[ => Original lesen: 1892 Nr. 65 Seite 1] Das Impfgeschäft im Impfbezirk Schönberg II (westlich) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt:
1. im Impfdistrikt Schönberg
bestehend aus den Ortschaften:
Bauhof Schönberg, Kleinfeld und Malzow
im Hause des Herrn Landphysikus Dr. Marung in Schönberg
a. Impfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus der Schule zu Malzow
am Freitag, den 19. August,
Morgens 10 resp. 10 1/2 Uhr,
und Revision der Schutzblattern
am Freitag, den 26. August,
Morgens 10 resp. 10 1/4 Uhr,
2. im Impfdistrikt Zarnewenz,
bestehend aus den Ortschaften:
Zarnewenz (Hof und Dorf), Schwanbeck mit Siechenhaus, Schönberg=Sülsdorf und Teschow.
im Kruge zu Zarnewenz
a. Impfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Siechenhaus, Schönberg=Sülsdorf und Teschow
am Freitag, den 19. August,
Nachmittags 2 3/4 resp. 3 1/2 Uhr,
und Revision der Schutzblattern
am Freitag, den 26. August,
Nachmittags 3 resp. 3 1/2 Uhr.
3. im Impfdistrikt Petersberg,
bestehend aus den Ortschaften:
Petersberg, Bechelsdorf, Lockwisch (Hof und Dorf), Niendorf, Rupensdorf, Wahlsdorf und Westerbeck,
im Kruge zu Petersberg
a.Impfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder
am Mittwoch, den 24. August,
Nachmittags 2 Uhr,
und Revision der Schutzblattern
am Mittwoch, den 31. August,
Nachmittags 2 Uhr,
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Petersberg, Lockwisch, Niendorf, Rupensdorf und Wahlsdorf
am Mittwoch, den 31. August,
Nachmittags 2 Uhr,
und Revision der Schutzblattern
am Mittwoch, den 7. Septbr.,
Nachmittags 2 1/4 Uhr,
4. im Impfdistrikt Selmsdorf,
bestehend aus den Ortschaften:
Selmsdorf (Hof und Dorf), Bardowick, Hohemeile und Lauen,
im Lokale des Gastwirths Michaelsen
[ => Original lesen: 1892 Nr. 65 Seite 2]a. Impfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder,
am Freitag, den 26. August,
Nachmittags 4 Uhr,
und Revision der Schutzblattern
am Donnerstag, den 1. Septbr.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,
b. Wiederimpfung der Kinder aus der Schule zu Selmsdorf,
am Donnerstag, den 1. Septbr.,
Nachmittags 2 3/4 Uhr,
und Revision der Schutzblattern
am Donnerstag, den 8 Septbr.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,
5. im Impfdistrikt Herrnburg,
bestehend aus den Ortschaften:
Herrnburg, Duvennest, Lenschow, Lüdersdorf, Palingen und Wahrsow (Hof u. Dorf)
im Gastwirth Lohse'schen Lokale zu Herrnburg
a. Impfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder zu Herrnburg,
am Mittwoch, den 24. August,
Nachmittags 3 1/2 Uhr,
und Revision der Schutzblattern:
am Mittwoch, den 31. August,
Nachmittags 4 Uhr,
b. Impfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder aus den übrigen Ortschaften des Distrikts.
am Mittwoch, den 31. August,
Nachmittags 3 1/2 Uhr,
und Revision der Schutzblattern
am Mittwoch, den 7. Septbr.,
Nachmittags 3 1/2 Uhr,
c. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Herrnburg, Duvennest, Palingen und Wahrsow
am Mittwoch, den 14. Septbr.,
Nachmittage 3 1/2 Uhr,
und Revision der Schutzblattern
am Mittwoch, den 21. Septbr.,
Nachmittags 3 1/2 Uhr,
6. im Impfdistrikt Rieps,
bestehend aus den Ortschaften:
Rieps, Boitin=Resdorf, Heiligeland, Gr. und Kl. Mist, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlag=Sülsdorf, Thandorf und Wendorf
im Kruge zu Rieps
a. Impfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder
am Freitag, den 16. Septbr.,
Nachmittags 3 Uhr,
und Revision der Schutzblattern
am Freitag, den 23. Septbr.,
Nachmittags 2 3/4 Uhr,
c. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen Rieps, Gr. und Kl. Mist, Schlag=Resdorf, Schlag=Sülsdorf und Thandorf,
am Freitag, den 23. Septbr.,
Nachmittage 3 1/2 Uhr,
und Revision der Schutzblattern
am Freitag, den 30. Septbr.,
Nachmittags 3 Uhr.
Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obengedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder oder Pflegebefohlne ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
Diejenigen Betheiligten, welche von der Impfung durch den Impfarzt keinen Gebrauch machen wollen, werden hierdurch aufgefordert, dem bestellten Impfarzte bis zum Jahresschluß den Nachweis der geschehenen Genügung der Impfpflicht zur Vermerkung in der Impfliste zu geben.
Schönberg, den 14. August 1892.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 65 Seite 3] Nr. 19 des Offiziellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg enthält:
I. Abtheilung.
(1.) Verordnung zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 10. Mai 1892 betr. die Unterstützung von Familien der zu Friedens=Uebungen einberufenen Mannschaften.
II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betr. die Unterstützung der zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften.
(2.) Bekanntmachung betr. das Verbot der Ein= und Durchfuhr von gebrauchter Leib= und Bett=Wäsche etc. aus Rußland.
(3.) Bekanntmachung betr. die Auf Stellung von Urlisten für die Schöffen für das Jahr 1893.
In einer am Sonnabend im Beisein des Reichskanzlers Grafen Caprivi abgehaltenen Sitzung des preußischen Staatsministeriums sollen wichtige auf die Reichsfinanzreform abzielende Beschlüsse gefaßt worden sein. Ferner sind die Vorschläge des Finanzministers Miquel zur Kommunalsteuerreform angenommen worden. Miquel hat am Sonnabend seinen Urlaub nach Harzburg angetreten.
Nicht der Tabak und der Branntwein, sondern das Bier soll nach einer anscheinend offiziösen Ausführung der "Berliner politischen Nachrichten" mit einer höheren Steuer belegt werden. Zum Ausgleich für die durch die projektierte Aenderung der Branntweinsteuer Norddeutschland erwachsenden Nachtheile solle wenigstens die Einheitlichkeit und gemeinsame Bierbesteuerung in den süddeutschen Staaten herbeigeführt werden.
In der Gewehrfabrik in Spandau beschäftigt man sich schon mit der Herstellung eines neuen Gewehres, dessen hauptsächliche Eigenthümlichkeit das winzige Kaliber, 5,5 Millimeter, zu sein scheint. Es werden gegenwärtig Probegewehre angefertigt, mit denen die Gewehrprüfungskomission Schießversuche veranstaltet. Um den üblen Eindruck der Nachricht etwas abzuschwächen, heißt es, in Fachmännerkreisen glaube man nicht daran, daß die Militärverwaltung in der nächsten Zeit mit der Einführung eines neuen Armeegewehres vorgehen werde. Für den Bedarf werden gegenwärtig noch immer Gewehre von dem bisherigen System hergestellt.
In diesem Jahrhundert wird also Deutschland nicht mehr die industriellen Vertreter der Nationen bei sich zu Gaste sehen. Denn, wenn hier und da das Gerücht verbreitet wird, man trage sich mit dem Gedanken, in Hamburg eine Weltausstellung zu errichten, so ist diese Meldung nicht als ernsthaft gemeint aufzunehmen. An höhnischen Bemerkungen wird es jetzt allerdings bei unseren Nachbarn im Westen nicht fehlen; es wäre auch wohl besser gewesen, von der Weltausstellung weniger laut zu sprechen, so lange der Plan nicht in festen Beschluß umgesetzt war. Thatsächlich war die Begeisterung mit dem Portemonnaie schwach: Der Berliner Magistrat hatte zehn Millionen zum Garantiefonds bewilligt, aber sonst rührte sich Niemand. Wären außerdem noch 15-20 Millionen durch freiwillige Zeichnungen aufgebracht, dann hätten die Dinge von vornherein ein anderes Gesicht bekommen. Woran scheiterte aber das Projekt vor Allem? Außerhalb Berlins hatte man keine Lust, der Reichshauptstadt das Weltausstellungsgeschäft zu gönnen. Das war der Kernpunkt. Wie die Dinge liegen, war nichts anderes möglich, als die Verzichtleistung.
Anzeigen.
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Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich=Franz=Eisenbahn. |
Sonderfahrt nach Doberan und zurück am Sonntag, den 21. August d. Js. ~~~~~ |
Zum Besuche des Seebades Heiligendamm findet am Sonntag, den 21. August d. Js. eine Sonderfahrt nach Doberan und zurück statt. Hinfahrt morgens von Ludwigslust 7.17, Schwerin 8.13, Lübeck 7.06, Schönberg 7.32, Grevesmühlen 7.58, Wismar 9.23, Ankunft in Doberan 10.53; Rückfahrt abends von Doberan 8.25, Ankunft in Wismar 9.53, Grevesmühlen 11.20, Schönberg 11.54, Lübeck 12.19, Schwerin 11.17, Ludwigslust 12.05. Die Züge halten auf allen Stationen und Haltestellen der Strecken Lübeck-Kleinen, Ludwigslust-Wismar, sowie in Hornstorf, Neubukow und Kröpelin, worüber Näheres durch Aushang auf den Stationen bekannt gegeben ist. Für die Fahrt nach Doberan und zurück kommen Fahrkarten II. und III. Klasse zum einfachen Preise, ohne Freigepäck, zur Ausgabe.
Schwerin, den 15. August 1892.
Großherzogliche Generaldirection.
Torf=Anweisung.
Die Anweisung des Torfes zur ermäßigten Taxe (2 Diemen für Jeden) an die dazu berechtigten Einwohner der Stadt Schönberg findet am Mittwoch, den 24. August ds. J. Morgens 9 Uhr auf dem Kuhlrader Moore statt.
Carlow, d. 15. August 1892.
A. v. Linstow, Förster.
Torf=Auction.
am Montag, den 22. August d. J., über
150 mille Preßtorf.
Versammlung und Verlesung der Verkaufsbedingungen des Morgens 9 1/2 Uhr auf meinem Moore am Lübseer Weg.
Roduchelstorf, d. 14. August 1892.
P. Grevsmühl.
Scheiben-Honig à 80 verkauft
J. Wegner.
Prämiirte
Carbolinfirnis- und Carbolin-Farben
schützen Holz und Holzbauwerke aller Art wie Carbolineum.
Vorzüglich bei feuchten Wänden, Fachwerk, Stein= und Eisenbauten, Schiffen u. Zäunen.
Schnell trocknend und billig.
Prospecte zu haben in der Frabrikniederlage
F. Heitmann.
Gartenbau-Verein.
Versammlung Sonntag d. 21. August 5 Uhr
im Schützenhaus.
Beratung über die Ausstellung.
Der Vorstand.
Stets vorräthig:
Einfache und doppelte Bruchbänder in verschiedenen Sorten, Nabelbinden für Kinder, Geradehalter, leicht zu tragen und sehr zweckmäßig, für junge Mädchen wohl zu beachten, Suspensor oder Tragbeutel, Gummi Luftkissen für Kranke, Clysopomp und doppelte Clystirspritzen zum Selbstclystiren. Wundspritzen zu jeglichem Gebrauch, Irrigator und Mutter=Rohre, Mutter=Kränze, Gummileinen, zum Schutz des Durchnässens für Betten in Wiegen, Milchpumpen, Brust=Hütchen, Brust=Gläser, electromotorische Zahnhalsbänder, Kindern das Zahnen leicht und schmerzlos zu befördern, sehr empfehlenswerth, Zahnkitt für hohle Zähne, Zahnringe, starke Schlauchgarnitur mit Bürste und Flasche, sowie giftfreie Gummisauger ohne Naht sind stets zu haben in Schönberg bei
H. Böckmann, Bandagist.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 65 Seite 4]Sedanfeier in Schönberg.
Zu der Sedanfeier, welche am 2. September ds. Js. von unserem Verein veranstaltet und der Feier der Vorjahre entsprechen wird, laden wir hierdurch die Bewohner von Stadt und Land ergebenst ein.
Schönberg, den 18. August 1892.
Das Sedan-Comité
des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg.
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Auf dem Hofe zu Kl. Rünz wird zum 24. October dieses Jahres ein
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Rusch.
Zur Tanzmusik
am Sonntag, d. 21. d. M. ladet freundlichst ein
Rabensdorf. H. Voss.
Zu dem am Sonntag den 28. und Montag den 29. August 1892 bei mir stattfindenden
Scheibenschießen
lade ich hierdurch alle meine Freunde und Gönner ergebenst ein.
Am Montag "Ball"
Duvennest. H. Wittfoth.
Die ergebenste Anzeige, daß ich eine Schlosserei eröffnet habe, und bitte ich ein geehrtes Publikum von Stadt und Land, mich mit ihren werthen Aufträgen beehren zu wollen, indem ich gute und dauerhafte Arbeit verspreche, sowie solide Preise.
Meine Wohnung Sabowerstraße 45b.
Friedrich Hagen,
Schlosser.
Kirchliche Nachrichten.
(Collegte für den Verein der Evangelisirung Israels.)
Sonntag, den 21. August.
Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Krüger.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 34.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 65 Seite 5]Beilage
zu Nr. 65 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 19. August 1892.
Dem Befähigungsnachweis im Handwerk scheint die Reichsregierung näher treten zu wollen. Bisher hat sich bekanntlich der Bundesrath den betreffenden Beschlüssen des Reichstags gegenüber durchaus ablehnend verhalten. Auf den Verbandstag deutscher Perückenmacher soll nun der Innungs=Obermeister Geh. Rat Sieffert vom Handelsministerium die Erklärung abgegeben haben, die Regierung sei für den Befähigungsnachweis eingetreten, jedoch in der Form, daß derselbe durch eine gute und tüchtige Lehrlingsausbildung von selbst sich vollziehe. Es dürften daher nicht mehr Lehrlinge ausgebildet werden, als der Umfang des Geschäftes erlaube. Die ausbildenden Meister müßten ihre Befähigung durch einen Lehrbrief ausweisen. Die Innungen müßten überall für Errichtung von Fachschulen sorgen und die Meister nur Gehülfen anstellen, die einen Lehrbrief besitzen.
Ueber das Berliner Weltausstellungsprojekt ist nunmehr die Entscheidung gefallen und zwar in verneinendem Sinne. Der "Reichs= und Staats=Anzeiger" bringt in seiner neuesten Nummer vom Sonnabend die Mittheilung, daß Seine Majestät der Kaiser auf Grund dieses Berichts dahin entschieden, "daß dem Plane einer Weltausstellung in Berlin von Reichswegen nicht näher zu treten sei."
Die Entscheidung der Reichsregierung ist bekanntlich gegen die Abhaltung einer Weltausstellung in Berlin ausgefallen. In der Presse findet die Wendung eine sehr verschiedene Aufnahme. Die "Kölnische Ztg." drückt ihre Befriedigung aus, indem sie ausschließlich das Interesse unserer Gewerbetreibenden in Anschlag bringt. Anders die "Nationalzeitung", die als Freundin des Ausstellungsgedankens die Aufgabe des Planes bedauert, wenn sie sich auch den maßgebend gewordenen Gegengründen nicht verschließt. In ähnlichem Sinn drückt sich ein größerer Theil der deutschen Blätter aus.
Ueber die neue Militärvorlage bringt die "Post" mehrere Mittheilungen, aus denen in erster Reihe zu entnehmen ist, daß die Treibfeder zu den Militärreformen in dem Reichskanzler Grafen Caprivi zu erblicken ist, während General v. Verdy, der von verschiedenen Seiten als hauptbetheiligt an der Vorlage bezeichnet war, mit demselben nach der Behauptung der "Post" wiederholt ihre frühere Meldung, daß die Vorlage nach Waffengattungen getrennt aufgestellt sei, daß sie im Gegensatz zu der großen Vorlage des Generals Verdy du Vernois, die als Ganzes da stand, auch in Bruchstücken ins Leben treten könne.
Die zweijährige Dienstzeit soll bekanntlich die Grundlage der Reform sein, und zwar nimmt die "Post" an, daß mit der Infanterie begonnen wird, daß hier im Herbst 1893 zum ersten Mal der ganze dritte Jahrgang zur Entlassung kommt, die neuen Kadre=Bataillone als Stämme vierter Bataillone sich gleichsam an den dreizehnten Hauptmann angliedern, die Rekruten=Einstellung nach den neuen Prinzipien stattfindet. Im folgenden Herbst würden dann die übrigen Fußtruppen folgen, die Vermehrungen der Artillerie und technischen Truppen je nach den Etatsmitteln eintreten und zuletzt die Kadre=Regimenter der Kavallerie ins Leben gerufen werden.
Die neuen Kadrebataillone, welche eigentlich Halbbataillone sind, sollen an Offizierschargen außer dem Kommandeur (dem jetzt als Stabsoffizier in den Etat rückenden 13. Hauptmann), aus dem Adjutanten, 2 Hauptleuten und 4 Lieutenants bestehen. Der Mannschaftsetat soll zunächst niedrig sein, und es sollen bis zur völligen Durchführung der neuen Wehrordnung die bisherigen Ersatzreserven ausgebildet werden.
Während Rußland grollt schmollt und heimlich schürt, tritt der bulgarische Ministerpräsident mit offenem Visier in die europäischen Schranken. Die Frage der Anerkennung des Prinzen Ferdinand durch den Sultan ist offenbar durch Stambolows Reise nach Konstantinopel erheblich gefördert worden.
- Die Yacht "Meteor" des deutschen Kaisers war, nach einer Meldung aus London, die erste um die Insel Wight und gewann den Commodore=Pokal im Werthe von 60 Lstrl.
- 400 Schützen reisten am Sonnabend aus Kopenhagen zum großen Schützenfest nach Christiania ab. Es wird von 1500 Norwegern, 250 Schweden und 400 Dänen, also im ganzen von 2150 Schützen besucht. Das norwegische Storthing bewilligte 30 000 Kronen zum Feste und andere norwegische Städte gaben große Beiträge.
- Viel von sich reden macht in Kassel augenblicklich ein Parforce=Ritt, welchen der Premierleutnant von Distel von dem zu Hofgeismar garnisonierenden "Dragoner=Regiment von Manteuffel" ausgeführt hat. Es galt eine mit Kameraden vereinbarte Wette, nach der sich Herr von Distel auf heischig gemacht hatte, auf seinem Rennpferd in derselben Zeit Kassel zu erreichen, wie ein Personenzug der Eisenbahn. Er hat die Wette auch gewonnen und zwar ist er zwei Minuten früher an dem Kasseler Bahnhof angelangt, als der betr. Zug.
- Die Hamb. Nachr. drucken eine Zuschrift "aus Bayern" ab, in welcher die Einnahmen der Post= und Telegraphenverwaltung, sowie die Eisenbahnen infolge des Kissinger Aufenthalt des Fürsten Bismarck aufgezählt werden. Allem die bayrischen Eisenbahnen sollen mindestens 45 000 Mark Mehreinnahmen gehabt haben. In der That ein bedeutender wirthschaftlicher Erfolg, dessen sich der Fürst rühmen kann.
- Die Aerzte der Irrenanstalt in Brescia waren nicht wenig erstaunt, als sie am Sonnabend mit ihrem Direktor an der Spitze die übliche Morgenvisite in den Krankensälen machten, dieser plötzlich eine Scheere verlangte, um den Kranken die Schädel öffnen und das Gehirn untersuchen zu können. Sie merkten nun, daß derselbe selbst irrsinnig geworden sei. Einige schnell herbeigeeilte Diener brachten dann den Kranken in einen isolierten Pavillon der Anstalt, wo er nun ärztlich behandelt wird.
- Im Seinewasser oberhalb vor Paris hat Miquel 32 000 Bakterien in einem Vollcentimeter Seinewasser nachgewiesen, dagegen 16 850 000 unterhalb der Einmündung des Sammelsiebes bei Asnières. Die in Unmassen im Wasser der Seine enthaltenen tierischen und Pflanzenstoffe, Abfälle aller Art sind in Fäulniß übergegangen. Die Fische sterben massenhaft an einer dadurch entstandenen Seuche. Und da sollen die Menschen verschont bleiben, welche thatsächlich solches Wasser trinken.
- Der Verbrauch von Schmuckwaaren an Gold, Silber und Edelsteinen ist ein sehr beträchtlicher. So wurden allein in 460 Pforzheimer Schmuckfabriken im vergangenen Jahr für 3 Mill. Mark Silber und 17 Millionen Mark Gold verarbeitet. Wenn man den Werth des Ausschmückungsmaterials, echte und unechte Steine, Perlen, Korallen mit 3 000 000 und die Arbeitslöhne mit 9 000 000 Mk. berechnet und hierzu noch die Geschäftskosten und den muthmaßlichen Gewinn in Anrechnung bringt, so beträgt der Gesammtwert der allein in Pforzheim fabricirten Schmuckwaaren 40 000 000 Mk.
- In der Nacht von Sonntag zum Montag fand in Finnland bei Helsingfors ein Zusammenstoß zweier Dampfer statt, von denen der eine sofort sank. Der Dampfer "Ajax" ein altes, fast seeuntüchtiges Schiff, das gegen hundert von einer Lustfahrt zurückkehrende Passagiere an Bord hatte, begegnete um 2 Uhr morgens in engem Fahrwasser dem Passagierdampfer "Runeburg". Der "Ajax" steuerte, statt der
[ => Original lesen: 1892 Nr. 65 Seite 6]Regel nach rechts zu fahren, links, so daß der "Runeberg", welcher durch kein Manöver die Kollision mehr verhindern konnte, auf den morschen Rumpf des "Ajax" aufstieß und denselben unter dem herzzerreißenden Angstgeschrei der an Bord befindlichen Passagiere zum augenblicklichen Sinken brachte. Der "Runeberg" versuchte, behufs besserer Rettung der Verunglückten, eine weitere Bewegung zu machen, saß aber selbst auf dem Grund. Das Auswerfen von Rettungsringen, Kisten, Stühlen und anderen Geräthschaften, sowie das Aussetzen von Booten erwies sich bei der herrschenden tiefen Dunkelheit als wenig erfolgreich. Bisher sind 35 Leichen aufgefunden; da aber gegen 90 Personen als vermißt gemeldet sind, so scheinen von den hundert Passagieren des "Ajax" nur etwa zehn gerettet zu sein.
- In den Kellerräumen des von der französischen Modistin Sarah Vilette in Oporto bewohnten Hauses wurden am Montag 4 Mädchenleichen gefunden. Die Polizei glaubt einem furchtbaren Verbrechen, das Aehnlichkeit mit dem des Londoner Frauenmörders Deemings aufweist, auf die Spur gekommen zu sein. Die Schneiderinnen, die im Atelier der Madame Villet gearbeitet hatten, sind festgenommen worden; die Modistin selbst ist seit einigen Tagen verschwunden.
- Wie aus Paris berichtet wird, ist in Thiel bei Poissy der älteste französische Schriftsteller, der 1794 geborene Amedèe de Bast kürzlich gestorben. Bast schrieb an 300 Bände Romane, Novellen und Erzählungen.
- Eine Truppe von japanischen Schauspielerinnen beabsichtigt, demnächst die europäischen Hauptstädte zu besuchen, um dort Proben der japanischen Schauspielkunst abzulegen.
- Eine Ueberschwemmung Deutschlands mit italienischem Wein wird aus Mailand angekündigt: Die italienischen Eisenbahnen im Verein mit der Gotthardbahn haben Vorkehrungen zu Beförderungen von 5000 Waggons Most getroffen, die bereits von Süditalien nach Deutschland angemeldet sind.
- Es wird allgemein als ziemlich sicher angenommen, daß ein Vordringen der Cholera über Moskau hinaus nach dem Westen noch nicht erfolgt ist. Ostwärts von Moskau ist so ziemlich ganz Rußland von der Seuche ergriffen. Die Zahl der täglichen Choleratoten in Rußland beträgt an 2000.
- Im Duellspielen erschossen wurde in der Nacht zum Montag der 26. Jahre alte Maler Julius Rademacher in Charlottenburg. R. war mit seinem Freund, dem 27jährigen Xylographen Friedrich Strauß, in verschiedenen Bierwirthschaften gewesen, und beide begaben sich in gehobener Stimmung nachts nach dem Zimmer des Letzteren. Hier nahmen sie in ihrer Trunkenheit je einen nicht geladenen Revolver zur Hand, stellten sich im Scherz zum Duell auf und drückten die allerdings gefahrlosen Waffen auf einander ab. Um nun auch einen Knall zu erzielen, lud Strauß seinen Revolver mit drei Patronen und wollte an Rademacher vorbei nach der Wand schießen. Dabei taumelte er aber, ein Schuß ging los und traf Rademacher in das linke Ohr hinein. Die aufgeschreckten Hausbewohner sorgten für die Ueberführung des Schwerverletzten nach dem Krankenhaus; der Tod trat aber bereits unterwegs ein.
- Bauernehre à la Mascagni. Das Dorf Mercagliano bei Neapel war am 20. Juli der Schauplatz einer Tragödie. Der 20jährige Antonio Saccone hatte sich in eine junge Feldarbeiterin verliebt, die wegen ihres goldblonden Haares von allen nur "die blonde Madonna" genannt wurde. Der reiche Saccone bekam jedoch einen Korb, da sich die blonde Madonna bereits einem andern Bauer zu eigen gegeben hatte. Saccone beschloß, sich seines begünstigten Rivalen zu entledigen. Ein Streit war bald provozirt. Gleichzeitig krachten drei Schüsse und drei Personen brachen blutüberströmt zusammen. Die blonde Madonna hatte nämlich erfahren, daß ihr Geliebter mit seinem Nebenbuhler im Streit gerathen sei und hatte sich, um ihm im Nothfall beistehen zu können, gleichfalls mit einem Revolver bewaffnet, mit dem sie auf den Schauplatz des Kampfes eilte. Hier spielte sich die oben geschilderte Szene ab. Antonio Saccone, dem die Kugel des Gegners ins Herz gedrungen war, war auf der Stelle tot; durch die Kugel, die er selbst abgeschossen hatte, wurde die blonde Madonna lebensgefährlich an der Schläfe verwundet. Geradezu erschütternd ist es jedoch, daß das Mädchen selbst seinen Liebhaber, zu dessen Rettung es herbeigeeilt war, erschoß; die für Saccone bestimmte Kugel ihres Revolvers war nämlich fehlgegangen und hatte den Geliebten so schwer verwundet, daß er kurze Zeit darauf seinen Geist aufgab.
- Getreideernte. Ein großer Theil unserer Landleute ist, wie man sehr häufig hören kann, der Meinung, daß das Getreide erst nach vollständiger Reife geschnitten werden dürfte. Das ist eine grundfalsche Ansicht. Es ist erwiesene Thatsache, daß bei dem Reifungsprozeß sich zuerst der Stärkemehl=Körper entwickelt, dann der Kleber, und daß der Faserstoff immer härter wird. Daraus erklärt sich, daß der Mehlgehalt bei dem Schnitt nach eingetretener Reife ein viel geringerer ist. Sehr interessant sind in dieser Beziehung die praktischen Versuche eines englisches Landwirths, welcher einen Weizenacker, mit ein und derselben Sorte bestellte, in drei große Theile theilte und dieselben zu drei verschiedenen Zeiten des Reifestadiums schneiden und zwar a) 20 Tage vor der Reife, b) 10 Tage vor der Reife und c) nach Eintritt der Reise. Es ergaben sich: Bei a) 116 Pfd. Körner 86 Pfd. gutes Mehl, 8 Pfd. geringes Mehl, 20 Pfd. Kleie; bei b) 220 Pfd. Körner 176 Pfd. gutes Mehl, 13 Pfd. geringes Mehl, 30 Pfd. Kleie; bei c) 209 Pfund Körner 151 Pfd. gutes Mehl, 23 Pfd. geringes Mehl, 34 Pfd. Kleie. Am meisten Mehl verhältnißmäßig liefert also der Weizen nach der unter b bezeichneten Verfahrungsart.
- Erster Hufbeschlag bei Fohlen. "Jung gewohnt - alt gethan." An dieses gute Sprichwort, welches so mannigfache Anwendung auf die landwirthschaftliche Praxis finden kann, erinnert die Dresd. landw. Presse, hinzufügend, daß es wohl von Niemandem so zu beherzigen wäre, wie vom Pferdezüchter. Was bei der Fohlenzucht in der Jugend versäumt oder verkehrt gemacht ist, kann beim erwachsenen Gaul nur sehr schwer oder gar nicht nachgeholt, nie wieder gut gemacht werden. Greifen wir nur einen Punkt aus den vielen, welche bei der Aufzucht zu beherzigen sind, heraus; die Vorbereitung der Fohlen auf den ersten Beschlag. Nur zu häufig ist ein Beschlagen der Fohlen ohne Gewaltmaßregeln kaum möglich. Die Anwendung letzterer macht die Sache meistens aber nicht besser, sondern schlimmer, und ehe man sieht, hat ein Thier Untugenden angenommen, welche seinen Werth nicht unbeträchtlich beeinflussen. Wunder darf dies auch nicht nehmen, wenn man bedenkt, daß die Fohlen nur in Ausnahmefällen auf den Beschlag vorbereitet werden. Das Berühren und Beklopfen der Füße seitens der Menschen ist den Thieren gänzlich ungewohnt und andererseits werden oft Stellungen von den Thieren verlangt, die ihrem Körperbau durchaus widersprechen. Man suche daher schon in der frühen Jugend Fohlen daran zu gewöhnen, daß man sie an die Beine faßt; man streiche ihnen zunächst leicht mit der Hand an diesen entlang, suche dann nach und nach den einen und den anderen Fuß zu heben, zunächst nur wenig, dann mehr und mehr, bis man die beim Beschlag nöthige Stellung erreicht hat. Besonders auch ein Reinigen der Hufe, verbunden mit leichten Klopfen, trägt sehr zur allmählichen Gewöhnung an die Beschlagsoperation bei. Beim Beschlagen hebe man die Füße nicht zu hoch, wozu der Aufhalter stets neigt, weil die Stellung für ihn bedeutend bequemer ist. Besonders wenn der Aufhalter ein großer Mann ist, wird gegen diese Regel verstoßen. Man ziehe die Beine ferner niemals nach auswärts, weil hierdurch dem Thier das Gleichgewicht genommen wird, man es geradezu zwingt, sich der verlangten Stellung mit Gewalt zu entziehen. Auch ein zu langes Aufhalten eines Beines ist verwerflich, weil die Thiere ungeduldig und unruhig werden. Man lasse das Bein zeitweilig hinsetzen oder wechsle mit der Arbeit derart, daß man zunächst die Hufe nach einander auswirkt, dann beschlägt. Schläge und rohe Behandlung sind unter allen Umständen zu vermeiden; sie sind im Stande, ein Pferd zu verderben, daß sich niemals wieder ohne Gewaltmaßregeln ein Eisen auflegen läßt.
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