No. 33
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. April
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 33 Seite 1]

In Schwein starb am Donnerstag Nachmittag die Großherzogin=Mutter Alexandrine, Schwester Kaiser Wilhelm I., in Folge einer Lungen= und Herzlähmung. Dieselbe war am Mittag von einem schweren Ohnmachtsanfall betroffen und im weiteren Verlaufe von heftigen Nervenschmerzen heimgesucht worden. Am 23. Februar 1803 zu Berlin im jetzigen Palais der Kaiserin Friedrich geboren, war Prinzessin Friederike Wilhelmine Alexandrine die zweite Tochter Friedrich Wilhelm III. und der Königin Louise, geborenen Prinzessin von Mecklenburg=Strelitz; ihre ältere Schwester Prinzessin Charlotte wurde die Gemahlin Kaiser Nikolaus von Rußland. Am 25. März 1822 vermählte sich Prinzessin Alexandrine mit dem Erbgroßherzog Paul Friedrich von Mecklenburg=Schwerin. Fünfzehn Jahre hatte sie mit ihrem Gemahl in glücklicher Ehe gelebt, als am 1. Februar 1837 Großherzog Friedrich Franz I. aus dem Leben schied und Paul Friedrich die Regierungen antrat, aber dieselbe war nur von kurzer Dauer, am 7. März 1842 ward der Großherzog Paul Friedrich abberufen. Aus der Ehe waren drei Kinder entsprossen, die Großherzogin Alexandrine mußte den tiefen Schmerz erleben, alle ihre drei Kinder vor sich in das Grab sinken zu sehen, am 15. April 1883 starb ihr Erstgeborener, der Großherzog Friedrich Franz II. Die Großherzogin Alexandrine hat in Mecklenburg die allgemeinste Verehrung und Liebe genossen, ihre Wohlthätigkeit war unerschöpflich. - Die Beisetzung findet am Mittwoch den 27. April 2 Uhr Nachmittags in Schwerin statt. An Fürstlichkeiten werden dazu erwartet: S. M. Kaiser Wilhelm, S. K. H. der Großherzog von Mecklenburg=Strelitz, der Großfürst Wladimir und Gemahlin, der Prinzregent von Braunschweig, der Herzog von Altenburg. - Zahlreiche Kränze, Blumenkreuze und Bouquets sind bereits am Sterbebette niedergelegt, darunter ein Kranz von weißem Flieder von II. MM. dem Kaiser und der Kaiserin.
Das italienische Königspaar wird nach Pfingsten, am 9. Juni, zum Besuch des deutschen Kaiserhofs in Berlin eintreffen. Im Gegensatz zu dem Besuch des Königs Humbert im Jahr 1889, der einen ausgesprochenen politischen Character hatte, dürfte es sich diesmal mehr um einen Familienbesuch handeln. Darauf deutet schon der Umstand hin, daß Königin Margherita, die übrigens zum ersten Mal in der deutschen Reichshauptstadt weilen wird, ihren Gemahl begleitet.
Ein Gesetzentwurf über den Verkehr mit Sprengstoffen soll, wie die "Post" meldet, den Bundesrath demnächst beschäftigen. Nähere Mittheilungen darüber fehlen. Bekanntlich ist schon ein solches Gesetz in dem sogenannten Dynamit=Gesetz vorhanden.
Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht das Uebereinkommen zwischen dem deutschen Reich und den amerikanischen Unionsstaaten über den Schutz der litterarischen Urheberrechte.
Reichskanzler Caprivi äußerte kürzlich einer Reputation des deutschen Handelstages gegenüber, daß der Erfolg der erhofften Berliner Weltausstellung auch mit abhängig sein würde von dem Eindruck, welchen die deutschen Aussteller in Chicago machen werden. Die Nat.=Ztg. schlägt daran anknüpfend vor, daß die Stadt Berlin selbst in Chicago als Ausstellerin auftreten soll und zwar mit ihren mustergiltigen städtischen Einrichtungen.
Der Kolonialrath hat in seiner ersten Sitzung am Mittwoch die Nothwendigkeit anerkannt, Einheitlichkeit bezüglich der Sprechweise und Schreibweise der geographischen Namen schleunigst herzuführen und mit geringer Mehrheit entschieden, die Regelung sei von einer besonderen, durch den Reichskanzler zu berufenden Sachverständigen=Kommission zu treffen.
In Wien erzählt man sich, Graf Kalnoky, der österreichische Minister des Aeußern, habe die Absicht, sich in den nächsten Tagen zu einem Besuch des deutschen Reichskanzlers nach Karlsbad zu begeben.
Der russische Finanzminister Wyschnegradsky ist am Donnerstag Abend nach der Krimm abgereist, wo ihm der Zar eine seiner Villen, den Nikiva=Garten, zur Verfügung gestellt hat. Der Finanzminister hat in den letzten Tagen ausführlichen Bericht von den einzelnen Departements=Direktoren entgegengenommen und leitende Dispositionen für die zwei Monate seines Urlaubs ertheilt. Er scheint also selbst nicht daran zu zweifeln, in kurzer Zeit auf seinen Posten zurückkehren zu können.
Das Garde=Grenadier=Regiment "Königin Augusta" in Koblenz wird bei den diesjährigen Manövern zum letzten Male innerhalb des VIII. Armeecorps mitwirken und dann nach Berlin (Moabit) verlegt werden.
Die Kaiserin von Rußland ist über Moskau nach dem Kaukasus zum Besuch ihres kranken zweiten Sohnes, des Großfürsten Georg, abgereist.
In Frankreich macht man es diesmal ebenso wie in Deutschland; öffentliche Kundgebungen sollen am 1. Mai nicht geduldet werden. Man berichtet darüber aus Paris: Ueber die anläßlich des 1. Mai zu treffenden behördlichen Maßnahme wird von verläßlicher Seite gemeldet, daß keinerlei öffentliche Kundgebung, keine Ansammlungen und Aufzüge geduldet werden sollen. Im Gegensatze zum vorigen Jahre haben der Minister des Innern und der Kriegsminister Vereinbarungen bezüglich eines eventuellen gemeinsamen Vorgehens der Civil= und Militärbehörden getroffen.
Eine Flugschrift Gladstone gegen die Emancipation der Frauen erschien soeben in London. Die Broschüre hat die Form eines Briefes, in welchem der greise Führer der englischen Liberalen die Hoffnung ausdrückt, das Unterhaus werde das Gesetz, durch welche den Frauen das gesetzliche Stimmrecht verliehen werden soll, in zweiter Lesung ablehnen. Die Broschüre legt dar, daß das Publicum diesem Gesetzentwurf gleichgiltig gegenüberstehe, und daß die Frauen sie im Allgemeinen mißbilligten. Einige Frauen könnten allerdings Arbeiten der Männer vollkommen verrichten, aber es sei zu befürchten, daß sie in den Kämpfen, welche bisher die Männer allein zu bestehen hatten, an ihrem Character leiden würden.
Auf der kaiserlichen Werft zu Danzig werden, wie von dort geschrieben wird, große Vorbereitungen

[ => Original lesen: 1892 Nr. 33 Seite 2]

zum festlichen Empfange des Kaisers getroffen, der wahrscheinlich die Taufe an dem neuen Kreuzer, Ersatz "Eber", vollziehen wird.


Neustrelitz, 22. April. Wegen des gestern Abend erfolgten Ablebens I. K. H. der Großherrzogin=Mutter von Mecklenburg=Schwerin haben II. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin ihre auf Montag angesetzte Reise zum Besuche S. K. H. des Herzogs von Cambridge nach Kew bei London verschoben. S. K. H. der Großherzog wird sich dem Vernehmen nach zu den Beerdigungsfeierlichkeiten nach Schwerin begeben. Der Hof legt eine sechswöchige Hoftrauer an.
Neustrelitz. Unsere Stadtkirche wird im nächsten Jahre und zwar aus Anlaß der goldenen Hochzeit S. K. H. unseres Großherzogs eine neue Orgel erhalten. Die jetzige gehörte früher der Kirche in Wanzka an.
- Schönberg. Vor dem hiesigen Schöffengericht wurde ein Dienstmädchen aus Rieps, daß zwischen die Milch ihrer Herrschaft Wasser gegossen und die so verdünnte Milch an die dortige Genossenschafts=Meierei abgeliefert hatte, zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt.
- Schönberg. Die Großherzogliche Friedrich=Franz=Eisenbahn hat jetzt ihren am 1. Mai in Kraft tretender neuen Sommerfahrplan veröffentlicht. Darnach werden die Züge vom 1. Mai an von hier abgehen: Nach Lübeck: 9.49, 11.59 Vormittags, 3.10 Nachmittags, 7.11 und 11.55 Abends. Nach Kleinen: 7.32 Morgens, 10.13 Vormittags, 12.50, 5.26 Nachmittags und 8.39 Abends. Es werden darnach also nur ganz unerhebliche Veränderungen der Abgangszeiten eintreten.
- Schönberg. Vor einiger Zeit verübte hier und in der Umgegend ein Mensch aus Kiel, der angab, ein neu angestellter Schreiber des hiesigen Gerichts zu sein, verschiedene Schwindeleien, wegen derer er von dem hiesigen Schöffengericht jetzt zu 4 Wochen Gefängniß verurtheilt wurde, von denen ihm 2 Wochen auf die Untersuchungshaft angerechnet sind.
- Rector Ahlwardt in Berlin veröffentlicht soeben unter dem Titel "Neue Enthüllungen=Judenflinten" eine Broschüre, in welcher die Waffenfabrik von Löwe u. Co. in Berlin , die 425,000 Gewehre von der Regierung als Lieferung erhielt und die Bestellung bereits ausgeführt hat, beschuldigt wird, daß die meisten dieser Gewehre durch absichtliche betrügerische Manipulationen unbrauchbar seien, um Deutschland bei einem Kriege zu einer Niederlage zu Verhelfen. Ahlwardt beschuldigt die Firma, die königlichen Büchsenmacher und den technischen Leiter der Fabrik bestochen zu haben, um die Kontrolle nachlässig oder vielmehr garnicht zu üben , wodurch es möglich wurde, mangelhafte Gewehre mit dem Revisionsstempel versehen unbeanstandet von den kontrollirenden Offizieren zur Abnahme gelangen zu lassen. Es handelt sich hier um eine Angelegenheit, in der - abgesehen von dem unerläßlichen gerichtlichen Vorgehen gegen den Urheber der bezeichneten Behauptungen - eine baldige Erklärung der Militärverwaltung zu erwarten ist.
- Heftige Schneestürme haben, wie schon kurz gemeldet, am Freitag und Sonnabend den ganzen Süden und Osten Großbritanniens heimgesucht. Alle telegraphischen Verbindungen zwischen London und den Küstenstädten von Lowestost bis Portsmouth waren unterbrochen. Eine derart heftige Störung der telegraphischen Leitungen durch Witterungseinflüsse im Monat April ist kaum bisher in der Geschichte der Telegraphie dagewesen. Der Schnee fiel, gelegentlich durch Regen unterbrochen, in diesen Massen; auch London hatte starkes Schneegestöber. Gleichzeitig herrschte im Süden Englands scharfer Frost, der sich auch den mittleren und nördlichen Landstrichen des Königreichs mittheilte. - Besonders in Kent fielen in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend große Schneemassen, so daß weit und breit die Winterlandschaft herrschte. Durch die Unterbrechung des telegraphischen Verkehrs entstanden auch auf den Eisenbahnlinien zahlreiche Schwierigkeiten.
- Die kürzlich entdeckten Unterschlagungen bei der Reichsbank in Berlin sollen in der Weise verübt worden sein, daß der betr. Beamte, wenn er von dem vorgesetzten Beamten die Schlüssel zum Tresor erhalten hatte, um Effekten zu holen, heimlich Papiere an sich nahm. Diese gestohlenen Papiere wurden dann unter fremdem Namen wieder bei der Reichsbank verpfändet, so daß die Papiere wieder an die Bank gelangten. Ob nur der eine Beamte an der Unterschlagung betheiligt ist, soll noch nicht feststehen. Der Betrug wurde entdeckt, als der Beamte erkrankte.
- Der "Frühlingsgruß an Wien", das von den Sängern der Berliner Liedertafel beim ersten Auftreten in der österreichischen Hauptstadt unter so stürmischem Beifall gesungene, von P. Risch verfaßte, von Zander componirte Lied hat den nachstehenden Text:
          Hoch über uns mit raschem Flug
      Sah'n wir des Frühlings Boten zieh'n.
      Neugierig uns ihr Zwitschern frug:
      "Ihr Sänger ans Norden - wohin der Zug?
      "Zur Perle der Donau, nach Wien, nach Wien,
      Zum herrlichen Wien, zum fröhlichen Wien,
      Zum deutschen, liederseligen Wien,
      Zur Perle der Donau, nach Wien, nach Wien."
          Sei uns gegrüßt, Du deutsches Rom,
      Du Stadt der Kunst und Melodien,
      Gegrüßt, ehrwürd'ger Stephansdom,
      Du Hort deutschen Lebens am deutschen Strom,
      Viel tausendmal sei uns gegrüßt, o Wien,
      Du herrliches Wien etc.
          Gegrüßt Ihr Brüder, eng verwandt!
      Ein gleicher Geist ward uns verlieh'n.
      Schlagt ein in deutsche Bruderhand,
      Erneut mit uns heut' das heil'ge Band
      Ihr treudeutschen Herzen von Wien, von Wien,
      Vom herrlichen Wien etc.
          Wollt' einst in wilder Zeiten Lauf
      Der Lenz des Friedens bang entflieh'n,
      Wenn Wetterstürme zieh'n herauf,
      So höre Dein Frühling doch nimmer auf,
      Du bleibe das strahlende, schöne Wien,
      Das herrliche Wien etc.


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In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Boitin=Resdorf sub Nr. VI belegene Dreiviertelstelle c. p. des Hauswirths Wilhelm Ollrogge daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet worden ist.
Schönberg, den 23. April 1892.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In der Nacht vom 16. auf den 17. April d. J. sind mehreren Knechten in Neuhof folgende Gegenstände gestohlen worden:

1. ein hellblaues Tuchjaquet,
2. eine hellblaue Tuchweste,
3. ein neuer schwarzer Filzhut,
4. ein Handstock,
5. ein Taschenmesser,
6. eine graue englisch lederne Hose und
7. ein alter blauleinener Kittel.
Als Thäter ist verdächtig ein Mann im Alter von ca. 40 Jahren mit dunklem Haar, breitem Gesicht, dunklem Schnurrbart, kleinen Augen und breiter Nase, dessen Gang ein schleppender und welcher von großer Statur ist, einen schwarzen Anzug und einen schwarzen Filzhut trägt.
Es wird um Nachforschungen nach den gestohlenen Gegenständen und nach dem Thäter ergebenst ersucht.
Schönberg, den 22. April 1892.

Der Amtsanwalt.
E. von Blücher.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 33 Seite 3]

Am 19. d. M. verstarb unsere jüngste Tochter                                            
Anna
nach kurzer Krankheit.                                                                              
                                                    Lehrer J. Wegner u. Frau.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.

Am Sonntag, den 1. Mai, Nachmittags 3 Uhr ordentliche Versammlung im Vereinslocale.
                          Tagesordnung.
        1. Rechnungsabschluß.
        2. Wahl eines Delegirten zum Delegirtentag nach Ribnitz.r
        3. Vorstandswahl.
        4. Verschiedene Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Die in meinem Verlage erschienenen, überall mit den ersten Preisen ausgezeichneten, anerkannt besten und naturgetreuesten

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Fr. Eugen Köhler's Verlag
in Gera-Untermhaus.


Tanz=Unterricht.

Zu dem Mittwoch den 4. Mai beginnenden Cursus erbitte noch weiter gefällige Anmeldungen. Empfehlungen und Unterschriftsbogen liegen im Gasthof Stadt Lübeck (Frl. Köster) aus, daselbst Alles Nähere.

                                                    C. Crull geb. Herrlich.
                                                    Tanz= und Turnlehrerin aus Lübeck.


Suche zu Ostern ein                           
junges Mädchen
welches Lust hat die Schneiderei zu erlernen.
                                                    Emma Gren,
                                                    Schneiderin.


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von 5 Zimmern, wovon 2 nach vorne, zu vermiethen.
                                                                             Frau Caroline Bruhn.
Schönberg i/M.                                                     Sabowerstraße Nr. 16.


"Tanz-Cursus"

Der Unterricht beginnt am Dienstag den 26. d. Mts. Abends 5 Uhr für sämmtliche Eleven.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    W. Lorenz.


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                                                    geb. Freitag.


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                                                    H. Brüchmann.


Stadt Lübeck, Schönberg.
Dienstag, den 26. April 1892
großes Concert (Streichmusik)
der
Ungarischen Husaren-Kapelle
unter persönlicher Leitung ihres Kapellmeisters
Herrn Fr. Dramer. Vortrag bewährter Solisten.
Nach dem Concert Ball
Entree à Person 50 Pfennig (Mecklenburg).                Anfang 8 Uhr abends.


Norddeutsche Vieh=Versicherungs=Gesellschaft
auf Gegenseitigkeit.

Die Gesellschaft versichert Pferde, Rindvieh und Schweine zu den billigsten Prämien gegen alle Verluste einschließlich Feuer, Blitz, Seuchen und Unglücksfälle aller Art, auch werden die zum Schlachten verkauften Thiere entschädigt, deren Fleisch infolge thierärztlicher Untersuchung zum Genusse für untauglich erklärt wird.
Im Verlustfalle wird die festgestellte Entschädigungssumme in voller Höhe gezahlt, nur der geringfügige Betrag von 5 Prozent für den Reservefonds kommt zum Abzug.
Falls eine Agentur zeitweise unbesetzt ist, wird gebeten, sich in allen Angelegenheiten direkt an die Direktion wenden zu wollen.
Schwerin i. Mk., im April 1892.
Molkteplatz Nr. 5,

Die Direktion.
Jentsch.

Gesucht mehrere tüchtige Vertreter.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 33 Seite 4]

Die Union,
Allgemeine Deutsche Hagel=Versicherungs=Gesellschaft
zu Weimar
-- gegründet im Jahre 1853 --
mit einem Grundkapitale von 9 Millionen Mark,

wovon 5,019 Aktien mit        7,528,500 Mark begeben sind.
Reserven ult. 1891        1,784,307 Mark.      
Gesammtgarantie=Kapital        9,312,807 Mark.

Die Union versichert Feldfrüchte zu festen Prämien ohne Nachzahlung. Bei Versicherung auf mehrere Jahre wird ein namhafter Prämien=Rabatt gewährt.
Besondere Erleichterungen werden für kleine Versicherungen bewilligt, namentlich für Sammelpolizen.
Die Vergütung der Schäden gelangt spätestens binnen Monatsfrist, in der Regel aber früher, zur vollen und baaren Auszahlung.
Weitere Auskunft wird ertheilt und Versicherungen werden vermittelt durch die Agenten:
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nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 33 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 33 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 26. April 1892.


- An die Inhaber des Eisernen Kreuzes ergeht vom Verein der Ritter dieses Ordens folgender Aufruf:
"Kameraden! Mehr als 20 Jahre sind verflossen, seit wir uns auf den blutgetränkten Schlachtfeldern Frankreichs das Ehrenzeichen des Eisernen Kreuzes, welches unsere Brust schmückt, erworben. Mehr als die Hälfte, vielleicht schon zwei Drittel dieser Kameraden ruhen heute im Grabe. Aber auch an uns Ueberlebende sind die Strapazen des Feldzuges - haben doch viele von uns schon 1864 und 1866 mitgekämpft - nicht ohne Wirkung geblieben. Täglich gehen viele von uns im besten Mannesalter zur großen Armee und wohl alle spüren an dem schnellen Nachlassen ihrer Arbeitskraft, daß ihre Erwerbsfähigkeit weder mit dem Lebensalter, noch mit dem vielfach durch körperliche Leiden gesteigerten Aufwand für die Lebensbedürfnisse in Einklang steht. Der unterzeichnete Verein, welcher in seiner Grundfeste auf der Liebe zu Kaiser und Reich beruht und durchaus keine Schwächung bestehender Kriegervereine bedingt, sondern vielmehr durch Anlehnung an dieselben unter Heranziehung vieler noch außerhalb derselben stehenden Kameraden eine Stärkung erzielen wird, bezweckt daher das materielle Wohl seiner Mitglieder und ihrer Angehörigen nach seinen besten Kräften zu fördern, da die früh erlöschende Arbeitskraft unserer Kameraden dies nicht oder in genügendem Maße zu thun vermag. Als das zunächst zu erreichende Ziel wird für die Inhaber des Eisernen Kreuzes vom Feldwebel abwärts ein Ehrensold erstrebt, zu welchem Zweck bereits eine Petition an den Reichstag erlassen wurde. Um die Ziele des Vereins planmäßiger und nachhaltiger betreiben zu können, wird beabsichtigt, seine Wirksamkeit über ganz Deutschland auszudehnen und ergeht daher an alle Kameraden, welche für unsere Bestrebungen bereit sind, die dringende Bitte, ihre genaue Adresse an den Vorsitzenden, Schimanski, Berlin S. Schleiermacherstraße 4, einsenden zu wollen."
- Wie die Ausführungs=Kommission der Antisklaverei=Lotterie bekannt giebt, sind nunmehr aus den verfügbaren 2 Millionen folgende Unternehmungen in Angriff genommen worden: für die Victoria=Nyanza=Vorexpedition, die Maumann=Expedition nach dem Kilimandscharo und dem Viktoria=Nyanza, die Borchart'sche Expedition. Die Wißmann=Dampfer=Expedition ist ebenfalls in Angriff genommen.
- Beim Hechtstechen versanken bei Heydekrug die Fischer Bleil, Rink und Kaspischitzki im Moor. Die Leichen derselben wurden erst am dritten Tage nach dem Unglück gefunden.
- In Hamburg wurde ein 24jähriges Mädchen, Christine Giesfeld aus Lübeck, erdrosselt aufgefunden. Vom Mörder fehlt jede Spur.
- Eine Familie in Solingen ist mit Söhnen reich gesegnet, sie hat deren sieben, die sämmtlich Soldaten geworden sind und alle bei einem und demselben Regiment ihre Militärpflicht genügt haben bezw. genügen. Kürzlich ließen sich die Sieben zusammen auf einem Bilde photographiren und sandten dies dem Kaiser ein. Als Antwort hierauf ist ein Bild des Kaisers für sie eingetroffen mit der eigenhändigen kaiserlichen Unterschrift.
- Ein in Geisenhausen (Bayern) in Arbeit stehender Bäcker trank sich im Wirthshaus einen solchen Schnapsrausch an, daß er, nach Hause gekommen, an Alkoholvergiftung starb.
- Nach einem Bericht der Hamburger Wetterwarte weicht das Luftdruck=Maximum langsam nach Südost zurück und gewinnt ein nördlich von Schottland gelegenes Minimum auf unsere Gegend Einfluß. Es wird daher bei südlichen Winden vorherrschend trübes, zu Niederschlägen geneigtes Wetter bei allmählich steigender Temperatur zu erwarten sein.
- Die schwarzen Blattern wüten in den Ortschaften, wenige Stunden von Krakau entfernt, an der russisch=österreichischen Grenze.
- Am 11. ds. Mts. war die Tragezeit der schwarzen Uniformen der braunschweigischen Truppentheilen abgelaufen und seitdem sind die Braunschweiger nach preußischem Muster gekleidet.
- Der Werth der Bauplätze im Zeitungsviertel der Stadt New=York ist enorm. Kürzlich wurde ein Platz an der Nordostecke der Ann=Straße und Park Row für 160 Doll. (ca. 670 Mk.) per Quadratfuß verkauft, was für den Acre 7 000 000 Doll. (29 Millionen Mk.) ausmachen würde.
- Nach dem deutschen Reichs=Anzeiger ertheilte der Bundesrath dem Entwurfe eines neuen Eisenbahn=Betriebs=Reglements mit wenigen Aenderungen unter der Bezeichnung "Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands" die Genehmigung. Die Beschlußfassung über den Einführungstermin wurde vorbehalten, weil beabsichtigt wird, die neue Verkehrsordnung gleichzeitig mit dem internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahn=Frachtverkehr in Wirksamkeit zu setzen, dieses Uebereinkommen aber erst drei Monate nach dem Austausche der Ratifikationsurkunden in Kraft treten soll, und ein bestimmter Zeitpunkt hierfür noch nicht feststeht. Jedenfalls wird der Tag der Einführung drei Monate vorher veröffentlicht werden. Durch die Verkehrs=Ordnung erfährt auch das Frachtbrief=Formular Aenderungen, die besonders durch die neuen für das Publicum günstigeren Bestimmungen über die Haftpflicht der Eisenbahnen bedingt wurden. Es wird sich deshalb empfehlen, von dem bisherigen Formular keine größeren Bestände zu halten als ungefähr in dem Jahr zwischen der Bekanntmachung und dem Inkrafttreten der Verkehrsordnung aufgebraucht werden können. Für das neue Frachtbrief=Formular ist die Verwendung von weißem Schreibpapier, bei Eilgut mit rothen Streifen, vorgeschrieben. Das Papier soll nach den für amtliche Papierprüfungen erlassenen Vorschriften der Festigkeitsklasse 3 und der Stoffklasse III entsprechen, die Beschaffenheit als Wasserzeichen führen und für je 1000 Bogen (4000 Frachtbriefe) ein Gewicht von mindestens 34 Kilogramm haben. Zwar wird sich der Verkaufspreis der Frachtbriefe infolge dessen etwas höher stellen, aber die großen Unzuträglichkeiten werden aufhören, die die Verwendung billigeren Papiers von mangelhafter Haltbarkeit sowohl für das Publicum als für die Eisenbahnen bisher vielleicht mit sich gebracht hat. Uebrigens ist in der neuen Verkehrsordnung vorgesehen, daß für regelmäßig wiederkehrende Transporte zwischen bestimmten Orten vereinfachte Formulare zugelassen werden können.
- Der Norddeutsche Lloyd wird den Schnelldampfer "Eider" nicht wieder in Dienst stellen, sondern denselben, da eine Wiederinstandsetzung sehr hohe Reparaturkosten erfordern würde, verkaufen.
- Das Haus in Berlin, in welchem Alexander v. Humboldt geboren, kostete
        1746    4350 Thlr.         1824   40 000 Thlr.
        1761    8000 Thlr.         1863   92 000 Thlr.
        1796 21 000 Thlr.         1865 140 000 Thlr.
- Wer bezahlt die Kosten? fragt man sich unwillkürlich, wenn man die Thatsache liest, daß der Generalbevollmächtigte der amerikanischen Lebensversicherungsgesellschaft Equitable, Gustav Pohl in Hamburg, seither jährlich 500 000 Mk. Einkommen bezog und nun mit 100 000 Mk. auf Lebenszeit (nach einer andern Quelle sogar 600 000 Mk. Pension) pensioniert ist! Der Direktor der größten deutschen Lebensversicherungsbank in Gotha bezieht jährlich 12 000 Mk.!
- Die Bäckerei=Ausstellung, welche diesen Sommer in Heidelberg abgehalten wird, verspricht bedeutend zu werden. Von der Großherzogin von Baden ist ein Ehrenpreis in Aussicht gestellt; die dortige Bäckergenossenschaft setzt einen solchen im Betrage von 250 Mk. aus. Zur Prämierung von Backöfen, deren mehrere im Betriebe sein werden, sind bis

[ => Original lesen: 1892 Nr. 33 Seite 6]

jetzt 500 Mk. bestimmt. Zur Ausstellung wird wahrscheinlich auf dem am Neckar gelegenen Jubiläumsplatze, wo 1886 die Festhalle für das Universitätsjubiläum sich befand, eine Halle gebaut, doch ist hierüber noch kein Beschluß gefaßt. Bis jetzt haben sich 50 Aussteller, darunter mehrere Konditoren von auswärts, gemeldet. Die freiwilligen Gaben beziffern sich auf 1300 Mk.
- Wer seine Gärten mit den immer schönen Farren schmücken will, lasse sich jetzt die Knollen besorgen, dann hat er noch in diesem Frühjahr die Freude an der Entwickelung dieser Zierpflanze. Bei richtiger Pflege d. h. mehrmaligem Düngen mit Kuhmist entwickeln sich die Farren zu ganz stattlicher Größe.
- Nachdem schon das Jahrmarktwesen der kleineren Städte von Jahr zu Jahr mehr zurückgegangen ist, erlebt das Messewesen der größeren Handelsplätze dasselbe Schicksal. So hat der preußische Minister für Handel und Gewerbe den Handelskammern die Anzeige gemacht, daß die braunschweigische Regierung die alljährlich in der Stadt Braunschweig stattfindenden Messen fortan von 12 auf 5 Tage verkürzt hat. Diese Verkürzung tritt bereits bei der diesjährigen Sommermesse ein.
- In Mainz wird die Winterkampagne in der königlichen Konservenfabrik, welche im October vorigen Jahres ihren Anfang genommen hat, am Schluß dieses Monats zu Ende gehen und werden bis dahin nicht weniger als 5000 Stück Ochsen zu Konservezwecken verwendet worden sein. Nach Abzug der Haut, des Kopfes, der Eingeweide etc. kommen in der königl. Konservenfabrik täglich 250 Centner reines Fleisch zum größten Theil als Erbswurst, dann als Bratenfleisch, als Bouillon etc. zur Verarbeitung. Während der Herbstmanöver wird alljährlich ein großer Theil der Konserven dieser Fabrik verbraucht, auch für die kaiserliche Marine werden diese Konserven verwendet.
- Es ist dieser Tage ein Verfahren auf dem Gebiete der Holzchemie patentirt worden, welches in allen Kreisen berechtigtes Aufsehen machen und Interesse erwecken wird. Das Verfahren, welches dem chemischen Laboratorium des Professors Dr. Mitscherlich - Sohnes des bekanten Professors Eilhard Mitscherlich in Freiburg - entstammt, bezweckt nichts weniger als aus Holz Kleider zu verfertigen. Es gelang dem bekannten Cellulose=Forscher in der That, durch einen chemischen Proceß das gewöhnliche Holz soweit zu verarbeiten, bis es vollständig den Character roher Baumwolle angenommen hat und wie diese weiter verarbeitet und versponnen werden kann. Auf Einzelheiten des chemischen Verfahrens kann man hier nicht näher eingehen; nur so viel sei bemerkt, daß die Holzfasern sehr zart und weich und dabei doch sehr fest sind. Dieser Fortschritt erinnert uns lebhaft an den Ausspruch des berühmten Heidelberger Chemikers Prof. Victor Meyer: man sei in der Chemie auf dem Wege "aus Holz Brot zu machen". Wenn auch die Lösung dieses Problems noch in weiter Ferne liegt, so zeigt doch schon die Erfindung Mitscherlichs, welcher Erfolge wir uns von der jungen Wissenschaft noch zu versehen haben werden.
- Ein seltsamer Reisender, der Rumpfkünstler Kobelkoff aus Sibirien, passirte kürzlich den Bahnhof von Wittenberg. K. befand sich auf der Reise von Berlin, wo er drei Monate lang im Passage=Panopticum Vorstellungen gegeben hat, nach Frankfurt a. M. und hatte einige Stunden Aufenthalt genommen, um im Hundepark, aus welchem er als großer Thierfreund schon wiederholt Hunde bezogen hat, zwei Hunde anzukaufen. Der Mann, im ganzen 50 cm hoch, ist von gesunden Eltern, ohne Arme und ohne Beine geboren, die Beine fehlen ganz, so daß er unmittelbar auf dem Gesäß steht, der Oberkörper hat zwei dünne, spitz zulaufende Stümpfe, die sehr beweglich sind. Mit einem dieser Stümpfe drückt er Bleistift, Feder oder Pinsel an die Wange und schreibt, zeichnet oder malt so besser als mancher normal gestaltete Mensch. Der Mann ist dabei ungemein lebensfroh, ist verheiratet und hat sieben wohlgebildete Kinder.
- Einen eigenartigen Schwindel hat in Paris ein gewisser Moritz Guttmann betrieben. Obwohl erst neunzehn Jahre alt hat er sich schon mehrfach, einige rechnen 36 Mal, taufen lassen, bald bei Protestanten, bald bei Katholiken, wie sich eben Gelegenheit bot und sich Personen fanden, denen er unter diesem Vorwande Unterstützungen entlocken konnte. Zusammen soll er dadurch 8-10 000 Frks. sich verschafft haben. Als er dieser Tage wiederum im Begriff stand, sich taufen zu lassen, entlockte er dem betreffenden Priester 50 Frks., womit er eine Freundin bewirtete, sie aber dann ihrer Schmucksachen beraubte. Das Gericht erkannte ihm fünf Jahre Zuchthaus zu.
- Berechnung des Osterfestes. Recht oft wird an uns die Frage gerichtet, an welchem Tage eines früheren Jahres Ostern gefeiert worden ist. Unter Benutzung der nachstehenden versificirten Ausrechnungstafel kann der Leser sich für alle Zeiten Ostern berechnen:

Man dividirt die Zahl vom Jahr,
Wofür man Ostern sucht, durch 9, 4 und 7,
Die Neue wird - auch die 0 sogar,
"a", "b" und "c" genannt, zur Seite hingeschrieben,
Der Rest mit "a" bezeichnet, wird
Mit 19 d'rauf multiplicirt,
Zum Produkt sollst Du 20 + 3 addiren,
Was kommt, durch 30 dividiren
Und nennen ferner "d" den Rest,
Den diese Theilung übrig läßt.
Hierauf addire 9 mal "b"
Zu 4 mal "c" und 6 mal "d",
Thu' 3 hinzu wofern sich um
Ein Jahr aus vor'gem Säculum
Die Rechnung dreht, hingegen viere
Wenn aus dem laufenden; die Summe dividire
Durch 7 dann,
Nenn "e" den Rest und merk' ihn an.
Die Summe nun der beiden letzten Reste,
Bezeichnet "d" und "e" gezählt zu 20 + 2,
Thun im sovielten März den Tag Dir kund zum Feste.
Probatum ist das Ding und nimmer Fehl dabei!
Wenn März mit seinem Maß von Tagen
Das Facit dort nicht ganz umspannt,
So wird, kaum nöthig ist's zu sagen -
Was überschießt, April genannt.

- In Mainz traf eine Wiener Firma das Uebereinkommen mit der Stadtverwaltung, nach welchem dieselbe auf den Promenaden und öffentlichen Plätzen automatische Sessel aufstellen darf, die durch den Einwurf eines 5 Pfennigstückes zur Benutzung gelangen können. Dieselbe Wiener Firma beabsichtigt auch in Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden, Worms etc. solche Sessel aufzustellen.
- Alle Freunde der Störche in Deutschland, so schreibt man aus Tunis, werden gebeten, diese braven Thiere davor zu warnen, ihre Winterreise im nächsten Herbst nach Algerien zu nehmen. Eben hat nämlich auf den Antrag des Direktors des Museums zu Algier der Gouverneur an diejenigen Gemeinden des Landes, in deren Gebiet sich archäologisch interressante Bauten und Ruinen befinden, den Erlaß gerichtet, daß sie auf jede Weise für die Ausrottung der Störche sorgen sollten, da diese Vögel besonders gern auf alten Thürmen ihre Nester anlegen und dadurch deren Verfall bedeutend beschleunigen.
- Baummarder und Saatkrähe. Ein Gutsbesitzer aus der Gegend von Seehausen in der Altmark hat die Massenvertilgung der Saatkrähen und ihrer Brut durch einen Baummarder beobachtet und schreibt darüber: "Um die Osterzeit hatten sich im Vorjahre dicht bei meinem Hofe, im dortigen etwa 4 Morgen großen Eichenkamp, hunderte von Saatkrähen angesiedelt. Die Menge der Vögel spottete meinem öfteren Dazwischenschießen, und bald war das Brutgeschäft in den zahllosen Nestern beendet. Da wurde es eines Abends sehr spät plötzlich in dem Krähenhorst lebendig und die ausgescheuchten Vögel erfüllten mit ihrem Geschrei die Luft. Als ich hinkam, zu sehen, was es dort gäbe, bemerkte ich, wie ab und zu etwas aus den Bäumen herab auf die Erde fiel; hintastend fand ich in der Dunkelheit mehrere totgebissene junge Vögel. Fast alltäglich wiederholte sich dies Morden, bis der Boden unter den Eichen mit Vogelkadavern bedeckt war. Endlich bekam ich bei eifrigem Suchen in einem Spalt einen Baummarder zu Gesicht, er war sicherlich der Massenmörder gewesen. Der Eichenkamp ist seitdem von Krähen wie ausgestorben."


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