[ => Original lesen: 1892 Nr. 22 Seite 1] Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben gnädigst geruht, den bisherigen Bezirks=Feldwebel Jacobs hieselbst zum Landreiter für die Vogteien Schönberg und Rupensdorf zu ernennen. Solches wird mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß dem p. Jacobs die Landreitergeschäfte heute übertragen sind.
Schönberg, den 8. März 1892.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
Die nachstehende Uebersicht der gemäß § 14 des Statuts der Invaliditäts= und Altersversicherungsanstalt Mecklenburg festgestellten Vertrauensmännerbezirke innerhalb des Fürstenthums Ratzeburg, sowie der für dieselben bestellten Vertrauensmänner und deren Ersatzmänner wird hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg, den 29. Februar 1892.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
Bekanntmachung.
Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 2. d. M. bringe ich hierdurch zur allgemeinen Kenntniß, daß vor der Musterungscommission die Hauptmusterung der von den Districtsvorständen beorderten Pferde des hiesigen Fürstenthums stattfinden wird:
1. für die Stadt Schönberg, die sämmtlichen Ortschaften der beiden Vogteien Rupensdorf und Stove, sowie für das Gut Torisdorf am
Montag, den 21. März d. J.
von Morgens 8 Uhr an
in Schönberg auf dem sogenannten Amtsbauplatze gegenüber dem Schützenhause,
2. für sämmtliche Ortschaften der Vogtei Schönberg am
Dienstag, den 22. März d. J.
von Morgens 8 Uhr an
in Schönberg auf dem sogenannten Amtsbauplatze gegenüber dem Schützenhause,
3. für sämmtliche Ortschaften der Vogtei Schlagsdorf am
[ => Original lesen: 1892 Nr. 22 Seite 2]Mittwoch, den 23. März d. J.
von Morgens 9 Uhr an
in Schlagsdorf auf dem Dorfplatze in der Nähe des alten Kirchhofs,
4. für sämmtliche Ortschaften der Vogtei Mannhagen am
Donnerstag, den 24. März d. J.
von Morgens 10 Uhr an
im Dorfe Mannhagen auf der Dorfstraße vor dem Viceschulzengehöfte.
Die Besitzer der von den Districtsvorständen als diensttauglich bezeichneten Pferde haben letztere in dem bestimmten Termine pünktlich an Ort und Stelle vorzuführen.
Schönberg, den 9. März 1892.
Der Großherzogliche Bezirkskommissarius.
Cl. v. Oertzen.
Antragsmäßig soll über die zu Carlow sub Nr. 17 belegene Büdnerstelle c. p. des Schneiders Joachim August Kleinfeldt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben Vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 2. April d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. Januar 1892.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Die Herren Wahlvorsteher im Mecklenburg=Strelitz'schen Wahlkreise ersuche ich auf Grund des § 25 des Reichs=Wahlreglements, mir hierher nach Neustrelitz die über die am 19. d. Mts. stattfindende Ersatzwahl eines Abgeordneten zum Reichstag aufgenommenen Protokolle mit den dazu gehörigen Schriftstücken so zeitig zuzusenden, daß dieselben spätestens bis zum Dienstag Abend, 22. dieses Monats, in meine Hände gelangen.
Am Mittwoch, den 23. März dieses Jahres, findet aus den eingegangenen Protocollen die Ermittelung des Wahlergebnisses auf dem Rathhause zu Neustrelitz in dem Sitzungszimmer des Magistrats und Polizei=Collegium von Morgens 10 Uhr an statt.
Neustrelitz, 7. März 1892.
Landgerichtsrath Horn
als Landesherrlicher Wahlcommissar für den Mecklenburg=Strelitzschen Wahlkreis.
Die Dorfschaft Samkow ist gewillt, ihren sog.
Dorfkathen
mit cr. 120 [] Ruthen Land öffentlich meistbietend zu verkaufen und setzt hierzu einen Termin auf Freitag, den 18. März, Nachmittags 3 Uhr, beim Gastwirth Seeler an, wo auch die sonstigen Verkaufsbedingungen ausliegen.
Die Dorfschaft Samkow.
Holz=Auction.
Wegen Räumung des Platzes!
am Mittwoch, den 25. März a. c., Vormittags 10 Uhr sollen auf der Lastadie, Platz Nr. 6, hieselbst ca.
3000 Zw. ebenk. u. Wahlbretter
öffentlich meistbietend durch mich verkauft werden.
Verzeichnisse sind bei mir am Comptoir, Breitestraße Nr. 18, zu haben.
Lübeck, den 12. März 1892.
Emil Tesschau,
beeidigter Auctionator.
Sehr schönen Holsteiner Käse,
Pfund 20 ., Ganzen 18 ., empfiehlt
Max C. Sass.
Verkaufs=Anzeige.
Donnerstag den 24. März d. Js., Vormittags 10 Uhr sollen auf der Schulzenstelle zu Rupensdorf wegzugshalber
1 eich. Chatoulle, Kommoden, Koffer, Bettstellen, 2 Sophas, Tische, Stühle u. sonstiges Haus= und Küchengeräth, auch Manneskleidungsstücke, 3 Flinten und vieles mehr
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Großer Ausverkauf.
Am Montag den 7. Mts. beginnt der Ausverkauf des zur Koncursmasse des Kaufmann W. Ammon hier gehörigen großen
Manufactur- u. Kolonial-Waarenlagers
zu Einkaufspreisen und darunter.
Ratzeburg den 4. März 1892.
Der Verwalter.
Die
Allgemeine Börsen=Zeitung
für Privatkapitalisten und Rentiers
erscheint in ihrem 20. Jahrgange in gewissenhafter Redaction und sorgfaltiger Behandlung aller Börsenvorgänge, welche für den kleineren Kapitalisten bestimmend bei der Verwaltung seines Vermögens sind. Die
Allgemeine Börsen=Zeitung
ist nach jeder Richtung hin vollständig unabhängig und vertritt in energischer Weise besonders die Interessen der kleineren Kapitalisten, während fast alle ähnlichen Organe nur dem Großkapitale dienen.
Außer populären Leitartikeln über wichtige finanzielle und nationalökonomische Angelegenheiten, und über die Vorgänge an der Börse, bringt die "Allgemeine Börsen=Zeitung" Referate über alle auf diesem Gebiete stattgehabten Ereignisse, namentlich auch Originalberichte über alle Generalversammlungen, Auszüge aus den Jahresberichten, ausführliche Börsenberichte, daß Wichtigste auf dem Gebiete des Versicherungswesens, einen vollständigen Courszettel und ertheilt ihren Abonnenten
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 22 Seite 3]Freiburger u. Marienburger Geld-Lotterie
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Mittwoch, den 16. d. M.,
Abends 7 Uhr,
im Saale des Herrn Gastwirth J. Boye in Schönberg in seiner liberalen Wählerversammlung für den Reichtagscandidaten Herrn Gutspächter Wilbrandt zu Pisede einen Vortrag halten, welches ich hiermit bekannt mache.
Nur wahlberechtigte Männer des Fürstenthum Ratzeburg haben Zutritt zu dieser Versammlung.
Gr. Siemz, den 7. März 1892.
Hauswirth A. Bohnhoff.
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Man erwerbe die Mitgliedschaft für seine Angehörigen und Freunde als vornehmes und doch billiges Geschenk.
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vierteljährlich 3,75 Mk.
Für gebundene Bände 4,50 Mk.
Weitere Zahlungen sind nicht zu leisten.
~~~~~~~~~~~~~
Im Jahre 1891/92 werden vorläufig erscheinen:
Todsünden. Roman von Hermann Heiberg. (bereits ausgegeben).
Aus Mitleid. Des Kaisers Fünf etc. Neue Novellen und Skizzen von Alex. Baron von Roberts. (Im November.)
Seelenanalysen. Novellen von Max Nodau. (Verfasser der konventionellen Lügen der Kulturmenschheit).
Ein neuer Roman von Max Kretzer.
Steinerne Zeugen. Die Forschungen und Ausgrabungen in Palästina, Egypten und Assyrien und ihre Beziehungen zur Bibel. Von Dr. Georg Kampffmeyer.
Und andere Werke.
Der Vorstand:
Theodor Fontane. Martin Greif.
Hermann Heiberg. Otto von Leixner.
Fritz Mauthner. Alexander Baron von Roberts.
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Anmeldungen und ausführliche Prospekte mit den Satzungen durch jede Buchhandlung oder durch die Geschäftsstelle des Vereins: Verlagsbuchhandlung von Friedrich Pfeilstücker, in Berlin, W., Bayreuthstr. 1.
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 22 Seite 4]Zur Konfirmation
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Heinrich Meyer.
Hierdurch fordern wir alle diejenigen auf, welche noch Forderungen an den verstorbenen Hauswirth Heinrich Meyer zu Törpt haben, solche innerhalb 4 Wochen bei uns anzumelden. Zugleich werden seine Schuldner hierdurch aufgefordert, diese ihre Schuld innerhalb gleicher Frist zu begleichen.
J. Meyer-Falkenhagen.
J. Ollmann-Schlagsdorf.
als Vormünder.
Gesucht zu Ostern ein
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J. Heinz, Bäckermeister,
Ratzeburg am Markt.
Statt besonderer Meldung
zeige ich hierdurch an, daß meine treue Mutter, Frau
Caroline Janell geb. Krahnstöver
in Neubrandenburg,
im 65. Lebensjahre nach kurzem Krankenlager am 12. März 1892 entschlafen ist.
Janell,
Pastor in Herrnburg.
Kirchliche Nachrichten.
Freitag, 18. März
Vormittags 10 Uhr: Passionspredigt. Consistorialrath Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 22 Seite 5]Beilage
zu Nr. 22 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 15. März 1892.
Nr. 8 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1892 enthält in der
I. Abtheilung.
(1.) Verordnung, betr. den Erlaß von Strafverfügungen bei Uebertretungen der bahnpolizeilichen Bestimmungen.
(2.) Verordnung zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 1. Juni 1891, betreffend Abänderung der Gewerbeordnung.
(3.) Verordnung zur Abänderung der Verordnung vom 9. April 1887, betreffend den Betrieb des Hufbeschlaggewerbes.
II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betr. die bevorstehende Musterung der Pferde in Bezug auf ihre Kriegsbrauchbarkeit.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.
Den Herbstmanövern in den Reichslanden wird der Kaiser beiwohnen. Dieselben werden 6 Tage dauern. Der Kaiser wird im Schloß Urville residiren. Eine Parade findet am 9. August in Frascati statt. Vorübergehend wird sich der Kaiser auch in Metz aufhalten.
Der Reichsanzeiger schreibt: "Die Nachricht der Neuen Preußischen Zeitung, daß mit dem Herzog von Cumberland Verhandlungen bezüglich der Thronfolge seines Sohnes in Braunschweig stattgefunden hätten, entbehrt jeder Begründung." Dazu wird jedoch von verschiedenen Seiten bestätigt, daß eine Vereinbarung mit dem Herzog von Cumberland abgeschlossen sei. Dieselbe enthalte aber nur eine Regelung vermögensrechtlicher Fragen. In Verfolg der Vereinbarung werde die preußische Regierung in die Lage gesetzt sein, vom Landtage die Vollmacht zu verlangen, die Beschlagnahme des Welfenfonds aufzuheben.
Dem Herzog von Cumberland soll nicht die Rente, sondern das Capital des Welfenfonds ausgehändigt werden.
Die gesetzliche Sonntagsruhe wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht zum 1. April eingeführt werden. Die hochoffiziöse "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt darüber Folgendes: "Wie bekannt ist, sind die wirthschaftlichen Korporationen, vornehmlich die Handelskammern, behördlicherseits aufgefordert worden, sich über die endgiltig zu wählende Gestaltung der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe, für welche in der Gewerbeordnungsnovelle nur eine Minimalgrenze vorgesehen ist, gutachtlich zu äußern. Dem Vernehmen nach laufen in nächster Zeit die für die Einlieferung der Gutachten gesetzten Fristen ab. Die Behörden werden also demnächst in die Lage versetzt werden, das gegenwärtig von den Handelskammern zusammenzustellende Material zu sichten und zu ordnen. Die Arbeiten, welche behufs einer endgiltigen Regelung der Sonntagsruhe noch zu bewegen sind, sind so zeitraubend, daß nunmehr mit ziemlicher Sicherheit behauptet werden kann, daß die Sonntagsruhevorschriften der letzten Gewerbeordnungsnovelle nicht gleichzeitig mit dem Haupttheil der letzteren in Kraft treten werden", d. h. nicht am 1. April.
Der Gesetzentwurf zur Abänderung des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz, der dem Bundesrath zugegangen ist und noch in dieser Session erledigt werden soll, ist am Dienstag vom Staatssekretär Dr. v. Boetticher in der Sitzung des deutschen Landwirthschaftsraths kurz besprochen worden. - Für den Erwerb und Verlust des Unterstützungswohnsitzes schlägt der Gesetzentwurf das 18. Lebensjahr vor, statt des 24ten. Das Prinzip der Freizügigkeit soll gewahrt bleiben. Es sollen größere Armenverbände gebildet werden. Es ist die Pflicht der Aufenthaltsgemeinde zur armenrechtlichen Unterstützung von 6 auf 13 Wochen ausgedehnt worden. Auch bezüglich der Beweislast ist Erleichterung getroffen und endlich ist eine Bestimmung in das Gesetz aufgenommen worden, wonach derjenige, der seine Angehörigen ohne Unterstützung verläßt, event. in eine angemessene Polizeistrafe genommen wird.
Der deutsche Bundesrath wird sich demnächst mit einem Gesetzentwurf über den Schutz der Brieftauben und den Brieftaubenverkehr im Krieg zu beschäftigen haben. Es soll damit bezweckt werden, die Vorschriften der in den meisten Bundesstaaten geltenden Gesetze über Beschränkung des Rechts, Tauben zu halten, sowie des Rechts, im Freien betroffene Tauben sich zuzueignen, ferner das Eigenthumsrecht an Tauben, die in ein fremdes Taubenhaus übergehen, für Militairbrieftauben außer Anwendung treten zu lassen. Ebenso sollen landesgesetzliche Bestimmungen über Sperrzeiten für den Taubenflug auf Militairbrieftauben keine Anwendung finden.
Der deutsche Landwirthschaftsrath hat in seiner Sitzung vom Donnerstag eine gegen den Mißbrauch der Spekulation im Getreide=Termingeschäft gerichtete Resolution angenommen.
Schließlich wird's bei uns wie in Oesterreich! Jetzt haben die Litauer infolge der neuesten Polenpolitik der deutschen Regierung eine Petition mit 19 500 Unterschriften an den Kultusminister gerichtet betr. Zulassung der litauischen Sprache beim Schulunterricht.
In Budapest beschloß das Abgeordnetenhaus, die Diäten eines Tages sämmtlicher Abgeordneten den oberungarischen Nothleidenden zu spenden.
Die Brotvertheilungen an die Arbeitslosen in Wien wurden polizeilich untersagt, da dieselben zu Vorgängen geführt haben, durch welche die öffentliche Ruhe und Ordnung gestört und mehrfach die körperliche Sicherheit von Personen gefährdet wurde, sowie weil für diese Art der Vertheilung von Lebensmitteln kein Bedürfniß vorhanden sei. Bei der Vertheilung am Dienstag wurden wieder mehrere Personen ohnmächtig.
Auch in Ungarn, der Kornkammer Europas, ist eine Hungersnoth ausgebrochen, von der die ungarischen Zeitungen zum Theil sehr ernste Schilderungen entwerfen. Nach dem "Magyar Hirlap" nähren sich im Arvaer Komitat schon viele Personen von Holzrinde und Häcksel. Bei ergiebiger Ernte beträgt der Preis des hauptsächlichsten Nahrungsmittels der Arvaer Bauern, der Kartoffeln, 40 bis 50 Kreuzer für den Meterzentner, jetzt vier Gulden, eine für dortige Verhältnisse unerschwingliche Summe. Im Ort Olah=Dubowa seien thatsächlich sieben Kinder Hungers gestorben. Auf dem Wege von Also Kubin nach Nameszto traf der Berichterstatter zahlreiche Auswanderer, darunter etwa 40 Frauen, die ohne einen Kreuzer Geld die Wanderung nach Pest angetreten hatten, um hier Brot zu suchen. Ein junger Slovake bettelte mit zwei Kindern auf dem Arm, die seit drei Tagen nicht gegessen hatten. Er drohte, seine Kinder zu erschlagen, wenn man ihm nichts gebe, sein Weib sei Hungers gestorben, seine Kinder wolle er nicht ebenso sterben lassen. Viele suchen den Hunger durch Branntwein zu betäuben.
Die österreichische Waffenfabrik hat sich zur Ablieferung von 50 000 Mannlichergewehren an Bulgarien bis Ende Juni verpflichtet. Bulgarien verfügt dann über den Besitz von 140 000 kleinkalibrigen Gewehren und 6000 Karabinern.
O weh! Was soll aus der französisch=russischen Freundschaft werden? Aus guter Quelle hat der Wiener Berichterstatter des "Daily Chronicle" erfahren, daß der russische Kriegsminister sich geweigert habe, die erste Sendung der neuen Repetiergewehre anzunehmen, die derzeit in französischen Regierungsfabriken für Rußland angefertigt werden! Der Kriegsminister habe als Grund seiner Weigerung angegeben, daß die Gewehre unbefriedigend gearbeitet seien. Die Sache wird so geheim als nur möglich gehalten, hat jedoch in französischen und russischen
[ => Original lesen: 1892 Nr. 22 Seite 6]Militärkreisen bedeutende Verstimmung hervorgerufen. Die Gesamtzahl der in Auftrag gegebenen Gewehre beträgt 400 000 und die letzte Ablieferungsfrist ist auf Juli 1893 angesetzt.
Wie man jetzt aus Odessa meldet, beträgt die Zahl der mit Getreide gefüllten und auf ihre Beförderung nach den Nothstandsdistrikten harrenden Eisenbahnfrachtwagen 11 000 oder etwas mehr als ein Zehntel des Verkehrsmaterials sämmtlicher russischer Eisenbahnen. Die derart an den Tag tretende Unfähigkeit und Lotterei der Eisenbahnbehörden giebt der russischen Presse Anlaß zu heftigen Angriffen. Die Blätter weisen darauf hin, daß, wenn die Bahnen schon den jetzt an sie herantretenden Anforderungen nicht gewachsen seien, sie absolut rath= und hülflos dastehen würden, wenn sie im Falle des Ausbruches von Feindseligkeiten an der Westgrenze die ungeheuren Massen Kriegsmaterialien befördern sollten.
In Livland nehmen die Pastoren=Verfolgungen ihren Fortgang. Wie die russischen Blätter melden, ist der lutherische Prediger Hilde auf Befehl des Ministers des Innern aus den Ostseeprovinzen ausgewiesen worden. Wider drei weitere Prediger geht das Gericht vor, indem die Pastoren Treu, Pohrt und Brenner in nächster Zeit wegen Vollziehung von Amtshandlungen an angeblichen Griechen vom Rigaischen Bezirksgericht abgeurtheilt werden sollen.
Die "Thorner Zeitung" meldet, wie sie versichert, aus zuverlässiger Quelle, daß seit einigen Wochen in Polen Verschiebungen russischer Truppen an die deutsche Grenze stattfinden. In Lipno, Ciechocinek, Nieszawa und Wloclawek seien die Garnisonen bedeutend verstärkt worden.
Die türkische Polizei hatte am vorigen Sonnabend, wie aus Konstantinopel berichtet wird, den dortigen Agenten der russischen Post, Schischmanow, verhaftet, der verdächtig ist, von dem Plan zur Ermordung des bulgarischen Agenten Dr. Wulkovitsch Kenntniß gehabt zu haben. Auf Reklamation des russischen Generalkonsuls ist Schischmanow aber diesem ausgeliefert worden.
- Schönberg. Die von dem conservativen Bezirks=Wahlverein des Fürstenthums Ratzeburg in voriger Woche in Schönberg, Schlagsdorf und Carlow einberufenen Wähler=Versammlungen waren äußerst stark besucht. Eröffnet wurden die Versammlungen von dem Damainenpächter Dierking=Lockwisch mit einem Hoch auf S. K. H. den Großherzog und S. M. den Kaiser Wilhelm. Hieran schloß sich die Vorstellung des Reichstags=Wahlcandidaten Grafen Hermann Schwerin=Wolfshagen und des ihn begleitenden preußischen Landtags=Abgeordneten Dr. Cremer. Graf Schwerin ergriff hierauf das Wort und entwickelte in einer längeren, mit großem Beifall aufgenommenen Rede sein schon mehrfach mitgetheiltes Programm und sprach auch eingehend über die das Fürstenthum Ratzeburg bewegenden Fragen, namentlich die hiesige Verfassungsfrage. Graf Schwerin empfahl sich schließlich den Wählern zur bevorstehenden Reichstagswahl, indem er versprach, voll und ganz für das Wohl des Vaterlandes einzustehen. Anhaltende Bravorufe dankten dem Redner für seinen mit großem Interesse vernommenen Vortrag. - Hierauf ergriff Dr. Cremer das Wort, derselbe war leider stark erkältet und in Folge dessen heiser, so daß seine Worte im hiesigen großen Boyeschen Saale nicht überall verstanden werden konnten. Auch er sprach eingehend über die Tagesfragen, längere Zeit war die Sozialdemokratie das Thema seiner Rede in glänzender Ausführung über die Unmöglichkeit des socialdemokratischen Zukunftstaates, theilweise mit vielem Humor gewürzt. Beide Redner forderten zu Interpellationen auf, es fand sich aber Niemand, der den Wortkampf mit ihnen aufnehmen wollte, obgleich auch die hiesigen Führer der Gegenparteien in den Versammlungen zugegen waren. Durch ein begeistertes Hoch auf beide Redner sprach die Versammlung ihren Dank aus für die gehörten interessanten Ausführungen.
- In Kolmar im Elsaß wurde ein Gefreiter des Mecklenburgischen Jäger=Bataillons von einer Anzahl Zivilisten überfallen und schwer gemißhandelt. Die Angreifer versuchten den Soldaten zu ertränken, wurden aber dabei gestört, als einige Dragoner des Weges kamen, welche jene in die Flucht trieben. Der Gefreite ist schwer verletzt in das Lazaret gebracht worden und die Soldaten dürfen weitere Gründe außerhalb der Stadt nur in Trupps von 3 und 4 Mann unternehmen. Sämtliche Posten ziehen mit scharfen Patronen auf.
- Das Denkmal der Königin Luise im Thiergarten in Berlin ist am Donnerstag, dem 116. Geburtstag der verstorbenen Königin, wieder das Ziel vieler Tausende gewesen, die erfreut waren über die schöne Ausschmückung, die der Denkmalplatz auch in diesem Jahr wieder gefunden hatte. Die reiche gärtnerische Dekoration war diesmal keine so geschlossene wie sonst, aber sie wirkte gerade in ihrem leichten Aufbau und in ihrer scheinbar zwanglosen Anordnung um so reizvoller. Charakterisiert wurde das ganze Arrangement durch die ausgiebige Verwendung reich blühender Magnolien, zartrosa Prunus triloba und weißer Spyräen. Eine mächtige Magnolia bildete den Mittelpunkt der großen Blumengruppe, welche sich an den immergrünen Halbkreis anlehnte, die den Denkmalplatz umschließt. Das Denkmal des Königs Friedrich Wilhelm III. war gleichfalls geschmückt, die Vase auf der Luisen=Insel war mit frischen Blumen gefüllt.
- Vom Fürsten Bismarck. Wie Persönlichkeiten, welche in diesen Tagen Gelegenheit hatten, den Fürsten Bismarck zu sehen und zu sprechen, erzählen, geht der Fürst seinem 77. Geburtstage mit großer geistiger und körperlicher Frische entgegen. Die nunmehr zweijährige Ruhe hat den Fürsten augenscheinlich verjüngt, er ist äußerst lebhaft und frisch in der Unterhaltung und seine Gesundheit hat sich entschieden gekräftigt. Die Lebensweise des Fürsten ist eine sehr regelmäßige, und die Aerzte suchen ihn um der guten Folgen willen, welche dieselbe für ihn hat, von jeder Anstrengung, von allen Reisen - und wenn auch nur nach Hamburg -, sowie von allzu viel Besuch fernzuhalten. Der Fürst ist aber kein so folgsamer Patient mehr, wie vor einigen Jahren. Er pflegt spät, zwischen 10 und 11 Uhr, aufzustehen, da er bis in die Nacht hinein, meist in Gesellschaft Lothar Buchers, an seinen Memoiren, die tüchtig fortschreiten, zu arbeiten pflegt. Oft wird es 2 Uhr, ehe der Fürst sich zur Ruhe begiebt. Nach dem Frühstück erfolgt fast täglich ein Spazierritt. Fürst Bismarck pflegt wohl zu äußern, daß er jetzt mehr zu thun habe, als früher, und allerdings widmet er sich ja in weit ausgedehnterem Maße der Verwaltung seiner Besitzungen. Es ist zur Genüge betont worden, daß der Fürst nicht daran denke, nach Berlin zu kommen. Daß Fürst Bismarck sich trotzdem seinen Reichstagssitz offen hält, hat den Grund, daß vielleicht über kurz oder lang Ereignisse kommen könnten, welche es trotz aller Bedenken wünschenswerth erscheinen lassen, das Wort des ehemaligen Reichskanzlers und langjährigen erfahrenen Führers der Nation an öffentlicher Stelle zu vernehmen, obwohl der Fürst selbst diesen Moment nicht herbeiwünscht. Daß der Fürst andauernd sehr eifrig die Politik verfolgt, geht schon aus der Thatsache hervor, daß er täglich - übrigens ohne Ermüdung - an 20 Zeitungen liest.
- Hunderttausend Mark wurden an die Hinterbliebenen der im ostafrikanischen Witugebiet verunglückten deutschen Expedition Küntzel gezahlt. Als Spender dieser Summe galt bisher der Fürst zu Hohenlohe=Langenburg. Wie die Voss. Ztg. erfährt, war Fürst Hohenlohe aber nur der Vermittler, der eigentliche Spender ist Kaiser Wilhelm selbst.
- An die Verwaltungen großer öffentlicher Schlachthof=Anstalten ist, wie die "Post" mittheilt, die Aufforderung ergangen, dem kaiserlichen Gesundheitsamt Proben von trichinösem Schweinefleisch aus Amerika einzusenden, da festgestellt werden soll, ob die Trichinen sich ungeachtet der Pökelung und Räucherung in anderen Thierkörpern fortpflanzen.
- Aus Berlin wird der Tod des Geh. Kommerzienrath Louis Schwarzkopff, des Begründers der bekannten Maschinenfabrik, gemeldet. Der Verstorbene hatte vor kurzem einen Schlaganfall erlitten.
- Seit einigen Tagen ist auf dem Schlesischen Bahnhof zu Berlin der erste Fahrkarten verkaufende Automat in Thätigkeit getreten. Der neue Apparat wird mittelst Electricität in Bewegung gesetzt und ist auf das Genaueste construirt. Er verkauft in
[ => Original lesen: 1892 Nr. 22 Seite 7]der Minute 40 Fahrkarten, die ohne Hinzuthun des Publikums in eine auf der linken Seite des Apparates angebrachte große Schale fallen und bequem herauszunehmen sind; ein Handzug, wie bei den bisherigen Automaten, ist nicht angebracht.
- Seine Aehnlichkeit mit dem Raubmörder Wetzel ist dem 26jährigen Kellner Mielblock sehr verhängnisvoll geworden. Der Unglückliche, der früher in Berlin, dann in Eberswalde in Stellung war, wurde wegen seiner großen Aehnlichkeit mit Wetzel in zwei Monaten nicht weniger als dreimal verhaftet. Da er außerdem vielfach gefoppt wurde, so beschloß er, sich das Leben zu nehmen und sprang in den Mühlenteich in Eberswalde, wo man dieser Tage seine Leiche fand.
- Der mehrfache Millionär A. P. Schuldt in Hamburg setzte in seinem soeben veröffentlichten Testament den Hamburger Staat zum Erben ein. Der Nachlaß soll für eine Abraham Philipp Schuldtsche Stiftung zum Bau billiger Wohnungen verwandt werden.
- Wie aus Bremen gemeldet wird, kam am Montag die "Eider" aus ihrer gefährlichen Lage los und ist die völlige Flottmachung nur noch eine Frage der Zeit.
- Zwischen Hannover und Berlin und zwischen Nürnberg und Leipzig haben Schneeverwehungen den Bahnverkehr gehemmt.
- Johann Maria Farina, der Chef der bekannten Eau de Coulogne=Firma in Köln, der wirklich echte, ist im Alter von 55 Jahren gestorben. Er war der Enkel des Begründers des weltberühmten Hauses und saß auch im Rath der alten rheinischen Stadt.
- In Bölte bei Köln wurde während der Predigt der Pastor Schulte vom Schlage getroffen. Der allgemein beliebte Geistliche starb nach wenigen Stunden.
- Dieser Tage starb in Mainz eine sehr betagte Frau, welche sich durch Waschen und Putzen ernährte, aber auch nicht verschmähte, Unterstützungen in Form von Lebensmitteln etc. von wohlhabenden Leuten anzunehmen. Bei der Durchsuchung des Eigenthums fand man hinter der Bettstelle ein großes Loch in der Mauer, in welchem an Staatspapieren 10 000 Mark versteckt waren.
- Die Frage, ob eine kaufmännische Faktura eine Urkunde im Sinne des Gesetzes ist, hat die Strafkammer zu Cassel bejahend beantwortet, indem sie einem dortigen Bierbrauereibesitzer wegen Urkundenfälschung zu 3 Monaten Gefängniß und 150 Mark Geldstrafe verurtheilte, weil er von einer Faktura die Fußnote abgeschnitten hatte. Und gerade auf diese Fußnote kam es in einem von ihm geführten Prozesse an.
- Dieser Tage ist in Deutz der letzte rheinische Veteran aus den Befreiungskriegen 1813/15, G. F. Christen, im Alter von 96 Jahren gestorben.
- Auf der vom Landwirth Behrens bewirthschafteten Hofstelle "Unterburg" bei Oldenburg brach am Dienstag Feuer aus, das bei dem herrschenden orkanartigen Sturm so rasch um sich griff, daß die herbeieilenden Spritzen nichts wesentliches mehr zu retten vermochten. Die Gebäude sind bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Vom Mobiliar und landwirthschaftlichen Geräthen konnte nichts gerettet werden. Der Pächter nebst Familie und das Gesinde konnten nur durch die Flucht aus den Fenstern das nackte Leben retten. Der ganze Viehbestand, 40 bis 50 Stück Rindvieh, 8 Pferde, darunter 2 Prämienstuten, im Werthe von 4000 Mk., 6 Schweine, 6 Kälber, ein Haushund, viele Hühner und anderes Geflügel, alles ist in den Flammen umgekommen. Kaum waren die Bewohner ins Freie gelangt, als auch schon das ganze Dach herunterschoß und die Feuergarben infolge des starken Windes weithin fortflogen.
- Eine Verdoppelung der Beiträge für die Invaliditätsversicherung hat, wie der "Vossischen Zeitung" aus Ostpreußen geschrieben wird, der dortige Landeshauptmann den Vertrauensmännern der Versicherungsanstalt in Aussicht gestellt. Denn die Zahl der Altersrente, welche für das erste Versicherungsjahr auf 6000 angenommen war, beläuft sich jetzt schon auf 11 000. Andererseits hat das Einkleben der Marken so mangelhaft stattgefunden, daß für die ersten 8 Monate die Einnahme aus Markenverkäufen statt der veranschlagten 2 220 000 Mark nur 1 280 000 Mk. betragen hat.
- In Königsberg in Ostpreußen wurde ein Mann verhaftet, der aus religiösem Wahnsinn in der letzten Zeit zahlreiche Glasscheiben, darunter solche von hohem Werthe zertrümmerte. Er behauptet, ein Engel vom Himmel sei gekommen, der ihm gesagt habe: Rette deine Glaubensbrüder und bewahre sie vor dem sündhaften Treiben der Schenkwirthschaften. Wirf daher die verlockenden rothen Laternenscheiben ein, zertrümmere die Schaufenster der Maskenverleiher und - der Synagoge. Diesem Befehle des Engels sei er gefolgt.
- Aus Labiau in Ostpreußen wird gemeldet: Westlich vom Kurischen Haff ist Schnee in Höhe von 6 Fuß gefallen. Die Dörfer Nemonien, Agilla, Heidendorf, Gilge und Inse liegen im Schnee vollständig vergraben. Bei plötzlichem Thauwetter droht ihnen eine ernste Gefahr.
- In Graudenz erklärte eine polnische Volksversammlung auf die Frage: Wünschen die Versammelten, daß die früher polnischen Lande von Preußen losgerissen werden? einstimmig: "Nein, das wäre eine Dummheit!"
- Den Tod inmitten des Schulunterrichts fand der 60jährige Lehrer und Kantor in Heinrichswalde bei Graudenz. Man kann sich den Schrei der Kinder denken, als ihr Lehrer plötzlich, von einem Schlaganfall getroffen, todt zu Boden stürzte.
- Bauernhochzeiten großen Stils werden in Ostpreußen noch recht häufig gefeiert. Zu einer solchen Hochzeit in Gr. Gablick wurden nicht weniger als 1 Rind, 2 Kälber, 3 Schweine, 6 Schafe, 10 Gänse und eine Menge Enten und Hühner geschlachtet. Die biederen Gäste tranken 18 Fäßchen Bier, 60 Liter Branntwein und nicht unerhebliche Quantitäten Rum.
- Der "Kuryer Poznanski" theilt aus Posen mit, daß Professor Zimmermann vom katholischen Mariengymnasium, der bislang Katholik war, zum Protestantismus übergetreten sei.
- Der Kibitz ist, wie aus dem Jeverlande berichtet wird, dort bereits wieder eingetroffen. Freilich wird dieser hübsche und durch die Vertilgung von Insekten für die Wiesen so nützliche Vogel durch das fast uneingeschränkte Eiersuchen erbarmungslos bald ausgerottet werden. Das Suchen nach Kibitzeiern ist gesetzlich freilich nur bis zum 1. Mai gestattet, aber diese Zeit genügt auch gerade, um das Aufkommen der Brut dieses munteren Wiesenbewohners vollständig zu verhindern.
- Am Freitag Morgen hat in der Kohlengrube von Anderlues im Hennegau eine Explosion schlagender Wetter stattgefunden. 300 Arbeiter befinden sich in der Grube; bis jetzt sind nur drei davon gerettet. Man befürchtet, daß die anderen alle verunglückt sind, weil die Luftmaschine durch die Explosion zerstört, sowie das Seil und der Fahrstuhl vernichtet und der Ventilator gebrochen ist.
- In Mannheim beschloß der Stadtrath, fakultative Kinderkochkurse einzurichten und zu diesem Behufe zunächst zwei Lehrerinnen nach Karlsruhe zu entsenden, welche sich daselbst als Kochlehrerinnen ausbilden sollen.
- Die Zahl der beim Nürnberger Comite für Aufhebung des Klebegesetzes eingelaufenen Unterschriften hat jetzt die Höhe von 223 901 erreicht.
- Die Liste der in den Reichslanden verbotenen französischen Zeitungen weist nicht weniger als 77 Namen auf.
- Der Gemeinderath der Stadt Straßburg i. E. beschloß in seiner letzten Sitzung, die Gebeine der in zahlreichen Gräbern auf den dortigen Friedhöfen beerdigten Krieger aus dem Feldzuge 1870/71 - insoweit die Gräber nicht von den Angehörigen erworben sind - in ein gemeinsames Grab auf dem St. Urban=Friedhofe (an der Straße Straßburg=Kehl) zusammenzulegen.
- In ganz Oesterreich soll künftig die Zahlung der Steuern durch die Postsparkassen erfolgen. Auch sollen die letzteren die Zahlungen aller Beamtengehälter übernehmen.
- Die neueste Liga. Vierundzwanzig junge Mädchen und Frauen Wiens haben sich vor einigen Tagen im Salon einer Dame zu einem Comité
[ => Original lesen: 1892 Nr. 22 Seite 8]vereinigt, dessen Programm lautet: Wir verpflichten uns, kein mit Draht gebundenes Blumenbouquet - und komme es von einem noch so hoch geschätzten Spender - in Zukunft mehr entgegenzunehmen. Wir werden bei den Damen Wiens Propaganda machen, um die barbarische Art der modernen realistischen Blumenbinderei ehestens verschwinden zu machen. Die Bestrebungen dieser Liga haben unseren vollen Beifall. Der Draht bildet sich ohnehin schon viel zu viel ein. Zwischen den Telegraphenstangen kann man ihn singen hören, ähnlich dem Achilles in der "schönen Helena": Ich bin der Stolz des Jahrhunderts . . . Gut, dieser Ruhm mag ihm unbenommen sein; aber die Poesie der Blumenwelt mag er uns unangetastet lassen. Für den ersten Augenblick entzückt der "eiserne Strauß" mit den blühenden Köpfen das Auge des Laien; aber schon nach wenigen Stunden sind die Blumen verwelkt oder eigentlich verfault; denn selbst das Welken der aufgespießten Blumenköpfe hat nichts mit dem eigenthümlich sanften Duft, den die natürlich hinsterbenden Blumen ausströmen, gemein.
- Fünfzehn Bauern, welche den zugefrorenen Semoisfluß in Belgien überschreiten wollten, brachen an einer schwachen Stelle ein und ertranken sämtlich.
- In der Nähe von Thorn an der russisch=polnischen Grenze ist dieser Tage in einem hohlen Baume eine Leiche aufgefunden worden, die dort 29 Jahre gesteckt hatte. Es wurde ermittelt, daß es die Leiche eines Mannes Rosowski aus Blamudy war, der 1863 im polnischen Aufstande als Insurgent mitgekämpft hatte. Wahrscheinlich war er vor den Verfolgern in den Baum geflüchtet, konnte aus demselben nicht wieder herauskommen und ist in seinem Versteck erfroren oder verhungert. Man fand das Skelett des Unglücklichen noch mit Flinte, Säbel und Feldflasche behängt.
- Starke Schneestürme werden aus Mittel= und Südrußland gemeldet. Auf der Koslow=Woronesh=Eisenbahn mußten infolge der Schneeverwehungen zahlreiche Züge auf der Strecke liegen bleiben. Das russische Verkehrsministerium hat Maßnahmen getroffen, um die Reisenden und die Arbeiter mit Lebensmittel zu versehen.
- In dem galizischen Grenzorte Mielnica drängten sich am Sonnabend zwei russische Grenzsoldaten bei einer Hochzeitsfeier ein und belästigten die Dorfschönen. Der Führer des Gendarmerie=Postens erklärte die Grenzsoldaten wegen unbefugter Ueberschreitung der Grenze für verhaftet, worauf die Russen den Gendarmen angriffen, der in der Nothwehr einen Russen mit dem Bajonett erstach. Ein zweiter Russe ertrank auf der Flucht im Dniestr, dessen Eisdecke brach.
- In Oberitalien herrscht große Kälte, in Udine 7, in Vicenza 6, in Turin 3 Grad.
- Die fürchterlichen Stürme, welche den Westen Europas heimsuchten, haben auch Portugal nicht verschont und zahlreiche Opfer gefordert. Einhundert und fünf Fischer aus den Ortschaften Povoa de Varzim und Afurada wurden auf hoher See vom Sturme überrascht und fanden ihr Grab in den Wellen. Sie hinterlassen 84 Wittwen und 245 Kinder, für welche gegenwärtig im ganzen Lande Gaben gesammelt werden, um deren Elend zu mildern.
- In ganz Spanien richteten Ueberschwemmungen beträchtlichen Schaden an. Namentlich der Guadalquivir und der Tajo wind in beunruhigender Weise ausgetreten.
- In London kamen frische Früchte aus Südafrika, welche mit dem Dampfer "Mexican" aus Kapstadt dort eingetroffen, auf den Markt. Trauben, welche in Kisten zu 20 Pfund verpackt waren, erzielten 15 Shilling, Apfel, erster Qualität (30 bis 35 in einer Kiste) 7 Sh. Kisten mit 42 Birnen 34 Sh., während Melonen mit 3 Sh. 6. p. per Kiste bezahlt wurden.
- Ein neuer Komet wurde in den Morgenstunden des 7. März von dem bekannten Kometenentdecker Mr. Swift in Rochester (St. New=York) entdeckt. Der neue Himmelskörper steht im Sternbilde des Schützen und wird als hell bezeichnet; seine Bewegung ist nach Osten gerichtet.
- Das gelbe Fieber hat in Brasilien, wie den letzten von dort nach London gelangten Berichten zu entnehmen ist, eine erschreckende Ausbreitung gewonnen; insbesondere in Santos richtet die furchtbare Seuche die traurigsten Verheerungen an. Nach einem telegraphischen Berichte des englischen Konsuls an Lord Salisbury sind in den letzten vier Monaten achtzehn Schiffskapitäne dem gelben Fieber erlegen. Die Zahl der Opfer aus den Mannschaften beläuft sich auf Hunderte und in einzelnen Fällen ist die ganze Bemannung eines Schiffes vom gelben Fieber hinweggerafft worden. In Rio de Janeiro selbst hat die Seuche keine Fortschritte gemacht, aber sie hat einen überaus heftigen Character angenommen, so daß dort fast alle Erkrankungsfälle tödtlich verlaufen.
- Das Durchliegen der Kranken. Um auch unbemittelten Leuten ein Mittel für wenige Pfennige an die Hand zu geben, einen schwer, lange Zeit darniederliegenden Kranken vor Durchliegen zu bewahren, habe ich folgendes Mittel selbst bei meiner Frau, welche vier Jahre lungenkrank gewesen, das letzte Jahr vollends gelegen (und welches auch vielseitig in Bekanntenkreisen mit gutem Erfolg angewendet worden ist), angewendet. Man hole sich für zwanzig Pfennige Wallrath, thue denselben in einen irdenen Topf, gieße dazu zwei Eßlöffel gutes Provenzeröl, lasse das Ganze auf gelindem Feuer zergehen, mische beide Theile gut und lasse sie nach geschehener Schmelzung erkalten. Die Verwendung ist folgende: Der Kranke muß früh und abends damit eingerieben werden, namentlich die Theile, welche sich zuerst durchliegen, der Steißknochen, Rückgrat herauf und Schulterknochen, es bildet sich nach einiger Zeit eine ordentliche Kruste auf die eingeriebenen Theile, die Haut wird rein wie gegerbtes Leder, und wird bei regelmäßiger guter Anwendung der arme Kranke vor Durchliegen bewahrt. Ich kann dasselbe nur gut empfehlen, da ich selbst vielseitige Beweise davon habe. R. Selchow, Berlin.
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Heinrich Böckmann, Bandagist.
Zu Michaelis ist die
1. Etage
von acht heizbaren Zimmern nebst Küche, Keller und Stallung zu vermiethen.
Näheres Lübeckerstrasse Nr. 9.
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