No. 34
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. April
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 34 Seite 1]

                Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Hebamme Frau Wagner geb. Seeger aus Neubrandenburg als zweite Hebamme zu Schönberg angestellt und in Pflicht genommen ist. Dieselbe wohnt im Hause des Maurers Grevsmühl an der Schlauentrift.
                Schönberg, den 26. April 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


                Wenngleich die Aerzte nach § 4 der Verordnung vom 13. März 1888, betreffend die Beerdigung der im Verlauf von ansteckenden Krankheiten Gestorbenen, verpflichtet sind, in jedem zu ihrer Behandlung gelangenden Falle einen tödtlichen Ausgang spätestens innerhalb 24 Stunden der Ortsobrigkeit anzuzeigen, und wenngleich in Folge des hohen Regiminal=Rescripts vom 15. August 1890 die Anzeigepflicht dahin ausgedehnt ist, daß diese Anzeige auch dem Ortsvorsteher zu erstatten, so hat diese Maßregel sich nicht als ausreichend erwiesen, insofern in wiederholten Fällen die Geistlichen über die Todesursache der im Verlauf ansteckender Krankheiten Gestorbenen eine rechtzeitige und zuverlässige Mittheilung nicht erhielten. Auf Befehl Großherzoglicher hoher Landesregierung werden daher sämmtliche Ortsvorsteher hierdurch angewiesen, für eine rechtzeitige, vor dem Leichenbegängniß zu bewirkende Benachrichtigung des Ortsgeistlichen Sorge zu tragen, wenn zu ihrer Kenntniß kommt, daß im Ort jemand an Fleckentyphus, Pocken, Diphtherie oder Scharlach gestorben ist. In diesen Fällen ist die Begleitung des Geistlichen und des Leichengefolges erst von der Straße aus zulässig, die Theilnahme von Kindern unter 15 Jahren an der Folge (wenn dieselben nicht nahe Angehörige sind) ist ausgeschlossen, und bedarf die Ueberführung der Leiche vom Sterbehause in andere Gebäude, ebenso die Bettung in einer Kapelle oder einem Gewölbe, wie auch die Ueberführung der Leiche in eine andere Parochie in jedem Falle besonderer hier einzuholender Erlaubniß.
                Schönberg, den 24. April 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


S. M. der Kaiser traf am Mittwoch Morgen 10 Uhr 10 Min. in Begleitung S. K. H. des Erbgroßherzogs von Sachsen in Schwerin ein. Im Gefolge Sr. Maj. befanden sich: General der Infanterie von Hahnke, Generallieutenant von Wittich, Hofmarschall Graf Pückler, Generalarzt Dr. Leuthold, Major und Flügel=Adjutant von Moltke, Major und Flügel=Adjutant von Hülsen, Hofrath Schwerin und ein Beamter des Chiffrir=Bureaus. Se. Maj. wurde auf dem Bahnhofe, wo sich eine zahlreiche Menschenmenge versammelt hatte, von S. H. dem Herzog Johann Albrecht empfangen und von Höchstdemselben in einem Galawagen, welchem zwei Gensdarmen voraufritten, nach dem Großherzoglichen Schlosse geleitet. Dort angekommen begab sich Se. Maj. in die Kirche und verweilte längere Zeit in stiller Andacht an dem Sarge der geliebten Großtante.
Der Reichskanzler Graf Caprivi, der nunmehr nach Karlsbad abgereist ist, hat am vorigen Mittwoch noch in Berlin eine Deputation des deutschen Handelstags empfangen und dieser gegenüber geäußert, daß der Erfolg der geplanten Berliner Weltausstellung auch abhängig sein werde von dem Eindruck, den die deutschen Aussteller in Chicago machen würden. Die "National Zeitung" schlägt daran anknüpfend vor, daß die Stadt Berlin in Chicago selbst als Ausstellerin auftreten solle, und zwar mit ihren mustergiltigen städtischen Einrichtungen.
Die Ahlward'sche Broschüre gegen die Loewe'sche Gewehrfabrik ist, wie verschiedenen Blättern gemeldet wird, von der Staatsanwaltschaft mit Beschlag belegt worden.
Die Veranstaltung öffentlicher Aufzüge und Festlichkeiten zur Feier des 1. Mai ist für das Großherzogthum Baden verboten worden.
Die österreichisch=ungarische Valutaregulierung nimmt einen ziemlich schleunigen Verlauf, da nunmehr auch die amtlichen Verhandlungen des österreichischen und des ungarischen Finanzministers mit den Vertretern der österreichisch=ungarischen Bank am Freitag nach privater Meldung zur einer vollständigen Einigung geführt haben. Eine außerordentliche Generalversammlung der österreichisch=ungarischen Bank wird Mitte Mai nach der "Budapester Korrespondenz" spätestens am 19., wahrscheinlich schon am 15. Mai, einberufen werden, um über die nöthigen Statutenänderungen zu beschließen. Der Agiogewinn der Bank soll dem Reservefonds zugeführt werden. Dem "Magyar Ujsag" zufolge wird die österreichisch=

[ => Original lesen: 1892 Nr. 34 Seite 2]

ungarische Bank nach vorgenommener Statutenänderung Noten gegen Goldbarren austauschen, Silberbarren aber nicht mehr kaufen. Schon im kommenden Juni soll mit der Prägung der neuen Münzen begonnen werden: der Krone, die genau einen halben Gulden werth sein wird. Diese Krone wird wieder in 100 Theile getheilt, welche den alten deutschen Namen Heller führen. Der Gulden gilt sonach zwei Kronen, der Kreuzer zwei Heller. Die Vorlagen werden den Parlamenten in der ersten Hälfte des Mai zugehen. Als Aequivalent des Goldguldens wird bei den Zollzahlungen ein 19prozentiges Agio festgesetzt. Hinsichtlich der Goldbeschaffung einigten sich die Minister, dieselbe auf 3 Jahre zu vertheilen. Die Baarzahlungen sollen, wie die "Presse" meldet, am 1. Januar 1896 aufgenommen werden.
Bisher ergänzte sich die Eisenbahntruppe aus Offizieren der anderen Waffen, welche in die Regimenter versetzt wurden, auf Beförderung dienende Freiwillige (Avantageure) kannte die Eisenbahntruppe nicht. Das hat sich nun im Etat 1892/93 insofern geändert, als fernerhin die Eisenbahnregimenter Avantageure annehmen dürfen. Außerdem erfolgt vom 1. Oktober d. J. ab die Kommandierung eines Offiziers von jedem Eisenbahnregiment zur Infanterie und eines Infanterie=Offiziers zu jedem Eisenbahnregiment auf ein Jahr, ein Kommando das, wenn besondere dienstliche Gründe dafür sprechen, auf ein ferneres Jahr ausgedehnt werden kann.
Die St. Petersburger Blätter melden übereinstimmend, es sei im Ministerium nunmehr endgiltig beschlossen, das Verbot der Getreideausfuhr bis zum 1. September aufrecht zu erhalten.


- Schönberg. Vom 1. Mai an soll auch von der Postagentur Lüdersdorf aus die täglich zweimalige Briefbestellung eingeführt und zu dem Ende ein zweiter Briefträger angestellt werden.
- Schönberg. Der akademisch gebildete Lehrer Gilberg, der ein Jahr lang probeweise an hiesiger Realschule gewirkt hat, ist nunmehr hieselbst definitiv angestellt und am Dienstag Vormittag in sein Amt eingeführt worden.
- Schönberg. Fernsprechverkehr auf den Reichstelegraphenlinien für Orte des platten Landes. Damit die Bewohner kleinerer Orte sich die Vortheile eines unmittelbaren Verkehrs durch den Fernsprecher in ähnlicher Weise nutzbar machen können, wie dies in den größeren Städten durch Stadt= und Bezirks=Fernsprech=Einrichtungen möglich ist, hat die Reichs=Post= und Telegraphenverwaltung schon seit einigen Jahren die Einrichtung getroffen, daß alle für den allgemeinen Verkehr bestimmte Fernsprechleitungen vom Publicum unmittelbar benutzt werden dürfen. Danach ist es bei den mit Fernsprecher ausgerüstete Postanstalten und Posthülfstellen, deren Zahl eine recht große ist, Jedermann möglich, mit Personen in einem anderen, durch Fernsprechleitung verbundenen Orte unmittelbar sich zu unterhalten. Will beispielsweise Jemand den Arzt aus der benachbarten Stadt zu Rathe ziehen, so braucht er die Postanstalt hiervon nur schriftlich oder mündlich zu verständigen. Die Telegraphenanstalt wird darauf Rückfrage bei der Nachbarstation halten, ob der Arzt sogleich bezw. zu welcher Stunde am Apparat erscheinen wird, und dem Antragsteller unentgeltlich bezügliche Mittheilung machen. Der Antragsteller kann alsdann zu der angegebenen Stunde bei der Telegraphenstelle an den Apparat treten und mit der gerufenen Person das gewünschte Gespräch führen. Die Gebühr für ein solches Gespräch von 5 Minuten Dauer beträgt nur 1 M., bei längeren Gesprächen erhöht sich die Gebühr für je 5 Minuten um 1 M. Für die Vorfrage wird nichts berechnet Mit welchen Aemtern die Telegraphenanstalten in unmittelbarer Verbindung stehen, ist in den Schaltervorräumen durch besondere Aushänge ersichtlich gemacht. Da diese vortheilhafte Einrichtung noch nicht genügend bekannt zu sein scheint, so wird auf dieselbe hiermit aufmerksam gemacht.
- Schönberg. Die Besitzer der Maurinewiesen oberhalb der Stadt wurden seit Jahren auf das Empfindlichste geschädigt durch das übergroße Aufstauen des Wassers an der hiesigen Mühle, das Wasser überschwemmte oft diese Wiesen während der Wachsperiode des Futters wochenlang, sodaß dasselb. nicht wachsen und nach dem Mähen nicht getrocknet werden konnte. Auf die bei Hoher Landesregierung deswegen geführte Beschwerde ist jetzt der Bescheid eingegangen, daß auf Allerhöchsten Befehl dem Großh. Kammer= und Forst=Collegium aufgegeben worden ist, durch das Großh. Domainenamt in Schönberg sorgfältig darauf achten zu lassen, daß der Müller Frank nicht übermäßig staut, auch das Setzen eines Wassermaaßes in Erwägung zu ziehen.
- Schönberg. Das Conzert der Ungarischen Husaren=Capelle, welches auf Dienstag Abend im Köster'schen Saale angesetzt war, mußte durch Ausrufen abgekündigt werden, da die Capelle nicht eingetroffen war, die wahrscheinlich glaubte, daß, ebenso wie in Mecklenburg=Schwerin wegen der Landestrauer das Conzert nicht stattfinden dürfe.
- Der Direktor der Sternwarte in Bidstone bei Liverpool, Dr. Hartung, fiel bei der Prüfung eines meteorologischen Apparates auf dem Turm der Sternwarte über das Geländer auf die Straße herab. Sein Tod erfolgte sogleich.
- Die Wernerschen Eheleute in der geschleiften Festung Silberberg stießen beim Umgraben ihres Gartens auf eine alte Granate, welche krepirte und beide Leute zeriß.
- Aus Benares (Indien) wird berichtet, daß daselbst die Cholera in der allerschlimmsten Form wütet. Bis zum Sonnabend waren 180 Cholerafälle vorgekommen, von denen 130 einen tödlichen Ausgang genommen hatten.
- Nach einer Meldung aus Konstantinopel ist der französische Vice=Konsul in Diarbekir auf der Reise nach seinem Amtssitze zwischen Alexandrette und Aleppo von Räubern angegriffen worden, jedoch unverletzt nach Aleppo entkommen. Der französische Botschafter in Konstantinopel hat der Pforte sofort Anzeige davon erstattet.
- England hat rauhe Ostertage gehabt. Im Hyde Park zeigte das Thermometer am Sonntag Abend 2 Grad Fahrenheit Frost an, während es am Abend zuvor sogar auf 3 Grad Kälte gestanden hatte (was etwa - 19 Gr. C. entspricht). Ein rauher Nordwestwind fegte über das Land und Schnee und Regen wechselten mit einander ab. Das Wetter hat den Ausflüglern am Bankfeiertag den Spaß verdorben. In Kent fiel am Sonntag 6 Zoll hoher Schnee. Stellenweise lag er sogar einen Fuß hoch. Auf der London, Chatham= und Dower=Eisenbahn war der Verkehr mehrere Stunden lang gestört. In Brighton wurden eine Menge Telegraphen= und Telephondrähte umgeweht. Auf der Insel Jersey ist die Kartoffelernte durch den jäh hereingebrochenen Frost vernichtet. Die Freiwilligen, die ihre jährlichen Uebungen auch dieses Mal in der Gegend von Dover und Chatham abgehalten haben, hatten harte Strapazen wegen der Witterung zu ertragen. Am Ostersonntag sollte eine Parade vor dem Herzog von Cambridge in Dover stattfinden. Allein der Herzog kam nicht und die Offiziere ließen die Regimenter in ihre Quartiere einrücken. Plötzlich wurden die Truppen spät am Abend alarmirt. Die Idee der Uebungen bei Chatham ist die übliche: daß ein Feind, dem die Landung geglückt ist, auf London marschiert. Das angreifende Korps unter dem Befehl des Obersten Trotter zählte 4900 Mann, das Verteidigungskontingent unter Generalmajor Scott war etwa ebenso stark. Am Sonntag konnten die Operationen wegen des Unwetters nicht stattfinden.


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[ => Original lesen: 1892 Nr. 34 Seite 3]

Anzeigen.

Gegen den flüchtigen Schuhmachergesellen Paul Carl Stenzel, geboren am 8. Januar 1862 zu Weingasse, zuletzt in Lüdersdorf, welcher verdächtig ist, am 28. Februar d.J. in Lüdersdorf ruhestörenden Lärm erregt und des Hausfriedensbruchs sich schuldig gemacht zu haben - Vergehen resp. Uebertretung gegen §§ 123 und 36011 St. G. B. -ist der richterliche Haftbefehl erlassen.
Ich bitte um Vigilanz, Ablieferung an das nächste Amtsgerichtsgefängniß und Mittheilung.
Schönberg, den 25. April 1892.

Der Amtsanwalt.
v. Blücher.


Antragsmäßig soll über die zu Ziethen sub Nr. 16 belegene Büdnerstelle c. p. des Krämers August Schultz daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 16. Mai d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 29. Februar 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.

Am Sonntag, den 1. Mai, Nachmittags 3 Uhr ordentliche Versammlung im Vereinslocale.
                          Tagesordnung.
        1. Rechnungsabschluß.
        2. Wahl eines Delegirten zum Delegirtentag nach Ribnitz.r
        3. Vorstandswahl.
        4. Verschiedene Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Am Sonntag, den 1. Mai                          
Tanzmusik
bei                                                    J. Boye.


TANZMUSIK
am Sonntag den 1. Mai.                                                    
                                                    H. Rebbin, Menzendorf.


Die Schulgelderhebung

findet in den nächsten beiden Wochen, vom 2. bis 14. Mai, statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.

                                                    J. Wegner, Schulgelderheber.


Gewerbe=Verein.
Versammlung am Montag, den 2. Mai,                          
Abends 8 Uhr
Tagesordnung: Krankenkasse,                                    
Vortrag über "Wechselrecht."


Gesucht zu Johannis d. J. für Bauhof Schönberg bei Schönberg ein

tüchtiges Stubenmädchen.
Nähere Auskunft ertheilt                          
                                                    L. Spehr.


Armee-Marsch-Album.
12 Preußische Armee-Märsche.

Dieser umfangreiche und vorzüglich ausgestattete Band (in schwarz=weiß=rothem Umschlage) enthält in guter musikalischer Bearbeitung von ganz mäßiger Schwierigkeit nachstehende 12 vollständige Märsche:

Der Hohenfriedberger Marsch.
Der Torgauer Marsch.
Marsch der Bataillon Garde von 1806.
Marsch der finnländischen Reiterei.
Pariser Einzugsmarsch.
Präsentier-Marsch Friedrich Wilhelm III.
Der Coburger Josias-Marsch.
Der Dessauer Marsch.
Der Radetzki-Marsch.
Der Alexander-Marsch.
Marsch d. Regiments-Colonne.
Armee-Marsch No. 113.

Preis dieser ganzen Sammlung für Klavier zu 2 Händen M. 1.50.
Dieselbe Sammlung kostet:
Für Klavier zu 4 Händen 2.- Mark.
Für Violine und   Klavier 2.- Mark.
Für Violine allein 1.-   Mark.
Für Zither allein 1.50 Mark.

Bei Bestellung bitte gütigst genau anzugeben, welche Ausgabe gewünscht wird. Gegen Einsendung des Betrages oder unter Nachnahme zu beziehen von

                                                    G. O. Uhse, Musikverlag,
                                                    Berlin O., Grüner Weg 95.


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Prof. Dr. Thomés Flora

von Deutschland, Oesterreich=Ungarn und der Schweiz. 4 Bde. mit 616 vorzügl. Farbendrucktafeln nebst erklärendem Text. Auch in 45 Lieferungen à 1 Mk. zu beziehen. Band 1 oder Lieferung 1 kann von jeder soliden Buchhandlung zur Ansicht vorgelegt werden. Auf Wunsch auch in eleg. Orig.=Halbfrzbd. gebdn. Ratenzahlungen.

Auszeichnungen: 2 goldene Medaillen, 1 silberne sowie 2 Ehrendiplome.
Probelieferung mit Prospekt gratis.

Gera=Untermhaus.

Fr. Eugen Köhler's Verlagsbuchhandlg.


Umzugshalber sollen im Kruge zu Lockwisch am Sonntag, den 1. Mai, Nachmittags von 2 Uhr ab folgende Gegenstände öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Zum Verkauf kommen:

2 Pferde, 4 Sielen, 1 Bauwagen, fast neu, 1 kleiner Wagen, 1 Federwagen, Milchgeräthschaften, Tische, Stühle, Bänke, Bettstellen u. s. w.

                          Kutzbach, Holländereipächter,
                                                    Hof Lockwisch.


Pferd Lasse meinen 4jährigen Fuchshengst vom Schlütter, Mutter: Figaro, Blenhein, Flüchtig, Norfolk u. s. w. decken.

Deckgeld incl. Stallgeld 14 Mark.
Mechow, März 1892.                                                    Stamer.


Offerire                          
Chilisalpeter
und Ende dieser Woche wieder                                                    
Magnum bonum.
                                                    J. H. Freitag.


Suche sogleich, oder zu Michaelis ein
sehr ordentliches Mädchen.
                                                    C. Miltzow.
                                                    geb. Freitag.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 34 Seite 4]

Norddeutsche Vieh=Versicherungs=Gesellschaft
auf Gegenseitigkeit.

Die Gesellschaft versichert Pferde, Rindvieh und Schweine zu den billigsten Prämien gegen alle Verluste einschließlich Feuer, Blitz, Seuchen und Unglücksfälle aller Art, auch werden die zum Schlachten verkauften Thiere entschädigt, deren Fleisch infolge thierärztlicher Untersuchung zum Genusse für untauglich erklärt wird.
Im Verlustfalle wird die festgestellte Entschädigungssumme in voller Höhe gezahlt, nur der geringfügige Betrag von 5 Prozent für den Reservefonds kommt zum Abzug.
Falls eine Agentur zeitweise unbesetzt ist, wird gebeten, sich in allen Angelegenheiten direkt an die Direktion wenden zu wollen.
Schwerin i. Mk., im April 1892.
Molkteplatz Nr. 5,

Die Direktion.
Jentsch.

Gesucht mehrere tüchtige Vertreter.


Familien-Seife
von der Parfümerie Union, Berlin

ist äusserst mild, und ihres angenehmen Parfüms wegen sehr zu empfehlen.
Preis pro Packet (6 Stück) 60 Pf. zu haben bei

                                                    C. Schwedt.


Zu Michaelis oder zum 24. October werden zu Hof Molzahn

3 Hoftagelöhner und
1 Deputatknecht
gesucht.                                                    
                                                    Röper.


Mit Tapetenproben (neuester Muster)
sowie zum Anfertigen sämmtlicher                                                    
Malerarbeiten
zu den billigsten Preisen empfiehlt sich                                                    
Schönberg,                                                        Joach. Köster,
Wallstr. 126.                                                     Maler.


In Aftermiethe zu sogleich od. später meine

Paterre=Wohnung,

bestehend in 2 auch 3 Zimmern, Küche, Keller, Ställe, zu vermiethen, sowie noch einige Stücke Acker zu verpachten.

Johanna Creutzfeldt.


Fortbildungsschule.

Am Mittwoch, den 4. Mai, abends 8 Uhr, findet die ordentliche Generalversammlung im Gasthause des Herrn J. Boye statt, wozu die Mitglieder des Schulvereins und sämmtliche Innungsmitglieder höflichst eingeladen werden.
                          Tagesordnung:
            1. Erstattung des Schulberichts,
            2. Rechnungsablage,
            3. Wahl des geschäftsführenden Vorstandes und
            4. Sonstige Schulangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.
                                                    I. A: H. Retelstorf.


Ein                          
hochstehendes Clavier
hat billig zu verkaufen.                                                    
                                                    Wilh. Miltzow
                                                    Bäcker u. Conditor.


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Blumenkohl=, Rotkohl=, Sommer= und Winterkohl= nebst verschiedenen Blumen=Pflanzen

in den schönsten, hervorragendsten Sorten, sowie später Pflanzen von Sellerie, Porro, Wirsing=, Rosen=, Grün= und krausem Kohl, Oberkohlrabi, Steckrüben, rothe Beet und Runkelrüben empfehle

                                                    H. Brüchmann.


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Marie Staffeld
Heinrich Oldenburg
Verlobte.
Schönberg.                                                     Lüdersdorf.
den 28. April 1892.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 1. Mai.

Frühkirche: Consistorialrath Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 18.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 34 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 34 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. April 1892.


Deutschlands schwimmende Ausstellung ist nunmehr ein gesichertes Unternehmen geworden. Denn nicht nur die finanzielle Grundlage für dasselbe ist geschaffen worden, sondern es haben auch 540 der ersten deutschen Exportfirmen ihre Betheiligung an der eigenartigen Ausstellung bereits endgiltig zugesagt. Der Schiffskörper soll mehr als 1000 Ausstellern für deren Erzeugnisse Raum bieten, und es werden dazu 10 Säle hergerichtet. Unter diesen wird der Guttenberg=Saal, der die Erzeugnisse des gesammten Druckgewerbes umfassen soll, insofern eine ganz besondere Rolle spielen, als Deutschlands schwimmende Ausstellung eine eigene illustrirte Zeitung herausgeben wird, die in den Sprachen der Länder erscheinen soll, die von der Ausstellung aufgesucht werden. Die erste Fahrt ist auf eine Dauer von zwei Jahren berechnet und kostet für Passagiere erster Klasse, deren 40 zulässig sind, einschließlich der Verpflegung je 12 000 Mark, für solche zweiter Klasse, deren Zahl 60 betragen kann, je 6000 Mark. Das Schiffspersonal wird aus 133, das Geschäftspersonal aus 124 Köpfen bestehen. Wie groß das Fahrzeug wird, mag aus dem Nachstehenden entnommen werden: Das durch die Howaldtwerke in Kiel bei einer sehr hohen Konventionalstrafe im Laufe von anderthalb Jahren vollständig fertig zu stellende Schiff "Kaiser Wilhelm" wird außer den Räumen für Ausstellungs= und Schiffspersonal, sowie für 100 Passagiere einen etwa 8000 Quadratmeter großen Bruttoflächenraum für die Ausstellung selbst erhalten, deren Maximalgewicht auf 4000 Tons angenommen worden ist. Der größte Tiefgang ist auf rund 6 Meter festgesetzt worden, um verschiedene wichtige Handelsplätze erreichen zu können. Die Breite wird auf 21 Meter angegeben. Der Bau wird außer einem Doppelboden vier Stockwerke übereinander von je 2,45 Meter Höhe enthalten. Die Länge stellt sich auf etwa 175 Meter, die Fahrgeschwindigkeit wird 12 Knoten betragen. Das Schiff enthält eine Bäckerei, Konditorei, Wäscherei und elektrische Beleuchtung; für die Belustigung bezw. Verpflegung der Besucher ist etwa der dritte Theil der Gesammträume vorgesehen worden. Der erwartete Maximalbesuch wird selbst in den größten Städten auf nicht über 15 000 Personen angenommen. Auch beim schwersten Wetter kann das Seewasser in die Ausstellungsräume nicht eindringen.
- Am Freitag wurde in Neuhofen (Pfalz) ein Mann von einer Fliege gestochen, was er anfangs nicht beachtete. Nach einigen Stunden stellten sich Schmerzen und Geschwulst ein und die herbeigerufenen Aerzte konstatirten Blutvergiftung, der der Mann (Familienvater) zum Opfer fiel.
- Dieser Tage hatte ein Gast in einem Wirthshause zu Regensburg das seltene Glück, beim Auseinandernehmen eines gebackenen Fisch (Kopfstück) in Letzterem ein 20 Mark=Stück zu finden. Wenig erfreut darüber waren jedoch der Wirth und dessen Frau, da diese Doppelkrone noch dazu das Bildniß des verstorbenen Kaiser Friedrichs trägt.
- Eines der seltensten Feste, das 70jährige Ehejubiläum feierte das emer. Lehrer Schultz'sche Ehepaar in Pankow. Der Jubilar, ein Greis von 91 Jahren, wirkte früher in Hohensaaten i. d. Uckermark. Beide alten Leute erfreuen sich noch einer guten Gesundheit und sind hoch geachtet.
- Das Garde=Grenadier=Regiment "Königin Augusta" in Koblenz wird bei den diesjährigen Manövern zum letzten Mal innerhalb des VIII. Armeekorps mitwirken und dann nach Berlin (Moabit) verlegt werden.
- Das Jubiläum der Guillotine. Am nächsten Montag feiert die Guillotine in Paris ihren 100. Geburtstag. Nachdem man mit diesem Instrument erst zahlreiche Versuche an Leichen und Tieren gemacht hatte, wurde es auf der Place de Grève aufgerichtet und erstmals am 25. April 1792 zur Hinrichtung eines Verbrechers, eines Diebs, Namens Pelletier, benützt. 271 Tage darauf mußte Ludwig XVI. das Schaffot besteigen. Die Guillotine befand sich damals auf der Place Louis XV. da, wo heute der Obelisk steht. Jedes Departement des Königreichs erhielt eine Guillotine nach dem Modell der Pariser, und zwar war es ein Deutscher, Namens Schmidt, der die Lieferung der Mordinstrumente für die Departements übernommen hatte.
- Die Untersuchung im Bankhaus Rothschild zu Frankfurt a. M. werden fortgesetzt und neueren Nachrichten zufolge sollen die Veruntreuungen Jägers die gestern angegebene Summe von 1 700 000 Mk. weit überschreiten. Man spricht von einem Fehlbetrag von 2 250 000 Mk., auch verzeichnet die "Frankfurter Zeitung" ein Gerücht, nach welchem der Kassierer Jäger am 14. April bei der Reichsbank durch einen Check 1 753 000 Mk. erhoben in sein Kontrollbuch aber nur 35 000 Mk. verzeichnet habe. Auf die Ergreifung des Flüchtigen, von dem noch jede Spur fehlt, ist eine Belohnung von 3000 Mk. ausgesetzt. Jäger ist 44 Jahre alt, 1,71 Meter groß, hat dunkles hochstehendes Haar, blaue Augen, trägt einen Vollbart und ist an Narben auf beiden Wangen kenntlich.
- Folgen der Influenza. Der Ober=Stabsarzt Dr. Sperling veröffentlicht in der "D. Med. Wochenschr." einen Aufsatz über den durch die Influenzaepidemie von 1889 bis 1890 in Deutschland verursachten Lebensausfall. Das Wesentliche der Ausführung läßt sich dahin zusammenfassen, daß jener "Lebensausfall" auf annähernd 85 100 Personen sich beziffern läßt. Von diesen sind 66 300 Personen gestorben und 18 800 sind weniger, als normalerweise zur erwarten war, geboren worden. - In einem Vortrag vor der Akademie der Medizin teilte kürzlich Dr. Proust mit, daß die Influenza von 1889/90 in Frankreich 40 000 Personen hingerafft habe, mehr als eine Cholera=Epidemie. Hierzu müsse man noch eine Verminderung von 27 000 Geburten rechnen, die im Herbst von 1890 festgestellt worden.
- Der Kater. Student der Rechtswissenschaft: "Was höre ich, Paul? Hering und Selters schon in aller Frühe bestellt? Du? Nein, so viel Rechte räume ich meinem Kater nicht ein!" - Student der Theologie: "Aber ich! Denn der Gerechte erbarmt sich seines Viehes!"
- Einen fürchterlichen Sturz machte vor zwei Tagen in Paderborn ein Kupferschmiedelehrling, indem er beim Ausbessern einer Pumpe in einen über 100 Fuß tiefen Brunnen stürzte und sofort getötet wurde. Der Unglückliche war bereits 18 Jahre alt und hatte in wenigen Tagen seine Lehrzeit beendigt.
- Bei Travemünde schlug ein Heringsboot um. Von der Besatzung sind 2 Mann ertrunken, einer ist gerettet.
- Wegen Mangels an Aufträgen entließ die österreichische Waffenfabrik Steyr 800 Arbeiter bis zum Herbst, zu welcher Zeit dann die Lieferung von Gewehren für die italienische Armee beginnen soll.
- Die gegenwärtige Geschäftsstille macht sich auch in Lübeck in dem bedeutenden Ueberfluß an Güterwagen für den Holztransport bemerkbar. Während in den letzten Jahren ständig in den Handelskammerberichten über Mangel an Transportmitteln geklagt wurde, sieht man die Wagen augenblicklich zu Hunderten auf den Rangirgeleisen leer und unbenutzt zusammengeschoben.
- In der Champagne und namentlich in der Gironde haben in den letzten kalten Nächten die

[ => Original lesen: 1892 Nr. 34 Seite 6]

Weinpflanzungen sehr gelitten. Aus Bordeaux wird geschrieben: "Alle Vorsichtsmaßregeln, die Erzeugung künstlicher Wolken etc., haben gegen die letzten Fröste nichts ausgerichtet. Die Bestürzung ist allgemein; ein solches Unglück hat sich seit 1861 nicht zugetragen." In der Umgebung von Paris sind nach der Aussage der Gärtner die Obst= und Blumenpflanzungen durchgängig sehr beschädigt worden.
Etwas mehr geheiratet wird jetzt in Berlin, was sich aus folgenden Zahlen ergiebt: Auf ein Tausend der Bevölkerung gerechnet schlossen den Ehebund im Jahre 1879 19.15, 1886 21.61, 1887 21.92, 1888 21.92, 1889 22.39 und 1890 22.92 Personen. Dagegen ist ein Herabgehen der Geburten zu constatieren, davon entfielen auf tausend Einwohner im Jahre 1886 35.66, 1887 35.26, 1888 34.55, 1889 3391. und 1890 32 78 Geburten.
- Seit kurzem ist in Berlin, gegenüber der Molke=Brücke gelegen, ein interessanter Panoramen=Rundbau vollendet. Gedanke und Ausführung stammen von dem Architekten L. Heim, während das Innere, das Panorama=Bild, von dem in München ansässigen Künstler Philip Fleischer hergestellt wurde. Dasselbe zeigt in verschiedenen Gruppen die Herrscherfamilien des preußischen Staates, sowie die hervorragendsten Männer, welche dieselben zur Zeit umgaben und bedeutungsvollen Antheil am Aufblühen des Staates gehabt haben. Die Scenen umfassen drei Jahrhunderte, beginnend mit der Zeit Friedrich Wilhelms, des Großen Kurfürsten. Friedrich Wilhelm auf der einen Seite, mit einer Corona von Vertretern der Kunst und Wissenschaft; Kaiser Wilhelm I. mit seinen Paladinen; Kaiser Wilhelm II. mit Gemahlin und Kindern bildet die Schlußgruppe, mit glücklich gewähltem Hintergrunde von blauendem Meer auf dem stattliche Panzerschiffe sich wiegen.
- Des Guldens Ende. So kann man das Ergebniß der Konferenzen der Finanzminister von Oesterreich und Ungarn nennen. Die Tage des Guldens und Kreuzers sind gezählt, sie müssen der Krone und dem Heller weichen. Für so nahe hielt man das Ende des Guldens doch im großem Publikum nicht, als es jetzt den Anschein hat. Man wird noch die Parlamente fragen und, wenn sie Ja sagen, kann kann es losgehen! Werden doch schon die Stanzen vorbereitet, damit im Juni d. J., wenn sonst kein Hinderniß eintritt, mit der Prägung der neuen Münzen begonnen werden kann. Der arme Gulden! Nur in Holland und Oesterreich hatte er noch ein Heim; nun soll er auch aus Oesterreich verschwinden, um einer kleineren Münzeneinheit Platz zu machen: der Krone, die genau einen halben Gulden wert sein wird. Diese Krone wird wieder in hundert Theile getheilt, welche den guten alten deutschen Namen Heller führen. Der Gulden also gilt zwei Kronen, der Kreuzer zwei Heller, die Rechnung ist leicht. Wer dort jetzt ein Einkommen von 2000 fl. hat, vertauscht dieses gegen 4000 Kronen, mit welchen man, wenn es wahr ist, daß kleinere Münzeinheiten billigeres Leben im Gefolge haben, doch ein wenig weiter reichen sollte, als mit 2000 fl. Es ist ja möglich, das Preissteigerungen von gewissen Lebensmitteln dann sachte, um 1 Heller etwa, vor sich gehen werden, während bis jetzt im gleichen Fall sofort um das Doppelte, um 1 Kreuzer, hinaufgeschraubt wurde. Aber das wird erst die Folge lehren und man darf deshalb kein Pessimist gescholten werden, wenn man an diese segensreiche Seite der neuen Münze nicht sofort glauben will.
- Am letzten Sonnabend war auf dem Bahnhof in Teuchern ein Transport von etwa 300 Brieftauben eingetroffen, die am ersten Osterfeiertag mittags zum Rückflug freigelassen wurden. Eine der Tauben hatte während der Nacht ein Ei gelegt und schien sich davon nicht trennen zu wollen. Mit Gewalt an die Luft gesetzt, dachte sie gar nicht daran, nach der Heimat zurückzufliegen. Bis Montag gegen mittag ist sie in Teuchern noch gesehen worden.
- Wie man aus Hamburg meldet, verlor durch das gelbe Fieber der nach dort von Santos unterwegs befindliche bremische Dampfer "Brema" den ersten Offizier, den Obermaschinisten und 10 Mann, der Lloyddampfer "Baltimore" den Schiffsarzt, den Obermaschinisten und den Zahlmeister.
- Der Besitzer einer größeren Färberei in Berlin wurde in der letzten Nacht durch das wütende Gebell seines Hundes geweckt. Er durchsuchte sofort sein Grundstück, fand aber nichts. Der Dieb hatte sich in einer mit Färber=Lohe gefüllten Grube verborgen und war so seinem Verfolger entwichen. Als die Gefahr vorüber war, versuchte er sein Versteck zu verlassen, geriet aber bei seinen Bemühungen immer tiefer in die Lohe hinein, so daß es ihm erst nach geraumer Zeit gelang, seinem Zufluchtsort zu entschlüpfen. Zu Hause angelangt, bemerkte er zu seinem Entsetzen, daß die noch scharfe Lohe sein Gesicht völlig mit einer grünen Farbschicht überzogen hatte. Diese neue und eigenartige Schminke, die den Vorzug hatte, recht echt zu sein, verrieth ihn bald.
- Auf den 1500 Meter hohen Feldberg, den höchsten Gipfel des Schwarzwaldes soll eine Eisenbahn geführt werden, da auch die Winterfrequenz infolge des neu aufgetauchten Schneeschuhsports sehr erheblich ist.


      Der vergnügte Landmann nach Claudius.

        Vivat der Landmann, Vivat hoch!
Ihr seht es mir nicht an;
Ich habe wenig, und bin wohl doch
Ein großer, reicher Mann.

        Früh morgens, wenn der Tau noch fällt,
Geh' ich vergnügt im Sinn,
Gleich mit dem Nebel 'naus auf's Feld
Und pflüge durch ihn hin.

        Und sehe, wie er wogt und zieht
Rund um mich nah und fern,
Und sing dazu mein Morgenlied
Und denk' an Gott den Herrn.

        Die Krähen warten schon auf mich
Und folgen mir getreu,
Und alle Vögel regen sich,
Und thun den ersten Schrei.

        Indessen steigt die Sonn' herauf
Und scheinet hell daher,
Ist so was auch für Geld zu Kauf,
Und hat der König mehr?

        Und, wenn die junge Saat aufgeht,
Wen sie nun Aehren schießt;
Wenn so ein Feld in Hocken steht;
Wenn Gras gemähet ist.

        O! wer das nicht gesehen hat,
Der hat deß' nicht Verstand.
Man trifft Gott gleichsam auf der That -
Mit Segen in der Hand.

        Und sieht's vor Augen, wie er frisch
Die volle Hand ausstreckt,
Und wie er seinen großen Tisch
Für alle Wesen deckt.

        Er deckt ihn freilich, Er allein!
Doch hilft der Mensch und soll
Arbeiten und nicht müßig sein,
Und das bekommt ihm wohl.

        Denn nach dem Sprichwort: Müßiggang
Ist ein beschwerlich Ding,
Und schier des Teufels Ruhebank
Für Vornehm und Gering.

        Mir macht der Böse keine Noth,
Ich dresch' ihn schief und krumm,
Und pflüg' und hau' und grab' ihn tot
Und mäh' ihn um und um.

        Und wird mir's auch bisweilen schwer;
Mag's doch! Was schadet das?
Ein guter Schlaf stellt alles her,
Und morgens bin ich baß.

        Und fange wieder fröhlich an
Für Frau und Kind. Für sie,
So lang ich mich noch rühren kann,
Verdrießt mich keine Müh'.

        Ich habe viel, das mir gehört,
Viel Gutes hin und her. -
Du droben, hast es mir beschert;
Beschere mir noch mehr.

        Gieb, daß mein Sohn Dir auch vertrau',
Weil Du so gnädig bist!
Lieb' ihn und gieb ihm eine Frau
Wie seine Mutter ist.


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