[ => Original lesen: 1892 Nr. 46 Seite 1] Das Impfgeschäft im Impfbezirk Schönberg I (östlich) findet in diesem Jahre in nachstehender Weise statt:
I. für den Impfdistrict Schönberg
im Boyeschen Gasthofe hierselbst
a. Impfung der im Jahre 1891 in Schönberg, Sabow, Rabensdorf (Hof u. Dorf), Kl. und Gr. Bünsdorf geborenen Kinder
am Mittwoch, den 15. Juni d. J.,
Vormittags 10 Uhr
und Revision der Schutzblattern
am Mittwoch, den 22. Juni d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
b. Wiederimpfung der Zöglinge aus der Knaben= und Mädchenschule zu Schönberg, sowie der Kinder aus der Schule zu Sabow
am Freitag, den 17. Juni d. J.,
Nachmittags 1 Uhr
und Revision der Schutzblattern
am Freitag, den 24. Juni d. J.,
Nachmittags 1 Uhr.
II. für den Impfdistrict Gr. Siemz,
bestehend aus den Ortschaften:
Gr. Siemz, Kl. Siemz, Falkenhagen, Lindow und Törpt
im Schulhause zu Gr. Siemz
a. Impfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Gr. Siemz, Falkenhagen und Lindow
am Mittwoch, den 15. Juni d. J.,
Nachmittags 3 Uhr
und Revision der Schutzblattern
am Mittwoch, den 22. Juni d. J.,
Nachmittags 3 Uhr.
III. für den Impfdistrict Carlow,
bestehend aus den Ortschaften
Carlow, Cronscamp, Klocksdorf, Kuhlrade, Neschow, Maurinmühle, Ollndorf, Pogez, Raddingsdorf, Samkow und Stowe (Hof und Dorf)
im Krellenbergschen Gasthofe zu Carlow
a. Impfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schule zu Carlow, Cronscamp, Kuhlrade, Klocksdorf und Neschow
am Donnerstag, den 16. Juni d. J.,
Nachmittage 2 1/2 Uhr
und Revision der Schutzblattern
am Donnerstag, den 23. Juni d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr.
IV. für den Impfdistrict Demern.
bestehend aus den Ortschaften:
Demern (Hof und Dorf), Gr. und Kl. Rünz, Röggelin und Schaddingsdorf
im Schulhause zu Demern.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 46 Seite 2]a. Impfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Demern und Gr. Rünz
am Donnerstag, den 16. Juni d. J.,
Nachmittags 5 Uhr
und Revision der Schutzblattern
am Donnerstag, den 23. Juni d. J.,
Nachmittags 5 Uhr.
V. für den Impfdistrict Menzendorf,
bestehend aus den Ortschaften
Menzendorf (Hof und Dorf), Blüssen, Grieben, Lübseerhagen, Papenhusen, Retelsdorf, Rodenberg, Rottensdorf und Rüschenbeck
im Schulhause zu Lübseerhagen
a. Impfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Grieben und Lübseerhagen
am Sonnabend, den 18. Juni d. J.,
Nachmittags 3 Uhr
und die Revision der Schutzblattern
am Sonnabend, den 25. Juni d. J.,
Nachmittag 3 Uhr.
Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obgedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
Diejenigen Betheiligten, welche von der Impfung durch den Impfarzt keinen Gebrauch machen wollen, werden hierdurch aufgefordert dem bestellten Impfarzte bis zum Jahresschluß den Nachweis der geschehenen Genügung der Impfpflicht zur Vorbemerkung in der Impfliste zu geben.
Schönberg, den 1. Juni 1892.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
Anzeigen.
Die diesjährige Impfung in hiesiger Stadt wird im Gastwirt Boye'schen Lokale hieselbst und zwar an den nachfolgenden Terminen vorgenommen werden:
a. Impfung der im Jahre 1891 zu Schönberg geborenen Kinder
am Mittwoch, den 15. Juni d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
und Revision der Schutzblattern
am Mittwoch, den 22. Juni d. Js.,
Vormittags 10 Uhr.
b. Wiederimpfung der Zöglinge aus der Knaben= und Mädchenschule zu Schönberg
am Freitag, des 17. Juni d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr,
und Revision der Schutzblattern
am Freitag, den 24. Juni d. Js.
Nachmittags 1 Uhr.
Der bevorstehende Impftag wird hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß an demselben nicht nur alle im Jahre 1891 geborenen Kinder, sondern auch alle früher geborenen Kinder, welche bisher nicht, oder ohne Erfolg geimpft wurden, dem Impfarzte zuzuführen sind, während die im Laufe dieses Jahres geborenen Kinder gesetzlich erst im künftigen Jahre impfpflichtig sind.
Schönberg, den 6. Juni 1892.
Der Magistrat.
Gegen den Reifschläger Ferdinand Isenbecker, geboren 17. Juni 1852 in Kopenhagen, welcher verdächtig ist, am 5. Juni d. Js. in Selmsdorf gebettelt zu haben, ist der richterliche Haftbefehl erlassen.
In ersuche alle Behörden des Polizei= und Sicherheitsdienstes um Vigilanz, ev. Festnahme und Benachrichtigung.
Schönberg, den 12. Juni 1892.
Der Amtsanwalt.
I. V.: A. Dufft.
Unter dem heutigen Datum ist in das hiesige Handelsregister sub Nr. 80 Fol. LXVII. eingetragen:
Firma: |
|
C. Aug. Müller. |
Ort der Niederlassung: |
|
Domhof=Ratzeburg. |
Name und Wohnort des Inhabers: |
|
Kaufmann Carl August Müller zu Domhof=Ratzeburg. |
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 2. Juni 1892.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Mecklenburgische Hypotheken= u. Wechselbank.
(voll eingezahltes Actienkapital 9 000 000 Mark.)
vertreten
in Schönberg durch Wilh. Boye.
Die Mecklenburgische Hypotheken= u. Wechselbank vergütet zur Zeit für Einlagen
gegen Schuldverschreibungen
auf 6 monatl. Kündigung 3 1/2%
gegen Einlagebücher
je nach der Kündigungsfrist 3 1/2, 3, 2 1/2 u. 2%
gegen Sparkassenbücher 3 1/2%
im Baar=Conto=Corrent 2 %
und bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit.
Die Abhebung der pr. 1. Juli fälligen Zinsen unserer Schuldverschreibungen sowie die Einlösung unserer Pfandbrief=Coupons kann schon jetzt vorgenommen werden.
Schwerin i/M. 11. Juni 1892.
Die Direction.
Büsing. Kayser. Schmidt.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 46 Seite 3]Vieh=Versicherungs=Gesellschaft a. G. zu Plau i. M.
Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß wir dem Agenten Herrn Albert Wagner in Schönberg unsere Vertretung für Schönberg und Umgegend übertragen haben.
Die Direction.
Pelzer.
Bezugnehmend auf obige Annonce empfehle ich mich zur Aufnahme von Versicherungsaufträgen und erkläre mich zu jeder Auskunft gerne bereit.
Schönberg, im Mai 1892.
Albert Wagner, Agent,
an der Schlauentrifft.
Ich ersuche alle diejenigen, welche noch Forderungen an mich zu haben vermeinen, solche am
Mittwoch, den 15. d. Mts.
Morgens 9 Uhr
im Local der Gastwirthin Köster in Schönberg persönlich geltend zu machen.
Rabensdorf, den 13. Juni 1892.
Rieckhoff.
Außerordentliche Versammlung der
Selmsdorfer Todtenlade
am Sonntag den 26. Juni
Nachmittags 2 Uhr.
Tagesordnung: Statutenberathung.
Die Mitglieder werden ersucht, recht zahlreich zu erscheinen. Rückständige Beiträge können gleichzeitig entrichtet werden.
Selmsdorf, d. 13. Juni 1892.
Der Vorstand.
Die
Allgemeine Börsen=Zeitung
für Privatkapitalisten und Rentiers
erscheint in ihrem 20. Jahrgange in gewissenhafter Redaction und sorgfältiger Behandlung aller Börsenvorgänge, welche für den kleinen Kapitalisten bestimmend bei der Verwaltung seines Vermögens sind. Die
Allgemeine Börsen=Zeitung
ist nach jeder Richtung hin vollständig unabhängig und vertritt in energischer Weise besonders die Interessen der kleineren Kapitalisten, während fast alle ähnlichen Organe nur dem Großkapitale dienen.
Außer populären Leitartikeln über wichtige finanzielle und nationalökonomische Angelegenheiten, und über die Vorgänge an der Börse, bringt die "Allgemeine Börsen=Zeitung" Referate über alle auf diesem Gebiete stattgehabten Ereignisse, namentlich auch Originalberichte über alle Generalversammlungen, Auszüge aus den Jahresberichten, ausführliche Börsenberichte, das Wichtigste auf dem Gebiete des Versicherungswesens, einen vollständigen Courszettel und ertheilt ihren Abonnenten
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Näheres in der Expedition der hies. Anz.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 46 Seite 4]Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß unser diesjähriger
Königschuß
an welchem die Schützenzunft ihr 70jähriges Bestehen feiert,
am Montag, den 4. und Dienstag, den 5. Juli
stattfindet.
Loose zur Tombola à 30 Pfg.
sind schon jetzt zu haben.
Schönberg, im Juni 1892.
Der Vorstand der Schützenzunft.
Norddeutsche Vieh=Versicherungs=Gesellschaft
auf Gegenseitigkeit.
Die Gesellschaft versichert Pferde, Rindvieh und Schweine zu den billigsten Prämien gegen alle Verluste einschließlich Feuer, Blitz, Seuchen und Unglücksfälle aller Art, auch werden die zum Schlachten verkauften Thiere entschädigt, deren Fleisch infolge thierärztlicher Untersuchung zum Genusse für untauglich erklärt wird.
Im Verlustfalle wird die festgestellte Entschädigungssumme in voller Höhe gezahlt, nur der geringfügige Betrag von 5 Prozent für den Reservefonds kommt zum Abzug.
Falls eine Agentur zeitweise unbesetzt ist, wird gebeten, sich in allen Angelegenheiten direkt an die Direktion wenden zu wollen.
Schwerin i. Mk., im April 1892.
Molkteplatz Nr. 5,
Die Direktion.
Jentsch.
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2 Hoftagelöhner und ein Rademacher
in Wohnung gesucht.
Amtmann Staeding.
Am Dienstag d. 14. d. M. verreise ich auf ca. 4 Wochen. Herr Dr. Dethloff wird wie in früheren Jahren gütigst meine Vertretung übernehmen.
Dr. Marung.
Verreist
Dr. med. Roth,
Spezialarzt für Chirurgie und Orthopädie
Lübeck, Königstraße 7.
Dr. med. A. Ahrens
Spezialarzt für Augenerkrankungen
Lübeck, Fleischhauerstr. 27.
Sprechstunden: 10-1 Uhr Vorm. 3-4 Uhr Nachm. Sonntags 11-1 Uhr.
Die von mir gegen den Arbeiter Werner zu Selmsdorf ausgesprochene beleidigende Aeußerung nehme ich hiermit als unwahr zurück.
Selmsdorf, den 13. Juni 1892.
Frau Busschow
geb. Meier.
Dem Kriegerverein, dem Kampfgenossenverein und der Teutonia zu Schönberg und allen Theilnehmern des Ausflugs am 12. ds. Mts., welche mich mit ihrem Besuche erfreuten, sage ich auf diesem Wege meinen herzlichsten Dank.
Sülsdorf, den 13. Juni 1892.
J. Wienck.
Für die in Folge des Ablebens unseres lieben Vaters, Schwieger= und Großvater, des Rechtsanwalts Georg Dufft in Schönberg, uns bewiesene große Theilnahme Allen unseren herzlichsten Dank.
Schönberg i/M., den 14. Juni 1892.
Elise Dufft,
Amtsgerichts=Aktuar August Dufft nebst
Frau und Kindern.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 46 Seite 5]Beilage
zu Nr. 46 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 14. Juni 1892.
Vernichtet die Zwischenwirthe der Rostpilze besonders den Berberitzenstrauch!
Drei Arten der Rostpilzgattung richten alljährlich Schaden an unseren Getreidearten an, dessen Umfang in Deutschland bisher leider nicht festgestellt worden ist, während man in Schweden bereits im Jahre 1889 versucht hat, den Schaden zu ermitteln. Es soll im Jahre 1889 die Haferernte durch den Einfluß der Rostpilze um 163 000 000 kg. unter einer Mittelernte geblieben sein. Diese Ermittlung veranlaßte den König, 11 000 Mark zum speziellen Studium der Rostkrankheiten des Getreides der königl. Schwed. Landbau=Akademie zu bewilligen-- In verschiedenen Ländern hat man ebenfalls den Pflanzenkrankheiten, speziell der Rostkrankheit, von offizieller Seite vollste Aufmerksamkeit geschenkt. So z. B. beraten alljährlich Gelehrte und praktische Landwirthe Australiens auf Einladung des Ackerbauministeriums über Auftreten und Beseitigung der Rostkrankheit, und behufs Feststellung der Größe des Schadens werden eingehende Fragebogen versandt, deren Rücksendung portofrei geschehen kann. Am meisten geschieht für Pflanzenschutz in den Vereinigten Staaten. Das Ackerbau=Departement in Washington soll einen Fond von 80 000 Doll. für Untersuchung der Pflanzenkrankheiten in den Etat eingestellt haben. - In Deutschland verdanken wir einen wesentlichen Fortschritt auf diesem Gebiet, - das bisher recht stiefmütterlich behandelt wurde, und zwar sowohl von offizieller Seite als Vertretern der Landwirthschafts=Wissenschaft und der landwirthschaftlichen Praxis der regen "Deutschen Landwirthschafts=Gesellschaft", welche über 20 Auskunftsstellen für Pflanzenschutz im vorigen Jahre eingerichtet, und jetzt eine 128 Seiten umfassende Schrift mit 40 Abbildungen und fünf farbigen Tafeln über "Pflanzenschutz" von den bekannten Pflanzenpathologen Frank und Sorauer hat herstellen lassen. Dieselbe wird an die Mitglieder gratis abgegeben. Diese kleine vortreffliche Anleitung für den praktischen Landwirth zur Erkennung und Bekämpfung der Beschädigungen der Kulturpflanzen wird Nichtmitgliedern, welche für Auskunft bei den Auskunftstellen für Pflanzenschutz zwei Mark zu entrichten haben, nach der ersten Anfrage ebenfalls gratis zugestellt; im Buchhandel kostet die Schrift drei Mark. - Die Deutsche Landw. Gesellschaft hat ferner einen Fragebogen zur Ermittlung des angerichteten Schadens der Rostkrankheit im vorigen Jahre bestellen lassen. Wir bitten die Herren Landwirthe ihr Interesse für diese hochwichtige Frage durch umgehendes Verlangen eines Fragebogen bei der Auskunftsstelle für Pflanzenschutz in Jena zu bekunden.
Der Getreide oder Grasrost (Puccinia graminis), der auf Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer, englischem, italienischem und französischem Raygras, Lieschgras, Fuchsschwanz, Knaulgras, Rispengras, Straußgras, Goldhafer, Ruchgras, Quecke vorkommt, richtet am meisten Schaden an. Diesem Pilz dienen als Zwischenwirth die bekannten Berberitzenarten, auf deren Blättern an der Unterseite anfangs bis Mitte Juni die millimeterdicken, orangegelben, scheibenartigen Pilzpolster mit den Acidienbechern zu finden sind, in denen sich unzählige Mengen von kleinen Sporen (Fortpflanzungszellen) entwickeln, die durch Wind oder Insekten auf Getreide übertragen, den Getreiderost bedingen.
Von den Beberitzensträuchern erfolgt alljährlich die Ansteckung unserer Getreidefelder, so daß die Ausrottung des Beberitzenstrauches fast gleichbedeutend mit der Ausrottung des Grasrostes zu bezeichnen ist.
"Die Berberitze muß total vernichtet werden; mit einer solchen rücksichtslosen Ausrottung geschieht dem Landwirth nicht nur kein Schaden, sagt Dr. Wolf, sondern er wird den Verlust des Strauches gar nicht einmal empfinden. Denn eine Nutzungsfähigkeit für den Haushalt des Menschen besitzt der Strauch überhaupt nicht, als Zierstrauch wird er von sehr vielen anderen überwogen und als Heckenpflanze ebenso - also fort mit ihm. Durch seine Vertilgung vernichten wir den Nährboden für ein Entwickelungsstadium der Puccinia graminis, welchen dieser Pilz unumgänglich braucht."
Weniger schädlich, aber trotzdem wohl zu beachten sind zwei andere Rostarten, nämlich der Streifen=Rost (Puccinia straminis oder P. Rubigo vera) und der Kronenrost (Puccinia coronata). Ersterer benachtheiligt besonders die Herbstsaaten, zumal wenn sie durch falsche Düngung und überdichte Saat zu üppig entwickelt sind. Diese Form, welche oft auf Mäusegerste und auf der weichen Trespe lebt, hat als Zwischenwirth verschiedene wildwachsende Pflanzen aus der Familie der Asperifoliaceen z. B. Steinkopf, Natterkopf, Ochsenzunge, Borretsch etc. ; jedoch soll das Mycel auch in dem Gewebe der Wintersaaten überwintern können.
Der Kronenrost beschädigt unter den Getreidearten nur den Hafer, ferner haben Schilf, hoher Schwingel, Wiesenfuchsschwanz und Honiggras besonders zu leiden. Als Zwischenwirthe dienen namentlich der Kreuzdorn (Rhamnus cathartia) und der Faulbaum (Bhamnus frangula), weshalb dieselben in der Nähe von Haferfeldern nicht geduldet werden müssen.
Kurze Charakteristik der drei Rostarten:
1. Bei Puccinia gramnis sind sowohl die früher erscheinenden rostgelben Häufchen, wie auch die später sich entwickelnden dunklen schwarzen, strichförmig oder linienförmig in die Länge gezogen, die letzteren sehen sammetschwarz, nicht glänzend aus.
2. Bei Puccinia Rubigo vera sind die Häufchen in beiden Zuständen mehr rundlich und kleiner, die später erscheinenden dunklen Flecken nicht sammetartig, sondern weniger hervorstechend gefärbt und etwas glänzend, weil sie nicht aus der Oberhaut hervorbrechen.
3. In rostgelben Sommerzustand sind P. coronata und P. R. vera nicht von einander zu unterscheiden; der dunkel gefärbte Zustand bildet bei P. coronata gewöhnlich etwas größere Flecke als bei P. R. vera und er findet sich in der Regel nie auf der Ober= und Unterseite der Blattspreiten.
Wir ersuchen hiermit die Herren Landwirthe, alle Mittel in Bewegung zu setzen, welche erforderlich sind, um zu veranlassen, daß sofort - spätestens bis Mitte Juni - der Berberitzenstrauch mit seinen verschiedenen Spielarten vernichtet wird, um noch für die diesjährige Ernte die Hauptquelle der Rostkrankheit zu beseitigen. Dieser 1 1/2- 2 1/2 Meter hohe Strauch mit seinen verkehrt=eiförmigen, wimperig=gesägten Blättern, seinen tiefdreitheiligen Dornen und seinen einzelnen hängenden Blütenträubchen mit citronengelben Kronenblättern (später entwickeln sich hochrothe, längliche Beeren mit schwarzem Punkt an der Spitze) kommt noch viel häufiger vor, als man in Anbetracht des Umstandes, daß Polizei=Verordnungen gegen denselben wiederholt erlassen worden sind, annehmen sollte.
Zur Vertilgung der Berberitze ist jetzt die günstigste Zeit; der Strauch läßt sich in der Blütezeit leicht erkennen, der Landwirth ist augenblicklich weniger mit andern nothwendigen Arbeiten beschäftigt, und es ist nicht zu spät, um noch für dieses Jahr erfolgreich gegen den Getreiderost zu kämpfen.
Ferner nehme man aber auch jede Gelegenheit wahr, die übrigen Zwischenwirthe auszumerzen.
Gütige Mittheilungen über Beobachtungen und Erfahrungen betreffs der Beziehungen zwischen oben genannten Zwischenwirthen und Erkrankungen der Getreidearten, sowie über die Zahl der Berberitzensträucher, welche in der Gemeinde gefunden
[ => Original lesen: 1892 Nr. 46 Seite 6]und ausgerottet wurden u. s. w., bitten wir zu richten an die Auskunftsstelle für Pflanzenschutz in Jena.
Jena, den 28. Mai 1892.
Prof. Dr. Brümmer.
Die Veruntreuung Jägers.
Der Fall Jäger wächst sich mehr und mehr zur Sensationsaffaire aus. Wenn man die verschiedenen, Einzelheiten, wie sie in den Polizeiberichten vorliegen, in einem Feuilletonroman lesen würde, so würde man die phantastischen Einzelheiten belächeln und als einen Ausfluß der wilden Phantasie eines tollen Kopfes betrachten. Aber die Wirklichkeit überbietet oft genug den erfindungsreichsten Romancier. Der Kassierer eines großen Bankhauses benutzt eine Zeit, in der die Kassen seines Hauses mehrere Tage lang geschlossen, um flüchtig zu werden. Er leitet seine Flucht in geschickter Weise ein, macht dabei aber die unglaublichsten Dummheiten, sodaß er die Polizei unbedingt auf seine Spur leiten muß. Die öffentliche Meinung beschäftigt sich allgemein mit der Angelegenheit und alle Welt ist bei der Hand, den Flüchtling als ein Opfer der Börse zu betrachten. Aber die Meinung, daß er in die Kasse gegriffen habe, um große Verluste zu decken, erweist sich bald als unrichtig. Denn es hat sich trotz aller Nachrichten Niemand gefunden, bei dem Jäger Beträge von entsprechender Höhe verloren hätte. Man suchte also nach der "Frau" und glaubte die Lösung des Räthsels gefunden zu haben, als man hörte, daß Jäger mit einer gewissen Klotz zusammen in Aegypten verhaftet worden sei. Wer dieses Fräulein kennt, dem muß es als ein Zeichen unglaublicher Geschmacksverirrung erscheinen, daß Jemand Millionen defraudiren sollte, um dieser Person willen. Die neuesten Nachrichten über diese Skandalaffaire werfen nun ein überraschendes Licht auf dieselbe. Darnach scheint die Frau Jägers, die als betrogene Gattin allgemeine Sympathien genoß, geschickt Komödie gespielt zu haben und die Mitwisserin ihres Mannes, vielleicht seine Mitschuldige gewesen zu sein. Fräulein Klotz wäre darnach nur mit auf die Reise genommen worden, um jede Möglichkeit eines Verdachtes von seiner Ehefrau abzulenken. Die vogelscheuchenartige Reisegefährtin hatte also die Rolle gespielt, die im französischen Lustspiel als "Chandelier" bezeichnet wird.
Jäger hat offenbar noch eine große Reihe von Leuten in sein Verbrechen verwickelt, die durch ihn verführt worden sind und ohne ihn zweifellos kaum mit dem Gesetz in Berührung gekommen wären, so die Familie Gerloff, bei welche die Mitschuld an dem Verbrechen die Wirkung erzeugt hat, daß große Summen zerstört wurden, weil die Schuldigen durch den Besitz des Geldes geängstigt worden sind und das Beweisstück, um dessenwillen sie von der rechten Bahn abwichen, zu beseitigen trachteten.
Was so vielen als erstrebenswerthes Ziel erscheint, was die einen auf dem Wege rastloser Arbeit, die andern auf dem Weg waghalsiger Spekulation und des Spieles und wieder Andere durch unrichtliche Handlungsweise zu erringen trachten, der große Reichthum, das erweist sich bei Licht besehen oft als eine schwere Bürde. Jäger wollte mit einem Schlag ein Millionär werden und er that einen so tiefen Griff in die Kasse, daß er sich selbst dadurch in die Schlinge lieferte. Hätte er es bei einem bescheidenen Defraudatiönchen bewenden lassen, so wären vielleicht die Gewohnheiten des Hauses Rothschild, nach welchen man derartige Verluste schweigend verschmerzt und als einen Tribut des Reichthums betrachtet, beibehalten worden. Aber Jäger hat eine so gewaltige Summe genommen, daß er selbst verschiedene Dritte hat heranziehen müssen, weil es ganz unmöglich gewesen wäre, dieselben mitzunehmen, und daß er dadurch auch seine Chefs zwang, von ihrem Prinzip abzuweichen und die Gerichte anzurufen. Vor vielen Jahren, als einmal ein sehr reicher Mann begraben wurde, sagte ein Genosse desselben zu den neugierigen Zuschauern aus den unteren Ständen: "Das ist der Trost von euch Lumpenzeug, daß auch wir reichen Leute sterben müssen." Aber die überreichen Leute sind gar nicht zu beneiden. Wenn das Vermögen einmal über eine gewisse Grenze hinausgegangen ist, dann wird es zur Last. Die angemessene Verwaltung desselben erheischt unablässige Sorgen und Aufregungen, die wahren Freuden des Lebens genießen mäßig Wohlhabende besser als diejenigen, die unablässig daran denken müssen, wie sie einer Verringerung ihres Besitzes, die auch den reichsten verdrießlich macht, entgehen. Wer sich keinen Genuß versagen muß, wer alle Tage Kuchen essen und sich Feiertage machen kann, den stumpft das Einerlei allmählich dagegen ab und viel glücklicher ist derjenige daran, der die höchsten Freuden des Lebens, Arbeit und Pflichterfüllung genießt und das Wort unseres großes Dichters zum Leitstern nimmt "Tages Arbeit, Abends Gäste, Saure Wochen, Frohe Feste."
Das Gesetz betr. die Einführung der Sonntagsruhe nach den Bestimmungen der Gewerbenovelle ist vom preußischen Handelsministerium den Ministerien des Inneren und des Kultus vorgelegt worden und hat die Gegenzeichnung der beiden Minister bereits erhalten. Das umfangreiche Gesetz, das am 1. Juli in Kraft treten soll, wird Mitte dieser Woche veröffentlicht werden.
Die Wahl des neuen Oberbürgermeisters für Berlin wird neueren Nachrichten zufolge erst nach den Ferien der städtischen Körperschaften, die im Juli beginnen und im August enden, vorgenommen werden. Die Kandidatenliste ist, wie aus Berlin berichtet wird, bereits stark zusammengeschrumpft; es soll von den Kandidaten nur noch einer, der zweite Bürgermeister von Berlin, Zelle, ernstlich in Frage kommen. Trotz mancher Gegenströmung, die zur Zeit noch bestehen mag, wird die Wahl Zelle's als gesichert betrachtet.
Der St. Petersburger "Grashdanin", von dem man behauptet, daß er die Anschauungen der russischen Hofkreise über die große Politik wiedergebe, sagt jetzt, die Kieler Begegnung sei eine Stabilität des allgemeinen Friedens, dessen alle bedürfen. Die Begegnung habe erstens den Charakter eines freundschaftlichen Besuches guter Nachbarn, zweitens eine universalere Geltung für die allgemeine Friedensaufgabe. Die Leidenschaften würden sich legen; man sei des nervösen Lebens in der äußeren Politik satt. Es sei Zeit für jeden Staat, sich mit seiner eigenen Selbstentwickelung zu beschäftigen. Und die "Nowoje Wremja" meint: Die Begegnung sei ein Beweis, daß Rußland der Gedanke fern liege, bis zu einem gewissen Punkt eine Besserung der Beziehungen mit Deutschland nicht anzustreben, eine Veränderung der allgemeinen Politik werde nicht erfolgen, der Besuch sei aber ein Beweis der Friedensliebe und des Wunsches Rußlands, mit allen Nationen in guten Beziehungen zu leben, die diesen Wunsch theilen.
Ein kurzer Besuch des Königs Oskar von Schweden wird in Berlin und Potsdam Mitte des Monats erwartet. Der König ist Pate des kleinen Prinzen Oskar von Preußen.
Kaiser Alexander und Großfürst Thronfolger Nikolaus von Rußland kehrten von der Kaiserbegegnung in Kiel wieder nach Kopenhagen zurück, von wo demnächst die ganze Kaiserfamilie die Rückreise nach Petersburg antreten wird. Der Czar sprach dem deutschen Kaiser nochmals telegraphisch seinen Dank für den herrlichen Empfang aus.
Obgleich die Cholera=Nachrichten, die in letzter Zeit aus Indien und Vorderasien eingetroffen sind, für europäische Leser einstweilen kaum Anlaß zur ernsteren Beunruhigung bieten, können sie immerhin als zeitgemäße Mahnung dienen. So viel ist aus den Berichten vom Choleraschauplatz schon ersichtlich, daß die Seuche ihren bekannten Weg gen Westen und Norden auch diesmal wieder innehält, indem sie, aus ihrem indischen Standort aufbrechend, Afghanistan durchzog, in Mesched auftauchte, von da einesteils nach Nordpersien übersprang, anderenteils eine fliegende Kolonne nach Kaschmir entsandte. Von Mesched ist die transkaspische Eisenbahn im Handumdrehen erreicht, und erst einmal auf dem Weg nach Rußland, könnte eine Cholerainvasion, wenn sie sich nach den Notstands=Provinzen mit ihrer durch Krankheit und Entbehrungen aller Art geschwächten Bevölkerung Bahn bräche, leicht einen beunruhigenden Umfang annehmen. Liefern doch gerade die indischen Cholera=
[ => Original lesen: 1892 Nr. 46 Seite 7]statistiken Belege in Hülle und Fülle für die Thatsache, daß eine durch Hunger und Entbehrungen in ihrer Lebenskraft gesunkene Bevölkerung den besten Nährboden der Cholerakeime bildet. Man hat daher alle Ursache, den russischerseits in den asiatischen Grenzländern getroffenen Sperr=Maßregeln den besten Erfolg zu wünschen.
- In Grevesmühlen ertrank am 8. Juni mittags beim Baden im See der 12jährige Sohn des Steinsetzers Schröder. Das Wasser ist an dieser Stelle gleich sehr tief und der Knabe war, ohne schwimmen zu können, zu weit in den See gerathen.
Güstrow, 11. Juni. Tableau der diesjährigen zweiten ordentlichen Schwurgerichtsperiode:
13. Juni. Hülfstelegraphist Sachse aus Neubukow. § 351, Unterschl. im Amte. - Arbeiter Dreckmann aus Lübtheen. Verbr. §§ 254, 255, 43, räuberische Erpressung.
14. Juni. Arbeiterfrau König aus Wismar. Verbr. § 154. Meineid. - Dienstmädchen Sophie Möller aus Tramm. Verbr. § 217, Kindesmord - Knecht Korth aus Wussow. Verbr. § 177, 1761, 43, Unzucht.
15. Juni. Tuchmacherfrau Breul und Gen. aus Parchim. Verbr. §§ 118, 1171 3, 119, 73, Widerstand gegen Forstbeamte. - Knechte Meyer und Wahls aus Greven. Verbr. §§ 1761, 47, Unzucht.
16. Juni. Arbeiterwittwe Wilh. Möller aus Lübtheen. Verbr. § 2l7, Kindesmord. - Knechte Kock und Tiedemann. aus Neu=Kressin. Verbr. § 176, Unzucht.
17. Juni. Schneiderfrau Brau aus Rostock. Verbr. §§ 154, 1552, Meineid.
18. Juni. Arbeiterwittwe Schultz aus Gnoien. Verbr. §§ 211, 43. Mordversuch. - Knecht Hagemann aus Vierhof. Verbr. § 308, Brandstiftung.
20. Juni. Handelsmann Wachsmann aus Parchim, Verbr. §§ 255, 253, 249, 2501 3, 43, Raub= und Erpressungsversuch.
21. Juni. Arbeiterfrau Günther aus Güstrow. Verbr. § 154, Meineid, - Knecht Lunow und Gen. aus Alt=Jassewitz. Verbr. §§ 177, 176, Nothzucht.
22. Juni Bäcker Rosenblum aus Sochocin Verbr. § 268, Urkundenfälschung.
23. Juni. Viehhändler und Schlachter Bohnsack aus Pernick. Verbr. § 308, Brandstiftung.
24. Juni. Häuslerfrau Struwe aus Strohkirchen. Verbr. § 153, Meineid.
25. Juni, Dienstmädchen Doris Koch aus Zarrentin. Verbr. § 217, Kindesmord. - Glaser Türk aus Neustrelitz, Verbr. § 176, Unzucht.
Der erste Sitzungstag beginnt Morgens 10 Uhr, alle folgenden Sitzungen 9 Uhr.
Der Vorsitz wird durch Herrn Oberlandesgerichtsrath Dr. v. Buchka=Rostock geführt, als dessen Stellvertreter wird Herr Landgerichtsrath Sibeth fungiren.
- Die Zahl der bei dem Wolkenbruche in Pensylvanien umgekommenen Personen soll, wie ein Kabeltelegramm aus Pittsburg meldet, nach neueren Feststellungen 80 betragen. 55 Leichen wurden in Titusville aufgefunden, 63 in Oil City. Ein ganzer Vergnügungszug mit 200 Personen wird vermißt. Man befürchtet, daß er total verloren gegangen sei. Das stromabwärts schwimmende brennende Petroleum droht alle im Thal gelegenen Städtchen zu zerstören.
- Im Suezkanal fand ein Zusammenstoß zwischen dem englischen Dampfer "Crown of Arragon" und dem aus Odessa kommenden deutschen Dampfer "Tritos" aus Flensburg statt. Der Dampfer "Tritos" ging nach wenigen Minuten unter, doch auch der englische Dampfer war stark beschädigt.
- In unmittelbarer Nähe Kiels fand vor wenigen Tagen zwischen einem Korpsstudenten und einem Referendar ein Pistolen=Duell statt. Letzterer erhielt einen Schuß in den Unterleib und wurde in aller Stille nach Kiel geschafft.
- Der in Kempen stationierte Lokomotivführer Köhnen schlug zwischen Krefeld und Oppum, er vom Tender aus das Geleise übersehen wollte, mit dem Kopf gegen einen Gaskandelaber. Der Schädel wurde dem Armen zerschmettert, infolge dessen trat der Tod in wenigen Minuten ein.
- Ein von allen Kanzeln des Bistums Luxemburg verkündigter Erlaß des Pabstes gewährt allen Teilnehmern an der diesjährigen Echternachar Springprozession einen außergewöhnlichen Ablaß von 6 Jahren. Bischoff Koppes hat erklärt, er werde sich diesmal an die Spitze des Ganzen stellen und mitmarschieren, denn am Springen - zwei Schritte vorwärts einen Schritt rückwärts - beteiligen sich bekanntlich die Geistlichen schon längst nicht mehr.
- In dem badischen Orte Oberweiler erschlug im Delirium der dort wohnende pensionierte würtembergische Hauptmann Grundler seine Ehefrau.
Spanien hat in diesem Jahrhundert, nicht weniger als 195 Kriegsminister gehabt, so daß auf jeden eine Amtsdauer von noch nicht einem halben Jahre kommt. Als eine nicht wieder vorgekommene Merkwürdigkeit wird angeführt, daß General Prim das Amt 2 Jahre bekleidet hat.
- Der Ausgleich zwischen der portugiesischen Regierung und den Staatsbürgern ist soeben gescheitert. In Lissabon kann man kein Geld mehr auftreiben, und die portugiesischen Coupons können deshalb nur mit einem Drittel ihres Wertes bezahlt werden. Eine angenehme Pfingstgabe für die deutschen Besitzer portugiesischer Papiere.
- Fürst Ferdinand von Bulgarien stattete soeben der Königin Viktoria in Schloß Balmoral einen Besuch ab. Vielleicht sucht der Fürst auch eine britische Prinzessin zur Frau, geradeso wie sein Namensvetter, Kronprinz Ferdinand v. Rumänien.
- Ein Haftbefehl wurde gegen einen angeblichen Arzt in London erlassen, der im Verdachte steht, zwei Frauen in der Stamford=Street ermordet zu haben. Man vermutet, daß derselbe noch eine große Anzahl von Mordthaten begangen habe. Die Opfer sind Prostituirte, welche der Mörder gewöhnlich auf der Straße anredete und ihnen dann Gift in die Speisen und Getränke mischte. Fünf Mädchen sollen auf diese Weise umgekommen sein.
- In Thornäuern bei Gaming schlug der Blitz in ein Bauernhaus und steckte es in Brand. Eltern und sechs Kinder waren beim Gebet in der Stube versammelt und wurden sämtlich getötet.
- Aus den durch einen Dammbruch und Feuer heimgesuchten Städten Oil City und Titusville wird gemeldet, daß bis jetzt 800 Tote aufgefunden worden.
- Ein Prachtklavier. Der Kammerherr des Czaren, Netschajew=Maltzew, einer der reichsten Leute Rußlands, hat in Paris ein Klavier bestellt, welches die Kleinigkeit v. 38 000 Fr. kosten soll. Das Instrument wird ganz ungewöhnliche Dimensionen haben und auf 6 Füßen stehen, die untereinander durch Guirlanden von geschnitztem Holz, nach Zeichnungen des Architekten Beuois, verbunden ist. Den Deckel soll ein Gemälde des russischen Malers Liphant zieren. Der Ton des Klaviers wird angeblich dreimal stärker (?) als der eines gewöhnlichen Instruments sein.
- Die reichsten Leute im Königreich Sachsen haben nach dem vorliegenden Ergebnis der Einkommensteuer folgende artigen Einkünfte: Die reichste Person des Landes hat ein Einkommen von 1 202 900 Mk., das im Jahr 1880 erst 653 117 Mk. betrug, der Nächstreiche ist mit 590 000 Mk., 17 andere sind mit über 300 000 M. und 804 Pers. mit über 50 000 Mk. eingeschätzt; 1880 waren dies nur 320. Die meisten Millionäre weist auf Leipzig, dann Dresden, dann Chemnitz.
- Der Kaiserin Augusta Victoria ist es kürzlich passiert, daß im Park von Sanssouci am Eingang zum "Neuen Palais" ein Posten stehender Soldat vom Lehr=Infanterie=Bataillon, der die hohe Frau nicht erkannte, derselben mit den Worten: "Fräulein, Ihre Karte!" den Zutritt zu dem abgeschlossenen Teil vor dem "Neuen Palais verweigerte. Um dies in Zukunft zu verhüten, ist nunmehr die Anordnung getroffen worden, daß in jeder Mannschaftsstube des Lehr=Infanterie=Bataillons das Portrait der Kaiserin angebracht werde, damit die Posten die Monarchin auf diese Weise kennen lernen.
- Nicht mehr, als eine Million. In Veßprim im Bakonyer Walde ist der Gutsbesitzer Anton v. Freistädter gestorben, einer der reichsten Großgrundbesitzer in Ungarn. Vor einigen Tagen ließ er im ungarischen Kultusministerium eine Million Gulden in viereinhalbprozentigen Obligationen hinterlegen, deren Zinsen durch zehn Jahre für die Errichtung und Erhaltung eines Gymnasiums verwendet werden sollen. Der älteste Sohn Freistädters ist vor einigen Jahren an religiösem Wahnsinn gestorben. Von Vater und Sohn wird nachstehende Anekdote erzählt: Als der Sohn in dem Okkupationsfeldzuge in Bosnien war und als Husaren=
[ => Original lesen: 1892 Nr. 46 Seite 8]leutnant das ganze Regiment reichlich bewirtete, wendete sich der Gastwirt telegraphisch an den Vater des splendiden Leutnants, wieviel er ihm wohl kreditieren dürfe. Herr v. Freistädter depeschierte sofort zurück: "Nicht mehr, als eine Million."
- Einen hübschem Witz hat Fürst Bismarck auch gemacht, als ihm am Sonnabend vor Woche die Dresdener "Liedertafel" in Friedrichsruh ihre Sangeshuldigung darbrachte: Als das Sängerprogramm noch nicht zu Ende war, bemerkte der Liedermeister Reinhold Becker dem Fürsten: "Auf unserm Programm sind noch zwei Lieder, Durchlaucht," worauf dieser unter allgemeiner Heiterkeit antwortete: "So? Zwei Liter?" und sodann bat, die weiteren Lieder zu singen. Nach den Gesängen zeichnete der Fürst noch verschiedene Liedertäfler durch Ansprachen aus und wandte sich sodann an die Allgemeinheit mit den Worten: "So, meine Herren! Auf die Lieder kommen nun die Liter!"
- Der Bandwurm bei Hunden. Nux Arecae 20 Gramm gemischt mit ungefähr 60 Gramm oder etwas mehr Wasser (halbes Kännchen) wurden einem Hühnerhund von schwerem Schlag morgens nüchtern eingeschüttet. Tags vorher wurde derselbe nur schwach gefüttert, am Abend erhielt er 3 Heringe, die er auch willig fraß. Der Hund wurde beobachtet und bevor noch eine Stunde nach dem Einschütten verflossen war, gingen 5 Köpfe von Bandwürmern ab, später auch noch große Stücke vom Bandwurm ohne Kopf. Es machte den Eindruck, als ob die Bandwürmer sich beeilt hätten, aus dem Darmkanal, in welchem ihnen die Arznei den Aufenthalt verleidet hatte, so schnell als möglich herauszukommen. Die angewandte Gabe von Nux Arecae ist zwar eine starke, es sind aber durchaus keine Erscheinungen eingetreten, welche auf ein Angegriffensein des Magens und Darmkanals des Hundes deuteten, es trat weder Durchfall ein, noch zeigte sich Mangel an Freßlust. Für einen kleineren Hund, z. B. Schäferhund, dürften 15 Gr. und für kleinere Hunde, Dachshunde und dergleichen 10 Gr. genügen. Das Mittel ist besonders den Landwirthen für die Haushunde sowie Schäferhunde zur Beachtung zu empfehlen. Wie bekannt, lösen sich die Endglieder des Bandwurmes sobald dieselben reif genug geworden sind, um ein eigenes Leben zu beginnen, ab, und verlassen den Körper des Hundes. Später werden sie von den Lämmern und Jährlingen den gefürchteten Blasenwurm im Gras gefressen und erzeugen in deren Gehirn die Drehkrankheit. Die Köpfe der an dieser Krankheit leidenden Tiere werden deshalb am besten verbrannt, keinesfalls dürfen sie von Hunden gefressen werden, weil bei denselben dadurch von neuem Bandwurm entsteht und so die Schafe gefährdet werden.
Daß der Humor nicht ausstirbt und zu seinem Rechte kommt, dafür ist nach einem im Rathskeller zu Schmalkalden befindlichen gedruckten Statut gesorgt. Das betreffende Schriftstück "Statut vom Stammtisch des Vereins aller derjenigen, die nicht alle werden," das sowohl Einheimische wie Fremde seines urkomischen und humoristischen Inhalts wegen vielfach ergötzt, lautet wörtlich wie folgt: § 1. Zweck des Vereins ist Sonnabend. § 2. Wenn fünf Mitglieder versammelt sind, ist auch an den übrigen Tagen Sonnabend. § 3. Um die Mitgliedschaft kann in schwachen Stunden nur der nachsuchen, der das 25. Lebensjahr erreicht hat und der einsieht, daß er noch nicht vernünftig geworden ist. § 4. Jeder Bewerber muß nachweisen, daß er wenigstens 3 Dummheiten in seinem Leben begangen hat. Verheirathete haben selbstverständlich nur 2 zu konstatieren. § 5. Ist das Gesuch eines Bewerbers um Aufnahme angenommen, so hat sich derselbe vor der Examen=Kommission einer Prüfung zu unterwerfen. § 6. Wer durchfällt hat bestanden und kann aufgenommen werden. § 7. Jedes Mitglied erhält eine Vereins=Nummer, welche zu merken ist. Wer sie vergißt, zeigt, daß er wirkliches Mitglied ist. § 8. Der Vorstand besteht aus sämtlichen Mitgliedern. Diese wählen einen Stellvertreter, einen Räsonair und ein gewöhnliches Mitglied, welches unten sitzt und die Debatte leitet. § 9. Das Vermögen des Vereins wird nach Seideln und Schnitten berechnet. § 10. Bestimmte Beiträge werden nicht geleistet. Ist der Raisonier klamm, so schickt er den Schlüssel herum, was jedem Mitglied 1 Seidel und 1 Schnitt kostet. § 11 darf nicht geändert werden. § 12 siehe § 11. § 13. Als Gäste können nur solche eingeführt werden, die mindestens 1 Jahr Mitglieder sind. § 14. Ehrenmitglied ist der, welcher nicht Mitglied werden kann. § 15. Die höchste Zahl an einem Stammtisch ist 10, melden sich mehr, so steigt die Zahl. § 16. Die ordentlichen Mitglieder sitzen nach der Reihenfolge und zwar, daß einer neben dem andern sitzt. § 17. Kein Mitglied darf den andern für dümmer halten, als sich selbst. § 17. Sollte einer sich selbst für dumm halten, so darf von der Gesellschaft kein Widerspruch erhoben werden. § 19. Die Gesellschaft feiert jährlich 4 Stiftungsfeste, jedoch wöchentlich nicht mehr als 2. § 20. Ist die Zahl der Mitglieder auf 1 herabgesunken, so ist in der Generalversammlung durch Majorität zu entscheiden, ob die Gesellschaft noch fortbestehen soll. § 21. Sollte die Gesellschaft sich auflösen, so hört die Zahl auf und das Vermögen wird nach § 11 verwendet.
- Der Druckfehler=Teufel hat bei der Herstellung der bayerischen Postkarten schon manchen bösen Streich gespielt. So sind z. B. Postkarten mit der Angabe "Nückantwort" (statt "Rückantwort") zur Ausgabe gelangt. Jetzt sind wieder, wie der in Nürnberg erscheinende Fränkische Kurier konstatirt, Weltpostkarten im Umlauf, welche statt "Bavière" mit "Baviéré" bedruckt sind.
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Vorsicht beim Einkaufe von
Zacherlin
Kunde: " . . . Ich will kein offenes Insectenpulver, denn ich habe Zacherlin verlangt! . . .
Man rühmt diese Specialität mit Recht als das weitaus beste Mittel gegen jederlei Insecten, darum nehme ich nur: eine versiegelte Flasche Zacherl an!".
Niederlage bei Aug. Spehr in Schönberg.
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