[ => Original lesen: 1892 Nr. 48 Seite 1] Bekanntmachung.
Das diesjährige Ober=Ersatzgeschäft zur Aushebung der Militärpflichtigen des hiesigen Aushebungsbezirks findet statt
in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
am
Freitag, den 8. Juli.
Zu demselben haben sich diejenigen Militairpflichtigen, welche nach Ausweis ihrer Loosungsscheine eine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht zu gewärtigen haben, und denen besondere Ladungen zugehen werden, Morgens präcise 9 Uhr einzufinden.
Es steht jedoch jedem Militairpflichtigen, der in den Grundlisten des Aushebungsbezirks verzeichnet ist, frei, im Aushebungstermin zu erscheinen und der Ober=Ersatz=Commission etwaige Anliegen vorzutragen.
Die bei der Musterung für diensttauglich befundenen Mannschaften gelangen zuerst zur Vorstellung.
Im Anschluß an das Ober=Ersatzgeschäft findet die Superrevision der Temporair=Invaliden statt.
Militairpflichtige, welche im Termin nicht pünktlich erscheinen, haben, insofern sie nicht dadurch eine härtere Strafe verwirkt haben, auf Grund des §. 26, 7 der Wehr=Ordnung eine Geldstrafe bis zu 30 M. oder Haft bis zu 3 Tagen zu gewärtigen, auch können denselben die Vortheile der Loosung entzogen werden. Ist diese Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt, so werden sie dem Befinden nach als unsichere Dienstpflichtige zur sofortigen Einstellung gebracht werden.
Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der betreffenden Militairpflichtigen aus ihrer Ortschaft Sorge zu tragen.
Schönberg, den 17. Juni 1892.
Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
Zu Ehren des Königs von Schweden fand am Dienstag morgen eine größere militärische Uebung statt, zu welcher die beiden in Potsdam garnisonirenden Ulanenregimenter hinzugezogen waren. Um 8 Uhr standen beide Regimenter in Paradeaufstellung an der nach Bornstedt führenden Allee, wo auch der Erbprinz von Meiningen und der Erbgroßherzog von Baden, sowie die Militärbevollmächtigten der fremden Staaten hielten. Der Kaiser war zu Pferde vom neuen Palais eingetroffen, mit ihm die Kaiserin In Begleitung der ältesten Prinzen in offenem vierspännigen Wagen. König Oskar traf zu Wagen ein und stieg nach Begrüßung durch den Kaiser zu Pferde. Beide Monarchen sprengten dann der Paradeaufstellung zu, wo König Oskar zunächst die Kaiserin begrüßte. Mit den Fanfaren der schwedischen Nationalhymne und einem dreimaligen " Hurrah!" der Ulanen wurden die Majestäten von den Truppen empfangen. Der Kaiser führte das 1. Garde=Ulanenregiment dem Könige vor. Hochinterressant war es, wie der Kaiser die Ulanen eskadronsweise über den großen Sandberg an der Kirschallee und über die dann folgenden Hindernisse führte. Schließlich ließ er das Regiment in Linie aufmarschieren und vollführte mit demselben eine Attacke in der Karriére, die brisant geritten wurde. Ein Parademarsch in Eskadronsfront im Galopp machte den Beschluß, worauf das Regiment wieder zur Seite schwenkte und auf das Signal "Achtung" dem Könige Oskar die Honneurs erwiesen wurden, wobei der Kaiser seinem Gast mit gesenktem Säbel salutirte. Mittags fand bei den kaiserlichen Majestäten größere Tafel statt, an welcher der König von Schweden, der zum Besuch eingetroffene Großherzog von Mecklenburg=Schwerin nebst Gemahlin und der Herzog und die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg=Schwerin theilnahmen. Nachmittags wurde ein Ausflug unternommen. Am Abend fand bei den kaiserlichen Majestäten in der Jaspis=Gallerie des Neuen Palais zu Ehren des Königs von Schweden eine größere Festtafel statt, zu der etwa 100 Einladungen ergangen waren.
Das italienische Königspaar verließ am 17. ds. Abends Rom, um sich nach Monza zu begeben, trat von dort Sonntag Nachmittag drei Uhr die Weiterreise an und trifft am Montag in Potsdam ein. Die Rückkehr nach Monza erfolgt am 25. d. Mts. Die Königin bleibt hierauf in Monza, während
[ => Original lesen: 1892 Nr. 48 Seite 2]König Humbert nochmals nach Rom kommt. Ueber das Programm für den Aufenthalt des italienischen Königspaares am Berliner Hof verlautet: Montag Abend großer Empfang auf der Wildparkstation. Dienstag große Parade in Potsdam, am Abend große Tafel im Neuen Palais. Mittwoch großes Exerciren der Artillerieschießschule in Jüterbog, Wiedervorführung der Artillerie=Aufzüge bei Gelegenheit des Jubiläums der Schießschule in voriger Woche vor dem Kaiser. Nachmittags große Tafel im Berliner Schlosse. Abends Gala=Oper. Donnerstag wahrscheinlich Tafel in Glienicke bei Prinz und Prinzessin Friedrich Leopold. Zum Ehrendienst bei dem König von Italien sind befohlen: General der Cavallerie Graf Waldersee, Generallieutenant von Bülow, Commandeur der 25. Division, Oberst Freiherr v. Bissing, Commandeur des 13. Husarenregiments König Humbert, Oberstlieutenant von Engelbrecht, Militär=Attache in Rom, ferner bei der Königin: Gräfin Arnim=Muskau und einige Hofherren.
Die Ernennung des Kaisers von Rußland zum Admiral à la suite der deutschen Marine lenkt die Aufmerksamkeit auf diejenigen Personen, die den gleichen Rang bekleiden: es sind dies der König von Schweden Oskar II. und der Erzherzog Karl Stephan von Oesterreich. Auch der kommandirende General Graf v. Waldersee wird als Kontre=Admiral à la suite der Marine geführt. Offiziere à la suite des Seeoffizierkorps sind General der Infanterie von Stosch mit dem Range eines Admirals und Vize=Admiral z. D. Batsch.
Sämtliche Mächte, ausgenommen Rußland, nahmen eine Einladung zur Münzkonferenz in Washington an. Auch von Rußland wird eine günstige Antwort erwartet.
Im Reichspostamt in Berlin ist eine neue Postordnung ausgearbeitet worden, die mit dem 1. Juli d. Jahres an die Stelle der seit 1879 bestehenden treten soll. Da die neue Postordnung umfangreiche Aenderungen enthält, ist sowohl eine neue Ausgabe des Brief= und Postpacket=Tarifes in Aussicht genommen, deren Herausgabe in den nächsten Tagen zu erwarten sein soll.
Herr Tippu Tip, der bekannte arabische Thier= und Menschen=Händler soll sich mit der Absicht tragen, nach Berlin zu reisen, um dort beim Kaiser und dem Reichskanzler Audienzen nachzusuchen.
Der Prozeß gegen die Mörder des bulgarischen Finanzministers Beltschew beginnt, wie aus Sofia gemeldet wird, in der nächsten Woche. Der Kriegsminister hat den Oberstlieutenant Drandarewski zum Präsidenten und die Oberstlieutenants Andreew und Kalintschow, sowie die Majore Goldunsky und Fitschew zu Mitgliedern des Gerichtshofs ernannt.
Die amtliche "Warschawski Dnewnik" bringt die Meldung, daß in St. Petersburg die Aufhebung des Getreide=Ausfuhrverbots, ausgenommen von Roggen, beschlossen sei; die Veröffentlichung dieses Beschlusses sei in Kürze zu erwarten.
In Wien wurden bei der letzten Abstimmung im Valuta=Ausschusse über den Artikel 1 des Münzgesetzes, welcher die Gold= und Kronenwährung feststellt, die Regierungsvorlage mit 29 gegen 11 Stimmen angenommen. In parlamentarischen Kreisen hält man nun nach dieser Abstimmung das Schicksal der Valuta=Vorlagen im günstigen Sinne für entschieden.
Wie polnische Blätter ausplaudern, sind die Reisekosten der tschechischen Turner für die Fahrt nach Nancy vom Petersburger slavischen Wohlthätigkeitsverein bestritten worden. Daher der "Patriotismus!"
- Schönberg. Am Freitag Vormittag brannten in dem Dorfe Niendorf das Wohnhaus und die Scheune des Hauswirths Peters sowie das Wohnhaus des Hauswirths Creutzfeldt total nieder. Das Feuer entstand in dem Wohnhaus des ersteren und griff in den mit Stroh gedeckten Gebäuden so rasch um sich, daß an ein Löschen nicht zu denken war, obgleich mehrere Spritzen rasch zur Stelle waren. Dem Hauswirth Peters sind zwei Pferde verbrannt, die nicht mehr rechtzeitig aus dem Stalle entfernt werden konnten. Der Schaden ist ein beträchtlicher.
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Steckbrief.
Gegen:
1, Das Dienstmädchen Agnes Minicka, geb. am 20. Januar 1871 zu Raszkow und
2, das Dienstmädchen Stanislawa Krygier, geb. am 14. Maerz 1870 zu Targomitza bei Willatorwo,
welche flüchtig sind, soll eine durch Urtheil des Großherzoglichen Schöffengerichts zu Schönberg vom 20. Mai 1892 rechtskräftig erkannte Haftstrafe von 3 Tagen vollstreckt werden. Es wird ersucht, dieselben zu verhaften und in das Amtsgerichtsgefängniß zu Schönberg abzuliefern.
Schönberg, den 15. Juni 1892.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Oeffentliche Versteigerung.
In der Concurssache des Schmiedemeisters Griem in Schönberg werde ich am
[ => Original lesen: 1892 Nr. 48 Seite 3]Mittwoch, den 22. Juni d. J.,
Vormittags 9 Uhr
den Gras= und Kleewuchs der Vormath - circa 34. Schffl. Aussaat Wiese u. 16. Schffl. Aussaat Kleebestand - parzelenweise auf dem Halme öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen lassen.
Kaufliebhaber wollen sich um die obengedachte Zeit in der Moorstr. beim alten Kirchhof versammeln.
Der Konkursverwalter
Wilh. Schrep.
Nachdem die §§ 6. 8. 9. 11. unserer Statuten mit Genehmigung des Großherzoglichen hohen Ministerium des Innern eine Veränderung erfahren haben, bringen wir zur allgemeinen Kenntniß:
daß die außerhalb der Landestermine bei uns gemachten Einlagen von dem ersten Tage des auf die Einzahlung folgenden Monats verzinst werden;
daß bei Auszahlung ungekündigter Einlagen die Zinsen bis zum letzten Tage des der Rückzahlung voraufgehenden Monats berechnet werden, dabei aber ein vierteljährlicher Zins in Abzug gebracht wird;
daß vom Antonitermin 1893 an nur die bis zum 24. Januar bez. 1. Juli gemachten Einlagen als in dem betreffenden Termine gezahlt gelten;
daß im Einlagebuch durch neue Einlagen nur bis auf M. 3000 erhöht werden darf, die Zuschreibung der Zinsen aber bis zum Höchstbetrage von M. 6000 geschehen kann;
daß die Kasse auch während der bisherigen Ferien - 1. August bis 15. September - geöffnet bleibt.
Schwerin, 15. Juni 1892.
Die Direction der Ersparniß=Anstalt.
C. F. Büsing.
Ersparniss- und Vorschuss-Anstalt.
Die Anstalt ist während des
Johannistermins
vom 24. Juni bis 1. Juli d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag den 26. Juni d. J.
von 7 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.
Schönberg, den 15. Juni 1892.
Das Direktorium.
Mecklenburgische Hypotheken= u. Wechselbank.
(voll eingezahltes Actienkapital 9 000 000 Mark.)
vertreten
in Schönberg durch Wilh. Boye.
Die Mecklenburgische Hypotheken= u. Wechselbank vergütet zur Zeit für Einlagen
gegen Schuldverschreibungen
auf 6 monatl. Kündigung 3 1/2%
gegen Einlagebücher
je nach der Kündigungsfrist 3 1/2, 3, 2 1/2 u. 2%
gegen Sparkassenbücher 3 1/2%
im Baar=Conto=Corrent 2 %
und bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit.
Die Abhebung der pr. 1. Juli fälligen Zinsen unserer Schuldverschreibungen sowie die Einlösung unserer Pfandbrief=Coupons kann schon jetzt vorgenommen werden.
Schwerin i/M. 11. Juni 1892.
Die Direction.
Büsing. Kayser. Schmidt.
Generalversammlung
der Mitglieder der Schweineversicherung
des Kirchspiels Carlow am Sonntag, den 3. Juli nachmittags 2 Uhr im Krellenberg'schen Locale.
Carlow, d. 20. Juni 92. P. Törper.
Außerordentliche Versammlung der
Selmsdorfer Todtenlade
am Sonntag den 26. Juni
Nachmittags 2 Uhr.
Tagesordnung: Statutenberathung.
Die Mitglieder werden ersucht, recht zahlreich zu erscheinen. Rückständige Beiträge können gleichzeitig entrichtet werden.
Selmsdorf, d. 13. Juni 1892.
Der Vorstand.
Am Montag, den 27. d. M. Nachmittags präcise 2 Uhr
Haupt-Versammlung der
Schuhmacher-Innung
im Innungslokale, wozu die Mitglieder hierdurch freundlichst eingeladen werden.
Tagesordnung:
1) Erheben der Innungs=Beiträge,
2) Allgemeine Innungs=Angelegenheiten.
Schönberg, im Juni 1892.
Der Vorstand.
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 48 Seite 4]Das älteste und grösste
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in gesetztem Alter zum Alleindienen.
Näheres in der Expedition dieses Blattes.
Gesucht für Hof Rabensdorf zu sofort
einige Arbeitsleute
welche den ganzen Sommer Arbeit haben.
Stadt Lübeck.
Am Sonntag, den 26. Juni
Tanzmusik.
Am Sonntag, den 26. Juni findet im Kuhlrader Zuschlage (sog. Schaar) ein
Holzfest verbunden mit Ringreiten
statt, wozu freundlichst einladen
Die Dorfschaft Kuhlrade. Ad. Eduard Creutzfeldt, Gastwirth.
Bescheidene Anfrage. Kann ein Leser d. Bl. genaue Auskunft geben, welche Unfallversicherungs=Abtheilung für den Schaden eintritt, wenn ein ländlicher Arbeiter, zur Hülfeleistung zu einem Feuer geschickt, dabei verunglückt? S. E.
Alle, welche noch Forderungen an die Wirthschaft= und Gutskasse zu Bauhof Schönberg haben, werden ersucht ihre Rechnungen bis zum 23. d. M. an Herrn Hoffbauer daselbst einzureichen.
G. Drews, Schönberg.
Alle diejenigen, welche Forderungen an die Erben des verstorbenen Domainenpächters J. Breuel zu Hof Selmsdorf haben, werden hiermit aufgefordert solche bis zum 22. d. M. beim Herrn Gutsadministrator Stoppel zu Hof=Selmsdorf einzureichen.
Den Herren Lehrern und allen Theilnehmern des Kinderfestes am 17. d. Mts., welche mich in Veranlassung dessen als Gäste mit Ihrem Besuche erfreuten, auch allen Denen, welche mir Ihre Unterstützung zu Theil werden ließen, sage hiermit besten Dank.
J. Wiencke.
Sülsdorf, d. 20. Juni 1692
Für die Teilnahme, welche uns bei dem schmerzlichen Unglücksfalle unserer lieben Mutter und Schwiegermutter Adophine Wolter geb. Radloff erwiesen, sprechen wir hiermit unseren innigsten Dank aus.
August Bannekow u. Frau.
Luise Reese.
August Beck.
Verlobte.
Schönberg, den 19. Juni.
Durch die glückliche Geburt eines gesunden kräftigen Sohnes wurden hocherfreut
Carl Creutzfeldt u. Frau,
geb. Oldenburg.
Schönberg, den 15. Juni 1892.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 48 Seite 5]Beilage
zu Nr. 48 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. Juni 1892.
- Ein jugendlicher Radfahrer hat in Schwerin mit einem Revolver Unheil angestiftet. Der im 16. Lebensjahre stehende Radler wurde von einer Anzahl Knaben, wie das leider ja häufig vorkommt, geneckt. Voller Muth zog der Held einen Taschenrevolver und feuerte blindlings in die Menge. Von den kleinen Uebelthätern traf er zwar Niemand, aber ein lustwandelndes Liebespaar wurde jäh aus seiner innigen Umarmung geschreckt. Eine der glücklicher Weise kleinen Revolverkugeln hat die Braut des verblüfft dreinschauenden Grenadiers nur leicht verletzt, so daß die Genesung nicht zu lange auf sich warten lassen dürfte. Der Vater des Missethäters soll nicht sehr erbaut über die Heldenthat sein; er hat neben dem Aerger sämmtliche Kosten zu tragen, und der Sohn hat eine gerichtliche Bestrafung zu gewärtigen. Den Revolver hatte derselbe aus dem Geschäft des Vaters entnommen, der damit handelt.
- Einen schauervollen Uebersetzungsfehler, der in sämmtliche russische Zeitungen in Moskau übergegangen ist, hat die "Nordische Telegraphen=Agentur" gelegentlich der Anwesenheit des Zaren in Kiel verbrochen. Es hieß nämlich in einer der letzten Kieler Depeschen, daß die deutsche Flotte bei der Abfahrt des russischen Geschwaders von Kiel die electrischen Scheinwerfer habe spielen lassen. Für die friedlichen Scheinwerfer hat nun der Uebersetzer der Agentur Steinwerfer gelesen und das Wort dementsprechend ins Russische übersetzt. Was er sich eigentlich dabei gedacht hat, als er die deutsche Flotte zum Abschiedsgruß an das russische Geschwader Steinwerfer spielen ließ, ist schwer zu sagen. Die Russen werden aber ob der ihrem Zaren zu Theil gewordenen Behandlung nicht wenig erbost gewesen sein.
- Die englischen Bierbrauer haben einen Fonds von 100 000 Pfund Sterling aufgebracht "zur Organisation und zum Schutz ihrer Industrie bei den bevorstehenden Wahlen." Die Mäßigkeitspartei ist aber auch nicht müßig gewesen und hat das Gutachten dreier hervorragender englischer Rechtsgelehrten eingeholt, die erklären daß "Traktieren", wenn dasselbe zum Zweck der Wahlbeeinflussung ausgeübt wird, ungesetzlich ist und deswegen gerichtliche Schritte unternommen werden können. Die meisten englischen Brauer sind Konservative.
- Der reiche Baron Hirsch, der sich bekanntlich der Sache der russischen Juden sehr energisch annimmt, hat vor einiger Zeit der russischen Regierung einen Plan unterbreitet, nach welchem die in Rußland wohnenden 3 500 000 Juden innerhalb 25 Jahren allmählich auswandern sollen. Dieser Plan soll, wie die "Köln. Zeit." meldet, nunmehr die Genehmigung gefunden haben. Es würden darnach im folgenden Jahr 25 000 Juden auswandern müßen und in den folgenden Jahren würde die Auswandererzahl stetig gesteigert werden.
- Großes Aufsehen erregt in Bremerhaven die Verhaftung einer größeren Anzahl von Personen, unter denen sich Angestellte des Norddeutschen Lloyd befinden und die große Unterschleife zum Nachtheil der genannten Gesellschaft begangen haben sollen.
- Das Wasser der Donau richtet in Ungarn großen Schaden an. In dem Komorner Komitat sind viele tausend Joch Acker überschwemmt. In den Gassen der Stadt Gran steht das Wasser zwei Meter hoch.
- Am Mittwoch früh ist in Berlin mit dem Abbruch des ersten Hauses an der Schloßfreiheit begonnen worden. Der "Frankfurter Zeitung" wird darüber berichtet: "Ein Choral, dann "Heil Dir im Siegerkranz" und "So leb denn wohl, du stilles Haus" leiteten das welthistorische Ereigniß ein. Der erste losgebrochene Mauerstein wurde dem Kaiser, der zweite dem Magistrat geschickt. Die Grundidee des Programms rührt von Kunze (dem vielgenannten Oberverwaltungsgerichtsrath) her." Es sei daran erinnert, daß die Schloßfreiheit vor 200 Jahren aus demselben Grund errichtet wurde, aus welchem jetzt der Abbruch erfolgt: um die Umgebung des königlichen Schlosses zu verschönern.
- Tischlein deck dich! In dem Schaufenster des königlichen Hoflieferanten für Reiseeffekten Eduard Ackermann, unter den Linden 21, ist augenblicklich ein auf Befehl des Kaisers hergestellter Reisespeisekorb mit Tisch ausgestellt, der an Bord der "Hohenzollern" untergebracht und für die Nordlandsreise dienen soll. Durch die praktische Konstruktion kann der ganze Tisch in wenigen Augenblicken zusammengelegt werden und verschwindet mit dem gesammten Aufsatz im Innern des Korbes. Die Ausrüstung ist für sechs Personen berechnet, enthält 12 Teller, 12 Gabel, 12 Löffel etc. in schwerem Silber, einen Kochapparat, Weinflaschen, Fleischbüchsen, Salz und Pfefferbehälter, kurz alles, was zu einem Gabelfrühstück für sechs Personen an Geschirr, Besteck und Weißzeug erachtet werden könnte. Eine große Platte mit dem verschlungenen WR. und der Königskrone weist auch äußerlich auf den kaiserlichen Besteller des Tischlein deck dich hin.
- Die vom Kaiser am letzten Sonnabend auf dem Tempelhofer Feld verlorene Geldtasche nebst Schlüsselbund und Fingerring ist durch Mannschaften des 2. Garde=Dragonerregiments bereits am Sonnabend Nachmittag gefunden worden.
- Zum Fall Jäger wird aus Frankfurt a. M. gemeldet, daß dem ungetreuen Kassierer nicht weniger als 83 Bücher= und Urkundenfälschungen zur Last gelegt werden und daher seine Verweisung an das Schwurgericht außer Zweifel steht.
- Am Montag war in Canstadt (Württemberg) in der dortigen Frauenarbeits= und Mädchenschule eine Panik ausgebrochen, die mehrere Unglücksfälle im Gefolge gehabt hat. Nach einem grellen Blitzstrahl und gleich darauf folgendem heftigen Donnerschlag ertönte auf der Straße der Ruf: Feuer! Die Kinder stürzten nun, ohne sich von den Lehrern halten zu lassen, nach den Thüren und die Treppen hinunter. Infolge der Eile und Bestürzung, stürzten einige Mädchen auf der Treppe und bald sah man nur noch einen wirren Knäuel von Kindern. Ein Mädchen, Tochter eines Schlossermeisters, brach beide Oberschenkel und den rechten Vorderarm, 9 weitere Mädchen wurden theils schwer, theils leichter verletzt.
- In den Liverpooler Docks sind am Mittwoch mehrere große Baumwollenspeicher abgebrannt, wodurch ein Schaden von 3 Millionen Mark entstanden ist.
- Erdstöße von größter Heftigkeit sind in den letzten Tagen in Griechenland an verschiedenen Orten verspürt worden. Aus Theben wird der Einsturz zweier Häuser gemeldet, wobei eine Person ums Leben kam. Die Einwohner kampierten dort im Freien.
- Distanzritte zwischen Berlin und Wien. Ein Distanzritt von Berlin nach Wien und zurück zwischen deutschen und österreichischen Offizieren wird in nächster Zeit beabsichtigt. Von jedem der beiden Herrscher der verbündeten Länder wird für diese Konkurrenz ein werthvoller Ehrenpreis gespendet und außerdem eine beträchtliche Geldsumme für den Sieger ausgesetzt werden. Die sonstigen Einzelheiten des interessanten sportlichen Unternehmens sind noch nicht endgiltig festgesetzt.
- In der Folge der Aufhebung der Beschlagnahme des welfischen Vermögens sind auf den Namen des "Herzog Ernst August von Cumberland zu Gmunden" vor Kurzem die zu dem Gutsbezirk Herrenhausen gehörenden Ländereien in das Grundbuch eingetragen worden.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 48 Seite 6]- Ein Meer von - Wein. Jauk, ein neunzehnjähriger Bursche - bereits zweimal bestraft - war seit mehreren Monaten bei Herrn Odersky, dem Pächter des Dommayerschen Kasinos und Schwager des Besitzers dieses Etablissements, Herrn Hopfner, in Hietzing bei Wien als Schankbursche bedienstet. Donnerstag nachmittag stellte Herr Odersky den Burschen zur Rede, warum er mit dem Bier so schlecht manipulire und sagte zu ihm: "Sie können nicht einmal einen Stutzen einschänken, das ganze "Untersatzl" schwimmt ja voll Bier." Jauk erwiderte nichts; nach einer Weile aber bemerkte er, er müsse in die Eisgrube gehen und Herrn Odersky, der ihn beim Thor hinausgehen sah und ihn anrief, wo er hinginge machte er mit der Hand ein pantomimisches Zeichen, daß er sich rasiren lassen wolle. Dann verschwand er. Nachmittags war Gartenkonzert, zu welchem stets eine fliegende Schank im Garten errichtet wird, und nun bemerkte man das Fehlen des Hausknechtes; gleichzeitig waren aber auch die Schlüssel der in der Hetzendorferstraße gelegenen Weinkellerei nicht zu finden. Herr Odersky begab sich nun eilends nach der Kellerei und fand dort zu seinem Schrecken die Thür nur angelehnt. Kaum auf die Kellerstiege getreten, bot sich ihm ein unbeschreiblicher Anblick: der Keller stand mannshoch unter - Wein. Polizei und Feuerwehr wurden schnellstens herbeigeholt, und es wurde nun folgendes konstatirt. Jauk hatte den Keller, nachdem er die dazu gehörigen Schlüssel aus der Schankkasse gestohlen, aufgesperrt und war zuerst in die, Herrn Odersky gehörige Abtheilung gegangen, woselbst er sämmtliche Fässer theils öffnete, theils demolirte, dann nahm er einen Krampen, zertrümmerte Schloß und Thüre der anstoßenden Kellerei des Herrn Hopfner und ließ auch hier etwa 600 Eimer, zumeist theuere Weine, auslaufen. Dann zertrümmerte Jauk noch die Maschinen und Geräthe im Keller, verließ denselben dann, fuhr in den Prater und stellte sich dort dem Kommissariat, wobei er in aller Ruhe das Vorgefallene erzählte. Die Aktion der Feuerwehr im Keller dauerte bis Mitternacht; der Wein ist selbstverständlich ganz unbrauchbar, da alle Sorten, weiß, rot, durcheinander gelaufen und verunreinigt sind. Der Schaden, den beide Betroffene leiden, beläuft sich, wie bereits festgesetzt, auf 20 000 fl. Während der Rettungsaktion sammelte sich selbstverständlich eine ungeheure Menschenmenge und einige Langfinger benutzten extra die Gelegenheit und stahlen eine Anzahl Liqueurflaschen.
- Eine amtliche Bestätigung der erneut verbreiteten Gerüchte vom Hinscheiden unseres berühmten Landsmannes Emin Pascha (Dr. Schnitzer) liegt noch nicht vor. Gewisse Anzeichen lassen aber darauf schließen, daß der selbstlose Forscher wirklich in Centralafrika einem Sumpffieber nach dem anstrengenden Marsche zum Opfer gefallen ist.
- Die überseeische Auswanderung aus dem Deutschen Reich über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam hat sich nach den Zusammenstellungen des kaiserlichen statistischen Amts im ersten Vierteljahr 1892 auf 22 685 Personen belaufen. Von denselben kamen aus der Provinz Posen 4087, Westpreußen 3274, Pommern 2740, aus Bayern rechts des Rheins 1373, der Provinz Hannover 1306, Brandenburg mit Berlin 1161, Rheinland 984, Schleswig=Holstein 943, aus dem Königreich Württemberg 858, Königreich Sachsen 795, Großherzogthum Baden 638, aus der Provinz Hessen=Nassau 475, Westfalen 441, Ostpreußen 410, Provinz Sachsen 392, aus der Rheinpfalz 388, dem Großherzogthum Oldenburg 365, der Provinz Schlesien 355, dem Großherzogthum Hessen 281, Mecklenburgs Schwerin 175. Der Rest von 1244 Personen entfällt auf die übrigen Gebietstheile des Reichs. An der Beförderung dieser Auswanderer sind die deutschen Häfen mit 18 870 Personen betheiligt, und zwar sind über Bremen 13 104, Hamburg 5269, Stettin 497 gegangen. Von Antwerpen reisten 3024, von Rotterdam und Amsterdam 791. Ueber deutsche Häfen wurden außer den 18 870 Deutschen noch 41 864 Auswanderer aus fremden Staaten, und zwar über Bremen 18 652, Hamburg 23 014, Stettin 198 befördert.
- Das Dunkel, in welches bisher die Ermordung der Ehefrau des Postschaffners Manzel in Berlin gehüllt war, ist endlich gelichtet und die Schuldigen befinden sich hinter Schloß und Riegel. Als der Mörder ist der 17jährige Stuckateur=Lehrling Wagenschütz ermittelt worden, der zu der That von einem Freund, namens Neukamp, angestiftet worden war. Eben dieser Neukamp, der zufällig wegen Diebstahls verhaftet war, hat den Mörder verraten. Wagenschütz hat die Frau, die mit seinen Eltern befreundet war, mit einem Messer hinterrücks erstochen und ihr dann ungefähr 180 Mark geraubt, die er mit seinem Genossen getheilt hat.
- Der Temperaturwechsel, der in den letzten Tagen eingetreten ist, machte sich besonders auch auf den Höhen des Riesengebirges bemerkbar. Die Temperatur sank daselbst in der Nacht zum Dienstag auf der Schneekoppe auf 2 1/2° C. unter 0, auf dem Kamm bei der Prinz Heinrichbaude bis auf den Gefrierpunkt. In der Hampelbaude waren die Fenster gefroren, und in den Vorgebirgsorten von 600 Meter Seehöhe wurden nur 5° Wärme am Minimum=Thermometer vorgefunden. Als der Koppenpostbote gegen 7 Uhr früh am Koppenkegel seinen Abstieg nahm, knisterte der Boden unter seinen Fußtritten auf denjenigen Stellen, die noch im Schatten lagen.
- In Gießen erfroren ebenfalls in der Nacht zum Dienstag in den tiefer gelegenen Gegenden Kartoffeln, Gurken und Bohnen.
- Die aus Europa in New=York eintreffenden Dampfer berichten, daß eine ungewöhnlich große Zahl von Eisbergen im Atlantischen Ozean umherschwimmt, infolge dessen die Schiffe gezwungen sind, einen sehr südlichen Cours einzuschlagen. Der Imman=Dampfer "City of Berlin" traf kürzlich nicht weniger als 6 Eisberge an, welche etwa 100 bis 200 Fuß hoch und 300 Fuß lang waren und sich direkt in dem westlichen Fahrwasser der Dampfer befanden.
- Eine Spionenjagd hat in Neiße stattgefunden, an welcher sich ein ganzes Militärpiket, einen Hauptmann an der Spitze, betheiligte. Der Schauplatz war das freie Feld vor den Wällen. Als man den Sünder gefaßt hatte, entpuppte sich derselbe als ein harmloser Bürger der Stadt, der im Morgenthau nach Kneippscher Vorschrift barfuß einen Dauerlauf im Grünen unternommen hatte.
- Sechzehn wegen Mordes bezw. Mordversuches zum Theil abgeurtheilte, zum Theil des Urtheils harrende Personen befinden sich gegenwärtig im Untersuchungsgefängniß zu Moabit, eine Anzahl welche bisher noch niemals erreicht worden ist. Von diesen gehören zu dem Ressort des Landgerichts I: das Heinzesche Ehepaar, der Gärtner Redler aus der Holzmarktstraße, der Arbeiter Uckrow, die Burschen Wagenschütz und Neukamp, schließlich der Bäcker Zuchowski. Noch größer ist die Anzahl der Verbrecher, welche dem Landgericht II angehören. Es sind dies die bereits abgeurtheilten Mörder Wetzel, Jacrzek, Ruttke und Christine Schütt, ferner das Kind Klara Wernecke aus Britz, der Gastwirth Werner aus Weißensee, der Knecht Nohl aus Nauen, der Arbeiter Dende aus Bergen und der Bäckergeselle Hoffmann aus Friedenau.
- In Breslau ereignete sich beim Rennen des Schlesischen Vereins für Pferdezucht ein schwerer Unfall. Des Grafen Bethusy=Huc Wallach "Cover Point" stürzte beim Nehmen einer Hürde. Der Reiter, Lieutenant Schwerk vom 20. Feldartillerie=Regiment, erlitt lebensgefährliche Verletzungen.
- Der Oberhof= und Hausmarschall, Oberstallmeister weiland des Kaisers Wilhelm I., Graf Pückler, ist am Dienstag mittag im Schlosse Bellevue gestorben.
- Die deutsch=ostafrikanische Gesellschaft hat am Dienstag ihre ordentliche Hauptversammlung abgehalten. Der Vorsitzende hob hervor, daß die Gesellschaft zum erstenmal in der Lage sei, eine Dividende, und zwar 5 Proz., auf ihre Vorzugsantheile zu vertheilen.
- Am Dienstag ist in Hamburg der 7. deutsche Brauertag, der von ca. 1600 Personen besucht ist, eröffnet worden.
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