No. 35
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. Mai
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 35 Seite 1]

                Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Hebamme Frau Wagner geb. Seeger aus Neubrandenburg als zweite Hebamme zu Schönberg angestellt und in Pflicht genommen ist. Dieselbe wohnt im Hause des Maurers Grevsmühl an der Schlauentrift.
                Schönberg, den 26. April 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


                Wenngleich die Aerzte nach § 4 der Verordnung vom 13. März 1888, betreffend die Beerdigung der im Verlauf von ansteckenden Krankheiten Gestorbenen, verpflichtet sind, in jedem zu ihrer Behandlung gelangenden Falle einen tödtlichen Ausgang spätestens innerhalb 24 Stunden der Ortsobrigkeit anzuzeigen, und wenngleich in Folge des hohen Regiminal=Rescripts vom 15. August 1890 die Anzeigepflicht dahin ausgedehnt ist, daß diese Anzeige auch dem Ortsvorsteher zu erstatten, so hat diese Maßregel sich nicht als ausreichend erwiesen, insofern in wiederholten Fällen die Geistlichen über die Todesursache der im Verlauf ansteckender Krankheiten Gestorbenen eine rechtzeitige und zuverlässige Mittheilung nicht erhielten. Auf Befehl Großherzoglicher hoher Landesregierung werden daher sämmtliche Ortsvorsteher hierdurch angewiesen, für eine rechtzeitige, vor dem Leichenbegängniß zu bewirkende Benachrichtigung des Ortsgeistlichen Sorge zu tragen, wenn zu ihrer Kenntniß kommt, daß im Ort jemand an Fleckentyphus, Pocken, Diphtherie oder Scharlach gestorben ist. In diesen Fällen ist die Begleitung des Geistlichen und des Leichengefolges erst von der Straße aus zulässig, die Theilnahme von Kindern unter 15 Jahren an der Folge (wenn dieselben nicht nahe Angehörige sind) ist ausgeschlossen, und bedarf die Ueberführung der Leiche vom Sterbehause in andere Gebäude, ebenso die Bettung in einer Kapelle oder einem Gewölbe, wie auch die Ueberführung der Leiche in eine andere Parochie in jedem Falle besonderer hier einzuholender Erlaubniß.
                Schönberg, den 24. April 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


S. M. der Kaiser ist am Freitag früh um 9 Uhr in Wilhelmshaven angelangt und hat sich sofort nach der Werft begeben. Das Wetter war einer Fahrt auf die See nicht günstig, es war trübe. Trotzdem ist der Kaiser gegen 10 Uhr auf dem "Beowulf" in See gegangen, die "Bremse" folgte. Wie es heißt, wird der Kaiser auf Helgoland übernachten und am Sonnabend über Nordenham nach Berlin und Potsdam zurückkehren.
In Schwerin in Meklenburg fand am Mittwoch die feierliche Beisetzung der Leiche der Großherzogin=Mutter in der Heiligenbluts=Kapelle des Domes unter dem Geläute aller Glocken und unter Geschützsalven statt. Um 2 Uhr fand ein Trauergottesdienst in der Schloßkapelle am Sarge statt. Der Kaiser führte die Großherzogin Marie zur Trauerstätte. Die fürstlichen Leidtragenden folgen. Nach dem Gesange und der Rede des Hofpredigers Wolff wurde der Sarg, begleitet vom Oberstallmeister von Brandenstein und den obersten Hofchargen, nach dem mit acht Pferden bespannten Leichenwagen getragen. Hinter dem Sarge schritten der Kaiser, der Großherzog von Meklenburg=Strelitz, der Großfürst Wladimir, die Herzöge Paul und Johann Albrecht und ein überaus zahlreiches Trauergefolge. Am Dome empfing die Geistlichkeit und die Leibkompagnie des Regiments Nr. 89 den Trauerzug. Der Sarg wurde vor den Altar gestellt. Superintendent Bard sprach ein Gebet und, während die Beisetzung erfolgte, den Segen.
Der "Reichsanzeiger" publiziert einen kaiserlichen Erlaß, datiert vom 20. ds. Mts., betr. die Aufnahme einer dreiprozentigen Reichsanleihe im Gesamtbetrag von 148 760 995 Mk.
Eine große Militär=Vorlage soll, wie die "Nationalliberale Korrespondenz" mittheilt, für die nächste Session des Reichstags in Vorbereitung sein. Ueber den Inhalt lasse sich augenblicklich bei den noch schwebenden Erwägungen näheres noch nicht sagen. Im Zusammenhang damit scheinen auch die Gerüchte über den bevorstehenden Rücktritt des Kriegsministers v. Kaltenborn zu stehen. Die offiziösen Zurückweisungen dieser Gerüchte möchten für den Augenblick ihre Richtigkeit haben, nach guten Informationen aber schwerlich für lange Dauer.
Unter Theilnahme des Hofes, der Spitzen der Staatsbehörden, des Bataillons, der dort wohnhaften inaktiven Generale, der Mitglieder des Gemeinderaths

[ => Original lesen: 1892 Nr. 35 Seite 2]

sowie der Kriegervereine etc. wurde am Freitag in Dessau das vom Baron v. Cohn gestiftete Denkmal Kaiser Wilhelms I. feierlich enthüllt.
Die Stadtverordneten von Berlin haben den Beschluß des Magistrats, wonach Magistrat und Stadtverordnete das Project der Weltausstellung in Berlin mit großer Sympathie begrüßen und sich bereit erklären, das Unternehmen thatkräftig zu unterstützen, zugestimmt.
Aus Mainz meldet die "Kreuz=Zeitung", auf Befehl des Kriegsministeriums findet dort bei sämmtlichen Truppentheilen eine Revision der Gewehre infolge der Broschüre Ahlwardts statt.
- Die Feier des ersten Mai ist in Berlin, Hamburg, Nürnberg, München, Chemnitz und im Elsaß, soweit die Nachrichten bis jetzt reichen, ruhig verlaufen, in Berlin, wo es von Morgens bis Abends stark regnete, sogar recht ruhig, da der Verkehr bedeutend geringe war, wie an jedem anderen Sonntag. In Hamburg setzte sich um 1 Uhr ein imposanter Festzug in Bewegung und langte um 2 Uhr auf dem Festplatze an, wo anstatt des erkrankten Bebel Liebknecht die Festrede hielt.
Für Venezuela bestimmte 50 Kisten Pulver, welche in Hamburg verschifft werden sollten, wurden auf Veranlassung des Konsuls Dr. Gonzalez beschlagnahmt. Das Pulver wurde nach dem Hamburger Pulvermagazin geschafft. Ueber die Veranlassung zu der Beschlagnahme liegen Meldungen bisher nicht vor.
Der deutsche Kaiser ließ der Vermittelung des auswärtigen Amtes, dem englischen Handelsamt mehrere Handschreiben und Geschenke (4000 Mark, goldene Uhren und Photographien) für die bei Rettung der Passagiere und der Ladung des Norddeutschen=Lloyd=Dampfers "Eider" betheiligt gewesenen Personen übermitteln.
Aus Norderney wird dem Hamb. C. folgendes gemeldet: Wie bestimmt verlautet werden der deutsche Kronprinz und seine Brüder in diesem Sommer längere Zeit hier verweilen, und es haben bereits Verhandlungen wegen Wohnungen für dieselben stattgefunden. Man hält es für wahrscheinlich, daß der Kaiser auf seiner Fahrt nach Helgoland dort absteigen wird.
Die Königin Viktoria von England läßt für ihren kürzlich verstorbenen Schwiegersohn, den Großherzog von Hessen, ein Denkmal herstellen, das, in Marmor ausgeführt, im Schloß Balmoral in Schottland aufgestellt werden wird.
Graf Hartenau, Prinz Alexander v. Battenberg, ist vom Kaiser von Oesterreich zum Generalmajor ernannt worden.
Aus St. Petersburg verlautet jetzt, daß dort die Aufhebung des Ausfuhrverbots für Hafer bevorstehe und der Besuch des Zaren in Berlin wahrscheinlich sei.
Emin Pascha auf dem Rückmarsch nach der Ostküste Afrikas - diese kurze inhaltsreiche Meldung ist enthalten in einem anscheinend amtlichen Telegramm aus Sansibar, welches besagt, daß dort Nachrichten eingetroffen sind, nach welchen Dr. Stuhlmann am 15. Februar mit dem größten Theil der Emin Pascha=Expedition in Bukoba angelangt ist, nachdem in Undussuma westlich vom Albert=Nyanza, 1 1/2 Gr. N., Hunger und Krankheit den Vormarsch vereitelt hatten. Emin Pascha selbst ist erkrankt und folgt langsam nach. - Das Schreiben, durch welches Emin Pascha aufgefordert wurde, in den Reichsdienst zu treten, ist an die ostafrikanische Küste zurückgelangt. Emin hatte also von dieser Aufforderung nie Kenntniß erhalten. - Nach obiger Meldung erscheint es sogar sehr zweifelhaft, ob Emin überhaupt bis Wadelai vorgedrungen war. Die Landschaft Undussuma liegt im Südwesten des Albert=Nyanza.


- Schönberg. Wir werden um Aufnahme des Folgenden ersucht: Die in Nr. 34 der Wöchentlichen Anzeigen vom 29. April mitgetheilte Thatsache, die Besitzer der Maurinewiesen oberhalb der Stadt wurden seit Jahren auf das Empfindlichste geschädigt durch das übergroße Aufstauen des Wassers an der hiesigen Mühle, ist falsch. Mehrfache Versuche der gedachten Wiesenbesitzer, mich wegen Schädigung gerichtlich zur Verantwortung zu ziehen, blieben ohne Erfolg. Das Wassermaaß der Mühle steht seit Jahrzehnten fest. Daß das Wasser bis an dieses Maaß gestaut wird, beruht auf dem der Großherzoglichen hohen Kammer zustehenden Recht. Der Betrieb der Mühle müßte sonst eingestellt werden. Die Ueberschwemmungen der oberen Maurinewiesen haben ihren Grund darin, daß weder die Gräben dieser Wiesen noch die Maurine selbst geräumt sind, vor allem aber der Mühlenteich vor der Arche seit Menschengedenken nicht gereinigt ist. Schönberg, d. 30. April 1892.

                                                    O. Franck.
                                                    Pächter der Großherz. Amtsmühle.


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Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 3 belegene Büdnerstelle c. p. des Maurergesellen Heinrich Kleinfeldt aus Lockwisch ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend den 14. Mai d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 24. Februar 1890.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Freitag, den 6. d. Mts., Mittags 12 Uhr, sollen in Selmsdorf:

ein Arbeitspferd, ein Bauwagen und verschiedene Mühlenprodukte
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Versammlung der Käufer bei Gastwirth Michaelsen in Selmsdorf.
Schönberg, den 2. Mai 1892.

                                                    C. Staffelt.
                                                    Gerichtsvollzieher.


Fortbildungsschule.

Am Mittwoch, den 4. Mai, abends 8 Uhr, findet die ordentliche Generalversammlung im Gasthause des Herrn J. Boye statt, wozu die Mitglieder des Schulvereins und sämmtliche Innungsmitglieder höflichst eingeladen werden.
                          Tagesordnung:
            1. Erstattung des Schulberichts,
            2. Rechnungsablage,
            3. Wahl des geschäftsführenden Vorstandes und
            4. Sonstige Schulangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.
                                                    I. A: H. Retelstorf.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 35 Seite 3]

Norddeutsche Hagel=Versicherungs=Gesellschaft.

Geschäftsumfang 1891: 74,898 Polizen mit 582,928,375 Mark Versicherungssumme.
Zunahmen 1891: 4132 Polizen mit 14,175,955 Mark Versicherungssumme.

Die Norddeutsche hat während ihres 23 jährigen Bestehens 840,349 Polizen mit
Versicherungssumme abgeschlossen und für Schäden ca. 55,000,000 Mark Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem 9. Jahre die weitaus größte aller bestehenden Hagel=Versicherungs=Gesellschaften, und bietet sowohl durch die Zahl und Versicherungssumme ihrer Mitglieder als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland unbedingte Sicherheit selbst in den hagelreichsten Jahren, zugleich aber eine Garantie für mäßige Durchschnittsbeiträge.

Reserven: ca. 630,000 Mark.

Entschädigung von 6% ab; bei Verzicht auf Schäden unter 12% Ermäßigung der Prämie um 20%; - Gewährung eines bis 50% steigenden Rabatts für Schadenfreiheit, desgl. von 5% bei 5jähriger Versicherung.
Bequeme und wohlfeile Versicherung der kleinen Ackerwirthe durch die sog. Gemeinde=Versicherungen.
Zu jeder näheren Auskunft, sowie zum Abschluß von Versicherungen sind jederzeit gern bereit die Herren Vertreter:
      W. A. Utermöhl, Haupt=Agent, Schönberg.
      H. Retelsdorf, Hauswirth, Gr. Mist.
      W. Hecht, Zimmermeister, Ziethen.
      Petersen, Ortsvorsteher, Bergrade.
      J. Boysen, Jäger, Breitenfelde.
      Fr. Gerdis, Gemeindevorsteher, Kühsen.
      H. Burmeister, Landmann, Sandesneben.
      J. H. Schmidt, Gemeindevorsteher, Schmilau.
      F. Schröder, Malermeister, Schwarzenbeck.
wie auch

Franz Heidborn, General=Agent,
Güstrow i. M.


Aachener und Münchener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft.

Der Geschäftsstand der Gesellschaft ergibt sich aus dem nachstehenden Auszug aus dem Rechnungsabschluß für das Jahr 1891.


Grundkapital M. 9,000,000. -
Prämien=Einnahme für 1891 M. 8,941,103. 70
Zinsen=Einnahme für 1891 M. 676,718. 40
Prämien=Ueberträge M. 5,783,284. 80
Uebertrag zur Deckung außergewöhnlicher Bedürsnisse einschließlich des gesetzlichen Reservesonds von M. 900,000 M. 4,900,000. -
----------------------------------------
M. 29,301,106. 90
Versicherungen in Kraft am Schlusse des Jahres 1891 M. 5,675,292,457. -

Schönberg, den 1. Mai 1892.

Der Agent der Gesellschaft.
Aug. Spehr, Kaufmann und Hotelbesitzer.


Vieh=Versicherungs=Gesellschaft
auf Gegenseitigkeit zu Plau i. M.

Die Gesellschaft versichert Pferde, Rindvieh und Schweine zu den niedrigsten Prämien gegen Verluste aller Art, wie gegen Feuer, Blitz, Seuchen und sonstige Unglückssäue, auch gegen dauernden Minderwerth.
Das durch sanitäre Untersuchung zum menschlichen Genusse untauglich befundene Fleischversicherter Thiere wird ebenfalls nach dem Statut ersetzt. Trichinen und Tuberculose.)
Geschäftsprinzip: Streng reelle Geschäftsführung - coulant und prompt bei Schadenregulirungen.

Tüchtige Vertreter werden sofort angestellt.

Plau, den 25. April 1892.

Die Direktion:
Pelzer.       -       Hinrichs.


Streichfertige und trockene Malerfarben aller Art, Leinöl, Siccativ, Copal-, Asphalt-, Damar- & Spirituslacke (Hutlack) schnelltrocknendes Fussbodenöl, Fussbodenglanzlack, Bohnermasse, Bohnerwachs, auch trockene und flüssige Broncen, sowie alle Sorten Aufbürst- u. echte Zeug-Farben empfiehlt billigst
                                                    H. Brüchmann.


Bienen-Zucker,
ff. Kristallzucker, frei von Schwefel, schwefliger Säure
und Ultramarin, das beste Bienenfutter, empfiehlt
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Burg-Käse
Cheddaer-Käse
in feinem abgelagerter Waare empfiehlt                          
                                                    A. Wigger Nachfolger.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 35 Seite 4]

Bestellungen auf                          
Braunkohlen
für kommenden Winter nehme ich schon jetzt entgegen, Lieferung bis Ende Juli zu den heutigen Tagespreisen.
                                                    C. Schwedt.


Dr. med. A. Ahrens
Spezialarzt für Augenerkrankungen
Lübeck, Fleischhauerstr. 27.
Sprechstunden: 10-1 Uhr Vorm. 3-4 Uhr Nachm. Sonntags 11-1 Uhr.


Möbelversicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg.
Generalversammlung
am Sonntag, den 8. Mai, nachmittags 1 Uhr.

      Tagesordnung:
            1. Rechnungsablage,
            2. Wahl der Kreisvorsteher in Carlow und Schönberg.
            3. Verschiedenes.
Schlag=Resdorf, den 29. April 1892.

Der Vorstand.


Vor kurzer Zeit krepierte mir eine Fohlenstute, die bei der Perleberger Vieh=Versicherungs=Gesellschaft versichert war. Der Schaden ist mir prompt ersetzt worden, und ich kann daher die Gesellschaft allen Viehbesitzern empfehlen.

Volksdorf                                                    Fritz Steffen,
bei Dassow.                                                      Hauswirth.   

NB. Agent dieser Gesellschaft ist H. Wigger in Dassow.


Dr. Hennings
Specialarzt für Geburtshülfe
und Frauenkrankheiten
Lübeck, Hüxstrasse 36.
Sprechstunden jetzt:                          
Morgens 9-10 Uhr, Nachmittags 3-4 Uhr,
Sonntags nur 9-10 Uhr.                                       


Dr. med. Oeinck
Hals-, Nasen- u. Ohrenarzt
Lübeck, Breitestrasse 37.
Sprechstunden jetzt:                          
9 1/2-1 1/2 Uhr, Sonntags 9 1/2-10 1/2 Uhr.


Gute Warschower Kartoffeln
liefert zu billigstem Preise                                                    
                                                    C. Prestin,
                                                    Handelsmann.


Gesucht zu Johannis d. J. für Bauhof Schönberg bei Schönberg ein

tüchtiges Stubenmädchen.
Nähere Auskunft ertheilt                          
                                                    L. Spehr.


Pferd Lasse meinen 4jährigen Fuchshengst vom Schlütter, Mutter: Figaro, Blenhein, Flüchtig, Norfolk u. s. w. decken.

Deckgeld incl. Stallgeld 14 Mark.
Mechow, März 1892.                                                    Stamer.


Zu Michaelis oder zum 24. October werden zu Hof Molzahn

3 Hoftagelöhner und
1 Deputatknecht
gesucht.                                                    
                                                    Röper.


Armee-Marsch-Album.
12 Preußische Armee-Märsche.

Dieser umfangreiche und vorzüglich ausgestattete Band (in schwarz=weiß=rothem Umschlage) enthält in guter musikalischer Bearbeitung von ganz mäßiger Schwierigkeit nachstehende 12 vollständige Märsche:

Der Hohenfriedberger Marsch.
Der Torgauer Marsch.
Marsch der Bataillon Garde von 1806.
Marsch der finnländischen Reiterei.
Pariser Einzugsmarsch.
Präsentier-Marsch Friedrich Wilhelm III.
Der Coburger Josias-Marsch.
Der Dessauer Marsch.
Der Radetzki-Marsch.
Der Alexander-Marsch.
Marsch d. Regiments-Colonne.
Armee-Marsch No. 113.

Preis dieser ganzen Sammlung für Klavier zu 2 Händen M. 1.50.
Dieselbe Sammlung kostet:
Für Klavier zu 4 Händen 2.- Mark.
Für Violine und   Klavier 2.- Mark.
Für Violine allein 1.-   Mark.
Für Zither allein 1.50 Mark.

Bei Bestellung bitte gütigst genau anzugeben, welche Ausgabe gewünscht wird. Gegen Einsendung des Betrages oder unter Nachnahme zu beziehen von

                                                    G. O. Uhse, Musikverlag,
                                                    Berlin O., Grüner Weg 95.


Mache hiedurch die Anzeige, daß ich von jetzt an kräftige

Blumenkohl=, Rotkohl=, Sommer= und Winterkohl= nebst verschiedenen Blumen=Pflanzen

in den schönsten, hervorragendsten Sorten, sowie später Pflanzen von Sellerie, Porro, Wirsing=, Rosen=, Grün= und krausem Kohl, Oberkohlrabi, Steckrüben, rothe Beet und Runkelrüben empfehle

                                                    H. Brüchmann.


Jede Mutter begeht ein Unrecht, wenn sie zum Waschen ihrer Lieblinge eine andere Seife gebraucht als die Vaselin-Cold-Cream-Seife von der Parfümerie Union, Berlin, Gegen rauhe Haut unentbehrlich.

à Packet (3 Stück) 50 Pf. zu haben bei
                                                    C. Schwedt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 35 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 35 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 3. Mai 1892.


Die Berliner Liedertafel feiert wahre Triumphe. Bei den beiden Konzerten, die der Verein am Freitage und am Sonntag gegeben hat, wurden sämtliche Gesangsvorträge mit brausendem Beifall aufgenommen, die meisten derselben mußten sogar wiederholt werden. Der am Sonnabend zu Ehren der Liedertafel abgehaltene Kommers gestaltete sich zu einem Verbrüderungsfest zwischen den Berliner und Wiener Sängern. Die Begrüßungsreden des Wiener Bürgermeisters Prix und die Ansprache des Kanzleiraths Weiße, des Vorsitzenden der Berliner Liedertafel, erregten stürmischen Enthusiasmus.
Ueber eine Aenderung der Uniformen der deutschen Truppen infolge der Einführung des rauchschwachen Pulvers haben im Kriegsministerium in Berlin längere Berathungen stattgefunden. Es sollen jedoch die von der betr. Kommission gemachten Vorschläge nicht die Zustimmung des Kaisers gefunden haben, der gegen jede Abänderung der jetzigen Uniformen sein soll. Im Kriegsfalle, so heißt es bestimmt, werde der Helm bei der Infanterie mit einem Ueberzug aus dunklem Stoff versehen werden.
Im preußischem Grenzorte Bisia ist der Ausbruch der Pocken, die aus Rußland eingeschleppt worden sind, festgestellt. Die Pocken=Epidemie in Königshütte und Umgebung ist erloschen.
Der "Deutsche Reichs= und Preußische Staats=Anzeiger" erklärt, die Reform der direkten Staatssteuer und der Kommunalbesteuerung in Preußen besprechend, das über Erwarten günstige Ergebniß der neuen Einkommensteuerveranlagung gestatte, das Mehrergebniß der letzteren lediglich zu einer weiteren Durchführung der Reform und Entlastung der Steuerpflichtigen zu verwenden. Der Staat werde auf vier fünftel der Grund= und Gebäudesteuer verzichten können. Bei stärkerer Heranziehung des fundierten Einkommens werde der Staat auf die gesammte Grund= und Gebäudesteuer verzichten. Das Finanzministerium habe sich mit der Prüfung der Frage befaßt, eine entsprechende Vorlage sei für den nächsten Landtag zu erwarten.
Am Sonntag Nachmittag hat in der Kirche zu Ober=Grädiz im Kreis Schweidnitz in Schlesien, zu der die Herrschaft Creisau eingepfarrt ist, am Todestag des Generalfeldmarschalls Grafen Moltke eine Gedächtnißfeier für den großen Todten stattgefunden. Der Kaiser hatte einen großen Kranz mit Atlasschleife und Namenszug nach Creisau senden lassen. Der Konvent der schlesischen Johanniter=Ritter hat an Stelle des Feldmarschalls Grafen Moltke dessen Neffen, den Kommandeur des Dragoner Regiments Nr. 8, Oberstlieutenant Grafen Moltke auf Creisau, in den Konvent gewählt.
Die Beratungen des Bundesraths haben in dieser Woche nach den Osterferien wieder ihren Anfang genommen. Wie verlautet, steht unter den Berathungsgegenständen desselben in erster Linie ein Entwurf von Bestimmungen über den Verkehr mit Sprengstoffen sowie ein Entwurf des neuen portugiesischen Zolltarifs.
Ueber den Gesundheitszustand des Fürsten Bismarck wird unter dem 22. v. M. aus Friedrichsruh berichtet: obgleich Fürst Bismarck im Allgemeinen sich in der letzten Zeit eines befriedigenden Gesundheitszustandes zu erfreuen hatte, so haben sich vor kurzem doch hin und wieder rheumatische Gesichtsschmerzen eingestellt, die aber nach ärztlichem Gutachten nur vorübergehender Natur sein werden. In allernächster Zeit beabsichtigt der Fürst sich auf einige Tage nach Schönhausen und von dort zunächst wieder nach Friedrichsruh zu begeben.
- Die russische Kaiserin nebst der Großfürstin Xenia und dem Großfürst Michael Nikolajewitsch trafen Dienstag abend in Abasstuman im Kaukasus ein.
In Frankreich wird in nächster Zeit eine wichtige militärische Neuerung in's Leben treten. Der Kriegsminister hat einen Erlaß über die Bildung eines militärischen Velozipedisten Korps und ein für dasselbe bestimmtes provisorisches Reglement erlassen. Das Velozipedisten=Korps wird 3100 Mann umfassen, die auf die verschiedenen Generalstäbe und Truppenkörper vertheilt und vorläufig mit Kavallerie=Karabinern, später mit Revolvern ausgerüstet werden sollen. Die Verwendung des Korps soll im Allgemeinen auf Ordonanz=Dienst beschränkt bleiben.
Die Berliner Stadtverwaltung hat beschlossen, die Feuerbestattung nicht nur zuzulassen, sondern dieselbe auch für unbemittelte auf dem Gemeindefriedhof zu Friedrichsfelde auf städtische Kosten einzuführen. Die Baudeputation ist mit der Prüfung der Kostenvorschläge beauftragt. Den Stadtverordneten wird nach Anfertigung der Kostenvorschläge eine entsprechende Vorlage eingereicht werden.
Der russische Finanzminister Wyschnegradski wird, wie aus St. Petersburg verlautet, bis zum 30. Mai in der Krim verweilen und sich alsdann zum Besuch seines Schwiegersohnes nach Stockholm begeben. Nach der Rückkehr von Stockholm beabsichtigt derselbe auf seinem Gut Torbino bei Petersburg bis Ende August Aufenthalt zu nehmen und dann sich seinen Amtsgeschäften zu widmen.
In Wiener militärischen Kreisen läuft ein mit Bestimmtheit auftretendes Gerücht um, nach welchem der österreichische Kaiser im Laufe des nächsten Monats Berlin besuchen werde. Das Gerücht wird auf die Andeutungen eines höheren preußischen Officiers zurückgeführt und es ist die Annahme verbreitet, Kaiser Franz Josef beabsichtige, mit König Humbert von Italien in Berlin zusammenzutreffen.
Unter Entfaltung großartigen militärischen Prunkes, unter Geschützdonner, Gewehrsalven und Musikklängen, in welche brausende Kundgebungen ungeheurer Menschenmassen sich mischten, fand in Wien am Sonntag auf dem reichgeschmückten Platze "am Hof" im Beisein des Kaisers, der Mitglieder des kaiserlichen Hofes, der Generalität, des diplomatischen Corps und der Spitzen der Behörden etc. die Enthüllung des Radetzky=Denkmals statt. Die Feier nahm einen glänzenden Verlauf. Der Kaiser richtete Ansprachen an viele Persönlichkeiten, so auch an den Enkel Radetzkys. Unter den Klängen des Radetzky=Marsches defilirten die Truppen und fand die Besichtigung der Veteranen statt, welche 14 000 Mann stark aus allen Theilen des Reiches gekommen waren. Das Monument erregt keine große Befriedigung. Trotz des enormen Andranges des Publicums auf dem Festplatz und in den umliegenden Straßen verlief die Feier in größter Ordnung.
Nach einer Meldung der Politischen Correspondenz aus Rom werden der König und die Königin von Italien auf ihrer bevorstehenden Reise nach Potsdam von dem Ministerpräsidenten di Rudini begleitet werden.
Der Besuch des italienischen Königspaars in Potsdam soll, wie nunmehr bestimmt aus Rom gemeldet wird, zwischen dem 8. und 14. Juni stattfinden.
Der österreichische Finanzminister theilte am Donnerstag mit, daß er am 10. Mai die Valuta=Vorlagen einbringen werde. - Die Valutafrage stößt übrigens in parlamentarischen Kreisen auf Schwierigkeiten und man äußert Bedenken über die hastige Berathung. Die Regierung besteht aber auf unveränderter Annahme sämmtlicherValuta=Vorlagen in diesem Sessionabschnitte, und sie wird die Kabinettsfrage stellen. Der Finanzminister wird in die einzelnen Klubs gehen, um die Valutafrage zu erörtern.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 35 Seite 6]

Großherzog Friedrich von Baden feierte am Sonntag sein vierzigjähriges Regierungsjubiläum. Wenigen Fürsten ist es beschieden, diesen seltenen Gedenktag zu feiern, noch wenigeren ist es vergönnt, nach so langer Regierungszeit auf eine so gesegnete, an so großen Ereignissen reiche Epoche zurückzublicken. Bei der Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserthums in Versailles war Großherzog Friedrich der berufene deutsche Fürst, welcher das erste Hoch auf den ersten deutschen Kaiser ausbrachte. Schwere Leidenstage waren es für ihn, als der greise Kaiser Wilhelm starb, als sein Schwager und bester Freund, Kaiser Friedrich, unrettbar dahinsiechte. Nach dem Hinscheiden des kaiserlichen Dulders stand er an der Spitze der Bundesfürsten im Schlosse zu Berlin, um den jungen, thatkräftigen Kaiser Wilhelm II. als dem nunmehrigen Haupt des Reichs zu huldigen. Wie jeder Sterbliche, so hat Großherzog Friedrich auch in seiner Familie viele harte Schicksalsschläge erleben müssen. Aber wie ihm auch in solchen Zeiten die Theilnahme des ganzen deutschen Volkes zu theil wurde, so nimmt jetzt das ganze Vaterland theil an dem Ehrentage eines Fürsten, der in 40 Jahren so viel für sein Land und Volk gethan hat, nimmt Theil mit dem Wunsche, daß es dem edlen Fürsten noch lange vergönnt sein möge, verehrt von einem dankbaren Volke sich der Entwickelung des deutschen Reiches zu erfreuen, zu dessen Schaffung er so viel beigetragen hat. Mit dem badischen Volke bringt ihm ganz Deutschland die verdiente Huldigung dar.
- "Ergebenst" ist - eine Beleidigung. In einer Privatklage beim Amtsgericht I in Berlin wurde dieser Tage vom Schöffengericht eine für kaufmännische Kreise höchst bemerkenswerthe Entscheidung gefällt. Der Besitzer eines bekannten berliner Modewaarengeschäfts war mit einer früheren Kundin in Differenzen gerathen und hatte mit ihr dieserhalb einige Briefe gewechselt. Die Dame machte im letzten Schreiben dem Kaufmann den Vorwurf eines unhöflichen und uncoulanten Benehmens ihr gegenüber. Diese Ausdrücke brachten ihr die Beleidigungsklage ein. Im Termin machte der Rechtsbeistand der Dame geltend, daß eine Compensation der Beleidigungen eintreten müsse; denn der Kaufmann habe sich in seinen Briefen als Unterschrift der Form bedient: "Ergebenst N. N." In Berlin aber sei es Brauch, in Briefen an eine Dame mit "Hochachtungsvoll und ergebenst" zu schließen. In der Auslassung des Wortes "Hochachtungsvoll" müsse man daher eine Nichtachtung der Beklagten erblicken. Der Gerichtshof machte sich in der That diese Ausführung des Vertheidigers zu eigen und compensirte die beiden Beleidigungen. Danach ist also zum mindesten einer Dame gegenüber "Ergebenst" eine - Beleidigung. Möge man es sich gesagt sein lassen!
- Die aufgedeckten Unregelmäßigkeiten im Geschäftsbetrieb des Lombardkomtors der Reichsbank, von denen man zunächst noch annahm, daß sie auf grobe Nachlässigkeit zurückzuführen seien, charakterisieren sich nach Ansicht der maßgebenden Persönlichkeiten als schwere Defraudation. Der im Schuldverdacht stehende Beamte, der Kalkulator S., zu dessen Obliegenheit auch die Vertretung des Vorstehers gehörte, ist verhaftet. Er bestreitet zwar noch jede Schuld, gilt aber als überführt. S. ist aus der Militärkarriere hervorgegangen und hat bisher den Ruf eines pflichtgetreuen Beamten genossen.
- Den Getreuen von Jever hat Fürst Bismark den Empfang der gewohnten Kiebitzeier mit dem Bemerken bestätigt, daß die Kiebitzeier, welche auch in diesem Jahre frisch und gut gewesen seien, ihm und seinen Gästen von Neuem "den Beweis geliefert haben, wie sehr der Kiebitz in der Kunst des Eierlegens allen andern Vögeln überlegen ist."
- In Berlin hat dieser Tage ein Chinese der vorher schon zum Christenthum übergetreten war, den Ehebund geschlossen. Der Sohn des himmlischen Reiches hat allerdings mit dem Glauben nicht die alte Tracht abgelegt. Er schritt zum Traualtare in blauen seidenen Beinkleidern, einem gelben Oberkleid und dem lang herabhängenden glänzend schwarzen Zopf.
- Um störrige Ochsen zum Aufstehen anzueifern, kennen die Fuhrknechte meistens kein anderes Mittel, als rohe Mißhandlung des widerspenstigen Thieres. Es ist aber bekannt, daß manche Ochsen sich eher totschlagen lassen, als daß sie von der Stelle gehen. Als drastisches Mittel, welches selten seinen Zweck verfehlt, ist seit Alters in verschiedenen Gegenden üblich, unter dem liegenden Thiere ein Feuer anzuzünden. Dieses Verfahren stellt sich indessen als eine arge Thierquälerei dar, und wurde ein Gutsbesitzer, der bei Glatteis auf der Landstraße nach Löwen i. Schl. seinem gefallenen Ochsen 6 bis 7 Pfund Stroh unter dem Leibe angesteckt hatte, wegen Thierquälerei zur Rechenschaft gezogen und mit Recht. Es giebt ein Mittel, welches ganz harmlos ist und dennoch sofort wirkt. Ein alter Landmann aus Ostpreußen, welcher das Verfahren von den Polen lernte, hat es kürzlich mitgetheilt und dabei gebeten, es zu veröffentlichen. Man steckt dem Thiere schnell Erde in beide Nasenlöcher. Das ungewohnte Gefühl in der Nase jagt dem Thiere dann einen so gewaltigen Schrecken ein, daß es mit heftigem Niesen sich Luft schafft und dabei aufspringt.


                     Der Nachtfrost im Mai.
    Morgens in des Maies Frühe,
Aus dem Schlaf von Frühlingsträume,
Hob ich mich vom Lager,
Spähend durch das Laub der jungen Bäume
    Nach des Himmels Morgenröthe,
Die im Osten aufwärts glühte,
Und das dunkle Heer der Wolken
Rosenfarbig übersprühte.
    Stille, ungeahnte Stille,
Unglückschweres, banges Schweigen
Lag, ein Alp, auf Trift und Waldung;
Aus den blütbehangenen Zweigen
    Tönten keiner Nachtigallen
Melodienreiche Schläge,
Und der Chor der frohen Sänger
Schien verstummt im Waldgehege;
    Aus dem Kelch der Blüten
Schöpfte keiner Biene durst'ge Lippe.
Und, verschloss'nen Mundes,
Hingen von des Berges Felsenklippe
    Tausend junge, kaum entkeimte,
Kaum gewund'ne Blumenkränze,
Alle trauernd, alle klagend,
Hingeknickt im schönen Lenze,
    Hingerafft vom Eiseshauche
Einer Nacht aus kaltem Norden,
Die von Tücke war gekommen,
Alle Seligkeit zu morden,
    Daß mit ihrer Winterkälte sie
Des holden Frühlings Erbe,
Alle Hoffnung, alle Wonne,
Alle Frühlingsluft verderbe.
    Darum diese Trauerstille,
Darum diese öde Stunde.
Winter schlug dem zarten Lenze,
Eine tödtlich tiefe Wunde.
    Und im Schmerz ob solchen Wandels
Warf ich mich verzweifelnd nieder,
Winterfrost, der Lenzvergifter,
Rieselte durch meine Glieder;
    Und im Grimme schaut' ich fragend
Nach des Himmels fernen Zonen:
Warum muß des Winters Tücke
So des Frühlings Liebe lohnen?
    Sieh', da ward der Sonne Feuer
Ueberströmend ausgegossen,
Aus der Erde tausend neue Kelche
Sah ich bald ersprossen, -
    Und die Sänger, neu ermuthigt,
Sangen ihre alten Lieder,
Rings in Wald und Thal
Erstanden war der holde Frühling wieder.
Eine Stimme aber tönte
Mahnend mir dies Wort entgegen:
Thor, Kleinmütiger, der Du
Verzweifelst eines Sturmes wegen!
    Sieh'! den bösen Wurm zu töten,
Der zu Deinen Füßen lieget,
War die Winternacht gekommen;
Nun erst hat der Lenz gesieget.


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