[ => Original lesen: 1892 Nr. 58 Seite 1] In Verfolg der diesseitigen Bekanntmachung vom 10. d. Mts. wird hierdurch gemeinkundig gemacht, daß das dritte Bataillon des 2. Hanseatischen Infanterieregiments Nr. 76 nicht am 26. d. Mts. und am 1. und 2. k. Mts., sondern
am 25., 26. und 27. d. Mts.
Schießübungen mit scharfen Patronen auf der Palinger Heide abhalten wird. Die Uebungen dauern vermutlich am 25. von 9-2 Uhr, am 26. von 10-1 Uhr und am 27. von 10-2 Uhr.
Schönberg, den 23. Juli 1892.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
I. V. H. Spieckermann.
Der preußische Cultusminister Dr. Bosse über die sociale Frage.
Der "Evangelisch=kirchliche Anzeiger" veröffentlicht folgenden sehr bemerkenswerthen Brief über die soziale Frage, den der Cultusminister Dr. Bosse vor längerer Zeit an einen Freund schrieb:
"Es ist der Hauptfehler Schulzes (Schulze=Delitzsch) und seiner Anhänger, daß sie die genossenschaftliche sog. Selbsthilfe für die einzige und untrügliche Lösung der sozialen Frage ausgeben. Und das, mein werther Freund, ist nicht nur ein Irrthum, sondern es ist zugleich denen gegenüber, die man damit zu kirren sucht, mit Erlaubniß zu sagen, ein kolossaler garstiger Schwindel. Die Lösung der sozialen Frage kann in den Genossenschaften nicht erfolgen, vielmehr ergiebt jede historische Betrachtung unserer sozialen Entwickelung, daß man so tiefgreifende, gewaltige Aufgaben wie die Versöhnung unserer sozialen Gegensätze und die Heilung der Noth des vierten Standes nicht mit allerlei menschlich und geschäftlich ausgeklügelten Mittel und Mittelchen lösen kann; dazu gehören weltgeschichtliche und welterobernde Kräfte.
Seit 1800 Jahren liegt es vor aller Welt Augen, daß jede aber auch ausnahmslos jede wahrhafte, jede große und heilsame Vorwärtsbewegung nur von einer großen Kraft betrieben, getragen und mit Erfolg zum Abschluß gebracht ist, nämlich vom Christenthum. Die christliche Liebe allein ist die principielle Lösung der sozialen Frage, und sie ist es gewesen, seitdem sie den Himmel verlassen und die arme Gestalt der durch Sünde zerbrochenen und geknechteten Menschheit angenommen hat, um die "Armen und Elenden" wunderbarlich zu retten und selig zu machen. O mein Freund, nennen Sie dieses Zurückgreifen auf den Lebensgrund - nicht der Partei sondern der ganzen Welt und ihrer geschichtlichen Entwickelung -, nennen Sie es nicht ein verlogenes Spiel mit frommen, aber inhaltslosen Redensarten, wie es die hocheinherfahrende in Materialismus und modernem Heidenthum dahintaumelnde Welt unserer Gegner thut. Geben Sie es nur zu, daß die "soziale Frage" zu Christi Zeiten noch ganz andere und verzweifelte Dimensionen zeigte, als dies heute der Fall ist. Denken Sie an die sociale Noth aller Dienenden im Alterthum; denken Sie an die Sklaverei und die Erhebung der Frauen aus ihrer Niedrigkeit denken Sie an die Umgestaltung der Familie, dieses Grundpfeilers von Staat und Gesellschaft; denken Sie an die völlige Erneuerung der Stellung des Einzelnen zum Besitz und Vermögen und sagen Sie dann selbst, welches "weltüberwindende" Princip es war, wodurch diese fundamentalen Erneuerungen der gesamten gesellschaftlichen Verhältnisse bewirkt wurden. Gewiß, aus diesem Princip heraus, auf diesem Lebensgrunde christlicher Anschauungen heraus erwuchsen bestimmte Gestalten, erwuchs namentlich eine ganz neue Realität des Begriffes der Gemeinschaft, wodurch sich die Lösung der großartigen socialen Reformaufgaben vollzog.
Das aber ist ja eben das Verkehrte unserer modernen Volksbeglücker und socialen Wunderdoktoren, daß Sie an die Stelle jenes Lebensgrundes eine im Verhältniß zu ihm so überaus winzige wesentlich wirtschaftliche Gestaltung setzen wollen. Das ist die Grundlüge aller socialen Quaksalber, daß sie ein für bestimmte Krankheitsformen bei richtiger Anwendung gewiß sehr heilsames Mittel als die Universalmedicin und das Lebenselixir gegen alle Krankheiten und gegen jeden Schaden anpreisen. Darin liegt die große Gefahr, durch Verblendung über die Nothwendigkeit des Zugreifens auf den einzigen rechten Arzt das Uebel zu verschlimmern, statt es zu beseitigen. Ja, die Noth ist groß. Unendliche Gefahren drohen dem Arbeiterstande und durch ihn der gesammten Gesellschaft; schreiende Uebel harren der Heilung. Und nicht bloß der vierte Stand ist es, hinter dem das große Zeichen der socialen Frage steht. Aber mit dem Pflaster der bloß äußerlichen, bloß wirthschaftlichen Organisation ist dieser brennende Schaden nicht auszuheilen; er muß von innen heraus angegriffen werden. Es giebt nur einen Arzt und eine Arznei dafür: Christus und die christliche Erneuerung des socialen Lebens. Die Aufgabe des Christenthums ist eine universale. Ohne diesen Faktor sind die brennenden Fragen der socialen Noth nicht zu lösen. Und so gewiß das politische Leben mit dem socialen aufs Innigste verflochten ist, so gewiß ist diese meine Ueberzeugung nicht bloß ein frommer unpraktischer Wunsch, sondern ein lebendiges und lebenerzeugendes in unendlich reichen praktischen Gestaltungen erblühendes und fruchtbar politisches Princip."
[ => Original lesen: 1892 Nr. 58 Seite 2]Die Eröffnung des Nord=Ostsee=Kanals ist nach dem bisherigen Fortgang, den die Arbeiten genommen haben, mit Sicherheit in der zweiten Hälfte des Jahres 1895 zu erwarten.
Um den Bau der militärfiskalischen Arbeiterkolonie bei Spandau möglichst schnell zur Ausführung zu bringen, wurden die Arbeiten in verschiedenen Loosen an 4 Unternehmer vergeben, welche das Werk auf der ganzen Linie zu gleicher Zeit in Angriff genommen haben. Es soll dies eine Musterkolonie für spätere ähnliche Unternehmungen der Militärverwaltung sein. Die jetzt im Bau begriffenen Arbeiterwohnungen, 100 an der Zahl werden an verheiratete Arbeiter der königlichen Institute gegen einen Mietspreis vergeben, der etwa zwei Drittel der ortsüblichen Miete in Privathäusern ausmacht. Zum 1. April nächsten Jahres sollen sie bezogen werden.
Das ungarische Parlament ist am Mittwoch bis zum 26. September vertagt worden.
Vom russischen Hofe wird der kölnischen Volkszeitung berichtet: Dem Zaren ist der Aufenthalt in Kopenhagen recht gut bekommen. Etwas nervös ist er freilich ja immer noch, er erschrickt besonders leicht, wobei sich dann sein Gesicht mit Todesblässe bedeckt. In viel höherem Grade gilt das von der Zaritza, die seit dem Eisenbahnunfall von Borki fortgesetzt leidend ist. Dem Zaren könnte vielleicht eine strenge Diät einige Erleichterung schaffen, doch dürfte er dazu kaum zu bewegen sein, obschon er manchmal nicht unerheblich an Blutandrang nach dem Kopfe leidet. Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen ist das Kartenspiel, welches ihn mehr interessirt, als militärische Angelegenheiten; sein Lebenswandel ist übrigens musterhaft. Der Zar ist ein eifriger Kirchenbesucher. Die russische Messe dauert nie weniger als eine Stunde manchmal in Folge der langen Gebete (meist für den Zaren) am Schlusse der Messe gegen zwei Stunden; allein Alexander III. wird es nie zu viel. Der Geist des ausschließlichen Russenthums und der Orthodoxie tritt am Hofe immer mehr hervor. Nur mit Frankreich, französischem Wesen und der französischen Sprache wird noch eine Ausnahme gemacht; Deutschthum und deutsche Sprache ist so verpönt wie nie. Der Großfürst Thronfolger, der bisher ziemlich vorurtheilsfrei war, scheint auch mehr und mehr für den Gegensatz wider alles Fremde gewonnen zu sein. Eine bereite Höflingsschaar hat die Deutschen zur Genüge bei ihm angeschwärzt. Auch ein Gegner der Juden ist er geworden, was früher ebenso wenig der Fall war. So ist er überzeugt, der japanische Polizist, welcher das Attentat auf ihn verübte, sei ein Jude gewesen. Zum Kummer seiner Eltern will der Thronfolger sich noch immer nicht verloben. Die russischen Großfürsten heirathen sonst sehr früh, die Thronfolger meist schon mit 18 Jahren. Er kann sich aber nicht entschließen.
Nach Meldungen der "Politischen Correspondenz", ist die Zahl der Todesfälle an Cholera in Rußland bedeutend größer, als amtlich angegeben wird. Die behördlichen Verhütungsmaßregeln erweisen sich als durchaus unzureichend, was bei der im Zarenreich sanktionirten Lotterwirthschaft nicht Wunder nehmen kann. Letzter Tage sollen auch in Warschau einige choleraartige Fälle vorgekommen sein, deren Bekanntwerden jedoch von der Behörde zu verhindern gesucht wird. Aus Paris wird gemeldet, daß bei der Untersuchung der in der Umgegend von Paris an der Cholera Gestorbenen Koch'sche Cholerabacillen gefunden worden seien, ähnlich wie im Jahr 1884. In den letzten drei Monaten seien in Frankreich 297 Todesfälle an Cholera festgestellt worden.
Von russischen Unternehmern wird beabsichtigt, in Rußland mehrere große Blechfabriken anzulegen, um sich vom Bezug deutscher und englischer Bleche unabhängig zu machen.
Die Franzosen gießen stetig Oel auf ihre Rachelämpchen. Ein neuer Proceß wegen Hochverrats, verbunden mit Spionage, ist in Paris gegen den Buchhalter des Kriegsarsenals v. Burde und dessen deutsche Geliebte, welche wichtige Waffenmodelle neuester Konstruction entwendet haben sollen, eingeleitet worden. Beide sind verhaftet. Die Waffenmodelle und die wichtigsten Dokumente über Landesvertheidigung sollen vorgefunden worden sein.
Die Versuche über eine anderweitige Ausrüstung und Tragweise des Gepäcks sind nun in Frankreich abgeschlossen. Danach trägt der französische Soldat Munition mehr im Tornister, die ganze Munition befindet sich in drei Taschen, von denen zwei vorne, eine hinten am Gürtel hängt (dasselbe Prinzip wie das deutsche). Jede Tasche faßt 5 Pack Patronen Modell 1886, so daß der Soldat im Ganzen 120 bei sich führt. Von den Patronen Gewehr 74 können hingegen nur 78 vom Mann getragen werden, 4 Pack in jeder vorderen, 5 Pack in der hinteren Tasche. Das Gepäck wird durch ein Gerüst getragen, dessen Trageband sich mit den Tragebändern des Tornisters in einem zwischen den Schulterblättern liegenden Ring vereinigt, so daß der Leibgurt auf den Hüften ruht. Außereuropäische Truppen erhalten das neue Gepäck nicht, ebenso werden im Inland damit Unteroffiziere, Krankenträger, Tambours etc. nicht aus gerüstet, welche weniger oder keine Patrone tragen.
Eine neue Fußbekleidung hat man soeben in der österreichisch=ungarischen Armee eingeführt. - Das Lebellsche Jahrbuch spricht sich darüber folgendermaßen aus: "Nach vieljährigen Studien und Besuchen ist das Modell eines neuartigen Militärschuhes angenommen worden, das allen Erfordernissen entsprechen soll. Vor allem ist das Material besser und widerstandsfähiger, gleichzeitig ist aber auch das Oberleder leichter, weicher und geschmeidiger, wodurch der Schuh einerseits an Gewicht verliert, andererseits dem Fuße sich besser anschmiegt und weniger Anlaß zum Schuhdrücken giebt. Der neue Schuh ist dem anatomischen Bau des Fußes möglichst genau angepaßt, die Absätze sind niedriger und breiter, und die ganze Konstruktion ist derart angelegt, daß der Mann zu ausdauernden Marschleistungen befähigt werde." Außer diesem Paar Lederschuhe erhält jeder Mann ein paar Schnürschuhe, deren Obertheil aus braunem Baumwollsegelstoffe besteht, der mit brauner Leinwand gefüttert und mit einem Lederabsatz versehen ist.
An sämmtliche Aerzte der öffentlichen Krankenanstalten Wiens erging die behördliche Anfrage, ob sie als Choleraärzte sich zur Verfügung stellen wollen. Die Aerzte erhalten eine besondere Entschädigung im Falle ihres Ablebens übernimmt der Staat die Versorgung ihrer Hinterbliebenen. Zahlreiche Aerzte erklärten sich bereit, den Dienst zu übernehmen. Ferner gingen soeben an die Landesbehörden von Galizien und der Bukowina Weisungen betreffs sofortiger weitestgehender Vorkehrungen. Gerüchtweise verlautet, die geplante Kaiserreise nach Galizien und die dortigen Manöver würden vielleicht wegen der Choleragefahr unterbleiben.
Im Lütticher Anarchistenprozeß fahren die angeklagten Anarchisten fort, ihre schmutzige Wäsche vor der Oeffentlichkeit zu waschen. Die Angeklagten beschuldigen sich gegenseitig. Der bereits früher verurtheilte Hansen belastet alle Uebrigen auf das schwerste, während jene erklären, Hansen stehe im Dienst der Polizei. Hansens Belastungen erweisen sich theilweise als erfunden. Der allgemeine Eindruck bleibt dagegen der, daß alle Angeklagten gemeinsam operiert haben.
Die Throne dreier deutscher Königreiche werden künftig von österreichischen Erzherzoginnen getheilt werden. Neben den voraussichtlichen Thronerben in Bayern und Württemberg ist der voraussichtliche Thronerbe in Sachsen, Prinz Friedrich August, seit einem Jahre mit einer Erzherzogin von Oesterreich, Tochter des Großherzogs von Toskana, vermählt.
Verfälschte schwarze Seide.
Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der echten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen echten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto= und zollfrei in's Haus. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 58 Seite 3]Anzeigen.
Vor einiger Zeit sind zwei Geldsummen in der Nähe der hiesigen Kirche und vor dem Chausseehause in Kl. Siemz gefunden worden.
Die sich legitimirenden Besitzer können dieselben hier in Empfang nehmen.
Schönberg, den 18. Juli 1892.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
I. V. H. Spieckermann.
Oeffentliche Versteigerung.
In dem Concursverfahren des Schmiedemeisters Griem hierselbst werde ich
am Freitag, den 29. Juli d. J.
Vormittag 9 Uhr
auf der Hofstelle des p. Griem,
5 bis 6 Fuder Stroh, etwas altes Heu, 1 Partie Dung, 1 Decimalwaage mit Gewichten, 1 Pferdeschlitten, Rest Mauer= und Dachsteine, Ziegelbretter, Mannes=Kleidungsstücke etc. und
am Sonnabend, den 30. Juli d. J.,
Vormittags 9 Uhr
2 Torfschiffe, sowie Graswuchs von 7 Scheffel Aussaat Wiese, und die Getreidebestände, als: 8 Scheffel Aussaat Weizen, 14 Scheffel Aussaat Roggen, 1 1/2 Scheffel Aussaat Erbsen, 13 Scheffel Aussaat Hafer, 2 Schffl. Aussaat Gerste
parzellenweise, öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen lassen. Versammlung der Käufer am 30. Juli d. J. an der Moorstraße beim alten Kirchhof.
Schönberg, den 21. Juli 1892.
Wilh. Schrep, Konkursverwalter.
Torf=Auction
im Vitenser Forste
auf dem Woitendorfer Moore
am Freitag, den 29. Juli 1892 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:
700 Ruthen Baggertorf,
100 Mille Stechtorf.
Versammlung Morgens 9 Uhr bei der Hütte.
Vitense, den 23. Juli 1892.
L. Wiegandt,
Großherzogl. Revierförster.
Auctions=Abkündigung.
Die auf den 30. d. M. in Carlow angesetzte Auction findet nicht statt.
Carlow, d. 24. Juli 1892.
Struck.
Landreiter.
Familien-Seife
von der Parfümerie Union, Berlin
ist äusserst mild, und ihres angenehmen Parfüms wegen sehr zu empfehlen.
Preis pro Packet (6 Stück) 60 Pf. zu haben bei
C. Schwedt.
Wer durch einen Anstrich mit
Carbolineum
sicheren u. dauernden Schutz d. Holzes erzielen will, wähle nur die echte, seit 16 Jahren bewährte Originalmarke
Avenarius
D. R.-Patent No. 46021.
Prospekte durch die Fabrikniederlage
Aug. Spehr, Schönberg.
Gusstahl-Sensen,
ganz aus feinstem engl. Gußstahl gearbeitet, empfehlen sich am besten dadurch, daß der Absatz davon von Jahr zu Jahr größer wird.
Halte auch in diesem Jahre große Auswahl davon auf Lager und leiste für jede Sense vollständig
Garantie.
Schönberg i/M. J. Oldenburg.
Wer gut schlafen will entferne die lästigen Federbetten bei eintretender Hitze und kaufe sich von den berühmten Normal=Schlafdecken à 3 1/2 Mk. (sonst 8-9 M.) ein oder zwei Decken, dann schläft man gut.
Deckenniederlage von Herrmann
Stettin, Breitestr. 61.
Sommer-Pferdedecken
aus leinenem Drill, vorn zum Zuschnallen à 5 M., leichtere à 4 M. Fliegen-Netzdecken f. Pferde à 6 M. Kopf u. Hals bedeckend.
Fertige Ernte=Pläne 15 Fuß, 20 Fuß, 25 Fuß lang.
---------------------------------------------------------
10-12 Fuß breit à 10 M. 15 M. 21 M.,
2 Ctr.=Getreide=Säcke a 90 Pfg.
H. Herrmann, Deckenfabrik, Stettin.
Zum Einkochen empfehle ganzen sowie gemahlenen
Hut-Zucker.
hermetrisch geschlossene Glashäfen, sowie gewöhnliche mit Krempen in allen Größen billigst
C. Schwedt.
Sicher schießende Jagdpatronen,
Calliber 16. Lef. und Lanc.
100 Stück 7,00 M.
in allen Nummern fertig zu kaufen bei
C. Schwedt.
Herzogliche Baugewerkschule
Wtunt. 31. Oct. Vorunt. 3. Oct. |
Holzminden |
Wtr. 91/92 945 Schüler. |
mit Maschinen- u. Mühlenbauschule
und Verpfleg.-Anst. Dir. L. Haarmann, Regbmstr.
Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann Bandagist.
Beste u. billigste Bezugsquelle für Cigarren à Mille Mark 20.00, 22.00, 24.00, 26.00, 28.00 bis 100.00 liefert
Hugo Eggerstedt,
Wandsbeck bei Hamburg.
Reisende und Agenten gesucht!
Commissionslager vergeben!
Zu kaufen gesucht;
Alte Geschäftsbücher, Briefe, Acten etc.
unter Garantie des Einstampfens. Offerten sub Ho 2839b an Haasenstein u. Vogler A.=G. Lübeck erbeten.
Bin diese Woche in Schönberg zum
Stimmen und Repariren von Klavieren.
O. Staroste, Instrumentenbauer.
Anmeldungen in Wieschendorff's Hotel.
Krankheitsh. muß ich m. Biergroßhandlung in Hamburg m. gut. u. fest. Kundschaft, Niederlage mehrerer Actien=Brauereien, verk. Geschäftsbetrieb m. 2 Gespann, monatl. Reinverdienst nach Abzug aller Unkosten ca. 450 M. (laut Brauereibuch, welches d. Brauerei verbürgt); da das Geschäft streng reell ist u. durchaus keine Fachkenntnisse erfordert, ist es für Jeden passend, der e. sichere u. angenehme Existenz sucht. - C. Kragelund, Hamburg, Altonaerstraße 68.
Da ich in Lübeck die Schneiderei erlernt habe, beabsichtige ich, hierselbst eine Schneiderei in und außer dem Hause zu eröffnen und bitte die geehrten Damen Schönbergs und Umgegend, mich mit Aufträgen zu beehren.
Hochachtungsvoll
Auguste Gerdes. Wwe.
Wer unbefugter Weise meinen Acker, den bekannten Hühnerkamp und Langensche Koppel betritt, werde ich gerichtlich belangen.
Baek. Adolph Clasen, Büdner.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 58 Seite 4]Farben aller Art bei H. Brüchmann.
Zweite Münsterbau
Geld-Lotterie
zur Wiederherstellung des Münsters zu Freiburg i. B.
Ziehung am 6. u. 7. September 1892.
|
Die Loose à 3 M. sind in dem Bankhaus
Carl Heintze, |
Berlin W., Unter den Linden 3. |
übernommen und von derselben gegen Einsendung des Betrages auf Postanweisung zu beziehen.
Jeder Bestellung sind für Porto und Gewinnliste 30 Pfg. beizufügen.
Der Münsterbauverein zu Freiburg i. B.
Looseversandt auf Wunsch auch unter Nachnahme.
|
Baar ohne Abzug.
|
1 |
Gew. |
a |
50000 |
= |
50000 |
M. |
1 |
" |
a |
20000 |
= |
20000 |
" |
1 |
" |
a |
10000 |
= |
10000 |
" |
1 |
" |
a |
5000 |
= |
5000 |
" |
10 |
" |
a |
1000 |
= |
10000 |
" |
20 |
" |
a |
500 |
= |
10000 |
" |
100 |
" |
a |
200 |
= |
20000 |
" |
200 |
" |
a |
100 |
= |
20000 |
" |
400 |
" |
a |
50 |
= |
20000 |
" |
2500 |
" |
a |
20 |
= |
50000 |
" |
50 |
Ausserdem mindestens Kunstwerthe von |
= |
45000 |
" |
----------------------------------------------- |
3284 |
Gewinne |
= |
260000 |
M. |
|
Travemünder Rennen
den 29. und 31. Juli 1892.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.
Gesang-Verein "Teutonia".
-----------------------------------------------
Sonntag, den 31. Juli cr.
Großes Gesangs=Fest
der vereinigten Gesangvereine Gadebusch, Grevesmühlen, Rehna und Schönberg im Boye'schen Garten hieselbst.
-----~~~~~-----
Fest-Programm:
12-2 Uhr. |
|
Empfang der Gäste. |
2 Uhr. |
|
Generalprobe. |
4 Uhr. |
|
Anfang des Concerts; |
Entree à Person 30 Pfg., 15 Pf.
7 Uhr. |
|
Festessen, à Couvert M. 1,50. |
9 Uhr. |
|
Anfang des Festballes; |
Entree für Herren 1,50 M., Damen 50 Pfg.
Hierzu ladet ergebenst ein
Das Festcomite.
Schönberg, den 25. Juli 1892.
NB. Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt.
Wir beabsichtigen uns. v. d. Marienthor beleg. Wohnhaus Nr. 57, nebst Stall u. Garten unter günstigen Bedingungen baldmöglichst zu verkaufen.
J. Garz. W. Nevermann.
Danksagung.
Für die vielen Beweise herzlicher Theilnahme und reiche Kranzspende bei der Beerdigung meines lieben Mannes, unseres guten Vaters, sagen hiermit ihren tiefgefühlten Dank
Wittwe Bannekow u. Sohn.
Schönberg, den 23. Juli 1892.
Boye's Garten.
Am 9. August d. J.
Gr. Cavallerie-Concert,
ausgeführt von dem auf der Kunstreise befindlichen Trompeterchor des Königl. Sächs.
Königs-Husaren-Regiments N. 18
aus Grossenhain
unter Leitung des Königl Musikdirigenten Herrn
Alwin Müller.
Nach dem Concert Ball.
Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt.
~~~~~~
Specialität: Benutzung der in der Oper "Aida" vorgeschriebenen Original=Trompeten. Märsche, ausgeführt mit den nur bei der sächsischen Cavallerie geführten Feldtrompeten.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 58 Seite 5]Beilage
zu Nr. 58 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 26. Juli 1892.
- Die Walfischjagd, welcher der Kaiser am Dienstag von Tromsoe aus beiwohnte, begann früh morgens 6 1/2 Uhr; um 7 Uhr war der Wal angeschossen, um 7 1/2 Uhr lag er längsseit des Schiffes. Der Kaiser warf eine Flasche mit eigenhändig geschriebenem Bericht in das Meer. Der Vertreter der Gesellschaft, welcher der Walfischfänger gehört, brachte ein Hoch auf den Kaiser aus, auf welches derselbe mit einem Dank und der Anerkennung für die gemachten Veranstaltungen erwiderte. Der Harpunier erhielt eine goldene Erinnerungsmedaille. Von Tromsoe aus hat der Kaiser auch auf eine der Insel Andamsoe einen Pürschgang unternommen. Die Jagd auf die Rennthiere jenes Eilandes ist eine ungemein beschwerliche und dies erklärt sich aus der Bodenbildung und dem Mangel an Bäumen. Nur an der Küste gedeiht kümmerlich ein wenig Strauchwerk; Moos und Flechten überziehen weite Strecken, aus denen hin und wieder Steine und Felsblöcke hervorragen. In ihrem Schutz muß sich der Jäger kriechend an das sehr scheue Wild anpürschen; natürlich gegen den Wind. Da man aber auf Viertelstundenweite zu sehen ist, bleibt nichts übrig, als mittelst eines Botes den der Windseite entgegengesetzten Theil der Insel aufzusuchen und von dort aus zum Schuß zu kommen suchen. Daß etwa Treiber verwendet werden könnten, erscheint nach der Bodenbildung ausgeschlossen. Man werde damit höchstens ein Ausbrechen der Thiere erreichen, die im Nothfall auch die See annehmen und sich durch Schwimmen dem Verfolger zu entziehen suchen.
- Der Kaiser verlieh für Leistungen auf der Berliner Kunstausstellung die große goldene Medaille für Künste dem Bildhauer Schilling=Dresden, den Malern Pradilla=Rom, Falat=Berlin; die kleine goldene Medaille für Kunst: den Bildhauern Jänisch=Berlin, Magnussen=Berlin, den Malern Block=München, Fechner junior=Berlin, Koch=Berlin, Thoma=Frankfurt a. M.; die kleine goldene Medaille für Wissenschaft an Meidenbauer.
- Ueber die Sonntagsruhe wird seitens der Berliner Cigarrenhändler lebhafte Klage geführt. Der Verein der Interessenten der Cigarren= und Tabakbranche wird, wie die "Vossischen Ztg." erfährt, beim Polizeipräsidenten von Berlin dahin vorstellig werden, daß der öffentliche Verkauf an Sonntag Nachmittagen, der jetzt bis 2 Uhr gestattet ist, bis 5 Uhr freigegeben werde. Ein von dem Verein eingesetzter Ausschuß hat bei den Cigarrenhändlern der verschiedensten Stadttheile Umfrage darnach gehalten, wie sich an den drei Sonntagen, an denen bisher die Verordnung betreffs der Sonntagsruhe in Kraft war, die Einnahmen im Vergleich zu derselben Zeit früherer Jahre gestaltet haben, und ist dabei zu dem überraschenden Ergebniß gekommen, daß dieselben im Durchschnitt jetzt noch höchstens ein Drittel gegen früher betrügen, ohne daß die Einnahmen an den Sonnabenden, wie man gehofft, sich wesentlich erhöht hätten. Angesichts dieser Angaben schließen sich, wie es heißt, jetzt der Bewegung auch solche Händler und Fabrikanten an, welche anfangs für eine strenge Durchführung der Sonntagsheiligung auch in der Cigarren= und Tabakbranche eingetreten waren.
- Zur Sonntagsruhe wird folgendes aus Berlin gemeldet: auf eine Anfrage des Neuroder Gastwirthsvereins gab der Minister des Innern folgende Antwort: Soweit den Schankwirthen Sonntags der Schankbetrieb in ihren Lokalen gestattet ist, kann ihnen auch der Verkauf von Bier, Schnaps und Eßwaaren über die Straße auf Grund der Gewerbeordnung am Sonntag nicht untersagt werden. Der Minister des Innern. (gez.) Herrfurth. - Dieses Princip wird also jetzt wenigstens für den ganzen preußischen Staat zur Durchführung kommen.
- Daß die Einführung der Rentengüter einem Bedürfnis der ländlichen Bevölkerung entspricht, beweist die Thatsache, daß nach dem heutigen Stand der Arbeiten bei den Generalkommissionen die Zahl der ausgethanen Rentengüter mit Jahresschluß ungefähr 1000 betragen wird. Gewiß ein überaus erfreuliches Ergebnis, wenn man erwägt, daß die Thätigkeit der Generalkommission und Rentenbauten in Rentungssachen jetzt ungefähr erst seit Jahresfrist währt und neben der Generalkommission in Bromberg, von welcher die meisten Rentengüter ausgethan sind, die Ansiedelungskommission für Westpreußen und Posen arbeitet, welche bekanntlich auch ihre Landstellen wesentlich in Rentengutsform vergiebt. Auch bei der Ansiedelungskommission bewährt sich diese Form des Grundeigenthums so, daß sie eine erhebliche Verstärkung ihrer Ansiedelungsthätigkeit und demzufolge ihres Personals plant.
- Die Silberproduktion in Deutschland betrug für das Jahr 1889 341,359 Kilogr., für 1890 350,324 Kilogr. und für 1891 368,638 Kilogr., sie hat somit für das Vorjahr wieder eine bedeutende Steigerung erfahren. Die nordamerikanische Silberproduktion wird für 1891 auf 1,672,000 Kilogr. geschätzt. Die Mehrproduktion ist durch die hohen Preise des Vorjahres angeregt worden. Betreffs der deutschen Silberproduktion ist übrigens zu bemerken, daß ein großer Theil nicht aus in Deutschland geförderten, sondern (besonders aus Spanien) importirten Erzen stammt.
- Graf und Gräfin Hoyos beabsichtigen das in der Steiermark herrlich gelegene Schloß Oberadlersburg für den Grafen Herbert Bismarck anzukaufen.
- Am Sterbetage der Königin Luise wurden, wie alljährlich, in Potsdam in der Garnisonkirche sechs Brautpaare getraut, welche aus dem Fonds der Königin Luise=Stiftung je 300 Mk. und eine Bibel erhalten.
- Durch einen eigenartigen Unfall verlor der Besitzer der Rauschmühle in Berlinchen kürzlich ein Pferd. Der Knecht, der das Fuhrwerk lenkte, kam durch Unvorsichtigkeit einem schwärmenden Bienenvolke zu nahe. Wütend fielen die Bienen über ihn und das Pferd her. Der Knecht konnte noch mit großer Mühe durch die herbeieilende Frau und die Magd, die arg verletzt wurden, vor weiterem Unglück bewahrt werden. Das Pferd war jedoch so zugerichtet, daß es bald darauf verendete.
- In Hamburg ist das Aussteigen der Zwischendecks=Auswanderer auf den dortigen Bahnhöfen zur Verhütung der Einschleppung von Epidemien polizeilich verboten worden. Die Auswanderer werden direct in die Nähe der Auswandererschiffe gefahren und bleiben bis zur Einschiffung in besonders eingerichteten Baracken am Amerikaquai.
- Auf dem Schützenplatz zu Potsdam erschien am Mittwoch der Gerichtsvollzieher, um einem Menageriebesitzer, wegen einer Schuldforderung aus Königsberg, einen Löwen, eine Tigerin mit Jungen und einen Panther abzupfänden. Die Bestien fletschten zwar die Zähne, als sich der Mann des Gesetzes ihnen nahte, imponirten demselben aber durchaus nicht.
- 447 046 Turnvereinsmitglieder gehören jetzt der deutschen Turnerschaft an, so daß gegen das Vorjahr wieder eine Vermehrung von 25 320 Mitgliedern stattgefunden hat; die Zahl der Turnervereine ist von 4763 auf 5081 gestiegen.
- In der Nacht zum Sonnabend entgleiste die Lokomotive des Orientzuges hinter der Station Löwen in Schlesien infolge eines Radreifenbruches, wobei ein Pack= und ein Postwagen umstürzten. Ein entgegenkommender Güterzug fuhr auf die beide Geleise sperrende Schnellzugsmaschine auf. Wie die Breslauer Zeitung meldet, wurden 6-8 Personen verletzt und 14 Wagen beschädigt. Der Postwagen und mehrere Gepäckwagen stürzten die Böschung hinab. Die Verwundeten wurden mit der Bahn nach Breslau geschafft und in dem dortigen Allerheiligen=Hospital untergebracht. Von den Verletzten sind besonders die Beamten an Kopf und Extremitäten schwer verwundet, am schwersten der Bremser Franke.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 58 Seite 6]- Eine ernste Mahnung. Das Urtheil das Freitag das Landgericht München I. gegen die beiden Gymnasiasten Spann und Rickerl fällte, ist für leichtsinnige junge Leute eine bedeutsame Warnung. Um das Schulzimmer so zu beschmutzen, daß der Unterricht einige Tage ausfallen muß und die Schüler für diese Zeit frei bekommen, haben die beiden leichtsinnigen jungen Leute eine Explosion im Ofen des Klassenzimmers verursacht, die größere Verwüstung anrichtete, als die Attentäter jedenfalls beabsichtigten. Was sind nun die Folgen des leichtssinnigen Streiches? Vor allem wurden die beiden Gymnasiasten von allen Studienanstalten des Königreichs für immer ausgeschlossen. Dann wurden sie vor Gericht gestellt, und obwohl das Gericht in richtiger Würdigung der Sachlage auf das geringste Strafmaß erkannte, erhielt jeder 1 Jahr Gefängniß! Außerdem mußten die ohnehin schwer gestraften Eltern noch einige 100 Mk. Schadenersatz leisten. Schwer müssen die beiden jugendlichen Sünder für den dummen Streich büßen, schwerer noch die Eltern, welche ihren ganzen Plan hinsichtlich der Zukunft ihrer Söhne zerstört sehen. Die Vertheidigung hat an die Allerhöchste Stelle ein Gesuch um Begnadigung der beiden Jungen gerichtet. Zu einem Antrage auf Revision beim Reichsgericht besteht kein Anlaß.
- Die zweite Ferienstrafkammer des Landgerichts I zu Berlin verutheilte den Schlächtermeister Rudolf Blasse, welcher Pferdefleisch für Rindfleisch verkauft hatte, wegen Betrugs zu sechs Monaten Gefängniß und zwei Jahren Ehrverlust.
- Wie man aus Leobschütz in Schlesien berichtet, verheeren kilometerlange Raupenzüge die Obstbäume, die Kartoffel= und Rübenfelder.
- Die kgl. Musikschule in München wurde durch allerhöchste Entschließung in eine Akademie der Tonkunst umgewandelt und ist damit die Tonkunst der bildenden Kunst gleichgestellt.
- In Wien trafen die Sänger des nordamerikanischen Gesangvereins "[Fehlstelle]" am Freitag Abend ein. Auf dem Bahnhof waren 34 Gesangvereine mit ihren Bannern anwesend. Seitens officieller Persönlichkeiten wurden mehrere Begrüßungsreden gehalten. Die Gesangvereine stimmten das Lied "Grüß' Gott!" an. Am Sonnabend fand das erste Konzert in der Ausstellung statt.
- Am Mittwoch früh 11 Uhr fand die Eröffnung der Bäckerei= und Konditorei=Ausstellung in dem glänzend geschmückten Konzerthause "Flora=Krystallpalast" zu Bremen statt.
- Die Augsburger Liedertafel errang am Sonntag auf dem Karlsruher Gesangs=Wettstreit den ersten Preis und damit den großen Kaiserpreis.
- In Augsburg durchbrach am Montag mittag eine Dampfstraßenwalze im Gewichte von 10 000 Kilogramm die kleine Lechbrücke in der Stadt und zerstörte dieselbe vollständig, die Walze kam umgekehrt in den Lechfluß zu liegen.
- Bei der diesjährigen Pferdemusterung in Wernigerode wurde auch ein dreißig Jahre altes Pferd vorgeführt, das früher bei den Seydlitz=Kürassieren in Halberstadt gedient und den denkwürdigen Tag bei Mars=la=Tour mitgemacht hatte; es befindet sich trotz seiner Jahre noch in gutem Zustande. Der Rittmeister des Seydlitzschen Kürassier=Regiments, Graf Haugwitz, sprach die Absicht aus, das Thier anzukaufen und ihm das Gnadenbrot zu geben.
- Auf der Zeche Präsident bei Bochum hat man zum 1. August etwa 90 Arbeitern gekündigt. Die Betroffenen sind vielfach Polen. Sodann wurde sämtlichen in Schichtlohn Arbeitenden mitgetheilt, daß vom 1. August ab eine Lohnverminderung von 21 Pfg. pro Schicht eintritt.
- Das Rhonethal wurde am Mittwoch durch Ueberschwemmungen furchtbar verheert; mehrere Menschen ertranken. Das Wasser kam stellenweise so überraschend, daß die Bewohner auf die Dächer flüchten mußten. Truppen wurden zur Rettung aufgeboten. Der Schaden wird auf 1 1/2 Millionen geschätzt.
- Bei dem Unglück in St. Gervais sind nach neuester Feststellung 144 Menschen umgekommen. Unter den Vermißten werden neuerdings auch vier Deutsche genannt, nämlich ein Ehepaar, namens Schubert und deren zwei Töchter.
- Eine Anzahl der den Viehmarkt in Frankfurt a. M. besuchenden Händler wurden am Sonntag wegen Viehtreibens von Polizeibeamten zur Bestrafung notiert. Die Händler beantragten deshalb die Verlegung des Hauptmarktes vom Montag auf den Dienstag.
- Die aus dem Nothstandsgebiet eingeschleppten schwarzen Pocken wüthen in den russischen Grenzstädten; mehrere Todesfälle sind bereits vorgekommen.
- Die Königin Natalie wird nicht zum Besuch ihres Sohnes nach Bad Ems kommen. Sie hat an den General Horvatovich ein Schreiben gerichtet, in welchem sie erklärt, daß sie nach den Vorfällen im Jahr 1888 in Wiesbaden die Schmach, jemals wieder den deutschen Boden zu betreten, nicht auf sich nehmen könne. Die deutschen Behörden, die damals mit der schönen Widerspenstigen zu thun gehabt haben, werden ihr für diesen Entschluß nur Dank wissen.
- Die Ortschaft Polesella am Po wurde durch einen Cyklon verwüstet und liegt vollständig in Trümmern. Die ganzen Straßen sind in Ruinen verwandelt. Das Stadthaus ist vollständig zerstört. Alle Bauernhöfe und Weinberge, 1 Kilometer im Umkreis, wurden verwüstet. Kaum ein Haus ist unberührt geblieben; die meisten noch stehenden Häuser drohen einzustürzen. Die Bevölkerung kampiert im Freien. Zwei Personen wurden getötet.
- Während der Aetna die an seinem Fuße gelegenen Ortschaften mit Strömen glühender Lavamassen bedroht, hat nun auch der Vesuv vor einigen Tagen Zeichen eines regen innern Lebens gegeben. Ueber der erstarrten Lava des Atrio del cavallo genannten Kraters hat sich ein etwa 30 Meter hoher Auswurfskegel erhoben, der unaufhörlich große Mengen von Dampf und Lava ausstößt. Das Wachstum der Eruption fällt mit Vollmond und dem Beginne der gegenwärtigen Eruption des Aetna zusammen. Die an den seismischen Apparaten des Observatoriums gemachten Beobachtungen weisen auf einen neuen Ausbruch von Lava hin. Die Lavaausflüsse mehren sich fortwährend und steigen schneller und in großem Massen in das Atrio del cavallo hinab.
Ein neuer Fundort für Platina ist in Süd=Dakota in Amerika entdeckt. Durch den gewaltigen Verbrauch, welches das Platina bei der elektrischen Beleuchtung erfahren hat, ist eine mächtige Preissteigerung des Metalls eingetreten, sodaß neue Fundstätten in hohem Grade wichtig sind.
- Das Wahrzeichen der Turner ist nicht nur in Deutschland, sondern fast in allen Ländern, wo das Turnen geübt wird, ein vierfache F. Es dürfte interessant sein, die Bedeutung dieses Zeichens in den verschiedenen Sprachen kennen zu lernen. Deutsch Frisch, fromm, froh, frei! - Französisch: Franc, frais, fier, fort! - Englisch: Frank, fresh, frisk, free! - Italienisch: Franco fresco, fiero, ferto: - Spanisch: Framo, fresco, firnce, fuerte! - Portugisisch: Franco, frescv, fero, ferto! - Schwedisch: Frisk, from, frodji, frie! Nur die Holländer haben statt des auf und nebeneinander stehenden vierfachen F vier aneinander gestellte V mit der Bezeichnung: Vroed, vrank, vrij, vroom!
- Eine wunderliche Erfindung soll von einem englischen Chemiker gemacht worden sein; er hat, so schreibt man, "ein Mittel gefunden, um Flüssigkeiten, vor allem - Schnäpse festzumachen. Cognac, Whisky, Kümmel, Chartreuse, Curacao u. s. w. werden künftig in Täfelchen zum Verkauf gelangen. Man wird also den Schnaps entweder essen oder ihn in Wasser auflösen können, ganz nach Belieben." Es wäre so schön, in lustiger Gesellschaft Liquertäfelchen zu lutschen oder mit trockenen Schnapsbonbons anzustoßen - schade nur, schade nur, daß diese Erfindung wahrscheinlich nur eine - Erfindung ist.
- Jurist: (der zum ersten Male eine Vertheidigungsrede hält, nachdem er sehr lange auf der Hochschule erster Chargierter eines Corps gewesen) " . . Und fasse ich alle diese Umstände zusammen: die Jugend des Angeklagten, sein gutes Vorleben, seine aufrichtige Reue, so möchte ich die Herren Geschworenen bitten - (ein Tintenfaß ergreifend) auf das Wohl des Angeklagten einen urkräftigen Salamander zu reiben!"
|