[ => Original lesen: 1892 Nr. 10 Seite 1] Es wird hiemit zur Kenntniß der betheiligten Kreise gebracht, daß die Verzeichnisse der in den Vogteien Schönberg, Rupensdorf, Stove und Schlagsdorf vorhandenen, zur Mecklenburg=Strelitzschen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft gehörigen land= und forstwirthschaftlichen beitragspflichtigen Betriebe auf der Landvogtei=Registratur, die Verzeichnisse der in der Vogtei Mannhagen vorhandenen qu. Betriebe beim Förster Rieck in Mannhagen
vom 27. d. M. bis 11. k. M.
zur Einsicht der Betheiligten ausliegen. Etwaige Reclamationen der Betriebsunternehmer gegen die Abschätzung ihrer Betriebe bezw. die Aufnahme oder Nichtaufnahme der letzteren in das Verzeichniß sind binnen 4 Wochen vom Tage der Beendigung der Auslage des Verzeichnisses an gerechnet bei dem Genossenschafts=Vorstande in Neubrandenburg anzubringen.
Schönberg, den 22. Januar 1892.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
H. Spieckermann.
Nr. 3 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1892 enthält in der
II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betr. die Ersatzwahl des Reichstags=Abgeordneten.
Nach Mittheilungen verschiedener Blätter sieht man in der kaiserlichen Familie wieder einem freudigen Ereigniß entgegen.
Wie im Inlande, so wurde auch im Auslande der Geburtstag des Kaisers allenthalben von den Deutschen festlich begangen. In Paris, Wien, Petersburg, Moskau, Bukarest, Konstantinopel, Rom und in vielen anderen Orten fanden Festtafeln statt, auch die deutschen Vertreter im Auslande hielten die üblichen Feiern ab. Am österreichischen Hofe fand Galatafel statt, bei welcher Kaiser Franz Josef auf die Gesundheit seines Verbündeten trank. König Humbert sandte einen überaus herzlichen Glückwunsch; ein recht sympathischer Wunsch ging auch vom Kaiser Alexander ein.
Der Großfürst Alexis von Rußland ist am Dienstag Abend, von London kommend, in Berlin eingetroffen, hat am Mittwoch früh um 10 Uhr dem Kaiser im Schloß seine Glückwünsche dargebracht und ist in der Nacht zum Donnerstag nach St. Petersburg weitergereist.
Das Londoner Blatt "World" bringt eine unsere kaiserliche Familie betreffende Meldung, die jedoch nur mit allem Vorbehalt aufgenommen werden dürfte. Das Blatt berichtet nämlich, Prinz Georg von Wales werde aus der Marine ausscheiden und sich vermählen. Als seine zukünftige Gemahlin sei die Prinzessin Margarethe von Preußen, die jüngste Tochter Kaiser Friedrichs, ausersehen.
Am Geburtstage des Kaisers erhielten Fürst Radolin unter Kaiser Friedrich Oberhofmarschall und jetzt Oberst=Truchseß, und der preußische Kultusminister Graf Zedlitz den Rothen Adlerorden erster Klasse; der Präsident des Reichstages, Herr von Lewetzow, wurde zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem Prädikat Excellenz ernannt.
Es kann keinem Zweifel mehr unterliegen, daß in Preußen eine schwere Ministerkrisis besteht, die durch Einbringung des Volksschul=Gesetzentwurfes zum Ausbruch gekommen ist, jedenfalls aber schon länger bestanden hat. Wie es scheint, bestehen im Ministerium zwei Parteien, eine hochconservative und eine nationalliberal=freiconservative. Erstere bilden die Herren: Graf Zedlitz (Kultusminister), v. Berlepsch (Handelsminister), Dr. v. Schelling (Justizminister), v. Heyden (Landwirthschaftsminister) und Graf Caprivi (Ministerpräsident und Reichskanzler). Auf der anderen Seite stehen: der Finanzminister Dr. Miquel, der Minister des Innern Herrfurth, der Eisenbahnminister Thielen und der Staatssekretair und Vice=Präsident des preußischen Staatsministeriums Dr. v. Boetticher. Wie die Krisis sich nun weiter entwickeln wird, darüber ist jetzt gar nichts zu muthmaßen, jedenfalls steht auf der einen Seite der Kultusminister Graf Zedlitz und auf der anderen der Finanzminister Dr. Miquel im Vordergrund und darüber, wer von beiden gehen oder bleiben wird, müssen uns die nächsten Tage eine Entscheidung bringen.
Nach einer Meldung der "Post" steht die Subskription auf die neue Deutsche Reichsanleihe und die Preußischen Konsols unmittelbar davor. An die Mitglieder des Konsortiums preußischer Bankfirmen, das sich zur Vermittlung der neuen Anleihen gebildet hat, ist am Donnerstag die schriftliche Anfrage ergangen, ob sie für die demnächst zur Ausgabe gelangenden 340 Millionen Mark 3%iger Deutscher Reichsanleihe und Preußischer Konsols Zeichnungen entgegen nehmen wollen. Das Zirkulär enthält sonst keinerlei Angaben.
Die Budget=Commission des Reichstags hat am Donnerstag den Militäretat berathen und dabei einstimmig eine Resolution des Abg. Richter auf Vorlage eines Gesetzes angenommen, das 1) die Fälle regelt und begrenzt, in denen die Zivilverwaltung berechtigt ist, militärische Wachtposten zu polizeilichen Sicherheitszwecken zu verlangen ; 2) auf thunlichste Einschränkung der Militärposten namentlich in verkehrsreichen Gegenden hinzuwirken hat, und 2) eine Revision der Bestimmungen über den
[ => Original lesen: 1892 Nr. 10 Seite 2]Gebrauch der Schießwaffen seitens der Militärposten herbeiführen soll.
Am Dienstag ging im deutschen Reichstag der Weltpostvertrag und die damit zusammenhängenden Abkommen über den Packet= und Postanweisungsverkehr ein.
Die Verhandlungen zwischen dem preuß. Finanzministerium und den ehemals Reichsunmittelbaren wegen Ablösung der Steuerfreiheit sollen gescheitert sein. Die Herren verlangten den zwanzigfachen Jahresbetrag der Steuer als Entschädigung, während die Regierung nur die Hälfte bewilligen wollte.
Der Kriegsminister General v. Kaltenborn=Stachau ist bei der Gratulationscour im Berliner Schloß plötzlich ohnmächtig geworden und hat weggetragen werden müssen: er hat sich aber später wieder erholt.
Die Zahl derjenigen Personen in Elsaß=Lothringen, die als frühere französische Militärpersonen oder als Hinterbliebene von solchen eine Pension aus der Reichskasse beziehen, beträgt zur Zeit noch 1111, der Gesamtbetrag der Pensionen 265 936,80 Mark. Innerhalb der letzten drei Jahre hat die Zahl der Berechtigten um 420 (27 pCt.) der Betrag der Pensionen um 102 367 Mark (28 pCt.) abgenommen. Unter den Empfängern befinden sich 32 im Durchschnittsalter von 73 Jahren, die als Ritter der Ehrenlegion, und 295 im Durchschnittsalter von 60 Jahren, die als Inhaber der Militär=Medaille einen Ehrensold aus der Reichskasse beziehen. Das Durchschnittsalter der eigentlichen Militärpensionäre ist 68 Jahre.
Die Kaiserin von Oesterreich wird nicht zum Begräbniß ihrer Mutter nach München kommen, weil sie augenblicklich leidend ist.
Die soeben geborene jüngste Enkelin des Kaisers von Oesterreich, Tochter der Prinzessin Valerie, wird die Namen Franziska Josepha Elisabeth Valerie erhalten.
Mit welchen Gefühlen man in Ungarn den nahe bevorstehenden Wahlen zum ungarischen Reichstage entgegensieht, zeigt die Meldung, daß in 288 Bezirken militärische Besatzung verlangt wurde. Dem Ansuchen wird von den Militärbehörden bereitwilligst entsprochen, es wird sogar die doppelte Anzahl der verlangten Truppen geschickt, was natürlich riesige Kosten verursacht.
Die Neuwahlen zum ungarischen Reichstag ergaben eine starke Regierungsmehrheit. Viele Prügeleien fanden statt.
Der schweizer Ständerath hat die Handelsverträge mit Deutschland und Oesterreich=Ungarn am Donnerstag einstimmig angenommen, womit die Verträge von Seiten der Schweiz die Ratifikation erhalten haben.
70 000 Rekruten weniger hat Frankreich in diesem Jahre, als vorhanden sein sollen. Der Ausfall rührt daher, daß dies Jahr der Jahrgang 1871 zur Stellung kommt.
Anläßlich des Ablebens des Herzogs von Clarence bringt der Pariser "Figaro" ein angebliches Telegramm aus Rom, worin erzählt wird, daß außer der Prinzessin May auch die Prinzessin Helene von Orleans Ursache habe, Thränen zu vergießen. Sie habe den Verstorbenen geliebt und eine Heirath sei seiner Zeit geplant gewesen. Die Prinzessin sei dann nach Rom gekommen, um den Papst um Rath zu fragen. Dieser hätte von dieser Verbindung abgerathen, da eine katholische Prinzessin auf dem englischen Thron vielleicht der Quell zahlreicher Schwierigkeiten gewesen sein würde.
Schon wieder sollen Verhandlungen wegen Unterbringung einer neuen 4%igen russischen Eisenbahn=Anleihe in Betrag von 200 Millionen Franken schweben und zwar sollen französische Firmen event. geneigt sein, in Gemeinschaft mit Petersburger Banken die Anleihe zu übernehmen. Interessant bei diesen Nachrichten ist das Factum, daß man russischerseits bereits geneigt zu sein scheint, 4% zu bewilligen, während bisher immer nur von 3%igen Anleihen gesprochen wurde.
Angesichts des schrecklichen Nothstandes erinnert sich die russische Regierung plötzlich ihrer Pflichten und sucht nun durch Experimente aller Art nachzuholen, was sie in langjähriger Indolenz versäumt hat. So beabsichtigt sie jetzt zur Hebung des bäuerlichen Wohlstandes denjenigen Gemeinden, deren eigener Grundbesitz nicht ausreichend ist, um die volle Arbeitskraft der Gemeinde=Mitglieder in Anspruch zu nehmen, Grundstücke mit der Verpflichtung anzuweisen, sie gemeinsam zu bearbeiten. Die Arbeiten sollen unter der Aufsicht des Bezirkshauptmanns ausgeführt, die Geräthe von der Behörde geliefert werden. Der erzielte Ernteertrag soll zu einem Theil zur Füllung der Gemeinde=Getreidemagazine dienen, während der Rest verkauft und der Erlös zur Rückzahlung der Gemeindeschulden an den Staatsschatz (insbesondere der in Folge der Mißernte entstandenen), sowie für verschiedene Gemeindezwecke, wie die Bezahlung der Steuern u. s. w. verwendet werden soll. Die Maßregel wird versuchsweise in den Gouvernements Samara und Saratow eingeführt werden und soll, wenn der Versuch von Erfolg begleitet ist, auf das ganze Reich ausgedehnt werden. Die Bekämpfung des Nothstandes nimmt die Regierung derart in Anspruch, daß ihre sonstigen Lieblingsbeschäftigungen für den Augenblick ganz in den Hintergrund gedrängt sind. In der Deutschenhetze in den baltischen Provinzen ist ein Stillstand eingetreten und sogar die Berathungen über ein neues Judengesetz sind einstweilen verschoben worden.
Im Innern Rußlands sollen in diesem Jahre große Manöver stattfinden. Es heißt, daß dabei die Truppen des gesammten Petersburger und Moskauer Militärbezirks den Truppen des Kiewschen und des Charkowschen Militärbezirks gegenüber stehen sollen. So große Manöver haben noch nie stattgefunden.
Eine Belgrader Zeitung weiß zu berichten, daß die Verwundung des bulgarischen Ministerpräsidenten auf ein Attentat zurückzuführen sei. Zwei Männer hätten aus einem Gestrüpp nach Stambulow geschossen, als er im Begriff war, den Schlitten zu verlassen. Der Minister des Auswärtigen, Grekow, hat am Mittwoch eine Note an die diplomatischen Agenten gesandt, in der nur von einer leichten Verletzung die Rede ist. Der in Sofia angekommene Assistent des Professor Billroth in Wien, Dr. Eiselsberg, soll erklärt haben, daß die Kugel ohne jede Gefahr herauszuziehen sei.
Ein Bukarester Blatt, der "Telegraful", meldet, daß Rußlands Einfluß den Herzog und die Herzogin von Edinburg veranlaßt habe, die Verlobung ihrer Tochter mit dem rumänischen Kronprinzen bedingungslos abzulehnen.
Die Königin von England soll, Londoner Zeitungen zufolge, sehr leidend und seit dem Tode ihres Enkels, des Herzogs von Clarence, recht hinfällig sein. Die Kräfte der Königin ließen übrigens schon seit längerer Zeit ziemlich viel zu wünschen übrig.
Seidenstoffe (schwarze, weiße u. farbige) v. 65 Pfg. bis 18.65 p. M. - glatt, gestreift, karrirt und gemustert (ca. 380 verschied. Qual. u. 2500 versch. Farben) vers. roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg, (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Doppeltes Priefporto nach der Schweiz. Seidene Fahnen= und Steppdeckenstoffe, 125 cm. breit.
Anzeigen.
Auf den Antrag des Schusters Hans Peter Friedrich Voß und des Arbeitsmanns Jochen Heinrich Voß, beide zu Schlutup, welche den Nachlaß der am 3. Juli 1891 zu Rupensdorf verstorbenen Arbeiterwittwe Anna Marie Warnemünde geb. Voß als die nächsten Intestaterben derselben für sich in Anspruch nehmen, werden alle diejenigen, welche ein näheres oder gleich nahes Erbrecht an dem bezeichneten Nachlaß zu haben vermeinen, hiermit aufgefordert, ihre Ansprüche in dem auf
Sonnabend, den 6. Februar 1892
Vormittags 10 Uhr,
vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Amtsgerichte anberaumten Termin geltend zu machen, unter dem Nachtheil, daß die beiden oben genannten Antragsteller für die rechten Erben angenommen und ihnen als solchen der Nachlaß überlassen und das Erbenzeugniß ausgestellt werden soll, sowie daß die sich nach der Präclusion meldenden näheren oder gleich nahen Erben alle Handlungen und Dispositi=
[ => Original lesen: 1892 Nr. 10 Seite 3]onen derjenigen, welche in die Erbschaft getreten, anzuerkennen und zu übernehmen schuldig sein sollen.
Schönberg, den 7. November 1891.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
E. Breuel, Act.
Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß der Auszug der Heberolle der Mecklenburg=Strelitz'schen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Rechnungsjahr 1891, betreffend die Gemeinde Stadt Schönberg, während zweier Wochen, (vom 26. Januar 1892 anfangend) gemäß § 82 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 bei uns zur Einsicht für die Betheiligten ausliegt.
Reclamationen der Betriebsunternehmer gegen die Abschätzung ihrer Betriebe bezw. die Aufnahme oder Nichtaufnahme der letzteren in das Verzeichniß sind binnen vier Wochen, vom Tage der Beendigung der Auslage des Verzeichnisses an gerechnet, bei dem Genossenschafts=Vorstande in Neubrandenburg anzubringen.
Schönberg, den 26. Januar 1892.
Der Magistrat.
Bekanntmachung.
Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 18. Januar 1892.
Die Armenbehörde.
Holz=Auction Nr. 12.
Am Mittwoch, den 3. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Krüger Schmidt zu Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:
Aus dem Garnseerholze.
181 Rmet. buchen Kluft II. Cl. und Olm,
22 Rmet. buchen Knüppel,
6 Rmet. eichen Kluft und Knüppel.
Schönberg, den 25. Januar 1892.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 13.
Am Donnerstag den 4. Februar, Morgens 9 Uhr sollen in "Stadt Lübeck" hierselbst nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:
Aus dem Rupendorfer Holz:
136 Rmtr. buchen Kluft,
32 Rmtr. buchen Knüppel,
3 Fuder buchen Durchforstholz III. Cl.,
24 1/2 Fuder buchen Reiser,
1 Rmtr. erlen Knüppel,
Aus dem Niendorfer Holz.
2 Rmtr. kiefern Kluft,
36 Rmtr. Nadelholz Knüppel,
Schönberg, den 28. Januar 1892.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 14.
Am Donnerstag, den 11. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente bei freier Concurrenz meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:
Aus dem Heidenholze.
32 Stück eichen Bauhölzer = 21,12 Festmet.,
2 Rmet. eichen Knüppel,
8 Fuder eichen Pollholz,
5 Stück buchen Nutzholzblöcke = 5,95 Festm.,
222 Rmet. buchen Kluft I. u. II. Cl.,
30 Rmet. buchen Knüppel,
36 Fuder buchen Durchforstholz III. Cl. und Pollholz,
4 Rmet. aspen Kluft und Knüppel,
9 Fuder ellern Wadelholz I. u. II. Cl.,
1 Fuder Weiden pp. Busch.
Schönberg, den 1. Februar 1892.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 15.
Am Sonnabend den 13. Februar, Morgens 11 Uhr sollen im Kruge zu Mannhagen nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden:
Aus dem Mannhäger Zuschlage.
54 Stück eichen Langhölzer = 59,99 Festmet.,
63 Rmet. buchen Kluft I. Cl.,
9 Rmet. buchen Knüppel,
Schönberg, den 1. Februar 1892.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Dienstag den 2. Februar d. J., Vormittags 10 Uhr beginnend, sollen im Pfandlocal hierselbst die nachgenannten, durchweg neuen Gegenstände, als:
ca. 40 Stück Lampen, 18 Stück Laternen, 4 Stück Wagenlaternen, 1 große Partie Lampentheile, Lampen=Cylinder, Kuppeln, Bassins, Dochte etc.; viele Blechwaaren, namentlich Küchengeräth, Kuchenformen, 4 Präsentierteller, Siebe, auch ein Ascheimer, Wurstspritzen und Fleischhackmaschine, einige Rollen Drathgewebe zu Milchsieben, Blechgitter zu Fenstervorsätzen, Bandeisen u. Drath, Blechplatten, auch eine Partie noch nicht fertiger Gießkannen, Puddingsformen etc. und vieles mehr,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schonberg, den 25. Januar 1892.
C. Staffelt,
Gerichtsvollzieher.
Vom 1. Februar decken von meinen Hengsten:
Solimann, dunkelbraun von Süd, M. von Admiral von Dechant,
Derb, hellbraun, von Derb von Derwisch, beim Herrn Gastwirth Böckmann in Schönberg. Deckgeld 18 M. und 1 M. an den Stall in Schlagresdorf,
Juli, dunkelbraun von Juli, M. Hans Kraft, Deckgeld 16 M.,
Sultan, schwarz Deckgeld 12 M.,
Normann, hellbraun von Nording Norfolk. Deckgeld 12 M.
Deckgeld für die in Schönberg stationirten Hengste ist an Herrn Böckmann zu zahlen.
Schlagresdorf. J. Hecht.
Pension.
Knaben oder Mädchen, die Lübecker Schulen besuchen sollen, finden freundliche Aufnahme in einer besseren Familie. Auch kann ihnen in englischer Sprache und etwas Musik Unterricht ertheilt werden. Gefl. Offerten sub Ho. 522 b an Haasenstein & Vogler A.- G., Lübeck erbeten.
Lehrlinge, Knechte, Hofgänger empfiehlt stets Seidel, Berlin, Linienstr. 102. (Billigste Bedingungen, keine Vorausbezahlung ).
Gesucht
pr. sofort oder später ein gesetztes, properes
junges Mädchen
aus respect. Familie u. von angenehmem Aeußern gegen sehr hohes Salair.
Nur kräftige, ansehnliche Personen, die einem gut bürgerlichen Haushalt (Geschäftshaus) selbstständig vorstehen können, sich allen vorkommenden Arbeiten unterziehen und sehr gut kochen, wollen sich melden. Kenntniß in der plattdeutschen Sprache erforderlich. Lebenslauf oder Zeugnißabschriften, sowie Photographie, welche franco retournirt wird, einzusenden unter H. Y. 322 an Rudolf Mosse, Hamburg, zur Weiterbeförderung.
Stadt Lübeck
Sonntag, den 14. Februar 1892:
große Maskerade.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 10 Seite 4]Grosser Ausverkauf
bis Ende Februar von:
Konfection, Kleiderstoffen & Seidenstoffen
Ludwig Wendt, Lübeck.
Gardinen, Möbelstoffe & Teppiche
------------zu besonders billigen Preisen-------------
um schleunigst ganz damit zu räumen.
Kampf= genossen= |
|
Verein 1870/71. |
Schönberg. |
Am Sonntag den 7. Februar d. J., Nachmittags 2 Uhr, ordentliche Versammlung im Vereinslocale.
Tagesordnung:
Verschiedene Vereinsangelegenheiten.
Der Vorstand.
Die Mitglieder des
Möbelversicherungsvereins
in dem Schlagsdorfer Kreise werden gebeten, ihre Beiträge an den Tischlermeister Fick in Schlagsdorf abzugeben.
Der Vorstand.
Zur Fastnachts=Tanzmusik
am 4. und 5. d. Mts.
ladet freundlichst ein
J. Wienck.
Sülsdorf, im Februar 1882.
NB. Am Donnerstag den 4. d. Mts. über Mitternacht hinaus.
Alle Sorten Handschuhe, Hosenträger, Cravatten, Bruchbänder,
sowie sämmtliche Artikel zur Krankenpflege
empfiehlt
H. Böckmann,
Handschuhmacher & Bandagist.
Sarg-Magazin
von Kiel & Rindfleisch
empfiehlt bei vorkommenden Fällen zu billigsten Preisen Metall=Särge. Dieselben halten den schwersten Erddruck aus. Särge aus Eichen= und Tannenholz mit und ohne Metall=Einsatz in allen Größen und Ausstattungen.
Ferner alle Todten=Bekleidungsgegenstände als Hemden, Jacken, Schuhe, Handschuhe, Strümpfe etc.
Bei meiner Möbelverloosung wurden folgende Gewinnnummern gezogen:
206. 379. 59. 243. 420. 37. 50. 147. 387. 256. 433. 384. 251 . 212. 52. 3. 199. 119. 61. 376. 32. 195.
W. Nothdurft,
Tischlermeister.
Zu sogleich oder zu Ostern ist eine
kleine Wohnung
zu vermiethen. Nähere Auskunft ertheilt
Tischermeister Melchert.
Schönberg.
Wir warnen hierdurch Jeden, der Halbhufnerwittwe Ollmann=Schlagsdorf und deren Sohn etwas zu borgen oder zu verkaufen, da wir für nichts haften.
Die Vormünder H. Hecht und F. Goll.
Allen denen, die unsern lieben Vater, Schwiegervater und Großvater, der verstorbenen Landbriefträger J. Nevermann zu seiner letzten Ruhestätte geleitet, sowie für die Kranzspendung und insbesondere dem Herrn Pastor Krüger für seine trostreichen Worte sagen wir hierdurch unsern herzlichsten Dank.
Schönberg, den 29. Januar 1892.
Die Kinder des Verstorbenen.
Am Sonntag den 31. Januar, Abends 9 Uhr starb nach kurzer Krankheit mein lieber Mann, unser liebevoller Vater, Schwieger= und Großvater
Adolf Rußwurm,
im vollendeten 70. Lebensjahre.
Tiefbetrauert von den Hinterbliebenen.
Lockwisch, den 31. Januar 1892.
Die Beerdigung findet am Donnerstag den 4. Februar, Nachmittags 1 Uhr vom Trauerhause und 3 Uhr in Schönberg auf dem alten Kirchhofe statt.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 10 Seite 5]Beilage
zu Nr. 10 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. Februar 1892.
- Neustrelitz, 20. Jan. Auf Allerhöchsten Befehl legt heute der Großherzogliche Hof wegen Ablebens Sr. Kais. K. H. des Erzherzogs Carl Salvator von Oesterreich, Prinzen von Toscana, Sr. Kais. H. des Großfürsten Constantin Nicolajewitsch von Rußland und I. K. H. der Herzogin Max in Bayern, Prinzessin von Bayern, auf acht Tage und wegen des Ablebens Sr. H. des Prinzen Gustav von Sachsen=Weimar=Eisenach auf drei Tage Trauer an.
- Neustrelitz. Se. K. H. der Erbgroßherzog, Generalmajor à la suite des 2. Pommer. Ulanen=Regiments Nr. 9, ist zum General=Lieutenant befördert worden.
- Schönberg. An der hiesigen Realschule sind zur Zeit 5 Lehrer an der Influenza krank. Auch viele Kinder leiden an dieser Krankheit, so daß beispielsweise in der 3. Classe 12 Schüler fehlen. An der Mädchenschule ist ein Lehrer influenzakrank.
- Schönberg. Wir berichteten kürzlich, daß der Schulze Kähler aus Kl. Siemz auf der Siemzer Chaussee nächtlicherweile von einem unbekannten Menschen angefallen sei. Der Angreifer ist nunmehr in der Person eines in Törpt dienenden Knechts Dähn festgestellt, der übrigens von dem Ueberfallenen mit einem Stockhieb am Kopfe gezeichnet und durch dieses Merkmal ermittelt ist.
- Aus Klütz wird uns gemeldet: Am 2. Februar d. J. findet die Vermählung des Herrn Grafen Otto v. Bothmer mit Elisabeth Edle v. d. Planitz zu Dresden statt. Das junge Ehepaar wird auf dem schön gelegenen Gute Brook seinen Wohnsitz nehmen.
- Die Jahresprämie bei der Mecklenburgischen Vieh=Versicherungsgesellschaft in Güstrow betrug nach der "G. Z." pro 1891 für Pferde 1 2/4, Kühe 1 1/2, Schweine 2 3/4 und Ziegen 2 3/4 Prozent. Der Gesellschaft sind aus Mecklenburg vom 1. April 1891 bis jetzt etwa 5000 Mitglieder mit nahezu drei Millionen Mark Versicherungskapital beigetreten.
- Der Feuerversicherungsverein mecklenburgischer Kirchendiener und Forstbeamten hatte im verflossenen Geschäftsjahr eine Einnahme von 34 412,25 Mk. und eine Ausgabe von 14 658,40 Mk, unter letzterer sind 1118,60 Mk. Verwaltungskosten und 13 539,80 Mk. für Brandschäden.
- Aus Parchim wird der "R. Z." berichtet: Am 24. d. M. Nachmittags gerieth ein 14jähriger Schlittschuh laufender Knabe auf dem Wokersee auf eine unsichere Stelle und brach ein. Der am Seeufer wohnende Schiffbauer K. eilte mit seiner Schwester dem Verunglückten zur Hülfe, allein bei ihren Rettungsversuchen stürzten beide ebenfalls durch das brechende Eis. Der Schiffbauer, ein tüchtiger Schwimmer, ergriff mit großer Geistesgegenwart die Schwester und den Knaben, arbeitete sich mit ihnen bis zur festen Eisdecke durch und hielt sich daran so lange über Wasser, bis weitere Hülfe erschien. Alle drei Verunglückten wurden nun aus dem Wasser gezogen, der Knabe jedoch scheinbar ohne Lehen. Erst durch länger dauernde Wiederbelebungsversuche soll er ins Leben zurückgerufen sein.
- In den Fleischtheilen eines auf einem Gute bei Waren geschlachteten Schweines fand der Apotheker Hennecke zahlreiche Trichinen.
- Der Zentralviehhof zu Berlin wurde durch polizeiliche Verfügung wegen Ausbruchs der Maul= und klauenseuche für jeglichen Verkehr geschlossen.
- Der Verkauf von Bahnsteigkarten mittels Automaten, wie er seit 3 Wochen auf Bahnhof Friedrichstraße in Berlin eingeführt worden ist, scheint sich nicht zu bewähren. Die Absicht der Bahnverwaltung, den Andrang zu den Schaltern durch Aufstellung des Automaten zu vermindern, ist als mißlungen zu betrachten, und aus diesem Grunde wird von der Aufstellung weiterer Automaten auf anderen Stadtbahnhöfen Abstand genommen werden.
- Was die Influenza den Krankenkassen kostet, zeigen zwei Beispiele: Der Kranken= und Sterbekassen=Verein "Zukunft" in Berlin hatte im November und December durch die Influenza 894 Krankenanmeldungen und mußte in beiden Monaten zusammen 33 390,57 Mark an Krankenunterstützungen zahlen. Die Leipziger Ortskrankenkasse hat in Folge der übermäßigen Anforderungen ein Defizit von 75 000 Mark.
- In Hamburg hat sich ein Verein für eine neue Bestattungsart gebildet. Dieselbe geht von der Anschauung aus, "daß mehrfach Scheintodte begraben werden." Die Leiche soll auf diese Befürchtung hin wochenlang beobachtet und schließlich durch Austrocknen mumifizirt werden. Die Mumien sollen später in großen monumentalen Prachtbauten aufbewahrt werden.
- Der von Hamburg abgegangene Dampfer "Golden Horn" ist bei Vera Cruz samt der Ladung gesunken. Mehrere Personen sind dabei ums Leben gekommen.
- In Hannover soll auf Anregung des Stadtschulinspektors für jede Bürgerschule Verbandzeug angeschafft werden, um bei etwaigen Unfällen schnelle Hülfe leisten zu können.
- Ein Millionär ohne Einkommen. Ein Kuriosum aus der Praxis des neuen Einkommensteuergesetzes erzählt man sich in Frankfurt a. M. wie folgt: Ein Bankier besitzt notarisch ein Vermögen von 40 Millionen Mark. Nach dem Einkommensteuergesetz hat er den Durchschnitt des Reinertrags seines Bankgeschäftes, in welchem sein Vermögen thätig ist, aus den beiden Jahren 1890 und 1891 zu deklariren. Im Jahre 1890 hatte er 1 200 000 Mk. Reingewinn, 1891 dagegen hatte er mit einem Verlustsaldo von 2 Millionen abgeschnitten. Der Verlust war wesentlich nur entstanden durch den Kursrückgang der im Besitz des Bankiers gebliebnen Effekten. Hiernach hat der betreffende Bankier im Durchschnitt der maßgebenden beiden Jahre keine Einnahme gehabt, sondern einen Vermögensverlust von 2 000 000 minus 1 200 000, gleich 800 000 getheilt durch 2, gleich 400 000 Mk. Infolge dessen hat der betreffende Bankier in seiner Steuererklärung angegeben, daß er ein Einkommen nicht bezieht und bleibt also einkommensteuerfrei. Nach dem Einkommensteuergesetz kann hiergegen auch nichts eingewendet werden.
- Aus Königsberg i. Pr. wird gemeldet, daß das Theater in Luisenhöhe vollständig niedergebrannt ist.
- Der Weichselstrom trägt eine meterdicke Eisdecke, die gegenwärtig von schweren Lastfuhrwerken befahren wird. In den letzten 8 Tagen herrschte in Danzig starke Kälte, das Thermometer zeigte 10° R. Am Mittwoch trat nun Thauwetter ein, das Quecksilber stieg auf 3 Grad Wärme. Man fürchtet bei anhaltendem Tauwetter einen frühen Eisgang der Weichsel.
- Der älteste Mann Ostpreußens, "Vater Dose" in Rehhorst bei Reinfeld, begeht am 31. ds. Mts. seinen 104. Geburtstag. Derselbe ist noch gesund und rüstig, lebt aber in großer Dürftigkeit.
- In Arendsee an der Ostsee hat man eine Trinkerheilanstalt in Angriff genommen, für welche ein Landkomplex für 100 000 Mk. erworben wurde.
- Im Kreise Bomst ordnete der Kreisschulinspektor Dr. Kante in Wollstein an, daß in allen Schulen des Kreises Futterplätze für die Vögel eingerichtet werden, die unter Zuhilfenahme der Schulkinder täglich zu beschicken sind.
- In Oldenburg machte ein in der ganzen Stadt als Sonderling bekannter Junggeselle durch fortgesetztes Hungern seinem Leben ein Ende. Volle 6 Wochen hindurch weigerte sich der wahrscheinlich geistig Gestörte außer einem Glas Wasser etwas zu genießen. Obwohl seine Wirthsleute, der Arzt und schließlich die Polizei alle erdenkliche Mühe anwandten, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, blieb er doch bis zum letzten Atemzuge seinem verrückten Entschlusse, durch Hungertodt zu sterben, treu.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 10 Seite 6]- In Oldenburg baden noch jetzt mehrere Herren jeden Morgen in der Hunte neben dem Schloßgarten. Durch ein ins Eis geschlagenes Loch steigen die "Eisbären" in die Tiefe. Unter ihnen befindet sich auch ein 80jähriger Mann, der Rentier Quesse, der stets am Platze ist.
- Eine Falschmünzer=Werkstatt wurde kürzlich in Meerane in der Wohnung eines Eisengießereibesitzers entdeckt und der Eisengießereibesitzer nebst Frau und Sohn verhaftet. Er hatte falsche 5=Mark, 3=Mark= und 20=Pfennigstücke hergestellt.
- Die kürzlich vor dem Amtsgericht in Büdingen aufgeworfene Frage, ob der Geruch von vier Ziegenböcken gesundheitsschädlich sei, ist nunmehr entschieden worden. Das Amtsgericht hat nach Anhörung von zwei Sachverständigen (Aerzten) erkannt, daß der Geruch benannter Thiere zwar nicht besonders gesundheitsschädlich sei, dagegen den Bewohnern des Hauses, in welchem die Ziegenböcke eingestellt sind, eine so große Belästigung verschaffe, daß die Wegbringung der Böcke angeordnet werden müsse.
- Auf der Eisenbahnlinie Rosendael=Vlissingen ist bei Eintreffen des Zuges aus Vlissingen in einem Koupè 2. Klasse eine Frau ermordet und beraubt aufgefunden worden. Von den Mördern fehlt jede Spur.
- Der Prozeß gegen das Mörderpaar Schneider in Wien ist am Freitag beendigt worden. Die Geschworenen haben bezüglich des Franz und der Rosa Schneider sämmtliche Schuldfragen bejaht, worauf beide Angeklagte zum Tode durch den Strang verurtheilt worden sind. Der Prozeß hat leider das Dunkel, das über dem vierten, nicht ausfindig gemachten Opfer des Verbrecherpaares schwebt, nicht gelichtet.
- Beleuchtung von Schlachtfeldern. In Pest fand vor einigen Tagen unter Leitung des Baron von Mundy ein Probeversuch für die Beleuchtung von Schlachtfeldern statt. Zwei Reflektoren wurden der N. Fr. Pr. zufolge mittelst Akkumulatoren von 80 Ampere in Aktion gesetzt. Sechzig Mediziner und Aerzte fungirten als Sanitätspersonal in zwei vollkommen eingerichteten fliegenden Ambulanzen, für welche zwei große Zelte eingerichtet waren; acht bespannte Ambulanzwagen und siebzig Tragbahren wurden als Transportmittel verwendet und 120 Soldaten stellten die Verwundeten dar. Die Beleuchtung fiel sehr zufriedenstellend aus, und der ganze Versuch war vollkommen gelungen. Viele hohe Militärs mit dem Korpskommandanten Fürsten Lobkowitz an der Spitze, die Grafen Aladar Andrassy, Esekonies und Emerich Hunyady, eine Anzahl früherer Reichstags=Abgeordneter und mehr als 6000 Zuschauer waren anwesend. Der vorausgegangene Vortrag des Baron Mundy sowie die elektrische Demonstration dürften der Budapester Freiwilligen Rettungsgesellschaft mehr als 2000 fl. eintragen.
- Die Straßen von St. Moritz im hintersten Winkel des Innthales in der Schweiz sind nunmehr elektrisch beleuchtet.
- In Paris hat sich der Gesundheitszustand wieder verschlimmert. Die Zahl der Todesfälle, die Sonntag 173 betrug, war Montag auf 245 gestiegen.
- In Frankreich wurde ein großer Schwindel mit Eisenbahn=Freikarten entdeckt. Eine ganze Bande, darunter zwei entlassene Bahnbeamte, hatte im Laufe eines Jahrzehnts einige tausend Freikarten für alle französischen Bahnlinien, ebenso für die Mittelmeer=Schiffskompanie gefälscht und in Umlauf gesetzt. Das Haupt der Fälscherbande, ein Marquis de Rudelier, flüchtete, wurde jedoch in London verhaftet. Der Prozeß verspricht einen kolossalen Umfang anzunehmen.
- Ein heftiger Sturm wütete am Dienstag in Südfrankreich: die Züge der Lyoner Bahn hatten mehrstündige Verspätungen und von vielen Bahnwagen wurde die Decke abgerissen.
- An den französischen Bahnhöfen der spanischen Grenze ist der Waarenzudrang wegen des nahen Ablaufs der Zollverträge ungeheuer. In Perpignan stehen 700 Waggons mit nach Spanien bestimmten Waren, sie können nicht weiter, weil alle Geleise mit Weinsendungen aus Spanien verstopft sind. Für die letzten Tage des Monats wird eine noch größere Ueberfluthung vorausgesehen.
- Ein französischer Kavallerie=Lieutenant, Namens Dounod, ist in der letzten Woche auf dem Montblanc gewesen. Bis jetzt hatten nur ein Engländer, eine Engländerin und eine Italienerin das Wagniß im Winter unternommen.
- Am 1. Mai werden Blitzzüge zwischen Moskau und Alexandrowo (preußische Grenze), auf den Linien Moskau=Brest, Warschau=Terespol und Warschau=Wien eingeführt.
- Sämmtliche Arrestanten der russischen Gefängnisse müssen von jetzt ab laut soeben ergangenen Befehls 20 Prozent ihrer täglichen Rationen zum Besten der Nothleidenden hergeben, resp. sich kürzen lassen. Die Brotrationen der Soldaten wurden schon vor länger als einem Monat zu demselben Zwecke herabgesetzt.
- Aus vielen Gegenden Rußlands wird ungemein starker Frost gemeldet. In Pensa hat wegen einer Kälte von 35 Grad der Unterricht in den Schulen eingestellt werden müssen.
- Ueber den unglücklichen Verlauf einer Bärenjagd im Gouvernement Nowgorod wird Folgendes mitgetheilt: Ein bekannter Moskauer Bärenjäger, Fürst Sch., war mit einem Herrn W. nach Nowgorod gekommen und hatte sich am Sonntag Früh auf die Jagd begeben. Bald war ein kapitaler Bär hochgemacht und kam auf W. zugetrollt. Statt ruhig zu zielen und loszudrücken, begann W. im Jagdfieber zu schreien, und der Bär kehrte um, sich den Treibern zuwendend. W. schoß nun eine Kugel auf das Thier ab und verwundete es auch. Vor Schmerz stieß der Bär ein Wuthgebrüll aus, pakte mit seinen Pranken ein Baumstämmchen und knickte es wie einen Strohhalm ab, schlug dann von den Treibern zwei mit einem Schlage nieder, die auf der Stelle tod waren, verwundete noch zwei andere, deren einer ebenfalls seinen Verletzungen bald erlag, und fügte, ehe er ganz aus dem Gesichtskreis verschwand, noch mehreren Andere Verletzungen zu, an deren Folgen sie theilweise heute noch darniederliegen. Besonders zahlreich sind in diesem Winter die Bären im Gouvernement Olonez aufgetaucht. In der Nähe zweier Dörfer sind allein gegen 30 Bären eingekreist, wovon drei von so riesiger Größe sind, daß die dortigen Jäger die Jagd auf diese Thiere mit ihren gewöhnlichen Waffen nicht wagen.
- Einer der bekanntesten und größten englischen Vollblutzüchter, Hume Webster, hat sich in London erschossen. Der Grund des Selbstmordes ist nicht bekannt. Webster stand an der Spitze eines Syndikats, welches das berühmte Rennpferd "Ormonde" für die ungeheure Summe von 800 000 Mark aus Südamerika in sein Eigenthum und nach England zurückbringen sollte.
- Wie man aus Kairo meldet, hat der neue Khedive Abbas II. seine ehemaligen Kameraden vom Wiener Theresianum für die Osterferien zu sich geladen. In Triest soll ein egyptisches Schiff die jungen Herren erwarten, die von diesem Moment an die Gäste des jungen Herrschers sind. Die Juristen des Theresianums, der oberste Jahrgang dieses Erziehungsinstituts, dürften diese Einladung annehmen und im April die Reise an den Nil antreten.
- Freunde des gestirnten Himmels mögen nicht versäumen, abends zwischen 6 und 7 Uhr ihre Blicke nach dem südlichen Theile desselben zu richten. Man erblickt nämlich jetzt daselbst um diese Zeit die zwei hellglänzendsten Planeten, Venus und Jupiter, und zwar erstere dem Horizont ziemlich nahe, letzteren mehr nach Süden zu. Venus, welche in diesem Jahre im Mai und August in ihrem höchsten Glanze strahlt, erscheint mit weißem, Jupiter im gelblich glänzendem Licht.
- Ein kalendarisches Kuriosum ist in diesem Jahre der Fastnachts=Montag. Er fällt auf den 29. Feb., eine Seltenheit, die zuletzt im Jahre 1808 vorgekommen, und erst in den Jahren 1960 und 2112 wieder vorkommen wird. Bedingung zu diesem Vorkommniß ist, daß das Schaltjahr mit Freitag beginnt und Ostern auf den 17. April fällt.
- Drohung. Ein Wittwer und Vater einer sehr zahlreichen Familie wollte wieder heirathen. Vergebens bemühten sich die älteren Kinder, ihn davon abzuhalten. Doch umsonst. Da hob der kleine fünfjährige Emil die Hand drohend empor und rief: "Wenn nur die Mutter noch lebte, die würde Dir das Heirathen schon anstreichen."
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