[ => Original lesen: 1892 Nr. 12 Seite 1] Kaiser Wilhelm wird, wie in den letzten Tagen endgültig verfügt ist, in diesem Jahre den großen Corpsmanövern des 13. (württembergisches) gegen das 14. (großherzoglich badische) und das 8. (rheinisches) gegen das 16. (lothringische) abhalten. An dem letzte Manöver betheiligt sich auch die bayerische 5. Division, deren eine Brigade zu der Besatzung von Metz gehört, endlich werden an den an der Westgrenze abzuhaltenden Manövern wiederum kombinirte Cavalleriedivisionen, sowie Reserveformationen in größerem Umfange theilnehmen.
In der Budget=Commission des Reichstags hat am Freitag eine lebhafte Debatte über den Erlaß des Prinzen Georg von Sachsen, die Soldatenmißhandlungen und, im Zusammenhang damit, über eine Reform der Militärstrafprozeßordnung stattgefunden. Die nationalliberalen und deutschfreisinnigen Mitglieder der Commission beantragten eine Resolution betr. die Einführung der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Hauptverfahrens und Ständigkeit der Gerichte im Interesse einer größeren Sicherstellung und einer angemessenen Behandlung der Soldaten durch die Vorgesetzten. Der Abg. Richter beantragte dazu noch Erleichterung des Beschwerderechts. Die Anträge wurden gegen die Stimmen des Centrums und der Conservativen abgelehnt und von diesen folgende Resolution angenommen: Der Militär=Strafprozeß ist baldigst einer Reform, namentlich in der Richtung einer größeren Oeffentlichkeit des Verfahrens, zu unterwerfen; das Beschwerderecht der Soldaten behufs einer Erleichterung ist zu revidiren, auf die Pflege des religiösen Sinnes unter den Angehörigen des Heeres sowie im gesammten Volksleben, insbesondere bei der Erziehung der Jugend, ist thunlichst hinzuwirken.
Aus Hannover wird jetzt in Bezug auf die Welfenfonds=Vorlage den "Hamburger Nachrichten" geschrieben: Die Vorlage für den preußischen Landtag betr. den Welfenfonds interessiert naturgemäß unsere Provinz mehr als jede andere. In sonst gut unterrichteten Kreisen heißt es seit einigen Tagen, daß ein hoher Provinzialbeamter nach Gmunden zum Herzog von Cumberland abgereist sei, angeblich um mit ihm zu verhandeln. Ist dies richtig, so ersieht man daraus das Bestreben der Regierung, sich eine möglichst klare Bahn für die neue Vorlage zu schaffen und sich nach jeder Seite hin vor Vorwürfen zu sichern. So wünschenswerth ein Ausgleich mit der welfischen Königsfamilie erscheint, so wenig Aussicht ist für einen solchen vorhanden, da der entscheidende Punkt immer der Verzicht auf das Königreich Hannover von Seiten der Nachkommen des Königs Georg V. sein wird.
Der Reichstag hat sich in seiner Sonnabend=Sitzung mit einer akademischen Erörterung über das Alters= und Invaliditäts=Gesetz, das sogenannte Klebegesetz, beschäftigt. Man kann nicht sagen, daß das Gesetz allzu begeisterte Verfechter gefunden hätte; man kann auch nicht sagen, daß die Angriffe gegen dasselbe gar so scharf gewesen wären. Ueberdruß war der Grundton der ganzen Debatte. Staatssecretair von Boetticher gab zu, daß das Markensystem seine Mängel habe, doch meinte er, daß man dieselben erheblich übertrieben darstelle.
Zum preußischen Volksschulgesetzentwurf brachten die letzten Tage nichts Neues. Von den Verhandlung der betr. Kommission wird die Möglichkeit einer Verständigung unter den Parteien abhängen.
Das Reichstags=Präsidium hat im Einvernehmen mit der Regierung die Absicht, die Geschäfte des Reichstags so zu ordnen und einzutheilen, daß der Schluß der Session vor Ostern erfolgen kann. Es erscheint dies auch möglich, wenn auf die Durchberatung einer minder dringenden Vorlage verzichtet wird.
Im Generalstabsgebäude in Berlin hat am Sonnabend eine Conferenz der Eisenbahn=Abtheilung des großen Generalsstabes wegen Vorlage und Besprechung der Eisenbahnfahrpläne im Fall einer Mobilmachung stattgefunden. An der Conferenz nahmen außer den in jeder Abtheilung beschäftigten Herren die zu diesem Zweck in Berlin eingetroffenen ersten Generalstabsofficiere sämmtlicher Armeecorps und die Eisenbahnlinien=Commissare in Köln, Frankfurt, Breslau etc. theil.
In der Budget=Commission des Reichstages theilte General v. Funk auf Anfrage über Veränderungen der Ausrüstung und Uniformierung der Armee mit, daß mit den neuen Helmen Versuche gemacht, aber noch nicht abgeschlossen sein. Die Militärverwaltung sei aus wirthschaftlichen Gründen gegen radikale Umgestaltung. Die Truppenabzeichen dürfen nicht gänzlich beseitigt werden, da sonst die Gefahr vorläge, daß die Truppen sich selbst beschießen, zumal Nachgefechte in Zukunft häufiger sein würden. General v. Goßler theilte mit, daß die neueingeführten Säbel befriedigen. Die neuen Lanzen haben sich bewährt und seien bedeutende Verbesserung gegen früher. Vorkommende Mängel erklären sich durch noch mangelnde Uebung in der Handhabung, wogegen Abhilfe geschaffen werde. Die Versuche mit Aluminium=Feldflaschen versprechen Erfolg und würde dieses leichte Metall auch für andere Theile der Ausrüstung versucht werden. Die neue Farbe für Mäntel sei zunächst nur ein Versuch, da die bisherige Farbe sich als nicht dauerhaft genug erwiesen habe. Unsere Ausrüstung müsse wesentlich derartig sein, daß sie event. für Winter= und Sommerfeldzüge sich eigne.
Der Londoner "Standard" hatte gemeldet, daß sich die Unterhandlungen zwischen der preußischen Regierung und der Stadt Hamburg wegen der Hamburg zu gewährenden Entschädigung für die Abtretung Cuxhavens einem für beide Theile befriedigenden Abschluß näherten. Dieser Meldung des englischen Blattes gegenüber schreibt die Kreuzzeitung: Daß Hamburg die Erwerbung von ein paar Elbinseln bei Hamburg wegen Abrundung der Zollinie seit Jahren wünscht, ist eine Thatsache, daß es aber dafür Cuxhaven abtreten werde, ist eine Annahme, die jeder Begründung entbehrt.
An der Berliner Börse waren in den letzten Tagen wieder allerlei Gerüchte verbreitet, die offenbar den Zweck hatten, auf dem deutschen Markt Stimmung für russische Werthe zu machen. Man merkt immer mehr, daß man in Rußland anfängt, die Sperre des deutschen Geldmarktes unangenehm zu empfinden. Die Aufnahmefähigkeit der Pariser
[ => Original lesen: 1892 Nr. 12 Seite 2]Börse hat sich neuerdings merklich abgeschwächt. England nimmt bekanntlich schon seit geraumer Zeit keine Russenwerthe mehr auf und die Holländer sind neuerdings ebenfalls stutzig geworden. Daß in Rußland gegenwärtig kein Geld für eine Anleihe flüssig ist, wird von russischer Seite offen zugestanden. So ist es kein Wunder, daß der in tausend Nöthen befindliche russische Finanzminister alle Hebel in Bewegung setzt, um die Schranken, die heute den russischen Finanzoperationen in Deutschland gezogen sind, wieder zu beseitigen. Hoffentlich bleiben dieselben aber so lange bestehen, bis die Russen den Werth guter loyaler Beziehungen zum deutschen Nachbarreich schätzen lernen und ihre Politik dieser Erkenntniß entsprechend einrichten.
In Frankreich ertönen seit dem Inkrafttreten des neuen Zolltarifs die bittersten Klagen über die Vertheuerung der Nahrungsmittel. U. A. soll auch der Preis für den französischen Nationalbraten, die Hammelkeule, um 30-40 Centimes steigen. Dabei gelangt unser deutscher Hammel zu einer unerwarteten Ehrenerklärung. Sonst pflegt man stets als das non plus ultra des Hammels den "presale" zu loben, d. h. den Hammel, der auf einer Wiese in der Nähe des Meeres gezogen ist und dadurch einen besonders guten Geschmack haben soll. Gegenüber diesem "Salzhammel", so hieß es immer, könnten andere und nun gar ausländische Hammel gar nicht aufkommen, und jetzt erklärte der Vorstand des Schlächtersyndikats, "daß der wahre, gute Hammel doch nur der deutsche Hammel sei". Hoffentlich läßt die Presse den Mann seinen Mangel an Patriotismus nicht zu hart büßen!
Nach einem Telegramme des Bureau Reuter aus Petersburg beabsichtigt die russische Regierung die Wiedereinführung der Leibeigenschaft unter den Bauern. In dieser Form ist die Nachricht unbedingt falsch. Offen wird sich auch der Czar nicht getrauen, eine solche Maßregel anzuordnen, obwohl sie nur eine logische Folge der meisten Regierungshandlungen des dritten Alexander wäre. Rußland ist soweit zurückgeschritten, daß es sich auch nicht mehr davor zu scheuen braucht, die große That des "Czar=Befreiers" aufzuheben. Nur würden sich die Bauern heute nicht mehr willenlos unter das alte Joch fügen, und darum versucht man sie auf Schleichwegen wenigstens in eine theilweise Hörigkeit zurückzuführen.
Angesichts der Möglichkeit eines päpstlichen Konklave sollen bereits zwischen Italien, Deutschland und Oesterreich Verhandlungen über die nächste Papstwahl stattfinden. Die österreichischen Kardinäle würden von ihrer Regierung die Weisung erhalten, Hand in Hand mit den italienischen Kardinälen zu gehen und einen Kardinal von gemäßigten Ansichten zum Papst zu wählen, der sich zur Vereinbarung eines modus vivende mit Italien bereit erklärt.
Voraussichtlich wird sich das Konklave in zwei große Gruppen spalten, deren eine für, die andere wider den Dreibund Stellung nehmen wird.
Ein Telegramm aus Bukarest theilt mit, daß der Besuch Kaiser Wilhelms am rumänischen Hofe bestimmt im Monat März erfolgen, und daß die Königin Elisabeth um dieselbe Zeit nach Bukarest zurückkehren werde.
Nach einer Meldung der "Politischen Correspondenz" soll Portugall den Wunsch ausgedrückt haben, ebenfalls mit Deutschland wegen eines Handelsvertrags in Unterhandlung zu treten.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Boitin=Resdorf sub Nr. VI belegene Dreiviertelhufnerstelle c. p. des Hauswirths Wilhelm Ollrogge daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 23. April d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 3. Februar 1892.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der zu Panten sub Nr. VIII belegenen, der Frau Johanna Koch geb. Plate daselbst gehörigen Vollstelle c. p. wird hierdurch bekannt gemacht, daß in dem am 19. Januar d. Js. abgehaltenen Liquidationstermine sofort zu Protokoll der Praeclusivbescheid erlassen und publicirt worden ist.
Gleichzeitig wird der auf
Dienstag, den 16. Februar d. J.,
Vormittags 11 Uhr,
vor dem unterzeichneten Amtsgerichte angesetzte Ueberbotstermin mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß in dem ersten Verkaufstermin ein Gebot auf das Grundstück nicht abgegeben ist.
Schönberg, den 4. Februar 1892.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
Schnell.
Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg=Schwerin u. Strelitz.
Die 39. ordentliche Generalversammlung der Herren Vereins=Mitglieder wird
am Donnerstag, den 3. März,
Morgens 11 Uhr zu Schwerin in "Stern's Hotel" stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:
1. Bericht über die im Jahre 1891 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1891/92, sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1890/91.
2. Wahl eines Districts=Vorstehers und Substituten für den 3. u. 5. District, sowie eines Districts=Vorstehers für den 6. District.
3. Wahl neuer Taxanten für die nach Ablauf ihrer Dienstzeit statutenmäßig ausscheidenden Herren.
4. Antrag, betreffend Abänderung der Bestimmung über die Beitragspflicht neu eintretender Mitglieder (§ 35 der Statuten).
5. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der Generalversammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden um zahlreiches Erscheinen ersucht.
Grevesmühlen, den 1. Februar 1892.
Die Direction.
M. von Leers auf Mühlen=Eichsen.
Holz=Auction Nr. 14.
Am Donnerstag, den 11. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente bei freier Concurrenz meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:
Aus dem Heidenholze.
32 Stück eichen Bauhölzer = 21,12 Festmet.,
2 Rmet. eichen Knüppel,
8 Fuder eichen Pollholz,
5 Stück buchen Nutzholzblöcke = 5,95 Festm.,
222 Rmet. buchen Kluft I. u. II. Cl.,
30 Rmet. buchen Knüppel,
36 Fuder buchen Durchforstholz III. Cl. und Pollholz,
4 Rmet. aspen Kluft und Knüppel,
9 Fuder ellern Wadelholz I. u. II. Cl.,
1 Fuder Weiden pp. Busch.
Schönberg, den 1. Februar 1892.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 15.
Am Sonnabend den 13. Februar, Morgens 11 Uhr sollen im Kruge zu Mannhagen nächste=
[ => Original lesen: 1892 Nr. 12 Seite 3]hende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden:
Aus dem Mannhäger Zuschlage.
54 Stück eichen Langhölzer = 59,99 Festmet.,
63 Rmet. buchen Kluft I. Cl.,
9 Rmet. buchen Knüppel,
Schönberg, den 1. Februar 1892.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 16.
Am Mittwoch den 17. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen im Kruge zu Boitin=Resdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.
Aus dem Resdorfer Söhren.
31 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
8 Rmet. buchen Knüppel,
20 Fuder allerlei Durchforstholz, Pollholz und Heckenholz,
30 Rmet. kiefern Knüppel.
Schönberg, den 8. Februar 1892.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 16.
Am Donnerstag den 18. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
Aus den Palinger und Lauer Tannen.
137 Rmet. kiefern Kluft,
511Rmet. kiefern Knüppel,
14 Fuder kiefern Durchforstholz I. Cl. von Schleetstärke.
Schönberg, den 8. Februar 1892.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Der auf Sonntag den 21. Februar d. J. angesetzte Verkauf des hiesigen Dorfkathens findet einstweilen nicht statt.
Die Dorfschaft Samkow.
Vom 1. Februar decken von meinen Hengsten:
Solimann, dunkelbraun von Süd, M. von Admiral von Dechant,
Derb, hellbraun, von Derb von Derwisch, beim Herrn Gastwirth Böckmann in Schönberg. Deckgeld 18 M. und 1 M. an den Stall in Schlagresdorf,
Juli, dunkelbraun von Juli, M. Hans Kraft, Deckgeld 16 M.,
Sultan, schwarz Deckgeld 12 M.,
Normann, hellbraun von Nording Norfolk. Deckgeld 12 M.
Deckgeld für die in Schönberg stationirten Hengste ist an Herrn Böckmann zu zahlen.
Schlagresdorf. J. Hecht.
Ich suche zu Ostern einen verheiratheten
Pferdeknecht,
der auch als Kutscher fungieren muß.
Torisdorf. R. Schwarz.
Stadt Lübeck
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Schönberg.
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 12 Seite 4] In der heutigen Delegirten=Versammlung ist der
Herr Graf Herrmann Schwerin=Wulfshagen
zum Reichstags=Candidaten der conservativen Partei in Mecklenburg=Strelitz einstimmig erwählt worden, und ist von ihm die Candidatur angenommen.
Neubrandenburg, den 6. Februar 1892.
Der Vorstand
des conservativen Vereins für die Reichstagswahlen.
Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha.
Auf Gegenseitigkeit errichtet im Jahre 1821.
Bekanntmachung.
Nach dem Rechnungsabschluß der Bank für das Geschäftsjahr 1891 beträgt der in demselben erzielte Ueberschuß:
75 Procent
der eingezahlten Prämien.
Die Banktheilhaber empfangen, nebst einem Exemplar des Abschlusses, ihren Ueberschuß=Antheil in Gemäßheit des § 7 der Bankverfassung der Regel nach beim nächsten Ablauf der Versicherung, beziehungsweise des Versicherungsjahres, durch Anrechnung auf die neue Prämie, in den im gedachten § 7 bezeichneten Ausnahmefällen aber baar durch die unterzeichnete Agentur, bei welcher auch die ausführliche Nachweisung zum Rechnungsabschluß zu Einsicht für jeden Banktheilnehmer offen liegt.
Schönberg i/M., im Februar 1892.
Wilh. Schrep.
Agent der Feuerversicherungsbank f. D. zu Gotha.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Außerordentliche Versammlung
am Sonntag den 14. Februar d. J., Nachmittags 4 Uhr im Vereinslocal.
Tagesordnung:
Vorstandswahl.
Der Vorstand.
Am Sonntag den 14. d. M.
CONCERT
der Schönberger Vereinscapelle
im neuen Saale des Herrn Gastwirth Sterly in Selmsdorf. - Nach dem Concert Ball.
Zu recht zahlreichem Besuch laden ergebenst ein Die Vereinsmusiker. F. Sterly, Gastwirth.
Anfang Abends 7 Uhr.
Entrée zum Concert à Person 50 Pfg.
zum Ball à Herr 1 M.
Schönberg, den 8. Februar 1892.
Besten amerikanischen Mais
empfiehlt ganz und geschroten
H. Wolgast,
Bäckerei & Mehlhandlung.
Masken
in großer schöner Auswahl
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H. Brüchmann.
Hochfeinen Honig
das Pfund 65 Pfg. empfiehlt
H. Brüchmann.
Heiraths=Anzeige
Johannes Schmidt
Frieda Schmidt
geb. Reppin.
Lübeck, den 6. Februar 1892.
Helmine Wigger
Emil Kley,
Lehrer,
Verlobte.
Grieben i/M. Schlagresdorf b. Schlagsdorf i/M.
Ida Wigger
Wilhelm Greve
Verlobte
Grieben, im Februar 1892.
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 12 Seite 5]Beilage
zu Nr. 12 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. Februar 1892.
- Schönberg. Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs ist der Landtag des Fürstenthums Ratzeburg berufen am Dienstag den 23. Februar d. J. zusammenzutreten.
- Schönberg, 6. Februar. Der Kriegerverein für das Fürstenthum Ratzeburg trat am 20. Januar 1884 ins Leben und schloß sich am 6. März desselben Jahres dem deutschen Kriegerbunde an. Am Jahresschluß 1891 betrug die Mitgliederzahl 252 außer drei Ehrenmitgliedern. Das Vereinsvermögen belief sich auf 2509 M., das Inventar hatte einen Werth von 390 M. Die Geschäftsunkosten pro 1891 betrugen 62 M. Unterstützung erhalten 21 Kameraden im Betrage von 432,25 M.
- Wie verlautet, soll das Befinden der Großherzogin=Mutter von Mecklenburg=Schwerin, Schwester des verewigten Kaisers Wilhelm, wenig befriedigend sein.
- In Schwerin hatte man am Mittwoch die seltene Erscheinung eines Gewitters im Winter. Ein blendend weißer Blitz fuhr mit kurzem scharfen Donner herab, während gleichzeitig ein Sturm aus dem Westen losbrach, welcher starke Schnee= und Hagelschauer mitbrachte. Nach 5 Minuten war alles wieder vorüber. Der Blitz traf den neuen, herrlichen Domthurm, welcher einen Blitzableiter besitzt, der wohl die Spuren des Blitzschlages aufweisen dürfte.
- Als der Kaiser am letzten Dienstag mit dem König von Württemberg die Leib=Garde=Husarenkaserne in Potsdam besuchte, begab er sich auch in die Kantine und ließ sich dort aus dem dampfenden Wurstkessel eine Jauersche geben. Als man nun schnell einen Teller, sowie Messer und Gabel herbeiholen wollte, wehrte der Kaiser mit den Worten ab: "Geben Sie nur her, eine warme Wurst schmeckt am betten aus freier Faust," und verzehrte mit dem größten Wohlbehagen die Wurst, wozu er in der Kantine noch zwei Cognac mit rohen Eiern trank.
- Dem 61. Infanterieregiment, dem seine Fahne im letzten Kriege bei Dijon im Kampfe mit den Garibaldianern verloren ging, schenkte der Kaiser ein Gemälde, welches den Kampf um das Panier darstellt.
- 35 000 Rosen hatte, wie die "Potsdamer Zeitung" mittheilt, Prinz Friedrich Leopold zur Taufe seines Sohnes am letzten Sonntag aus Frankreich bezogen, das Hundert zu 12 Mk. = 4200 Mk.
- Nach der "Post" verlautet, es sei Herrn Professor Koch eine wesentliche Verbesserung des Tuberkulins gelungen, welche zu den besten Hoffnungen berechtige. Die Veröffentlichung erfolge in nächster Zeit.
- Der berühmte Staatsrechtslehrer und Schriftsteller Prof. Dr. Felix Dahn sprach sich in einer soeben erschienenen Schrift mit größter Bestimmtheit gegen das neue preuß. Volksschulgesetz aus.
- Die Plantage Lawa in Deutsch=Ostafrika erzielte aus ihrer ersten Tabakernte einen Ertrag von 100 000 Mk. Das Pfund wurde mit 5 Mk.
bezahlt.
- Die internationale Kunstausstellung in Berlin brachte dem Verein Berliner Künstler einen Vermögenszuwachs von 125 000 Mark.
"Nu ist's aus!" Mit diesen Worten machte der Raubmörder Wetzel seinen Gefühlen Luft, als er nach Entgegennahme seines Todesurtheil am Dienstag abend nach dem Untersuchungsgefängniß zurückgeführt wurde. Er schien sehr gebrochen zu sein; wahrscheinlich hatte er gehofft, er würde sich ein günstigeres Urtheil erschwindeln können, als ihm schließlich zu Theil wurde. - Die Kosten des Prozesses werden eine recht ansehnliche Höhe erreichen, sind doch allein gegen 1000 Mark an Zeugengebühren zur Auszahlung gelangt.
- Das in Pankow bei Berlin lebende Lehrer Friedrich Schulzische Ehepaar kann am 11. April sein 70jähriges Ehejubiläum feiern. Schulze ist am 26 Nov. 1801 auf der Rauenschen Ziegelei bei Fürstenwalde geboren, seine Ehefrau Dorothea, geb. Grundlach, erblickte am 5. Sept. 1802 in Schildow das Licht der Welt. Das Jubelpaar steht sonach im 91. bezw. 90. Lebensjahre und ist seit dem 11. April 1822 verheiratet. Als Lehrer hat sich Schulze 50 1/2 Jahre im Amte befunden, am 1. April 1873 erfolgte seine Emeritierung. Sein bereits 69jähriger Sohn fungiert schon seit 27 Jahren am Pestalozzi=Stift als Lehrer, und der alte Herr unterstützt noch seinen Sohn in kräftiger Weise bei der Bewirthschaftung der zum Stift gehörigen Aecker und Gärten.
- Der auf der "Germania=Werft" in Kiel verhaftete Techniker ist ein Schwede und heißt Ahlrot. Er soll Pläne und Zeichnungen neuer Kriegsschiffe über Kopenhagen nach Paris gesandt haben.
- Nach Berichten aus Oberhausen, Düsseldorf, Gerresheim, Barmen und Elberfeld finden in verschiedenen Fabriken Arbeiterentlassungen oder Lohnverkürzungen statt.
- Schießübungen gegen Schneewände wurden vor einigen Tagen von dem in Schrimma garnisonierenden 2. Bataillon des 2. Niederschlesischen Infanterie=Regiments Nr. 47 gemacht, um die Durchschlagskraft des kleinkalibrigen Gewehres zu erproben. Diese Versuche haben ergeben, daß Schneewälle keine Deckung zum Schutz gegen feindliche Geschosse bieten.
- In der Nähe von Rummelsburg werden größere Holzplätze von bissigen Hunden bewacht. Ein etwas angetrunkener Tischler Wolff wollte die Hunde necken und kletterte deshalb auf den Zaun des Grundstücks. Dort verlor er das Gleichgewicht, stürzte hinunter und wurde von den Bestien in einer solchen Weise zerfleischt, daß er innerhalb einer Stunde seinen Geist aufgab.
- Achthundert blanke Thalerstücke fand man in der Bettstelle einer in Osnabrück gestorbenen 84jährigen Frau, die sich seit langen Jahren durch Betteln und Unterstützungen aus der Armenkasse ernährte. Die Armenkasse fordert die gezahlten Unterstützungen nebst Zinsen aus dem Nachlaß zurück.
- Der vierte Band der gesammelten Schriften des Feldmarschalls Grafen Moltke wird Anfang März herausgegeben werden. Dieser vierte Band, das Hauptstück des ganzen Werkes, wird einen Lebensabriß des Feldmarschalls aus der Feder eines hohen Generalstäblers enthalten, der wohl am tiefsten in die Moltkesche Strategie eingedrungen sein möchte und Jahrzehnte hindurch in dauernder dienstlicher Beziehung zu dem Feldmarschall gestanden hat. Der Lebensabriß bringt besonders anziehendes Material aus Moltkes Jugendjahren, über die bisher nur Weniges bekannt geworden ist. Vor allen Dingen handelt es sich hier um die Motive seines Uebertritts aus dänischen in preußische Dienste. Aeußerungen und Niederschriften Moltkes bei dieser Gelegenheit lassen seinen prophetischen Blick erkennen. Er sieht in Dänemark kein Feld für seine Zukunft und wendet sich daher dem kräftig aus dem Befreiungskrieg hervorgegangenen Nachbarland zu, welches ihm berufen zu sein scheint, die deutsche Frage zu lösen. Von der Achtung, welche der junge Moltke sich in dänischen Diensten erworben hatte, legt der Abschiedsbrief seines Officiercorps Zeugniß ab; andererseits werden die ersten Briefe Moltke's aus den neuen preußischen Verhältnissen erkennen lassen, welche Hoffnungen Moltke an seinen Entschluß knüpfte. Auch über Moltkes Vater wird der neue Band, der etwa 20 Abbildungen aufweist, den ersten umfassenderen Aufschluß ertheilen.
- In München sind in der dritten Jahreswoche vom 17. bis 23. Januar 2120 Influenzafälle von den Aerzten angemeldet worden (in der Vorwoche 1902).
- Ein Mikroskop, daß die Objekte 11 000 mal vergrößert und für die Weltausstellung in Chicago bestimmt ist, wird gegenwärtig im optisch=physikalischen Institut zu München hergestellt. Der Preis des Instrumentes beläuft sich auf die Kleinigkeit von 43 750 Mark und die Beleuchtung findet durch elektrisches Bogenlicht statt.
- Baron Albert Rothschild in Wien spendete
[ => Original lesen: 1892 Nr. 12 Seite 6]100 000 fl. zur Gründung eines Asyls für Brustkranke.
- Der Scharfrichter von Wien, Rudolph von Seyfried, eine stadtbekannte Persönlichkeit, ist am vorigen Sonnabend gestorben. Der Adelstitel von Seyfried soll über 2000 Jahre alt sein. Ein Ahne der Familie hatte sich im Kampf gegen die Türken ausgezeichnet und war dafür durch Verleihung des Adelstitels ausgezeichnet worden.
- Fortdauernde Regengüsse verursachen in Ungarn Hochwasser. Mehrere Dörfer des Budapester Komitats stehen bereits unter Wasser, viele andere stehen in größter Gefahr.
- Ein Nothstand für . . . . Austernliebhaber ist eingetreten. Wie nämlich von wohlinformirter Seite berichtet wird, hat der Strenge Frost des Winters 1890/91 mehr als die Hälfte der Austern sowohl in Holland als auch in England vernichtet, deshalb und wohl auch weil der Konsum sich vergrößert hat, sind die Preise gestiegen; in den Jahren 1885-1890 variirte der Preis für prima Holländer zwischen 65-75 Mark pr. 1000 Stück, in diesem Jahre setzte der Preis mit 120 Mk. ein und wird, wie der Einkäufer in Holland einer sehr bekannten berliner Firma meldet, nächste Woche auf 160-170 Mark festgesetzt werden. Rechnet man zu diesen Preisen etwa 60-65 Mark für Steuer und Fracht, so wird sich dem Händler das Dutzend auf drei Mark stellen. Diese Theuerung dürfte noch zwei Jahre anhalten, bis die junge Brut genießbar wird; die Auster muß mindestens vier Jahre alt werden, um genießbar zu sein.
- Ungewöhnliche Fröste vermehren das ganze Elend der russischen Bevölkerung in den nothleidenden Provinzen. Im Gouvernement Saratow sind 896 000 Menschen auf die öffentliche Mildthätigkeit angewiesen. Die Kälte erreichte in Pensa 37, Kozlow 37, Saratow 35 und Astrachan 31 Grad. Die Herausfuhr aus den Wäldern ist unmöglich, weil bereits das gesammte Zugvieh geschlachtet und verkauft worden ist.
- Dem Privatbrief einer deutschen Dame in Samara entnimmt die "Post" folgende Zeilen: Ich kann nur sagen, es ist himmelschreiend; die Menschen sind buchstäblich dem Verhungern nahe und viele sind schon umgekommen. Bis jetzt war die Verproviantierung schlecht organisiert, es wurde ein entsetzlicher Mißbrauch getrieben und bekamen Viele Hülfe, die ihre Scheunen voll hatten, während die armen Schlucker, die den Gemeinde= und Dorfältesten keine Trinkgelder geben konnten, vor Hunger umkamen. Von einer Noth, wie sie hier herrscht, hat man in Westeuropa keinen Begriff. Denke nur, in einer Woche zwei= oder dreimal ein Stück Schwarzbrot zu essen und weiter nichts! Die Zustände sind geradezu grauenhaft; im Saratowschen haben die Bauern gesalzene Mäuse gegessen. Wer noch Vieh aus anderen Jahren übrig hatte, hat jetzt alles verkauft.
- Der Emir von Buchara hat als Beweis seiner Ergebenheit für den russischen Thron 100 000 Rubel für die Notleidenden in Rußland zur Verfügung gestellt.
- Unter dem dänischen Vieh ist die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen. Das englische Ackerbauamt hat deshalb die Landung von dänischem Vieh in England und Schottland verboten.
- Die am Donnerstag in Stockholm gestorbene Romanschriftstellerin Emilie Flygare=Carlén ist ein Opfer der Influenza geworden. Die bis vor wenigen Wochen sehr rüstige Dame hat ein Alter von 85 Jahren erreicht. Ihre Romane, als deren beliebteste zu nennen sind: "Die Kirchweihe von Hammarby", "die Rose von Tistelön", "Kämmerer Laßmann", "Eine Nacht am Bullarsee", "Ein launisches Weib", "Der Vormund" etc., sind sämtlich ins Deutsche übersetzt und haben auch bei uns großen Beifall gefunden.
- Wie man aus London meldet, starb dort am Donnerstag Abend der bekannte Spezialist für Hals und Kehlkopfkrankheiten, Sir Morell Mackenzie, an den Folgen der Influenza. Die medizinische Wissenschaft in England beklagt in ihm den Verlust eines ihrer hervorragendsten Vertreter. Doch "von der Parteien Haß und Gunst verzerrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte". Sein Name wird das deutsche Volk stets an die traurige Zeit erinnern, in welcher Kaiser Friedrich mit seiner tückischen, unheilbaren Krankheit kämpfte, bis er derselben erlag. Mackenzie war bekanntlich von der damaligen Kronprinzessin an das Krankenbett ihres hohen Gemahls berufen, der bis an sein Lebensende dem nunmehr verstorbenen Arzt sein Vertrauen bewahrte. Mackenzie, der zahlreiche wissenschaftliche Werke veröffentlichte, erreichte ein Alter von 54 Jahren.
- Nach einer in London eingetroffenen Meldung aus Malta sitzt das englische Panzerschiff "Viktoria", welches am 29. v. M. in der Nähe von Missolunghi aufgefahren war, trotz wiederholter Versuche, das Schiff wieder flott zu machen, immer noch fest, obgleich die Kanonen und 2000 Tonnen schweren Geräts ausgeladen sind.
- Die Südweststürme, welche seit Tagen die britischen Küsten umtosten, verursachten durch das plötzliche Schmelzen des Schnees in den schottischen Gebirgslanden verheerende Hochfluten. Seit fünfzig Jahren erreichten in den Grafschaften von Sutherland und Roß die Flüsse nicht einen so hohen Wasserstand. Viele Häuser wurden überschwemmt und bereits 3 Eisenbahnbrücken von den Fluten fortgerissen. Auch der Verlust an Pferden und Schafen ist ein beträchtlicher.
- Unter den Sträflingen des weiblichen Strafhauses in Agram brach eine eigenthümliche Bewegung aus, zu deren Bewältigung polizeiliche Hülfe angewendet werden mußte. Sämtliche Sträflinge eines Saales, ca. 20, fielen in Folge der Influenza in Delirium, geberdeten sich wie irrsinnig, sprangen auf den Betten herum, insultirten die mit der Aufsicht betrauten barmherzigen Schwestern und hatten Visionen und Halluzinationen.
- Eine Geschichte, die abergläubische Gemüther gruseln machen kann, wird jetzt in der "Kölnischen Ztg." von dem Ring des verstorbenen Königs Alfons XII. erzählt. Am Hochzeitstag schenkte der König seiner Gemahlin Mercedes, Tochter des Herzogs von Montpensier, einen wundervollen Ring. Die Königin trug ihn bis zu ihrem baldigen Tod. Bevor sie beigesetzt wurde, nahm der König den Ring wieder an sich, um ihn später seiner Großmutter, der Königin Christine, zu geben. Wenige Monate darauf starb diese ebenfalls und der Ring ging an die Schwester Alfons' XII., an die Infantin Maria del Pilar, über. Wenige Tage nur hatte diese junge Prinzessin den Ring getragen, als sie starb. Zum dritten Male nahm der König den Ring wieder an sich und schenkte ihn nun der Schwester seiner verstorbenen Frau, der Prinzessin Christina, der jüngsten Tochter des Herzogs von Montpensier. Drei Monate später war auch dieses junge Mädchen eine Leiche. Durch das unheimliche Zusammentreffen stutzig geworden, wollte der König den Unglücksring nicht mehr weggeben und trug ihn selbst. Man weiß, daß auch der junge Monarch bald vom Tod ereilt wurde. Seine Witwe, die Königin=Regentin, ließ den Ring der heiligen Jungfrau von Almudena, der Schutzpatronin von Madrid schenken, die ihn jetzt an einer kleinen goldenen Kette am Hals trägt. In der Nähe des Königlichen Schlosses neben der Waffensammlung der vielbesuchten Amerika Real wird der Patronin von Madrid eine große neue Kirche gebaut.
- Entfernung der Erde von der Sonne. Diese Entfernung ist, wie Professor Dr. Anwers in den "Astronomischen Nachrichten" nach den Ergebnissen aus den deutschen heliometrischen Messungen bei den beiden Venusdurchgängen 1874 und 1882 mittheilt, jetzt mit einer Genauigkeit bestimmt worden, wie sie vorher noch nicht erreicht wurde. Aus den beiden Venus=Durchgängen des vorigen Jahrhunderts hatte Encke die lineare Entfernung der Sonne von der Erde zu 153,000,000 km berechnet, ein Werth, der lange Zeit Geltung behielt, aber um etwa ein Dreißigstel seines Betrages zu groß angenommen war. Die deutschen Heliometer=Beobachtungen bei den Venus=Durchgängen 1874 in China, Persien, auf der Kerguelen=Insel und den Auckland=Inseln und 1882 in Nordamerika, Bahia, Blanca und an der Magelhaensstraße haben nun ergeben, daß die Entfernung der Erde von der Sonne 148,138,000 km beträgt (oder 19,085,66 1/2 deutsche Meilen.)
- Fachmännische Ausrede. Fräulein (singt): "Ich schnitt es gern in alle Rinden ein -" (einem davoneilenden Herrn nachrufend): "aber warum rennen sie auf einmal davon?" - Herr: "Ich darf das nicht hören - ich bin Forstbeamter!"
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