[ => Original lesen: 1892 Nr. 37 Seite 1] Der Gesundheitszustand des Kaisers ist erfreulicherweise jetzt wieder der allerbeste; bei der Besichtigung, welche der Monarch über das erste Garde=Regiment zu Fuß und über das Garde=Husaren=Regiment in Potsdam abhielt, zeigte sich derselbe als brillanter Reiter und ging mit den Husaren in schuldigster Weise vor.
Kaiser Wilhelm wird am 13. d. M. nach Stettin und von da nach Danzig und Rominte reisen. Die Rückkehr des Monarchen wird gegen Ende Mai zu den Paraden erwartet.
Der Kronprinz Wilhelm vollendete am Freitag, am 6. Mai, sein 10. Lebensjahr und trat damit nach altem Brauch des Hohenzollernhauses an diesem Tage als Lieutenant in das 1. Garderegiment z. F. in Potsdam ein. Zur Feier dieses Ereignisses fand vormittags im Lustgarten zu Potsdam Parade statt. Schon am Donnerstag am frühen Morgen sah man im Lustgarten in Potsdam den Kronprinzen mit der Leibkompagnie des 1. Garderegiments z. F. in der Uniform desselben Parademarsch üben.
Im Neuen Palais in Berlin wurde am Freitag der zehnte Geburtstag des Kronprinzen Wilhelm in festlicher Weise begangen. Um 9 Uhr war die Familie zu gemeinsamer Frühstückstafel vereint, bei welcher das Musikkorps der Gardejäger konzertirte. Mittags um 12 Uhr fand die Einweisung des Kronprinzen als Sekondelieutenant in das erste Garde=Regiment z. F. statt. - Bei der Paradeformation war der Kronprinz hinter den rechten Flügelunteroffizier getreten und defilirte als schließender Offizier hinter dem ersten Zuge. Nach dem Parademarsch versammelte der Kaiser das gesammte Offizierkorps des Regiments sowie die auswärtigen Militärattachès und stellte denselben den Kronprinzen vor, welcher jedem einzelnen Offizier die Hand reichte. Mit dem großen Tag des Eintritts in die Armee, der Tag, wo sich zum ersten Mal auf der jungen Brust der Stern und das Band des höchsten Ordenzeichens seines Hauses und des Staates zeigte, war für den Kronprinz auch der Tag der ersten langen Hosen angebrochen. Bisher hatte der Kronprinz gleich seinen jüngeren Brüdern Knabenkleidung in Gestalt einer Matrosenuniform mit losen Blousen und kurzen Beinkleidern getragen, selbst bei Gelegenheiten, wo er mit seinen kaiserlichen Eltern öffentlich erschien.
Der Reichsanzeiger theilt mit, daß der Kaiser dem Kronprinzen den Schwarzen Adlerorden verliehen hat.
Die preußische Eisenbahndirektion ist durch Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten wiederholt angewiesen worden, bei Beschaffungen von Hölzern für Eisenbahnzwecke in erster Linie die Verwendung inländischen Holzes ins Auge zu fassen. Nur soweit besondere Gründe vorliegen oder, wenn inländisches Holz in der erforderlichen Güte und in ausreichender Menge nicht oder doch nur zu höheren Preisen erlangt werden kann, ist auf ausländisches Holz zurückzugreifen.
Das preußische Staatsministerium sprach sich in seiner am Dienstag abgehaltenen Ministerial=Sitzung einstimmig gegen jedes Lotterie=Projekt zur Umgestaltung des Schloßplatzes aus. Trotzdem kann der Vater der Schloßplatz=Lotterie, Oberlandesgerichtsrath Kunze, das Verschönern nicht lassen, sondern hat dem Berliner Magistrat einen Vorschlag gemacht. Er sagt, patriotische Männer hätten ihm 1 1/2 Millionen zur Verschönerung des Schloßplatzes zur Verfügung gestellt, und diese Summe bietet er der Stadt an, damit Terassen an der Südseite des Schlosses errichtet werden.
Die "N. A. Ztg." hatte soeben die Meldung gebracht, daß bezüglich der für den Reichstag angekündigten Militärvorlage von den militärischen Autoritäten noch gar kein bestimmter Beschluß gefaßt sei. Die "Vossische Zeitung" will dagegen wissen, in militärischen Kreisen werde angenommen, der neue Entwurf werde eine Mehrbelastung des Reiches von etwa 60 Millionen jährlich erfordern.
Das kaiserliche statistische Amt veröffentlicht in dem neunten Heft der "Monatlichen Nachrichten über den auswärtigen Handel" zum erstenmal einen vierteljährlichen Nachweis über den Werth der Ein= und Ausfuhr im deutschen Zollgebiet. Derselbe betrifft das erste Vierteljahr dieses Jahres. Die Einfuhr stellte einen Werth von 1 128 277 000 Mk. dar, die Ausfuhr einen solchen von 826 682 000 Mk. Es sind also für über 300 Millionen Mark Waaren mehr eingeführt, als ausgeführt.
Aus Stuttgart wird gemeldet, daß die durch den Tod des Baron Fredericks erledigte Stelle eines russischen Gesandten am dortigen Hofe, dem Vernehmen nach nicht wieder besetzt werden soll. Ebenso gelte es als sicher, daß die Vertretung Württembergs am russischen Hofe eingehen und der Posten eines württembergischen Gesandten in Petersburg im nächsten Budget nicht mehr erscheinen werde. Bekanntlich sei diese Vertretung nur in Rücksicht auf die Königin Olga fortgeführt worden; seitdem Letztere Witwe geworden sei und in tiefster Zurückgezogenheit lebe, falle diese Rücksicht fort. Württemberg werde künftig nur noch in Wien und München Gesandten unterhalten.
Nach einer Meldung aus St. Petersburg hat die Regierung das Ausfuhrverbot für Hafer aus den Häfen von Reval, Riga und Libau aufgehoben.
Der Gesundheitszustand des zweiten Sohnes des Kaisers von Rußland, des Großfürsten Georg ist nach den neuesten Nachrichten sehr bedenklich; eine für die russischen Nationalfanatiker sehr unwillkommene Thatsache, da diese auf ihn gerade ihre Hoffnung für die Verwirklichung ihrer Träume gesetzt hatten, während der ältere Sohn, der Thronfolger, bei ihnen für einen Anhänger der ihnen verhaßten westeuropäischen Kultur gilt. Man glaubt, daß die Auflösung des schwindsüchtigen Prinzen Georg bald zu erwarten sei, und daß der Zar deshalb nicht nach Kopenhagen, sondern nach dem Kaukasus reisen werde.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 37 Seite 2]Der russische Minister des Auswärtigen, Herr von Giers, der eine Zeitlang schwer erkrankt war, ist nunmehr außer Gefahr.
Die Militärwerkstätten in Spandau haben nach beendigter Inventur in reichem Maße Aufträge für die Armee erhalten. In den technischen Instituten der Artillerie namentlich wird längere Zeit hindurch mit starkem Betriebe gearbeitet werden müssen.
Der Bau der sibirischen Bahn wird, wie aus St. Petersburg verlautet, trotzdem von vielen Seiten, besonders von französischen Finanzgruppen, diesbezügliche Anerbietungen gemacht worden sind, von der Krone selbst unternommen werden.
In Paris sind jetzt 357 Munizipalwahlen aus Städten und Hauptorten bekannt, von denen 257 republikanisch ausgefallen sind. 78 Hauptorte haben ausschließlich republikanische Gemeinderäte, in Narbonne ist der Gemeinderath ganz sozialistisch, 14 Orte haben ganz ultramontan gewählt.
Der nunmehr zwischen der Schweiz und Italien abgeschlossene Handelsvertrag ermäßigt eine, wenn auch nicht große Anzahl solcher Zollsätze beider Länder, die auch für Deutschland, das bekanntlich in beiden das Recht der Meistbegünstigung besitzt, von einiger Bedeutung sind.
Zu Beginn der nächsten Woche findet in Wien die Verhandlung über das österreichisch=ungarische Budget und Forderungen der Heeresverwaltungen statt. Es sollen nicht ganz unbeträchtliche Erhöhungen in Aussicht stehen.
Der dem bayrischen Landtage vorgelegte Militäretat für 1892/93 enthält neue Posten für die Zeltausrüstung der Truppen, die Beschaffung von Hunden bei den Jägerbataillonen und die Errichtung einer eigenen Druckerei des Kriegsministeriums.
Die Kaisermanöver für 1893 sollen, wie verlautet, zwischen dem 1. und 17. Armeekorps bei Thorn und Graudenz stattfinden. Es ist daher wahrscheinlich, daß der Kaiser Thorn während der Manöver gerade in der Zeit besucht, als vor hundert Jahren Graf Schwerin für das Königreich Preußen diese Stadt in Besitz nahm.
- Schönberg. In der Nacht vom 11. zum 12. Mai findet eine bei uns sichtbare, beinahe totale Mondfinsterniß statt. Die Verfinsterung dauert etwa von 10 Uhr bis 1 Uhr 20 Min.; 19/20 von dem Durchmesser der Mondscheibe wird bedeckt sein. Die größte Verfinsterung ist etwa 11 Uhr 40 Min.
Bei den Schießversuchen auf dem Krupp'schen Schießplatz in Meppen, die am 28. April d. J. in Gegenwart des Kaisers stattfanden und über die wir bereits berichteten, fiel, der K. Z. zufolge, von den Küstengeschützen eine 42 cm=Kanone in Vorderpivot=Lavette durch den außerordentlichen Umfang des Rohres auf. Dies Geschütz verfeuerte mit einer Ladung von 360 kg P. P. c. 182 Geschosse von 1000 kg Gewicht und ist das mächtigste der bis jetzt vorhandenen Geschütze. Weiter gelangte eine 30,5 cm Küstenkanone zur Vorstellung, die bei 30 Elevationen eine Schußweite von 16 651 m erzielte. Eine 24 cm=Kanone erreichte bei 45 Gr. Elevationen die Schußweite von 20 225 m und damit die größte Entfernung, bis zu welcher ein Geschoß bis heute überhaupt jemals gelangte.
Während der letzten Probefahrt des Panzerfahrzeugs "Beowulf" mit dem Kaiser an Bord wurde auf demselben anläßlich des Anschießens der Geschütze Versuche zur Ermittelung des Luftdrucks in der Nähe der Mündung auf lebende Wesen vorgenommen. Es wurden zu diesem Zwecke Kaninchen mitgeführt, welche frei auf Deck unter den Geschützröhren umherliefen. Beim Abfeuern eines Schusses brachen die Thiere sofort tot zusammen. Um auch die Wirkung des gewaltigen Luftdrucks auf den menschlichen Körper festzustellen, wurden Strohpuppen in der Nähe der Mündungen aufgestellt, welche nach jedem Schusse zerrissen. Die Geschütze sind langkalibrige 24 cm.=Ringkanonen mit einer Durschlagskraft von über 40 cm Panzer.
Für die eintägige Anwesenheit des Kaisers auf Schloß Halberg beim Freiherrn von Stumm wurden die Mahlzeiten, Weine etc. von einer großen Berliner Firma geliefert, die ihre Köche, sämmtliche Speisen und Weine dorthin sandte. Für den Versand wurden in Berlin besondere Wagen in den Eisenbahnzug eingestellt und man giebt die Kosten, welche diese außergewöhnlichen kulinarischen Genüsse verursachten, auf ca. 20,000 Mark an.
- Ein deutsches Ehepaar, das sich auf der Hochzeitsreise befand, nahm sich in Monte Carlo gemeinsam das Leben. Die Lebensmüden, die den größten Theil ihres Vermögens am Spieltisch verloren hatten, banden sich an den Ellbogen mit Tücher zusammen und sprangen dann ins Meer. Die Leichen wurden bereits gefundene die Namen der Selbstmörder konnten nicht festgestellt werden.
- In der badischen Ersten Kammer machte Hofrath Engler folgende Angaben über die Kraft des Rheines von Waldshut bis Mannheim. Dieselbe entspricht bei niedrigem Wasserstande 1 020 000 Pferdestärken, zu deren Erzeugung 160-180 Millionen Zentner Steinkohlen erforderlich wären. Baden aber verbrauchte für Maschinenbetrieb und Heizzwecke im Jahre 1890 nur etwa 26 1/2 Millionen Zentner. Danach könnte der Rhein sieben mal mehr Kraft liefern, als das Großherzogthum überhaupt verbraucht.
- In Eidelstedt bei Hamburg sprang eine Frau, namens Amanda Sievers mit ihrem einjährigen Knaben in einen Brunnen. Die Mutter erlitt schwere Verletzungen, das Kind wurde getötet.
- Zu Knappe in Belgien hat man einen Fabrikanten, der den Anarchisten Dynamit geliefert haben soll, verhaftet.
- Die "Barmer Zeitung" meldet, daß am Freitag aus dem Zuchthause zu Werden der Tagelöhner Heischeidt entlassen wurde, welcher durch Spruch des Schwurgerichts zu Elberfeld vom September 1887 wegen eines schweren Sittlichkeitsattentats zu sechs Jahren verurtheilt worden war. Der vorbestrafte Angeklagte hatte die That entschieden geleugnet, da aber die überfallene Frau ihn unter Eid als den Thäter bezeichnete, erfolgte die Verurtheilung. Jetzt ist durch Zeugenvernehmung sein Alibi nachgewiesen. Seit Januar 1888 hat er unschuldig im Zuchthause gesessen.
- Wie man aus Karlsbad mittheilt, war der Ort am 1. Mai bei Einweihung der Brunnen in eine vollständige Winterlandschaft verwandelt; bis 9 Uhr früh war starker Schneefall, welcher sich bis zum Erzgebirge hinzog. Die Bäume auf den Bergen waren völlig von Schnee bedeckt.
- Graf Herbert Bismarck, der sich noch bei den Eltern seiner Braut in Fiume aufhält, erhielt dorthin seitens Kaiser Wilhelm's nachstehendes Glückwunsch=Telegramm; "Besten Dank für freundliche Anzeige zur Verlobung sendet Wilhelm Imperator Rex." - Die von dem Bräutigam versandte Verlobungsanzeige hatte folgenden Wortlaut: "Fiume, 4. Mai 1892. Graf Herbert von Bismarck=Schönhausen beehrt sich seine Verlobung mit Gräfin Marguerite Hoyos, zweiten Tochter des Grafen Georg Hoyos anzuzeigen."
- Starker Schneefall im diesjährigen Wonnemonat wird aus mehreren Städten wie Berlin, Elberfeld, Kassel, Arolsen während der Nacht vom 5.-6. Mai gemeldet.
- Ein aufregender Vorfall spielte sich am Mittwoch abend im königlichen Schauspielhause zu Berlin ab. Es war kurz vor Beginn der Vorstellung, als ein im Parket sitzender Herr vom Schlage getroffen wurde und bald darauf verstarb.
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 37 Seite 3]Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 3 belegene Büdnerstelle c. p. des Maurergesellen Heinrich Kleinfeldt aus Lockwisch ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend den 14. Mai d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 24. Februar 1890.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Auf den Antrag der Vormünder der minderjährigen Kinder des verstorbenen Erbpächters Heinrich Roxin von Hufe Nr. 2 zu Roxin Abbau wird ein öffentlicher Bietungs=Termin angesetzt zur Verpachtung des Erbpachtgehöfts mit dem lebenden und einem Theil des todten Inventarium auf
den 30. Mai 1892,
Vormittags 11 Uhr,
an hiesiger Gerichtsstelle.
Das Gehöft und die Hufe mit dem Inventarium können nach Meldung bei dem Schulzen Roxin zu Roxin besichtigt werden, bei welchem auch vom 25. dieses Monats ab die Verpachtungsbedingungen zur Kenntnißnahme ausliegen werden.
Die Grundfläche des bezeichneten Bauerguts beträgt in früherem Landesmaaß 22 894 []R bonitirt zu 185 3/16 Scheffel, darunter 2094 []R unbrauchbar, 504 []R Weide bonitirt zu 113 Sch., 2096 []R Wiesen bon. zu 911 Fuder, 18 000[]R Acker bon. zu 1623 Sch., 200 []R Garten bon. zu 113 Sch. Die vorhandenen 7 Gebäude sind bei der Domanialbrandversicherungs=Anstalt zu 16 175 Mark versichert.
Grevesmühlen, den 4. April 1892.
Großherzogliches Amtsgericht.
Holz=Auction Nr. 32.
Am Montag, den 16. Mai Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf folgende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:
Aus dem Lenschower Tannen=Revier.
23 Stück tannen Kiepenhölzer,
127 Rmt. tannen Kluft,
75 Rmt. tannen Knüppel,
20 Rmt. Rodestämme,
2 Fuder eichen Pollholz.
Schönberg, den 9. Mai 1892.
Der Oberförster. C. Hottelet.
Steckbrief.
Wider den Knecht Hermann Schulz, geboren 10. März 1864 zu Deutsch=Westfalen (Westpreußen), zuletzt in Lüdersdorf, jetzt unbekannten Aufenthalts, welcher dringend verdächtig ist, am 3. Februar ds. Js. zu Mechow sich eines Hausfriedensbruchs und eines Dienstvergehens schuldig gemacht zu haben, ist der richterliche Haftbefehl erlassen.
Ich bitte um Vigilanz, ev. Ergreifung und sofortige Benachrichtigung.
Schönberg, den 7. Mai 1892.
Der Amtsanwalt.
v. Blücher.
Verloren 2 lederne Halfter vom Boye'schen Gasthause bis zum Petersberger Wege. Abzugeben gegen eine angemessene Belohnung beim Gastwirth Boye.
Eiserne
Garten-Möbel
empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Dem geehrten Publikum von Schönberg und der Umgegend mache ich die ergebene Anzeige, daß ich den bevorstehenden Jahrmarkt mit meinen
Conditorwaaren
besuchen werde und bitte um gütigen Zuspruch.
H. Dencker.
Bäcker u. Conditor.
aus Ratzeburg.
Gr. Siemzer Schweinegilde.
Sonntag, den 15. Mai, Nachmittags 2 Uhr, findet eine
außerordentliche Generalversammlung
im Vereinslocale statt. Die Mitglieder werden um recht rege Betheiligung ersucht.
Der Vorstand.
Carl Rahn
Schuhmachermeister
erlaubt sich sein überaus reichhaltiges Lager fertiger Damen-, Herren- und Kinderstiefel, sowie jedes andere Fusszeug in empfehlende Erinnerung zu bringen. Anfertigung nach Maass in kürzester Zeit sauber und zu billigstem Preis.
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für Damen, Herren und Kinder, angefertigt aus Leder eigener Fabrikation.
Frauenschönheit
ist eine Zierde, welche man nur erhält durch den Gebrauch der Lilienmilch-Seife von der Parfümerie Union, Berlin. Bewährtes Mittel gegen Sommersprossen etc.
á Stück 50 Pfg. zu haben bei
C. Schwedt.
Empfehle mich mit hochfeinen
magnum bonum, gelben Victoria= und Blumenkartoffeln.
W. Ihde, Grevesmühlen i/M.
In ca. 14 Tagen erwarte ich wieder eine größere Partie bester
böhmischer Braunkohlen
gleich ab Bahnhof zu liefern zu sehr billigen Preisen
Aug. Spehr.
Zum 24. Oktober wird zu Hof Warsow
ein Deputatknecht und
ein Hoftagelöhner
gesucht.
Zu Michaelis oder zum 24. October werden zu Hof Molzahn
3 Hoftagelöhner und
1 Deputatknecht
gesucht.
Röper.
Dr. med. Oeinck
Hals-, Nasen- u. Ohrenarzt
Lübeck, Breitestrasse 37.
Sprechstunden jetzt:
9 1/2-1 1/2 Uhr, Sonntags 9 1/2-10 1/2 Uhr.
Dr. med. Roth
Spezialarzt für Chirurgie u. Orthopädie
Lübeck, Königstrasse 7.
Sprechstunden: 8-10 Uhr, 3-5 Uhr, Sonntags 9-11 Uhr.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 37 Seite 4]Vom 4. Januar bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. Von Hauswirth Beckmann in Cronscamp 1 Pferd M. 450.
2. Von Ackerbürger J. Burmeister, hier 1 Pferd M. 150.
3. Von Hauswirth Löper in Campow 1Kuh M. 120.
4. Von Hauswirth H. Voß in Teschow 1 Pferd M. 100.
5. Von Mühlenpächter Franck, hier 1 Pferd M. 200.
6. Von Hauswirth Wigger in Lockwisch 1 Kuh M. 180.
7. Von Hauswirth Harms in Pogez 1. Pferd M. 50.
8. Von Förster von Linstow in Carlow 1 Kuh M. 180.
9. Von Hauswirth Wieschendorf in Pogez 1 Pferd M. 100.
10. Von Schulzen Faasch in Selmsdorf 1 Kuh M. 135.
11. Von Händler Buschow in Selmsdorf 1 Pferd M. 300.
12. Von Mühlenpächter Franck, hier 1 Kuh M. 180.
Zur Deckung dieser Schäden und der Verwaltungskosten vernothwendigt sich ein Beitrag von 80 . pro 100 M. Versicherungssumme. - Unsere Mitglieder werden ergebenst ersucht, solchen Beitrag am
Freitag, den 13. Mai d. J. Morgens 10 Uhr
im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 3. Mai 1892.
Direction des Vieh=Versicherungs=Vereins.
As. Ahrendt. Wilh. Heincke.
Vieh=Versicherungs=Gesellschaft
auf Gegenseitigkeit zu Plau i. M.
Die Gesellschaft versichert Pferde, Rindvieh und Schweine zu den niedrigsten Prämien gegen Verluste aller Art, wie gegen Feuer, Blitz, Seuchen und sonstige Unglückssäue, auch gegen dauernden Minderwerth.
Das durch sanitäre Untersuchung zum menschlichen Genusse untauglich befundene Fleischversicherter Thiere wird ebenfalls nach dem Statut ersetzt. Trichinen und Tuberculose.)
Geschäftsprinzip: Streng reelle Geschäftsführung - coulant und prompt bei Schadenregulirungen.
Tüchtige Vertreter werden sofort angestellt.
Plau, den 25. April 1892.
Die Direktion:
Pelzer. - Hinrichs.
Gute Warschower Kartoffeln
liefert zu billigstem Preise
C. Prestin,
Handelsmann.
Lasse meinen 4jährigen Fuchshengst vom Schlütter, Mutter: Figaro, Blenhein, Flüchtig, Norfolk u. s. w. decken.
Deckgeld incl. Stallgeld 14 Mark.
Mechow, März 1892. Stamer.
Dr. med. Dotzauer, Lübeck.
Specialarzt für Hautkrankheiten
verreist.
In der Meierei zu Torisdorf sind
Ferkel
zu verkaufen.
Möbelversicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg.
Generalversammlung
am Sonntag, den 15. d. M., (nicht den 8.)
Nachmittags 1 Uhr.
Tagesordnung:
1. Rechnungsablage,
2. Wahl der Kreisvorsteher in Carlow und Schönberg.
3. Verschiedenes.
Schlag=Resdorf, den 4. Mai 1892.
Der Vorstand.
Der Verkauf
der zur Ammon'schen Konkursmasse gehörigen Manufaktur= und Kolonialwaaren wird zu noch mehr herabgesetzten Preisen fortgesetzt.
Ratzeburg, den 10. April 1892.
Der Konkursverwalter.
Georginen
in den neueren und besten Sorten mit Namen 12 Stück 2,00 M. sowie kräftige Sommerblumenpflanzen 100 Stück 75 ., Fuchsien u. Pelargonien 12 Stück 2,00 M. sowie alle Sorten Kohl= und Gemüsepflanzen empfiehlt
Paul Präve,
Kunst u. Handelsgärtner.
Statt besonderer Anmeldung.
Unsere liebe Tochter
Anna
ist nach langem schwerem Leiden heute morgen 9 1/2 Uhr sanft entschlafen im 14. Jahre ihres Lebens.
Schönberg i. M.,
9. Mai 1892. |
J. Eckmann. |
Die Beerdigung findet am Sonnabend d. 14. d. M. nachmittags 3 Uhr statt.
Für die so reiche Blumenspende, sowie für die außerordentliche Betheiligung an der Beerdigung meines lieben Mannes und unseres lieben Vaters sagen ihren herzlichsten Dank
Schlutup, d. 6. Mai 1892 |
|
J. H. M. Böge Ww.
und Söhne. |
Durch die Geburt einer gesunden kräftigen Tochter wurden erfreut
Heinr. Schulz u. Frau.
Stove=Mühle, den 7. Mai 1892.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 37 Seite 5]Beilage
zu Nr. 37 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 10. Mai 1892.
Wichtig für das Baufach. In vielen Fällen könnte dem zu Bauzwecken so verschiedenartig verwendeten Holz eine weit größere Haltbarkeit verliehen werden, wenn es zum richtigen Zeitpunkt mit einem wirksamen konservirenden Anstrich versehen würde. Dadurch aber, daß letzteres unterlassen wird, gehen jährlich unbestrittenermaßen große Summen verloren. Es liegt daher im allgemeinen Interesse, daß ein billiges, in seiner Anwendung einfaches und zugleich wirksames Holzkonservirungsmittel in möglichst weiten Kreisen bekannt werde, zu welchem Zwecke hiermit auf das fäulnißwidrige Anstrichöl Carbolineum Avenarius D.R. Patent Nro 46021 wiederholt hingewiesen wird. Dasselbe hat sich schon seit mehr als 16. Jahren in der Praxis bewährt und es dürfte für die Leser dieses Blattes von Interesse sein, einige maßgebende gutachtliche Aussprüche darüber kennen zu lernen.
Eine Königl. Hafenbau=Verwaltung schreibt z. B., daß sie das Carbolineum Avenarius als vorzügliches Holzkonservirungsmittel empfehlen könne, indem sie es schon seit mehreren Jahren bei sämmtlichen Holzbauten verwende, wobei sie dessen Nützlichkeit in Bezug auf Holzkonservirung, Abhaltung des Schwammes u. s. w. sowie dessen Billigkeit gegenüber Oelfarbe anerkennen müsse.
Ein Bremer Bautechniker berichtet, daß er seit mindestens 10 Jahren Bauhölzer jeder Art, welche sowohl der Witterung, wie auch der Feuchtigkeit in geschlossenen Räumen ausgesetzt seien, mit Carbolineum Avenarius behandeln lasse und die Erfahrung gemacht habe, daß die damit imprägnirten Hölzer nach längeren Jahren keinerlei Merkmale von Fäulniß, dagegen aber einen erhöhten Grad von Festigkeit zeigten, woraus er schließe, daß das Carbolineum Avenarius, welches er nebenher zur Trockenlegung feuchter Mauern mit bestem Erfolge angewandt habe, gegenüber anderen Mitteln entschieden den Vorzug verdiene.
Ebenso bestätigt ein Berliner Baumeister, daß er das Carbolineum Avenarius zum Anstrich von Holzbauten anstatt Oelfarbe mit sehr gutem Erfolg angewandt habe. Bei dessen Benützung gegen den Hausschwamm habe er so überraschende Resultate erzielt, daß er das Carbolineum Avenarius mit gutem Gewissen empfehlen könne. Der Betreffende fügt bei, daß er über das Carbolineum Avenarius um so lieber ein Gutachten abgebe, als er mit einem andern Präparat unter dem Namen "Carbolineum" sehr trübe Erfahrungen gemacht habe.
Hieraus, sowie aus einer großen Zahl weiterer Atteste geht zur Genüge hervor, wie sehr es sich empfiehlt, im Bedarfsfalle stets die allein echte Originalmarke Carbolineum Avenarius D.R.=Patent Nro 46021 zu verlangen. Zur Angabe der jeweils nächsten Bezugsquelle, sowie zu jeder weiter gewünschten Auskunft hat sich die Firma R. Avenarius & Co. in Stuttgart und Hamburg bereit erklärt. Für die hiesige Gegend hat Herr Aug. Spehr, Schönberg eine Verkaufsniederlage.
(Rheinische Baufach=Zeitung.)
- Ueber die Verlobung des Grafen Herbert Bismarck beziehungsweise über seine Braut liegen jetzt folgende nähere Mittheilungen vor: Komtesse Margarethe Hoyos, zweite Tochter des Grafen Georg Hoyos, Mitbesitzer der Fiumer Torpedofabrik, steht im 21. Lebensjahre, da sie am 20. September 1871 in Fiume geboren wurde. Sie ist von mütterlicher Seite englischer Abstammung. Ihre Mutter, Gräfin Alice, ist eine Tochter des Gründers der Torpedofabrik in Fiume, Robert Whitehead, Herrn auf Paddakhurst in Sussex und Springfield; dieselbe vermählte sich am 30. März 1869 mit dem Grafen Georg Hoyos, k. k. Linienschiffs=Lieutenant a. D., der, wie gesagt, gegenwärtig Mitbesitzer der Torpedofabrik ist. Aus dieser Ehe sind sieben Kinder, zwei Söhne und fünf Töchter, hervorgegangen. Die älteste Tochter des gräflichen Paares, Komtesse Leopoldine, vermählte sich schon 1888 mit dem Freiherrn Ludwig v. Plessen, welcher der deutschen Diplomatie angehört und preußischer Gesandter in Darmstadt ist. Graf Herbert, der bekanntlich im 43. Lebensjahre steht, hat in den letzten Jahren wiederholt als Kurgast in Abazzia geweilt. Schon wiederholt tauchten in früheren Jahren Gerüchte von einer Verlobung des Grafen Herbert Bismarck auf, und auffallender Weise wurden zumeist Damen aus der englischen Aristokratie damit in Zusammenhang gebracht.
- Nach einer Meldung der Frkf. Ztg. soll die Polizei die Spur des flüchtigen Rothschildschen Kassirers Jäger entdeckt haben; derselbe soll sich unter dem Namen Meggenhofer nach Colombo auf Ceylon eingeschifft haben. Der dortige deutsche Konsul sei beauftragt, Jäger zu verhaften. Die Ankunft des Schiffes wurde am 5. Mai Abends erwartet.
- Einige alte und doch ewig neue Episoden spielten sich bei dem Musterungsgeschäft ab. Ein strammer Jüngling sollte als "schwerhörig" für untauglich befunden werden. Beim Abtreten wurde er noch gefragt, wie alt er sei, worauf er ganz treuherzig erwiderte: "Zwanzig!" Mit der goldenen Freiheit war es nun natürlich nichts. - An einem andern "Schwerhörigen" hatte man schon den ganzen Apparat an Kniffen verschwendet der "Schwerhörige" blieb standhaft. Endlich setzte man ihm einen Helm auf, und auf die Frage, wie dieser passe, meinte der aus der Rolle Fallende: "Der passet scho!" Natürlich paßte er dann auch zum Jünger Mars.
- Dem Kiebitz ist bezüglich seiner Delikatessenfabrikation in Berlin und wohl auch an anderen Orten eine ernsthafte Konkurrenz erwachsen, indem man seine Eier einfach durch Kräheneier ersetzt. Es ist dies um so leichter, als sich dieselben äußerlich nur wenig, innerlich und im Geschmack aber gar nicht von den Kiebitzeiern unterscheiden. Aeußerlich sind die Kräheneier ein wenig heller, etwas kleiner und nicht ganz so spitz wie die Kiebitzeier. Originell ist es, wie die Kräheneier zweifelnden Käufern aufgehängt werden. Einzelne Verkäufer erklären die geringere Größe damit, daß sie von jüngeren Kiebitzen gelegt, dafür aber auch schmackhafter sind, andere erklären den Unterschied der Eier mit dreistem Humor daher, daß die größeren und spitzeren Eier vom Wiesenkiebitz, die kleineren aber vom "Waldkiebitz", der auf Bäumen nistet, stammen etc.
- Der Geschäftsbericht des Deutschen Krieger=Bundes für 1891 ist erschienen. Derselbe weist eine Stärke nach von 6783 Vereinen mit 571 842 Mitgliedern. Davon gehören zu Preußen ca. 486 000 Mitglieder. Die meisten Mitglieder hat Schlesien (92 000), es folgt die Rheinprovinz, Sachsen, Westfalen, Brandenburg (55 000), Hannover, Hessen=Nassau (30 000), Pommern, Schleswig=Holstein, Posen, Ostpreußen, Westpreußen (9000). Verbunden mit dem Deutschen Kriegerbunde zu einem Reichskrieger=Verband sind noch Oldenburg, Braunschweig, Schwarzburg=Sondershausen, Hamburg, Bremen mit zusammen 29 000 Mitgliedern. Allein stehen Bayern mit 140 000 Sachsen 127 000, Baden 70 800, Württemberg mit 43 000, Hessen mit 28 000 Mitgliedern. Alle anderen Staaten gehören zum Deutschen Krieger=Bunde. Deutschland hat daher 12 900 Krieger=Vereine mit 1 011 600 Mitgliedern. Wahrlich eine schöne Armee gedienter ehemaliger Soldaten.
- Die "Thorner Ztg." meldet: Am Mittwoch wurde von einer Militärpatrouille in der Nähe des Forts VI ein als preußischer Assistenzarzt verkleideter Mann unter dem Verdacht der Spionage verhaftet.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 37 Seite 6]- Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich bei Schießübungen der Unteroffizierschule zu Marienwerder. Ein Scheibenzeiger, der vergessen hatte, die Fahne hinauszustecken, bevor er an die Scheibe trat, wurde durch einen Schuß tödtlich verletzt.
- Ende dieses Monats wird der für den Viktoria=See in Centralafrika bestimmte Dampfer "Dr. Carl Peters" von Hamburg nach Afrika gesandt werden. Das in seine einzelnen Theile zerlegte Fahrzeug wird mit dem Postdampfer "Reichstag" befördert werden.
- In Hamburg ist kürzlich der Großkaffeehändler Th. Wille mit Hinterlassung von nicht weniger als 70 Millionen Mk. gestorben; dem Staat fallen davon 7 Millionen Erbschaftssteuer zu.
- In einem großen Teil des Nordens und Westens von Böhmen ist am 1. Mai starker Schneefall eingetreten.
- Die Polizeidirektion München giebt bekannt, daß vor drei Wochen aus Bukarest die Pocken dort eingeschleppt worden seien; drei Fälle seien angezeigt, zwei aber verheimlicht und dadurch zwei Todesfälle verursacht worden, drei weitere Erkrankungen sind angemeldet.
- Für den Himmelfahrtstag wird von Seiten des deutschen Radfahrerbundes eine große Korsofahrt von Hamburg nach Friedrichsruh zu Ehren des Fürsten Bismarck geplant. Zur Betheiligung an dieser Huldigung, welche vom Alt=Reichskanzler angenommen worden ist, soll demnächst ein Aufruf erlassen werden.
- Eine interessante Sammlung von Bildnissen giebt zum besten der Nothleidenden die Fürstin Urussow in Moskau heraus; auch Fürst Bismark hat seine Photographie, auf der er zu Pferde in Civil dargestellt ist, beigesteuert. Der Fürst schrieb darunter: "Friede ernährt, Krieg verzehrt! Bismarck. Friedrichsruh."
- Bekanntlich kommen im Etatsjahr 1892/93 zum ersten Mal Invalidenrenten zur Auszahlung. Es sind im Etat für das laufende Kalenderjahr 68 196 Invalidenrenten vorgesehen. Im ersten Viertel gelangten 9809 Ansprüche auf Invalidenrente zur Anmeldung und wurden davon 1503 anerkannt.
- Ein originelles Denkmal wird dem ersten deutschen Kaiser seitens der Bewohner des Kirchdorfes Barlt im Dithmarschen geweiht werden. Man hat dort einen mächtigen, annähernd 100 000 Pfund schweren Felsblock bloßgelegt und will ihn im Dorfe als Gedenkstein des Kaisers Wilhelm I. feierlich errichten.
- Der "Norddeutsche Lloyd" in Bremen hat seine Personenfahrpreise für die Schnelldampfer nach New=York für die 2. Kajüte um 25 Mk., für das Zwischendeck um 15 Mk., auf der Baltimorer Linie für das Zwischendeck um 10 Mk., erhöht. Für Extradampfer bleiben die alten Preissätze bestehen.
- Die Söhne des Prinzen Ludwig von Bayern werden gegenwärtig in der Gabelsbergischen Stenographie unterrichtet. Prinzessin Gisela von Bayern ist bereits Stenographin.
- Die Verbindung zwischen Petersburg und Berlin wird eine wesentliche Umänderung erfahren. Die Eisenbahnfahrt nämlich soll derart beschleunigt werden, daß man in Zukunft nur 29 Stunden brauchen wird, um vom Ufer der Spree an die Gestade der Newa zu gelangen.
- Der alljährliche Auszug amerikanischer Touristen nach Europa, besonders nach Deutschland, hat bereits begonnen. Die Passagierdampfer sind schon jetzt mit Reisenden überfüllt und für die nächsten 10 Wochen sind, wie aus New=York berichtet wird, bereits sämmtliche Kajüten auf den von dort auslaufenden Dampfschiffen belegt. Die Zahl der nach Europa Reisenden ist dies Jahr größer als je.
- Der Magistrat von Berlin hat nunmehr der Stadtverordneten=Versammlung eine Vorlage zum Zweck der Aufnahme einer Obligationsanleihe der Stadt Berlin in Höhe von 70 Millionen Mark zu 3 1/2 Prozent zur Genehmigung übermittelt.
- Am Donnerstag waren 50 Jahre verflossen, seit Hamburg von einem großen Brande verheert worden ist. Durch denselben wurde während 79 Stunden ein ganzer Stadttheil von 310 Hektaren Grundfläche in Schutt und Asche gelegt. Aus Anlaß der 50jährigen Wiederkehr dieses Unglückstages wurde im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg eine Brandausstellung veranstaltet.
- Ueber das hinterlassene Vermögen eines der Reichsten unter den vielen reichen Amerikanern wird aus New=York berichtet: Das Testament des verstorbenen New=Yorker Millionärs William Astor vermacht seiner Witwe das bescheidene Einkommen von einer halben Million Dollars pro Jahr, sowie die Benutzung seiner Wohngebäude in New=York und Newport. Seine drei verheirateten Töchter erhalten je 2 Mill. Dollars. Der nach Abzug noch einiger weiterer Vermächtnisse übrig bleibende kleine Rest von 60 Millionen Dollars fällt seinem Sohne, Mr. John Jakob Astor zu.
- Aus Paris war kürzlich die Schreckensnachricht von dem Ausbruch der Cholera gekommen; nach glaubwürdigen Mitteilungen hat es sich dabei jedoch nicht um die gefürchtete asiatische, sondern um die einheimische Cholera (Cholera nostras) oder Cholerine gehandelt, die allerdings in dem Spital zu Nannterre 41 Menschen hinweggerafft hat.
- Den Jagdliebhabern ist in diesem Jahr die Aussicht auf eine ergiebige Hühnerjagd eröffnet. Nach einer alten Jägerregel, die den Vorzug hat, nicht "Latein" zu sein, giebt es dann viele Feld= und Rebhühner, wenn im April die Wintersaaten höher stehen als die Kleeäcker, was in diesem Frühjahr der Fall ist. Die Feldhühner können jetzt in dem Korn schon nisten und die Kleeäcker meiden, wo sie durch das frühzeitige und öftere Mähen des Klees im Nist= und Brutgeschäft gar zu häufig gestört werden.
- Der Gemeinderat von Cognac in Frankreich hat einen allen Freunden des dort fabrizirten edlen Tropfens gewiß sehr willkommenen Entschluß gefaßt. Der Mißbrauch mit dem Worte "Cognac" für außerhalb der Stadt fabrizirte Spirituosen soll aufhören Mit allen gesetzlichen Mitteln wird die Stadtverwaltung die Usurpierung des Namens verfolgen und hat zu diesem Behuf bereits einem Syndykat Cognacer Kaufleute, welches sich zur Aufgabe stellt, die Interessen der Fabrikanten zu verteidigen, 5000 Franks zur Verfügung gestellt. Diese Maßregel wird sich, wie man schreibt, selbstredend auch auf das Ausland erstrecken, und mögen die deutschen Fabrikanten vor weiterer Benutzung der Bezeichnung "Cognac" für ihre Fabrikate gewarnt sein.
- Um seuchenartigen Krankheiten bei den Hühnern vorzubeugen, wird von einem erfahrenen Züchter beim Auftreten empfohlen, für 24 Hühner wöchentlich zweimal einen Kaffeelöffel voll Schwefelblüte und außerdem stets Holzkohlenpulver unter das Futter zu geben. Mit diesen Mitteln soll auch die Hühner=Cholera, an der so viele Tiere zu Grunde gehen, geheilt werden können.
- Zeitungs=Expeditionen machen zuweilen die unangenehme Erfahrung, daß gefälschte Anzeigen aufgegeben werden, ohne daß die Annahmestelle in der Lage ist, dieselben auf ihre Echtheit prüfen zu können. Nach einer dieser Tage erfolgten Reichsgerichts=Entscheidung ist nun erkannt worden, daß ein Anzeigen=Bestellzettel als eine Urkunde im Sinne des Gesetzes zu betrachten ist. Wer also eine gefälschte Anzeige aufgiebt, macht sich einer Urkundenfälschung schuldig. So wurde u. A. der Auftraggeber einer gefälschten Anzeige, der sich mit dieser nur einen Scherz machen wollte, trotz Annahme mildernder Umstände wegen Urkundenfälschung zu einem Monat Gefängniß verurtheilt.
- In Hamburg wurde unter dem Verdacht der Ermordung der Dienstmagd Giesfeld der Buchbinder Kaiser verhaftet.
- Leichter Erwerb. "Was treibst Du denn jetzt eigentliche" fragte ein junger Mann seinen Freund. - "Ich erwerbe meinen Unterhalt mit Schreiben." - "So? Für die Journale?" - "Nein, ich schreibe jeden Monat zwei= bis dreimal an meinem Vater, daß ich Geld brauche."
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