeren Orten ist die Wohnung des Empfängers, auf Packeten nach Berlin auch der Buchstabe des Postbezirks (C., W., SO. u. s. w.) anzugeben. Zur Beschleunigung des Betriebes trägt es wesentlich bei, wenn die Packete frankirt aufgeliefert werden; die Vereinigung mehrerer Packete zu einer Begleitadresse ist thunlichst zu vermeiden.
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