No. 57
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. Juli
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 57 Seite 1]

            Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß das dritte Bataillon des 2. Hanseatischen Infanterieregiments Nr. 76

am 26. d. M. und am 1. und 2. k. Mts.

Schießübungen mit scharfen Patronen auf der Palinger Heide abhalten wird.
            Zur Vermeidung von Unglücksfällen wird das Betreten des Terrains, welches durch eine Postenkette abgesperrt bezw. durch Warnungstafeln deutlich gemacht werden wird, hiemit bei Strafe verboten. Den Anordnungen der das Terrain absperrenden Posten ist unbedingt Folge zu geben.
            Schönberg, den 10. Juli 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
I. V. H. Spieckermann.


        Nr. 17 des Offiziellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg enthält:
I. Abtheilung.

(1.) Verordnung zur Abänderung des § 3 sub 11 der Verordnung vom 2. September 1879, betr. die Bestrafung der Feldfrevel.
II. Abtheilung.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Verwaltung der in Wesenberg errichteten Amtsstelle für die Invaliditäts= und Altersversicherung.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Anmeldung dienstpflichtiger unabkömmlicher Beamter.
(4.) Bekanntmachung, betreffend die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Juni 1892.
(5.) Bekanntmachung, betr. die überseeischen Post=Dampfschifflinien.
(6.) Bekanntmachung, betreffend den Beitritt der Südafrikanischen Republik (Transvaal) und der Britischen Kolonie Natal zum Weltpostverein.
(7.) Bekanntmachung, betreffend den Versand von Postpacketen nach Mexico.


Der Kaiser erfreut sich auf seiner Nordlandsfahrt des besten Wohlbefindens und hat während seines Aufenthaltes an Bord des "Kaiseradler" täglich in gewohnter Weise der Erledigung der laufenden Regierungsangelegenheiten obgelegen.
Die zwischen Wilhelmshaven und Cuxhaven geplanten Flottenübungen finden in Anwesenheit des Kaisers vom 5. bis 15. August statt. Die Uebungen werden sich auch auf Landungsversuche, und zwar in noch größerem Maßstabe als vor zwei Jahren erstrecken.
Die drei ältesten kaiserlichen Prinzen sind am Sonnabend abend in Cassel angekommen und, von der Menge herzlich begrüßt, in offenem Wagen nach Wilhelmshöhe gefahren.
Die Hochzeit der Prinzessin Margarethe von Preußen mit dem Prinzen von Hessen soll im November stattfinden.
Die große Herbstparade des Berliner Gardkorps findet am 18. August auf dem Tempelhofer Felde statt. Am 19. August ist Ruhetag und am folgenden Tage rücken die Truppen zu den großen Uebungen aus.
Die "Nordd. Allg. Ztg." bestätigt, daß dem Reichstage der Entwurf einer neuen Militärstrafprozeßordnung in der kommenden Session noch nicht zugehen kann, weil die Vorstadien des Entwurfs noch nicht abgeschlossen sind.
Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht den Wortlaut des von der preußischen Regierung an die Großindustrie erlassenen Rundschreibens in Sachen der Berliner Weltausstellung. Direkt gegen die Ausstellung hat sich, soweit bisher bekannt, keine industrielle Vereinigung geäußert. Auch da, wo man dem Weltausstellungsprojekt kühl gegenübersteht, wird erklärt, man werde die Ausstellung kräftig unterstützen, wenn die Reichsregierung ernstlich entschlossen sei. Der Bundesrath wird sich erst im September mit der Sache zu befassen haben.
Die "National=Zeitung" hat in Erfahrung gebracht, daß der "Reichsanzeiger" in den nächsten Tagen eine Bekanntmachung über Maßregeln zur Abwendung der Cholera=Gefahr enthalten wird. Trotzdem augenblicklich nichts zu sofortigen Maßnahmen Herausforderndes vorliegt, wird es für angemessen erachtet, jetzt schon einen Mobilmachungsplan gegen die Cholera bekannt zu geben für den Fall, daß die Umstände es erfordern, ihn in Kraft treten zu lassen.
Der preußische Minister für Handel und Gewerbe hat bekanntlich an eine Anzahl gewerblicher und industrieller Vereine einen Erlaß gerichtet, in dem die in Berlin etwa zu veranstaltende Weltausstellung behandelt wird. Im Eingang des Erlasses wird der Umstand erwähnt, daß der Handelstag sich zu Beginn des Jahres für die Abhaltung einer Weltausstellung im Jahr 1895 ausgesprochen hatte. Indessen wäre eine weitere Stellung namentlich der Großindustriellen erwünscht und deshalb bitte der Minister auf dem beigefügten Fragebogen sich erklären zu wollen, ob eine Weltausstellung erwünscht oder abzulehnen sei. Zugleich ersucht der Minister, ihm ein Verzeichnis derjenigen Firmen einzusenden, welche die an sie gerichteten Anfragen unbeantwortet gelassen haben. Im Lauf dieser Woche werden die zu erwartenden Antworten im Besitz des Ministers sein.
An der zum Sonntag, den 24. Juli, in Aussicht genommenen Fahrt der badischen Nationalliberalen nach Kissingen werden sich auch die hessischen Gesinnungsgenossen betheiligen. Wie aus Darmstadt telegraphiert wird, gedenken diese sich an genanntem Tage mit einem Sonderzuge nach Kissingen

[ => Original lesen: 1892 Nr. 57 Seite 2]

zu begeben, um dem Fürsten Bismarck ihre Verehrung zu bezeugen. Aus fast allen Nachbargebieten rüsten sich nationalgesinnte Männer zu dem gleichen Ausflug. So ist für nächsten Sonntag eine großartige Kundgebung in dem fränkischen Badeorte zu erwarten.
Die Kosten des Prozesses Buschoff betragen der "Köln Ztg." zufolge 150 000 Mk., die die Staatskasse zu tragen hat.
Die internationale Konferenz über die Silberfrage, zu welcher die Vereinigten Staaten eingeladen haben, soll demnächst stattfinden. Der Anlaß zur Berufung der Konferenz liegt bekanntlich in dem Mißerfolg, welchen der Versuch der Vereinigten Staaten gehabt hat, einseitig den Preisrückgängen des Silbers zu steuern. Während die der Finanzverwaltung der Vereinigten Staaten auferlegte Verpflichtung, allmonatlich ein großes Quantum Silber zu einem im Voraus bestimmten festen Preis anzukaufen, die allseitig vorausgesehene Wirkung, den Goldwerth der Union zu mindern und eine Anhäufung von Silber herbeizuführen, im vollen Umfang gehabt hat, ist, von einer kurzen Uebergangszeit abgesehen, die Absicht, mittelst dieses Kaufes den Silberpreis zu heben und denselben auf dieser Höhe zu erhalten, völlig verfehlt worden. Das Schatzamt der Vereinigten Staaten verfügt jetzt über sehr große Massen Silbers, welche es ohne sehr erheblichen Verlust und ohne die Gefahr, die Silberpreise noch weiter zu drücken, gar nicht verkaufen kann. Aus dieser wirtschaftlichen und finanziell gleich unglücklichen Lage hoffen die Vereinigten Staaten sich mittelst der internationalen Währungskonferenz zu befreien. Ein Versuch, die freie Ausprägung des Silbers einzuführen, ist zunächst erfolglos geblieben. Welchen Erfolg der als Gegenstoß eingebrachte Antrag auf Einstellung der Silberankäufe vom 1. Jan. 1893 an haben wird, steht noch dahin. Jedenfalls aber zeigen auch diese neuesten Vorgänge in den Vereinigten Staaten, wie gering zur Zeit die Aussichten der internationalen Doppelwährung sind.
Das österreichische Militärblatt "Reichswehr" meldet: Rumänien schloß einen Vertrag mit der Steyrer Waffenfabrik wegen Lieferung von 100 000 6 1/2=mm Mannlicher Gewehren; die Lieferzeit beträgt 4 Monate; bei der Wiener Fabrik Roth bestellte Rumänien 52 Mill. Patronen.
Ein Artikel des "Figaro", worin ermahnt wird, daß Frankreich aus dem Zeitabschnitt der Liebäugelei Rußlands in den der festen Verbindung trete, erregt großes Aufsehen. Die Liebäugelei, die Rußland zu nichts verpflichte, könne Frankreich sehr schaden, da sie Mißtrauen und Verstimmung gegen Frankreich erwecke und den Ausbruch eines Krieges beschleunigen könne, der dann Frankreich vereinsamt fände. Angesichts der inneren Zustände Rußlands, der Hungersnoth, der Cholera, der voraussichtlichen neuen Mißernte, der militärischen Unfertigkeit, des wahrscheinlichen Rücktrittes Giers' und Wyschnegradskis müsse Frankreich auf ein förmliches Bündniß bestehen.
Auf den Sack zu schlagen ohne den Esel zu treffen, verstehen die Franzosen meisterlich. Zum Jubiläum der 100jährigen Vereinigung Savoyens mit Frankreich fand am Montag in Paris ein Bankett von 2000 Personen statt, an welchem mehrere Minister und der Kammerpräsident Floquet theilnahmen. Floquet hielt eine Rede, in welcher er hervorhob, Savoyen und Frankreich hätten sich im Jahre 1792 freiwillig vereinigt, seien dann gewaltsam getrennt worden, jetzt aber wiederum vereint; er füge hinzu, die Erfahrung beweise, daß die Geschichte eine Revanche kenne, welche man jedoch abzuwarten, vorzubereiten und zu verdienen verstehen müsse.
Eine Mobilisierung des Sanitätsdienstes von vier Armeekorps findet in diesem Jahre in Frankreich zum ersten Male bei Lyon statt. Es werden 400 Aerzte die Verladung von Verwundeten und den Tragbahrendienst üben.
Oberst Dodds, der Kommandant der französischen Streitkräfte in Dahomey, telegraphierte dringend um Verstärkung, weil die Truppen des Königs Behanzin Portonova bedrohen. Der Ministerrath beschloß die Verstärkung des Korps auf 3000 Mann. Ein aus Freiwilligen gebildetes Bataillon der Fremdenlegion wird sich deshalb am 4. August in Oran einschiffen, um nach Dahomey zu gehen.


Anzeigen.

Die zum Nachlasse der Ehefrau des verstorbenen Schneidermeisters Burmeister, Marie geb. Stuth, zur Baeck gehörige, daselbst sub Nr. 9 belegene Büdnerei c. p. soll auf Antrag der Erben zwecks Erbregulirung öffentlich meistbietend verkauft werden und wird zu diesem Zweck, nachdem von einem der Miterben ein Gebot von 4800 M. abgegeben ist, ein Ueberbotstermin auf

Montag, den 15. August 1892.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgericht angesetzt, zu welchem Termin Kaufliebhaber hierdurch mit dem Bemerken eingeladen werden, daß die Verkaufsbedingungen 8 Tage vor dem Termin auf der Registratur II des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden können und die Besichtigung des Grundstücks nach zuvoriger Meldung bei dem Arbeitsmann Friedrich Heitmann zur Baeck gestattet ist.
Schönberg, d. 12. Juli 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    W. Freitag.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Kommission macht hiedurch auf die Bestimmungen in den §§ 89 und 91 der Wehrordnung vom 22. November 1888, betreffend die Nachsuchung der Berechtigung zum einjährig freiwilligen Militairdienste und den Nachweis der dazu erforderlichen wissenschaftlichen Befähigung, mit dem Bemerken aufmerksam, daß die Herbstprüfungen in der zweiten Hälfte des Monats September stattfinden werden, und daß Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung bis zum 1. August d. J. angebracht werden müssen.
Schwerin, 8. Juli 1892.

Großherzogl. Mecklb. Prüfungs=Kommission für Einjährig=Freiwillige.


Vor einiger Zeit sind zwei Geldsummen in der Nähe der hiesigen Kirche und vor dem Chausseehause in Kl. Siemz gefunden worden.
Die sich legitimirenden Besitzer können dieselben hier in Empfang nehmen.
Schönberg, den 18. Juli 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
I. V.       H. Spieckermann.


Wegesprre.

Wegen Erneuerung der Brücke in der Nähe des Schulhauses ist der Weg von Gr. Rünz nach Bülow für Fuhrwerke vom 10. d. Mts. bis auf weiteres gesperrt.

Die Dorfschaft Gr. Rünz.
H. Rieckhoff, Schulze.


Oeffentliche Versteigerung.

In dem Concursverfahren des Schmiedemeisters Griem hierselbst werde ich

am Freitag, den 29. Juli d. J.
Vormittag 9 Uhr

auf der Hofstelle des p. Griem,

5 bis 6 Fuder Stroh, etwas altes Heu, 1 Partie Dung, 1 Decimalwaage mit Gewichten, 1 Pferdeschlitten, Rest Mauer= und Dachsteine, Ziegelbretter, Mannes=Kleidungsstücke etc. und

am Sonnabend, den 30. Juli d. J.,
Vormittags 9 Uhr

2 Torfschiffe, sowie Graswuchs von 7 Scheffel Aussaat Wiese, und die Getreidebestände, als: 8 Scheffel Aussaat Weizen, 14 Scheffel Aussaat Roggen, 1 1/2 Scheffel Aussaat Erbsen, 13 Scheffel Aussaat Hafer, 2 Schffl. Aussaat Gerste
parzellenweise, öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen lassen. Versammlung der Käufer am 30. Juli d. J. an der Moorstraße beim alten Kirchhof.
Schönberg, den 21. Juli 1892.

                                                    Wilh. Schrep, Konkursverwalter.


Suche zum 24. Oktober ein ordentliches Mädchen.
                                                    Frau Lehrer Richter.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 57 Seite 3]

Auctions=Anzeige.

Am Sonnabend, den 30. d. M., Vormittags 10 Uhr, sollen in dem Locale der Gastwirthin Frau Krellenberg hieselbst meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 Stuhlwagen, 4 Sophas, 1 Uhr, 1 Klapptisch und 4 Schweine 10 bis 30 Wochen alt.
Carlow, den 16. Juli 1892.

                                                    Struck.
                                                    Landreiter.


Brockensammlung der Anstalt "Bethel."
Ev. Joh. 6, V. 12.

        Wenn wir heute von Herzen danken für all' das Wohlwollen, das treue, fürsorgende Liebe zu den Armen, Kranken und Elenden unserer Anstalt uns durch ihre Brockensendungen bisher erwiesen hat, so thun wir dies mit der erneuten Bitte an unsere lieben Freunde: Helft uns auch ferner unser "Brockenhaus" füllen, indem ihr nicht müde werdet, alles das, was in den Ecken unbenutzt umherliegt oder sonst unter die Füße getreten wird, zu sammeln und neue Freunde unserer Brockensache zuzuführen.
        Wir sammeln: Cigarrenabschnitte, Cigarrenkisten, Staniolkapseln, Korkpropfen, Blei, Kupfer, Zinn, Zink, Bücher, Noten, Folianten, Schriften, Hefte, Papier, Zeitungen, Bilder, Lumpen, Knochen, Gummisachen, Schirme, Schuhe, Stahlfedern, Stiefel, Hüte, Federn, Pferdehaar, Briefmarken, Garn, Seide, alte Münzen, Denkmünzen, Antiquitäten, Handschriften, Hausrat; aber auch: Kleidungsstücke, Wäsche, Betten, Decken, Uniformen, Waffen, Möbeln, Nähmaschinen, Musikinstrumente, Uhren, Ringe, Schmucksachen, Spiele, Sammlungen, Elfenbein, Werkzeuge, Kurzwaren, Ladenhüter, Muster, Glas und Porzellan, auch Glas= und Porzellanscherben, altes Eisen usw., wenn bei weitern Entfernungen die Fracht den Wert derselben nicht übersteigt. - Um die Wohlthat nicht illusorisch zu machen, bitten wir herzlich um portofreie Zusendung. Adresse: Brockensammlung der Anstalt Bethel, Poststation Gadderbaum, Bahnstation Bielefeld.

von Bodelschwingh, Pastor zu Bethel.


Theerschwefel Seife
von der Parfümerie Union Berlin

übertrifft in ihrer bekannten Wirkung alles bisher Dagewesene.

a Stück 50 Pfennige zu haben bei

                                                    C. Schwedt.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung

am Sonntag, den 24. Juli d. Js. Nachmittags 4 Uhr im Vereinslocal.
                          Tagesordnung:
        1. Antrag auf Abänderung des § 28 der Vereinsstatuten.
        2. Berathung über die Feier des diesjährigen Sedanfestes.
        3. Beschlußfassung über die Feier des Geburtstags S. K. H. des Großherzogs.
        4. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Wer gut schlafen will entferne die lästigen Federbetten bei eintretender Hitze und kaufe sich von den berühmten Normal=Schlafdecken à 3 1/2 Mk. (sonst 8-9 M.) ein oder zwei Decken, dann schläft man gut.

                          Deckenniederlage von Herrmann
                          Stettin, Breitestr. 61.


Pferd Sommer-Pferdedecken
aus leinenem Drill, vorn zum Zuschnallen à 5 M., leichtere à 4 M. Fliegen-Netzdecken f. Pferde à 6 M. Kopf u. Hals bedeckend.

Fertige Ernte=Pläne 15 Fuß, 20 Fuß, 25 Fuß lang.
---------------------------------------------------------
10-12 Fuß breit         à 10 M.   15 M.   21 M.,

2 Ctr.=Getreide=Säcke a 90 Pfg.
                                                    H. Herrmann, Deckenfabrik, Stettin.


Zum Einkochen empfehle ganzen sowie gemahlenen

Hut-Zucker.

hermetrisch geschlossene Glashäfen, sowie gewöhnliche mit Krempen in allen Größen billigst

                                                    C. Schwedt.


Sicher schießende Jagdpatronen,
Calliber 16. Lef. und Lanc.
100 Stück 7,00 M.
in allen Nummern fertig zu kaufen bei                          
                                                    C. Schwedt.


Wir beabsichtigen uns. v. d. Marienthor beleg. Wohnhaus Nr. 57, nebst Stall u. Garten unter günstigen Bedingungen baldmöglichst zu verkaufen.

                                                    J. Garz.       W. Nevermann.


Zweite Münsterbau
Geld-Lotterie
zur Wiederherstellung des Münsters zu Freiburg i. B.
Ziehung am 6. u. 7. September 1892.

Die Loose à 3 M. sind in dem Bankhaus

Carl Heintze, Berlin W.,
Unter den Linden 3.

übernommen und von derselben gegen Einsendung des Betrages auf Postanweisung zu beziehen.
        Jeder Bestellung sind für Porto und Gewinnliste 30 Pfg. beizufügen.

Der Münsterbauverein zu Freiburg i. B.
Looseversandt auf Wunsch auch unter Nachnahme.

Baar ohne Abzug.
1 Gew. a 50000 = 50000 M.
1 " a 20000 = 20000 "
1 " a 10000 = 10000 "
1 " a 5000 = 5000 "
10 " a 1000 = 10000 "
20 " a 500 = 10000 "
100 " a 200 = 20000 "
200 " a 100 = 20000 "
400 " a 50 = 20000 "
2500 " a 20 = 50000 "
50 Ausserdem mindestens
Kunstwerthe von
= 45000 "
-----------------------------------------------
3284 Gewinne = 260000 M.


Travemünder Rennen
den 29. und 31. Juli 1892.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 57 Seite 4]

Farben aller Art bei H. Brüchmann.


Gesangverein "Teutonia"
Vorläufige Anzeige

Am Sonntag, den 31. Juli d. J., feiern die vereinigten Gesangvereine Gadebusch, Grevesmühlen, Rehna und Schönberg ihr diesjähriges

im Boye'schen Garten hieselbst.

Schönberg,
den 21. Juli 1892.
                                                     Hierzu ladet ein                          
                          Das Festcomite.


Bedeutender Nebenverdienst.

Jedermann kann jährlich mehrere tausend Mark durch Verwendung seiner freien Zeit verdienen.
Offerten unter K. 502 befördert Rodolf Mosse, Berlin S.-W.


Gusstahl-Sensen,

ganz aus feinstem engl. Gußstahl gearbeitet, empfehlen sich am besten dadurch, daß der Absatz davon von Jahr zu Jahr größer wird.
Halte auch in diesem Jahre große Auswahl davon auf Lager und leiste für jede Sense vollständig

Garantie.
Schönberg i/M.                                                     J. Oldenburg.


Guten                          
Klee-Honig
verkauft                                                    H. Piper, Schönberg.


Krankheitsh. muß ich m. Biergroßhandlung in Hamburg m. gut. u. fest. Kundschaft, Niederlage mehrerer Actien=Brauereien, verk. Geschäftsbetrieb m. 2 Gespann, monatl. Reinverdienst nach Abzug aller Unkosten ca. 450 M. (laut Brauereibuch, welches d. Brauerei verbürgt); da das Geschäft streng reell ist u. durchaus keine Fachkenntnisse erfordert, ist es für Jeden passend, der e. sichere u. angenehme Existenz sucht. - C. Kragelund, Hamburg, Altonaerstraße 68.


Da ich in Lübeck die Schneiderei erlernt habe, beabsichtige ich, hierselbst eine Schneiderei in und außer dem Hause zu eröffnen und bitte die geehrten Damen Schönbergs und Umgegend, mich mit Aufträgen zu beehren.

                                            Hochachtungsvoll
                                                    Auguste Gerdes. Wwe.


Wer unbefugter Weise meinen Acker, den bekannten Hühnerkamp und Langensche Koppel betritt, werde ich gerichtlich belangen.

Baek.                                                     Adolph Clasen, Büdner.


Schützenhaus Schönberg.
Vom Sonntag, d. 24. ds. Mts. an
Grosse Restauration.
Ausschank von ff. Tafelbier und Bock=Ale.
Zu recht zahlreichem Besuch ladet ergebenst ein
                                                    W. Hagen, Schützenwirth.


Köster's Garten.

Freitag, d. 22. Juli 1892: Zur Feier des Geburtstages Sr. K. H. des Erbgroßherzogs

Gr. Militair-Concert,

ausgeführt von dem gesammten Musikkorps des

Großh. Meckl. Jäger-Bataillons Nr. 14
unter Leitung ihres Dirigenten Herrn O. Dangel.
aus Colmar i. E.
welches sich auf einer Concertreise befindet,
Anfang 5 Uhr.       Eintritt 50 Pfennig (Mecklenburg). à Person.
(Bei ungünstiger Witterung Concert im Saal.)
Großes militärisches Potpouri mit Schlachtmusik v.. . . . . . . v. Saro.


Boye's Garten.
Am 9. August d. J.                          
Gr. Cavallerie-Concert,

ausgeführt von dem auf der Kunstreise befindlichen Trompeterchor des Königl. Sächs.

Königs-Husaren-Regiments N. 18
aus Grossenhain
unter Leitung des Königl Musikdirigenten Herrn
Alwin Müller.
Nach dem Concert Ball.

Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt.

~~~~~~

Specialität: Benutzung der in der Oper "Aida" vorgeschriebenen Original=Trompeten. Märsche, ausgeführt mit den nur bei der sächsischen Cavallerie geführten Feldtrompeten.


Am Sonntag, den 24. Juli                          
Tanzmusik,
bei                                                    J. Boye.


Anna Prange.
Wilhelm Nevermann.
Verlobte.
Lübeck.                                                     Bremerhaven.
den 17. Juli 1892.


Nachruf.
Am 19. ds. Mts. ist der Gerichtsdiener
A. Bannekow
von Gott heimgerufen. Ein echter Mann! treu und gewissenhaft im Amt! Ehrenhaft und zuverlässig, ein Beamter ohne Tadel. Sein Andenken wird den Unterzeichneten in Ehren bleiben.
Schönberg, d. 21. Juli 1892.

Die Beamten des Amtsgerichts.
I. A.:     G. Horn.


Heute Morgen 8 1/2 Uhr starb plötzlich und unerwartet mein lieber Mann und meines Sohnes liebevoller Vater, der Gerichtsdiener

August Bannekow

im Alter von 53 Jahren. Tief betrauert von den Hinterbliebenen

                                                    Auguste Bannekow
                                                    geb. Wolter
                                                    Carl Bannekow.

Schönberg, den 19. Juli 1892.
Die Beerdigung findet am Freitag, den 22. d. Mts. Nachmittags um 4 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 24. Juli.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Amtswoche: Pastor Krüger.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 30.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 57 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 57 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 22. Juli 1892.


Die Cholera.

Angesichts der neuen Ausbreitung der Cholera dürfte ein kurzer Ueberblick der früheren Epidemien Interesse haben, wie er aus Riedels neuem Werke über die Cholera, ihr Wesen und ihre Verhütung sich ergiebt. Der Ort ihres endemischen Bestehens ist bekanntlich das Ganges=Delta, von wo die Seuche ihre verheerenden Wanderzüge unternimmt. Die erste Cholera=Pandemie wüthete 1817-1823 und wurde im September des letzten Jahres bis nach Astrachan verschleppt; sie erlosch im Oktober bei Eintritt strenger Kälte und trat im nächsten Frühjahr nicht wieder auf. Die zweite Pandemie, 1826-1837 und wurde von Rußland aus auf preußisches Gebiet verpflanzt, und zwar auf dem Seeweg nach Danzig; 1831 zeigte sie sich zum ersten Mal in Berlin (damals erlag ihr der große Philosoph Hegel), gleichzeitig traf sie auch in Hamburg und Stettin auf. Die Seuche kam dann nach England und 1832 durch irische Auswanderer nach Nordamerika. In Europa herrschte sie noch in großer Verbreitung bis 1837. Die dritte Pandemie umfaßte die Jahre 1848-1861; sie gewann eine große Ausdehnung und gelangte 1848 im Anfang des Sommers wieder von Rußland nach Deutschland, zuerst nach Pommern, Sachsen u. Brandenburg, etwas später nach Bremen, Hannover und Braunschweig, im Herbste nach Posen, Ost= u. Westpreußen und Schlesien. 1852 erlangte die Cholera in Europa und Asien eine größere Intensität; in Deutschland waren in den Jahren 1853, 1855 und 1859 an einzelnen Punkten schwere Epidemien. Die vierte Pandemie war 1863-1875. Im Jahre 1865 wurde sie durch Pilger nach Mekka verschleppt, von da nach Suez und Egypten, und durch den Schiffsverkehr nach Konstantinopel, Malta, Ancona, Marseille und Valencia. Von diesen Küstenstädten aus verbreitete sich die Seuche über die Türkei, von da aus über Rußland, Italien, Südfrankreich und Spanien.
Die nicht erwähnten Staaten Europas blieben bis 1865 fast verschont, bis auf eine kleine, beschränkt bleibende Epidemie in Altenburg, wohin sie von Odessa eingeschleppt war. Im Jahre 1866 herrschte sie in großer Ausdehnung in Deutschland und Oesterreich; in den Rheinlanden überdauerte die Seuche den Winter und war noch 1867 ziemlich heftig. In den nächsten Jahren trat sie auch in Amerika auf, dabei zum erstenmal an der Westküste Südamerikas mit Ausnahme von Chile. 1871 fand wieder eine neue Einschleppung von Rußland nach Deutschland statt, wo sie 1872 und 1873 herrschte. Die fünfte Pandemie begann mit einem heftigen Ausbruch der Seuche in Egypten; ihre Entstehungsgeschichte ist nicht genau festgestellt. 1884 erschien sie plötzlich in Toulon, von da ging sie nach Marseille, von dort nach Neapel und verbreitete sich in diesem wie im nächsten Jahre in Italien. 1885 herrschte in Spanien eine mörderische Epidemie.
In der ersten Hälfte des Jahres 1886 trat die Cholera in Spanien und Frankreich nur noch in einigen Küstenstrichen auf, während sie in Italien wieder eine größere Verbreitung erlangte. Von hier ging sie nach Triest und wurde weiter nach Ungarn verschleppt. In Deutschland kam 1886 ein Fall in Breslau zur Beobachtung, ferner herrschte eine kleine Epidemie mit 14 Todesfällen in der Nachbarschaft von Mainz. Die jetzige Pandemie, deren Verlauf bekannt ist, nahm im Winter 1890/91 ihren Ausgangspunkt in den syrischen Vilajets Beirut und Damaskus und dringt jetzt von Osten und Westen langsam, aber sicher vor.


Die Nachrichten über die Cholera lauten immer hoffnungsloser. Der Kölnischen Zeitung wird aus Petersburg gemeldet, daß nach dort vorliegenden, zuverlässigen kaufmännischen Berichten die Cholera bis nach Odessa vorgedrungen sei. - Wie aus Dresden mitgetheilt wird, ward kürzlich bei einer dortigen großen Firma vom Staatsrat Dr. Remmert, Leibarzt des Czaren, aus Petersburg telegraphisch angefragt, ob sie sofort 10 000 Kilogramm flüssige Karbolsäure liefern könne. Die Firma antwortete bejahend, ohne daß Staatsrath Dr. Remmert einen förmlichen Abschluß veranlaßte. Inzwischen gelangten an dieselbe Firma ähnliche telegraphische Anfragen aus anderen russischen Städten, und darauf erfolgten sofort verschiedene Abschlüsse über Lieferung großer Quantitäten Karbolsäure. Als zuletzt Dr. Remmert wiederum telegraphisch anfragte, ob er statt 10 000 Kilogr. wohl 51 000 Kilogramm Karbolsäure sofort erhalten könne, mußte ihm drahtisch geantwortet werden, daß er jetzt noch nicht einmal mehr 10 000 Kilogr., geschweige denn 51 000 Kilogramm erhalten könne, da deren Anfertigung erst vorgenommen werden müsse.
Die Cholera breitet sich in Rußland immer weiter nach Norden aus, und es geht bereits das Gerücht, daß in Moskau einige Fälle vorgekommen sind. Es klingt dies nicht unwahrscheinlich, denn eine Zeit lang werden die schlimmen Nachrichten verheimlicht. In Petersburg werden nun Ministerrathssitzungen über Hals und Kopf gehalten, um Maßregel gegen die weitere Verbreitung der Seuche zu treffen, als ob die von altersher eingerissene Unsauberkeit und Unreinlichkeit der Städte, der Mangel jeder gesundheitlichen Kontrolle, mit einem Federstriche beseitigt werden könnte. Dabei wird es jetzt sehr schwer, Aerzte für die Cholerakranken zu finden, da dieselben - wie die Morde in Astrachan gezeigt haben - von dem ungebildeten Volke am Leben bedroht werden und von den Behörden nicht ausreichenden Schutz erhalten. Zudem fehlt es an den nöthigen Arzneimitteln.
Die Pariser wollen es durchaus nicht zugeben, daß die bei ihnen herrschende Cholerine die asiatische Cholera ist, wie besonders von spanischen Aerzten behauptet worden war. Nach einer Meldung des "Figaro" wurde bei der Autopsie eines im Hospital Tennon unter choleraartigen Erscheinungen gestorbenen Mannes in den Organen keine Spur des Kochschen Kommabazillus, der für die echte Cholera charakteristisch ist, vorgefunden, dagegen reichliche Mengen des für Darmkatarrhe charakteristischen Bacterium coli.


- Neustrelitz. Mittwoch Vormittag wurde in der Kirche des Kabinettsgutes Prillwitz die neue Orgel, ein Geschenk I. K. H. der Erbgroßherzogin, in Gegenwart II. KK. HH. des Großherzogs, der Großherzogin, des Erbgroßherzogs und der Erbgroßherzogin eingeweiht. Aus diesem Anlasse war die von Andächtigen gefüllte Kirche mit Guirlanden hübsch geschmückt worden. Der Musikdirektor Luther von hier hatte das erstmalige Orgelspiel übernommen und entledigte sich seiner Aufgabe in kunstgerechter Weise. Die Orgel, ein Werk des Orgelbauers Grüneberg in Stettin, hat einen schönen Klang. Die Weihrede und die Predigt hielt Pastor Jacobi in Prillwitz. Das Werk ist disponirt zu 4 Stimmen mit angehängtem Pedal. Das Prinzipal, 8 Fuß im Prospekt, ist sehr von und kräftig intonirt, gedackt, 8 Fuß, rund und weich, Salicional zart, ebenso die Flöte, 4 Fuß. Der Klangeffekt der einzelnen Stimmen und des vollen Werkes bei Benutzung des Pedals ist überaus schön und würdig.
- Neustrelitz. Zur Vorfeier des 70. Geburtstages I. K. H. der Großherzogin fand am 18. d. M. wegen des morgigen Todestages der Königin Luise ein Galadiner bei Hofe statt, wozu auch mehrere Officiere des Demminer Ulanenregiments, dessen Chef Se. K. H. der Großherzog ist, mit einer Einladung beehrt worden waren. Heute Abend reisten die Offiziere nach ihrer Garnison zurück.
- Zur Ableistung einer mehrwöchigen Uebung traten am 19. d. M. bei den Grenadierbataillonen in Schwerin und Neustrelitz Reservisten ein.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 57 Seite 6]

- Rehna. Die Imkervereine aus Grevesmühlen, Gadebusch, Rehna und Schönberg haben am 17. Juli in einer hier stattgehabten Versammlung eine Vereinigung geschlossen, die den Zweck hat, die gemachten Erfahrungen alljährlich in einer Hauptversammlung gegenseitig auszutauschen. Die nächstjährige Hauptversammlung findet in Schönberg statt.
- Am 17. d. M. machte sich ein Schulknabe aus Lübz mit einem Genossen das Vergnügen, einen Hütejungen auf der hart hinter der Stadt belegenen Feldmark Latheran zu besuchen. Als der 1/2 10 Uhr abgelassene Eisenbahnzug herankam, legte sich der Bube auf die Schienen und that, als ob er schliefe, um im letzten Augenblick aufzuspringen und davon zu eilen. Beim Herannahen des Zuges wurde der Junge von dem Zugführer bemerkt, und dieser suchte durch Signale das Geleise frei zu bekommen, aber der Muthwillige rührte sich nicht. Erst als der Zug zum Stehen gebracht wurde, erhob er sich und hielt sich in entsprechender Entfernung. Beim Weiterfahren warf er mit Steinen auf den Zug und zertrümmerte dadurch eine Fensterscheibe im Packwagen. Wie verlautet ist Anzeige von dem Vorfall bei der Betriebs=Direktion in Waren gemacht und wird der Schuldige, da er das gesetzliche Alter erreicht hat, einer gerichtlichen Strafe entgegenzusehen haben.
- Die Dampfer=Katastrophe auf dem Genfer=See wird noch ein sehr ernstes Nachspiel haben. Die Kesselexplosion des Dampfers "Montblanc" scheint die Folge einer Nachlässigkeit gewesen zu sein. Nach der Allgemeinen Schweizer Z. ist Ingenieur Samuel Rochat, seit mehr als 25 Jahren Direktor der Schiffahrtsgesellschaft auf dem Genfer See, infolge Seiner Aussagen vor dem Untersuchungsrichter in Haft genommen worden. Das Ergebnis seiner Vernehmung wird streng geheim gehalten. Die verschiedensten Gerüchte gehen darüber von Mund zu Mund. Nach dem glaubwürdigsten soll festgestellt worden sein, daß Riße im Dampfkessel der Direktion gemeldet wurden, diese aber geglaubt habe, den Dienst des "Montblanc" nach oberflächlichen Reparaturen wieder fortlaufen lassen zu können.
- Eine Brieftasche mit einem Werthinhalte von über 350 000 Mk., zumeist Depositenscheine der Stuttgarter Bank, und 4000 Mk. baarem Gelde wurde am Freitag mittag im Kassenflur des Friedrich Wilhelmstädtischen Theaters in Berlin von dem Kassierer Schulze gefunden. Der Besitzer dieses Kapitals, der ein Billet zur Aufführung des "Bettelstudent" gelöst hatte, offenbar ein Ausländer, konnte nicht sofort ermittelt werden, und so wanderte die Brieftasche nach dem polizeilichen Fundbureau. Dort lief auch bald die Verlustmeldung ein und zwar von Seiten eines russischen Staatsrathes von S. Der Kassierer erhielt neben dem gesetzlichen Finderlohn von Herrn v. S. noch ein ansehnliches Geldgeschenk.
- Ein Springbrunnen, der statt Wasser echten Wein in die Luft wirft, wird während der Weltausstellung in Chicago zu sehen sein. Der Springbrunnen, der auf Kosten des Senators Stanford gebaut wird, soll täglich zwei Stunden in Thätigkeit sein. Er wird abwechselnd kalifornischen Weißwein und Rotwein emporschleudern. Allen Besuchern der Ausstellung wird es gestattet sein, aus der Fontaine ein beliebiges Quantum Wein zu schöpfen. Danach kann man sich übrigens denken, welcher Punkt der Ausstellung der besuchteste sein wird.
- Die Thätigkeit des Vulkans Aetna hat, wie aus Calania auf Sizilien gemeldet wird, an Stärke verloren. Das unterirdische Getöse ist schwächer geworden der Lavastrom zerstörte auf seinem Wege mehrere Häuser und einen alten prächtigen Kastanienwald.
- Nach den neuesten Feststellungen sind bei der jüngsten Katastrophe in St. Gervais 144 Menschen ums Leben gekommen. Präsident Carnot hat eine Unterstützung von 2000 Frks. eingesendet. Der Leichnam des ebenfalls bei der Zerstörung des Bades von Gervais umgekommenen Direktors der Kopenhagener Nationalbank, Herrn Levi, ist in Genf angekommen und sofort über Basel u. Frankfurt weiter spediert worden. Er soll bedeutende Summen bei sich gehabt haben. Der französische Arzt Guyonnet hat 27 000 Fr. verloren. Unter den Vermißten werden neuerdings auch 4 Deutsche genannt, nämlich ein Ehepaar, namens Schubert und dessen zwei Töchter.
- Im römischen Amphitheater ereignete sich am Freitag während eines Stiergefechts ein Unglücksfall. Der Stierkämpfer Salaris wurde von einem wild gewordenen Stier aufgespießt und in die Luft geschleudert. Die Leiche war gräßlich verstümmelt. Im Publikum entstand eine große Panik und da alles nach den Ausgängen eilte, kamen im Gedränge zahlreiche Unfälle vor. Die Stiergefechte wurden bis auf Weiteres verboten.
- Auf der Verlobungsreise ermordet wurde die Tochter einer Familie in Dillstein bei Pforzheim. Das Mädchen ging vor drei Jahren nach Berlin und verlobte sich dort. Kürzlich traf es mit dem Verlobten bei den Eltern ein, die über das Glück ihres Kinder hocherfreut waren. Lang hatte das Glück aber keinen Bestand. Vorige Woche erhielten die Eltern des Mädchens die Nachricht von der Ermordung ihrer Tochter. Der Mörder ist ihr Verlobter. Er schoß zuerst seine Braut nieder und legte dann Hand an sich selbst. Als Grund wird Eifersucht angegeben.
- Der König von Dänemark ist Sonnabend mittag in Wiesbaden zum Kuraufenthalt angekommen.
- Aus München ging am Sonnabend nachmittag der angekündigte Vergnügungszug über Probstzella nach Berlin ab. Die Betheiligung der Münchener war eine sehr schlechte, denn es benutzten den Extrazug trotz 50prozentiger Fahrpreisermäßigung von München nur 17 Personen.
- Mit Rücksicht auf das Auftreten der Cholera in Odessa sind von der österreichischen Regierung vorbeugende Maßregeln an der Grenze von Galizien und der Bukowina sehr energisch in Angriff genommen. Der oberste Sanitätsrath beschloß, Aerzte zum Studium in die verseuchten Gegenden und zum Ueberwachungsdienst an den Grenzen zu entsenden.
- Aus dem zerstörten Badeorte St. Gervais wird gemeldet, daß ein 17jähriger Jüngling namens Schubert, Sohn eines Großindustriellen in Berlin, in Begleitung eines Dolmetschers noch umherirrt und die Leichen seiner Eltern und Schwestern sucht. Man befürchtet infolge starker Regengüsse eine neue Katastrophe. Die Arbeiten mußten eingestellt werden.
- Die Fahrt zum Altreichskanzler nach Kissingen haben am Sonntag die Professoren von Jolly, Henke und Dietrich Schäfer, von welchen der Erstgenannte Vorstand der Tübinger Gruppe der Deutschen Partei ist, unternommen. Die Badenser werden am Sonntag 11 Uhr vormittag in drei von Karlsruhe, Heidelberg und Pforzheim abzulassenden Extrazügen in Kissingen eintreffen. Fürst Bismarck wird vermutlich am Dienstag den Badeort verlassen.
- Um ins Zuchthaus zu kommen und sich dadurch der Militärpflicht zu entziehen, hatte der Kutscher Oswald Arglebe aus Peterwitz bei Saarau den Pferdestall seines Dienstherrn, des Thonschachtbesitzers Benke in Peterwitz, angezündet. Der Stall brannte vollkommen nieder; er war zwar mit seinem Inhalte auf 1400 Mk. versichert, der Besitzer erlitt aber doch noch einen Schaden von 700 Mk. Der Kutscher ist jetzt für seine frevelhafte That vom Schweidnitzer Schwurgericht zu vier Jahren Zuchthaus und vier Jahren Ehrverlust verurtheilt worden.
- Die Roggenernte in der Umgegend von Berlin hat begonnen. Der erste Roggen ist am Sonnabend auf dem sogen. Mühlenberge bei Schöneberg gemäht worden. Er ist sowohl im Korn als im Stroh sehr befriedigend ausgefallen. Das gleich günstige Resultat wird auch aus anderen Theilen der Umgegend Berlins gemeldet, so daß diese Ernte, falls das Wetter günstig bleibt, eine recht gute werden dürfte.
- Ein von der Insel Timori kommender Dampfer bringt die Nachricht, die Insel Sangir, zwischen Celebes und Mindanäo gelegen, sei durch den Ausbruch eines unterseeischen Vulkans vollständig zerstört. Die Insel mitsamt zwölftausend Bewohnern sei vollständig verschwunden, wahrscheinlich seien alle Bewohner umgekommen. Der Capitän des betreffenden Dampfers sagte aus, daß er während der Fahrt die Spur meilenweit schwimmender vulkanischer Trümmer beobachtet habe.


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