Ausfertigung.
Im Namen
Seiner Königlichen Hoheit
des allerdurchlauchtigsten Großherzogs
Friedrich Wilhelm von Mecklenburg=Strelitz!
In der Privatklagesache

des Schlachters J. Robrahn zu Kl. Siemz, Privatklägers
gegen
den Schlachter H. Ladendorf zu Schönberg, Angeklagten
wegen Beleidigung

hat das Großherzogliche Schöffengericht zu Schönberg in der Sitzung vom 30. November 1894, an welcher Theil genommen haben

1. Gerichtsrath Horn als Vorsitzender

2. Zimmermeister Carl Giersdorf von hier

3. Hauswirth Hans Heinrich Robrahn aus Pogetz

    als Schöffen
    Actuar E. Breuel als Gerichtsschreiber für Recht erkannt,
daß der Angeklagte Ladendorf wegen öffentlicher und thätlicher Beleidigung auf Grund der §§ 185 und 200 des Str. G. B. in eine Geldstrafe von fünfzig Mark, welcher im Unvermögensfalle eine Gefängnißstrafe von einer Woche substituirt wird, sowie zur Tragung der Kosten verurtheilt wird, auch hat derselbe dem Privatkläger die notwendigen baaren Auslagen zu erstatten.

V. R. W.

Am Sonnabend den 22. d. Mts.
Mittags 12 Uhr
soll in Zehmen                                                    
eine Kuh                          
öffentlich meistbietend verkauft werden.                          
Gadebusch, den 12. December 1894.
Großherzogliches Amt.

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Bin wieder hier eingetroffen und wohne "Stadt Hamburg" empfehle mich den geehrten Herrschaften zum Reparieren und Stimmen ihrer Pianos.

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Am Sonnabend, d. 15. d. M. eröffne ich meine

28. Weihnachtsausstellung

und bitte ich um recht zahlreichen Besuch

                                                    H. Wolgast,
                                                    Bäckermeister.

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Büdnerei und 29 Bienenstöcke

sofort zu verkaufen und bitte Kaufliebhaber, sich schriftlich bei mir anzumelden, wann sie kommen.

                                                    J. Kähler, Gr. Molzahn.

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                                                    J. Ludw. D. Petersen.

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Handlung F. Bullrich, Neustrelitz i. Mecklenb., Bankabtheilung.
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Streng reell.

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Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundliche Gaben aus der Gemeinde, und ersuchen wir, dieselben uns gütigst bis zum 20. d. M. zukommen zu lassen.

Krüger.                           Kaempffer.

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Schönberg.                                                     Paul Präve.

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Am 2. Weihnachtstage d. 26. Dec. 94
großes Tanzkränzchen
für die Nacht.
Eintritt frei.

Zu recht zahlreichem Besuch von Stadt und Land ladet ergebenst ein

                                                    W. Hagen, Schützenwirth.

NB. Für Schützenmitglieder Tanzschleife 30. Pfg.

                                                    D. O.

Meine diesjährige
Weihnachts=Ausstellung

habe ich eröffnet und bitte ein geehrtes Publikum, mich mit ihrem werthen Besuche zu beehren

Hochachtungsvoll                          
                          L. Jähnig, Conditor.

Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Zwecks Auszahlung der zu Antoni k. J. fälligen Zinsen ist die Anstalt
vom Donnerstag, den 27 December d. J.
bis Montag, den 31. December d. J.
an den Werktagen
von 8-12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 30. December d. J.,
von 8-9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                          
Schönberg, den 15. December 1894.
                                                    Das Directorium.

Kirchliche Nachrichten.
Mittwoch, den 19. December
Bußtag.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.

Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.

Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 53-55 M., große Schweine 53-55 M., Sauen 40-50 M., Kälber 50-80 M. per 100 Pfund.

Invaliditäts= und Altersversicherung. Der heutigen Nummer unserer Anzeigen liegt eine Bekanntmachung der Invaliditäts= und Altersversicherungsanstalt Mecklenburg bei, welche wir der Aufmerksamkeit unserer Leser besonders empfehlen.

Hierzu zwei Beilagen

Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.

1. Beilage
zu Nr. 99 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 18. Dezember 1894.

- Schönberg. Wie eine am hiesigen Postschalter aushängende Bekanntmachung ergiebt, werden die Dienststunden für den Verkehr mit dem Publikum bei dem hiesigen Postamte am Sonntage, 23. Decbr., wie an den Wochentagen, jedoch mit der Beschränkung abgehalten, daß die Schalter über 7 Uhr abends hinaus nicht geöffnet sind.
- Schönberg. Als mehrere Knaben von dem nahe gelegenen Bauhöfe, die die hiesige Bürgerschule besuchen, am 11. d. M. mittags über die Eisenbahnbrücke gingen, kam der neunjährige Sohn des Arbeiters Wendt beim Spielen dem eisernen Geländer, welches nur wenig Schutz gewährt, zu nahe und stürzte von der Brücke ungefähr 25 Fuß tief die Bahnstrecke herunter. Er erlitt einige Verletzungen am Rückgrate und eine gefährlichere am Kopfe.
- Neustrelitz. S. K. H. der Erbgroßherzog ist am 12. d. M. abends mit dem Berliner Zuge von seiner Besuchsreise nach Dessau hier wieder eingetroffen. Ihre Hoheiten die Prinzessinnen Marie und Jutta begaben sich am 13. d. nachmittags nach Berlin, wo sie die Rückkehr I. K. H. der Erbgroßherzogin aus Dessau erwarteten. Die Rückkehr I. K. H. nebst den Prinzessinnen=Töchtern nach hier dürfte Anfang dieser Woche erfolgen.
Der am 12. Dezember von dem Berliner Frühzuge Uebergefahrene ist nicht, wie es zuerst hieß, aus dem Zuge gesprungen, sondern soll sich, wie von einer Seite mitgetheilt wird, bei der Ankunft des Zuges bereits auf dem Gleise befunden haben; von anderer Seite wird dagegen erzählt, der Betreffende hätte neben dem Geleise gesessen und sei bei dem Herannahen des Zuges auf das Geleise gesprungen und direkt auf den Zug zugelaufen. Bei der Leiche hat sich ein Notizbuch gefunden, nach welchem der Betreffende ein Handelsmann aus Berlin ist. Notizen in dem Buche lassen darauf schließen, daß der Uebergefahrene den Tod gesucht hat. Die Leiche ist nach Strelitz gebracht; der Befund derselben ergab, daß durch die Gewalt des Stoßes Genickbruch und Bruch der einen Schulter erfolgt war.
- Der Verfasser des "Kutschke=Liedes" ist ein Mecklenburger. Der "D. W." wird mitgetheilt, daß der Dichter von "Was kraucht denn da im Busch herum" kein anderer, als der 1877 verstorbene Kirchenrath Pistorius zu Basedow in Mecklenburg war. Das Gedicht erschien zuerst im "Mecklenbg. Tagesblatt". Vom Großherzoge Friedrich Franz ist er belohnt werden, und im Nekrolog bei Pistorius Tode ist er als Dichter bezeichnet worden. Jeder wollte Kutschke sehen, dieser ist aber nicht zu finden gewesen. An Mecklenburg dachte man nicht. Das "Daheim" hatte ergötzliche Schilderungen von diesem Suchen gebracht.

- Es wird darauf hingewiesen, daß um die Mitte des nächsten Kalenderjahres der Zeitpunkt eintreten wird, von dem ab gemäß den §§ 30 und 31 des Invaliditäts= und Altersversicherungsgesetzes die Rückerstattung von Beiträgen an weibliche Personen, die eine Ehe eingehen, sowie an die Hinterbliebenen von Versicherten erfolgen muß.
- Von der am Sonntag stattgehabten Audienz des Reichstagspräsidiums bei S. M. dem Kaiser wird heute noch berichtet, daß sich die durchaus ungezwungene und lebhafte Unterhaltung vorwiegend auf landwirthschaftliche Angelegenheiten erstreckt und die verschiedensten Themata berührt habe, so die Produktenbörse, die Silos, die Mühlenindustrie, die Brotpreise, die Löhne der Arbeiter im Verhältniß zum Getreidepreis, den Zuckerrübenbau und besonders die Concurrenz, die der Provinz Sachsen in diesem Zweig neuerdings durch Ostpreußen drohe. Der Kaiser teilte u. a. mit, daß nach Berichten, die ihm aus Rußland zugegangen seien, die dortigen Landwirthe lebhafte Klage über die Wirkungen des deutsch=russischen Handelsvertrags führen, dieser also doch wohl für uns vortheilhaft sein müsse.
- Verschiedene Blätter verbreiten die Nachricht, der Kaiser wies dem Reichskanzler zum Ersatz seines Verlustes, den er durch seine Berufung nach Berlin in seinen Bezügen erlitt, eine Entschädigung von 100 000 Mk. aus dem allerhöchsten Dispositionsfonds an. Diese Nachricht ist nur insoweit richtig, als Se. Majestät diese Absicht kund gegeben hat. Der Reichskanzler hat aber gebeten, von diesem Gnadenbeweis Abstand zu nehmen.
- Die Uebersiedelung des kaiserlichen Hoflagers vom Neuen Palais bei Potsdam nach Berlin wird in diesem Winter noch später als im vorigen, nämlich am 16. Januar erfolgen. Der diesmalige spätere Termin hängt mit dem Umbau im Berliner Stadtschloß zusammen.
- Der Reichstag ist bereits am dritten Tag mit der ersten Etatsberatung fertig geworden und hat somit eine ungewöhnlich rasche Arbeit geliefert, zumal bei der Mannigfaltigkeit und Bedeutung der Fragen, die in die Debatte hineingespielt haben. Es trat eine gewisse Selbstbeschränkung hervor, von jeder Fraktion kam nur ein Redner zum Wort. Die "Nationalliberale Korrespondenz" knüpft an den Verlauf der Debatte den Wunsch, daß derselbe überhaupt das Vorzeichen einer gedrängteren und beschleunigteren Geschäftsverhandlung sein möchte. Es ließe sich ebensoviel erreichen und würde jedenfalls dem oft geäußerten Wunsch auf eine Abkürzung der Sessionen entgegenkommen, wenn das Uebermaß der Redesucht eingeschränkt würde.
- Der Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung des Gerichtsverfassungsgesetzes und der Strafprozeßordnung liegt nunmehr dem Reichstage vor. Derselbe bezieht sich namentlich auf die Einführung der Berufung gegen die Urtheile der Strafkammern in erster Instanz, die Entschädigung unschuldig Verurtheilter und die Einschränkung des Wiederaufnahmeverfahrens, die Aufhebung einiger zum Ersatz für die mangelnde Berufung eingeführten sogenannten Garantien des Verfahrens, die Ausübung des Kontumazialverfahrens, die Beeidigung der Zeugen, die Einführung eines abgekürzten Verfahrens für gewisse, eine schleunige Behandlung erheischende Strafthaten, Veränderungen in der sachlichen Zuständigkeit der Gerichte, die veränderte Regelung der Geschäftsvertheilung und Geschäftsverhandlung bei den Kollegialgerichten.
- Schneller und auch ruhiger, als man erwartete, ist am Donnerstag schon die erste Berathung des Reichshaushalt=Etats im Reichstage zu Ende gekommen. Wie es heißt, besteht die Absicht, möglichst früh in die Weihnachtsferien zu gehen und vor dem Feste bedeutsamere Sachen nicht mehr zu verhandeln.
- Gegen Ende der Reichstagssitzung am Donnerstag, während der Rede des Abg. Zimmermann, erschien auch Graf Herbert Bismarck im Hause, von vielen Mitgliedern lebhaft begrüßt.
- Dem Reichstag ist die Vorlage, betreffend die Vornahme einer Berufs= und Gewerbezählung für 1895, zugegangen.
- Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe soll nach der "B. B.=Ztg." beabsichtigen, dem Fürsten Bismarck in den Weihnachtsferien einen Besuch abzustatten.
- Ein Besatzungswechsel soll, der "Voss. Ztg." zufolge, auf den 10 im Auslande kreuzenden Kriegsschiffen im nächsten Jahre eintreten. Der erste Ablösungstransport wird bereits gegen Ende März die Heimath verlassen; die letzten werden die für die beiden afrikanischen Stationen im October=

November stattfindenden sein. Im ganzen werden gegen 900 Mann abgelöst.
- Auf dem Weltpostkongreß des nächsten Jahres soll die Erhöhung des Gewichts für einfache Briefe von 15 auf 20 Gramm vorgeschlagen werden, und zwar von der schweizerischen Postverwaltung. Die bisher vom schweizerischen Handels= und Industrieverein angeregten Bestrebungen, im Verkehr mit Deutschland und Oesterreich bis zu 20 Gramm schwere Briefe zum einfachen Portosatz (25 Cent. oder 20 Pf.) zuzulassen, sind gescheitert.
- In sozialdemokratischen Kreisen wird es lebhaft besprochen, daß in der Hamburger sozialdemokratischen Bäckerei sämmtliche Bäckergesellen die Arbeit niedergelegt haben. Die "Genossen" sind sehr schlecht behandelt worden; der freie Tag wurde ihnen entzogen, sie mußten Ueberarbeiten besorgen, die sie vor 8 Jahren bei den bürgerlichen Meistern auszuführen sich weigerten. Damals wurde dann, um diesen Ausständigen ein Unterkommen zu schaffen, die sozialdemokratische Bäckerei gegründet. Heuer waren darin die Genossen schlimmer daran, als s. Z. bei den bürgerlichen Meistern.
- Trotz aller triftigen Gründe, die den deutschen Kapitalisten von dem Ankauf russischer Werthe abhalten sollte, haben die am Mittwoch an deutschen Börsenplätzen erfolgten Zeichnungen auf die neue 3 1/2prozentige russische Geldanleihe die fabelhafte Höhe von 2 3/4 Milliarden erreicht! In Paris und London ist man mindestens ebenso stark ins Zeug gegangen, so daß die Anleihe, die 400 Millionen Mark beträgt, im Ganzen wohl 15 Mal überzeichnet worden ist. Es ist dies ein Ergebniß, wie es auch der bisher vom Erfolg in allen Dingen begünstigte Finanzminister Witte noch nicht aufzuweisen gehabt hat und das vor allem als ein Beweis des Vertrauens aufzufassen ist, welches ganz Europa in die Regierung des Zaren Nikolaus II. setzt.
- Gegenüber den übertriebenen Behauptungen über den neuen russischen Cours versichert ein guter Kenner der russischen Hofverhältnisse, daß der Zar zwar die guten Beziehungen zum deutschen Nachbar sehr hochschätze, aber an der für Rußland vortheilhaften Stellung Frankreich gegenüber nichts ändern werde. - Außer der Genehmigung des Abschiedsgesuches des General=Gouverneurs Gurko werden am 18. Dezember, als am Namenstage des Zaren, weitgehende Veränderungen erwartet.
- Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland beabsichtigen, wie die "Politische Korrespondenz" aus Petersburg erfährt, anfangs des nächsten Jahres eine Rundreise durch die wichtigsten Provinzen des Zarenreichs zu machen. Zunächst sollen Südrußland und Polen, nach längerem Aufenthalt in Warschau, besucht werden.
- Als ein Beitrag zur Nothlage der Landwirtschaft und zum Preisrückgang der Güter in der Provinz Posen wird der "Deutschen Tagesztg." aus Lissa, was folgt, geschrieben: Der Kreis Kosten ist einer der besten Kreise der ganzen Provinz. Das in diesem Kreis belegene Rittergut Ziemnitz hat ein Areal von 763 Hektaren mit 6390 Mk. Grundsteuer=Reinertrag und ist von der Landschaft in Posen auf 550 000 Mk. taxirt. Dieses Gut ist mit vollem Inventar und nicht devastirt am 29. Novbr. d. J. in der Subhastation für 340 000 Mk. von der königlichen Ansiedelungs=Commission angekauft worden. Besitzerin war eine Frau Nikolaus in Berlin. Ein mehrfacher Millionär in Berlin, Hans v. Westernhagen, ist mit 110 000 Mk. Hypotheken ausgefallen. Dieser reiche Mann hat also die bedeutende Summe fahren lassen, um sich nicht in die Sorgen der Landwirthschaft zu stecken!
- In Italien ist der Held des Tages augenblicklich der Finanzminister Sonnino, der am Montag in der Kammer die Lösung der schier für unmöglich gehaltenen Aufgabe, der Herstellung des Gleichgewichts im Budget für 1895, angekündigt und die zu diesem Zweck erforderlichen Maßnahmen eingehend dargelegt hat. Nach dem Finanzexposé des Ministers beträgt die zur Herstellung des Gleichgewichts erforderliche Summe 79 740 000 Lire. Zur Beschaffung dieser Summe sind Ersparnisse in Höhe von 53 Millionen und Steuervermehrungen in Höhe von 27 Millionen vorgesehen, sodaß das Gleichgewicht ohne eine neue Anleihe vollständig gesichert ist. Das Finanzexposé hat sowohl im Parlament wie in der Presse lebhaften Beifall gefunden. Die Blätter loben übereinstimmend die Energie, mit welcher die Regierung Ersparnisse ermöglicht und das Gleichgewicht des Budgets ohne wesentliche Mehrbelastung der breiten Volksmassen erreicht hat.
- In Rußland wird der "Magdeb. Ztg." zufolge ein Ukas erwartet, der die bisherigen Judengesetze, sowie die Verfügungen gegen die Katholiken und Protestanten aufhebt. Die Gouverneure sind bereits angewiesen, die betr. Verordnungen bis zum Erscheinen des neuen Ukas nicht mehr anzuwenden.
- Die Bekämpfung der Viehseuchen im Kaukasus, der als der eigentliche Ansteckungsherd gilt, soll jetzt, wie aus St. Petersburg versichert wird, nachdrücklich aufgenommen werden. Abgesehen davon aber, daß die dortige Bevölkerung von einer solchen Maßregel nur wenig erbaut sein wird, ist vom Wollen bis zur That, besonders in Rußland, noch ein gar weiter Weg und was Jahre lang unterlassen worden ist, wird so schnell nicht beseitigt werden können. Zwar sollen die Viehtransporte nach dem europäischen Rußland unter thierärztliche Controlle gestellt werden, aber was das in Rußland besagen will, weiß man ja: es wird trotzdem noch genug krankes Vieh durchgehen, sodaß also Rußland vor der Hand der Seuchenherd bleiben wird.
- Der König von Schweden hat den Geh. Kirchenrath Prof. Fricke und den Grafen Witzingerode, die zu der Gustav Adolf=Feier nach Stockholm gekommen waren, zu Commandeuren des Wasaordens 1. Classe ernannt. Geheimrath Professor Wach und Consistorialrath Leuschner sind zu Rittern des Nordsternordens ernannt worden.
- Ein Berichterstatter des "Standard" in Nizza telegrafiert: Die Königin Victoria von England hat sich entschlossen, im nächsten Sommer nach Cimiez, einer der herrlichsten Vorstädte Nizzas, zu kommen. Ihre Majestät wird im Grand Hotel de Cimiez Wohnung nehmen. Das Gasthaus liegt gegen Süden und bietet eine herrliche Aussicht über ganz Nizza und die Bai. - Die Kaiserin Eugenie stattete am Dienstag der Königin Victoria im Schlosse Windsor einen Besuch ab. Die Kaiserin wird sich nächste Woche nach ihrer prächtigen Villa Cyrnos auf Cap Martin in der Riviera begeben.
- Vom Schöffengericht in Neuwied wurde ein Mitglied der Einkommensteuer=Voreinschätzungskommission zu einer Geldbuße von 20 Mk. oder 5 Tagen Haft verurtheilt, weil von ihm die bei der Steuerveranlagung bekannt gewordenen Verhältnisse eines Steuerpflichtigen nicht geheim gehalten worden waren.
- Der Bataillonstambour des 87. Infanterie=Regiments, Knaus in Mainz, hat sich auf 3 Jahre nach Afrika, und zwar nach Dar=es=Saalam, begeben, um in der afrikanischen Schutztruppe die Stelle eines Musikdirigenten zu übernehmen.
- Einen unerwarteten Besuch erhielt in der vorigen Woche das Dorf Launsdorf bei Diedenhofen. Von einigen Jagdhunden verfolgt, stürmte plötzlich um die Mittagszeit ein Rudel Wildschweine ins Dorf. Es waren im ganzen 35 Stück. Während 22 im Dorfe herumtobten, wühlten 13 auf dem Kirchhofe herum. Eines der Borstenthiere stürzte auf einen der Hunde, welchem es mit seinen Hauern den Bauch aufschlitzte. Die Bauern waren aber, nachdem sie sich vom ersten Schrecken erholt hatten, auch nicht faul. Mit Aexten und Mistgabeln bewaffnet, stürzten sie sich auf die Thiere, ein furchtbares Blutbad anrichtend. Zwei Schweine lagen bald todt am Boden. Am tapfersten hieb der 19jährige Knecht des Eigenthümers Gerardry drein. Endlich war der Sieg erfochten, neun Schweine netzten mit ihrem Blute den Boden. Der Bürgermeister ließ nun sofort ausschellen, die erbeuteten neun Thiere sollten auf das Bürgermeisteramt gebracht werden. Doch davon wollten die Bauern nichts wissen. Sie behielten und vertheilten die Schweine unter sich, sodaß, als der telegrafisch

benachrichtigte Jagdpächter am Sonnabend eintraf, nichts mehr da war. Die Folge davon ist, daß die Angelegenheit nun noch ein gerichtliches Nachspiel haben wird.
- Ueber das Heilserum gegen die Diphtheritis wurde im Verein Berliner Aerzte wieder verhandelt. Prof. Baginsky, Director des großen Kaiserin=Friedrich=Krankenhauses, stellte auf Grund seiner praktischen Erfahrungen den großen Werth des Heilserums fest. Wie der Heilprozeß resp. die Besserung vor sich gehe, möge unklar sein, daß das Heilserum das Allgemeinbefinden in hohem Maaße beeinflusse und selbst zur Rettung solcher Kinder führe, die früher unbedingt als verloren galten, sei nun einmal erwiesen und nicht zu bestreiten.
- Die "Mainzer Neuesten Nachrichten" veröffentlichen folgendes Geschichtchen von der Margarine: "Ein Reichstagsabgeordneter kaufte sich auf der Reise von Frankfurt nach Berlin auf allen größeren Bahnstationen je ein Butterbrod, ohne dasselbe zu essen. So kam er endlich mit einer Sammlung von 23 Butterbroden in Berlin an und gab dieselben in dem Institut zur Untersuchung von Lebensrnitteln zur Untersuchung auf Margarine ab; es wurde hier festgestellt: daß von den 23 Bahnhofsbrödchen nicht weniger als 17 mit Margarine gestrichen waren!
- Falsche 50 Pfennigstücke sind gegenwärtig in großer Menge im Umlauf; dieselben sind jedoch durch ihren dumpfen Klang leicht als Falschstücke zu erkennen.
- Eine wahre Leidenszeit haben gegenwärtig die Militärärzte in Spandau durchzumachen. Auf Anordnung des Generalarztes müssen sie sämmtlich einen Reitkursus von 3 Monaten absolvieren. Dabei sind nun bisher nicht weniger als drei Stabsärzte zu Schaden gekommen. Ein Arzt der Garde=Fuß=Artillerie hat verschiedene Hufschläge erhalten und ist 4 Wochen bettlägerig krank gewesen; ein Arzt des Elisabeth=Regiments hat einen komplizirten Armbruch davongetragen und dürfte geraume Zeit dienstunfähig sein; ein dritter Arzt ist weniger schwer verletzt worden.
- In Eimsbüttel bei Hamburg entdeckte die Polizei am Sonnabend in einer Kellerwohnung der Schäferstraße eine Falschmünzerwerkstatt. Die Falschmünzer sind entflohen.
- Mit dem Bau einer festen Rheinbrücke zwischen Straßburg und Kehl soll im nächsten Frühjahr begonnen werden; der Bau soll im Jahre 1897 vollendet sein.
- Von dem Gestüt Hamburg ist dieser Tage der 7jährige Vollbluthengst "Nickel" für 50 000 Mark vom Freiherrn E. von Fürstenberg zurückgekauft worden. "Nickel" ist in Harzburg gezogen und als "einjähriger" verkauft worden. Der Hengst hat während seiner 5jährigen Rennthätigkeit 235 000 Mk. und 4 Ehrenpreise heimgebracht. Das ist der höchste Betrag, den bisher ein in Deutschland gezogenes Pferd seinem Besitzer eingebracht hat.
- Von dem Gothaischen genealogischen Hofkalender nebst diplomatisch=statistischem Jahrbuch ist der 132. Jahrgang 1895 soeben erschienen. Der Anfang enthält, wie üblich ein Verzeichniß der regierenden Fürsten. Nach der Zeit des Regierungsantritts sind die drei ersten die Königin von England, der Kaiser von Oesterreich und der Großherzog von Baden, die beiden letzten der Herzog von Coburg=Gotha und der Kaiser Nikolaus II. von Rußland. Nach dem Lebensalter sind die drei ersten Papst Leo XIII. (84 Jahre), der Großherzog von Luxemburg (77 Jahre) und der König von Dänemark (76 Jahre), die drei jüngsten der König von Serbien (18 Jahre), die Königin der Niederlande (14 Jahre) und der König von Spanien (8 Jahre).
- Die etatsmäßigen Feldwebel haben auf den Mänteln besondere Abzeichen erhalten, welche dazu dienen sollen, sie von den Vizefeldwebeln zu unterscheiden. Sie tragen zwei Unteroffizierstreifen auf den Kragenpatten des Mantels. Alle übrigen Unteroffiziere tragen wie bisher nur einen Besatzstreifen.
- Nach den amtlichen Feststellungen ergab die Weinernte Frankreichs für 1894 39 053 000 Hektoliter, was gegen das Vorjahr eine Abnahme von 11 017 000 Hektoliter bedeutet. Immerhin aber ist die diesjährige Ernte um 8 778 000 Hektoliter höher als die Durchschnittsziffer der letzten zehn Jahre. Korsika weist für dieses Jahr ca. 300 000 und Algerien 3 642 000 Hektoliter auf.
- Folgende Städte und Dörfer sind bei dem jüngsten Erdbeben in Italien gänzlich oder theilweise zerstört worden: Bagnara, Palmi, Sant' Eufemia, San Procopio, Sinipoli, Seminara, Melinucci, Plati, Santa Christina und Cosoleto, außerdem noch 10 bis 15 kleinere Dörfer. Ueber 2000 Häuser sind unbewohnbar oder vernichtet, 40 000 Personen obdachlos, über 500 Personen verwundet. Die Zahl der Toten beträgt bisher 86. Die materiellen Schäden betragen über 30 Millionen Lire. Außerdem sind schwer beschädigt: Scilla, Oppido, Tresilico, Reggio=Calabria, Catona, Galileo, Villa San Giovanni, Valledodio, Gioioasa=Jonica, Messina und Milazzo. Am Sonnabend u. Sonntag v. W. ist über Reggio=Calabria ein ununterbrochener, starker Regen gefallen, wodurch die Lage der ärmeren Bevölkerung noch mehr erschwert und der Schaden an den Gebäuden vergrößert wird. Mehrere Häuser sind in Folge dessen noch eingestürzt. Nachdem am Sonnabend Abend ein schwacher Erdstoß verspürt worden war, ist der Ort am Sonntag Abend gegen 5 1/2 Uhr wiederum von einem ziemlich heftigen Erdbeben heimgesucht worden.
- Die Bevölkerung Irlands hat in den letzten 50 Jahren um 3 600 000 Personen abgenommen. Vor einem halben Jahrhundert zählte Irland noch 8 300 000 Einwohner, jetzt nur 4 600 000. Die Abnahme der Bevölkerung dauert noch an. Viel haben dazu die häufigen Kartoffelmißernten beigetragen. Die früheren hohen Löhne in Amerika reizten natürlich auch stark die Auswanderung.
- Die kritischen Tage des Jahres 1895. Rudolf Falb stellt in seinen "Neuen Wetterprognosen" für das Jahr 1895 acht kritische Tage erster Ordnung, zehn zweiter und sieben dritter Ordnung auf. Nach ihrer abnehmenden Stärke aufgestellt, sind dies folgende Tage: Erster Ordnung: 18. Septbr., 11. März, 20. August, 9. Februar, 18. Oktober, 9. April, 22. Juli, 11. Januar. Zweiter Ordnung: 9. Mai, 16. November, 26. März, 25. April, 31. Dezember, 14. Oktober, 24. Februar, 22. Juni, 4. September, 2. November. Dritter Ordnung: 24. Mai, 2. Dezember, 16. Dezember, 7. Juni, 5. August, 25. Januar, 7. Juli.
- Der geniale Componist Giuseppe Verdi hat sein Testament gemacht. Der greise Meister widmet sein ganzes, zehn Millionen übersteigendes Vermögen einer großartigen wohlthätigen Stiftung. Verdi erklärt in seinem Testament, daß sein Vermögen dem Glück jener Personen dienen soll, die ihm erwerben geholfen, das ist den Musikern und Sängern Italiens. Ihnen soll ein Heim entstehen, das nicht seines Gleichen hat. Er läßt auf einem seiner Güter ein mit großem Comfort ausgestattetes Palais errichten als Asyl für zweihundert Künstler beiderlei Geschlechts, die ihre Laufbahn unbemittelt beendet haben. Das Gebäude wird Theater, Conzertsaal, Bibliothek etc. enthalten. Auch Instrumente, darunter fünfzig Klaviere, werden den Bewohnern zur Verfügung stehen. Ein eigener Arzt wird der Anstalt attachirt. Die Baupläne sind bereits fertig und mit den Arbeiten soll demnächst begonnen werden. Verdi hat den Wunsch ausgesprochen, daß der Bau möglichst beschleunigt werde, da er die Einweihung noch gern erleben möchte.
- Alkoholgenuß und Lebensdauer. Die "Gesellschaft englischer Aerzte" hat Untersuchungen über den Einfluß des Alkohols auf die Dauer des menschlichen Lebens angestellt. Eine besondere Kommission war damit beauftragt worden, das mittlere Lebensalter der folgenden drei Kategorien aufzustellen: 1. demjenigen, die sich alkoholischer Getränke völlig enthalten, 2. derjenigen, die sie durchaus mäßig brauchen, 3. derjenigen, die sie mißbrauchen. Diese Kommission hat 4234 Fälle untersuchen können und

nicht nur 3, sondern 5 Kategorien aufgestellt. Dabei ist sie zu folgenden Ergebnissen gelangt: 1. diejenigen, die jeden Alkoholgenuß vermeiden, erreichen ein Durchschnittsalter von 51 Jahren und 22 Tagen; 2. diejenigen, die einem ganz mäßigen Alkoholgenuß huldigen, werden 63 Jahre 13 Tage alt; 3. diejenigen, die größere Mengen Alkohol ohne die Absicht, sich zu berauschen, zu sich nehmen, "bloß aus gelegentlicher Unklugheit", bringen es noch zu 59 Jahren und 67 Tagen; 4. die Gewohnheitstrinker zu 57 Jahren 59 Tagen; 5. die Trunkenbolde, die ewig im Dusel sind, zu 53 Jahren 13 Tagen. Aus dieser Statistik geht die merkwürdige Thatsache hervor, daß die mäßigen Trinker das höchste Durchschnittsalter erreichen, daß also etwas Alkohol unserm Körper sehr zuträglich ist. Viel merkwürdiger aber ist der Umstand, der sich ebenfalls aus dieser Statistik zu ergeben scheint, daß die Abstinenzler und Temperenzler eine geringere Lebensdauer besitzen als die unverbesserlichen Trunkenbolde! Ja, ja, der Alkohol conservirt!
- Den Sang an Aegier sucht folgende plattdeutsche Uebersetzung, die mitgetheilt wird, "uns' Jungens von de Waderkant" näher zu bringen.

Dat Leed vun den ohlen Aegir.
För unse plattdütschen Seelüd in de Marine äwersett von
Ete Jörnson.

Ohl Aegir, de dat Water
Jowull befehlen deiht,
Di ropt wi, wenn fröhmorgens
De Sünn an'n Hewen steiht.
Wie müt in See hüt steken,
Möt güntsid an den Strand,
Bring Du uns seker räwer
In unsen Fiend sin Land! -
Will Eener uns an'n Wagen
Kümmt de Klabautermann,
Smit em vun Bord herunner,
Lat em an uns nich 'ran.
Du weerst sid ohlen Dagen
Den dütschen Seemann god,
Nu help ok unsen Panzer
Un hau den Fiend an'n Hot!
     Wenn denn de Seeslacht losgeiht
     Und langsid von uns' Schipp
     Den Fiend sick leggt, denn ropt wi
     Mit lude Stimm: "Hip, hip!
     Hurrah för unsen Kaiser,
     För't Vaderland, so söt!"
Sühst Du, lütt lew ohl Aegir,
So singt wi Di uns' Leeb!

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Goldschmied.

Weihnachts-
Ausstellung.

Am Sonntag den 16. December eröffne ich meine diesjährige Weihnachts=Ausstellung

Hochachtungsvoll
                                                    Wilh. Miltzow,
                                                    Bäcker u. Conditor.

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empfiehlt                                                    Aug. Spehr.

Erlaube mir die ergebene Mittheilung, daß ich meine diesjährige

Weihnachtsausstellung

eröffnet habe und empfehle zu Festgeschenken:

Bibel, Gesangbücher, Kochbücher, Klassiker, Märchen= und Bilderbücher, Photographie-, Poesie= und Briefmarken=Albums, Schreibmappen, Musikmappen, Schreibunterlagen, Schreibzeuge, Schmuck=, Handschuh= und Arbeitskästen, Umhängetaschen und Handtaschen.

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Tannenbaumschmuck.
Um recht zahlreichem Besuch bittet                                                    
                                                    Paul Buchholz, Buchbinder.

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Schönberg.                                                     O. Frank.

Als
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                                                    H. Böckmann,
                                                    Handschuhmacher.

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Zum Clavierstimmen
empfiehlt sich                                                     L. Creuzfeldt.
Schönberg i. M. 12. December 1894.

2. Beilage
zu Nr. 99 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 18. Dezember 1894.

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Fr. Eugen Köhler's Verlag in Gera-Untermhaus.

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Friedr. Eckmann.
Siemzerstraße 199.

Empfehle mich mit einem Quantum
guter Weihnachtsbäume
                                                    P. Fanselow,
                                                    Fuhrmann