[ => Original lesen: 1892 Nr. 59 Seite 1] Auf Allerhöchsten Befehl soll im Fürstenthum Ratzeburg für das Jahr vom 1. Juli 1892 bis dahin 1893 zur Deckung der Kosten des Landesfonds, sowie des dem Fürstenthume an den Bundeslasten obliegenden Antheils nach dem unterm 5. Oktober 1853 erlassenen und durch den Offiziellen Anzeiger Nr. 13 publicirten Edicte eine Steuer erhoben und damit fördersamst angefangen werden, welches zur allgemeinen Nachachtung und mit dem Anfügen bekannt gemacht wird, daß
der 28. Juli 1892 als Normaltag
für die Bestimmungen des status quo, wonach die Steuern zu bezahlen, festgesetzt ist.
Diejenigen Landesbewohner, deren Gesellen und Dienstboten ihr Geschäft resp. ihren Dienst vor Erhebung der Steuer verlassen, haben von denselben die edictmäßige Steuer zurückzubehalten und am Zahlungstage, der demnächst bekannt gemacht werden wird, mit zu berichtigen.
Schönberg, den 22. Juli 1892.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
I. V.: H. Spieckermann.
Der Kaiser ist am Donnerstag morgen in Drontheim eingetroffen und an Land gegangen. In dem dortigen Dom verweilte er 1 1/2 Stunde und sprach sich sehr befriedigt über das Gesehene aus. Für die durch den Brand in Chistiansund Geschädigten spendete er abermals 1000 Kronen. Später begab sich der Kaiser mit größerem Gefolge zum Besuche des deutschen Konsuls Jenssen nach der Villa "Gälsted", woselbst das Diner eingenommen wurde. Auch den Abend brachte er daselbst zu und machte einen Spaziergang in dem dortigen Park.
Der Kaiser ist am Mittwoch mittag in Wilhelmshaven eingetroffen, um dort die Taufe des Panzerschiffes U zu vollziehen. Mittwoch nachmittag reiste er nach Berlin, und kehrt am Sonnabend nach Wilhelmshaven zurück, um bald nach der Ankunft mit der Yacht "Kaiseradler" und in Begleitung des Panzerfahrzeuges "Beowulf", Kommandant Prinz Heinrich, nach Cowes in See zu gehen. Die Ankunft in Cowes wird am 1. August vormittags erfolgen. Ueber die Heimreise von dort nach Wilhelmshaven ist die Entscheidung noch nicht getroffen.
Entgegen den Meldungen, daß die deutsche Militärvorlage noch nicht ausgearbeitet sei, versichert ein Breslauer Blatt, daß der Entwurf vollständig bereit liege. Dem Kaiser werde alles auf die Armee Bezügliche direkt vorgetragen. Nachdem eine Verständigung mit den verbündeten Regierungen erzielt und die einzelnen Punkte vollständig spruchreif waren, wurde die Ausarbeitung der Vorlage vorgenommen, welche dem Kaiser noch vor seiner Abreise vorgelegen haben und inzwischen auch die Zustimmung der verbündeten Regierungen erhalten haben dürfte.
Die Manöverflotte, welche in der vorigen Woche von Wilhelmshaven nach Norwegen in See gegangen ist, wird am Sonnabend nach Kiel zurückkehren, wo auch die am 1. August in den Verband der Manöverflotte eintretende Torpedoflottille von Danzig eintreffen wird; ferner werden noch vier Seeschiffe, sowie der Aviso "Grille" nach Kiel gehen, so daß im dortigen Hafen beim Beginn der großen Seemanöver 28 Kriegsfahrzeuge im Flottenverbande sein werden.
Statt Oel ins Feuer der Gerüchte zu gießen, die in letzter Zeit den kommandirenden General Graf Waldersee als heimlicher Schürer der Bismarckfehde und ehrgeizigen Machtstreber bezeichnen, bemüht sich der Graf, diese falschen Deutungen seines Verhaltens zu widerlegen. In einer Unterredung mit einem Berichterstatter des New=Yorker Herald erklärte Graf Waldersee in Engelberg, wo er zur Kur weilt, alle umlaufenden Zeitungsgerüchte seien für ihn gleichgültige Verläumdungen, er sei Militär, nicht Politiker und habe niemals versucht, den Kanzlerstreit zu schlichten; er unterhalte keine Beziehungen zum Fürsten Bismarck, welchem er einzig im Juni Briefe des Zaren überbracht habe. Er stehe den Umtrieben zum Sturz des Grafen Caprivi so fern wie dem gesamten Streit. Gefragt, ob er dem Fürsten von Bismarck eine Wiederannäherung an den Kaiser gerathen habe, antwortete Graf Waldersee, er halte es für unpassend, einem Manne von Bismarcks Bedeutung in so wichtiger Angelegenheit Rathschläge zu ertheilen. Ob die Sache nach dem. tertius gaudens jetzt endlich eine andere Richtung einschlagen wird?
Gladstones Freunde dringen in ihn, die Herzogswürde anzunehmen, da sein Kräftezustand nicht mehr den Aufregungen des Unterhauses gewachsen ist. In diesem Falle würde er das Amt eines ersten Lord des Schatzamtes und Leiter des Hauses der Lords übernehmen, während Sir William Harcourt Schatzkanzler und Leiter des Unterhauses werden würde.
Zwischen Frankreich und Rußland kommt es trotz alles Buschklopfens von Seiten der französischen Machthaber zu keinem förmlichen Bündniß. Der Zar bleibt den Liebeswerbungen der westlichen Freunde kühl bis ans Herz hinan. Das wird ohne Zweifel auch der französische Botschafter in St. Petersburg bei seiner Ankunft in Paris bestätigen, wo er Anfang September zu längerer Urlaubspause eintreffen wird.
Im Vorort Aubervilliers bei Paris starben am Sonnabend 10 Personen an der Cholera.
Aus Petersburg wird gemeldet, daß sich die Cholera vom Kaukasus weit schneller als von der Wolga verbreitet. Am Don werden aus dem
[ => Original lesen: 1892 Nr. 59 Seite 2]Kaukasus 250 000 Personen zurückerwartet, welche der Quarantaine zu unterwerfen unmöglich ist. Wie aus Baku, wo die Kaufleute um ein Moratorium nachsuchen, flüchten auch aus Astrachan und anderen Städten an der Wolga Tausende; der Verkehr stockt.
Aus Petersburg wird gemeldet, daß an ein Aufhalten der Cholera nicht mehr zu denken sei. Dieselbe wurde aus Astrachan längs der Wolga nach Nischniy Nowgorod und aus dem Donaugebiet nach der Krim verschleppt. Auf verschiedenen Dampfern kamen Ruhestörungen vor. Die meisten Dampfer fahren unter gelber Flagge, zum Zeichen, daß sie verseucht sind. Aus verschiedenen Dörfern des Gouvernements Ssaratow wird die Vertreibung der Aerzte durch das Volk gemeldet. Im Dorfe Srednaja Achtuba im Gouvernement Astrachan wurde das Gemeindehaus und die Apotheke zerstört, der Feldscher und der Apotheker getötet, während der Pope mit Mühe Mißhandlungen entging.
- Vom kranken König Otto von Bayern. Aus München wird auswärtigen Blättern berichtet: Vor einigen Monaten erwachte Otto I. aus völliger Apathie wieder zum geistigen Fühlen, erkannte seine Umgebung, er begriff seine hohe Stellung, von der er vordem, als Krone und Reich auf ihn übergingen, keine Ahnung hatte. Als im Augenblick einer so günstigen Stimmung sein Hofkavalier ihn ausforschte, ob er auf den Gedanken, sich seinem Volk in der Residenz zu zeigen, eingehe, erwiderte Otto wehmütig: "Gerne möchte ich nach München, aber mein Volk will einen gesunden König sehen, und ich bin krank. Ja, ja, ich bin es, die Wahnerscheinungen wollen nicht von mir lassen." Eines Tages verlangte der König so stürmisch seine sofortige Abreise nach München, daß, um die Folgen der hochgradigen Erregung zu vermeiden, seinem Begehren unverzüglich entsprochen wurde. Der Reisewagen fuhr vor, der König stieg in Begleitung des Arztes, seines Kavaliers, und der Wärter in Lakaien=Livree ein und hinaus gings in den Riesenpark. An einer mit Vergißmeinnicht übersäeten Wiese ließ der König halten, um für seine Mutter einen Strauß von seiner Lieblingsblume zu pflücken. Vollständig erschöpft brachte man ihn in den Wagen zurück; nach seinem Erwachen im Schloß wußte er nichts mehr von der Fahrt nach München, von seiner Würde, von seinem Volk. Wie jetzt, so weigerte er sich auch früher, Speisen zu sich zu nehmen; man griff zur folgenden List: Der Hofkavalier und der Arzt setzten sich zu Tische, an welchem auch für den König gedeckt war. Die Speisen wurden serviert, nur vor dem leeren Kouvert des Königs stand ein Kistchen mit Cigaretten gefüllt. Unbeachtet von den beiden Herren erschien der König im Speisesalon, die köstlichen Cigaretten erblickend, stürzte er sich mit einem Satz auf sie. Da warf der Arzt rasch die Serviette über das Kistchen, und den König fest ins Auge fassend, sagte er ernst: "Majestät, erst essen, denn rauchen." Willig gehorchte der König und aß, dann aber eilte er überglücklich mit den Cigaretten aus dem Salon.
- Herzog Karl Theodor in Bayern wurde von dem Trinity=College in Dublin, welche hochgeachtete medizinische Gesellschaft dieser Tage ihr 300jähriges Bestehen feierte, zum Ehrenmitglied gewählt.
Anzeigen.
In Sachen betr. die Zwangsversteigerung des dem Schmiedemeister Franz Griem gehörigen zu Schönberg sub. Nr. 199 an der Siemzerstraße belegenen Schmiedegehöfts, so wie der mit demselben zu einem gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex vereinigten Grundstücke steht vor dem unterzeichneten Amtgerichte an,
1, der Verkaufstermin auf
Donnerstag, den 27. Oktober 1892,
Vormittags 11 Uhr
2, der Ueberbotstermin auf
Dienstag, den 22. November 1892,
Mittags 12 Uhr.
Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück c. p., an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Donnerstag, den 27. Oktober 1892,
Vormittags 11 Uhr
angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulierung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Registratur I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 25. Juli 1892.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
H. Diederich.
In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, dem Heinrich Ollmann gehörigen zu Schlagsdorf sub No. X. belegenen Halbstelle c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an,
1, der Verkaufstermin auf
Dienstag, den 25. Oktober 1892
Vormittags 11 Uhr
2, der Ueberbotstermin auf
Dienstag, den 22. November 1892,
Vormittags 11 Uhr.
Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Dienstag, den 25. Oktober 1892,
Vormittags 11 Uhr
angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulierung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Registratur I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termin zu erscheinen sowie innerhalb 8 Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 25. Juli 1892.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
H. Diederich.
Steckbrief.
Gegen den Hofgänger Julius Lübck geb. am 6. Juli 1892 in Hamburg, zulegt wohnhaft in Dodow, welcher sich verborgen hält, soll eine durch Urtheil des Großh. Schöffengerichts zu Schönberg i/M. vom 13. Mai 1892 erkannte Haftstrafe von einem Tage vollstreckt werden. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichtsgefängniß zu Schönberg abzuliefern.
Schönberg, den 22. Juli 1892.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Lankow sub Nro 1 belegene Büdnerstelle c. p. des Joachim Ollrogge daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 23. Juli 1892.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Auctions=Abkündigung.
Die auf den 30. d. M. in Carlow angesetzte Auction findet nicht statt.
Carlow, d. 24. Juli 1892.
Struck.
Landreiter.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 59 Seite 3]Vor einiger Zeit sind zwei Geldsummen in der Nähe der hiesigen Kirche und vor dem Chausseehause in Kl. Siemz gefunden worden.
Die sich legitimirenden Besitzer können dieselben hier in Empfang nehmen.
Schönberg, den 18. Juli 1892.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
I. V. H. Spieckermann.
Oeffentliche Versteigerung.
In dem Concursverfahren des Schmiedemeisters Griem hierselbst werde ich
am Freitag, den 29. Juli d. J.
Vormittag 9 Uhr
auf der Hofstelle des p. Griem,
5 bis 6 Fuder Stroh, etwas altes Heu, 1 Partie Dung, 1 Decimalwaage mit Gewichten, 1 Pferdeschlitten, Rest Mauer= und Dachsteine, Ziegelbretter, Mannes=Kleidungsstücke etc. und
am Sonnabend, den 30. Juli d. J.,
Vormittags 9 Uhr
2 Torfschiffe, sowie Graswuchs von 7 Scheffel Aussaat Wiese, und die Getreidebestände, als: 8 Scheffel Aussaat Weizen, 14 Scheffel Aussaat Roggen, 1 1/2 Scheffel Aussaat Erbsen, 13 Scheffel Aussaat Hafer, 2 Schffl. Aussaat Gerste
parzellenweise, öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen lassen. Versammlung der Käufer am 30. Juli d. J. an der Moorstraße beim alten Kirchhof.
Schönberg, den 21. Juli 1892.
Wilh. Schrep, Konkursverwalter.
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Am Sonnabend, d. 30. d M. Vorm. 8 Uhr werden auf Hof=Lockwischer Feldmark Rappsschoten verbrannt.
Dierking.
Am Montag den 1. August werden auf Hof Selmsdorf Rappschoten verbrannt werden.
Js. Engell.
Am Sonnabend, den 30. Juli, werden auf d. Stover u. Röggeliner Felde Rappsschoten verbrannt.
Kaiser.
Auf dem Mechower Hoffelde werden am Sonnabend d. 30. ds. Mts. Rappsschoten verbrannt.
Stamer.
Es wird hierdurch das Fischen mit Garn, Angeln und Ketschern aufwärts der Maurine, sowie in dem Siemzersee bei Strafe gerichtlicher Ahndung verboten.
Fischer Dierck.
Dr. med. A. Ahrens
Spezialarzt für Augenerkrankungen
Lübeck, Fleischhauerstr. 27.
Sprechstunden: 10-1 Uhr Vorm. 3-4 Uhr Nachm. Sonntags 11-1 Uhr.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 59 Seite 4]Farben aller Art bei H. Brüchmann.
Zweite Münsterbau
Geld-Lotterie
zur Wiederherstellung des Münsters zu Freiburg i. B.
Ziehung am 6. u. 7. September 1892.
|
Die Loose à 3 M. sind in dem Bankhaus
Carl Heintze, |
Berlin W., Unter den Linden 3. |
übernommen und von derselben gegen Einsendung des Betrages auf Postanweisung zu beziehen.
Jeder Bestellung sind für Porto und Gewinnliste 30 Pfg. beizufügen.
Der Münsterbauverein zu Freiburg i. B.
Looseversandt auf Wunsch auch unter Nachnahme.
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Baar ohne Abzug.
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Gew. |
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50000 |
= |
50000 |
M. |
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20000 |
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20000 |
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10000 |
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" |
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1000 |
= |
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" |
20 |
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= |
10000 |
" |
100 |
" |
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200 |
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20000 |
" |
200 |
" |
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100 |
= |
20000 |
" |
400 |
" |
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50 |
= |
20000 |
" |
2500 |
" |
a |
20 |
= |
50000 |
" |
50 |
Ausserdem mindestens Kunstwerthe von |
= |
45000 |
" |
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3284 |
Gewinne |
= |
260000 |
M. |
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Gesang-Verein "Teutonia".
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Sonntag, den 31. Juli cr.
Großes Gesangs=Fest
der vereinigten Gesangvereine Gadebusch, Grevesmühlen, Rehna und Schönberg im Boye'schen Garten hieselbst.
-----~~~~~-----
Fest-Programm:
12-2 Uhr. |
|
Empfang der Gäste. |
2 Uhr. |
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Generalprobe. |
4 Uhr. |
|
Anfang des Concerts; |
Entree à Person 30 Pfg., 15 Pf.
7 Uhr. |
|
Festessen, à Couvert M. 1,50. |
9 Uhr. |
|
Anfang des Festballes; |
Entree für Herren 1,50 M., Damen 50 Pfg.
Hierzu ladet ergebenst ein
Das Festcomite.
Schönberg, den 25. Juli 1892.
NB. Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt.
Bertha Bröcker.
Franz Hillmann.
Verlobte.
Schönberg. z. Z. Grevesmühlen. |
|
Grevesmühlen.
|
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 31. Juli.
Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Amtswoche: Pastor Krüger.
Boye's Garten.
Am 9. August d. J.
Gr. Cavallerie-Concert,
ausgeführt von dem auf der Kunstreise befindlichen Trompeterchor des Königl. Sächs.
Königs-Husaren-Regiments N. 18
aus Grossenhain
unter Leitung des Königl Musikdirigenten Herrn
Alwin Müller.
Nach dem Concert Ball.
Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt.
~~~~~~
Specialität: Benutzung der in der Oper "Aida" vorgeschriebenen Original=Trompeten. Märsche, ausgeführt mit den nur bei der sächsischen Cavallerie geführten Feldtrompeten.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 31.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 59 Seite 5]Beilage
zu Nr. 59 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. Juli 1892.
Die Bismarckhuldigung am 24. Juli 1892 in Bad Kissingen.
Einen wahrhaft großartigen Verlauf hat am vergangenen Sonntag die Bismarck=Huldigung in dem berühmten fränkischen Badeorte genommen, zu welcher über 700 Personen aus Thüringen, Bayern, Baden, der Pfalz und aus Hessen zusammengeströmt waren. Söhne aus den Bergen Thüringens haben sich mit Schwarzwäldern, mit Patrioten aus der bayerischen Rheinpfalz und Anwohnern des Bodensees brüderlich die Hand gereicht, einig darin, dem eisernen Altreichskanzler, der jetzt zu stiller Zurückgezogenheit gezwungen ist, eine Ovation und ein Vertrauensvotum ohne Gleichen darzubringen. Wir rechnen nicht zu viel, wenn wir die Leute (Fremde, Badegäste und Einheimische), die am Sonntag in Kissingen auf den Beinen waren, auf bestimmt 15 000-16 000 Personen veranschlagen, die schon vom Morgen an größtentheils nach der alten oberen Saline, der Wohnung des Fürsten Bismarck strömten und so lange, oft stundenlang, warteten, bis die ehrwürdige stattliche Gestalt des Fürsten an einem der Mittelfenster erschien und sich unter den betäubenden Hochrufen der Menge unausgesetzt verneigte. Viele hatten auch vor der neuen Saline Aufstellung genommen, um dort auszuharren, bis der Altreichskanzler zu seiner Badestunde verfuhr, doch wurde alsbald bekannt, daß Bismarck wegen einer unruhig verbrachten Nacht das täglich gewohnte Bad abbestellt habe. So mußte denn die Mehrzahl der Fremden, die alle nur das eine Wort "Bismarck" im Munde führten, warten, bis zum großen Huldigungszug am Nachmittag, der sich denn auch nach 2 Uhr in der Salinenstraße ordnete, allerdings nach mancher Verzögerung, denn es kostete dem Festcomite und den Zugordnern unendliche Mühe, diese ungezählten Menschenmassen nach der ausgeloosten Zuordnung zu rangieren. In dem fast unendlichen Zuge, der sich durch die herrlich mit Fahnen geschmückte Stadt bewegte, schritten die Feuerwehr, Musik, das gesammte Festcomite, die Gäste aus Pforzheim, Mannheim, Heidelberger Korpsstudenten in vollem Wichs, die Karlsruher, die Badenser Oberländler, die Pfälzer, die Hessen und die Thüringer (Coburger, Sonneberger, Hildburghäuser u. s. w.) Vor der Wohnung des Fürsten Bismarck schwenkte die Musik ab und ließ den 3/4 Stunden langen Huldigungszug an dem Altreichskanzler vorbeidefilieren, der entblößten Hauptes, die Augen mit Thränen gefüllt und sich fortwährend dankend verneigend am offenen Fenster des Badeschlosses stand. Unbeschreiblich war der Jubel und das Hochrufen der Huldiger, die nur langsam von dem Fenster des Fürsten durch das Nachdrängen der Uebrigen zu entfernen waren. Offenbar erstaunt über diese in diesem Maaße nicht geahnte Ovation blickte der Fürst auf die Menge, aus der oft die Rufe "Wiederkommen", "wir halten Treue" u. s. w. erschallten, auf die der erste Kanzler des Reiches trübe lächelnd das Haupt schüttelte. Programmgemäß nahm nunmehr der ganze Zug in Form eines Fächers Aufstellung in dem geräumigen Hofe der alten Saline, der, trotz der anfangs ausgesprochenen Befürchtung, vollständig für diese Menschenmasse ausreichte. An den geöffneten 3 Mittelfenstern standen der Fürst und seine Gemahlin, Graf Herbert Bismarck mit seiner jungen Frau, der geb. Gräfin Hoyos, der Fürstbischof von Würzburg, Dr. Schweninger und Dr. Crysander. Den Hof durchbrauste betäubendes Hochrufen, das sich noch verstärkte, als Fürst Bismarck mit seinem Sohne herunterkam und auf einer kleinen Anhöhe unter zwei alten Kastanien Aufstellung nahm; die Musik intonierte "Deutschland, Deutschland etc." und die Menge stimmte entblößten Hauptes begeistert ein. Der Vorsitzende des Comites hielt vorerst eine Ansprache an die Anwesenden, die mit einem Hoch auf Kaiser und Reich endete, hieran reihten sich die Begrüßung des Fürsten durch die Redner der Badenser, der Hessen, der Pfälzer und der Thüringer. Von diesen Reden, die alle die großen weltgeschichtlichen Thaten Bismarcks in flammenden Worten feierten, wollen wir als ganz besonders energisch und frei diejenige des Bankdirector Eckerdt aus Mannheim hervorheben, der namens seiner gesamten Landsleute einen lauten einstimmigen Protest gegen den jetzigen sog. "neuen Kurs" einlegte, er wolle frei aussprechen, was andere nur denken oder andeuten, nämlich, daß ein großer Theil des Volkes mit der neuen Richtung, die unsere jetzt an der Spitze stehenden Staatsmänner verfolgen, nicht zufrieden ist, er (Redner) wünsche den Fürsten Bismarck wieder auf seinen Posten, der durch seine Lenkerhand in der Geschichte Preußens, den Schlüssel am Einfallsthor unserer Westgrenze abgezogen und so feindliche Einfälle in Süddeutschland hoffentlich dauernd verhindert habe. - Allen Rednern schüttelte der greise, aber stolz und entblößten Hauptes dastehende Fürst die Hand, oft perlten Thränen in seinen Augen oder er winkte bescheiden die ihm gewordenen Lobpreisungen dankend ab. Lautlose Stille herrschte auf dem Schloßhofe, als der Fürst selbst das Wort zu einer nahezu 3/4stündigen politischen Rede nahm, die mit lauter Stimme allen verständlich gesprochen, oft von köstlichem Humor gewürzt war und seine Verehrer zu fortwährenden Beifallsäußerungen Veranlassung gab. Der Fürst dankte vor allem für diese großartige ihn überwältigende Huldigung, so groß sei ihm keine, auch nicht, als er noch Minister war, dargebracht worden, jedenfalls gebühre ihm nicht allein, sondern auch seinen damaligen Mitarbeitern die volle Anerkennung, er sei nur noch ein Ueberlebender. Auch ihm seien die ersten Versuche, die deutschen Stämme unter eine Kappe zu bringen, anfangs mißlungen, das Feuer sei ihm, wenn er einen Waidmannsausdruck gebrauchen dürfte, "von der Pfanne gebrannt", er erinnere nur an 1848 und 1849. Anders sei es 1870/71 gewesen, da hätten alle deutschen Völkerstämme zugleich mit schweren Hämmern auf den Ambos geschlagen und die deutsche Kaiserkrone aus den französischen Bataillonen herausgeholt. Mit Rührung gedenkt weiter der Fürst seines alten Herrn (Wilhelm I.), der schwer an den unentbehrlichen Krieg mit Frankreich herangegangen sei, seine (Bismarcks) Ueberzeugung sei aber von jeher die gewesen, daß die Duldung Deutschlands in Europa nur in Paris zu holen sei. Für Deutschland sei seiner Ansicht nach eine gewisse Diktatur nöthig, wenn man Eierkuchen backen wolle, müssen Eier zerschlagen werden. Der Fürst kommt im weiteren Verlaufe seiner Rede auf die jetzigen politischen Verhältnisse zu sprechen; zu seinen alten Feinden seien jetzt noch neue gekommen, das sei ihm aber lieb, trotzdem sie weniger Eier zerschlagen hätten als er s. Zt. Der Fürst lobte die Anhänglichkeit und deutsche Treue der Süddeutschen und ermahnt bei der schwierigen geographischen Lage Deutschlands, alle fest zusammenzuhalten und sich nicht durch Parteihaß trennen zu lassen. Er wünsche sich einen anderen Reichstag als den jetzigen, er sei stets ein Freund der Verschmelzung der Mittelparteien und des gebildeten Mittel= und Bürgerstandes gewesen, die jetzigen Fraktionsvorstände hatten nur immer Mühe, ein "künstliches" Programm anzudenken, um ihre Selbstständigkeit zu erhalten. Von der Politik gedenke er sich nicht loszusagen, er wolle sich nicht den Mund verbieten lassen, trotzdem er vielleicht, nach Ansicht mancher, wenn er es thäte, ein "angesehenerer" Mann geblieben wäre. Der Fürst meinte, daß das Gift, was jetzt auf ihn ausgespritzt werde, doch nur auf das ganze große Werk, an dem er mitgearbeitet, schädlichen Einfluß habe. Der ganze jetzt gegen ihn gerichtete Kampf, an dem Leute theilnehmen, die selbst mit ihm gearbeitet haben, sei ein bedauerlicher Irrthum. Die lange Rede des Fürsten klang in einem dreifachen Hoch auf Kaiser und Reich und den Reichstag aus, in
[ => Original lesen: 1892 Nr. 59 Seite 6]das alle jubelnd einstimmten. Nach der Rede des Altreichskanzlers brachte ein Herr das Hoch auf die Fürstin, ein anderer auf das junge gräfliche Ehepaar aus, das, an das Bündniß anknüpfend, eine vor Augen stehende Verbindung Deutschlands mit Oesterreich charakterisiere. Auf diese Rede nahm nochmals Fürst Bismarck das Wort und kam auf die deutsch=österreichischen Handelsverträge zu sprechen, von denen er durchaus kein Feind sei, wie seine Gegner bösartig behaupteten, er lege überhaupt auf das österreichische Bündniß großen Werth, das auch Oesterreich Rußland gegenüber sehr viel nütze; mit Rußland sollen wir in Fühlung bleiben, dadurch könne für später einmal ein russisch=österreichischer Zusammenstoß vermieden werden. - Zum Schluß brachte Graf Herbert Bismarck ein dreimaliges Hoch auf die deutsche Frauenwelt aus, was von den anwesenden zahlreichen Damen sehr angenehm vermerkt wurde. Fürst Bismarck unternahm, ehe er sich wieder in das Palais begab, noch einen Rundgang durch die Menge, überall stürmisch umjubelt und vielen die Hand drückend. Unzählig waren die herrlichen Blumenspenden, die dem Altreichskanzler von Damenhand überreicht wurden. - Kurz nach der großen Huldigung fuhr der Fürst mit Dr. Schweninger nach dem hin er der alten Saline liegenden Festplatz, woselbst Kommers der Festtheilnehmer stattfand. Wir sahen da den Fürsten ganz gewandt einen Graben überschreiten, leutselig unterhielt er sich mit verschiedenen Gästen und trank in deren Gesellschaft eine Maaß köstliches Bier.
Die Stunden von Kissingen dürften allen Theilnehmern eine dauernde Erinnerung sein; beim Abfahren der Sonderzüge, die oft mit 3 Maschinen bespannt waren, fraternisirten unter lebhaften Huldigungen die Deutschen des Südens und Nordens.
- Schönberg. Der heutige Ferkelmarkt war nur schwach beschickt und der Vorrath rasch geräumt. 6 Wochen alte Ferkel wurden mit 13 Mk. bezahlt. Der Bedarf konnte lange nicht gedeckt werden.
- Schönberg. Geistliche Konzerte in der St. Marienkirche in Lübeck. Schon in alter Zeit fanden in der St. Marienkirche in Lübeck jährlich von Martini bis Weihnachten an 5 Sonntagen Konzerte statt, und stand der Eintritt zu denselben Jedermann frei. Es waren diese die damals genannten Abendmusiken und wurden im Anschluß an die Sonntagsnachmittags=Gottesdienste von 4-5 Uhr gegeben. Die Kirchenprotokolle der St. Marienkirche nennen sie zuerst im Jahre 1673, jedoch ist aus mehreren anderen Quellen zu ersehen, daß dieselben schon früher stattgefunden haben. Die Veranstalter und Leiter dieser Konzerte waren die Organisten der Kirche, (sie waren dazu amtlich verpflichtet) und brachten dieselben Kantaten und Oratorien von Buxtehude, Schiefferdecker, Kuntzen, Königslöw, Händel, Ralb, Bach u. a. zur Aufführung. Diese Abendmusiken waren der Mittelpunkt des musikalischen Lebens in Lübeck und erfreuten sich einer so außerordentlichen Beliebtheit, daß oft viele Leute keinen Platz mehr in der großen Kirche finden konnten. Im Jahre 1800 wurden diese Konzerte von der Kirche in die Börse verlegt, und schon 1810 hörten sie unter dem Drucke äußerlicher Verhältnisse auf. In den Jahren 1805 und 1806 gab der damalige Organist der St. Marienkirche, Königslow, jährlich 8 bis 12 Orgelkonzerte von mittags 12 Uhr an und darnach fanden in den folgenden 50 Jahren jährlich sich wiederholende Konzerte nicht statt. - Im Jahre 1845 wurde Jimmerthal Organist der St. Marienkirche. Jimmerthal hatte seine musikalische Ausbildung von G. Meyer in Lübeck und Felix Mendelssohn in Düsseldorf erhalten und war einer der tüchtigsten Organisten Deutschlands. Schon seit 1838 hatte Jimmerthal in der Aegidienkirche in Lübeck fast alljährlich Palmsonntagskonzerte veranstaltet und verlegte dieselben, nachdem die große Orgel in St. Marien mit 100 Registerzügen, 80 klingenden Stimmen und 4 Manualen fertig war, in die Marienkirche. Außer Orgelvorträgen kamen unter Mitwirkung des vortrefflich geschulten Knabenchors und tüchtiger Dilettanten wesentlich a capalla Sachen der besten älteren und neueren Meister neben Kompositionen Jimmerthals zu Gehör. Der Ertrag dieser Konzerte ist zum Besten des Knabenchors der Kirche. Im Jahre 1887 wurde C. Lichtwark zum Organisten der St. Marienkirche erwählt. Lichtwark ist ein Schüler Jimmerthals und der Königlichen Hochschule für kirchliche Musik in Berlin. Es ist wohl nicht nötig, etwas von der Tüchtigkeit dieses jungen Künstlers hier zu sagen, hat er doch in unseren Kirchenkonzerten auch hier hinlänglich gezeigt, mit welcher Gewandtheit und Accuratesse er die schwersten Orgelsachen zu Gehör bringt. Lichtwark hat nicht nur die Palmsonntagskonzerte im Sinn und Geiste Jimmerthals weiter geführt, sondern seit 1888 giebt er auch jährlich 8 freie Orgelkonzerte in den Monaten August und September am Mittwoch Nachmittag von 5 bis 6 Uhr. Diese Konzerte werden in Lübeck so sehr besucht, daß viele Hörer keinen Sitzplatz mehr erhalten können und in den Gängen stehen müssen. In den letzten Jahren sind diese Konzerte auch von hier und der Umgegend lebhaft besucht, und wird es daher manchem Leser unserer Zeitung sehr erwünscht sein zu hören, welche Orgelsachen etc. in den diesjährigen 8 Konzerten zum Vortrag kommen. Auf meine Bitte ist mir ein Einblick in das schon fertig vorliegende Programm gewährt und bin ich daher in der Lage, den Wünschen zu entsprechen. Die Programme bezeichnen vortreffliche Orgelsachen von Bach, Guilmaut, Mendelssohn, Thiele, Reinberger, Volckmar, Kuffat, Blumenthal, Gade, Lisst u. a., dann Solovorträge für Sopran und Geige, sowie Vorträge vom gemischten Chor für kirchlichen Gesang. - Am künftigen Mittwoch den 3. August ist das erste Konzert, und kommt Folgendes zur Aufführung: "Bach dorische Toccata, Guilmant Trauungs=Postludium, Geistl. Lied für Soloquartett, Mendelssohn Adagio a. d. II. Sonate, Thiele chromatische Fantasie." - So uns der Raum gestattet wird, in der nächsten Woche mehr. Carlau.
- Neustrelitz, 24. Juli. Heute Mittag hatten die 7. und 8. Compagnie hiesigen 2. Bataillons Großh. Grenadier=Regiments Nr. 89 Paradevorstellung vor Sr. K. H. dem Großherzog. Der Parademarsch erfolgte in Compagniefront, zuletzt in Laufschritt. Während und nach den Parademärschen musicirte das Hautboistencorps. Inzwischen ließ Se. Königl. Hoheit der Großherzog sich die Officiere und die Einjährig=Freiwilligen etc. vorstellen. I. K. H. die Großherzogin, S. K. H. der Erbgroßherzog und ein zahlreiches Publikum wohnten der Parade bis zum Schlusse bei.
- Neustrelitz, 24. Juli. Unsere Batterie kehrte gestern Abend 8.10 Uhr aus Lockstedt von der Uebung zurück.
- Neustrelitz, 27. Juli. I. K. H. die Großherzogin ist heute Vormittag nach Preetz (Kloster in Holstein) abgereist und wird von dort am nächsten Dienstag hierher zurückkehren.
- Neustrelitz. Am 6. k. M. verlassen uns unsere Großherzoglichen Herrschaften auf mehrere Wochen. Se. K. H. der Großherzog begiebt sich nach Bad Homburg und I. K. H. die Großherzogin will längere Zeit mit den fürstlichen Kindern Sr. K. H. des Erbgroßherzogs, den Prinzessinnen Marie und Jutta, im Keppschlosse bei Pillnitz in Sachsen Aufenthalt nehmen.
- Skalpiert nach Indianerart wurde letzte Woche ein 15jähriges Mädchen in der Nähe von Villingen im Schwarzwald. Dieselbe kam dem Treibriemen einer Sägemühle zu nahe, wurde am Zopfe erfaßt und mit blitzartiger Geschwindigkeit des Zopfes und der Kopfhaut beraubt. Hoffnungslos wurde die Patientin der Freiburger Klinik anvertraut. Prof. Kraske versucht, die gräßliche Wunde künstlich zu überhäuten, indem er dünne Hautstückchen von gesunden Körperstellen der Patientin auf die bloßliegende Schädelwunde überpflanzt. Der Erfolg ist bis jetzt befriedigend. Die Patientin wird wahrscheinlich von ihrer ebenso eigenthümlichen als gefährlichen Wunde genesen, allerdings mit einem Kahlkopf.
- Die Anerkennung, welche die Einstellung der neuen vierachsigen Personenwagen in die Tagesschnellzüge Berlin=Hildesheim=Köln und Berlin=Nordhausen Frankfurt a. M. allgemein findet, veranlaßte, Berliner Zeitungen zufolge, die preußische Staatseisenbahn=Verwaltung zu dem Entschlusse, auch die Tagesschnellzüge der übrigen Linien nach und nach mit derartigen Wagen auszurüsten, was mit Beginn der nächsten Winterfahrplan=Periode nach und nach erfolgen dürfte.
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