No. 47
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. Juni
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 47 Seite 1]

                 Auf Grund von § 67 der Gewerbeordnung wird hiermit bestimmt:

1. An dem vierten Donnerstag eines jeden Monats findet in Schönberg auf dem Marktplatze ein Ferkelmarkt statt, der Vormittags 8 Uhr beginnt und Mittags 12 Uhr geschlossen wird.
2. Es dürfen nur Ferkel zum Verkauf gestellt werden, die dem beamteten Thierarzt zu Bedenken keine Veranlassung geben.
3. Für jedes zu Markt gebrachte Ferkel wird eine Abgabe von 10 Pfennigen erhoben, welche zur Kämmerei=Casse der Stadt Schönberg abzuführen sind.
4. Verkäufer in Stadt und Amtsgebiet Schönberg sind verpflichtet, an den Ferkelmarkttagen ihr Vieh nur auf dem Marktplatze zum Verkauf zu stellen, und sich den Anordnungen des dazu beauftragten Aufsehers zu fügen.
5. Jede Zuwiderhandlung gegen diese Marktordnung wird mit einer an den Magistrat zu Schönberg zu zahlenden Strafe von 2 M. belegt.
                 Der erste Ferkelmarkt findet

Donnerstag, den 24. Juni ds. Js.

statt.
                 Schönberg, den 23. Mai 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


In Friedrichsruh.

Seitdem Fürst Bismarck vom Staatsruder zurückgetreten ist und nur noch als fürstlicher Grundherr im Sachsenwalde lebt, ist Friedrichsruh eine Wallfahrtsstätte ersten Ranges geworden. Liebe, Verehrung und Dankbarkeit ist es, die aus allen deutschen Gauen Personen jeglichen Standes und Alters hierher strömen läßt, um den gewaltigen Mann zu schauen, der Deutschland wieder in den Sattel hob. Menschlich näher ist er uns gerückt. Keine scheue Zurückhaltung ist uns auferlegt.
Der Weg führt dem schönen Billthal entlang. Die Strecke Bergedorf=Reinbeck=Friedrichsruh hält wohl einen Vergleich mit den schönsten Punkten Thüringens aus, - nur müßten hinter den Hügeln des Landrückens Berge ihr Haupt erheben. Dicht an der vielbefahrenen Eisenbahnlinie Berlin=Hamburg, mitten in dem großen, aus mächtigen Buchen=, Fichten= und Eichenbäumen bestehenden Sachsenwald liegt das Heim des ersten Kanzlers, von einer auffallend hohen Mauer umgeben.
Es ist der 3. Pfingstfeiertag. Das Wetter ist prächtig! Gewiß wird der Fürst heute seinen gewohnten Mittagsspaziergang unternehmen! Schon um 11 Uhr hat sich eine ungefähr 70 Personen zählende Menschenmenge am Forsthause versammelt, an dem Orte, wo Fürst Bismarck in der Regel den Park verläßt, um seinen Spaziergang in das Gehölz fortzusetzen. Ein Polizist, den geladenen Revolver an der Seite, erscheint und nimmt etwas abseits Aufstellung, - ein fast sicheres Zeichen, daß die lautlos hier harrende Menschenmenge nicht getäuscht werden wird. Minute auf Minute verrinnt. Jetzt regt sich etwas in dem von Gebüsch eingefaßten und den Zweigen der Tannen bedeckten Gange. In munteren Sätzen kommen zwei große Hunde gesprungen, und - aus dem Rahmen von Gebüsch und Tannen tritt langsamen Schrittes, gestützt auf einen derben Stock, die hohe Gestalt des eisernen Kanzlers hervor, im schwarzen Anzuge, mit gelblichen Handschuhen und blendend weißem Halstuche, den Eindruck eines - altehrwürdigen Pastors -machend, mit den bekannten Bildern verglichen, auf den ersten Augenblick kaum zu erkennen, von seinen Verehrern ehrerbietigst begrüßt! Ein leidender wehmüthiger Gesichtszug laßt uns sein Bild im verklärten Lichte erscheinen. Der Schlapphut deckt schattend die tiefumbuschten Augen, die ruhig, ernst und selbstzufrieden um sich schauen. Einige Kinder springen auf ihn zu. Er reicht ihnen die Hand und streicht unter zutraulich=freundlichen Worten ihnen Haar und Wange. Ein liebliches Bild! Drei Damen überreichen Blumensträuße und werden durch leise, kaum vernehmbare, dankende Worte ausgezeichnet. Jetzt wünscht der hohe Herr wohl seinen Weg fortzusetzen, aber sieh! - seine treuen Verehrer haben den Vielgeliebten zu ihrem Gefangenen gemacht, - er ist auf allen Seiten von einer lebendigen Mauer umstellt, kaum daß er einen Schritt vor= oder rückwärts schreiten kann. Alle wollen in sein treues Auge schauen, alle in nächster Nähe einige verständliche Worte aus seinem Munde vernehmen. Und er ist nicht karg damit, er, der so lange die Welt beherrschte, der Deutschland groß, frei und glücklich machte! Unermüdlich erwidert er herzliche Grüße nach allen Seiten! Fast jedes der umstehenden Kinder kann sich eines "Händchens" und wohl manches auch einiger freundliche Worte rühmen! Doch des verehrten Fürsten Zeit ist kurz bemessen. Noch einmal zieht er seinen schwarzen Hut und neigt leise grüßend das Haupt, dann setzt er seinen Weg fort, - diesmal nicht wie gewöhnlich

[ => Original lesen: 1892 Nr. 47 Seite 2]

über die Brücke in den Wald, sondern nur eine kurze Stecke am Ende des Waldes entlang. Ein Herr aus dem Publikum benutzt die Gelegenheit und läßt sich mit dem Fürsten, an seiner Seite gehend, in ein Gespräch ein. Eine Anzahl der Personen folgt den beiden, die bald vor einem Parkeingange stehen bleiben. Nochmals leutselig grüßend verschwindet der hohe Herr in der Richtung nach dem Schlosse, wo er schon nach wenigen Minuten, pünktlich um 12 Uhr, die Abordnung eines Altonaer Kriegervereins empfängt, die ihm das Diplom der Ehrenmitgliedschaft ihres Vereins überbringt. Diese Herren sind bei ihrem Wiedererscheinen im Hotel des Lobes voll über den herzlichen Empfang und die ungezwungene Unterhaltung während der Frühstückstafel, an der sämmtliche Familienmitglieder des Fürsten - den abwesenden Grafen Herbert Bismark ausgenommen - theilnahmen.
Gehobenen Gemüthes und voll hoher Befriedigung wird die Rückreise angetreten. Ein jeder, der heute mit dem Verlangen nach Friedrichsruh gekommen, Deutschlands größten Sohn zu schauen, scheidet mit dein Bewußtsein, hier eine Stunde verlebt zu haben, die unvergeßlich sich dem Gedächtniß eingeschrieben hat!


S. M. der Kaiser, der in den letzten Tagen Besichtigungen der Berliner und Potsdamer Garnison vorgenommen hat, wird voraussichtlich schon am 24. Juni das Neue Palais verlassen, um sich zunächst zu mehrtägigem Aufenthalt nach Kiel zu begeben, um dortselbst Flottenbesichtigungen abzuhalten. Am 29. oder 30. Juni wird der Kaiser dann seine Nordlandsreise antreten.
Kaiser Wilhelm ordnete an, daß ihm fortan über alle Reibungen zwischen Offizieren und Civilisten Vortrag unter genauer Darlegung des Sachverhaltes gehalten werde.
Der hundertjährige Gedenktag der Stiftung des Roten Adlerordens fiel auf den 12. Juni d. J. Das betreffende Patent bezüglich der Stiftung des Ordens erließ Friedrich Wilhelm II. am 12. Juni 1792. Anläßlich des Gedenktages vollzog Kaiser Wilhelm die Ausstattung des Rothen Adlerordens mit der königlichen Krone. Das Ordenskreuz soll künftig als besondere Auszeichnung mit der Krone verliehen werden. Das Ordenskreuz ist also für diese Fälle in allen Classen mit der königlichen Krone nach Maßgabe besonders genehmigter Zeichnungen zu verstehen.
Einem freudigen Familienereignis im deutschen Kaiserhause wird für den Monat August entgegengesehen, zu welcher Zeit der Kaiser von seiner Nordlandsreise bereits zurückgekehrt sein wird.
Ueber die Ueberweisung an die Einzelstaaten schreibt man aus Berlin folgendes: Aus Zöllen, Tabaksteuer, Branntwein=Verbrauchsabgabe und Börsensteuern erhalten dieselben gegen den Etatsanschlag ein Plus von 52 547 119 Mk., welches sich indes infolge der nachträglichen Erhöhungen der Matrikularbeiträge durch den Nachtragsetat aus dem März dieses Jahres um 10 134 336 Mk. ermäßigt, so daß den Einzelstaaten aus ihren finanziellen Beziehungen zum Reich gegen die ursprünglichen Etatsanschläge ein Mehr von etwa 42 1/2 Mill. Mk. zu Teil wird.
Im Gegensatz zu den Mittheilungen verschiedener Blätter über den Inhalt der Militärvorlage, welche dem Reichstage in der bevorstehenden Session zugehen sollte, kann die Voss. Ztg. verbürgt mittheilen, daß die Reichsregierung in der nächsten Reichstagssession keine Militärvorlage einbringen wird.
Zur Monarchenbegegnung in Kiel bringen die Zeitungen noch immer Mittheilungen, welche sämtlich darauf hinauslaufen, die Herzlichkeit des Verkehrs zwischen dem Czaren und dem Kaiser Wilhelm zu betonen. Der Czar betonte in Kiel wiederholt, daß seine Politik nur friedliche Ziele verfolge. Außerdem sprach sich der Czar in Kopenhagen mehreren hochgestellten Personen gegenüber außerordentlich befriedigt über den Kieler Aufenthalt und die dortigen Eindrücke, insbesondere über den ebenso herzlichen wie ungekünstelten Empfang aus. Besondere Freude äußerte er darüber, daß der Kaiser ihm die Ehre erwiesen habe, ihn à la suite der deutschen Marine zu stellen, eine Auszeichnung, die er bei seiner eigenen bekannten seemännischen Neigung doppelt zu schätzen wisse.
Aus Bayern wird über die Krankheit des Königs Otto gemeldet, daß sich eine Besserung im Befinden desselben absolut nicht bemerkbar macht. Man könnte eher von einer neuerdings eingetretenen Verschlimmerung sprechen. Der König erkennt selbst die Personen seiner Umgebung kaum mehr, noch kann er sie von einander unterscheiden. Von einer regelrechten Verwendung der in seine Gemächer gestellten Speisen und von einer Beobachtung der beim Speisen übliche Formen kann schon nicht mehr die Rede sein. Auch das körperliche Befinden des Königs läßt zeitweile zu wünschen übrig.
Wie aus Bad Kissingen geschrieben wird, erwartet man dort den Fürsten Bismarck Ende dieses Monats. Die aus dem königlichen Marstall in München für den Kissinger Aufenthalt des Fürsten Bismarck zur Verfügung gestellten Wagen und Pferde treffen bereits kommenden Montag ein. Fürst Bismarck wohnt, wie immer, auf der oberen Saline.
Dem Fürsten Bismarck, dem Ehrenbürger der Stadt Dresden, der in den nächsten Tagen dort eintrifft, um am folgenden Tag die Reise nach Wien zur Vermählung seines Sohnes mit der Gräfin Hoyos fortzusetzen, soll von der Bürgerschaft der sächsischen Residenzstadt eine große Huldigung dargebracht werden. Es hat sich zu diesem Zwecke bereits ein Komité gebildet. Fürst Bismarck wird am Sonnabend Abend um 9 Uhr in Dresden anlangen und am Sonntag Mittag gegen 12 Uhr von dort nach Wien weiterreisen.
Die "Kölnische Zeitung" führt aus, daß die Franzosen bezüglich der elsaß=lothringischen Frage auf eine Unterstützung von Seiten des Czaren nicht mehr zu rechnen hätten. Darüber habe die Kieler Zusammenkunft nicht den geringsten Zweifel gelassen, "daß, falls es Frankreich belieben sollte, diese Frage Deutschland gegenüber praktisch aufzurollen, der Czar nicht daran denken wird, Frankreich in seinem Vorgehen zu unterstützen.
Die russische Regierung genehmigte nach einer Petersburger Meldung der "Köl. Ztg." den Plan des Baron Hirsch, in 25 Jahren die 3 500 000 Juden aus Rußland allmählich auswandern zu lassen. 1892 wandern demnach 2500 aus, in den nächsten Jahren wird die Auswandererzahl gesteigert.
Ueber die letzten Berathungen der russischen Getreidekommission verlautet, dieselben hätten mit allen gegen eine Stimme zu dem Beschlusse geführt, die Ausfuhr von Weizen, Gerste, Hafer, sowie der anderen Getreideprodukte, mit Ausnahme von Roggen und Kleie, zu gestatten. Der am Sonnabend beschlossene Termin wird erst nach erfolgter allerhöchster Genehmigung veröffentlicht werden.
In den Kopenhagener Hofkreisen spricht man von der bevorstehenden Verlobung des Großfürsten=Thronfolgers mit einer Prinzessin von Lippe, einer Nichte zweiten Grades der Königin von Dänemark und Tochter des regierenden Fürsten.
Das norwegische Storthing hat den merkwürdigen Beschluß mit 63 gegen 49 Stimmen gefaßt, ein eigenes norwegisches Konsulatswesen zu errichten. Die Regierung soll ersucht werden, das mit Schweden gemeinsame Konsulatswesen aufzulösen. Dieser Beschluß ist ein neues Zeichen dafür, daß sich die Verbindung von Norwegen und Schweden immer mehr lockert.
Fürst Ferdinand von Bulgarien hat am Montag von London die Rückreise nach Sofia angetreten. Sein Aufenthalt in England wird sicherlich keine unangenehmen Eindrücke bei ihm hinterlassen, denn aus allen Berichten geht hervor, daß der Fürst am englischen Hofe eine überaus herzliche Aufnahme gefunden hat und auch sonst überall im Land mit ausgesuchter Aufmerksamkeit behandelt worden ist. Am vorigen Freitag hat Prinz Ferdinand beim Lordmayor von London das Frühstück eingenommen, dem auch der Herzog von Cambridge, der Staatssekretair der Kolonien und Unterstaatssekretär des Auswärtigen, sowie der Sekretär der österreichischen Botschaft beigewohnt haben. Abends habe dann beim Prinzen von Wales ein Diner zu Ehren des Bulgarenfürsten stattgefunden.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 47 Seite 3]

Anzeigen.

Auf den Antrag des Rademachers Ollrogge zu Lankow soll über die daselbst sub Nr. 1 belegene Büdnerstelle c. p. seines noch minorennen Sohnes Joachim Ollrogge ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 23. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 11. Mai 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Oeffentliche Versteigerung.

In der Concurssache des Schmiedemeisters Griem in Schönberg werde ich am

Mittwoch, den 22. Juni d. J.,
Vormittags 9 Uhr

den Gras= und Kleewuchs der Vormath - circa 34. Schffl. Aussaat Wiese u. 16. Schffl. Aussaat Kleebestand - parzelenweise auf dem Halme öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen lassen.
Kaufliebhaber wollen sich um die obengedachte Zeit in der Moorstr. beim alten Kirchhof versammeln.

                                                    Der Konkursverwalter
                                                    Wilh. Schrep.


Mecklenburgische Hypotheken= u. Wechselbank.
(voll eingezahltes Actienkapital 9 000 000 Mark.)
vertreten
in Schönberg durch Wilh. Boye.

Die Mecklenburgische Hypotheken= u. Wechselbank vergütet zur Zeit für Einlagen
gegen Schuldverschreibungen
auf 6 monatl. Kündigung 3 1/2%
gegen Einlagebücher
je nach der Kündigungsfrist 3 1/2, 3, 2 1/2 u. 2%
gegen Sparkassenbücher 3 1/2%
im Baar=Conto=Corrent 2 %
und bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit.
Die Abhebung der pr. 1. Juli fälligen Zinsen unserer Schuldverschreibungen sowie die Einlösung unserer Pfandbrief=Coupons kann schon jetzt vorgenommen werden.

Schwerin i/M. 11. Juni 1892.                                                    
Die Direction.
Büsing.     Kayser.     Schmidt.


Ersparniss- und Vorschuss-Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Johannistermins
vom 24. Juni bis 1. Juli d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag den 26. Juni d. J.
von 7 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 15. Juni 1892.                          
                                                    Das Direktorium.


Außerordentliche Versammlung der
Selmsdorfer Todtenlade
am Sonntag den 26. Juni
Nachmittags 2 Uhr.

Tagesordnung: Statutenberathung.
Die Mitglieder werden ersucht, recht zahlreich zu erscheinen. Rückständige Beiträge können gleichzeitig entrichtet werden.
Selmsdorf, d. 13. Juni 1892.

                                                    Der Vorstand.


Annoncen für Wismar
bestimmt, finden im
Wismarschen Tageblatt
(Unparteiische Wismarsche Zeitung)
zweckmäßigste Verbreitung und kosten pro Zeile nur
10 Pfg.
Abonnementspreis nur 2 Mk. pro Quartal.


Morgenthau-Parfüm
von der Parfümerie Union, Berlin
ist lieblich und zart, erfrischend, belebend und der beliebteste Wohlgeruch der Haute-volèe
Flasche Mk. 1,00 und 1,50 zu haben bei                          
                                                    C. Schwedt.


Rheumatismus.

Lange Zeit lag ich schwer an dieser Krankheit, so daß der Arzt erklärte, ich würde nie wieder richtig gehen lernen. Durch eine Einreibung gelang es mir nun, dies Leiden schnell und glücklich zu beseitigen und habe ich durch dieses Mittel schon vielen solchen Leidenden geholfen, bin gern bereit es jedem Rheumatismuskranken zukommen zu lassen. Viele Dankschreiben liegen zur Einsicht.

                                                    H. Roderwald, Magdeburg,
                                                    Samenhdlg. Bahnhofstr. 34.


Geldgesuch!

Suche noch zum bevorstehenden Johannis=Termin in hiesige Landstellen und städtische Grundstücke folgende Posten Geld: 12 000 Mark als erstes Geld in eine Landstelle, ferner 2 Posten von 5000 Mark, 1 von 3000 Mark, 1 von 2000 Mark, sowie mehrere kleinere Posten zu dem üblichen Zinsfuß.

Näheres durch                                                    P. Maass.
                                                                              Vor der Marien=Straße 46.


Vieh=Versicherungs=Gesellschaft a. G. zu Plau i. M.

Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß wir dem Agenten Herrn Albert Wagner in Schönberg unsere Vertretung für Schönberg und Umgegend übertragen haben.

                                                    Die Direction.
                                                    Pelzer.

Bezugnehmend auf obige Annonce empfehle ich mich zur Aufnahme von Versicherungsaufträgen und erkläre mich zu jeder Auskunft gerne bereit.
Schönberg, im Mai 1892.

                                                    Albert Wagner, Agent,
                                                    an der Schlauentrifft.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 47 Seite 4]

Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß unser diesjähriger

Königschuß

an welchem die Schützenzunft ihr 70jähriges Bestehen feiert,

am Montag, den 4. und Dienstag, den 5. Juli

stattfindet.

Loose zur Tombola à 30 Pfg.

sind schon jetzt zu haben.

        Schönberg, im Juni 1892.

                                                    Der Vorstand der Schützenzunft.


Agenten gesucht

für einen leicht verkäufl. Artikel gegen gute Provision. - Offert. an Ad. Mehlhase in Bremen erbeten.


Suche zu sogleich oder Johannis einen ordentlichen unverheiratheten Kutscher bei 2 Pferden.

Bauhof.                                                     C. Hoffbauer.


Gesucht für Hof Rabensdorf zu sofort
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welche den ganzen Sommer Arbeit haben.                                                    


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Schönberg i/M.                                                     J. Oldenburg.


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Diesjährigen hiesigen                          
Schleuder-Honig
Pfund 75 Pf. bei                                                    H. Brüchmann.


Am Sonntag, d. 19. d. M. Taubenbosel in Sabow und

Tanzmusik

für die Nacht in Rabensdorf, wozu freundlichst einladet

                                                    H. Voss.
                                                    Rabensdorf.


Von der Reise zurück
Dr. Roth.
Spezialarzt für Chirurgie u. Orthopädie
Lübeck, Königstraße 7.


Alle diejenigen, welche Forderungen an die Erben des verstorbenen Domainenpächters J. Breuel zu Hof Selmsdorf haben, werden hiermit aufgefordert solche bis zum 22. d. M. beim Herrn Gutsadministrator Stoppel zu Hof=Selmsdorf einzureichen.


Die von mir gegen den Arbeiter Werner zu Selmsdorf ausgesprochene beleidigende Aeußerung nehme ich hiermit als unwahr zurück.
Selmsdorf, den 13. Juni 1892.

                                                    Frau Busschow
                                                    geb. Meier.


Hiermit erlauben wir uns, allen denen, die uns zu unserem Hochzeitsfeste so freundlich beglückwünscht, unseren innigsten Dank auszusprechen.

Rehna.                                                     W. Lütjohann u. Frau
                                                              geb. Wigger.


Gestern Abend gegen 1/2 9 Uhr verstarb plötzlich und unerwartet in Folge eines Unglücksfalles unsere liebe Mutter und Schwiegermutter, die verwittwete Frau

Adolphine Wolter,
geb. Radloff

aus Schapow im Alter von 60 Jahren.

Schönberg, den 16. Juni 1892.
August Bannekow u. Frau
geb. Wolter.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 19. Juni.

Frühkirche: Consistorialrath Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 25.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 47 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 47 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. Juni 1892.


- Nachstehende Strafsachen wurden in der Sitzung der Strafkammer beim hiesigen Großh. Amtsgericht am 15. ds. Mts. verhandelt.
1. Am 12. Mai d. J. abends nach 7 Uhr entstand in der Scheune des Hauswirths Fischer zu Schlagresdorf ein Feuer, welches in kurzer Zeit außer dieser Scheune noch den Stall und das Wohnhaus des Fischer, sowie das benachbarte Wohnhaus und die Scheune des Hauswirths Clasen, den Kathen des Hecht u. die Scheune des Jabs in Asche gelegt. Der verursachte Schaden beziffert sich über 20 000 M. von welchem nur der geringste Theil durch Versicherungen gedeckt war. Der beabsichtigten Brandstiftung beschuldigt war der erst 14 Jahre alte Dienstjunge. B. aus C., welcher nach seiner Einsegnung zu Ostern d. J. auf ein Halbjahr bei dem Hauswirth Fischer in Dienst getreten war. Derselbe gestand zu, daß er innerhalb der Scheune des Fischer ein Bund Haferstroh mittels eines aus dem Wohnhause zu diesem Zwecke entnommenen Streichholzes in Brand gesetzt habe, weil er aus dem Dienst, in welchem er wegen ungenügender Arbeitsleistung häufig schelte erhalten, habe fortwollen. Seine Behauptung, daß er nur das Bund Stroh innerhalb der Scheune nicht aber die Scheune selbst habe in Brand setzen wollen, wurde von der Strafkammer für eine leere Ausrede erachtet, weil der Angeklagte gar nicht annehmen konnte, daß das Feuer vor Entzündung der Scheune entdeckt werden würde, und daß er ohne ein Abbrenne der Scheune seinen Zweck der Dienstentlassung erreichen könne. Dagegen schenkte die Strafkammer seiner ferneren Behauptung, daß er gar nicht daran gedacht und gewollt habe, daß auch die benachbarten Gebäude abbrennten, Glauben und nahm in sofern nur eine Fahrlässigkeit des Angeklagten, welcher bei Anwendung des pflichtmäßigen Nachdenkens die eingetretene Folge des Abbrennens der übrigen Gebäude hätte voraussetzen können u. müssen, an. Nachdem sodann noch durch Vernehmung des früheren Lehrers, des Pastors, bei welchem der Angeklagte eingesegnet war und eines Sachverständigen Arztes festgestellt war, daß der Angeklagte geistig normal entwickelt war und die zur Erkenntniß der Strafbarkeit erforderliche Einsicht zur Zeit der That besessen hatte, wurde der Angeklagte der dolosen Brandstiftung für schuldig erachtet und mit Rücksicht auf die Größe des theils dolos, theils fahrlässig angerichteten Schadens und auf die Verwerflichkeit seiner Gesinnung, unter Ausschluß mildernder Umstände zu einer Gefängnißstrafe von 2 Jahren verurtheilt.
2. Der zweite Angeklagte Handelsmann S. J., gebürtig aus Schweden, wohnhaft in Sch. hatte von dem Bürstenmacher F. zu Sch. den Auftrag, mit den von diesem erhaltenen Bürsten zu hausiren. Am 26. Januar war derselbe wieder mit Bürstenwaaren im Werthe von 126 M. fortgereist u. ließ sich am 27. noch weitere Waaren im Werthe von ca. 34 M. nach Rehna nachsenden. Entgegen der ihm ertheilten Anweisung sandte er das vereinnahmte Geld nicht ein und als er nach Verlauf von fünf Tagen sich bei dem F. nicht meldete, befragte ihn dieser in seiner Wohnung, wo er mit den ihm anvertrauten Waaren geblieben sei. Als der Angeklagte erklärte, daß er während seiner 5tägigen Reise nichts verkauft und die ihm anvertrauten Waaren in Rehna zurückgelassen habe, begab sich der Sohn des F. nach Rehna und stellte dort fest, daß Angeklagter für circa 47 M. Waaren verkauft habe. Trotz der verschiedenen Ausflüchte des Angeklagten, daß er einen Theil des Geldes mit Bewilligung seines Auftraggebers für Fuhrwerk verausgabt habe, ein anderer Theil ihm aber in seiner Wohnung von dem Sohn des F. aus seiner Tasche gestohlen sein müsse, hielt das Gericht sich davon überzeugt, daß er das vereinnahmte Geld, abzüglich der ihm davon zustehenden Provision von 20% unterschlagen und damit das Vermögen seines Auftraggebers absichtlich geschädigt habe und verurtheilte ihn deswegen wegen Unterschlagung und Untreue zu einer Gefängnißstrafe von 4 Wochen. Des gleichen Vergehens erachtete das Gericht den Angeklagten trotz seiner Ausreden in weiteren 2 Fällen überführt. Im ersten Falle hatte der Angeklagte von einer Hausirreise dem F. 4,65 M. zu wenig zurückgebracht u. ihm vorgeschwindelt, daß er diesen Betrag dem Hausw. R. zu A. kreditirt habe, welche Behauptung sich als falsch herausstellte. Im zweiten Falle hatte Angeklagter eine Partie Pferdehaare von F. zum Verkauf in Lübeck übergeben erhalten, diese für 22 M. verkauft, dem F. aber nur 20 M. abgeliefert und ihm vorgelogen, daß er als Kaufpreis nur 20 M. erhalten habe. Angeklagter wurde wegen dieser 3 Vergehen zu einer Gesammtstrafe von 5 Wochen Gefängniß u. zur Tragung der Kosten verurtheilt.
3. In einer vor dem Schöffengerichte zu Schönberg abgeurtheilten Privatklagesache des Sattlers T., Bahnwärters Cl., Vogts B. u. Arbeitsm. M., sämmtlich zu Sch., Kläger wider den Bäckerm. W., zu Sch. Angekl. wegen Beleidigung war der letztere zu einer Geldstrafe von 5 M. event. 1 Tag Gefängniß verurtheilt worden, weil er in einem öffentlichen Gasthause zu dem Schusterm. O. zu Sch., bei welchem die Söhne der Kläger in der Lehre standen, gesagt hatte, seine Lehrlinge seien Spitzbuben und Banditen. Obgleich der Angeklagte behauptete, daß er nur habe sagen wollen, die Lehrlinge würden alle Banditen und Spitzbuben, wenn die Lehrherrn keine strengere Zucht über ihre Lehrlinge übten, wurde doch wegen der unvorsichtigen Wortfassung des Angeklagten die von ihm eingelegte Berufung verworfen.
4. Ebenso wurde das erstinstanzliche Urtheil des hiesigen Schöffengerichts, welches in der Privatklagesache der Wittwe R. Klägerin wider die Wittwe E. zu Sch. wegen Beleidigung die letztere freigesprochen hatte, auf die von Ersterer eingelegte Berufung lediglich bestätigte. In einer Civilprozeßsache, in welcher die E. von dem Arbeitsmann W. wegen rückständigen Arbeitslohnes verklagt war, hatte die E. nämlich die Zahlung des Lohnes durch die Wittwe R. behauptet und wurde ihr jetzt von der R., welche durch den Rechtsanwalt Monich vertreten wurde, zur Last gelegt, daß sie in einem Civilprozesse gesagt habe, sie habe den Arbeitslohn der R. gegeben und wenn diese es nicht an W. abgegeben, so müsse sie es behalten habe. Der Rechtsanwalt Monich suchte auszuführen, daß die Wittwe E. wider besseres Wissen die Zahlung an W. behauptet und deshalb den der R. gemachten Vorwurf, sie müsse das Geld behalten haben, nur in der Absicht der Beleidigung ausgesprochen haben. In Uebereinstimmung mit der Ausführung des Rechtsanwaltes Ihlefeld, des Vertreters der Angeklagten, nahm die Strafkammer an, einerseits, daß die behauptete Aeußerung der Angeklagten nicht erwiesen sei, und daß andererseits, wenn dieselbe im Civilprozesse gefallen, dieselbe straflos sei, weil dieselbe in Ausübung berechtigter Interessen gemacht sei.
5. Auf einer Tanzmusik zu Gr. Rünz, am 22. Mai d. J. hatte der Arbeiter B. aus W., Kreis Rehna, wie dieser Angeklagte zugesteht, den Knecht J. W. aus S. dadurch körperlich verletzt, daß er diesem sein Taschenmesser, nach einem voraufgegangenen unbedeutenden Streit in die Schulter gestoßen hatte. Der Verletzte war durch diese Verletzung etwa 14 Tage lang arbeitsunfähig gewesen, und war dann die Wunde ohne Hinterlassung dauernder Nachtheile geheilt gewesen. Der Behauptung des Angeklagten, daß er die That im Zustande sinnloser Trunkenheit verübt, schenkte der Gerichtshof auf Grund der Zeugenaussagen keinen Glauben und verurtheilte ihn zu einer Gefängnißstrafe von 6 Monaten und verfügte die Einziehung des Taschenmessers.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 47 Seite 6]

6. Verhältnißmäßig am Günstigsten kam der letzte Angeklagte, der Knecht S. aus L. davon. Demselben waren 2 Diebstähle von Geld zur Last gelegt. Den ersten Diebstahl sollte er in der Zeit vom 3.-6. Mai d. J. gegen seinen Mitknecht Sch. begangen haben, indem er den Koffer desselben mit einem falschen Schlüssel geöffnet und aus demselben 8 Mark genommen haben sollte. Der Beweis dieses Diebstahls konnte nicht als geführt angesehen werden und wurde der Angeklagte deswegen freigesprochen. - Dagegen wurde er wegen des zweiten ihm zur Last gelegten und von ihm zugestandenen Diebstahls von 3 Mark, welche er dem Knecht St. aus dessen unverschlossenem Koffer bei Gelegenheit eines Besuchs genommen hatte, um sich die Mittel zur Betheiligung an einem Tanzvergnügen zu verschaffen, zu einer Gefängnißstrafe von 3 Wochen verurtheilt, welche Strafe als durch die erlittene Untersuchungshaft für verbüßt angesehen und die sofortige Entlassung des in Untersuchungshaft genommenen Angeklagten verfügt wurde.
- Im Zwangsversteigerungsverfahren über die canonfreie Erbpachthufe Nr. 6 zu Brützkow Dom.=Amts Gadebusch ist der Erbpächter Hans Viereck zu Warnkow in dem jüngst vor dem hiesigen Amtsgerichte stattgehabten Verkaufstermine mit 30 500 Mark am Meistgebot geblieben und ist demselben der reine Zuschlag ertheilt worden. Die Hufe ist ca. 3 Last groß und beträgt das an erster Stelle eingetragene Canon=Capital 15 050 Mk.
- Einen empfindlichen Verlust hat am vergangenen Sonnabend der Besitzer F. des Gutes Seefeld bei Mühleneichsen erlitten. Derselbe hatte von seinem Bruder, dem Gutsbesitzer F. auf Wendelstorf, einen Kahn entliehen um denselben bei Herstellung einer Schafwäsche zu benutzen. Nach Fertigstellung dieser Arbeit ließ Herr F. den Kahn durch den Kutscher und einen Arbeitsmann mittels Wagens der mit zwei werthvollen Kutschpferden bespannt war, nach Wendelstorf zurücktransportiren. Beim Hineinfahren in den See wurde eins von den Pferden unruhig und gerieth über die Deichsel, wodurch beide zu Fall kamen. An eine Rettung war bei der Tiefe des Sees nicht zu denken. Die Begleiter erreichten glücklich durch schwimmen das Land. Die Pferde sollen einen Werth von 2200 Mark haben.
- Neustrelitz, d. 14. Juni. Unsere Batterie ist heute früh 7 Uhr zu den Schießübungen nach dem Lockstedter Lager ausgerückt.
- Zur Hebung des Handels in den deutschen Ostseestädten, die in den letzten Jahren schwer zu leiden hatten, soll angeblich in Kiel, Stettin und Danzig die Anlagen von Freihäfen geplant sein. Die Nordostseekanalbauten wurden am Sonnabend von den Ministern v. Bötticher, v. Berlepsch, Thielen, dem Staatssekretär v. Maltzahn und dem Unterstaatssekretär v. Rottenburg besichtigt.
- In den Kreisen des katholischen hohen Adels in Wien zirkuliert, wie man dem "Hamb. Korr." mittheilt, ein Bogen, in dem aufgefordert wird, sich an der Trauung des Grafen Herbert Bismarck mit der Gräfin Hoyos nicht zu betheiligen, weil, obwohl die Braut katholisch sei, die Trauung in einer evangelischen Kirche stattfinde und keine Garantie gegeben sei, daß die eventuellen Kinder katholisch erzogen werden würden.
- Nach den Münchener "Neusten Nachrichten" beabsichtigt Bismarck auf der Rückkehr von der Hochzeit seines Sohnes auch einige Tage in München zu verweilen und bei dem Maler Lenbach abzusteigen.
- In Sanangelo bei Palermo fanden Schlägereien zwischen Bauern und Karabinierie statt, wobei 4 Bauern getötet und 40 verwundet wurden.
- In Hamburg entwendeten einer aus Amerika hierher gekommenen älteren Dame drei feingekleidete Italiener im Garten Wiegels Hotel aus einer verschlossenen Reisetasche 150 000 Fr. italienischer Renten, nämlich 5 Stück à Fr. 20 000 und 5 Stck. à Fr. 10 000. Die Spur der Diebe führt nach Berlin. Auf die Festnahme der Spitzbuben bezw. die Wiederbeschaffung des gestohlenen Gutes hat die Bestohlene eine Belohnung von 2000 Mk. ausgesetzt.
- Die Luftschifferin Berthe Carell=Großmann, die am Sonntag in Weißensee bei Berlin aus dem Luftballon mit dem Fallschirme sich niederlassen wollte, stürzte in den See, weil sich der Schirm von ihr loslöste. Bei der Ueberführung nach Berlin starb sie an den erhaltenen schweren innerlichen Verletzungen.
- In Cannstatt ging am Montag ein schweres Gewitter nieder. Der Blitz schlug in beide Mittelschulen ein, ohne zu zünden. Die Kinder stürzten erschrocken hinaus, wobei mehrere verletzt wurden.
- In Prag starb am Sonntag der ehemalige Professor der Psychiatrie und gewesene Direktor der Landes=Irrenanstalt Jakob Fischel im 79. Jahre. Der Gelehrte vermachte letztwillig 90 000 fl. zu wohlthätigen Zwecken.
- Die Hochwasser in Oesterreich sind auch nach den letzten Nachrichten noch im Zunehmen. Die so zu ungewöhnlicher Zeit eingetretene Hochwasserkatastrophe ist zwar für Wien selbst ohne Gefahr, hat aber in der Umgebung große Verheerungen angerichtet und zahlreiche Gemeinden sehr ernstlich bedroht.
- In Halle a. d. S. ist am Sonntag der Professor der Philosophie Johann Eduard Erdmann gestorben. Erdmann, der 1805 in Wolmar (Livland) geboren war, studirte in Dorpat und Berlin, wo ihn namentlich Hegel fesselte, Theologie und wurde 1829 Geistlicher in seiner Vaterstadt. Aber schon 1832 wandte er sich wieder nach Berlin, wo er sich 1834 bei der philosophischen Fakultät habilitirte. Zwei Jahre darauf wurde er als außerordentlicher Professor der Philosophie nach Halle berufen und 1839 daselbst zum Ordinarius ernannt. Von seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: "Natur und Schöpfung", "Leib und Seele", "Grundriß der Psychologie, der Logik und Metaphysik" und seine in mehrfachen Auflagen erschienene "Geschichte der Philosophie". In früheren Jahren hielt er in Berlin und Halle vor einem größeren Kreis Vorträge, die unter dem Titel "Ernste Spiele" gesammelt sind und ebenfalls mehrere Auflagen erlebt haben. In den letzten Jahren hatte Erdmann seine Vorlesungen eingestellt.
- Wie man aus Hamburg schreibt, ist es wohl in erster Linie als eine Wirkung der Mac Kinley Bill zu betrachten, wenn von den 6600 Seeschiffen, die in den ersten 5 Monaten dieses Jahres im Hamburger Hafen verkehrten, nicht weniger als 1520 leer waren. Ein so hoher Prozentsatz ist seit dem Jahre 1850, bis zu welchem die statistischen Aufzeichnungen zurückreichen, nicht vorgekommen. Vorläufig fehlt es leider noch an allen Anzeichen für eine Hebung des überseeischen Handelsverkehrs.
- Die Zahl der unvermieteten Wohnungen in Berlin beträgt nach dem April=Wohnungswechsel nicht weniger als 23 657, wozu noch 406 anderweit miethssteuerpflichtige Gelasse oder Räume kommen. Trotzdem haben noch bei 5183 Wohnungen Miethserhöhungen, dafür freilich auch bei 3459 Wohnungen Miethsermäßigungen stattgefunden. Die Zahl der Verzüge zum April betrug 80 524.
- Der "Times" wird aus Teheran gemeldet, daß die Cholera=Epidemie in Meshed (Persien) im Wachsen begriffen ist, trotzdem viele Bewohner aus der Stadt geflüchtet sind. Am Mittwoch sind 250 Todesfälle festgestellt worden.
- Zur Charakteristik der verschiedenen Nationen sagt ein amerikanischer Essayist sehr witzig: In einem neu entdeckten Lande baut der Spanier zuerst eine Kirche, der Franzose ein Theater, der Engländer einen Rennstall, der Deutsche eine Kneipe, der Amerikaner gründet eine Zeitung, um darin Reclame zu machen - und der Italiener läßt sich die Sonne in den Hals scheinen.
- Im Schlosse zu Ansbach befindet sich ein Bild, dessen Rückseite folgende Bemerkungen enthält: "Der durchlauchtigste Fürst und Herr, Herr Georg Friedrich, Markgraf von Brandenburg etc., ist am Osterdienstag, den 10. April 1602, hochselig in Gott verschieden. Seine Leber hat gewogen 5 Pfund die Lunge 4, das Herz 1 1/2 Pfund; der Magen ist 3 Spannen lang gewesen und hat 6 Maß gehalten. der ganze Leib wog 4 Zentner und hat 7 Schuh gemessen.


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