No. 36
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. Mai
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 36 Seite 1]

Das Befinden des Großherzogs von Mecklenburg=Schwerin ist ein recht erfreuliches; der hohe Herr wird sich von Cannes auf einige Zeit nach Aix=les-bains und von dort nach Wiesbaden begeben. Wann der Großherzog die Heimreise nach Mecklenburg antreten wird, hängt von der Witterung ab. Wie erinnerlich, war der Großherzog im vorigen Sommer ebenfalls nach Mecklenburg gereist, woselbst er lebensgefährlich erkrankte.
Die aus russisch=offiziöser Quelle schöpfende "Allg. Reichs=Corr." läßt sich "von autoritativer Seite" aus Petersburg melden, die russische Kaiserin werde am 16. Mai aus dem Kaukasus nach Petersburg zurückkehren und am 21. Mai die Abreise des Kaiserpaares von Petersburg nach Berlin zu mehrtägigem Besuch des deutschen kaiserlichen Hofes erfolgen. Die offizielle Ansage des kaiserlichen Besuches solle dieser Tage ergehen.
Die Budgetcommission des preußischen Abgeordnetenhauses hat den Nachtragsetat für den Gehalt etc. des Ministerpräsidenten ohne Aenderung genehmigt.
Die Reichsunmittelbaren verlangen in einem Protest an das preußische Abgeordnetenhaus, dem sich nur der Fürst zu Stolberg=Wernigerode nicht angeschlossen hat, das 29fache ihres zukünftigen Steuerbetrages. Der dem Landtag vorliegende Gesetzentwurf billigt ihnen nur das 13 1/3fache zu.
Die Tage des preußischen Kriegsministers v. Kaltenborn=Stachau scheinen doch gezählt zu sein. Da der Gesundheitszustand des Ministers ihm die Verwaltung seines Amtes keinesfalls noch längere Zeit gestatten würde, die schwebenden Erörterungen über Reformen im Heerwesen es aber nothwendig erscheinen lassen, daß die parlamentarische Vertretung derselben später durch einen Kriegsminister erfolgt, der an den Vorarbeiten betheiligt war, so scheint sein Rücktritt beschlossene Sache zu sein. In der "Post" wird als Nachfolger der Generallieutenant v. Bartenwerffer in Metz, in der "Kreuz=Ztg." der Kommandeur der 1. Garde=Infanterie=Division, Generallieutenant v. Holleben, genannt.
Die Verhandlungen zwischen der preußischen Regierung und dem Herzog von Cumberland sind bereis soweit gediehen, daß der Herzog wieder über Herrenhausen verfügen kann und, wie mehreren Blättern aus Hannover gemeldet wird, zum Verwalter des Schlosses mit allem Zubehör den Freiherrn v. Rheden=Franzburg bestellt hat. Die Herrenhäuser Gärten werden wie bisher dem Publicum zugänglich bleiben.
Der Plan zu dem diesjährigen Kaisermanöver bei Trier erhält folgende, nunmehr endgiltig festgesetzte Ausführungen: die Divisionsmanöver beginnen bei Kirchberg im Hundsrück und endigen bei Berncastell. Von da aus treten die beiden Divisionen als vereinigtes Armeecorps den Marsch nach Trier an, in dessen Umgegend die Truppen am 8. Sept. einquartiert werden und am 9. September Ruhetag haben. Am 10. September ist Kaisermanöver auf dem Eurener Exerzierplatze bei Trier.
Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht das Gesetz betreffend den Verkehr mit Wein, weinhaltigen und weinähnlichen Getränken, sowie die Ausführungsbestimmungen.
- Königin Viktoria von England reiste am Montag abend von Darmstadt ab, um sich nach Windsor zurück zu begeben.
Der Großherzog von Darmstadt wird sich Mittwoch abend nach Potsdam begeben, um dem Kaiser einen Besuch abzustatten.
- Der erste Mai. Der gigantisch aussehende Plan, den ersten Mai zu einem Arbeiter=Weltfeiertag für alle Zeiten umzuwandeln, ist dem Schicksale, nur in verkleinertem Maaßstabe ausgeführt zu werden, nicht entgangen. Der mit so großer Spannung erwartete erste Maitag des vergangenen Jahres hat an dem gewohnten Gange der Welt nicht das Mindeste geändert. Die Sonne ging auf und ging unter, wie an jedem anderen Tage, höchstens daß hier und da ein paar thörige Reden mehr gehalten worden sind, als es sonst zu geschehen pflegt. Eine politische Bedeutung konnte die diesjährige Maifeier ebenso wenig erlangen, wie das vorige Mal. Je geringere Beachtung man in der öffentlichen Meinung diesem Spuk schenkt, desto rascher wird er verschwinden. "Das Sterbestündlein der bürgerlichen Gesellschaft", wie man sich im sozialdemokratischen Lager gern auszudrücken pflegt, wird durch allerhand lärmende Kundgebungen an einem anderen Maitag nicht rascher schlagen, als es sonst im Schicksalsbuche geschrieben steht. Darüber täuscht sich kein Mensch und am allerwenigsten täuschen sich die Wortführer der sozialdemokratischen Partei.
Zur sozialdemokratischen Maifeier schreibt die N. Allg. Ztg. in einem Leitartikel: Es sei unverständlich, weshalb die bürgerliche Presse der sozialdemokratischen Maifeier eine Aufmerksamkeit schenke, als ob sie ein politisches Ereignis ersten Ranges wäre. Die politische Spitze dieser Maifeier sei durch den entschiedenen Widerstand der bürgerlichen und werkthätigen Elemente von Anfang an abgebrochen worden. Nicht einmal mehr als Demonstration für den Achtstundentag habe sie eine Bedeutung. Man brauche die sozialdemokratische Gefahr nicht zu unterschätzen, anderseits aber auch nicht jede Bagatelle aufzubauschen, welche, wie die Maifeier, den Zweck hat, der Masse Mangels anderer Erfolge einige Anregung zu bieten und Geld in die Parteikasse zu bringen.
Also doch! Wie aus St. Petersburg gemeldet wird, hat der Kaiser auf die Vorstellung des stellvertretenden Finanzministers entschieden, daß der unter dem Vorsitz des Geh. Raths Abasa tagenden Commission für die Arbeiten in den Nothstands=Departements die Frage der Aufhebung des Haferausfuhrverbots für die baltischen Häfen vorgelegt werden. Die Verhandlung darüber wird in den nächsten Tagen erfolgen.
Von der in Paris herrschenden Stimmung kann man sich daraus eine Vorstellung bilden, daß die "France" im Namen aller Gesellschaftsklassen, die Einführung des Belagerungszustandes und die rück=

[ => Original lesen: 1892 Nr. 36 Seite 2]

sichtslose Verhaftung aller irgend verdächtigen Personen verlangt.
Wie man aus Wien meldet, entschloß sich die österreichische Regierung, zwei Oberbeamte der österreichisch=ungarischen Bank nach Berlin zu entsenden, damit sich dieselben über das deutsche Münzwesen eingehend unterrichten sollen.


- Neustrelitz, 30. April. Se. K. H. der Erbgroßherzog ist heute Vormittag aus Stuttgart hierher zurückgekehrt. I. K. H. die Erbgroßherzogin hat sich von dort nach Baden-Baden begeben, wo Höchstihre Eltern verweilen.
- Schönberg. Der hiesige Gewerbeverein hielt am Montag seine diesjährige letzte Sitzung des verflossenen Winterhalbjahres, in welcher Herr Amtsrichter Dr. Hahn einen Vortrag hielt über "Wechselrecht", an den sich seitens der Zuhörer einige Fragen knüpften, deren Beantwortung manchen Irrthum in dieser Sache aufgeklärt haben wird. Von einer Beschickung des am 17. Mai in Rostock stattfindenden Verbandstages der Mecklenb. Gewerbevereine durch einen Delegierten des hiesigen Vereins wurde Abstand genommen auch die Gründung einer Krankenkasse, die in Anregung gebracht worden war, wurde als augenblicklich wegen Mangels an Interesse für dieselbe nicht ausführbar erkannt.
- Schönberg. Die hiesige Bäcker=Innung hat für diesen Monat die Brotpreise von 80 Pf. auf 75 Pf. pro Stück herabgesetzt. Das Brot hatte je nach der Güte ein Gewicht von 2 1/2, 3 und 3 3/4 Klgr. pro Stück. - Die Schulstelle in Palingen hat eine dauernde Aufbesserung von jährlich 150 M. erfahren. - In Schlagbrügge, unweit Schlagsdorf, soll ein seltener Fund (eine silberne Spange mit dem Namenszeichen H. J. B. und der Jahreszahl 1510) gemacht sein. Das Alterthumsstück wurde beim Ackern ans Tageslicht befördert.
- Schönberg, 3. Mai. Dem Jäger Voß in Carlow gelang es vorgestern Mittag 3 Wilddiebe, die ihr unsauberes Handwerk gemeinsam betrieben, abzufassen.
- Schönberg. Der Kampfgenossen=Verein für das Fürstenthum Ratzeburg konnte seine letzte Rechnung mit einem Baarvermögen von 3445 Mark abschließen. Dem Verein gehören an 114 Mitglieder, darunter 13 Ehrenmitglieder.
Am Sonnabend v. W. fand in Ratzeburg die Neuverpachtung der Domaine Neuvorwerk bei Ratzeburg statt. Am Meistgebot blieben der Landmann Schur aus Neustadt a. O. mit 18 200 und der Bankier Hancke=Lübeck (früher Gr. Malzahn) mit 18 018 Mark. Der Zuschlag ist dem Kreisausschuß vorbehalten. Die bisherige Pacht betrug 21 500 M.
- Eine Wirthschafterin in Wismar ist die glückliche gewesen die das große Loos der Marienburger=Lotterie (90 000 M.) zufiel.
Die neue Rang= und Quartierliste des preußischen Heeres für 1892 ist am Sonnabend erschienen. Die Zahl der Offiziere hat sich im aktiven Dienststande um rund 300 erhöht, ebenso ist die Zahl der Sanitätsoffiziere um etwa 10 gestiegen. Die Gesamtzahl der Ernennungen und Beförderungen unter Berücksichtigung inzwischen vorgekommener Abgänge betrug im aktiven Dienststande 1 Generaloberst, 5 Generale, 27 Generallieutnants, 49 Generalmajors, 80 Obersten, 128 Oberstlieutnants, 302 Majors, 494 Hauptleute und Rittmeister 910 Premierlieutnants, 1019 Sekondelieutnants. Die Beförderungen dürften die Zahl von 7000 erheblich überschreiten. - Die Abgänge in den Offizierkorps durch Verabschiedung belaufen sich auf 660, die der Linie: 2 Generale, 19 Generallieutnants, 26 Generalmajors, 49 Obersten, 34 Oberstlieutnants, 121 Majors, 141 Hauptleute und Rittmeister, 107 Premierlieutnants, 161 Sekondelieutenants.
- Die Königin von England wird, wie "Gentlewomen" mittheilt, vier Proben weiblicher Handarbeit, welche sie selbst als junges Mädchen gehäkelt und gesponnen hat, auf die Weltausstellung von Chicago schicken. Die Arbeiten werden in der Frauenabtheilung ausgestellt werden, für welche die englischen Prinzessinnen und besonders die Prinzessin Christian von Schleswig=Holstein das regste Interesse kundgeben. Prinzessin Luise (Marquise von Lorne) wird eine Skulpturarbeit und Prinzessin Christian eine Stickerei nach Chicago schicken.
Die fortgeschriebene Bevölkerungszahl Berlins betrug in der letzten Woche 1 627 371.
- Der kürzlich verstorbene Grundbesitzer Machini aus Fucecchio setzte, wie aus Rom gemeldet wird, König Humbert zum Universalerben seines eine Million betragenden Vermögens ein.
In der Angelegenheit der Strandung des Schnelldampfers "Eider" des Norddeutschen Lloyd hat das Seeamt in Bremerhaven folgenden Spruch gefällt: Die Strandung der "Eider" ist auf einen Irrthum des Schiffers zurückzuführen, der sich südwestlich von seinem Besteck glaubte. Vorsichtiger hätte er gehandelt, wenn er bei der von ihm unterschätzten Dichtigkeit des Nebels die Fahrt noch mehr gemindert hätte, zumal da er auf dem von ihm gesteuerten Kurse keine Landmarke und kein Feuer bemerkt hatte, die er bei der angenommenen Dichtigkeit des Kimme hätte sehen müssen. Die letzten Lothungen waren offenbar unrichtig. Das Verhalten der Besatzung nach der Strandung war ohne Tadel. Die Thätigkeit der englischen Rettungsmannschaften verdient Anerkennung. Der Reichskommissar hatte keinen Antrag gestellt.
- Im Keller eines aus dem 16. Jahrhundert stammenden Hauses der Deichstraße in Hamburg wurde vor einigen Tagen von dort beschäftigten Maurern ein in das Fundament eingemauerter großer eiserner Geldschrank aufgefunden, welcher mit drei Schlössern und einer doppelten Thür, deren eine die Schlösser schützte, versichert ist. Der Schrank ist äußerst gediegen und schwer gearbeitet und scheint gleich bei der Gründung der alten Häuser dort eingemauert worden zu sein. Man hat den Eisenschrank, der vermuthlich Geld und sonstige Werthsachen birgt, bis jetzt noch ungeöffnet gelassen, und die Verfügung darüber, was mit dem Fund geschehen soll, der Polizeibehörde anheimgestellt.
- Das Berliner Aquarium zählt gegenwärtig eines der interressantesten Geschöpfe, welches ein derartiges Institut den Besuchern zu bieten vermag, zu seinen Insassen. Es ist ein Achtfuß (Octovus vulgarus), ein Vertreter jener Sippe wundersam gestalteter Meeresbewohner, die zu den nordischen Sagen von den gewaltigen Kraken oder Riesenpolypen Veranlassung gegeben haben. Das mit seinen Armen nahezu meterlange Thier, welches auf der Fangstation Rovigno (am Adriatischen Meer) erbeutet wurde, hat in einem der Seewasserbecken des untersten Ganges Aufnahme gefunden.
- Ueber die Seßhaftigung der Bevölkerung in Preußen bringt die neueste Nummer der "Statistischen Korrespondenz einen Artikel, aus dem hervorgeht, daß wich die Seßhaftigkeit in dem Zeitraum vom 1. Dezember 1871-1891 nicht unerheblich vermindert hat, und zwar hat dieselbe bei den Frauen in stärkerem Maaße abgenommen als bei den Männern. Die genannte Quelle ist leider nur allzusehr auf dem richtigen Wege, wenn sie die Ursache dieser Erscheinung in der "in jüngster Zeit sehr vermehrten Betheiligung des weiblichen Geschlechts an der gewerblichen Thätigkeit erblickt.
- In Sachen der Schloßverschönerungspläne in Berlin verlautet, daß das Lotterieprojekt, welches sich zunächst nur auf die Südseite des Schlosses bezog, vorläufig bis auf weiteres vertagt sei: die Lotterie sei bereits vollständig vorbereitet gewesen. Es handelte sich um die Ausgabe von 100 000 Loosen à 80 Mk. Von den 8 Millionen Mk. sollten etwas über 4 Millionen zu Gewinnen verwandt werden, der Rest zur Hälfte für die Kosten der Niederreißung der Häuser zwischen Kurfürstenbrücke und Breitestraße und zur andern Hälfte zu Provisionen für die Bankiers und Lotterieunternehmer.
102 Jahre alt starb zu Gutowy (Kreis Wreschen) die Witwe Barbara Bogocka. Die Greisin, welche sich nicht erinnern konnte, jemals krank gewesen zu sein, wurde im Lehnstuhle sitzend vom Tode überrascht. Sie hinterläßt 63 Enkel und Urenkel, ja sogar einen Ur=Urenkel.
Einen glücklichen Fischzug hatten die Fischer in der Nähe des Ostseebades Ost=Dievenow kürzlich zu verzeichnen. Sie fingen an einem Tage 16 Störe, unter denen sich stattliche Exemplare von 8 Fuß Länge und 2 Centner Gewicht befanden. Ein Seehund fand auch dabei seinen Tod. In unmittelbarer Nähe des Kurhauses Ost=Dievenow wurde am Sonnabend ein Lachs von 32 Pfund gefangen.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 36 Seite 3]

Gloria=Seide - 120 cm. breit für Staub= und Regenmäntel, Blousen etc. v. Mk. 4,35 p. Met. - glatt, gestreift u. gemustert (ca. 60 versch. Disp.) - vers. meter= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich, Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.


Anzeigen.

In der Nacht vom 1. auf 2. Mai sind aus der Knechtsstube in Kl. Rünz verschiedene Kleidungsstücke - nämlich eine gute schwarze Hose, eine gute schwarze Hose mit grauen Streifen, ein gewöhnlicher schwarzwollener Rock, 4 paar graue Strümpfe - gestohlen worden. Der That verdächtig ist ein Mensch (wahrscheinlich Ostpreuße) mittleren Alters, mittlerer Größe, von blasser Gesichtsfarbe, mit blondem Schnurrbart, bekleidet mit schwarzem Hut und schwarzbraunem Anzug, der beim Gehen das linke Bein etwas einwärts biegt. Derselbe hat sich am 1. Mai in Kl. Rünz und Gr. Rünz als Hofgänger vermiethen wollen.
Ich bitte um Vigilanz, ev. Ergreifung und sofortige Benachrichtigung.
Schönberg, den 2. Mai 1892.

Der Amtsanwalt.
v. Blücher.


Auctionsabkündigung.
Die von dem Unterzeichneten auf                          
Freitag, den 9. Mai d. J. Mittags 12 Uhr

in Selmsdorf angesetzte Verkauf von Pfandsachen findet nicht statt.
Schönberg, den 5. Mai 1892.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Zum 24. Oktober wird zu Hof Warsow
ein Deputatknecht und
ein Hoftagelöhner
gesucht.                                                    


Für die zahlreichen Glückwünsche zu unserer silbernen Hochzeit sagen wir hierdurch unseren herzlichsten Dank.
Selmsdorf, den 4. Mai 1892.

                                                    J. Kleinfeld
                                                    u. Frau.


Dr. med. A. Ahrens
Spezialarzt für Augenerkrankungen
Lübeck, Fleischhauerstr. 27.
Sprechstunden: 10-1 Uhr Vorm. 3-4 Uhr Nachm. Sonntags 11-1 Uhr.


Vor kurzer Zeit krepierte mir eine Fohlenstute, die bei der Perleberger Vieh=Versicherungs=Gesellschaft versichert war. Der Schaden ist mir prompt ersetzt worden, und ich kann daher die Gesellschaft allen Viehbesitzern empfehlen.

Volksdorf                                                    Fritz Steffen,
bei Dassow.                                                      Hauswirth.   

NB. Agent dieser Gesellschaft ist H. Wigger in Dassow.


Bestellungen auf                          
Braunkohlen
für kommenden Winter nehme ich schon jetzt entgegen, Lieferung bis Ende Juli zu den heutigen Tagespreisen.
                                                    C. Schwedt.


Zu Michaelis oder zum 24. October werden zu Hof Molzahn

3 Hoftagelöhner und
1 Deputatknecht
gesucht.                                                    
                                                    Röper.


Verloren 2 lederne Halfter vom Boye'schen Gasthause bis zum Petersberger Wege. Abzugeben gegen eine angemessene Belohnung beim Gastwirth Boye.


Dr. med. Oeinck
Hals-, Nasen- u. Ohrenarzt
Lübeck, Breitestrasse 37.
Sprechstunden jetzt:                          
9 1/2-1 1/2 Uhr, Sonntags 9 1/2-10 1/2 Uhr.


Gute Warschower Kartoffeln
liefert zu billigstem Preise                                                    
                                                    C. Prestin,
                                                    Handelsmann.


Pferd Lasse meinen 4jährigen Fuchshengst vom Schlütter, Mutter: Figaro, Blenhein, Flüchtig, Norfolk u. s. w. decken.

Deckgeld incl. Stallgeld 14 Mark.
Mechow, März 1892.                                                    Stamer.


Dr. med. Dotzauer, Lübeck.
Specialarzt für Hautkrankheiten
verreist.


In der Meierei zu Torisdorf sind
Ferkel
zu verkaufen.                                                    


Möbelversicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg.
Generalversammlung
am Sonntag, den 15. d. M., (nicht den 8.)
Nachmittags 1 Uhr.

    Tagesordnung:
        1. Rechnungsablage,
        2. Wahl der Kreisvorsteher in Carlow und Schönberg.
        3. Verschiedenes.
        Schlag=Resdorf, den 4. Mai 1892.

Der Vorstand.


Der Verkauf

der zur Ammon'schen Konkursmasse gehörigen Manufaktur= und Kolonialwaaren wird zu noch mehr herabgesetzten Preisen fortgesetzt.
Ratzeburg, den 10. April 1892.

Der Konkursverwalter.


Lanolin-Seife
von der Parfümerie Union, Berlin
ist ein unschätzbares Mittel sammetartige Weichheit der Haut herzustellen und zu erhalten.
a Stück 50 Pfennige zu haben bei
                                                    C. Schwedt.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 8. Mai 1892                          
TANZMUSIK


Wer durch einen Anstrich mit
Carbolineum
sicheren u. dauernden Schutz d. Holzes erzielen will, wähle nur die echte, seit 16 Jahren bewährte Originalmarke
Avenarius
D. R.-Patent No. 46021.
Prospekte durch die Fabrikniederlage
Aug. Spehr, Schönberg.


Mit Tapetenproben (neuester Muster)
sowie zum Anfertigen sämmtlicher                                                    
Malerarbeiten
zu den billigsten Preisen empfiehlt sich                                                    
Schönberg,                                                        Joach. Köster,
Wallstr. 126.                                                     Maler.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 36 Seite 4]

Vom 4. Januar bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
  1. Von Hauswirth Beckmann in Cronscamp 1 Pferd M. 450.
  2. Von Ackerbürger J. Burmeister, hier 1 Pferd M. 150.
  3. Von Hauswirth Löper in Campow 1Kuh M. 120.
  4. Von Hauswirth H. Voß in Teschow 1 Pferd M. 100.
  5. Von Mühlenpächter Franck, hier 1 Pferd M. 200.
  6. Von Hauswirth Wigger in Lockwisch 1 Kuh M. 180.
  7. Von Hauswirth Harms in Pogez 1. Pferd M. 50.
  8. Von Förster von Linstow in Carlow 1 Kuh M. 180.
  9. Von Hauswirth Wieschendorf in Pogez 1 Pferd M. 100.
10. Von Schulzen Faasch in Selmsdorf 1 Kuh M. 135.
11. Von Händler Buschow in Selmsdorf 1 Pferd M. 300.
12. Von Mühlenpächter Franck, hier 1 Kuh M. 180.
Zur Deckung dieser Schäden und der Verwaltungskosten vernothwendigt sich ein Beitrag von 80 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M. Versicherungssumme. - Unsere Mitglieder werden ergebenst ersucht, solchen Beitrag am

Freitag, den 13. Mai d. J. Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 3. Mai 1892.

Direction des Vieh=Versicherungs=Vereins.
As. Ahrendt.                           Wilh. Heincke.


Norddeutsche Hagel=Versicherungs=Gesellschaft.

Geschäftsumfang 1891: 74,898 Polizen mit 582,928,375 Mark Versicherungssumme.
Zunahmen 1891: 4132 Polizen mit 14,175,955 Mark Versicherungssumme.

Die Norddeutsche hat während ihres 23 jährigen Bestehens 840,349 Polizen mit
Versicherungssumme abgeschlossen und für Schäden ca. 55,000,000 Mark Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem 9. Jahre die weitaus größte aller bestehenden Hagel=Versicherungs=Gesellschaften, und bietet sowohl durch die Zahl und Versicherungssumme ihrer Mitglieder als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland unbedingte Sicherheit selbst in den hagelreichsten Jahren, zugleich aber eine Garantie für mäßige Durchschnittsbeiträge.

Reserven: ca. 630,000 Mark.

Entschädigung von 6% ab; bei Verzicht auf Schäden unter 12% Ermäßigung der Prämie um 20%; - Gewährung eines bis 50% steigenden Rabatts für Schadenfreiheit, desgl. von 5% bei 5jähriger Versicherung.
Bequeme und wohlfeile Versicherung der kleinen Ackerwirthe durch die sog. Gemeinde=Versicherungen.
Zu jeder näheren Auskunft, sowie zum Abschluß von Versicherungen sind jederzeit gern bereit die Herren Vertreter:
      W. A. Utermöhl, Haupt=Agent, Schönberg.
      H. Retelsdorf, Hauswirth, Gr. Mist.
      W. Hecht, Zimmermeister, Ziethen.
      Petersen, Ortsvorsteher, Bergrade.
      J. Boysen, Jäger Breitenfelde.
      Fr. Gerdis, Gemeindevorsteher, Kühsen.
      H. Burmeister, Landmann, Sandesneben.
      J. H. Schmidt, Gemeindevorsteher, Schmilau.
      F. Schröder, Malermeister, Schwarzenbeck.
wie auch

Franz Heidborn, General=Agent,
Güstrow i. M.


Vieh=Versicherungs=Gesellschaft
auf Gegenseitigkeit zu Plau i. M.

Die Gesellschaft versichert Pferde, Rindvieh und Schweine zu den niedrigsten Prämien gegen Verluste aller Art, wie gegen Feuer, Blitz, Seuchen und sonstige Unglückssäue, auch gegen dauernden Minderwerth.
Das durch sanitäre Untersuchung zum menschlichen Genusse untauglich befundene Fleischversicherter Thiere wird ebenfalls nach dem Statut ersetzt. Trichinen und Tuberculose.)
Geschäftsprinzip: Streng reelle Geschäftsführung - coulant und prompt bei Schadenregulirungen.

Tüchtige Vertreter werden sofort angestellt.

Plau, den 25. April 1892.

Die Direktion:
Pelzer.       -       Hinrichs.


Dr. Hennings
Specialarzt für Geburtshülfe
und Frauenkrankheiten
Lübeck, Hüxstrasse 36.
Sprechstunden jetzt:                          
Morgens 9-10 Uhr, Nachmittags 3-4 Uhr,
Sonntags nur 9-10 Uhr.                                       


Die Verlobung unserer Tochter Louise mit dem Herrn Gerhard von Melle zu Lübeck beehren wir uns hierdurch ganz ergebenst anzuzeigen.

                                                    Bürgermeister Bicker und Frau.
                                                    Sophie geb. Hamann.
Schönberg i. M., den 5. Mai 1892.
---------------
Louise Bicker
Gerhard von Melle
Schönberg.                                                     Lübeck.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 8. Mai.

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 19.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 36 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 36 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 6. Mai 1892.


Wichtig für Landwirte. Schon seit mehr als 16 Jahren leistet das bekannte Holzkonservierungs= und Anstrichöl Carbolineum Avenarius D.R.=Patent Nr. 46021 bei der Landwirtschaft vorzügliche Dienste aus welchem Grunde schon in den ersten Fachzeitungen auf dasselbe hingewiesen wurde. Bei der anerkannten Wichtigkeit dieses zweckmäßigen und billigen Holzanstrichs geben wir nachstehend aus einer großen Anzahl von Gutachten zwei Aussprüche aus maßgebenden Landwirtschaftlichen Kreisen.
Z. B. schreibt ein gräfliches Rentamt in Süddeutschland, daß es das Carbolineum Avenarius schon seit dem Jahr 1884 zum Anstrich von Vertäfelungen, Gebälken, Thüren, Läden, Zäunen, Pfosten, Schafhürden, Baumpfählen, Ackergeräten jeder Art, Jauchefässern u. s. w. verwende und recht gute Erfahrungen damit gemacht habe. Das Carbolineum Avenarius, das dem Holze ein hübsches, braunes Aussehen verleihe und vortrefflich konserviere, habe andere Anstriche für derartige Zwecke fast ganz verdrängt und werde, zu einer Art Hausmittel geworden, stets vorrätig gehalten.
Ein Rittergutsbesitzer Norddeutschlands äußerte sich in ähnlicher Weise, indem er sagt, das mit dem Carbolineum Avenarius bei ihm schon seit sechs Jahren überraschend günstige Erfolge erzielt werden und zwar lasse er alles Holzwerk, wie Wagen, Pflüge, Eggen, Stallthüren, Scheunenthore, Zäune, Fenster und Thüren in Arbeiterwohnungen, auch hänfene Pflugleinen und Zugstränge mit Carbolineum Avenarius tränken. Ausdrücklich ist hierbei hervorgehoben, daß der hübsche braune Anstrich sehr billig komme und daß die Behandlung der betreffenden Hölzer mit Oelfarbe erspart bleibe.
Wenn für einen Artikel derartige Gutachten sprechen, so sollte derselbe überall da, wo er noch nicht Eingang gefunden hat, wenigstens versuchsweise Verwendung finden. Wir bemerken aber dabei, daß unter der Bezeichnung "Carbolineum" zahlreiche Nachahmungen angeboten werden, die von der seit mehr als 16 Jahren bewährten Originalmarke "Avenarius" im Interesse der Erreichung des angestrebten Zwecks sehr zu unterscheiden sind, weshalb bei Bezügen stets auf den vollen Namen Carbolineum Avenarius D.R.=Patent Nr. 46021 zu achten ist.
Zur Angabe der jeweils nächsten Bezugsquelle, sowie zu jeder weiter gewünschten Auskunft hat sich die Firma R. Avenarius & Co. in Stuttgart und Hamburg bereit erklärt. Für die hiesige Gegend hat Herr Aug. Spehr, Schönberg eine Verkaufsniederlage.

(Deutsche Allg. Zeitung für Landwirtschaft.)

- Wählend aus Bombay gemeldet wird, daß die dort herrschende Hitze ganz abnorm ist und infolge dessen die Sterblichkeit eine seit zwölf Jahren nicht beobachtete Höhe erreicht hat, kommen aus dem Norden Englands Nachrichten von erneutem Schneefall. Besonders im östlichen Yorkshire und im südlichen Lincolnshire haben heftige Schneestürme gewüthet und man befürchtet großen Schaden für die Feldfrüchte.
- In West= und Nordböhmen fand sich Sonntag nachmittags reicher Schneefall ein. In Karlsbad und Weipert lag der Schnee stellenweise 50 Centimeter hoch. Danach folgte anhaltender Gußregen, wodurch ein rasches Steigen der Flüsse bewirkt wird.
- Alleinreisende Frauen dürfen einer neueren Verfügung der preußischen Staatsbahn=Verwaltung zufolge in den Eisenbahnzügen nur in solchen Wagenabtheilungen untergebracht werden, in denen schon Mitreisende sich befinden. Wird ausdrücklich von solchen Damen eine Wagenabtheilung für Frauen verlangt und ist eine solche noch nicht besetzt, so darf der Schaffner der Dame nur dann eine solche anweisen, wenn der Zugführer seine ausdrückliche Zustimmung hierzu gegeben hat.
- Die Direktion der königlichen Ostbahn zu Königsberg in Preußen läßt versuchsweise sämtliche Güterzüge an den Sonn= und Feiertagen fortfallen. In Geestemünde trafen aus Metz acht starke Pferde ein, die bei den Erdarbeiten für die Befestigungen Helgolands verwendet werden sollen. Es dürften die ersten Pferde sein, die je nach Helgoland gekommen sind.
- Freifahrt der königlichen Familie in England. Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß die britische Königsfamilie auf allen englischen Eisenbahnen freie Fahrt hat. Nur wenn ein Mitglied des Königshauses in Staatsangelegenheiten auf Reisen geht, muß sein Platz im Waggon so gut wie der jedes anderen Sterblichen bezahlt werden; aber auch in diesem Fall erlegt der Prinz und die Prinzessin das Fahrgeld nicht aus der eigenen Tasche, sondern läßt es aus dem Staatsschatz für sich bezahlen. Alle hier erwähnten Privilegien genießt auch jeder fürstliche Sproß, der mit dem englischen Königshaus verwandt oder verschwägert ist, also beispielsweise der deutsche Kaiser. Die englische South=Eastern=Company gewährt der königlichen Familie sogar noch weiter gehende Vorrechte, von denen der Prinz von Wales ausreichenden Gebrauch macht. Wenn er eine Reise nach dem Kontinent antritt, erhält er für sich und sein Gefolge nicht nur freie Fahrkarten auf allen Bahnstrecken Englands, sondern wird auch noch gratis über den Kanal bis an die französische Küste gebracht, erst hier hören die Vergünstigungen auf. Die South=Eastern=Company stellt ihm sogar noch direkt für ihn gebaute Salon= und Schlafwagen zur Verfügung, deren Einrichtung allein gegen 30 000 Pfd. Sterling, also mehr als 600 000 Mk, gekostet hat.
- Der berühmte Kölner Männergesangverein hat am Mittwoch den 50. Jahrestag seiner Gründung mit Aufführung eines Requiems in der Domkirche zum Gedächtnis seiner verstorbenen Mitglieder gefeiert.
- Die Kaiserin Auguste Viktoria hat zum Bau der evangelischen Kirche in Bethlehem, zu deren Vollendung noch 25 000 Mk. fehlen, am Osterfeste die Summe von 1000 Mk. überwiesen.
- Sprachmengerei im Elsaß. Zu dem vielbesprochenen Kauderwelsch der Deutsch=Amerikaner liefert ein Leser der "Straßb. Post" ein Seitenstück mit folgender Blütenlese elsässischer "Gesprächsflicken": "Möchten Sie mir den Weg zur Bahn sagen?" - "Eh bäh, worum nit! Schackli (Jacques'li) mach dutzwitt (tout de suite), zeig dem Mußjö de Weg zur Gare! Gang aber de Boulevard na!" - In Kolmar hörte ich neulich einen höflichen Mann zu einer stolpernden Dame sagen: "Prenezgarde, Madame! genn' acht, daß'r nit in Dreck leie!" - Ebenso ironisch klingt die Einladung eines Marktweibes: "Wenn 'rs nicht prendere? Wenn 'rs prendere wenn, no prenderets gli! Suscht kommt e fremde Bourgeois un zahlt drei Sü davanlage!"
- In Christiania hat am Mittwoch eine Berathung angesehener Einwohner in Betreff des Planes, mit einem nachgemachten Wikingerschiff (ein altnorwegisches Seeräuberschiff) zur Ausstellung nach Chicago zu segeln, stattgefunden. Ein definitiver Beschluß wird erst noch gefaßt werden.
- Der Geh. Medizinalrath Dr. Koch in Berlin ist zum Generalarzt I. Kl. ernannt worden.
- In Tirol, dem Lande der gesunden Bergluft, giebt es noch alte Leute: in den letzten Tagen sind zwei Greisinnen gestorben, deren jede über hundert Jahre alt war: in Heinzenberg im Zillerthal Anna Lackner, die ein Alter von 103 Jahren erreicht und sich hierbei noch einer seltenen Rüstigkeit erfreut hatte, und im Stadtspital in Trient die Witwe Mathilde Ravagni, die 104 Jahre alt geworden war.
- Auch die Vereinigten Staaten von Amerika haben ihre liebe Noth mit Brandstiftern und Anarchisten, wie dieser Tage in Brooklyn vorgenommene Verhaftungen beweisen. Einer der Gefangenen hat ein volles Geständniß abgelegt, aus dem hervorgeht, daß viele Feuersbrünste in letzter Zeit das Werk

[ => Original lesen: 1892 Nr. 36 Seite 6]

einer organisirten Brandstifterbande waren, die ein Gewerbe daraus machte, gegen einen bestimmten Prozentsatz von dem Versicherungsbetrag Geschäfts= und Wohnhäuser niederzubrennen. Die Mitglieder der Bande waren im Besitz schnell und sicher wirkender Zündstoffe. Jeder Verrat wurde nach den Satzungen mit dem Tod bestraft. Das Feuer, das zur Entdeckung und Verhaftung der Bande geführt hat war am 29. März in den Wohnräumen eines Deutschen Namens John Steinbrenner ausgebrochen. Das Haus ist eine große Mietskaserne, die Flammen wurden aber schnell erstickt, ehe sie bedeutenden Schaden anzurichten vermocht hatten. Bei der darauf vorgenommenen Untersuchung fand der Feuermarschall in Steinbrenners Zimmer drei mit unbekannten Zündstoffen gefüllte Packete. Diese Entdeckung hatte die Verhaftung Steinbrenners zur Folge, der sodann gestand, daß ein gewisser Hermann Albrecht sich erboten habe, das Haus mit allem was darin für 50 Proz. vom Versicherungsgeld in Brand zu setzen. Nachdem Albrecht ihm sodann noch zahlreiche Personen genannt hatte, die in gleicher Weise abgebrannt waren, sei er auf den Vorschlag eingegangen und habe ihm Nachtschlüssel zu dem Hause gegeben. Am nächsten Tage brach das Feuer aus. Erwähnt sei noch, daß Albrecht und sein Genosse sich für Anarchisten erklären und Revolver, Dolche und Gift bei sich führten, um für alle Fälle vorbereitet zu sein.
- Der Alt=Reichskanzler Fürst Bismarck siegt eben überall. Der Schnelldampfer "Fürst Bismarck" der Hamburg=Amerikanischen=Packetfahrt=Aktien=Gesellschaft ist am Freitag Abend um 6 Uhr auf seiner ersten diesjährigen Reise wohlbehalten in Newyork eingetroffen. Die Ueberfahrt von Southampton ab hat nur 6 Tage 9 Stunden 28 Minuten gedauert, ein Resultat, welches in den weitesten Kreisen in Deutschland und Amerika das größte Interesse zu erregen geeignet ist; denn die Reise des "Fürst Bismarck" ist die schnellste, die bisher über den Ozean gemacht worden ist. Die schnellste Reise eines englischen Schiffes war die des Dampfers "Teutonia", der zur Fahrt von Queenstown nach Newyork ungefähr 5 Tage 22 Stunden gebraucht hat. Die Reisedauer des "Fürst Bismarck", auf dieselbe Entfernung berechnet, würde sich auf nur 5 Tage 18 Stunden 28 Minuten stellen; das deutsche Schiff hätte somit den schnellsten englischen Dampfer um mehr als 3 Stunden geschlagen.
- Aus den "jüngsten Kaisertagen" weiß die Saar= und Blieszeitung folgenden hübschen Zwischenfall zu erzählen: Als der Kaiser am frühen Morgen des 25. April einen Rundgang um das Halberger Schloß machte, bemerkte er zwei Maikäfer, welche sich lustig auf der Erde tummelten. Sofort befahl er einem Adjutanten, die Tierchen aufzunehmen, sorgfältig einzupacken und an den Kommandeur des Garde=Füsilier=Regiments, Grafen Keller, nach Berlin zu schicken. Der Kaiser bemerkte lächelnd zu dem ihn begleiteten Hausherrn, daß er dies in jedem Frühjahr mit dem ersten Maikäfer, den er finde, so mache. Das Garde=Füsilier=Regiment heißt bekanntlich im Berliner Volksmund "die Maikäfer".
- Die Rotzkrankheit in einer Menagerie. Dem Besitzer der in Preßburg weilenden Menagerie Kludsky ist unlängst eine schöne Löwin eingegangen. Da die Krankheitssymptome des Thieres höchst verdächtig erschienen, sandte Kludsky den Kopf der verendeten Löwin nach Wien an die thierärztliche Schule, woselbst konstatirt wurde, daß die Löwin an der Rotzkrankheit verendet sei. Dieser Fall ist nun für den Menageriebesitzer einer Katastrophe gleichzuachten, indem die Preßburger Polizeibehörde jetzt im Sinne der gesetzlichen Verordnungen gezwungen ist, über die ganze Menagerie die veterinäre Absperrung zu verhängen. Bereits am Sonntag war auf polizeiliche Verfügung die Menagerie dem Publikum nicht mehr zugänglich. Um das ärgste zu verhüten, daß nämlich die ganze Menagerie für die Zeit der Sperre im Sinne des Gesetzes für 60 Tage nach der Wasenmeisterei gebracht werde, ist der Menageriebesitzer nach Budapest gereist, um dort die nothwendigen Schritte einzuleiten. Wenn ihm das nicht gelingt, wird die Menagerie nach der Abdeckerei transportirt.
- Wie die jetzt beendigten Revisionen definitiv ergeben haben, hat Jäger, der flüchtige Hauptkassirer des Rothschildschen Bankhauses in Frankfurt a. M., 1 700 000 Mk. unterschlagen. Es handelt sich auch nicht um jahrelang oder auch nur längere Zeit fortgesetzte, durch falsche Buchführung verübte Veruntreuungen, sondern die Unterschlagung geschah dadurch, daß Jäger 1 200 000 Mk. für das Bankhaus Rothschild bei einer anderen Bankfirma erhob, und zwar einige Tage früher als sie fällig waren, und 500 000 Mark aus der von ihm verwalteten Kasse entnahm. Ein Brief aus Darmstadt mit Jägers nachgemachter Unterschrift ist, wie jetzt ermittelt wurde, von einer der beiden "Damen" geschrieben, zu denen Jäger in Beziehungen stand; vermutlich haben beide den Defraudanten auf seiner Flucht begleitet. Wie ein Frankfurter Berichterstatter aus guter Quelle gehört hat, wurden die Gehälter für den ersten und zweiten Kassirer auf 10 000 Mk. erhöht, auch hat man nunmehr eine viel strengere Kontrolle eingeführt und den Kassirern sollen nie mehr so große Summen wie bisher über Nacht anvertraut bleiben. Baron Rothschild erhält abends sämmtliche Kassenschlüssel abgeliefert und ein besonderer Beamte hat sich davon zu vergewissern, daß alle Kassen geschlossen sind.
- Wenn eine bekannte alte Wetterregel zutrifft, haben wir einen trockenen Sommer zu gewärtigen. Man kann nämlich in diesem Frühjahr beobachten, daß die Esche vor der Eiche treibt, und da sagt nun die Bauernregel: "Treibt die Esche vor der Eiche, hält der Sommer große Bleiche; treibt die Eiche vor der Esche, hält der Sommer große Wäsche." Diesmal also giebt es endlich einmal eine große Bleiche, nachdem wir einige Jahre hindurch uns über eine allzu große Wäsche zu beklagen hatten.
- Viel belacht wird in Mainz der Irrtum einer Pariser Firma, von der dort dieser Tage ein Brief mit folgender Adresse einlief: "Madamme" Reichsbankstelle, Mayence". Die Post lieferte das Schreiben an den Vorsteher der Reichsbankstelle ab, der aus dem Umschlag eine Empfehlung von - Korsetts hervorzog. "Madamme Reichsbankstelle dürfte nicht in der Lage sein, auf die Offerte einzugehen.
Wer quält die Pferde am meisten? Diese Frage wird von einem "Pferdefreund" dahin beantwortet: Alle diejenigen, welche von einer zweckmäßigen Konstruktion ihrer Fuhrwerke und des Geschirrs keine Ahnung haben! Die Leute stehen sich obendrein selbst im Lichte, da bei ihnen die Zugthiere viel schneller arbeitsunfähig werden. 1) Setze die Leitern soweit nach vorne, daß sie mit den äußersten Rändern der Vorderräder in einer Linie stehen, damit du die Last mehr auf die Vorderachse laden kannst. 2) Bringe die Wage so nahe als möglich an die Vorderachse, denn die fortbewegende Kraft muß der fortzubewegenden Masse möglichst nahe gebracht werden. 3) Spanne deine Pferde ganz kurz in die Stränge an eine entsprechend lange Deichsel und du wirst, wie der Kraftmesser zeigt, mehr als eine halbe Pferdekraft ersparen. Es ist kaum glaublich und doch Thatsache, daß wir unter den Acker= und Lastfuhrwerken mindestens 90 Prozent finden, welche durch falsche Konstruktion eine unberechenbare Kraftverschwendung und Thierquälerei herbeiführen.
- Unschuldig verfolgte Thiere sind: Der Igel. Lebt meistens von Mäusen, kleinen Nagethieren, Erd= und Wegschnecken und Engerlingen, das sind Thiere die dem Ackerbau schädlich sind. - Tötet daher keinen Igel! Maulwurf. Er verzehrt unablässig Engerlinge, Larven, Raupen und andere dem Ackerbau schädliche Insekten. Keine Spur von Pflanzen wurde jemals in seinem Magen gefunden. Tödtet den Maulwurf nicht! Kröte. Eine wahre Gehilfin des Landmanns. Jede vernichtet 20-30 Insekten in einer Stunde. Tötet die Kröte nicht! - Vögel. Jede Provinz hat alljährlich große Verluste durch Insekten. Vögel sind die einzigen Feinde derselben, welche im Stande sind, tüchtig aufzuräumen. Sie sind die großen Raupentöter und Gehilfen des Ackerbaues und der Obstzucht - Marienkäferchen. Diese sind die besten Freunde der Feldbauer und Gärtner, indem sie Blattläuse auf den Gewächsen in Menge verzehren. Tötet die Marienkäferchen nicht!


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