[ => Original lesen: 1892 Nr. 11 Seite 1] Nr. 4 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1892 enthält in der
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. die Anwendung der Verordnung vom 28. August 1855 über die bessere Heilighaltung der Sonn= und Festtage auf öffentliche Wählerversammlungen.
Die Friedensübungen.
Während früher die Mannschaften der Reserve und der Landwehr nur zu einem gewissen Theile und auch dann bei Weitem nicht zu allen gesetzlich zulässigen Uebungen eingezogen wurden, hat sich dieses Verhältniß in neuerer Zeit völlig umgestaltet. Man wird dabei allerdings nicht übersehen dürfen, daß die gewaltigen Fortschritte, welche die moderne Waffentechnik in kurzen Zeiträumen erfährt, eine solche Aenderung nöthig machen. Im Etat für 1892/93 ist bei der Forderung für die Uebungen der Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Grundsatz aufgestellt, daß künftig außer den besonderen Uebungsklassen (Officier=Aspiranten, ehemaligen Einjährig=Freiwilligen, welche nicht Officier=Aspiranten sind, Volksschullehrern u. s. w.) durchschnittlich jeder Mann im Reserve= und im Landwehrverhältniß zu je einer Uebung von 14tägiger Dauer herangezogen werden soll. Es ist klar, daß eine solche Steigerung der Ansprüche an die Uebungspflicht der Mannschaften des Beurlaubtenstandes von diesen größere Opfer an Zeit und Geld fordert. Namentlich den Mannschaften im Landwehrverhältniß, welche doch zum größten Theil bereits verheirathet sind, legt die Aenderung Lasten auf. Es ist demgegenüber nicht mehr wie recht, daß man nunmehr seitens der gesetzgebenden Faktoren des Reichs der Frage nähertritt, ob und wie Unterstützungen den Familien der zu den Friedensübungen eingezogenen Mannschaften zu gewähren sind.
Die verbündeten Regierungen hatten einen darauf bezüglichen Gesetzentwurf bereits im Anfange des vergangenen Jahres beim Reichstage eingebracht. Derselbe gelangte jedoch damals nur zur ersten Lesung im Plenum. Er wurde, weil man von den verschiedensten Seiten an ihm mannigfache Aussetzungen zu machen hatte, der Budgetcommission zur Vorberathung überwiesen. Diese hat die Vorberathung nunmehr begonnen und bereits grundsätzliche Aenderungen an dem Entwurf vorgenommen. Der Entwurf der verbündeten Regierungen ging davon aus, daß die Unterstützungen nur an bedürftige Familien gezahlt werden sollten. Das war insofern nicht zu billigen, als der Begriff der Bedürftigkeit nicht ein feststehender, überall gleicher ist. Die Budgetkommission hat bestimmt, daß jeder dieser Familien auf Verlangen die Unterstützung gewährt werden muß. Sodann hat sie nicht bloß den Unterstützungsbetrag erhöht, sie hat ihn auch in geeigneter Weise normirt.
Nach der Vorlage sollte sich die Unterstützung auf täglich 20-30 Pfennige für die Ehefrau und auf 10 Pfennige für jede der sonst unterstützungsberechtigten Personen belaufen. Nach der Commissionsfassung soll die Unterstützung 30 pCt. bezw. 10 pCt. des ortsüblichen Tagelohnes betragen.
Des Weiteren hat die Commission die Aenderung getroffen, daß die Unterstützungen aus Reichsmitteln und nicht aus denen der Kreise u. s. w., wie die Vorlage es wollte, gezahlt werden. Und schließlich hat sie bestimmt, daß nicht bloß die Mannschaften der Reserve und Landwehr, sondern auch die Ersatzreservisten für die zweite und dritte Uebung in das Gesetz einbezogen werden sollen. Der Reichstag wird sich durch die Annahme der zu der Vorlage der verbündeten Regierungen von seiner Budgetcommission gefaßten Beschlüsse den Dank der weitesten Kreise des Volks verdienen.
Die neueste Nummer des Reichanzeiger bringt folgenden Erlaß des deutschen Kaisers: Die Feier Meines Geburtstags, auf welche leider die jüngsten tiefschmerzlichen Ereignisse in Mir nahe verwandten und eng befreundeten Fürstenhäusern ihre Schatten warfen, hat wiederum in den weitesten Kreisen Anlaß gegeben, Mir mannigfache Beweise liebevoller Theilnahme darzubringen. Groß ist die Zahl schriftlicher und telegraphischer Glückwünsche, welche Mir aus allen Gauen des engeren und weiteren Vaterlandes sowie von außerhalb lebenden deutschen zugegangen sind. Ich bin durch diese Aufmerksamkeiten zu meinem Geburtstage auf's freudigste bewegt, kann Ich doch in ihnen den erneuten Ausdruck treuer Gesinnung und zuversichtlichen Vertrauens seitens Meines Volkes erblicken, auf dessen Wohlergehen unausgesetzt bedacht zu sein die vornehmste Pflicht Meines fürstlichen Berufs ist. Es drängt Mich daher, Allen, welche Meiner - sei es einzeln, sei es als Mitglieder von Behörden, Korporationen und Vereinen oder als Theilnehmer von festlichen Veranstaltungen - in sinniger Weise gedacht haben, hierdurch Meinen wärmsten Dank zu erkennen zu geben und beauftrage Ich Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntniß zu bringen.
Berlin, den 1. Februar 1892.
An den Reichskanzler. Wilhelm J. R.
Fürst Bismarck hatte, wie nachträglich bekannt wird, zum kaiserlichen Geburtstag eine große Anzahl Gäste aus Berlin und Hamburg geladen und auch aus dem heimatlichen Besitz seinen Oberförster, den Bahnhofsvorsteher und den Postverwalter von Friedrichsruh herangezogen. Das Schloß und die verschiedenen fürstlichen Baulichkeiten hatten reichen Flaggenschmuck angelegt. Bei der Tafel herrschte ein ungezwungener und heiterer Ton, namentlich würzte der Fürst durch interressante Erinnerungen aus seinem reichen Leben die Unterhaltung. Die Tafel wurde erst in später Stunde aufgehoben, als die Züge nach Hamburg und Berlin zur Rückkehr mahnten.
Ein Krankheitsanfall des Kriegsministers, General von Kaltenborn=Stachau, ereignete sich kürzlich während des Gottesdienstes in der Schloßkapelle, wo der Kriegsminister zu Boden fiel. Die Ursache liegt in einer Erkältung, die sich der Kriegsminister bei der Besichtigung des Artillerieschießplatzes zugezogen hatte. Möglicherweise wird der Kriegsminister dadurch gehindert, den Militäretat im Reichstag zu vertreten.
Der Nachricht, daß die Herren Miquel und Bennigsen ihre Abschiedsgesuche einreichen wollen,
[ => Original lesen: 1892 Nr. 11 Seite 2]wird kein Glauben geschenkt. Es wird angenommen, daß die Krise als beseitigt zu betrachten sei.
Die Subskription auf die neuen 3%igen Reichs= und preußischen Anleihen wird am 9. d. M. stattfinden. Der Emissionspreis ist auf 83,60 festgesetzt.
Am 1. Februar die Handelsverträge zwischen Deutschland, Oesterreich=Ungarn, Italien, Belgien und der Schweiz in Kraft getreten. Aber auch die neuen Tarife zwischen Frankreich und den übrigen europäischen Staaten datieren vom 1. Februar und es wird deshalb für die europäische Handels= und Geschäftswelt gelten, sich in nächster Zeit in mancherlei Neues einzuarbeiten und sich mit vielen neuen Bestimmungen abzufinden. Daß die Handelsverträge unserer Industrie vielfach keinen Nutzen bringen werden, ist leider nicht in Abrede zu stellen.
Zu dem am Montag stattgehabten Inkrafttreten der neuen Handelsverträge schreibt die Nordd. Allg. Ztg. in einem längeren Artikel folgendes: Damit öffnet der heutige Tag dem Verkehrsleben neue Bahnen, so ist "der erste Abschluß einer umfassenden Arbeit erreicht, welche in politischer und in wirthschaftlicher Hinsicht an Bedeutsamkeit wenigen Akten in der historischen Entwickelung unserer nationalen Interessen nachsteht. Die verbündeten Regierungen selbst erachten sich allerdings mit den bisherigen Erfolgen nicht am Ziele; im Gegentheil sind begründete Aussichten vorhanden, daß die wirthschaftliche Tendenz unserer Reichspolitik noch im Laufe dieses Jahres fernere Vereinbarungen mit verschiedenen Ländern zeitigen wird, welche die fruchtbringenden Wirkungen der mit dem heutigen Tage eröffneten Bahn in noch viel weiterem Umfange zur Geltung bringen werden."
Die "Berl. Neuesten Nachr." wollen aus angeblich zuverlässiger Quelle erfahren haben, der Großherzog von Baden habe bei seiner jüngsten Anwesenheit hierselbst den Kaiser über das Volksschulgesetz zu interpelliren versucht, der Kaiser habe indeß ein Eingehen auf die Frage abgelehnt.
In letzter Zeit wurden aus München ungünstige Gerüchte über den Zustand des Königs Otto von Bayern verbreitet. Wie verlautet, sind die Nachrichten über eine möglicherweise nahe bevorstehende schlimme Wendung in dem Zustand des Königs absolut unzutreffend. Körperlich befindet sich der unglückliche König ganz wohl; sein geistiger Zustand ist der alte.
Anläßlich des Sterbetages des Kronprinzen Rudolf von Oesterreich hat Kaiser Wilhelm durch ein Mitglied der deutschen Botschaft einen Kranz am Sarg in der Capuzinergruft niederlegen lassen mit der Inschrift: Dem treuen Freunde - Kaiser Wilhelm.
Die Neuwahlen zum ungarischen Reichstage haben für die Regierung eine absolute Parlamentsmehrheit von etwa 75 Sitzen ergeben. In Bauffoy=Hunyad, wo sich die Liberalen und Radikalen gegenüberstanden, ereignete sich ein ungewöhnlich blutiger Wahlexzeß. Die Radikalen stürmten, als der Wahlpräsident die Schlußstunde feststellte, das Wahllokal und schlugen dem Präsidenten den Kopf ein und mißhandelten den Ortsgeistlichen, worauf die Gendarmerie erschien und Feuer gab. Acht Menschen blieben tot, über zwanzig wurden verwundet. Auch aus Tiszavek und Chikszereda werden blutige Ausschreitungen gemeldet. Im ersteren Orte wurden dabei eine Person getötet und viele verwundet.
Auch in Frankreich sind jetzt die neuen zollpolitischen Gesetze und Verordnungen in Kraft getreten. Eine feste Einigung hat die französische Regierung noch mit keinem einzigen kleinen Staat erzielt, während Deutschland und die übrigen Großstaaten das Recht der Meistbegünstigung besitzen, also die Entwicklung ruhig abwarten können. Mit Spanien und Portugal, die rundweg alle französischen Forderungen abgelehnt haben, haben die Zollkämpfe schon begonnen. Mit Belgien, Schweiz, Griechenland etc. soll versucht werden, bis zum 1. Juli eine Einigung herbeizuführen.
Die französische Regierung zeigte dem Wiener Auswärtigen Amte an, daß sie demnächst behufs gründlicher Erlernung der deutschen Sprache mehrere Offiziere nach Salzburg und Graz schicken werde. Diese Offiziere sollen an den betreffenden Orten ein halbes Jahr Aufenthalt nehmen und dann als Lehrer in der Militärakademie, dem Kriegsministerium und dem Generalstab Verwendung finden.
Das Begräbniß des verstorbenen Großfürsten Constantin hat am Sonnabend in der Peter=Pauls=Kathedrale in Petersburg im Beisein der ganzen kaiserlichen Familie stattgefunden; nur die kränkelnde Kaiserin war ferngeblieben. Der deutsche Kaiser war durch den General von Werder vertreten.
Nach einer St. Petersburger Meldung treffen dort aus verschiedenen Gouvernements fortwährend Klagen über Mißbräuche bei Getreide=Lieferungen ein. Allein im Gouvernement Pensa nahm die mit dem Empfang des für die nothleidende Bevölkerung bestimmten Getreides betraute Commission in der Zeit vom 4. bis 22. Januar 148 Protokolle über ganze Waggonladungen gefälschten und schlechten Getreides auf. Die Analyse der Proben ergab 46 Kockelkörner, 43 Prozent Roggen und 11 Prozent Schutt. Im Gouvernement Ufa wurden große Quantitäten mit Beschlag belegt, weil gemahlener Alabaster beigemischt war.
In Petersburg gingen traurige Berichte ein über das Schicksal von 14 000 Bauern, welche aus den nothleidenden Provinzen nach Sibirien auswanderten und durch Armut gezwungen waren, in Tjunen Halt zu machen. Typhus, Scharlachfieber und Masern wüthen unter ihnen, Hunderte sind bereits gestorben und die übrigen leben im schrecklichsten Elend ohne genügendes Obdach gegen die bittere Kälte. Infolge der unzureichenden Nahrung ist auch die Sterblichkeit in Rußland in diesem Winter mehr als doppelt so groß, wie sonst.
Nach Telegrammen aus Odessa haben dort und in der Umgegend zahlreiche Nihilisten=Verhaftungen stattgefunden. Wegen Ueberhandnehmen der revolutionären Propaganda erwägen die dortigen Behörden ernsthaft die Verhängung des Belagerungszustandes.
Der Zustand des Papstes läßt wieder recht zu wünschen übrig. Eine eigentliche Krankheit liegt auch heute nicht vor, es handelt sich eben um Altersschwäche.
Aus Konstantinopel wird berichtet, das der Sultan am vorigen Dienstag bei dem Diner, das zu Ehren des gegenwärtig den Orient bereisenden Prinzen Karl von Hohenzollern, des Bruders des Thronfolgers von Rumänien, veranstaltet war, und dem auch der deutsche Botschafter v. Radowitz beigewohnt hat, nur dadurch einem ernsterem Unfall, indem ein Wandschirm auf ihn zu stürzen drohte, entgangen ist, daß der Prinz den Schirm rechtzeitig aufgefangen hat. Der Sultan hat aus diesem Anlaß dem Prinzen die Rettungsmedaille und den Kordon des Osmanieordens verliehen.
Einzelne englische Journale hatten mitgetheilt, daß auch der einzige noch lebende Sohn des Prinzen von Wales, der Prinz Georg, schwer erkrankt sei. Der Prinz leidet seit längerer Zeit bekanntermaßen an einem Brustleiden. Anlaß zu schwerem Bedenken ist aber in keiner Weise vorhanden.
Die "Truth" meldet, daß die Königin der Prinzessin May von Teck, der Braut des verstorbenen Herzogs vom Clarence, den Titel "Königliche Hoheit" zu verleihen gedenkt.
Prinz Christian von Schleswig=Holstein ist von dem Unfall, welcher ihm vor einiger Zeit auf der Jagd zustieß, indem er einen Schuß in das Auge erhielt, jetzt völlig wiederhergestellt. Am Donnerstag siedelte das prinzliche Paar nach seiner Wohnung Cumberland Lodge im Schloßpark von Windsor über; an demselben Tage konnte Prinz Christian auch schon wieder an einer Jagd theilnehmen.
Die "Voss. Ztg." entnimmt einem, Sansibar 5. Januar datirten, Privatbriefe des in Ostafrika ansässigen Deutschen Kurt Ehlert die Mittheilung, daß in Mombas das Gerücht geht, ein entlaufener Träger habe die Nachricht gebracht, Emin Pascha befinde sich in seiner alten Provinz. In der Landschaft Unyoro habe die Expedition zahlreiche Gefechte bestehen müssen. An der Grenze sei ihr ein Heer von vielen hundert Soldaten entgegenmarschiert gekommen und habe Emin mit Freudensalven empfangen. Sie hätten vorher ihre Offiziere erschossen, weil diese sie hätten hindern wollen, ihrem Pascha entgegen zu eilen. Zeitangaben konnte Ehlert nicht ermitteln. In demselben Briefe theilte Ehlert mit, daß die Wadigos vom Chef Kreuzler an dem ersten Tage
[ => Original lesen: 1892 Nr. 11 Seite 3]des Jahres geschlagen worden sind; man verhandelt über einen endgültigen Frieden.
Der Berliner Baurath Dr. Hobrecht unternahm soeben eine Reise zum Khedive nach Kairo. Dort wird er sich mit einem französischen und einem englischen Techniker zusammenfinden, um zu berathen, welche baulichen sanitären Einrichtungen für die Hauptstadt zu treffen seien.
Anzeigen.
Bekanntmachung.
Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 18. Januar 1892.
Die Armenbehörde.
Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg=Schwerin u. Strelitz.
Die 39. ordentliche Generalversammlung der Herren Vereins=Mitglieder wird
am Donnerstag, den 3. März,
Morgens 11 Uhr zu Schwerin in "Stern's Hotel" stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:
1. Bericht über die im Jahre 1891 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1891/92, sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1890/91.
2. Wahl eines Districts=Vorstehers und Substituten für den 3. u. 5. District, sowie eines Districts=Vorstehers für den 6. District.
3. Wahl neuer Taxanten für die nach Ablauf ihrer Dienstzeit statutenmäßig ausscheidenden Herren.
4. Antrag, betreffend Abänderung der Bestimmung über die Beitragspflicht neu eintretender Mitglieder (§ 35 der Statuten).
5. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der Generalversammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden um zahlreiches Erscheinen ersucht.
Grevesmühlen, den 1. Februar 1892.
Die Direction.
M. von Leers auf Mühlen=Eichsen.
Holz=Auction Nr. 14.
Am Donnerstag, den 11. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente bei freier Concurrenz meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:
Aus dem Heidenholze.
32 Stück eichen Bauhölzer = 21,12 Festmet.,
2 Rmet. eichen Knüppel,
8 Fuder eichen Pollholz,
5 Stück buchen Nutzholzblöcke = 5,95 Festm.,
222 Rmet. buchen Kluft I. u. II. Cl.,
30 Rmet. buchen Knüppel,
36 Fuder buchen Durchforstholz III. Cl. und Pollholz,
4 Rmet. aspen Kluft und Knüppel,
9 Fuder ellern Wadelholz I. u. II. Cl.,
1 Fuder Weiden pp. Busch.
Schönberg, den 1. Februar 1892.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 15.
Am Sonnabend den 13. Februar, Morgens 11 Uhr sollen im Kruge zu Mannhagen nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden:
Aus dem Mannhäger Zuschlage.
54 Stück eichen Langhölzer = 59,99 Festmet.,
63 Rmet. buchen Kluft I. Cl.,
9 Rmet. buchen Knüppel,
Schönberg, den 1. Februar 1892.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Die Dorfschaft Samkow ist gewillt, ihren sog.
Dorfkaten
mit circa 80 []Ruthen Gartenland öffentlich meistbietend zu verkaufen und setzt hierzu einen Termin auf
Sonntag, den 21. Februar 1892,
Nachmittags 2 Uhr,
beim Gastwirth Seeler an, wo auch die sonstigen Verkaufsbedingungen ausliegen.
Die Dorfschaft Samkow.
Brockensammlung der Anstalt Bethel.
Ev. Joh. 6, V. 12.
Immer wieder kommen Anfragen, was wir wohl für unsere Brockensammlung gebrauchen könnten. Da es unmöglich ist, allen einzelnen jedesmal das ganze Verzeichniß aufzustellen, haben wir dasselbe besorgen lassen und bitten von dieser reichen Auswahl freundlichen Gebrauch zu machen.
Akten, Anzüge, Baumwolle, Betten, Bilder, Briefmarken, Bücher, Cigarrenabschnitte, Cigarrenkistchen, Decken, Denkmünzen, Flaschen, Folianten, Garn, Gemälde, Glas, Handschriften, Hausrat, Hüte, Kattun, Kleider, Korkpfropfen, Kurzwaaren, Ladenhüter, Lampen, Leinwand, Lumpen, Mäntel, Metalle, Möbeln, Münzen, Nessel, Noten, Papier, Pelzwaren, Pferdehaar, Posamentierwaaren, Schirme, Schreibhefte, Schulzeug, Seide, Staniolkapseln, Sammlungen von Steinen, Pflanzen, Strümpfe, Tabak, Tuch, Uhren, Verbandsachen, Wolle, Zeitungen, Zeugreste.
Sendungen werden erbeten unter der Adresse:
Brockensammlung der Anstalt Bethel, Poststation Gadderbaum, Eisenbahnstation Bielefeld.
Der Vorstand der Anstalt Bethel.
Bodelschwingh, Pastor.
Man erwerbe die Mitgliedschaft für seine Angehörigen und Freunde als vornehmes und doch billiges Geschenk.
Der Verein der Bücherfreunde
liefert seinen Mitgliedern jährlich 6 bis 8 in sich abgeschlossene Werke: Romane, Novellen und allgemeinverständlich wissenschaftliche Litteratur - zusammen etwa 150 Druckbogen stark - gegen folgenden Mitgliedsbeitrag:
vierteljährlich 3,75 Mk.
Für gebundene Bände 4,50 Mk.
Weitere Zahlungen sind nicht zu leisten.
~~~~~~~~~~~~~
Im Jahre 1891/92 werden vorläufig erscheinen:
Todsünden. Roman von Hermann Heiberg. (bereits ausgegeben).
Aus Mitleid. Des Kaisers Fünf etc. Neue Novellen und Skizzen von Alex. Baron von Roberts. (Im November.)
Seelenanalysen. Novellen von Max Nodau. (Verfasser der konventionellen Lügen der Kulturmenschheit).
Ein neuer Roman von Max Kretzer.
Steinerne Zeugen. Die Forschungen und Ausgrabungen in Palästina, Egypten und Assyrien und ihre Beziehungen zur Bibel. Von Dr. Georg Kampffmeyer.
Und andere Werke.
Der Vorstand:
Theodor Fontane. Martin Greif.
Hermann Heiberg. Otto von Leixner.
Fritz Mauthner. Alexander Baron von Roberts.
E. Frhr. von Wolzogen.
Anmeldungen und ausführliche Prospekte mit den Satzungen durch jede Buchhandlung oder durch die Geschäftsstelle des Vereins: Verlagsbuchhandlung von Friedrich Pfeilstücker, in Berlin, W., Bayreuthstr. 1.
In Schönberg durch
C. Sievers.
Auf dem Hofe zu Kl. Rünz wird zu Ostern dieses Jahres ein
Deputatknecht
gesucht. Rusch.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 11 Seite 4]Grosser Ausverkauf
bis Ende Februar von:
Konfection, Kleiderstoffen & Seidenstoffen
Ludwig Wendt, Lübeck.
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------------zu besonders billigen Preisen-------------
um schleunigst ganz damit zu räumen.
Kampf= genossen= |
|
Verein 1870/71. |
Schönberg. |
Am Sonntag den 7. Februar d. J., Nachmittags 2 Uhr, ordentliche Versammlung im Vereinslocale.
Tagesordnung:
Verschiedene Vereinsangelegenheiten.
Der Vorstand.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Außerordentliche Versammlung
am Sonntag den 14. Februar d. J., Nachmittags 4 Uhr im Vereinslocal.
Tagesordnung:
Vorstandswahl.
Der Vorstand.
Rauch-Club "HOFFNUNG".
Sonntag, den 7. d. Mts. im Saale des Herrn J. Krüger:
Tanzkränzchen.
Am Sonntag, den 7. Februar:
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ohne Unterschied des Berufs wird Gelegenheit geboten, sich auf leichte Weise einen wöchentlichen Verdienst von Mark 100-150 zu verschaffen. Offerten sind unter R. E. 111 an Rudolf Mosse München einzureichen.
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Tischlermeister Melchert.
Schönberg.
Zu Ostern d. J. eine
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Näheres Sabowerstrasse Nr. 34.
Pension.
Knaben oder Mädchen, die Lübecker Schulen besuchen sollen, finden freundliche Aufnahme in einer besseren Familie. Auch kann ihnen in englischer Sprache und etwas Musik Unterricht ertheilt werden. Gefl. Offerten sub Ho. 522 b an Haasenstein & Vogler A.- G., Lübeck erbeten.
Verloren am Mittwoch den 3. d. M., Vormittags, vom Bahnhof Schönberg nach Bechelsdorf ein Sack mit 100 Pfund Kleesaat. Es wird gebeten, dasselbe beim Gastwirth Boye oder in der Molkerei zu Niendorf abzugeben.
Wir warnen hierdurch Jeden, der Halbhufnerwittwe Ollmann=Schlagsdorf und deren Sohn etwas zu borgen oder zu verkaufen, da wir für nichts haften.
Die Vormünder H. Hecht und F. Goll.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 7. Februar.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr:) Consistorialrath Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Krüger.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 6.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 11 Seite 5]Beilage
zu Nr. 11 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. Februar 1892.
Der Raubmörder Wetzel vor Gericht.
Vor dem Berliner Schwurgericht fand die Verhandlung gegen den Raubmörder Wetzel bereits statt. Die wochenlange polizeiliche Jagd nach dem Verbrecher, der sich flüchtig auch in Mecklenburg aufgehalten, dürfte noch in Erinnerung sein. Der Thatbestand ist kurz folgender:
Am Abend des 23. August v. J. ist der in Spandau wohnende Kaufmann Siegfried Hirschfeld in seinem Geschäftslokal, Breitestraße 55, ermordet worden. Hirschfeld betrieb ein großes Kleidergeschäft, welches er gegen 10 Uhr Abends zu schließen pflegte, um sich dann nach seiner in der Potsdamerstraße 8 belegenen Wohnung zu begeben. Als er an jenem Abend nicht nach Hause kam, begaben sich seine Verwandten nach dem Geschäftslocal, sie fanden dasselbe nach der Straße zu geschlossen und die Jalousie heruntergelassen. Man betrat nun den Laden durch die Hinterthür und dort bot sich den Eintretenden ein entsetzlicher Anblick dar: auf dem Boden lag Hirschfeld todt und in seinem Blute schwimmend, neben der Leiche lag ein Revolver, aus welchem 5 Schüsse abgegeben waren, während eine sechste Kugel noch im Laufe steckte. Außerdem wurde noch ein Schraubenzieher vorgefunden, mittels dessen Hirschfeld der Schädel eingeschlagen worden war. Offenbar lag ein Raubmord vor; denn die Leiche und die Kasse des Geschäfts waren beraubt worden. Der Leiche insbesondere war eine goldene Remontoir=Kapseluhr mit goldener Kette abgenommen worden und aus den Vermögensbeständen fehlten die Coupons zahlreicher Werthpapiere und circa 5000 Mk. Baargeld. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, daß Hirschfeld, als er schon im Begriff war, den Laden zu schließen, noch den Besuch eines Käufers erhalten hatte und in demselben Augenblick, als er sich bückte, um die verkauften Waaren auf einen Zettel zu notiren, niedergeschlagen und ermordet worden war. Die Obduction der Leiche hat ergeben, daß der Todte 17 Wunden am Kopfe hatte, und zwar 5 Schußwunden und 12 Hiebwunden. Hinter dem linken Ohr war eine Kugel eingedrungen, welche in das Gehirn gegangen ist und den Tod verursacht hat. Von den Schüssen war auf der Straße nichts gehört worden, was daraus zu erklären ist, daß der Mörder erst sein Opfer niedergeschlagen und dann einen Tuchballen über dasselbe gedeckt hat. Unter dem letzteren sind die Schüsse nicht gehört worden.
Der Verdacht der Thäterschaft lenkte sich sehr bald auf den Handlungsgehülfen Wetzel, der vom August 1887 bis 1. Januar 1888 bei Hirschfeld als Verkäufer fungirt hatte. Die Geschichte seiner Flucht und seines Umherfahrens in Deutschland ist bekannt. Erst am 27. October gelang es, den Mörder in Leipzig festzunehmen. Am folgenden Nachmittag kam er gefesselt unter polizeilicher Bedeckung auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin an, von wo er sofort nach Spandau gebracht wurde. Anfänglich behauptete Wetzel, an dem Morde nur betheiligt gewesen zu sein, den Mord hätten zwei andere ausgeführt. Ja, er beschuldigte sogar einige anständige Leute der Thäterschaft. Endlich gestand er, allein und ohne jede Beihülfe die verruchte That ausgeführt zu haben. Er gestand auch weiter zu, sowohl vor als auch nach dem Morde verschiedene Einbruchsdiebstähle begangen zu haben. So hat er u. a. am 12. August in Jensdorf bei dem Bäckermeister Beckmann, dessen Haus einsam an der Chaussee liegt, einen Einbruchsdiebstahl verübt.
Wetzel stand nun, des Mordes, schweren Raubes sowie verschiedener Einbruchsdiebstähle angeklagt, vor dem oben bezeichneten Gerichtshof und wurde er nach der Beweisaufnahme des Mordes und Raubes schuldig erklärt und demgemäß zum Tode verurtheilt.
- Schönberg. Wie wir erfahren, sind zur Landesvertretung an Stelle der ausgeschiedenen Herren Amtsrath Wicke und Präpositus Langbein die Herren Domainenpächter Dierking zu Hof Lockwisch und Probst Ohl zu Domhof Ratzeburg, sowie an Stelle des verstorbenen Domainenpächters Breuel der Domainenpächter Hesse zu Römnitz gewählt. Der Vertretung, deren Einberufung zum 23. Februar bevorsteht, wird ev. eine Vorlage betr. Subventionirung des Herbergsvereins zugehen, sowie Abänderung der Steuergesetzgebung, namentlich der Armensteuer, deren jetziger Erhebungsmodus bekanntlich zu großen Härten führt. Auch stehen ev. Anträge auf Verleihung einer Gemeinde=Constitution an die Dorfschaften, beziehungsweise auf Uebertragung der Rechte einer Gemeindebehörde von der Landvogtei auf Vorstände kleinerer Bezirke zur Anbahnung der Selbstverwaltung in Aussicht. Bei dieser Gelegenheit weisen wir auf eine kürzlich im Lübecker Generalanzeiger enthaltene Notiz hin, in der darauf aufmerksam gemacht wurde, daß im Herzogthum seit Jahren 7/10, hier 10/10 des Edicts gezahlt werden, während von den Reichsüberschüssen dem Fürstenthum noch nichts zu gut kommen konnte, weil die zu den betr. Verhandlungen legitimirte Landtagsversammlung des Fürstenthums bisher niemals beschlußfähig war.
- Schönberg. Von Hohem Kammer= und Forst=Collegium zu Neustrelitz ist dem Landmann Boebs zu Sarow in Mecklenburg=Schwerin auf das Meistgebot von 20 290 Mark für die Großherzogliche Domaine Bauhof=Schönberg der Zuschlag ertheilt worden.
- Schönberg. Die hiesige Landreiterstelle wird sicherem Vernehmen nach dem Bezirksfeldwebel Jacobs hierselbst zu Ostern d. J. verliehen.
- Schönberg. Der Verkehr in der hiesigen Verpflegungsstation und in der Herberge zur Heimath war im vergangenen Jahr ein sehr frequenter. Die Verpflegungsstation wurde in Anspruch genommen von 5759 Wanderern, die Herberge zur Heimath suchten auf 475 Personen; doch erreichte der durchschnittliche Personenverkehr nicht denjenigen des Monats Januar d. J., in welchem in der Verpflegungsstation ca. 730 Personen verpflegt wurden.
- Neustrelitz, 2. Februar. Der hiesige Anstreicher D. stürzte heute Morgen im Glambecker Holz aus einer Tanne so unglücklich, daß er das Genick brach. Er wurde todt in seine Wohnung befördert.
- Neustrelitz, 2. Februar. Am gestrigen Abend constituirte sich hier anläßlich der bevorstehenden Reichstagswahl ein conservativer Verein für den Amtsgerichtsbezirk Neustrelitz, in dem Major v. Rosenberg=Liszinsky zum Vorsitzenden, Apotheker Beckstroem zum Schriftführer, Kaufmann Roewer zum Cassierer gewählt wurde. Es wurde beschlossen, die conservativen Parteigenossen in unserem Amtsgerichtsbezirk zur Spendung von Geldern, die an den obgenannten Cassirer abzuführen sind, für die bevorstehende Wahl aufzufordern.
- In der Angelegenheit des Berliner Dombaues vernimmt die "Norddeutsche Allgem. Zeitung", daß der Kaiser schon vor Monaten den Wunsch ausgesprochen habe, am Beginn des neuen Jahrhunderts möge der neue Dom so weit vollendet sein, daß er am 27. Januar 1900 mit einem feierlichen Gottesdienst eingeweiht und eröffnet werden könne. Soll dieser Zeitpunkt der Fertigstellung des Domes eingehalten werden, dann muß naturgemäß mit der Bauausführung so bald als möglich begonnen werden. Erfolgt die im Etat angesetzte Bewilligung der ersten Rate (300 000 Mark) in dieser Session, so kann, da alle erforderlichen Baupläne vorliegen, mit dem Bau der Interimskirche sofort begonnen und dieselbe schon im Herbst 1892 für die Gottesdienste benutzt werden.
- Am Sonntag hat im Stadtschloß zu Potsdam die Taufe des Sohnes des Prinzen Friedrich Leopold stattgefunden. Der Prinz hat die Namen "Joachim Wilhelm Sigismund Victor Friedrich Leopold" erhalten.
- Frühere Einjährig=Freiwillige, die über ihr 23. Lebensjahr hinaus Ausstand für ihren Eintritt
[ => Original lesen: 1892 Nr. 11 Seite 6]in das Heer erhalten haben, sollen nach den , "Berliner politischen Nachrichten" auf Grund einer Entscheidung des Kriegsministeriums auch über das 32. Lebensjahr hinaus so lange übungspflichtig bleiben, wie die Zeit des ihnen über das 23. Lebensjahr hinaus bewilligten Ausstandes beträgt. Die Entscheidung soll sich auf eine Bestimmung der Wehrordnung stützen, wonach die über 32. Lebensjahr hinaus währende Uebungspflicht für diejenigen Platz greift, welche infolge eigenen Verschuldens verspätet in den aktiven Dienst getreten sind. Diese Auslegung muß allgemein befremden, da doch das Gesetz den zum einjährig=freiwilligen Dienst Berechtigten ausdrücklich gestattet, sich bis zum 25. Lebensjahr zurückstellen zu lassen. Von einem eigenen Verschulden kann nicht die Rede sein, da das Verhalten ein vollkommen gesetzmäßiges ist.
- Im Reichstage mehren sich die Bittgesuche um eine gründliche Abänderung des Invaliditäts= und Altersversicherungsgesetzes. Es ist dabei bemerkenswerth, daß sie aus allen Theilen des Reichs eingehen, aus dem Westen so gut, wie aus dem Osten - aus dem Süden, wie aus dem Norden. Am zahlreichsten freilich sind die bezüglichen Gesuche aus Süddeutschland, wo man die Unannehmlichkeiten des "Klebegesetzes" ganz besonders schwer zu empfinden scheint. Nur wenige Bittsteller versteigen sich zu der freilich auch ganz aussichtslosen Forderung, daß das erst vor einem Jahre in Kraft getretene Gesetz wieder aufgehoben werde. Aber alle sind einig in dem Verlangen nach einer gründlichen Abänderung. Leider haben es aber die Bittsteller an guten, ausführbaren Abänderungsvorschlägen fehlen lassen, so daß es für die Gesetzgeber ein schweres Stück Arbeit werden dürfte, die vorhandenen Uebelstände zu beseitigen und durch praktische Bestimmungen zu ersetzen.
- Die deutsche Armee hat im November 1891 wieder 20 Mann durch Selbstmord verloren.
- In der Nähe von Paulsborn im Grunewald hat, wie nachträglich aus Berlin gemeldet wird, am 19. v. M. ein Pistolenduell zwischen zwei Berliner Gerichtsreferendaren, Dr. Malß und Siebert, stattgefunden. Malß hatte beim ersten Kugelwechsel einen Schuß in den Unterleib erhalten und ist am Freitag seiner Verwundung erlegen.
- In Berlin verlor ein Kassenbote am Dienstag einen 1000=Markschein. Ein junges Mädchen, welches den letzteren fand, lieferte ihn prompt ab.
- Wie jetzt gemeldet wird, sollen den Angehörigen des in Witu ermordeten Andreas Küntzel nicht 2000, sondern 10 817 Mk. als Entschädigungssumme nächster Tage ausbezahlt werden.
- In Frankfurt a. M. soll das Resultat der Selbsteinschätzung alle Erwartungen übertreffen und das Ergebniß 7 1/2 Millionen Mark betragen, d. h. 3 1/2 Millionen Mark mehr, als bis jetzt der Ertrag der Einkommensteuer war.
- Oberst von Koppenfels, langjähriger Director der Casseler Kriegsschule, ist in Rastatt vom Pferd gestürzt und in Folge dessen gestorben.
- Im alten Schloß zu Baden=Baden war in der Nacht zum Donnerstag Feuer ausgebrochen, das die Küche und den darüber liegenden kleinen Rittersaal zerstört hat.
- Ein in Wiesbaden verstorbener Frankfurter Bürger und ehemaliger Rechtsanwalt hinterließ einem Küfergesellen, dessen Pathe er war, durch testamentarische Verfügung 427 000 Mk. Das Vermögen betrug fast eine Million, dessen Rest der Wittwe des Erblassers zufällt, während die übrigen Verwandten leer ausgehen.
- In Rothsürben bei Breslau trat eine große Ueberschwemmung ein. Viele Wohnhäuser stehen unter Wasser. Die Fluthöhe ist fast so hoch, wie 1883. Auch Haynau, Löwenberg, Lauban, Greiffenberg, Hirschberg melden Hochwasser; in Marklissa sind die Brücken durch Eisgang bedroht. Auch im Königreich Sachsen haben verschiedene aus dem Erzgebirge herkommende Gewässer große Ueberschwemmungen hervorgerufen. In Altendorf bei Chemnitz stand das Wasser theilweise einen Meter hoch auf der Straße.
- Ein Gastwirth in Posen hat einem früheren Unteroffizier des Niederschles. Fußartillerie=Regiments Nr. 5, der vor Jahren einmal bei ihm in Quartier lag, testamentarisch 2000 Mark vermacht.
- Der Postomnibus, welcher von Kaiserslautern nach Weilerbach fährt, stürzte am 24. ds. Mts. an einer mit Eis bedeckten Stelle die hohe Straßenböschung hinab und schlug um. Die drei Insassen wurden verletzt; der Postillon erlitt eine Verrenkung des Schulterblattes. Durch einen telephonisch herbeigerufenen zweiten Postwagen wurden die Passagiere nach Weilerbach befördert, wo man ihnen ärztliche Hülfe angedeihen ließ.
- Das Geld des Großvaters. Aus Fischhausen berichtet man der Erml. Ztg.: In Mollies unweit des sog. "Langen Waldes" lebten seit einigen Jahrzehnten die Nachkommen des Eigenkätners Plink. Der heutige Besitzer wunderte sich manches liebe mal, daß sein Großvater, der ein recht ergiebiges Fuhrhaltergeschäft betrieben hatte, kein Geld hinterlassen. An der Grenze der Besitzung stand ein alter Kruschkenbaum, unter dem der biedere Großvater oft nach des Tages Last und Hitze auszuruhen pflegte. Deshalb betrachtete man diesen Baum mit einer gewissen Ehrfurcht. Kürzlich mußte er jedoch ausgerodet werden. Wer beschreibt aber das Erstaunen des Besitzers, als er beim Zerkleinern des Holzes im Stamme ein kleines Loch fand, in dem ein Beutel mit 3419 Thalern steckte. Nun erst wußte man, wo der Großvater sein Geld gelassen hatte.
- Der deutsche Dampfer "Amazone" ist mit 25 am gelben Fieber erkrankten Personen in Lissabon eingetroffen.
- Der Wiener Montagsrevue zufolge plant man in der neuen Währung den Gulden völlig aufzugeben und eine neue Münzeinheit zu schaffen, die ungefähr die Hälfte des Werthes des alten Guldens repräsentiren dürfte.
- Dr. Eiselberg, der Assistent des Professors Billrot in Wien, der nach Sofia gereist war, um den verwundeten Ministerpräsidenten Stambulow zu behandeln, hat die Operation behufs Auffindung der Kugel für unnöthig erklärt. Die Wunde beginnt zu narben und zeigt keinerlei gefährlichen Character.
- Am Bieler=See in der Schweiz ist ein großartiges Werk der electrischen Kraftübertragung im Werden. Im Mai v. J. konzessionierte der Große Rath die sechs Gemeinden Nidau, Biel, Täuffelen, Hagnek, Erlach und Neuenstadt für Nutzung der Wasserkraft beim Ausfluß des Hagnekanals (Ableitung der Aare in den Bielersee durch die große Juragewässerkorrektion.) Es handelt sich um die Nutzbarmachung einer Wasserkraft von 1250 Pferden oder vielleicht noch mehr mit einem thatsächlichen Effekt von circa 8000 Pferdekräften. Für öffentliche Beleuchtung, Motoren u. s. w. wurde bereits mehr als die zu befriedigende Nachfrage angemeldet. Dabei kann die Pferdekraft billiger abgegeben werden als bei Dampf=, Wasser= und Gasmotoren und verspricht das Geschäft immer noch ein sehr rentables zu werden.
- Aus Myslowitz wird gemeldet, der seit nahe fünf Monaten schlafende Bergmann sei am Freitag aufgewacht. Nachdem er eine Tasse Milch zu sich genommen und angedeutet habe, daß er in den Füßen Schmerzen empfinde, sei er von neuem in Schlaf verfallen.
- Ein erschütternder Vorfall hat sich in Nogentle=Roi unweit Dreux zugetragen. Zu einer dort lebenden Dame Frau Dehais waren mehrere Aerzte berufen worden. Aus der Haltung derselben entnahm der Sohn der Kranken, daß sie seine Mutter für verloren hielten. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, sie zu überleben, und als die Aerzte sich in ein benachbartes Zimmer zurückgezogen hatten, erschoß er zuerst die Mutter und dann sich selbst.
- Der griechische Dichter und Diplomat Alexander Rangabè, der lange Jahre hindurch Gesandter in Berlin gewesen ist, ist vor einigen Tagen in Athen gestorben.
- Aus Sizilien wird in den letzten Wochen eine wesentliche Steigerung der Weinpreise gemeldet, hervorgerufen durch starke Käufe, namentlich von Verschnittweinen, für deutsche Rechnung.
- Die Südweststürme, welche seit Freitag die britischen Küsten umtosen, haben durch das plötzliche Schmelzen des Schnees in den schottischen Gebirgslanden verheerende Hochfluten verursacht. Seit fünfzig Jahren haben in den Grafschaften von Sutherland und Roß die Flüsse nicht einen so hohen Wasserstand erreicht. Viele Häusler sind überschwemmt und bereits 3 Eisenbahnbrücken von den Fluten fortgerissen worden. Auch der Verlust an Pferden und Schafen ist ein beträchtlicher.
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