[ => Original lesen: 1892 Nr. 53 Seite 1] Bekanntmachung.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 53 Seite 66] Die Ortsvorstände haben die Anmeldungen entgegenzunehmen und die nach den obigen Ausführungs=Vorschriften erforderlichen Eintragungen sofort vorzunehmen und zwar in Spalte 1. 2. 3. des Formulars A, von welchem von hier aus baldigst mehrere Exemplare erfolgen werden und für späteren Bedarf ein Bestand wird gehalten werden. Das Formular ist sodann mit der vorschriftsmäßigen Bescheinigung versehen ungesäumt dem unterzeichneten Zivilvorsitzenden zu übersenden.
Ansprüche aus der Zeit vom 1. April bis 1. Juli cr. müssen vom 1. Juli ab in 4 Wochen angemeldet sein, widrigenfalls sie erlöschen, auch läuft die Frist für Anmeldungen künftig vier Wochen nach Beendigung der betr. Uebung ab.
Um die rechtzeitige Zahlung der Unterstützungen möglichst zu sichern, ist es erforderlich, daß der Anspruch darauf Seitens der Einberufenen sofort nach Empfang der Einberufungsordre zur Anmeldung gelangt.
Schönberg, den 1. Juli 1892.
Der Civilvorsitzende der Ersatzcommission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Die am Sonnabend unter dem Vorsitz des Regenten Albrecht von Braunschweig stattgehabte Berathung der Landesvertheidigungscommission soll der Frage der Einführung der zweijährigen Dienstzeit gegolten haben.
In Darmstadt bewilligte die zweite Kammer entgegen ihrem früheren Beschlusse die Civilliste des Großherzogs mit 1 265 000 Mk. und vertagte sich dann.
Durch Erlaß vom 4. Juni hat Kultusminister Bosse angeordnet, daß ein wegen hervorragender Betheiligung an verbotenen Schüler=Verbindungen bei einem rheinischen Gymnasium mit der Ausschließung bestrafter Primaner an keiner höheren Schule der Monarchie wieder aufgenommen werden darf. Diese Maßregel beweist den Betheiligten, Schülern wie Eltern, zur Genüge, daß es der Minister mit der neuerdings eingeschärften Strenge gegen das Verbindungs=Unwesen sehr ernst zu nehmen gesonnen ist.
Das neue Reichsgesetz betr. die Prüfung der Handfeuerwaffen wird, wie einem Betheiligten auf seine Anfrage aus dem Reichsamt des Innern mitgetheilt worden ist, voraussichtlich nicht vor dem 1. Januar 1893 in Kraft treten. Bis dahin will man der Industrie Zeit lassen, sich mit den vom Bundesrath beschlossenen Ausführungsbestimmungen bekannt zu machen. Die Central=Beschußanstalt für Preußen wird mit der Prüfungsanstalt in Suhl vereinigt.
Schleunige Fertigstellung der neuen Militärvorlage verlangt die "Post". Das Blatt äußert sich über dieses Verlangen folgendermaßen: "Im vergangenen Herbst konnten trotz der im Sommer 1890 gesteigerten Präsenzstärke und der vermehrten Zahl der Königsurlauber wiederum 15 664 Mann vor völliger Tauglichkeit und Abkömmlichkeit nicht zur Einstellung ins Heer gelangen, 87 421 Mann wurden der Ersatzreserve überschrieben, von welchen etwa ein Fünftel eine nothdürftige Ausbildung erhält, vier fünftel aber ganz unausgebildet bleiben, der 109 116 Mann des Landsturmes 1. Aufgebot garnicht zu gedenken, unter vielen noch brauchbare Elemente stecken und die sogar der Kontrolle gänzlich entzogen sind. Angesichts dieser Verhältnisse halten wir es selbst unter Annahme einer im Allgemeinen friedlichen Konstellation für einen großen Fehler, wenn man die Einbringung der Militärvorlage noch Jahre hinausschieben wollte. Handelt es sich um den Preis der seit lange erstrebten zweijährigen Dienstzeit, die man zu zahlen entschlossen ist, wird die Mehrheit des Reichstages wohl schwerlich die Verantwortung auf sich nehmen, der kommenden Vorlage in ihren wesentlichen Punkten die Genehmigung zu versagen."
Reichskanzler Caprivi hat fortgesetzt Unterredungen mit hervorragenden Industriellen aus verschiedenen deutschen Staaten und mit Parlamentariern, betreffs der Berliner Weltausstellung. Der Reichskanzler tritt jetzt dem Plane wohlwollend näher.
Zwischen Rumänien und dem deutschen Reich ist ein Handelsprovisorium vereinbart worden, wonach vom 4. Juli bis einschließlich den 30. Nov. 1892 bei der Einfuhr nach Deutschland für folgende
[ => Original lesen: 1892 Nr. 53 Seite 2]rumänische Erzeugnisse: Weizen, Roggen, Hafer, Buchweizen, andere im deutschen Tarif nicht besonders genannte Getreidearten, Gerste, Raps, andere Oelfrüchte, Mais und gemalzte Gerste, die deutschen Konventionalzölle anzuwenden seien. Von einer Gegenleistung für diese Zugeständnisse scheint keine Rede zu sein.
Die Börsen=Enquete=Commision, die am Mittwoch in Berlin ihre 25. Sitzung gehalten hat, wird ihre Sitzungen nunmehr unterbrechen und erst im Herbst wieder aufnehmen. Bis dahin dürften auch die stenographischen Protocolle über die Frühjahrssession veröffentlicht werden als ein Zeugniß der angestrengten Thätigkeit der Commission. Wie die "Post" berichtet, sind außerordentlich wenig Eingaben an die Commission eingegangen, obgleich sie vor einigen Wochen ihre Bereitwilligkeit erklärt hatte, von Corporationen, Vereinen und Einzelnen, denen bestimmte Erfahrungen zur Seite stehen, Petitionen und insbesondere Vorschläge zur Besserung der Mißstände an der Börse entgegenzunehmen.
Aus Deutschostafrika wird telegraphisch gemeldet, daß Compagnieführer Johannes mit einem Theil der Verstärkungsmannschaften bereits auf dem Marsche nach dem Innern begriffen ist, wo er sich mit der Besatzung der Kilimandscharo=Station in Ikungu vereinigen soll. Der Rest der Verstärkung soll in einigen Tagen folgen. In Sansibar wird jetzt angeblich die Befürchtung laut, daß der Wißmann=Dampfer auf dem Nyassa verbleiben müsse. Damit hätte das Unternehmen seinen eigentlichen Z weck verfehlt, denn der Dampfer sollte bekanntlich zuerst nach dem Viktoriasee gebracht werden und dort als Stütze für den kaiserlichen Commissar dienen, welcher die an den See grenzenden Gebiete in Verwaltung nehmen sollte. Aus bekannten Umständen wies man dann der Expedition den Tanganika als Ziel an. Ob sie dieses noch erreichen kann, scheint jetzt gleichfalls fraglich geworden zu sein Geheimrath Kayser, der gegenwärtig in Ostafrika weilt, hat vom Sultan von Sansibar den Großkordon des Ordens vom strahlenden Stern erhalten. Nach den in den letzten Wochen aus dem deutschen Schutzgebiet gemeldeten Ereignissen muß es sehr befremden, daß dieser Herr Geheimrath in einem dieser Tage in Berlin eingetroffenen Brief wörtlich schreibt: "Das Land hat auf mich einen überraschenden Eindruck gemacht; die zahlreiche Bevölkerung lebt in tiefstem Frieden." Die Meldung des "Berl. Tagebl.", daß in Usagara ein Aufstand drohe, wird von Berlin aus als unwahr bezeichnet; an maßgebender Stelle sei davon nichts bekannt.
Der englische Premierminister Lord Salisbury soll sich bei dem Besuch, den Prinz Ferdinand von Coburg kürzlich in England gemacht hat, bereit erklärt haben, einen diplomatischen Agenten Bulgariens in England zu empfangen.
In Norwegen dauert der Streit zwischen König und Volksvertretung fort. Der König hat die Adresse des Präsidenten des Storthings mit einem Schreiben beantwortet, in welchem er daran festhält, den Beschluß des Storthings über die Errichtung eines eigenen norwegischen Konsulatwesens nicht sanktionieren zu können. Im übrigen ist die Lüge unverändert. Am Sonntag wurde nach dem Haus des Staatsministers Steen ein Volkszug veranstaltet. Björnstjerne Björnson, welcher die Festrede hielt, betonte, alle Patrioten wünschen ein Vertheidigungsbündniß mit Schweden, aber im Uebrigen fordere man für Schweden volle Freiheit und Gleichstellung. Zum Schluß beantragte derselbe eine Resolution, in welcher der Regierung gedankt würde, daß sie mit Kraft und Klugheit die Ehre und das Recht Norwegens gewahrt habe. Der Minister Steen dankte für diese Kundgebung und versicherte, das Ministerium habe sich bei seinem Vorgehen von seiner Pflicht, sowie der Liebe zum König und Vaterland leiten lassen. In mehreren Städten und Landbezirken haben ähnliche Kundgebungen stattgefunden.
Der französische Marineetat kam am Sonnabend in der Deputirtenkammer zur Verhandlung. Lockroy benutzte die Gelegenheit, dem Minister bittere Wahrheiten zu sagen. Seine Verschwendungssucht führe im Budget ein Defizit herbei, er habe kein festes Programm. In Wirklichkeit ständen jetzt nur 14 000 Marinemannschaften unter der Fahne, im Falle eines Krieges würde die Marine ohnmächtig sein. Die Berathung wurde auf Montag vertagt. Der Minister Caragnac wird voraussichtlich die Vertrauensfrage stellen.
- Schönberg. Das diesjährige hiesige Königschußfest gestaltete sich in sofern zu einer besonderen Feier, als damit das 70jährige Stiftungsfest der Schützenzunft gefeiert wurde. Die Theilnahme an dem Feste war eine besonders rege, auch die benachbarte Stadt Rehna hatte eine Deputation ihrer hübsch uniformirten Schützen mit einem eigenen Musikcorps gesandt, wodurch beim Ausmarsch der Festzug eine angenehme Abwechselung erhielt. Auch wurde der durch landesherrliche Munificenz der Zunft geschenkte, neben dem Schützenhause belegene Landcomplex, der zu einem Garten mit Anlagen hergerichtet werden soll, zum ersten Male als Festplatz in Benutzung genommen und auf demselben nach dem Ausmarsch von dem Senator Heincke die Jubiläums=Festrede gehalten und sodann von 14 Ehrenjungfrauen die Schmückung der ersten Fahne der Zunft, die ihr im Jahre 1822 von der hochseligen Großherzogin Marie geschenkt war, vorgenommen. Das hierauf folgende gemeinsame Frühstück, das in diesem Jahre sehr viele Theilnehmer gefunden hatte, wurde durch manche Tischreden gewürzt und verlief sehr animirt. Am Abend wurde der Senator Stüve als diesjährige Schützenkönig proclamirt und allseitig freudig begrüßt, zumal derselbe seit langen Jahren ein reges Interesse für die Schützenzunft gezeigt und bereits im Jahre 1860 die Königswürde inne gehabt hatte. Der am Mittwoch Abend abgehaltene Schützenball war äußerst stark besucht, so daß sich die großen Räume des Schützenhauses als viel zu klein zeigten.
Anzeigen.
Es wird hiermit gemeinkundig gemacht, daß auf Grund des Rescripts Hoher Großherzoglicher Landes=Regierung vom 24. Juni d. J. der Aktuar Breuel hier ermächtigt ist, bis auf Weiteres Wechselproteste im hiesigen Gerichtsbezirke aufzunehmen.
Schönberg, den 2. Juli 1892.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der dritten Kupfermühle auf der Baek, welche die verehelichte Gültzow, früher verwitwete Ohst, bisher gepachtet hatte, steht ein Termin auf
Dienstag, den 12. d. M.
Vormittags 11 Uhr,
im Lokale des Gastwirths Spolert zu Bäk
an wozu Pachtliebhaber hiedurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen in dem Verpachtungstermine bekannt gemacht werden.
Schoenberg, den 2. Juli 1892.
Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
Oeffentliche Versteigerung.
Freitag, den 8. Juli d. J., Vormittags 10 Uhr sollen im Pfandlokale hierselbst
einige Männerkleidungsstücke, Wäsche, 1 Reisekoffer u. a. m.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 5. Juli 1892.
C. Staffeldt,
Gerichtsvollzieher.
Frauenschönheit
ist eine Zierde, welche man nur erhält durch den Gebrauch der Lilienmilch-Seife von der Parfümerie Union, Berlin. Bewährtes Mittel gegen Sommersprossen etc.
á Stück 50 Pfg. zu haben bei
C. Schwedt.
Eine Wohnung von drei durcheinander gehenden Zimmern, Küche, Keller nebst Waschküche, und Stall und Gartenland ist zu Michaelis d. J. zu vermiethen bei
H. Hein.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 53 Seite 3] Wir machen hiermit die Anzeige, daß wir
Herrn W. A. Utermöhl in Schönberg i/M.
bevollmächtigt haben, für uns Kaufrübenverträge verbindlich abzuschließen und ist durch diesen Herrn jede gewünschte Auskunft zu verlangen.
Rübenzucker-Fabrik Oldesloe A.-G.
Möbelversicherungs=Verein
im
Fürstenthum Ratzeburg.
Die Mitglieder werden gebeten, den laut § 17 der Statuten fälligen einfachen Beitrag für das halbe Jahr vom 1. Januar bis zum 1. Juli d. J. bis zum 15. d. M. an die Kreisvorsteher zu entrichten.
Bemerk. Für den Kreis Carlow ist der Arbm. P. Törper in Carlow zum Kreisvorsteher gewählt. Für die Stadt Schönberg u. die Ortschaften Retelsdorf, Gr. u. Kl. Bünsdorf u. Rabensdorf wird der Sekretär und für die Ortschaften jenseit Schönberg der Gastwirth Oldenburg in Lockwisch die Geschäfte des Kreisvorstehers vorläufig übernehmen. Die Mitglieder in Schönberg werden ersucht, ihre Beiträge an Arbeitsmann H. Fischer, Siemzerstr. 92 abzugeben.
Der Vorstand.
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 53 Seite 4] Die Unterzeichneten zeigen ihren verehrlichen Kunden hierdurch ergebenst an, daß sie laut Reichsgesetz ihre Verkaufsstellen vom 1. Juli d. J. an an Sonn= und Festtagen nur 5 Stunden offen halten dürfen und zwar
in der Stadt Schönberg
von 7-10 Vormittags und von 12-2 Uhr Nachmittags
auf dem Lande
von 7 1/2 -9 1/2 Vorm. und von 12-3 Uhr Nachmittags.
Am 1. Oster=, Pfingst= und Weihnachtstage müssen die Läden den ganzen Tag geschlossen sein. Den Inhabern von Bäckereien ist es gestattet, von 6 Uhr Morgens an ihre Verkaufsläden offen zu halten.
Schönberg, den 30. Juni 1892.
Die Inhaber von offenen Verkaufsstellen des Fürstenthums Ratzeburg.
Am Sonntag, den 10. ds. Mts., von Nachmittags
4 Uhr an Fortsetzung des
Gewinnschießens.
Abends Vertheilung der Silbergewinne.
----------
Im Schützengarten
Harmoniemusik
ausgeführt von der Schönberger Vereinskapelle.
Entrée à Person 20 Pfg.
Schönberg, den 8. Juli 1892.
Der Vorstand der Schützenzunft.
Zu dem am Sonntag, den 10. Juli stattfindenden
Holzfeste im Karkbrok
ladet freundlichst ein
Der Männergesangverein
zu Rieps.
Die Inhaber von Tombola=Loosen verweisen wir auf die der heutigen Nummer dieses Blattes beigegebenen Gewinnliste. -
Die Gewinne sind bis zum 30. d. M. beim Herrn Chr. Rieckhoff hier in Empfang zu nehmen; die bis dahin nicht abgeforderten Gegenstände werden zu Gunsten der Schützenkasse verauctionirt.
Schönberg, den 8. Juli 1892.
Der Vorstand der Schützenzunft.
Heute Nachmittag 5 Uhr entschlief sanft in seinem 90. Lebensjahre unser lieber guter Vater, Grossvater und Urgrossvater, der Tischlermeister
Heinrich Brockmüller.
Dies zeigen hiermit allen Theilnehmenden an
Die tiefbetrübten Hinterbliebenen.
Schönberg den 6. Juli 1892.
Die Beerdigung findet am Montag, den 11. d. M., Nachmittags 3 Uhr statt.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 10. Juli.
Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Amtswoche: Pastor Krüger.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 28.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 53 Seite 5]Beilage
zu Nr. 53 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. Juli 1892.
- Im Schloß Tegernsee in Bayern fand am Montag in Gegenwart des Kaisers von Oesterreich und zahlreicher anderer Fürstlichkeiten die Vermählung des Herzogs Wilhelm von Urach mit der Prinzessin Amalie von Bayern statt. Der Kaiser von Oesterreich begab sich von Tegernsee direkt nach Wildbad Gastein.
- Der Beitrag für den Weltausstellungs=Garantiefonds. Die gemischte Deputation zur Förderung des Projectes der Weltausstellung in Berlin hat unter Vorsitz des Bürgermeisters Zelle beschlossen, den Communalbehörden die Bewilligung einer Summe von 10 Mill. Mk. für den Garantiefonds zu empfehlen. Als Ausstellungsjahr wurde spätestens das Jahr 1898 in Aussicht genommen. Von diesen Beschlüßen wurde dem Reichskanzler, dem deutschen Handelstag, sowie den Aeltesten der berliner Kaufmannschaft Kenntniß gegeben.
- In der Nacht zum Montag schlug der Blitz in das Cafe Nowak in Hamburg, das größte der Alsterstadt, ein. Ein furchtbares Getümmel entstand und mancherlei Schaden wurde angerichtet, doch sind keine ernsten Verletzungen zu verzeichnen. Ebensowenig entstand ein Brand.
- Die Königin Charlotte von Württemberg hat am Freitag in großer Gefahr geschwebt, der sie nur durch ihren Mut und ihre Geistesgegenwart glücklich entronnen ist. Als sich die Königin zur Königin=Wittwe Olga begeben wollte, brach die Hinteraxe des Wagens, und der Kutscher fiel herab, worauf die Pferde durchgingen. Die Königin, welche sich knieend im Wagen befand, setzte einen Fuß auf den Wagentritt, erhaschte die am Boden schleifenden Zügel und brachte die Pferde zum Stehen. Königin Charlotte blieb völlig unversehrt. Der Kutscher und der Diener sind leicht verletzt.
- Zwanzig Millionen Maikäfer sind im Kreise Saarlouis von der dortigen Schuljugend abgeliefert worden. Für jedes der 43 291 Liter der Schädlinge war eine Prämie von 3 Pfennig bewilligt, was eine Summe von 1298 Mk. erforderte.
- Von einem Ballonunglück wird aus London gemeldet: Während eines Festes im Krystallpalast platzte am Mittwoch ein Luftballon etwa 100 Fuß über dem Erdboden. Die Insassen der Gondel stürzten herab. Der Luftschiffer Kapitän Dale fand Angesichts seiner Frau und seiner Tochter den Tod, zwei andere Luftschiffer wurden tödtlich verletzt.
Die Cholera ist nunmehr auch nach Astrachan vorgedrungen, wo am 30. vorigen M. 8 Personen an der Cholera erkrankt und 3 gestorben sind. Der Stand der Cholera in Baku ist unverändert. In Tiflis sind 2 Personen an der Cholera erkrankt und zwei gestorben. Einzelne Fälle sind in Petrowsk, Schemucha und Schuscha vorgekommen. In Oesterreich=Ungarn ist im Hinblick auf die Cholera Gefahr die Verfügung getroffen worden, daß Sich alle Schiffe mit Provenienzen aus den russischen Häfen des Schwarzen Meeres beim Anlaufen österreichisch=ungarischer Häfen einer siebentägigen Quarantäne zu unterziehen haben.
- Russische Spione sollen sich gegenwärtig in England aufhalten, um die Geheimnisse der englischen Blechfabrikation kennen zu lernen. Alle Blechfabrikanten haben in Folge dessen folgendes Warnungsschreiben erhalten: "Schon seit mehreren Jahren hat man in Rußland versucht, Schwarzblech zu fabrizieren, allein ohne Erfolg. Alles Schwarzblech, das in Rußland verbraucht wird, kommt von Süd=Wales. Es sollen sich jetzt einige Russen in England aufhalten, welche Empfehlungsschreiben an englische Blechfabrikanten besitzen. Sie wollen in Erfahrung bringen, wie Zinnblöcke und die daraus hergestellten schwarzen Platten fabriziert werden, um selbst solche Fabriken in Rußland zu gründen.
- Die Kirschenernte bringt in diesem Jahre einzelnen Gemeinden an der Bergstraße und im Odenwald bis zu 80 000 Mark ein.
- Das Bismarck=Huldigungs=Komitee in Dresden hat den nach den festlichen Veranstaltungen bei der Durchreise des Fürsten verbliebenen Ueberschuß von dreitausend Mark dem Dresdener Rat für ein Bismarck=Denkmal übergeben.
- Der Schnelldampfer des "Norddeutschen Lloyd", der am 21. d. M. von Newyork abgegangen ist und am Mittwoch Scilly passiert hat, ist während seiner Reise mit einem Schiff zusammen gestoßen. Das Schiff ist gesunken, die Mannschaft jedoch gerettet.
- In Karlsbad, wo gegenwärtig die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich zur Kur weilt, wird für die nächste Woche ein zweiter fürstlicher Gast erwartet, nämlich die Exkaiserin Eugenie von Franreich.
- Eine Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 scheint ziemlich sicher, trotzdem die deutsche Reichsregierung an der Seine hatte mittheilen lassen, sie erwäge den Gedanken einer großen Berliner Ausstellung im Jahre 1898. Da sich die französische Regierung bereits für den Pariser Plan ausgesprochen hat, ist an der Verwirklichung nicht mehr zu zweifeln, denn sobald Weltausstellungen ins Spiel kommen, sind die Franzosen nicht mehr zu halten, besonders, nachdem die Ausstellung von 1889 mit so großem Erfolg abgeschlossen hat.
- Aus dem europäischen Rußland lauten die letzten Saatstandsberichte ziemlich günstig, da sich das Aussehen der Felder infolge reichlicher Regengüsse gebessert hat. Für Winter= sowohl als wie für Sommergetreide sei eine reiche Ernte zu erwarten in Nord=Kaukasien, dem Königreich Polen und anderen 25 europäischen Gouvernements, nur vereinzelte Kreise ausgenommen. Die übrigen 25 Gouvernements des europäischen Rußland bieten in den verschiedenen Kreisen ein sehr wechselndes Bild; sehr viele dieser Kreise haben eine schlechte Ernte zu erwarten, andere eine mittelmäßige oder gute. Die Getreidepreise steigen noch, der Roggen ist auf 1,10 Rubel gegen 0,80-0,90 Rubel das Pud im Mai, der Weizen auf 1,15 Rubel gegen 0,90 bis 1 Rubel im Mai gestiegen. Doch liegt das Getreide sehr darnieder und es sind noch große Vorräthe vorhanden.
- In dem Gerichtsgefängniß zu Neisse fand durch Scharfrichter Reindel die Hinrichtung des Bauerngutsbesitzers Ludwig statt, welcher seiner Zeit eines seiner Dienstmädchen ermordet hatte.
- Der preußische Finanzminister hat auf Grund des Gewerbesteuergesetzes eine Bekanntmachung erlassen, wonach juristische Personen, Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien, eingetragene Genossenschaften und alle zur öffentlichen Rechnungslegung verpflichteten gewerblichen Unternehmungen in der Zeit vom 15. bis 30. September d. J. und fernerhin alljährlich ihre Geschäftsberichte und Jahresabschlüsse des letzten Jahres, sowie darauf bezügliche Beschlüsse der Generalversammlungen, derjenigen königlichen Regierung einzureichen haben, in deren Bezirk das Gewerbe betrieben wird.
- Der deutsche Gesandte beim Papst, Dr. von Schlözer, wird auf seinen Antrag in den Ruhestand treten. Mit dem 71jährigen scheidet der gelehrteste unter unsern Diplomaten aus dem Staatsdienst aus, ein Mann, der viel von der großen Welt gesehen hat und dabei immer in wissenschaftlichen und künstlerischen Studien zu Hause blieb. Sein Großvater war der bekannte Göttinger Professor, der durch seine politische Schriften einen großen Einfluß auf die Gebildeten im vorigen Jahrhundert ausübte. Unter dem Gesandten Otto von Bismarck=Schönhausen war Schlözer Legationssekretär in St. Petersburg, aus welcher Zeit "Friedrich der Große und Katharina II." datiert. Von St. Petersburg kam er nach Kopenhagen und von da als Legationsrath unter dem Grafen Harry Arnim nach Rom zum päpstlichen Stuhl, wo er die Zeit von "Syllabus" bis zum Beginn des vatikanischen Konzils erlebte.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 53 Seite 6]Als Gesandter hat er dann das deutsche Reich ein Jahrzehnt lang mit dem besten Erfolg bei den Vereinigten Staaten von Nordamerika vertreten, bis die Beilegung des Kulturkampfes einen Mann von seiner diplomatischen Erfahrung für den schwierigen, aber auch für den Gelehrten angenehmen Posten in Rom erforderte. Schlözer spricht das Lateinische ebenso gut wie die meisten modernen Sprachen.
- Der große Schuhmacher=Ausstand, der in der Grafschaft Leicester auszubrechen und 90 000 Arbeiter zu betreffen drohte, ist glücklich abgewendet. Die Arbeitgeber sowie die Arbeiter haben sich dahin verständigt, ihre Zwistigkeiten einem Schiedsrichter zu unterbreiten.
- Wie s. Z. die von den Sozialdemokraten gegründete Genossenschafts=Hutfabrik in Berlin, so hat jetzt ihre dortige Genossenschafts=Bäckerei ein gründliches Fiasko gemacht. Die Berliner "Volkstribüne" entschuldigt nun den Mißerfolg des Unternehmens, das uns einen Vorgeschmack von den Herrlichkeiten des sozialistischen Zukunftsstaates geben kann, mit folgenden Worten: "Die Genossenschaftsbäckerei hat gegenwärtig ihre Kinderkrankheiten zu bestehen. Die Mitglieder und Genossen brauchen sich deßwegen aber nicht kopfscheu machen zu lassen. Der alte Aufsichtsrath hat niedergelegt, ein neuer wurde bereits gewählt." Man kann wirklich neugierig sein, wie nunmehr der "neue" Aufsichtsrath die "Kinderkrankheiten", deren Character sich als ein recht bösartiger gezeigt hat, in Behandlung nehmen wird!
- Das Reichsgericht hat entschieden, daß für die aus einem verstümmelter Telegramm hervorgehenden Nachtheile (wenn z. B. statt 2000 Stück einer Waare 20 000 bestellt werden und so weiter) lediglich der Absender des Telegramms haftet, da er sich des Risikos dieses zwar schnellen, immerhin, im Verhältniß z. B. zum brieflichen Verkehr, nicht ganz zuverlässigen Verkehrsmittel von vornherein bewußt sein muß.
- Der Berliner Schlachthof ist eine gute Schule. Berliner Schlächter begleiten, wie ein Berichterstatter schreibt, die für Paris gekauften Hammel, um sie dort zu schlachten. Seitdem der Zoll von 4 Frcs. pro Stück gefallen ist, sendet man die Hammel lebend nach Paris. In Bischofsheim schlachten Berliner Schlachter die nach England bestimmten Hammel. Während der Schweinesperre schlachten sie auch die Bakonier an der österreichischen Grenze.
- Zur Warnung. Im Anfang dieses Jahres ließ ein westpreußischer Gutsbesitzer mit der Dreschmaschine dreschen. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Arbeiterfrau von der Welle erfaßt, daß der Tod bald eintrat. Die Klaue, welche die Leitungswellen verbindet, war zwar von einer eisernen Kapsel umgeben, aber derart, daß sich die Kapsel mit der Welle drehte, während Bekleidungen bei Maschinen festliegen sollen. Die Kapsel hatte die Kleider der unglücklichen Frau erfaßt. Der Gutsbesitzer wurde der fahrlässigen Körperverletzung mit nachfolgendem Tode angeklagt. Die Strafkammer erkannte, dem Graudenzer Geselligen zufolge, auf drei Monate Gefängniß.
- Ein Duell auf der Hochzeitsreise. Wie ein Züricher Blatt berichtet, kam jüngst ein junges Ehepaar dort an und ging am Abend ins Theater, wo die Diamanten der Dame allgemeine Bewunderung erregten. Nach dem Theater soupirte das Ehepaar im Hotel; im Saal befand sich auch Graf Armand Wimpffen, der sich in nicht sehr schmeichelhafter Weise über die ungarischen Magnaten äußerte und auch über das Krönungs=Jubiläum verächtlich sprach. Bald darauf übergab ihm der Oberkellner eine Visitenkarte. Die Anwesenden erfuhren deren Inhalt aus den späteren Vorfällen. Am 21. Juni war die abgeschlossene Gartenlocalität des Hotels "Concordia" der Schauplatz eines blutigen Duells, Graf Wimpffen erhielt fünf schwere Verwundungen. Sein Gegner, der ihm die Karte gesendet hatte, war der auf der Hochzeitsreise begriffene ungarische Magnat Baron Geza Duka (der Schwiegersohn des Barons Nikolics), ein Husaren=Offizier, der als der beste Fechter seines Regiments gilt.
- Ein freigebiger Vater. Man berichtet aus Rom: Ein mit Kindern gesegneter Vater, Namens Cafieri, hat an die beim Quirinal beglaubigten Botschafter der Großmacht Schreiben gerichtet, in denen er seine Begeisterung für die von ihnen vertretenen Souveräne ausdrückt und anzeigt, er habe sich entschlossen, jedem der Souveräne eines seiner Kinder zum Geschenk zu machen. Die Botschafter haben das Schreiben der Polizei übergeben, die den edlen Spender einstweilen auf das Beobachtungszimmer geschickt hat.
- Auf der Eisenbahn verschoben wurde aus dem Gepäck des Königs von Italien, welches derselbe bei seinem jüngsten Besuche am Berliner Hofe mitgeführt hatte, eine Kiste, welche Perlen, Pretiosen, Bildnisse und dergl. enthielt. Es wurde infolge dessen Ende voriger Woche an alle in Betracht kommenden Gepäck=Expeditionen ein Kollektiv=Telegramm gerichtet.
- Fürst Bismarck hat in Wien auch erklärt, und zwar gegenüber seiner nunmehrigen Schwiegertochter, daß er die Gewohnheit, jungen Damen die Hand zu küssen, von Kaiser Wilhelm I. übernommen habe. Derselbe habe zu äußern gepflegt: "Küßt uns eine Dame die Hand, so ist dies das Patent der officiellen Ernennung zum Greis. So lange es uns aber gestattet ist, kleine Händchen an die Lippen zu führen, regt sich in uns ein Tropfen jugendlichen Blutes".
- Im Proceß Heinze in Berlin, der unter Ausschluß der Oeffentlichkeit eine volle Woche das Schwurgericht beschäftigt hat, ist am Sonnabend Spätabend das Urtheil gefällt. Die Geschworenen erkannten das Ehepaar Heinze auf "Schuldig der Körperverletzung mit tödtlichem Erfolge" (Es handelt sich bekanntlich um die Ermordung des Nachtwächters Braun.) Der Gerichtshof erkannte gegen den Ehemann Heinze auf 15 Jahre Zuchthaus, gegen die Frau Heinze wegen Beihilfe auf 10 Jahre Zuchthaus. Mit Rücksicht auf die zu Tage getretene gemeine und niedrige Gesinnung sind beide Angeklagte außerdem zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 10 Jahre verurtheilt worden. Die Heinze betheuerte ihre Unschuld, während ihr sauberer Ehemann stillschwieg.
- In Berlin wurde der Redacteur der "Freis. Ztg." Hugo Werth, wegen der Notiz in der "Freis. Ztg.", wonach der Kaiser während der Schonzeit ein Stück Wild geschossen hatte, zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt.
- Zur Theilnahme an der Vermählung der Herzogin Amalie von Bayern trafen der Kaiser Franz Joseph von Oesterreich und der König und die Königin von Sachsen in München resp. Tegernsee ein.
Der Afrikareisende Stanley, der zwar von Geburt Engländer ist, sich aber, wenn es ihm Nutzen bringt, auch gerne als Amerikaner feiern läßt, bemüht sich bekanntlich zur Zeit um einen Sitz im englischen Parlament. Sein erstes Auftreten in einer Londoner Wahlversammlung ist aber kein glückliches gewesen. Er wurde so verhöhnt und verspottet, daß er flüchten mußte, und mit knapper Noth entging er körperlicher Mißhandlung.
Von dem Reichsgericht zu Leipzig wurde am Montag Nachmittag das Urtheil in dem Hochverrathsproceß gegen die Anarchisten Kamien und Gen. verkündet: Kamien und Rennthaler=Berlin erhielten 6 Jahr 6 Monate Zuchthaus, Ruff=Berlin 5 Jahre 6 Monate, Hoever=Gelsenkirchen 5 Jahr 3 Monate, Winter=Iserlohn 4 Jahre; Dobberstein=Iserlohn wurde freigesprochen. Allen Verurtheilten wurde auch zehnjähriger Ehrverlust zudictirt. Wie aus der Begründung des Urtheils hervorging, erfolgte die Verurtheilung wegen Aufforderung zum Hochverrath, bezw. Vorbereitung hochverrätherischer Handlungen zur Ermordung des Kaisers, Revolution und Sturz der Verfassung des Reichs und der Bundesstaaten. Außerdem erkannte das Reichsgericht auf Unbrauchbarmachung der gefundenen anarchistischen Schriften.
Vor der Sozialistenseuche im Heer sucht sich die französische Regierung nach Kräften zu schützen. So ist in Lille der Rittmeister Nercy vom 19. Regiment berittner Jäger, welcher in Uniform in einer Sozialisten=Versammlung erklärte, seine Schwadron würde sich weigern, gegen Streikende zu marschieren, kassiert worden.
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