[ => Original lesen: 1892 Nr. 45 Seite 1] Das Impfgeschäft im Impfbezirk Schönberg I (östlich) findet in diesem Jahre in nachstehender Weise statt:
I. für den Impfdistrict Schönberg
im Boyeschen Gasthofe hierselbst
a. Impfung der im Jahre 1891 in Schönberg, Sabow, Rabensdorf (Hof u. Dorf), Kl. und Gr. Bünsdorf geborenen Kinder
am Mittwoch, den 15. Juni d. J.,
Vormittags 10 Uhr
und Revision der Schutzblattern
am Mittwoch, den 22. Juni d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
b. Wiederimpfung der Zöglinge aus der Knaben= und Mädchenschule zu Schönberg, sowie der Kinder aus der Schule zu Sabow
am Freitag, den 17. Juni d. J.,
Nachmittags 1 Uhr
und Revision der Schutzblattern
am Freitag, den 24. Juni d. J.,
Nachmittags 1 Uhr.
II. für den Impfdistrict Gr. Siemz,
bestehend aus den Ortschaften:
Gr. Siemz, Kl. Siemz, Falkenhagen, Lindow und Törpt
im Schulhause zu Gr. Siemz
a. Impfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Gr. Siemz, Falkenhagen und Lindow
am Mittwoch, den 15. Juni d. J.,
Nachmittags 3 Uhr
und Revision der Schutzblattern
am Mittwoch, den 22. Juni d. J.,
Nachmittags 3 Uhr.
III. für den Impfdistrict Carlow,
bestehend aus den Ortschaften
Carlow, Cronscamp, Klocksdorf, Kuhlrade, Neschow, Maurinmühle, Ollndorf, Pogez, Raddingsdorf, Samkow und Stowe (Hof und Dorf)
im Krellenbergschen Gasthofe zu Carlow
a. Impfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schule zu Carlow, Cronscamp, Kuhlrade, Klocksdorf und Neschow
am Donnerstag, den 16. Juni d. J.,
Nachmittage 2 1/2 Uhr
und Revision der Schutzblattern
am Donnerstag, den 23. Juni d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr.
IV. für den Impfdistrict Demern.
bestehend aus den Ortschaften:
Demern (Hof und Dorf), Gr. und Kl. Rünz, Röggelin und Schaddingsdorf
im Schulhause zu Demern.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 45 Seite 2]a. Impfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Demern und Gr. Rünz
am Donnerstag, den 16. Juni d. J.,
Nachmittags 5 Uhr
und Revision der Schutzblattern
am Donnerstag, den 23. Juni d. J.,
Nachmittags 5 Uhr.
V. für den Impfdistrict Menzendorf,
bestehend aus den Ortschaften
Menzendorf (Hof und Dorf), Blüssen, Grieben, Lübseerhagen, Papenhusen, Retelsdorf, Rodenberg, Rottensdorf und Rüschenbeck
im Schulhause zu Lübseerhagen
a. Impfung der im Jahre 1891 geborenen Kinder
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Grieben und Lübseerhagen
am Sonnabend, den 18. Juni d. J.,
Nachmittags 3 Uhr
und die Revision der Schutzblattern
am Sonnabend, den 25. Juni d. J.,
Nachmittag 3 Uhr.
Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obgedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
Diejenigen Betheiligten, welche von der Impfung durch den Impfarzt keinen Gebrauch machen wollen, werden hierdurch aufgefordert dem bestellten Impfarzte bis zum Jahresschluß den Nachweis der geschehenen Genügung der Impfpflicht zur Vorbemerkung in der Impfliste zu geben.
Schönberg, den 1. Juni 1892.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
Anzeigen.
Die diesjährige Impfung in hiesiger Stadt wird im Gastwirt Boye'schen Lokale hieselbst und zwar an den nachfolgenden Terminen vorgenommen werden:
a. Impfung der im Jahre 1891 zu Schönberg geborenen Kinder
am Mittwoch, den 15. Juni d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
und Revision der Schutzblattern
am Mittwoch, den 22. Juni d. Js.,
Vormittags 10 Uhr.
b. Wiederimpfung der Zöglinge aus der Knaben= und Mädchenschule zu Schönberg
am Freitag, des 17. Juni d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr,
und Revision der Schutzblattern
am Freitag, den 24. Juni d. Js.
Nachmittags 1 Uhr.
Der bevorstehende Impftag wird hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß an demselben nicht nur alle im Jahre 1891 geborenen Kinder, sondern auch alle früher geborenen Kinder, welche bisher nicht, oder ohne Erfolg geimpft wurden, dem Impfarzte zuzuführen sind, während die im Laufe dieses Jahres geborenen Kinder gesetzlich erst im künftigen Jahre impfpflichtig sind.
Schönberg, den 6. Juni 1892.
Der Magistrat.
Invaliditäts= und Altersversicherung.
Versicherungspflicht der Aufwärterinnen
Nach der Revisionsentscheidung des Reichsversicherungsamtes vom 28. März 1892 - vergl. Amtliche Nachrichten des Reichsversicherungsamtes Nr. 11 vom 1. Juni 1892 - sind auch solche Aufwärterinnen versicherungspflichtig, welche in einem ständigen Dienstverhältniß zu mehreren Arbeitgebern stehen, gleichviel welchen Theil des Tages die jedesmalige Arbeitsleistung in Anspruch nimmt und wie viele Arbeitgeber in Betracht kommen.
Dementsprechend fordern wir die interessirten Arbeitgeber auf, die bisher etwa unterlassene Verwendung von Beitragsmarken für solche Aufwärterinnen ohne Verzug zu veranlassen.
Schwerin, am 3. Juni 1892.
Der Vorstand der Versicherungsanstalt Mecklenburg.
Cramer.
Unter dem heutigen Datum ist in das hiesige Handelsregister sub Nr. 80 Fol. LXVII. eingetragen:
Firma: |
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C. Aug. Müller. |
Ort der Niederlassung: |
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Domhof=Ratzeburg. |
Name und Wohnort des Inhabers: |
|
Kaufmann Carl August Müller zu Domhof=Ratzeburg. |
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 2. Juni 1892.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Holz=Auction Nr. 35.
Am Sonnabend, den 11. Juni, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Scharenberg zu Demern bei freier Concurrenz öffentlich meistbietend verkauft werden.
I. Vom Gr. Rüntzer Felde.
21 Stück Loh=Eichen Nutzholzblöcke mit 26,61 fm.
71 Rmet. Loheichen Kluft II. und Olm.
44 Rmet. Loheichen Kleinknüppel.
II. Vom Röggeliner Holze und in der Brandkuhle.
6 Rmet. Eichen Kluft II. und Olm.
2 Rmet. Kiefern Kluft II. und Olm.
Schönberg, den 2. Juni 1892.
Der Oberförster. C. Hottelet.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 45 Seite 3]Invaliditäts= und Altersversicherung.
Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß für den Bezirk des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz zum Verkauf von Beitragsmarken unserer Versicherungsanstalt in den aus dem nachstehenden Verzeichnisse ersichtlichen Landorten Verkaufsstellen von uns errichtet sind.
Schwerin, am 14. Mai 1892.
Der Vorstand der Versicherungsanstalt Mecklenburg.
Cramer.
Lfd. No.
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Ort der Verkaufsstelle.
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Name und Stand des Inhabers der Verkaufsstelle.
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1. |
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Ballwitz |
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Pankow, Krugbesitzer. |
2. |
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Demern |
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Scharenberg, Kaufmann. |
3. |
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Drosedow |
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Hagemann, Gastwirth. |
4. |
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Granzow |
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Reinke, Freischulze. |
5. |
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Hasselförde |
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Meyer, Krüger. |
6. |
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Kakeldütt |
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Kreienbrink, Küster. |
7. |
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Neu=Canow |
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Hagemann, Ortsvorsteher. |
8. |
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Ollndorf |
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Hagen, Krämer. |
9. |
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Priepert |
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Henseler, Schmied. |
10. |
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Sülsdorf, Vogtei Schönberg. |
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Wiencke, Gastwirth. |
Vieh=Versicherungs=Gesellschaft a. G. zu Plau i. M.
Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß wir dem Agenten Herrn Albert Wagner in Schönberg unsere Vertretung für Schönberg und Umgegend übertragen haben.
Die Direction.
Pelzer.
Bezugnehmend auf obige Annonce empfehle ich mich zur Aufnahme von Versicherungsaufträgen und erkläre mich zu jeder Auskunft gerne bereit.
Schönberg, im Mai 1892.
Albert Wagner, Agent,
an der Schlauentrifft.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Am Dienstag, den 14. Juni d. J. Vorm. 10 Uhr soll in Rabensdorf
1 Kuh
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 2. Juni 1892.
C. Staffeldt. Gerichtsvollzieher.
Ersparniss- und Vorschuss-Anstalt.
Zur Auszahlung der im Johannis=Termine d. J. fällig werdenden Zinsen ist die Anstalt
vom Mittwoch den 8. Juni d. J.
bis Sonnabend, den 11. Juni d. J.,
Vormittags von 8-12 Uhr,
sowie
am Sonntag, den 12. Juni d. J.,
Morgens von 8-10 Uhr,
geöffnet.
Schönberg, den 28. Mai 1892.
Das Directorium.
Der Ammonsche-Ausverkauf
dauert nur noch , da das Lager spätestens zum 1. Juli cr. geräumt werden muß.
Die Waaren, insbesondere Kleiderstoffe, Buckskins, Möbelstoffe, Konfektionssachen u. s. w. werden durchweg zum halben Preis und darunter verkauft.
Ratzeburg, den 26. Mai 1892.
Der Konkursverwalter.
Streichfertige und trockene
Malerfarben
bei H. Brüchmann.
Agenten gesucht
für einen leicht verkäufl. Artikel gegen gute Provision. - Offert. an Ad. Mehlhase in Bremen erbeten.
Verzinnte Milchsatten,
um damit zu räumen, verkaufe von heute an zu den billigsten Preisen.
Menzendorf. J. Bruhn.
Frauenschönheit
ist eine Zierde, welche man nur erhält durch den Gebrauch der Lilienmilch-Seife von der Parfümerie Union, Berlin. Bewährtes Mittel gegen Sommersprossen etc.
á Stück 50 Pfg. zu haben bei
C. Schwedt.
Da mit dem 1. Mai die Fleischräucherei beendet, bitte ich meine verehrten Kunden es abzuholen oder um Schinkenbeutel. Vom 1. Juli an werde ich für Aufbewahrung berechnen. Uebernehme keine Garantie, wenn sich etwas darin anfindet.
Achtungsvoll
H. Mette.
Eine gute, zweijährige
milchende Ziege
steht zum Verkauf Wasserstrasse Nr. 64.
Nachdem die hiesige
Flachsreinigungs=Anstalt
in den Alleinbesitz meiner Ehefrau übergegangen ist, theile ich solches den geehrten Flachsbau=Interessenten mit und bitte dieselben um fernere Lieferung von geröthetem Flachs, dessen prompte und gewissenhafte Bearbeitung ich zusichere.
Schönberg, den 3. Juni 1892.
C. Hoffbauer.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 45 Seite 4]Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß unser diesjähriger
Königschuß
an welchem die Schützenzunft ihr 70jähriges Bestehen feiert,
am Montag, den 4. und Dienstag, den 5. Juli
stattfindet.
Loose zur Tombola à 30 Pfg.
sind schon jetzt zu haben.
Schönberg, im Juni 1892.
Der Vorstand der Schützenzunft.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Am Sonntag, d. 12. Juni d. J. wird der Kriegerverein f. d. F. R., unter voraussichtlichem Anschluß des Kampfgenossenvereins und des Gesangvereins Teutonia mit ihren Familien bei günstigem Wetter einen Ausflug nach dem Zarnewenzer Holze u. eventl. nach Sülsdorf unternehmen.
Versammlung um 2 Uhr Nachmittags im Vereinslocal; Abmarsch - mit Musik - präcise um 2 1/2 Uhr.
Nichtmitglieder der obigen Vereine können sich anschließen.
Der Vorstand.
Kampf= genossen= |
|
Verein 1870/71. |
Schönberg. |
Den Kameraden theilen wir hierdurch mit, daß wir mit unsern Familien von dem hiesigen Krieger=Verein zu seinem am Sonntag, den 12. Juni stattfindenden Ausfluge nach dem Zarnewenzer Holz und Sülsdorf freundlichst eingeladen sind, und bitten wir, daß die Kameraden mit Ihren Familien sich recht zahlreich betheiligen mögen.
Abmarsch um 2 1/2 Uhr vom Vereinslocal aus.
Der Vorstand.
Beste Gusstahlsensen
unter Garantie
empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Sehr kräftige
Runkelrübenpflanzen
hat abzugeben
Gr. Siemz. J. Behnke, Musiker.
Vorbereitungsanstalt
für die
Postgehülfen-Prüfung.
Kiel, Ringstraße 55.
Gute u. sichere Ausbildung. Bisher bestanden Elfhundert meiner Schüler die Prüfung. Es ist die älteste und größte Anstalt in Deutschland. Die Aufnahme geschieht unter den bekannt günstigen Bedingungen. Näheres durch
J. H. F. Tiedemann, Director.
Hutlack
bei H. Brüchmann.
Verloren! Am 1. Juni ist eine graue Pferdedecke vom Bohnhofe bis zum Markte verloren gegangen.
Abzugeben gegen Belohnung
bei Herrn Gastwirth Holldorf.
Die Verlobung ihrer einzigen Tochter Margarete mit dem Herrn Pastor Georg Krüger zu Schönberg i. M. beehren sich ergebenst anzuzeigen.
J. Basedow, Director der Idiotenanstalt,
und Frau Dorothea, geb. Burow.
Schwerin i. M., Pfingsten 1892.
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Meine Verlobung mit Fräulein Margarete Basedow, einzigen Tochter des Direktors der Idiotenanstalt bei Schwerin Herrn J. Basedow und seiner Frau Gemahlin Dorothea, geb. Burow, zeige ich hierdurch ergebenst an.
Georg Krüger, Pastor.
Schönberg i. M., Pfingsten 1892.
Heute Morgen 8 3/4 Uhr nahm Gott der Herr den Rechtsanwalt
Georg Dufft
zu Schönberg im Alter von 87 Jahren und 3 Wochen zu Sich in Sein Reich.
Schönberg i/M., den 6. Juni 1892.
Die betrübten Hinterbliebenen
Elise Dufft,
Amtsgerichts-Aktuar August Dufft nebst Frau und Kindern.
Die Beerdigung findet am Freitag, den 10. Juni 1892, Nachmittags 4 Uhr statt.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 12. Juni.
Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 24.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 45 Seite 5]Beilage
zu Nr. 45 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. Juni 1892.
Nr. 14 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1892 enthält in der
II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betr. Ergänzung der Ausführungsverordnung zum Reichsgesetze über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung.
(2.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat März 1892.
(3.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat April 1892.
(4) Bekanntmachung, betr. die Ermittelung der Zahl der in Fabriken beschäftigten Arbeiterinnen.
(5.) Bekanntmachung, betr. den veränderten Gang der Postfuhrwerke zwischen Rehna und Schönberg.
(6.) Bekanntmachung, betr. die Kaiserliche Postagentur in Kilwa (Deutsch=Ostafrika.)
Die Kaiser=Begegnung in Kiel.
Kaiser Wilhelm, der Montag Nachmittag 2 Uhr Potsdam verlassen, ist Abends 7 Uhr 45 Minuten in Kiel eingetroffen. Ein offizieller Empfang fand nicht statt. Am Dienstag Morgen 9 Uhr fuhr Kaiser Wilhelm auf der Hohenzollern, auf welcher auch der russische Botschafter Graf Schuwaloff, der Generalmajor von Villaume, der Admiral v. d. Goltz, der Staatssekretär des Reichsmarineamts Vize=Admiral Hollmann, der Staatssekretär des Auswärtigen Marschall v. Birkenstein, der Generallieutenant v. Wittich sich befanden, gefolgt von dem Aviso Wacht, dem Polarstern und den russischen Kriegsschiffen Zarewna und Kormiloff nach Friedrichsort entgegen. Um 9 Uhr 50 Minuten passirten Polarsten und Zarewna Friedrichsort. Alle in dem Hafen befindlichen Kriegsschiffe - es sind dies nicht weniger als zweiundzwanzig - setzten nach neun Uhr die russische Flagge in Großtop. Die Kieler Föhrde bietet ein imposantes Bild. Von den genannten Fahrzeugen bilden 13 eine lange Kette, welche sich inmitten des Stromes, von der Seeburg bis über Bellevue hinaus erstreckt und durch die Kaiseryacht eröffnet wird. Es folgen dann die Panzerschiffe Beowulf, Oldenburg, Bayern, Baden, ferner Friedrich Karl, Kronprinz, Deutschland und Friedrich der Große, endlich die Kreuzer=Korvette Prinzeß Wilhelm und die Schulschiffe Stosch, Gneisenau und Nixe. Diesseits dieser Kette bilden von der Wasser=Allee der Transportdampfer Pelikan, die Avisos Blitz, als Torpedoflottillen=Flaggschiff, Zieten, Wacht und Greif eine zweite Linie. - Um 10 Uhr 45 Minuten liefen Hohenzollern, Polarstern, Zarewna, Korniloff und Wacht unter donnerndem Salut der Flotte in den Hafen von Kiel ein. Um 10 1/2 Uhr begaben sich die beiden Kaiser nach der Barbarossa=Brücke und von da in das königliche Schloß, wo großer Empfang stattfand. Bei der Barbarossa=Brücke wurde die Ehrenwache von dem Infanterieregiment Herzog von Holstein (Holsteinisches) Nr. 85, im Schloßhofe von dem 1. Seebataillon gestellt. Wie man es bei den Reisen des Zaren gewohnt ist, sind auch diesmal wieder Abweichungen von dem ursprünglich festgesetzten Plan erfolgt. In theilweisem Widerspruch zu vorstehenden Angaben wird uns gemeldet: Der Zar ist nicht in der Nacht, sondern bereits gestern Abend um 9 1/2 Uhr abgereist, und traf daher auf der Kieler Außenrehde schon um 6 1/2 Uhr heute Morgen ein, wo die russischen Schiffe sich vor Anker legten, bis die Hohenzollern in Sicht war. Die Ankunft des Kaisers Alexanders hat Absperrungen mit sich gebracht, wie sie die Stadt Kiel noch nicht gesehen hat. Sämmtliche Straßenzüge, welche zum Schloß und Kriegshafen führen, wurden durch Infanterie und Marine besetzt gehalten, und zwar auf weite Entfernungen hin. Auf der Brücke selbst hatten angesichts der Landung der Monarchen Graf Schuwaloff, der Staatssekretär von Marschall und Graf Waldersee als kommandirender General des 9. Armeekorps, welcher dem Zaren den Rapport überreichte, Aufstellung genommen. Im Schlosse fand großer Empfang statt; daselbst hatten sich die nicht an Bord befindlichen Marineoffiziere der Oberpräsident von Steinmann, der Bürgermeister von Kiel, Lorey, Contreadmiral Reiche eingefunden. Um 10 1/2 Uhr war die Hohenzollern vom Hafen aus in Sicht, welche mit der gesamten Torpedoflotille die russischen Schiffe am Leuchtthurm erwartet hatte. Die Hohenzollern drehte bei und die russische Yacht und die übrigen Schiffe folgten ihr in Kiellinie in sehr langsamer Fahrt. Der Polarstern führte die deutsche Flagge am Vortopp und die Zarenstandarte am Großtopp, die Hohenzollern die russische Flagge am Vortopp und die deutsche Kaiserstandarte am Großtopp. Bei der Vorbeifahrt salutirten sämmtliche Schiffe durch das Lösen ihrer Geschütze. Die Mannschaften der deutschen Kriegsschiffe, welche über Topp geflaggt hatten, befanden sich in den Wanten, Raaen und Reelings. Die Hohenzollern und der polarstem füllten den von den Flaggschiffen ertönenden russischen Nationalhymne bis zum Schiffsjungen=Schulschiff Nixe, wo die Hohenzollern den Ehrendienst an Polarstern abgab. Nach der Einfahrt lagen der Polarstern, die Hohenzollern und die Zarewna in Höhe der Barbarossa Brücke, welche als einigen Schmuck die deutsche und russische Flagge zeigten. Die letztere wurde beim Hissen vom Panzerschiff Bayern salutirt. Der Kaiser von Rußland begab sich um 10 3/4 Uhr an Bord des Hohenzollern, um dem Kaiser Wilhelm einen Besuch abzustatten. Kaiser Alexander verweilte daselbst 20 Minuten. Um 11 1/4 Uhr erwiederte Kaiser Wilhelm den Besuch auf dem Polarstern. Bei dem Besuch auf der Hohenzollern begrüßte Kaiser Wilhelm den Zaren an der Steuerbordtreppe. Beide Kaiser umarmten und küßten sich drei Mal. Kaiser Alexander trug die Uniform des Alexander Regiments, Kaiser Wilhelm diejenige seines russischen Regiments. Auch bei dem Besuch des deutschen Kaisers auf dem Polarstern war die Begrüßung der Majestäten sehr herzlich. Um 11 3/4 Uhr fuhren beide Majestäten auf dem blauen Kaiserboote nach der Barbarossabrücke und begaben sich in lebhaftem Gespräch durch den Schloßgarten nach dem Schlosse. Es folgte die übliche Vorstellung der Gefolge, daß Abschreiten der Ehrenkompagnie und ein Parademarsch. Später fand ein Frühstück statt, welchem sich der Besuch der Monarchen auf einigen Kriegsschiffen anschloß. Dienstag Abend um sieben Uhr findet ein Diner im Schlosse statt. In Friedrichsort hatten Mannschaften am Strande Paradeaufstellung genommen. Das Verhältniß zwischen den beiden Kaisern ist ein sehr intimes. Nach dem Frühstück saß Kaiser Wilhelm auf einem Fensterbrett, der Zar stand vor ihm. Während des Frühstücks wurde viel gelacht und gescherzt, namentlich zeigte sich der sonst ziemlich einsilbige Zarewitsch sehr gesprächig und witzig. In Holtenau bei der Canal=Besichtigung kletterten beide Monarchen über Hindernisse hinweg; der Zar äußerte bewundernd: c'est magnifique. Bei der Frühstückstafel im königlichen Schlosse saß zur Rechten des Kaiser Wilhelm der Zar, zur Linken der Großfürst Thronfolger. Beide Majestäten tranken einander in herzlichster Weise zu. Die Unterhaltung war außerordentlich lebhaft. Um 7 Uhr Abends fand im königlichen Schlosse ein Diner von 60 Gedecken statt. Kaiser Wilhelm hat den Zar als Admiral à la suite der deutschen Marine gestellt.
Kaiser Wilhelm nahm nunmehr definitiv die Einladung der Königin, auch in diesem Sommer nach England zu kommen, an, und wird zur Regatta in Cowes am 2. August eintreffen.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 45 Seite 6]Am Freitag proclamirte Kaiser Wilhelm die Verlobung des Thronfolgers von Rumänien, Prinzen Ferdinand, mit der Prinzessin Marie von Edinburgh. Prinz Ferdinand von Hohenzollern, der zweite Sohn des ältesten Bruders des Königs von Rumänien wurde nach Verzicht seines älteren Bruders auf die Thronfolge in Rumänien am 18. März 1889 zum Kronprinzen proclamirt. Er ist am 24. August 1865 geboren, während seine Braut Mai am 29. Oktober 1875 geboren ist, als zweites Kind des Prinzen Alfred, zweiten Sohnes der Königin Victoria von England und der Großfürstin Maria von Rußland, einzigen Tochter Alexanders II.
Die vielfach angezweifelte Nachricht, daß der gegenwärtige deutsche Botschafter beim russischen Hof, General v. Schweinitz, in nächster Zeit von diesem Posten zurücktreten und überhaupt aus der diplomatischen Laufbahn ausscheiden werde, wird jetzt von St. Petersburg aus bestätigt.
Mit dem am 15. Juni von Hamburg abgehenden Dampfer werden die ersten 6 deutschen Ansiedlerfamilien nach Deutsch=Südwestafrika abgehen. In Walfischbai wird die Schutztruppe dafür sorgen, daß dieselben den beschwerlichen Weg von der Küste bis Klein=Windhork ungefährdet zurücklegen können. Dort sollen vorläufig 40-50 Heimstätten ausgetheilt werden. Von den zur Durchführung der Besiedelung Klein=Windhorks erforderlichen 100 000 Mk. wurden bereits 700 000 Mk. durch Zeichnung von Antheilscheinen in Berlin aufgebracht.
Ueber den Unfall, der dem Kaiser gelegentlich seines Besuchs beim Grafen Dohna bei einer Wagenfahrt zugestoßen ist, werden nachträglich noch Einzelheiten berichtet, die die Lage in der sich der Kaiser dabei befunden hat, als eine wirklich gefahrvolle erscheinen lassen. Die "Kolbeger Zeitung" schreibt darüber: Der Kaiser hatte gelegentlich seines vorjährigen Besuches beim Grafen Dohna den Wunsch geäußert, bei seinem diesjährigen Besuch eine Fahrt mit dem Viererzug der prächtigen Rappen des Grafen Dohna zu machen. Graf Dohna hatte in Folge dessen vier edle Tiere ausgesucht und im vergangenen Winter selbst eingefahren; der Graf ist bekanntlich einer der ausgezeichnetsten Herrenfahrer der Monarchie. Die Thiere waren so eingefahren, daß sie der leisesten Parade gehorchten. Auf dem Weg nach Pröckelwitz wurde eine kleine Ortschaft passiert, an deren Eingang sich die Bewohner so aufgestellt hatten, daß Sie von dem herankommenden Gefährt, in dem sich der Kaiser befand, nicht sofort wahrgenommen werden konnten. Als dieses in die Dorfstraße einbog, schrieen die Leute Hurra, außerdem wurde eine Fahne in den deutschen Farben hin und her geschwenkt. Das kam den Vorderpferden so überraschend, daß sie auf der Stelle parierten und kerzengerade in die Höhe stiegen. Hierbei sprang das Querstück, mit dem die Sielen der Vorderpferde an der Deichsel des Wagens befestigt waren, aus dem Haken und schlug den Vorderpferden auf die Fesselgelenke. Die geängstigten Tiere wurden nun erst recht wild und stürzten nach vorne, um das Querstück los zu werden; sie hätten unfehlbar die dicht vor den Wagen gespannten Rappen mitgerissen, wenn es dem Grafen Dohna im kritischsten Moment nicht gelungen wäre, die Leine der Vorderpferde zu lösen und durchgleiten zu lassen. Nichtsdestoweniger wollten nun auch die beiden Stangenpferde den davonrasenden Vorderpferden nacheilen. Graf Dohna ließ sie eine Weile rennen, parierte dann und brachte die Köpfe glücklich herum. Ueber zwei Gräben und durch einen Staketenzaun hindurch ging dann noch die wilde Fahrt, erst kurz vor einigen Eggen mit nach oben gerichteten Zinken vermochte Graf Dohna die Kraft der Rappen zu brechen. Der Kaiser verlor während der Fahrt keinen Moment seine Ruhe. Bleich und mit zusammengekniffenen Lippen saß er auf dem Bock neben dem Grafen Dohna. Auch nachdem das Gefährt hielt, sprach der Kaiser kein Wort, er dankte dem Grafen Dohna für seine Geistesgegenwart und Geschicklichkeit durch einen stummen Händedruck. Der Rest der Fahrt bis Pröckelwitz wurde im Schritt zurückgelegt. Nach seiner Ankunft zog sich der Kaiser in seine Gemächer zurück. Das Diner fand in kleinem Kreis statt, bei demselben wurde kein Wort gewechselt; der Kaiser verhielt sich völlig teilnahmslos und sprach auch den Gerichten der Tafel nur wenig zu. Theilnehmer an dem Diner bezeichnen die Situation bei Tisch als eine geradezu beängstigende. Der Eindruck des Geschehnisses lastete auf allen Gemütern und so war es für alle eine Erlösung, als der Kaiser das Zeichen zum Aufbruch von der Tafel gab und sich zur Ruhe in sein Schlafzimmer zurückzog. Am andern Morgen hatte sich der Kaiser von den Eindrücken der Gefahr in der er sich befunden hatte, sichtlich erholt und sprach wieder freundlich, als wenn nichts gewesen mit seiner Umgebung.
- In der Brunnenstraße zu Schwerin hat sich, wie den "M. N." mitgetheilt wird, kürzlich ein unliebsamer Vorfall abgespielt. Bei Gelegenheit einer dortigen Hochzeit ist der Posten vor der Caserne des 3. Bataillons Grenadier=Regiments Nr. 89 von den Hochzeitsgästen in grober Weise insultirt worden. Die Wache hat hierauf den Officier du jour herbeigerufen und dieser sich mit mehreren Grenadieren nach dem Hochzeitshause begeben, um die Namen der Thäter festzustellen. Demselben wurde jedoch jede Auskunft verweigert. Derselbe hat sodann den Hochzeitsgeber aufgesucht zwecks Feststellung der betreffenden Personen. Aber auch dieser verweigerte alle Auskunft und ist darauf von dem Militärpiquet verhaftet und der Polizei behufs Auskunftertheilung zugeführt worden. Nur der Ruhe, Besonnenheit und dem in jeder Hinsicht einwandfreien Verhalten der betheiligten Militärpersonen ist es zu danken, wenn größeres Unheil verhütet wurde und die Skandalmacher ohne Schaden an Leib und Leben davongekommen sind.
- Die 21. Versammlung deutscher Forstmänner findet vom 22. bis 26. August in Stettin statt.
- Jede der jungen Damen, welche am Dienstag nach dem Neuen Palais in Potsdam zu der jungen Königin der Niederlande geladen waren, hat zum Andenken einen goldenen Ring mit einem Edelstein, in dem das Datum des betr. Tages eingegraben war, und das Werk eines Dichters erhalten.
- Die Hochzeit des Grafen Herbert Bismarck mit der Gräfin Hoyos findet, wie nunmehr bestimmt ist, am 21. Juni in Wien im Palais des Grafen Palffy, des Onkels der Braut, statt. Fürst Bismarck wird an der Feier theilnehmen.
- Fürst Bismarck über die Sonntagsruhe. Bei Gelegenheit der Besichtigung der industriellen Anlagen im Sachsenwalde bei Friedrichsruh traf ein Hamburger Fabrikant kürzlich unerwartet den Fürsten Bismarck, und es kam in dem Zwiegespräch die Sonntagsruhe zur Sprache. Der ehemalige Reichskanzler bemerkte bei diesem Zusammentreffen nach der W. Z. etwa folgendes: Dieses Gesetz will mir garnicht behagen, denn ich komme dabei mit meinem Gewissen in Konflikt. Ich führe nur einen Fall an: Ich reite an einem guten Sonntag Morgen durch die Felder und freue mich über den Stand der Saaten. Da erblicke ich nun in der Ferne einen fleißigen Arbeiter, der sein kleines Stück Land zum Nutzen seiner Familie bestellt. Das Gesetz schreibt vor: Die Arbeit ist am Sonntag gesetzlich verboten, und als Gutsherr bin ich von Rechtswegen verpflichtet, den Mann zur Anzeige zu bringen oder ihm die Arbeit zu verbieten. Die Folgen kann man sich ja allein denken: der Mann kehrt ärgerlich heim, die Frau will es ihm kaum glauben, daß er nicht das Recht hat, auf seinem gepachteten Stück Land, wie es doch seit alten Zeiten Sitte gewesen, zu arbeiten. Der Mißmuth steigt in dem Manne auf, und er begiebt sich in den "Krug". Der Sonntag ist den Leuten durch das rigorose Gesetz verdorben. - Ob das nun die richtige Heilighaltung des Sonntags ist, muß doch sehr bezweifelt werden. Wenn ich als Gutsherr mir die Sache richtig überlege, so werde ich bei einem Ritt durch die Felder, wenn ich einen Sonntagsarbeiter sehe - eben ihn nicht sehen, sondern ich wende mein Pferd und eile von dannen, um den arbeitsamen fleißigen Tagelöhner nicht in Ungelegenheiten zu bringen, denn es würde noch weit schlimmer sein, wenn ich den Mann in Konflikt mit sich selbst brächte, und ich würde vielleicht zur Zerstörung seines bisher ungetrübten Familienglücks beigetragen haben, wenn ich ihm die Sonntagsarbeit auf dem eigenen Stück Land, das ihm die Nahrungsmittel für das Jahr liefern soll, verbiete.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 45 Seite 7] "Geschlechtliche Hörigkeit." In einer Fachzeitschrift giebt der bekannte Seelenarzt Dr. Krafft=Elbing ausführliche Darlegung über eine Verirrung, die er als "geschlechtliche Hörigkeit" bezeichnet, Ausführungen, die das Interesse weiterer Kreise in hohem Maaße erwecken und unterhalten werden. Unter dieser neuen Benennung versteht der Verfasser eine Abhängigkeit des einen Geschlechts von dem anderen, die jenes Maaß übersteigt, das durch Gesetz, Sitte und Gewohnheit festgestellt ist. Ein Mann, der sein ganzes Vermögen bis auf den letzten Rest für die Geliebte verschwendet, ein Weib, das sich abarbeitet, "um einen faulenzenden Mann zu erhalten", sind Vertreter dieser in regelwidrige Abhängigkeit gerathenen Individuen. Diese "geschlechtliche Hörigkeit" ist von Seite des Weibes entschieden häufiger als von der des Mannes. Schon Jean Paul sagt: "Wenn ein Weib liebt, liebt es in einem fort, ein Mann hat dazwischen zu thun. Deshalb wächst die Wichtigkeit des Mannes für die Frau in's Ungeheuere." Es fehlt auch im alltäglichen Leben nicht an Typen der "Hörigkeit" unter den Geschlechtern. "Der Mitgiftjäger, der sich hohe Summen dafür bezahlen läßt, die leicht geschaffenen Traumbilder einer Jungfrau über ihn zu zerstören, der goldverschnürte Krieger, der Soldat in der Küche, dessen Liebe die Köchin mit Gegenliebe unter Zugabe von Sättigungsmitteln aufwiegt, der Geselle, der die Ersparnisse der Meisterin, die er geheiratet hat, vertrinkt, und der rohe Mensch, der die Frau mit Schlägen zwingt, täglich eine bestimmte Summe für ihn zu verdienen, der Ungetreue, den das Weib oft noch fortfährt zu lieben, da es ihr, auch vom falschen Herzen sich loszureißen, schwer fällt, das Alles sind nur einige von den vielen unzähligen Formen der Hörigkeit, zu welcher das Weib von seinem mächtigen Liebesbedürfniß so leicht gezwungen wird." An diese schließt sich das Verbrechen, zu dem das in "geschlechtlicher Hörigkeit stehende" Weib vom Manne leicht gebracht werden kann. Und gerade auf den letzteren Punkt will der Verfasser besonders aufmerksam machen, indem er die Hörigkeit bei Beurtheilung solcher Verbrechen als besonderen Milderungsgrund aufzufassen empfiehlt. Keineswegs dürfte es aber angehen, die Hörigkeit der Geschlechter als eine Art von Geistesstörung aufzufassen, sondern als eine jener Besonderheiten des Menschen, welche das Interesse des Richters, des Seelsorgers, des Arztes und Aller, die es angeht, in hohem Grade fesseln.
- Ein neuer Sport - auch eine Art Rennsport - ist von den Engländern jetzt eben erfunden: der Uhrensport. Die Sache ist die: Der Starter zieht sämmtliche Uhren auf, die man ihm anvertraut, stellt sie genau auf dieselbe Zeit und legt sie in einen Glasschrank. Dann wird gewettet; der Gewinner ist derjenige, dessen Uhr nach Verlauf einer bestimmten, vorher festgesetzten Anzahl von Stunden am meisten vorgeht. Man kann die Geschichte aber auch noch anders anfangen. Die aufgezogenen und richtig gestellten Uhren werden nämlich in ein Zimmer=Aquarium gelegt. Nach Verlauf einer bestimmten Zeit nimmt man sie wieder heraus, und die Uhr, die zuletzt stehen geblieben ist, erhält den Siegespreis.
- Eines der großartigsten Geschenke, die dem dänischen Königspaare bei seiner goldenen Hochzeit dargebracht wurden, bildet die von den dänischen Gutsbesitzern gestiftete Gabe. Sie besteht aus einem kolossalen silbernen Tafelaufsatz nebst dazugehörigen zwei kleinen Seitengruppen und einem Paar Kandelaber. Dieser Tafelaufsatz ist die größte Silberarbeit, die jemals in Dänemark ausgeführt worden ist. Die Hauptgruppe ist zwei Meter lang, die Seitengruppe jede ein Meter. Das Gewicht der Hauptgruppe ist 80 Kgr., das der Kandelaber 53 Kgr. Da die Seitengruppen 60 Kgr. wiegen werden, ergiebt sich ein Silbergewicht von 193 Kgr.
- Am Mittwoch hat König Christian IX. von Dänemark zahlreiche Abordnungen aus dem ganzen Lande empfangen, die ihm und seiner Gemahlin zum goldenen Hochzeitsfest u. a. die Mittel für ein National=Denkmal überbracht haben. 80 000 Schulkinder haben einen goldenen Kranz überreicht. Am gleichen Tage hat der König den Prinzen Albert von Schleswig=Holstein Glücksburg, welcher die Glückwünsche Kaiser Wilhelms und dessen Geschenk, einen prachtvollen Kronleuchter überbracht hat, sowie den Erzherzog Friedrich als Vertreter des Kaisers von Oesterreich empfangen. Die Abordnung des Thüringischen Ulanen=Regiments Nr. 6 überreichte ein Gemälde, welches das Regiment zu Pferde darstellt. Hofkapellmeister Lassen aus Weimar hatte eigenhändig geschriebene Lieder=Kompositionen geschickt. Am Abend fand im kgl. Schloß ein großes Festmahl statt, die Stadt Kopenhagen war herrlich geschmückt und glänzend beleuchtet. Am Vorabend des Festes am Dienstag, hatte der russische Kaiser durch seine verfrühte Ankunft eine erheiternde Verwirrung hervorgerufen, da Niemand da war, ihn zu empfangen, so daß sich der Zar allein nach dem Schlosse begeben mußte.
- Die Kopenhagener Festlichkeiten zu Ehren des dänischen Königspaares haben am Himmelfahrtstage ihren Höhepunkt erreicht. Nach den jetzt vorliegenden Berichten sind sie außerordentlich glänzend gewesen; das greise Jubelpaar hat von allen Seiten von den fürstlichen Gästen wie von seinen Unterthanen Beweise wärmster Zuneigung und Anhänglichkeit empfangen, für die König Christian in der Schloßkirche in seiner Antwort auf die Ansprache des Oberpräsidenten herzlich gedankt hat.
- Auf Schloß Arenenberg bei Konstanz ist die frühere Kaiserin Eugenie, der bekanntlich jene schöne Besitzung gehört, am Dienstag eingetroffen, um dort, wie alljährlich, den Todestag (11. Juni) ihres bekanntlich unter den Speeren der Zulukaffern gefallenen Sohnes, des Louis Napoleon, in der Stille zu begehen. Die einst so schöne Frau ist außerordentlich gealtert und schwach geworden.
- Die schwarzen Pocken, die gegenwärtig an der französischen Grenze in der Gegend von Saarbrücken und Trier verbreitet sind, hat am Donnerstag ein aus Frankreich kommendes Kanalschiff in der Nähe der erstgenannten Stadt gebracht. Die Frau des Schiffers ist an ihnen erkrankt angelangt. zur Verhinderung weiterer Verbreitung liegt das Schiff unter .polizeilicher Aufsicht vor Saarbrücken.
- Die großen Städte Europas werden seit dem 20. Februar von einer amerikanischen Reisegesellschaft beglückt, die aus nicht weniger als 50 Millionären besteht, kürzlich in Dresden eingetroffen war und gegenwärtig in Berlin weilt. Sie fahren auf einem eigenen Bahnzug, der natürlich aufs kostbarste eingerichtet ist; in Dresden trafen sie aus Nürnberg ein und wollen jetzt noch Frankfurt, Köln, Amsterdam, den Haag, Rotterdam, Antwerpen, Brüssel, London, Windsor und Paris besuchen.
- In Bremen vollendete am Sonntag der älteste Bürger, der Privatmann Diedrich Vollers, in körperlicher und geistiger Frische sein hundertstes Lebensjahr. Leider sollte es dem Greise nicht zu theil werden, seinen hundertsten Geburtstag in ungetrübter Freude zu verleben, denn als ihm ein Ständchen gebracht wurde, wurde sein Schwiegersohn, der 69jährige Kahnschiffer Heinrich Schierenbeck, wahrscheinlich infolge innerer Erregung, vom Schlage gerührt und war sofort tot. Damit hatte die Feier einen Abschluß gefunden.
- Hervorragende Marschleistung. Die Sekondelieutenants v. Kaweczinsky und v. Espinol vom 28. Infanterie=Regiment gingen am 10. und 11. Mai zu Fuß von Bonn nach Wiesbaden, und zwar über Godesberg, Andernach, Koblenz, Ehrenbreitstein, Ems, Nassau und Holzhausen an der Heide. In der Nacht zum 10. Mai marschierten sie nachts 12 Uhr von Bonn ab und kamen am 11. Mai, 11 Uhr vormittags, also in ungefähr 37 Stunden, in Wiesbaden an. Die Länge des Weges beträgt 150 km, wovon am ersten Tage, von 12 Uhr nachts bis 8 Uhr abends, ungefähr 102 km bis Holzhausen an der Heide zurückgelegt wurden. Der Weg von Nassau an ist ungemein anstrengend, weil das Land sehr bergig ist. Am zweiten Tage wurde von 4 Uhr morgens bis 11 Uhr vormittags der Rest zurückgelegt. Die Rückkehr erfolgte mit der Bahn. Beide Offiziere nahmen frisch und munter am 12. Mai am Bataillons=Exerzieren auf dem Venusberge theil.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 45 Seite 8]- Die Untersuchung des Magens mittelst electrischen Lichtes. Auf dem XI. Kongreß für innere Medizin zu Leipzig ist von Herrn Heryng aus Warschau eine die Untersuchung des Magens betreffende Demonstration vorgeführt worden. Derselbe hat eine electrische Glühlampe konstruirt, die mittelst einer elastischen Sonde in den vorher mit Wasser gefüllten Magen eingeführt werden kann und dann bewirkt, daß man den beleuchtete Magen durch die Bauchdecken hindurch sieht und so untersuchen kann.
- Als Mittel gegen Druse empfiehlt die "Landw. Thierzucht" das Verfahren, welches in den ostpreußischen Gestüten gegen diesen bei der Aufzucht der Pferde, namentlich im Jährlingsstall so gefürchteten Feind mit bestem Erfolg angewendet wird und in weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient. Man besprenge etwa 8 Scheffel Hafer mit einem Liter gereinigten französischem Terpentin, der in den meisten Apotheken zu bekommen ist, mischt den Hafer gut damit durch und verfüttert ihn an die Jährlinge, die sich sehr bald an den Terpentingeschmack gewöhnen und entweder die Druse gar nicht bekommen oder nur in sehr milder Form durchzumachen haben. Die geringen Kosten dieses Mittels, das sich in großen preußischen Gestüten glänzend bewährt haben soll, lassen wenigstens einen Versuch damit auch anderwärts rathsam erscheinen.
- Das Magnesiumlicht hat neuerdings einen recht gefährlichen Konkurrenten in dem Aluminiumlicht erhalten. Das in Bandform ausgewalzte Aluminium brennt nämlich mit sehr heller Flamme, und wenn auch diese Flamme nicht ganz die Helligkeit des Magnesiumlichtes erreicht, so hat das Aluminiumlicht doch vor dem Magnesium den großen Vortheil, daß es rauchlos verbrennt. Da es außerdem billiger ist und die chemische Wirksamkeit des Aluminiumlichtes der des Magnesiumlichtes gleichkommen soll, es also auch als Lichtquelle beim Photographiren brauchbar ist, so dürften die Tage des Magnesiumlichtes gezählt sein.
- Vom Londoner Straßenleben. Während nach den amtlichen Listen auf allen Bahnen Großbritanniens innerhalb des letzten Jahres nicht mehr als 5 Personen aus dem reisenden Publikum durch Eisenbahnunfälle ums Leben gekommen sind, wurden nach statistischen Angaben, welche die englischen Blätter veröffentlichen, in den Straßen von London 147 Personen durch Unfälle infolge des Straßenverkehrs getötet und weitere 5784 verletzt. Der Minister des Innern ist dringend ersucht, Schritte zu besserer Regelung des Verkehrs in den Straßen der Hauptstadt zu ergreifen.
- Bei der jährlichen Wettfahrt des New Thames Yacht Club siegte die Yacht des deutschen Kaisers, "Meteor". 20 engl. Meilen weit war ihr erst die "Iverna" voran, darauf aber segelte der "Meteor" so glänzend, daß er niemals seine Aussichten verlor. Die kaiserliche Yacht kam 1 1/2 Minuten früher als jede andere am Ziele an.
- Unter donnerartigem Krachen stürzte in Poßnitz in Schlesien das Schulgebäude ein. Die sämtlichen Klassenräume waren glücklicherweise leer.
- Vor Kurzem wurde aus Frankfurt a. M. berichtet, daß der Stadtreisende einer dortigen Papierhandlung nach Amerika abgereist sei, um eine Erbschaft von 4 Millionen Dollars anzutreten. Nachträglich wird bekannt, daß der Mann, ohne daß jemand eine Ahnung davon hatte, schon vorher von einem in der Pfalz verstorbenen Onkel 1 1/2 Mill. Mark geerbt hatte. Er behielt trotzdem seine bisherige Stellung bei und machte keinerlei besonderen Aufwand, so daß niemand in ihm einen reichen Mann vermuthete.
- Bei einem Brande am sogenannten Lingenberg in Schwarzach (Baden) kamen vier Knaben im Alter von 7 bis 14 Jahren ums Leben. Der Vater hatte die Knaben, die in Giebelkammern schliefen, geweckt und dann die jüngeren Geschwister in Sicherheit gebracht. Sodann band er das Vieh los. Als das nur gering versicherte Anwesen bereits völlig in Flammen stand, wurden die armen Knaben vermißt, die in den Flammen einen schrecklichen Tod gefunden haben.
- Zur Ueberschwemmung im Mississippi=Gebiet wird noch gemeldet, daß der Schaden, welchen die Fluten in der Gegend zwischen Kansas und New=Orleans angerichtet haben, auf fünfzig Millionen Dollars geschätzt wird.
- Ein sorgsamer Korrespondent. Der Postmeister eines kleinen sächsischen Marktfleckens wird des nachts durch wiederholtes heftiges Schellen aus dem Schlafe geweckt. In der Meinung, es werde jemand Extrapost begehren, springt er eilends vom Lager auf, öffnet das Fenster und späht hinaus. "Wer ist denn unten? - "Ich bins, Herr Postmeister!" - "Zum Teufel, wer ist der ich?" - "Nun, der Christlieb, der Butterfrau von Rörsdorf ihr Sohn." - "Was solls denn?" - "Ich wollte Sie blos sagen, daß ich eben einen Brief in Ihren Briefkasten gesteckt habe!"
- In Hannover hat am 30. Mai cr. die im Jahr 1878 errichtete erste "Deutsche Militärdienst=Versicherungs=Anstalt in Hannover" die Police Nr. 200 000 erledigt. Der beste Beweis für den allseitigen Anklang, den diese Anstalt im ganzen Deutschen Reiche gefunden hat.
- Am Sonntag ist in Braunschweig im Alter von 84 Jahren die einzige Ehrenbürgerin der Stadt Braunschweig, Frl. Louise Löbbecke, gestorben, eine Dame, deren ganzes Leben ausschließlich dem Wohlthun und der Förderung gemeinnütziger Zwecke gewidmet war.
- Bei dem im Sommer so häufig durstigen Wetter sei Feld= und Gartenarbeitern vor Allem schwarzer kalter Kaffee zum Trinken empfohlen; wenige Schluck genügen, um starken Durst zu löschen. Auch saure Milch oder mit einigen Tropfen Salzsäure versetztes Wasser gelten als gute durststillende Mittel. Wer bei Wärme arbeitet, soll keinen Durst leiden, denn letztere ist eine Mahnung des Körpers um Ersatz für Ausdünstung. Wer diese Mahnung nicht beobachtet, der kann leicht von dem sogenannten Sonnenstich befallen werden.
- In Aussee wurde am Mittwoch auf Anordnung des Bezirksgerichtes an einer aus New=York eingetroffenen Dame exekutivisch die Wegnahme eines Kindes vollzogen.
- Der Streik der Durhamer Bergleute hat soeben nach zwölfwöchiger Dauer sein Ende erreicht, nachdem der Bischof vermittelnd eingetreten war. Die Arbeiter hatten sich schon früher bereit erklärt, eine allgemeine Lohnreduction von 10 pCt. anzunehmen, wozu nun auch die Grubenbesitzer ihre Zustimmung gegeben haben.
- Ein furchtbarer Brand zerstörte in Moskau 3 Straßen mit 80 großen Häusern; der Schaden ist bedeutend. Der Generalgouverneur Großfürst Sergius Alexandrowitsch leitete persönlich die Rettungsarbeiten.
- Schufle, Bonaparte! Im Luzerner "Vaterland" wird erzählt: Einer von der alten Garde starb dieser Tage in Oesingen (Solothurn): Franz Joseph Cartier, gewesener Hauptmann bei der Artillerie. Er war 91 Jahre alt. Als er Hauptmann in der Kaserne zu Thun war, stand auch der spätere französische Kaiser Napoleon III. als Lieutenant unter ihm. Als die Schanzen gemacht wurden und der junge Lieutenant sich nicht recht ins Zeug legen wollte, trat unser Hauptmann zu ihm, klopfte ihm auf die Schulter und sprach: "Alloh! Schufle, Bonaparte, schufle!"
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