No. 54
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Juli
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 54 Seite 1]

Bekanntmachung.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 54 Seite 66]                Die Ortsvorstände haben die Anmeldungen entgegenzunehmen und die nach den obigen Ausführungs=Vorschriften erforderlichen Eintragungen sofort vorzunehmen und zwar in Spalte 1. 2. 3. des Formulars A, von welchem von hier aus baldigst mehrere Exemplare erfolgen werden und für späteren Bedarf ein Bestand wird gehalten werden. Das Formular ist sodann mit der vorschriftsmäßigen Bescheinigung versehen ungesäumt dem unterzeichneten Zivilvorsitzenden zu übersenden.
                Ansprüche aus der Zeit vom 1. April bis 1. Juli cr. müssen vom 1. Juli ab in 4 Wochen angemeldet sein, widrigenfalls sie erlöschen, auch läuft die Frist für Anmeldungen künftig vier Wochen nach Beendigung der betr. Uebung ab.
                Um die rechtzeitige Zahlung der Unterstützungen möglichst zu sichern, ist es erforderlich, daß der Anspruch darauf Seitens der Einberufenen sofort nach Empfang der Einberufungsordre zur Anmeldung gelangt.
                Schönberg, den 1. Juli 1892.

Der Civilvorsitzende der Ersatzcommission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.


Ueber die Nordlandsfahrt des Kaisers wird aus Digermulen vom Freitag berichtet: Nach der Ankunft in Digermulen am Abend des 6. Juli unternahm der Kaiser noch einen Spaziergang an Land. In der Frühe des 7. erstieg Se. Majestät die Höhe, von der das Berliner Nordlands=Panorama aufgenommen ist, den Digermulenkollen, dessen Spitze nach anderthalbstündigem Marsch erreicht wurde. Des Nachmittags arbeitete der Kaiser für den demnächst abgehenden Kourier, während ein Teil des Gefolges einen Ausflug nach dem nahen Troldfiord unternahm. Das Wetter ist andauernd günstig; Freitag früh 8 Uhr setzte der "Kaiseradler" mit dem Monarchen an Bord die Fahrt nach Hadseloe und Ostavagoe fort.
Der Bundesrath beschloß in seiner Plenarsitzung am Donnerstag, der Resolution des Reichstags, betreffend die Bewilligung von Diäten und Reisekosten aus Reichsmitteln an die Mitglieder des Reichstags, keine Folge zu geben.
Wie aus Berlin vom Mittwoch gemeldet wird, soll nunmehr die neue Militärstrafgerichts=Ordnung dem Reichstage in der nächsten Session zugehen. Die Redaktionskomission hat ihre Thätigkeit beendet. Der Entwurf entspricht im Wesentlichen den Grundsätzen des jetzigen preußischen Militärsstrafverfahrens. Als erkennende Gerichte werden eingeführt: Standgerichte, Kriegs= und Oberkriegsgerichte und ein Reichs=Militärgericht mit einem General als Präsidenten. Zur Vertretung der Anklage werden Militäranwaltschaften und eine Ober=Militäranwaltschaft eingerichtet. Die Vertheidigung durch einen Dritten soll den Angeklagten gewährleistet sein. Das Erkenntniß erfolgt auf Grund mündlicher Verhandlung. Die Oeffentlichkeit der Verhandlung wird nicht zugelassen.
Der Bundesrath hat am Donnerstag seine letzte Plenarsitzung vor den Ferien abgehalten.
Die neuesten Veröffentlichungen wider den Fürsten Bismarck im deutschen Reichsanzeiger erregen in Wien gewaltiges Aufsehen; einzelne Zeitungen versteigen sich sogar zu der Muthmaßung, die deutsche Reichsregierung werde nun auch noch gerichtlich gegen den Fürsten Bismarck vorgehen. Daran denkt selbstredend niemand in Berlin, im Gegentheil ist anzunehmen, daß die Reichsregierung mit diesen amtlichen Kundgebungen ihr letztes Wort gesprochen hat. Hoffentlich macht es Fürst Bismarck ebenso.
Man schreibt aus Kissingen: Fürst und Fürstin Bismarck wohnten am Mittwoch in Kissingen der ersten Gallavorstellung des Direktor Ernst Possart bei. Der Gast spielte den Rabbiner, David Sichel, in "Freund Fritz". Während des Zwischenaktes spielte die Musik den Radetzky=Marsch, der dann in die Wacht am Rhein überging. Das Publikum erhob sich von den Sitzen und brach in Hoch= und Hurrarufe aus. Bei der Heimfahrt wurde der Fürst abermals mit Hochrufen begrüßt.
Wie aus Wien verlautet, ist über die an den Valutavorlagen vorgenommenen Abänderungen zwischen den beiden Finanzministern volles Einvernehmen erzielt worden und ist die Annahme der Abänderung auch seitens des ungarischen Reichstages gesichert.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 54 Seite 2]

Während im Norden Marokkos eine Rebellion im Gange ist, führt die landesübliche Art der Steuerverweigerung einerseits, andererseits der Steuereintreibung auch in anderen Gegenden des Landes zu bewaffneten Zusammenstößen. Nach einer Meldung aus Melila ist der Bruder des Sultans von Marokko mit 30 000 Fußsoldaten und 600 Reitern in Alcazaba eingetroffen, um von mehreren Stämmen Tributzahlungen einzufordern, welche dieselben zu leisten verweigern. Man erwartet einen Zusammenstoß. Der Sohn des Sultans ist mit 4500 Fußsoldaten und 1500 Reitern an die algerische Grenze gerückt.
Hinterindien bleibt das französische Schmerzenskind. Den letzten Nachrichten aus Tonkin zufolge hat bei Thanchoa ein ernstes Scharmützel zwischen einer französischen Abtheilung von 150 Mann und einer großen Anzahl von Piraten stattgefunden, welche sich bei Kiluat stark verschanzt hatten. Die Franzosen hatten 16 Todte und 17 Verwundete, die Piraten erlitten große Verluste und wurden in die Flucht geschlagen. Oberst Pennepuin hat ihre Verfolgung übernommen und beabsichtigt ihnen den Rückzug abzuschneiden. Auch aus Westafrika lauten die Nachrichten wenig erfreulich. Die Dahomeer haben das nur 8 Kilometer von Portonovo gelegene Dorf Gomè geplündert.


- Ein auffälliger Vorgang, der vermutlich ein diplomatisches Nachspiel haben wird, hat sich am Mittwoch früh zwischen 4 und 5 Uhr im "Café Bauer" in Leipzig ereignet. Der französische Generalkonsul für has Königreich Sachsen und die sächsischen Herzogthümer, Fürstenthümer Reuß etc., Ritter der Ehrenlegion, Jaquot, beliebte sich in unflätigen Aeußerungen über Deutschland zu ergehen. Seiner gewaltsamen Entfernung aus dem Lokal setzte J. den heftigsten Widerstand entgegen, trat auch einem herbeigeholten Schutzmann vor den Leib etc. Einige seiner Landsleute leisteten ihm Beistand und so setzte sich der Skandal auf der Straße fort, wo verhindert wurde, daß der "Herr Generalkonsul" in einer Droschke flüchtete. Nunmehr spann sich die Schlägerei bis vor das Polizeigebäude fort; unter energischem Widerstand gegen die Polizeiorgane wurde J. endlich verhaftet, alsdann aber wieder freigelassen.
- Das Verhältniß Kaiser Wilhelms als Prinz zu dem Fürsten Bismarck. Ueber das Verhältniß des Prinzen Wilhelm zu dem Fürsten Bismarck erhält man einen neuen interressanten Aufschluß im Bismarckmuseum zu Schönhausen. Bekanntlich sind dort alle Geschenke aufgestellt, welche Fürst Bismarck erhalten hat; unter den ersteren befinden sich auch mehrere, welche Prinz Wilhelm dem Kanzler verehrt hat. Da ist eine Kreidezeichnung des Prinzen Wilhelm, eine Division der deutschen Panzerflotte klar zum Gefecht zeigend, mit der Widmung "Sr. Durchlaucht dem Fürsten Reichskanzler zum Zeichen wärmster Verehrung und treuester Freundschaft zum Weihnachtsfest verehrt 1884." Viel bemerkenswerther und ungemein charakteristisch ist ein zweites Geschenk des Prinzen Wilhelm: eine einfache Photographie des Prinzen mit folgender Widmung: "Zum Zeichen seiner treuen Anhänglichkeit und herzlichster Verehrung" und darunter dann die Worte: Cave! Adsum". (Hüte Dich, ich bin zugegen) Die Photographie hat der Prinz dem Fürsten zu dessen Geburtstag im Jahr 1884 geschenkt. Man mag über die Bedeutung der Worte "Cave! Adsum" verschiedener Meinung sein können, aber jedenfalls ist es klar, daß Prinz Wilhelm bereits damals dem Fürsten Bismarck einen Fingerzeig geben wollte, und darum das so ungemein charakteristische "Cave Adsum".
- Die Eisenbahnfahrkarten. Die Herstellung der Eisenbahnfahrkarten geschieht nach der Papierzeitung" in folgender Weise: Eine Hauptbedingung ist, daß die Pappe möglichst gleichmäßig dick gerät, weil sonst der Aufdruck entweder zu fett wird, oder überhaupt mißlingt. Die Pappe wird erst auf beiden Seiten mit satiniertem Papier überzogen, dann kommt bei gewissen Karten, so bei denen des Berliner Vorortverkehrs, das Bedrucken der einen Seite mit einem oder mehreren farbigen Streifen. Das geschieht mit Hilfe der Steindruckpresse. Es folgt das Zerschneiden der Pappe in lange Streifen und endlich in einzelne Fahrkarten, worauf die sehr empfindliche und genau arbeitende Fahrkarten=Druckmaschine die einzelnen Karten mit dem schwarzen Aufdruck versieht, also mit den Angaben über die Strecke, den Preis und die Gültigkeitsdauer. Der Aufdruck wechselt natürlich sehr oft, da z. B. die preußische Bahnverwaltung sicherlich mehrere hundert Tausende verschiedener Karten vorrätig halten muß. Die ganze Herstellung geht indessen rascher vor sich, als man glauben möchte. Es vermögen nämlich 2 bis 3 Arbeiter und 8 bis 10 Mädchen jährlich 40 bis 50 Mill. Fahrkarten herzustellen.
- Der Prinz Napoleon begab sich aus Brüssel nach Farnborough, um sich einige Zeit bei der Kaiserin Eugenie aufzuhalten.
- In Chicago hat sich eine Gesellschaft gebildet, die während der Ausstellung die Oberammergauer Passionsspiele zur Aufführung bringen will; die Künstler von Oberammergau haben sich bereit erklärt, nach Chicago zu kommen.
- In Triest wurde die Siegerin in der Schönheitskonkurrenz von Turin von einem Unbekannten in bestialischer Weise ermordet.


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Anzeigen.

In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der infolge desfalsigen Antrags beschlagnahmten, dem Hauswirth und Mühlenbesitzer Fritz Menz zu Palingen gehörigen und daselbst belegenen Vollstelle mit Wind= und Wassermühle c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf

Freitag, den 7. Oktober 1892
Vormittags 11 Uhr,

2. der Ueberbotstermin auf

Freitag, den 11. November 1892.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) so weit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag, den 7. Oktober 1892
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldener und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 9. Juli 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


Der Korbmacher Paul Heinrich Ernst Oldenburg, geb. 24. October 1868 zu Gr. Mist, zuletzt daselbst, wird beschuldigt, als Wehrpflichtiger in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebietes aufgehalten zu haben, Vergehen gegen § 140 Abs. 1 No. 1 Str.=G.=B.
Derselbe wird auf

Dienstag, den 27. September 1892.
Vormittags 9 Uhr

vor die Strafkammer bei dem Großherzoglichen

[ => Original lesen: 1892 Nr. 54 Seite 3]

Amtsgerichte zu Schönberg i. Mecklb. zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Herrn Civilvorsitzenden der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg zu Schönberg über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Neustrelitz, den 24. Juni 1892.

Der Erste Staatsanwalt.
                                                    Beglaubigt:
                                                    Renter, Protokollführer.


Es wird hiermit gemeinkundig gemacht, daß auf Grund des Rescripts Hoher Großherzoglicher Landes=Regierung vom 24. Juni d. J. der Aktuar Breuel hier ermächtigt ist, bis auf Weiteres Wechselproteste im hiesigen Gerichtsbezirke aufzunehmen.
Schönberg, den 2. Juli 1892.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Kommission macht hiedurch auf die Bestimmungen in den §§ 89 und 91 der Wehrordnung vom 22. November 1888, betreffend die Nachsuchung der Berechtigung zum einjährig freiwilligen Militairdienste und den Nachweis der dazu erforderlichen wissenschaftlichen Befähigung, mit dem Bemerken aufmerksam, daß die Herbstprüfungen in der zweiten Hälfte des Monats September stattfinden werden, und daß Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung bis zum 1. August d. J. angebracht werden müssen.
Schwerin, 8. Juli 1892.

Großherzogl. Mecklb. Prüfungs=Kommission für Einjährig=Freiwillige.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung

am Sonntag, den 24. Juli d. Js. Nachmittags 4 Uhr im Vereinslocal.
                          Tagesordnung:
        1. Antrag auf Abänderung des § 28 der Vereinsstatuten.
        2. Berathung über die Feier des diesjährigen Sedanfestes.
        3. Beschlußfassung über die Feier des Geburtstags S. K. H. des Großherzogs.
        4. Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Eine mir am 28. v. Mts. an Kolik verendete werthvolle Stute, versichert bei der

Norddeutschen Vieh=Versicherungs=Gesellschaft zu Schwerin

ist mir von dieser Gesellschaft in kürzester Frist und in coulantester Weise entschädigt worden, was ich hiermit dankend anerkenne und aus welchem Grunde ich genannte Gesellschaft allen Viehbesitzern aufs Angelegentlichste empfehlen kann.
Heiligenhagen, den 3. Juli 1892.

                                                    H. Hallier,
                                                    Erbpächter.


Die Imkervereine

von Gadebusch, Grevesmühlen, Rehna u. Schönberg werden am Sonntag, den 17. d. M., nachmittags 3 Uhr in Rehna beim Gastwirth Körner eine Versammlung halten. Die Bienenzüchter aus Schönberg, welche daran theil nehmen wollen, werden ersucht, sich beim Vorstande des hiesigen Imkervereins zu melden.

                                                    I. A. J. Wegner.


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                                                    C. Schwedt.


Wer gut schlafen will entferne die lästigen Federbetten bei eintretender Hitze und kaufe sich von den berühmten Normal=Schlafdecken à 3 1/2 Mk. (sonst 8-9 M.) ein oder zwei Decken, dann schläft man gut.

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den 29. und 31. Juli 1892.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


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[ => Original lesen: 1892 Nr. 54 Seite 4]

               Die Unterzeichneten zeigen ihren verehrlichen Kunden hierdurch ergebenst an, daß sie laut Reichsgesetz ihre Verkaufsstellen vom 1. Juli d. J. an an Sonn= und Festtagen nur 5 Stunden offen halten dürfen und zwar

in der Stadt Schönberg                                                    
von 7-10 Vormittags und von 12-2 Uhr Nachmittags
auf dem Lande                                                                    
von 7 1/2 -9 1/2 Vorm. und von 12-3 Uhr Nachmittags.

               Am 1. Oster=, Pfingst= und Weihnachtstage müssen die Läden den ganzen Tag geschlossen sein. Den Inhabern von Bäckereien ist es gestattet, von 6 Uhr Morgens an ihre Verkaufsläden offen zu halten.
               Schönberg, den 30. Juni 1892.

Die Inhaber von offenen Verkaufsstellen des Fürstenthums Ratzeburg.


Das älteste und grösste
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue

Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte 1 M. 25 Pfg.
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Gussstahl-Sensen 2,50 Mark.
Silber Gussstahl-Sensen 3 M.
und werde solche, wenn nicht Schneiden, umtauschen.
                                                    H. Brüchmann.


ff. Matjes Hering
                                             empfiehlt
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Zwei freundliche, in hiesiger Stadt zur ebener Erde belegene

Zimmer

sind an einen einzelnen Herrn sogleich oder zu Michaelis d. J. mit Aufwartung und event. auch mit Möbeln zu vermiethen.
Näheres in der Expedition dieses Blattes.
Schönberg den 11. Juli 1892.


Eine Wohnung von drei durcheinander gehenden Zimmern, Küche, Keller nebst Waschküche, und Stall und Gartenland ist zu Michaelis d. J. zu vermiethen bei

                                                    H. Hein.


Suche zum 24. October                          
ein Mädchen
für Küche u. Hausarbeit u. 1 Kindermädchen.
                                                    Anna Sommer.


Gesucht zu Michaelis d. J. ein junges Mädchen zur unentgeltlichen Erlernung der Wirthschaft in einem ländlichen Haushalt. Off. unter C. W. 6. befördert die Annoncen=Expedition von Friedr. Dierking, Ratzeburg.


Gesucht zum 1. August ein sauberes Mädchen, welches mit der Wäsche Bescheid weiß, für einen kleinen Hausstand in Lübeck.

Frau Hornemann Lübeck, Hansastraße 23a.


Gesucht zum 1. Oktober d. J.                          
eine Kinderfrau

bei zwei kleinen Kindern. Nähere Auskunft ertheilt die Expd. d. Blattes.


Klavierunterricht
wird ertheilt.                                                    
Näheres durch die Expedition.


Hiermit mache ich den geehrten Damen die ergebene Mittheilung, daß ich mit dem heutigen Tage einen Unterrichtskursus in Smyrna=Teppich=Knüpferei errichte.
Von mir angefertigte Arbeiten liegen zur gefälligen Ansicht bereit.

                                                    Frau Helene Pustir,
                                                    geb. Schwedt.


Todesanzeige.

Nach Gottes unerforschlichem Rathe verstarb am 10. Juli Morgens in Folge eines Schlagflusses, unser geliebter Mann und Vater der

Hauswirth Joach. Oldenburg

in Lüdersdorf, was wir Freunden u. Bekannten betrübten Herzens hiermit anzeigen.

Elisab. Oldenburg geb. Burmeister
Heinrich Oldenburg.

Die Beerdigung findet Mittwoch den 13. Juli Mittags in Herrnburg statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 54 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 54 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 12. Juli 1892.


- Der Kaiser hat durch einen besonderen Erlaß zur Tilgung von Schulden, die durch den Bau des Logengebäudes der Freimaurerloge "Zum treuen Herzen" in Straßburg in Elsaß entstanden sind, ein Gnadengeschenk von 5000 Mark bewilligt.
- Das "Militärwochenblatt" meldet, daß Generalfeldmarschall Blumenthal als Generalinspekteur von der 4. zur 3. Armeeinspektion versetzt und dem Prinzen Leopold von Bayern die Stellung des Generalinspekteurs der 4. Armeeinspektion übertragen worden ist.
- Eine gemischte Deputation des Magistrats und der Stadtverordneten beschloß, für die Weltausstellung in Berlin 10 Millionen zu bewilligen unter der Bedingung, daß die Ausstellung bis 1898 stattgefunden haben muß. Der Beschluß wird dem Reichskanzler und dem Präsidium des Handelstages und den Aeltesten der Kaufmannschaft mitgetheilt. - Auch in München fand eine Versammlung von Industriellen statt behufs Besprechung der Berliner Weltausstellung. Die Anwesenden waren einig, Deutschland müsse ohne Rücksicht auf die Franzosen, eine Ausstellung im Jahre 1898 abhalten. Ein Zurückweichen würde in Süddeutschland einen üblen Eindruck machen.
- Eine wahre Milchnoth gab es am Sonntag, wie nachträglich bekannt wird, in Berlin infolge der Sonntagsruhe. Die sorgsamen Mütter raisonnierten nicht schlecht, da ihre Kinder vergeblich nach der gewohnten Labung jammerten. Recht peinlichen Eindruck machte auch die Schließung der Milchhallen im Tiergarten, während Bier= und Schnapskneipen frisch und froh geöffnet blieben.
- In Berlin entwickelte sich eine eigenartige Jagd am Dienstag mittag in einem Packetpostwagen. Ein Aquarienhändler empfing durch die Post eine Kiste mit lebenden Nattern. Bor der Ausladung hatten die Thiere Gelegenheit gefunden, der schadhaft gewordenen Kiste zu entschlüpfen. Der Postschaffner beauftragte den Empfänger, die Nattern, welche sich in den Winkel des Postwagens verkrochen hatten, einzufangen, was diesem denn auch nach vieler Mühe gelang. Das zahlreich versammelte Publikum hielt sich in respektvoller Entfernung.
- In der Stadt Bremen wird ein Wettbewerb um den Neubau der dortigen Stadtbibliothek eröffnet, für den ein Betrag bis zur Höhe von 300 000 Mark zur Verfügung steht. Zur Theilnahme sind alle deutschen Architekten eingeladen; für die drei besten Entwürfe werden Preise von 2000, 1500 und 1000 Mark gewährt; der Ankauf weiterer Entwürfe zu je 500 Mark bleibt vorbehalten. Die Einsendung hat bis 31. Oktober d. J. an die Regierungskanzlei der Stadt zu erfolgen, von der auch das ausführliche Programm kostenfrei zu erhalten ist.
- In der Mittwochsnacht um 2 Uhr erschoß sich in Hamburg der Musketier Alther auf seinem Posten vor der Strafanstalt in Fuhlsbüttel.
- In Trier verwundete eine unerwartet explodirende Sprengmine einen Leutnant und einen Unteroffizier des Metzer Pionier=Bataillons 15 bei von ihnen vorgenommenen Sprengversuchen lebensgefährlich.
- In Ehrenbreitstein geriet der Weinhändler Benno Kahn von Goblenz beim Kartenspiel in Streit und erhielt von seinem Gegner fünf so schwere Stichwunden mit einem Dolchmesser in Rücken und Seite, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird.
- Die Stadtbehörden in Wien treffen umfassende Maßregeln gegen die Choleragefahr. Alle Verkäufer von Lebensmitteln werden streng kontrolliert. Vielfach wurden Nahrungsmittel beschlagnahmt, weil dieselben nicht frisch waren.
- In der jüngsten Sitzung des Sanitätsrathes für Krain stellte Sanitätsrath Professor Dr. von Valenta in Laibach den Antrag, es sei den Damen das Tragen der Schleppen auf der Straße aus gesundheitlichen Gründen zu verbieten, da durch das Aufwirbeln des Staubes Infektionsstoffe den Menschen und den Wohnungen zugeführt werden. Nach längerer Debatte wurde beschlossen: "Es sei der Laibacher Stadtmagistrat auf die sanitäre Schädlichkeit der Schleppen aufmerksam zu machen, damit derselbe in der ihm geeignet scheinenden Weise das Erforderliche zur Hintanhaltung dieses gesundheitsschädlichen Unfugs veranlassen möge.
- Die elektrische Beleuchtung Roms wurde am Mittwoch unter großen Festlichkeiten ins Leben gesetzt. Beleuchtet wurde die Porta=pia Vorstadt. Die Hauptstraßen und das Centrum der Stadt werden demnächst folgen. Die Uebertragung erfolgt von den Cascaden bei Tivoli. Der Anblick der alten Stadtmauern in elektrischer Beleuchtung war feenhaft.
- Die nächste goldene Rose soll, wie aus dem Vatikan verlautet, an Frau Carnot verliehen werden.
- Die Milchkuren pflegen zur Frühlingszeit zu beginnen. Es sei daher darauf aufmerksam gemacht, daß es nicht gut ist, die Milch in großen Zügen hinunter zu gießen. Dadurch wird die gute Wirkung der Milchkur vollständig beseitigt. Milch, mit einem Mal sehr viel getrunken, ist ungesund. Wenn eine größere Quantität Milch in den Magen tritt, wird sie von der Magensäure sofort in eine harte käsige Masse verwandelt, die äußerst langsam verdaut werden kann. Daher sollte man gleichzeitig mit der Milch immer etwas Brot nehmen oder dieselbe nur löffelweise Schlürfen. Hierbei sei gleichzeitig erwähnt, daß man, um geronnene Milch wieder in brauchbaren Zustand zu versetzen, je nach dem Grade, in welchem sie geronnen ist, eine oder mehrere Messerspitzen kohlensaures Kali (gereinigte Potasche) hinzu giebt, beides tüchtig vermischt und die Milch aufkochen läßt.
- Einem ebenso neuen wie sinnreichen Schmugglerkniff ist die Zollbehörde an der belgisch=französischen Grenze auf die Spur gekommen. Brieftauben werden in langen flachen Körben befördert. Ein französischer Zollbeamter war so neugierig, in einen dieser belgischen Körbe hineinzuschauen und bemerkte, daß mehrere Tauben auf eine ganz gleichmäßige Weise sprangen und hüpften. Da diese Erscheinung seinen Verdacht erregte, so öffnete er den Korb. Sofort flogen einige Brieftauben heraus, aber die anderen blieben sitzen: es waren ausgestopfte, an Sprungfedern befestigte, sich hin und her bewegende Tauben. Diese Brieftauben wurden geöffnet und bargen bedeutende Mengen kostbarer Brüsseler und Mechelner Spitzen, die hohem Einfuhrzoll unterliegen. Die Sendung wurde beschlagnahmt und eine schärfere Beaufsichtigung der Brieftauben angeordnet.
- Für das franz. Nationalfest vom 14. Juli hat man in diesem Jahre die französisch=russische Fahne ersonnen. Sie scheidet sich der Länge nach in zwei Theile; die obere Hälfte zeigt die französischen, die untere die russischen Farben. Die kleinen Kaufleute hoffen mit diesem Artikel gute Geschäfte zu machen, sie haben ihn in großen Mengen bestellt.
- In der Menagerie Veltrau zu Verena gaben am Mittwoch zwei Journalisten im Löwenkäfige zu Wohlthätigkeitszwecken eine Vorstellung; die beiden Herren tranken inmitten der Löwen mehrere Flaschen Champagner, ohne daß die Löwen sich rührten; das gesammte Highlife, sowie viele Damen wohnten dem merkwürdigen Schauspiele bei.
- In der bayerischen Presse streiten sich Verschiedene darüber, wer im Besitze des echten Bierkruges sei, aus welchem Fürst Bismarck jüngst in dem Hofbräuhaus zu München getrunken hat. Ein Apotheker Goeß aus Regensburg behauptete in der "Münch. Allg. Ztg.", daß der in seinem Besitz gelangte Krug Nr. 5841 der echte sei. Zur Beglaubigung erzählt er, daß er sich mit seinem Sohne, einem Studenten, an den Fürsten Bismarck herangedrängt habe. Als dieser sich zum Gehen wandte, habe sein Sohn sofort den Krug Nr. 5841 an sich genommen. "Wir theilten uns in den ca. 1/4 Liter

[ => Original lesen: 1892 Nr. 54 Seite 6]

betragenden Rest (das übrige hatte der Fürst in 4 Zügen getrunken), kauften sofort den Krug, ohne anzugeben, daß es dieser war, in der wohl richtigen Meinung, daß wir ihn sonst nicht bekommen hätten."
- Der deutsch=amerikanische Gesangverein Arion, der eine Sängerfahrt durch das Deutsche Reich unternehmen will, traf am Donnerstag Vormittag in Hamburg ein und wurde dort feierlich empfangen. Von Hamburg begiebt sich der Verein vorerst nach Berlin.
- Der deutsche Schnelldampfer Fürst Bismarck legte soeben die Fahrt von New=York bis Southampton in 6 Tagen, 11 Stunden, 57 Secunden zurück. Diese Schnelligkeit wurde noch nie bisher erreicht.
- In Kolmar im Elsaß wurde ein großer Reblausherd entdeckt. Unter den Weingutsbesitzern herrscht daher lebhafte Aufregung.
- In Monaco erschoß sich der 32 Jahre alte polnische Gutsbesitzer Friedrich Wantki, nachdem er sein ganzes sehr bedeutendes Vermögen am Spieltisch verloren hatte.
- Die Krebsseuche greift in Ostpreußen immer weiter um sich. So sind in der Beisleide, einem kleinen Flusse, alle Krebse verschwunden, und auch von andere Seiten wird über das massenhafte Absterben der Thiere sehr geklagt.
- Zur feierlichen Begrüßung des Fürsten Bismarck ist die "deutsche Partei von Württemberg" am Sonntag von Heilbronn aus nach Kissingen gereist.
- Zu der vielfach erörterten Frage, ob der Verkauf von Getränken und Speisen seitens der Wirthe während der Sonntagsruhe "über die Straße hinweg" gestattet sei, wird mitgetheilt, daß den Berliner Exekutivbeamten ein Tagesbefehl des Polizeipräsidiums kundgegeben worden ist, Inhalts dessen die Berliner Schankwirthe den Bestimmungen über die Innehaltung der Sonntagsruhe nur in beschränktem Maaß unterworfen sind. Dieselben dürfen Bier, Schnaps und Eßwaaren in beliebiger Quantität auch "über die Straße hinweg" verkaufen, ohne sich dadurch einer strafbaren Handlung schuldig zu machen.
- Eine Pantherjagd. Der englische Lieutenant Harries vom 3. Lanciers=Regiment des einheimischen Kontingents von Heiderabad folgte vor Kurzem in Begleitung zweier eingeborenen Sergeanten seines Regiments einer Pantherspur im langen Grase bei Hingoli im Decan, als plötzlich ein riesiger Panther aus so geringer Entfernung auf ihn zusprang, daß er nur einen ungezielten Schuß abgeben konnte. Der Panther warf ihn nieder und der Lieutenant wäre verloren gewesen, wenn nicht der Eine der beiden Sergeanten mit außerordentlichem Muth den Hals des Panthers mit beiden Armen umschlungen und das Thier zurückzureißen versucht hätte. Der Panther ließ von dem Lieutenant ab, wandte sich gegen den neuen Feind, warf diesen nieder und fing an, ihm die Brust zu zerfleischen. Jetzt aber kam der zweite Sergeant heran und stieß dem wütenden Thier einen eisernen Speer tief in den Nacken; der Panther sprang nun auf den letzten Angreifer zu, empfing aber von diesem einen zweiten Stoß in's Auge, der ihm den Kampf zu verleiden schien; er schlich langsam davon und wurde nun von Harries mit einem wohlgezielten Schuß erlegt. Unglücklicherweise war für die beiden Verwundeten keine Hilfe nahe zur Hand und sie hatten mit dem oberflächlichen Verband, den Harries anlegen konnte, noch über vier englische Meilen zurückzulegen. Der Zustand des furchtbar zerfleischten linken Armes des Offiziers verschlimmerte sich dadurch so sehr, daß Harries am folgenden Tage verschied. Sein Helfer soll sich besser befinden.
- Der Scherz eines "Dickhäuters". Man schreibt aus Luzern: Director A. Wallenda, der auch in Berlin durch seine trefflichen Elephanten=Dressuren bestens bekannt ist, kaufte von Herrn Winkler 4 dressirte Elephanten nebst Pony und gab einen kleineren Elephanten dabei in Zahlung. Derselbe wurde in einem geschlossen Eisenbahnwaggon transportirt. Auf der Strecke zwischen Lichtenfels und Propstzella hielt plötzlich der Zug, und es wurde vom Lokomotivführer gemeldet, daß die Nothleine gezogen worden sei, doch konnte man nicht finden von wem. Nach einer halben Stunde hielt abermals der Zug, und dieses Mal war so stark gezogen worden, daß die Nothleine zerriß Bei der näheren Untersuchung stellte sich alsbald heraus, daß der Elephant eine an der Seite befindliche Klappe öffnete, die Nothleine erwischte und so stark an derselben zog, daß sie zerreißen mußte. - Ob das fidele Elephantenthier in bahnpolizeiliche Strafe genommen wurde, darüber verlautet nichts Näheres.
- Rentier Porstel hat der Stadtgemeinde Berlin ein Legat von rund 305 000 Mk. zur Errichtung einer Blindenanstalt vermacht.
- Im Proceß des Frankfurter Millionendiebes Jäger hat die Staatsanwaltschaft die für verschiedene Angeklagte gestellten Anträge auf Entlassung abgelehnt. Als Termin für die Behandlung vor der Strafkammer ist der 2. August in Aussicht genommen. Außer den vom Haus Rothschild zuerst ausgesetzten 10 000 Mark für die Ergreifung Jägers hat die Firma noch eine weitere Gratifikation von 7000 Mk. für die Bemühungen der dortigen Polizeibeamten überwiesen.
- Die Brunnen=Direction in Salzbrunn ersucht durch öffentliche Bekanntmachung die Damen, mit Rücksicht auf Brust= und Lungenkranke, lange Kleider und Schleppen auf der Promenade nicht zu tragen.
- Der Anarchistenhäuptling Ravachol wurde nach Pariser Zeitungen in Moutbrison bereits hingerichtet.
- Fürst Bismarck in Kissingen. Wie die "Münch. N. N." aus Kissingen melden, erfreute das unter Leitung des Opernsängers Zapf aus Wiesbaden stehende "Zapfsche Männerquartett" am 3. d. M. mittags den Fürsten Bismarck durch seine Liedervorträge. Der Fürst bewirthete darauf die Sänger an seiner Frühstückstafel, zu welcher verschiedene Personen geladen waren. Ein Gast des Fürsten gedachte des 3. Juli, des Tages von Königgrätz, und des alten Kaisers Wilhelm. Der Fürst äußerte darauf: "Einen Tag von Königgrätz werden wir wohl nicht mehr erleben, aber auf ein zweites Sedan werden wir noch gefaßt sein müssen."
- Wie sich die Zeiten ändern! Das Leibblatt des Zaren, der stets schutzzöllnerische "Grashdanin", bekundet plötzlich freihändlerische Bestrebungen und wünscht sogar, daß auf dem Gebiet des Handels Zugeständnisse an Deutschland gemacht werden. Einer seiner Mitarbeiter, der kein geringerer ist als der Fürst Druzkoi=Sokolinski, sucht den Nachweis zu führen, daß die Verarmung der russischen Bauern besonders scharf nach Einführung der deutschen Getreidezölle hervorgetreten sei. Was die nothleidenden Bauern in diesem Jahr an Unterstützungen erhielten, also 150 Millionen Rubel, hätten sie von 1888 bis 1890 an Deutschland als Abgabe für Roggen allein gezahlt. Um Deutschland zu Zugeständnissen zu veranlassen, könne Rußland ohne Nachtheil für die einheimische Industrie auch die enormen Eingangszölle für ausländische Fabrikate ermäßigen.
- Baron Adolf Rothschild in Paris wurde infolge heftigen gichtischen Leidens von einer zeitweisen Geistesstörung befallen und vernichtete in derselben verschiedene werthvolle Gegenstände aus seinen Sammlungen.
- In Preußen giebt es noch 12 160 Schulstellen, bei denen dem Gutsherrn das Berufungsrecht zusteht. Der Gutsherr ist von seinen landrechtlichen Pflichten entbunden, er zahlt in den meisten Fällen nicht einen Pfennig für die Schule, er benutzt die Schule des Orts für seine eigenen Kinder niemals, aber er kann die Gemeinde, die meistentheils aus Bauern und Gewerbetreibenden besteht, mit einem Lehrer nach seinem Herzen bedenken.
- In den Kellereien von Chateau La Tour bei Bordeaux ist ein großer Brand ausgebrochen. Feine Weine im Betrage von 600 000 Frks. gingen verloren. Der Brand soll in verbrecherischer Weise angelegt worden sein.
- In einem pommerschen Dorfe waren zu einer Schulprüfung, zu deren Besuch von der Kanzel aus eingeladen worden war, nur der Ortsschulinspector und der Nachtwächter erschienen. Letzterem schien die Sache schließlich langweilig zu werden; nachdem er geraume Zeit mit Amtsmiene zugehört, verabschiedete er sich von dem Lehrer mit den Worten: "Na, das hat mir gefallen, fahren Sie nur so fort!"


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