[ => Original lesen: 1892 Nr. 9 Seite 1] Auf den Antrag des geschäftsführenden Ausschusses der Landes=Gewerbe= und Industrie=Ausstellung zu Rostock 1892 ist demselben der Vertrieb von Loosen zu einer in Verbindung mit der Ausstellung zu veranstaltenden Verloosung von Ausstellungsgegenständen in Grundlage des von der Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Regierung genehmigten Verloosungsplanes in den hiesigen Landen ertheilt worden.
Neustrelitz, den 22. Januar 1892.
Großherzoglich Mecklenb. Landesregierung.
F. v. Dewitz.
Wir nehmen Veranlassung, daran zu erinnern, daß wir in keinerlei dienstlicher Stellung oder geschäftlicher Verbindung mit der für die Zwecke der Invaliditäts= und Altersversicherung in Schönberg errichteten Amtsstelle stehen, auch das Bureau der letzteren aus dem Landvogtei=Gebäude entfernt ist. Wer uns in Anspruch nehmen will mit Angelegenheiten, die zur Zuständigkeit der Amtsstelle gehören, verliert nur unnütze Zeit.
Schönberg, den 20. Januar 1892.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
H. Spieckermann.
Es wird hiemit zur Kenntniß der betheiligten Kreise gebracht, daß die Verzeichnisse der in den Vogteien Schönberg, Rupensdorf, Stove und Schlagsdorf vorhandenen, zur Mecklenburg=Strelitzschen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft gehörigen land= und forstwirthschaftlichen beitragspflichtigen Betriebe auf der Landvogtei=Registratur, die Verzeichnisse der in der Vogtei Mannhagen vorhandenen qu. Betriebe beim Förster Rieck in Mannhagen
vom 27. d. M. bis 11. k. M.
zur Einsicht der Betheiligten ausliegen. Etwaige Reclamationen der Betriebsunternehmer gegen die Abschätzung ihrer Betriebe bezw. die Aufnahme oder Nichtaufnahme der letzteren in das Verzeichniß sind binnen 4 Wochen vom Tage der Beendigung der Auslage des Verzeichnisses an gerechnet bei dem Genossenschafts=Vorstande in Neubrandenburg anzubringen.
Schönberg, den 22. Januar 1892.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
H. Spieckermann.
Zum Geburtstage des Kaisers.
Am 27. Januar vollendete Kaiser Wilhelm sein dreiunddreißigstes Lebensjahr, und ganz Deutschland feierte wiederum des Kaisers Geburtstag als einen großen nationalen Ehren= und Freudentag, denn mit stolzer Genugthuung und herzlicher Dankbarkeit blicken alle Patrioten an diesem Tage nach dem deutschen Kaiser= und preußischen Königsthrone, auf welchem ein geliebter Herrscher sitzt, der mit Weisheit und Milde, Kraft und Würde seines hohen Amtes waltet. Getreu den ruhmreichen Ueberlieferungen seiner erlauchten Vorfahren, ein mächtiger Schirmherr des Vaterlandes zu sein und niemals einen äußeren oder inneren Feinde zu gestatten, ungestraft die Hand gegen die Unantastbarkeit und den Frieden des Reiches zu erheben, hält der Kaiser Deutschlands Schwert stets kampfbereit, aber es ist auch zugleich der größte Ruhm des Kaisers, daß das starke deutsche Schwert nur im Dienste friedlicher Kulturarbeit steht, und am allerwenigsten unser Kaiser daran denkt, das Schwert wegen kriegerischer Lorbeeren und ehrgeiziger Eroberungen zu ziehen. Diese herrliche Wahrheit ist während der ganzen Regierungszeit und zumal auch während des letzten Regierungsjahres des Kaisers wiederholt glänzend hervorgetreten, denn im verflossenen Jahre wurde nicht nur der große Friedensbund Deutschlands, Oesterreichs und Italiens erneuert, sondern diesem politischen und militärischen Bunde wurde durch die bekannten neuen Handelsverträge auch ein wirthschaftliches Bündniß der drei Staaten beigefügt, und diese handelspolitische Annäherung der drei großen mitteleuropäischen Staaten muß in hohem Maße als ein Werk des Kaisers Wilhelm angesehen werden.
Mit scharfem Auge wacht auch der Kaiser über die Entwickelung der Dinge im Innern, unablässig ist er mit seinen Räthen und den Vertretern des Reiches und Preußens bemüht, nöthig gewordene
[ => Original lesen: 1892 Nr. 9 Seite 2]Reformen mit Ernst und Eifer durchzuführen und ganz besonders ist sein Bemühen darauf gerichtet, die sozialen Gebrechen unserer Zeit durch gesetzliche Reformen, sowie durch stärkere Mitwirkung der Schule und Kirche zu heilen. Wohl weht ein stürmisches Wetter durch unsere Tage, wohl hadern Viele um das, was das Beste und Schönste sei, und wohl ist es möglich, daß sich in künftigen Tagen manche heute kaum sichtbare Wetterwolke verdichten und drohend heraufziehen werden, aber treu zu einander stehen werden doch in allen Tagen der Noth und Gefahr Kaiser und Volk. - Und so feiern wir denn auch in diesem Jahre in froher Zuversicht des Kaisers Wiegenfest; möge ihm und seiner Regierung in allen kommenden Zeiten reicher Segen beschert sein, dem deutschen Volke aber ein neues Zeitalter ungetrübten Friedens!
Der König Karl und die Königin Charlotte von Württemberg trafen am Sonntag Abend auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin ein und wurden vom Kaiser und der Kaiserin, sowie den Spitzen der Behörden in feierlicher Weise empfangen. Auf dem Wege vom Bahnhof bis zum Schlosse bildete Militär Spalier, auf dem Bahnhofsperron war eine Ehrenwache aufgestellt. Die Begrüßung der Majestäten war eine außerordentlich herzliche, wiederholt umarmten sich dieselben. Der Kaiser trug württembergische, der König preußische Uniform. Nach Abschreiten der Ehrenkompanie und Vorstellung des Gefolges wurde die Fahrt zum Schlosse unter Eskorte von Garde=Kavallerie angetreten. Im Schloßhofe war eine zweite Ehrenwache aufgestellt. Abends um 9 Uhr waren die gesammten fürstlichen Herrschaften zur Familientafel vereint.
Der kaiserlichen Hofküche wurde vor kurzem ein unerwarteter Besuch zu theil. Während sich die drei Küchenchefs mit ihrem Personal in vollster Thätigkeit befanden, erschien plötzlich der Kaiser in Begleitung des Hausmarschalls von Lyncker, des Hofmarschalls Grafen von Pückler und des persönlichen Adjutanten von Seckendorff in dem Küchenraume. Er nahm in heiterster Stimmung eine Inspektion desselben und der angrenzenden Räume vor, verweilte längere Zeit daselbst, ließ sich auch einzelne Theile erklären und schied dann, nachdem er dem leitenden Chef seine Befriedigung über das Gesehene ausgesprochen hatte.
Am Sonntag Vormittag hat im Königl. Schloß zu Berlin in Gegenwart des Kaisers die Nagelung und die Uebergabe der dem Füsilier=Bataillon des 3. Garde=Grenadier=Regiments Königin Elisabeth, dem Garde=Jäger=Bataillon, dem 1. brandenburgischen Dragoner=Regiment Nr. 2 und dem Ulanen=Regiment von Schmidt (1. pommersches) Nr. 4 verliehenen neuen Fahnen und Standarten stattgefunden.
Bezüglich der Emission neuer Reichs= und Staatsanleihen schreibt der "Reichsanzeiger", daß die in Berliner Blättern in den letzten Tagen erfolgten Veröffentlichungen über diesen Gegenstand lediglich auf Vermuthungen beruhen. Sie sei insbesondere über den Termin, zu welchem die Anleihe (im Singular oder Plural) begeben werden soll, über die Art der Begebung (Scrips, Konsortium u. s. w.) über den Typus (3, 3 1/2 oder 4 pCt), Erfordern von Kautionen, Höhe der Anleihen u. s. w. an den maßgebenden Stellen noch kein Entschluß gefaßt.
Die Budget=Kommission des Reichstags hat am Sonnabend Abend den Gesetzentwurf über die Unterstützung von Familien der zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften beraten. § 1 besagt: "Die Familien der aus der Reserve, Landwehr oder Seewehr zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften erhalten im Fall der Bedürftigung aus öffentlichen Mitteln Unterstützung." Nach längerer Diskussion wurde beschlossen, auch die Ersatzreservisten für die zweite und dritte Uebung einzuziehen. Statt der Worte "im Fall der Bedürftigung" wurde gesetzt "auf Verlangen" und statt "aus öffentlichen Mittel" "aus Reichsmitteln". § 2 stellt die Höhe der Unterstützungen fest. Diese sollen nach der Vorlage betragen für die Ehefrau 20 bis 30 Pf. täglich, für jede der sonst unterstützungsberechtigten Personen 10 Pf. Auf Antrag des Abg. Dr. Buhl wurde die Unterstützung normiert für die Ehefrau auf 30 Prozent, für die anderen Personen auf 10 Prozent des ortsüblichen Tagelohns; im Ganzen sollen aber nicht mehr als 60 Prozent gezahlt werden. Sämmtliche Beschlüsse wurden einstimmig gefaßt. Die Entscheidung über die beiden Paragraphen der Vorlage, welche über die Art der Zahlungen und die Aufbringung der erforderlichen Gelder bestimmen, wurde für die zweite Lesung vorbehalten.
Der Trunksuchts=Gesetzentwurf wird in parlamentarischen Kreisen ganz allgemein nicht günstig beurtheilt. Das scheint die Regierung bereits zu wissen, denn in der "Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" werden Zweifel darüber laut, ob der Entwurf vom Reichstag angenommen werden wird; das offiziöse Blatt meint aber, daß der Reichstag dann wenigstens zu dem im Entwurf angeregten Fragen eine bestimmte Stellung nehmen könne.
Der Reichstag hat die Patentconventionen mit Oesterreich=Ungarn und Italien angenommen.
Der preußische Unterrichtsminister ordnete an, daß die Pfingstferien an den sämtlichen öffentlichen Volksschulen der Monarchie bis einschließlich des Donnerstags nach Pfingsten zu erstrecken sind.
Die bayerische Abgeordnetenkammer bewilligte in einer ihrer letzten Sitzungen die Anschaffung von 138 neuen Lokomotiven, 343 Personenwagen, 662 Dienstwagen und 1587 Güterwagen. Innerhalb vier Jahren sind nunmehr 30 Millionen Mark für Fahrmaterial bewilligt worden. Der Finanzminister kündigte wiederum einen erheblichen Ueberschuß der Bahnrente in der laufenden Finanzperiode an.
Das Resultat einer in Wien stattgehabten Konferenz der Finanzminister Oesterreichs und Ungarns, Steinbach und Werckele, ist eine volle Einigung über die Prinzipien der Valutaregulierung und den Modus ihrer Durchführung. Mitte Februar schon werden die gesetzlich vorgesehenen fachmännischen Enqueten in dieser Frage zusammentreten.
Der Nationalrath in Bern hat die Handelsverträge mit Deutschland und Oesterreich einstimmig angenommen.
Großfürst Constantin Nikolajewitsch, der Oheim des Zaren, ist in der Nacht zum Montag seinen langjährigen Leiden erlegen. Er war am 21. September 1827 geboren und hat sonach ein Alter von 64 Jahren erreicht. Seiner Ehe mit der Prinzessin Alexandra von Altenburg sind 5 Kinder, 3 Söhne und 2 Töchter, entsprossen, von denen der älteste Sohn, Großfürst Nikolaus, zu trauriger Berühmtheit gelangt ist, indem er wegen nihilistischer Umtriebe, und weil er seiner Mutter Brillanten gestohlen hatte, auf Lebenszeit nach Taschkent verbannt worden ist. Seine älteste Tochter, Großfürstin Olga, ist die Gemahlin des Königs von Griechenland. Wenn Großfürst Konstantin auch nicht gehalten hat, was man sich von ihm in der Jugend versprochen hatte, so hat er sich doch in mehrfacher Hinsicht in den hohen Aemtern, in die ihn sein Bruder, Kaiser Alexander II., eingesetzt hatte, ausgezeichnet und sein Name ist in der neueren Geschichte Rußlands oft genannt worden. Nach der Thronbesteigung Alexanders III. wurde er bekanntlich seiner Stellungen als Oberbefehlshaber der Marine und Präsident des Staatsraths enthoben. Er hatte mit seinem Neffen stets auf gespanntem Fuß gelebt und Letzterer hält offenbar jene Beschuldigungen für wahr, nach denen sein Oheim sich, gelinde gesagt, großer Unregelmäßigkeiten in der Verwaltung schuldig gemacht haben sollte.
Die Regierung der amerikanischen Union beabsichtigt die Einberufung eines internationalen Kongresses zur Berathung der Silberfrage zu veranlassen. Es sollen Besprechungen mit den europäischen Großmächten eingeleitet werden.
Die Verhältnisse in Brasilien gestalten sich nach Berichten, welche dort lebende Deutsche gesandt haben, immer unglücklicher. Seit der Revolution, welche den Kaiserthron Dom Pedro stürzte, hat man sich zu festen Zuständen noch nicht wieder durchzudringen vermocht. Mit großen Worten und lügenhaften Berichten der dortigen Regierungsparthei ist es nicht gethan, und es ist unter diesen Umständen die Auswanderung nach Brasilien immer wieder auf das Entschiedenste zu widerraten. Die Aemterschacher und die Bestechlichkeit der Behörden haben eine solche Ausdehnung erreicht, daß ein Mensch ohne "Konnexionen" einfach verloren ist. Die Unfähigsten erhalten Anstellungen wichtiger Art, wenn sie sich nur mit den maßgebenden Persönlichkeiten "zu stellen" wissen. Anstatt ihr Vaterland zur "Freiheit
[ => Original lesen: 1892 Nr. 9 Seite 3]und Größe" hinzuführen, wie es so oft mit hochtönenden Worten verkündet worden ist, hat die herrschende Partei Verhältnisse geschaffen, welche an Unsicherheit und Zerfahrenheit die Zeiten des Kaiserstums bedeutend übertreffen und deren Besserung vor der Hand noch gar nicht abzusehen ist. Hiermit hängen auch die Gerüchte zusammen, welche von einer möglichen Wiederkehr der monarchischen Staatsform sprechen. In der That haben viele ehemalige Anhänger der republikanischen Partei in ihren Ansichten eine Schwankung nach Seite der Monarchie vorgenommen, und wenn eines Tages unter einen energischen Hand unternommen würde, die ehemalige Verfassung wieder herzustellen, so würde dieser Versuch voraussichtlich von Erfolg gekrönt sein. Die betreffenden Berichte wiederholen mehrfach, daß jeder andere südamerikanische Staat unter den jetzigen Verhältnissen besser geeignet wäre, Auswanderer aufzunehmen, als Brasilien.
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Anzeigen.
Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1872 und früher geborenen resp. mit einer entgültigen Entscheidung über ihre Militärpflicht nicht versehenen militärpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat am
Sonnabend, den 30. Januar d. J.,
Vormittags in den Stunden von 10 bis 12 Uhr, beim Stadtsecretair Schrep hieselbst zu geschehen. Auswärts geborene Militärpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein vorzulegen.
Schönberg, den 18. Januar 1892.
Der Magistrat.
Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß der Auszug der Heberolle der Mecklenburg=Strelitz'schen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft für das Rechnungsjahr 1891, betreffend die Gemeinde Stadt Schönberg, während zweier Wochen, (vom 26. Januar 1892 anfangend) gemäß § 82 des Reichsgesetzes vom 5. Mai 1886 bei uns zur Einsicht für die Betheiligten ausliegt.
Reclamationen der Betriebsunternehmer gegen die Abschätzung ihrer Betriebe bezw. die Aufnahme oder Nichtaufnahme der letzteren in das Verzeichniß sind binnen vier Wochen, vom Tage der Beendigung der Auslage des Verzeichnisses an gerechnet, bei dem Genossenschafts=Vorstande in Neubrandenburg anzubringen.
Schönberg, den 26. Januar 1892.
Der Magistrat.
Bekanntmachung.
Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 18. Januar 1892.
Die Armenbehörde.
Von dem Vorstande der Versicherungsanstalt Mecklenburg in Schwerin ist mir die Verwaltung der Amtsstelle Schönberg von Neujahr d. J. ab übertragen worden, was ich hierdurch mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß bringe, daß die Geschäftsräume der Amtsstelle sich in meiner Wohnung an der Lübecker Chaussee, 1 Treppe hoch, befinden, woselbst ich für alle aus dieser Verwaltung sich ergebenden Angelegenheiten Nachmittags von 2 bis 4 Uhr zu sprechen bin.
Schönberg, den 21. Januar 1892.
Die Amtsstelle.
Koeppen,
Landvogteiregistrator.
Holz=Auction Nr. 11.
Am Dienstag, den 2. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Krüger Thies zu Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:
1. Aus dem Garnseerholze.
14 eichen Stangen I. u. II. Cl.,
43 Fuder buchen Pollholz.
2. Aus dem Steinort und Haselholz.
6 Fuder buchen Durchforstholz III. Cl.,
50 Fuder buchen Pollholz.
3. Aus dem Schlagbrügger Holz.
18 Fuder buchen Durchforstholz II. u. III. Cl. und Pollholz,
Schönberg, den 25. Januar 1892.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 12.
Am Mittwoch, den 3. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Krüger Schmidt zu Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:
Aus dem Garnseerholze.
181 Rmet. buchen Kluft II. Cl. und Olm,
22 Rmet. buchen Knüppel,
6 Rmet. eichen Kluft und Knüppel.
Schönberg, den 25. Januar 1892.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 13.
Am Donnerstag den 4. Februar, Morgens 9 Uhr sollen in "Stadt Lübeck" hierselbst nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:
Aus dem Rupendorfer Holz:
136 Rmtr. buchen Kluft,
32 Rmtr. buchen Knüppel,
3 Fuder buchen Durchforstholz III. Cl.,
24 1/2 Fuder buchen Reiser,
1 Rmtr. erlen Knüppel,
Aus dem Niendorfer Holz.
2 Rmtr. kiefern Kluft,
36 Rmtr. Nadelholz Knüppel,
Schönberg, den 28. Januar 1892.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Dienstag den 2. Februar d. J., Vormittags 10 Uhr beginnend, sollen im Pfandlocal hierselbst die nachgenannten, durchweg neuen Gegenstände, als:
ca. 40 Stück Lampen, 18 Stück Laternen, 4 Stück Wagenlaternen, 1 große Partie Lampentheile, Lampen=Cylinder, Kuppeln, Bassins, Dochte etc.; viele Blechwaaren, namentlich Küchengeräth, Kuchenformen, 4 Präsentierteller, Siebe, auch ein Ascheimer, Wurstspritzen und Fleischhackmaschine, einige Rollen Drathgewebe zu Milchsieben, Blechgitter zu Fenstervorsätzen, Bandeisen u. Drath, Blechplatten, auch eine Partie noch nicht fertiger Gießkannen, Puddingsformen etc. und vieles mehr,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schonberg, den 25. Januar 1892.
C. Staffelt,
Gerichtsvollzieher.
Agentur der
Mecklenburg. Bank in Schwerin
für
Schönberg und Umgegend.
Spar= und Capital=Einlagen werden z. Zt. verzinst:
1) gegen Sparbücher der Bank mit dreieinhalb pro cent;
2) gegen Schuldverschreibungen der Bank je nach der Kündigungsfrist mit dreieinhalb, drei und zwei pro cent;
3) im Baar=Conto=Corrent mit zwei pro cent.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Bankcommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.
Schönberg i/M. Wilh. Schrep,
Stadtsecretair.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 9 Seite 4]Die Mitglieder des
Möbelversicherungsvereins
in dem Schlagsdorfer Kreise werden gebeten, ihre Beiträge an den Tischlermeister Fick in Schlagsdorf abzugeben.
Der Vorstand.
Tanzmusik
am Sonntag den 31. d. Mts.
Menzendorf. H. Rebbin.
Alle Sorten Handschuhe, Hosenträger, Cravatten, Bruchbänder,
sowie sämmtliche Artikel zur Krankenpflege
empfiehlt
H. Böckmann,
Handschuhmacher & Bandagist.
Unentgeltlich vers. Anweisung nach 15jähriger approbirter Heilmethode zur sofortigen radikalen Beseitigung der Trunksucht. mit, auch ohne Vorwissen zu vollziehen, unter Garantie. Keine Berufsstörung. Adresse: Privatanstalt für Trunksuchtleidende, Villa=Christina, Post Säckingen. Briefe sind 20 Pfg. Rückporto beizufügen!
Brockensammlung der Anstalt Bethel.
Ev. Joh. 6, V. 12.
Immer wieder kommen Anfragen, was wir wohl für unsere Brockensammlung gebrauchen könnten. Da es unmöglich ist, allen einzelnen jedesmal das ganze Verzeichniß aufzustellen, haben wir dasselbe besorgen lassen und bitten von dieser reichen Auswahl freundlichen Gebrauch zu machen.
Akten, Anzüge, Baumwolle, Betten, Bilder, Briefmarken, Bücher, Cigarrenabschnitte, Cigarrenkistchen, Decken, Denkmünzen, Flaschen, Folianten, Garn, Gemälde, Glas, Handschriften, Hausrat, Hüte, Kattun, Kleider, Korkpfropfen, Kurzwaaren, Ladenhüter, Lampen, Leinwand, Lumpen, Mäntel, Metalle, Möbeln, Münzen, Nessel, Noten, Papier, Pelzwaren, Pferdehaar, Posamentierwaaren, Schirme, Schreibhefte, Schulzeug, Seide, Staniolkapseln, Sammlungen von Steinen, Pflanzen, Strümpfe, Tabak, Tuch, Uhren, Verbandsachen, Wolle, Zeitungen, Zeugreste.
Sendungen werden erbeten unter der Adresse:
Brockensammlung der Anstalt Bethel, Poststation Gadderbaum, Eisenbahnstation Bielefeld.
Der Vorstand der Anstalt Bethel.
Bodelschwingh, Pastor.
Vom 1. Februar decken von meinen Hengsten:
Solimann, dunkelbraun von Süd, M. von Admiral von Dechant,
Derb, hellbraun, von Derb von Derwisch, beim Herrn Gastwirth Böckmann in Schönberg. Deckgeld 18 M. und 1 M. an den Stall in Schlagresdorf,
Juli, dunkelbraun von Juli, M. Hans Kraft, Deckgeld 16 M.,
Sultan, schwarz Deckgeld 12 M.,
Normann, hellbraun von Nording Norfolk. Deckgeld 12 M.
Deckgeld für die in Schönberg stationirten Hengste ist an Herrn Böckmann zu zahlen.
Schlagresdorf. J. Hecht.
Für ein lebhaftes Materialwaaren=Geschäft Schwerins wird zu Ostern cr. ein
Lehrling gesucht.
Näheres bei Gebrüder Burchard.
Auf dem Hofe zu Kl. Rünz wird zu Ostern dieses Jahres ein
Deputatknecht
gesucht. Rusch.
Wir warnen hierdurch Jeden, der Halbhufnerwittwe Ollmann=Schlagsdorf und deren Sohn etwas zu borgen oder zu verkaufen, da wir für nichts haften.
Die Vormünder H. Hecht und F. Goll.
Für die uns zu unserer Vermählung so zahlreich zugegangenen Glückwünsche erlauben wir uns hierdurch unsern herzlichsten Dank auszusprechen.
Lübeck, den 27. Januar 1892.
Ernst Schulte,
Helene Schulte geb. Schultz.
Schönberg, 26. Januar 1892.
Am 24. d. Mts. verschied nach längerer Krankheit im Alter von 68 Jahren der
Landbriefträger Johann Nevermann.
Der Entschlafene, dessen Heimgang wir tief betrauern, zeichnete sich durch seltene Herzensgüte, stete Zuvorkommenheit und treueste Pflichterfüllung aus.
Sein Andenken werden wir stets in Ehren halten.
Die Beamten u. Unterbeamten
des Kaiserlichen Postamts.
Statt besonderer Meldung.
Montag den 25. Januar, Abends 8 Uhr entschlief sanft nach kurzem Krankenlager der
Altentheiler
Hans Joachim Schleuss
im seinem 78. Lebensjahre.
Dieses zeigen tiefbetrübt an
Die Hinterbliebenen.
Palingen, den 25. Januar 1892.
Die Beerdigung findet statt am Sonnabend den 30 d. M., Mittags 12 Uhr zu Herrnburg.
Am 27. d. M., Mittags 2 Uhr entschlief sanft nach kurzem Leiden meine liebe Frau
Amalie geb. Bückmann.
Schmerzlich vermißt von ihren Geschwistern, Schwiegereltern, Verwandten, Bekannten und tiefbetrübtem Gatten
Rudolf Buschow.
Altona, den 27. Januar 1892.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 31. Januar.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 5.
Hierzu eine Beilage.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 9 Seite 5]Beilage
zu Nr. 9 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. Januar 1892.
Aluminium.
Der Elektricität, dieser unsere öffentliche Thätigkeit seit Kurzem in so hohem Maße beherrschenden Naturkraft, ist es zu danken, daß ein Metall, welches eine große Zahl ausgezeichneter Eigenschaften besitzt, erst in der jüngsten Zeit zu den verschiedensten Erzeugnissen eine vortheilhafte Verwendung finden konnte; wir meinen das Aluminium. Dasselbe wird bekanntlich heute aus der auf der ganzen Welt in großen Mengen verbreiteten Thonerde mittelst des elektrolytischen Verfahrens gewonnen; sein specifisches Gewicht ist 2,7; es ist also dreimal leichter als Eisen, viermal leichter als Kupfer, Nickel oder Silber und siebenmal leichter als Gold. Von hoher Wichtigkeit ist seine Beständigkeit an der Luft, und selbst der Schwefelwasserstoff, der das Silber bekanntlich abstreift, läßt das Aluminium intact; es schmilzt schon bei 700 Grad, läßt sich kalt und warm schmieden, walzen und drehen, besitzt aber allerdings den Nachtheil, daß es sich nicht - wenigstens bis jetzt nicht - schweißen läßt. Von besonders schätzenswerthen Eigenschaften sind seine Legirungen, namentlich die Aluminiumbronze und das Aluminiummessing. Die wichtigste Produktionsstätte des Aluminium bildet die Aluminium=Industrie=Actien=Gesellschaft zu Neuhausen am Rheinfall in der Schweiz, welche heute täglich rund 1000 Kgr. Aluminium erzeugt und das Kilogramm bereits zu 5 Mk. abgiebt, ein Preis, der vor wenigen Jahren noch 100 Mk. betrug. Die Kraft des Rheinfalles wird dazu benutzt, um Turbinen zu treiben, welche große Dynamomaschinen in Bewegung setzen zur Erzeugung des elektrischen Stromes, der zur Fällung des Metalles aus der Thonerde dient.
Wird das Aluminium heute schon vielfach zur Herstellung der verschiedenartigsten kleinen Geräthe und Gegenstände, wie Stockgriffe, Schlüssel, Feldflaschen, Bestecke und mannigfacher Kunstgegenstände benutzt, so besteht seine Verwendung im Großen namentlich in der Fabrikation von Röhren (nach dem Mannesmann=Verfahren), während es auch als Zusatz zu Verschiedenen Metalllegirungen und Metallschmelzungen seine günstigen Eigenschaften geltend macht.
- Neustrelitz. Se. K. H. der Erbgroßherzog hat sich in Begleitung seines Adjutanten, des Hauptmanns v. Livonius, am 26. d. M. Abends nach Berlin begeben, um Sr. Maj. dem Kaiser zum Geburtstage die Glückwünsche unseres Fürstenhauses darzubringen.
- Schönberg. Nachdem der bisherige Reichstagsabgeordnete für Mecklenburg=Strelitz sein Mandat als Reichstags=Abgeordneter für den hiesigen Wahlkreis niedergelegt hat, ist die in Folge dessen nothwendig gewordene Neuwahl auf Sonnabend den 19. März d. J. angesetzt. Nach der Bekanntmachung Hoher Landesregierung vom 22. Januar cr. wird den Ortsobrigkeiten aufgegeben, mit Anfertigung der Wählerlisten sofort zu beginnen und dieselben vom 19. Februar an vorschriftsmäßig auszulegen.
- Schönberg. Um Sich den durch das neue Genossenschaftsgesetz vom 1. Mai 1889 auferlegten mancherlei unbequemen und mit Kosten verbundenen Verpflichtungen, wohin namentlich die auf Kosten der Genossenschaften vorzunehmende Revision der Einrichtungen und Geschäftsführung derselben zu rechnen ist, zu entziehen, beabsichtigt, wie wir hören, eine der im hiesigen Fürstenthum bestehenden Meiereigenossenschaften sich als eingetragene Genossenschaft aufzulösen und demnächst als nicht eingetragene sich wiederum zu constituiren. Bemerken wollen wir, daß s. Z. Seitens des Großh. Kammer= und Forstcollegium die Bestätigung der erworbenen Grundstücke auf die Genossenschaften von dem Nachweis der Eintragung in das Genossenschaftsregister abhängig gemacht wurde.
- Schönberg. Am 25. d. M. Abends wurde auf der Siemzer Chaussee der Schulze Kähler aus Kl. Siemz, als er sich von hier nach Hause begeben wollte, von einem hinter einem Baum hervorkommenden Individuum angefallen und erlitt trotz heftiger Gegenwehr mehrere Verletzungen im Gesicht. Ein dem Wegelagerer entfallenes, in ein Taschentuch gebundenes kleines Packet nahm der Angefallene an sich und überreichte es heute der Amtsanwaltschaft.
- Schönberg. Durch amtliche Schätzung wurde festgestellt, daß im Jahre 1891 auf 100 Q.=R. Fläche im hiesigen Fürstenthum durchschnittlich gebaut sind: Winterweizen 9 Ctr. Körner, 16 Ctr. Stroh, Sommerweizen 8 Ctr. Körner, 10 Ctr. Stroh, Winterroggen 8 Ctr. Körner, 14 Ctr. Stroh, Sommerroggen 5 Ctr. Körner, 10 Ctr. Stroh, Gerste 7 Ctr. Körner, 7 Ctr. Stroh, Hafer 5,5 Ctr. Körner, 9 Ctr. Stroh, Erbsen 3 Ctr. Körner, 6 Ctr. Stroh, Rübsen 7,5 Ctr. Körner, Raps 4 Ctr. Körner, Buchweizen 4 Ctr. Körner, 4 Ctr. Stroh, Ackerbohnen 7 Ctr. Körner, 10 Ctr. Stroh, Wicken 7 Ctr. Körner, 10 Ctr. Stroh, Lupinen 4 Ctr. Körner, 7 Ctr. Stroh, Kartoffeln 30 Ctr. Knollen, Runkelrüben 200 Ctr. Andere feldmäßig gebaute Rüben 200 Ctr., Klee 15 Ctr., Heu, Wiesen (2schnittig) 25 Ctr. Heu. An Kartoffeln waren von Krankheit befallen von magnum bonum 0%, von feinen französischen Eßkartoffeln 30% und von rothen und Viehkartoffeln 25%.
- Von den höheren Lehranstalten in Mecklenburg=Strelitz sind für Ostern d. J. folgende Programme in Aussicht gestellt: Friedland, Gymnasium: Marx, Ueber einige blattähnliche Curven. - Neubrandenburg, Gymn.: Schulnachrichten. - Neustrelitz, Gymn.: Schmidt, Kritische Nachlese zu griechischen Dichtern. - Realschule: Wetzstein, Die Wandlung der stoischen Lehre unter ihren späteren Vertretern. - Schönberg, Realschule: Schulnachrichten.
- Zur Vergrößerung des Lockstedter Lagers hat, wie man der "Kreuz=Zeitung" schreibt, der Militärfiskus in der Nähe von Winseldorf ein großes Areal zum Gesammtpreise von 1 500 000 M. nunmehr endgültig erworben.
- Vor einiger Zeit hatte der Kaiser bestimmt, daß die Briefträger, welche im königlichen Schlosse Brief=, Geld= oder Packetbestellungen zu machen hätten, nicht mehr persönlich die Räume des Schlosses betreten dürften. Ein Kammerdiener wurde damit beauftragt, sämmtliche für Bewohner des Schlosses anlangende Eingänge in Empfang zu nehmen und für Geldbestellungen zu quittiren. Ob diese Art der Ablieferung zu Unzuträglichkeiten geführt hat, wissen wir nicht. Jedenfalls ist jetzt eine neue Einrichtung bezüglich der für das königliche Schloß bestimmten Sendungen eingeführt worden. In einem Raume der ehemaligen Schloßapotheke hat man ein nur für die Bewohner des Schlosses bestimmtes Postamt errichtet, woselbst zwei Postsecretäre von jetzt an alle für dieselben anlangenden Briefe Geld= und Packetsendungen in Empfang nehmen und auch das Recht besitzen, darüber zu quittiren. Von diesem Postamt haben dann die Lakaien oder auch die Empfänger selbst die betreffenden Sachen abzuholen.
- Für die Unteroffiziere der Infanterie und Kavallerie wird demnächst ein Doppelfernrohr unter der Bezeichnung: "Fernglas für Infanterie und Kavallerie" zur Einführung gelangen. Jede Infanterie= und Jäger=Kompanie wird mit 3, jede Escadron mit 4 Stück ausgerüstet. Die Tragweise, in einer Ledertasche, ist für die Unteroffiziere der Infanterie auf der rechten Seite am Säbelkoppel vorgeschrieben. Die am Glase befindliche Lederschnur kann um den Hals geschlungen werden, auch wenn sich das Glas in der Tasche befindet. Der Kavallerie wird die Trageweise überlassen.
- Der Senat von Hamburg wird die Aufnahme einer Anleihe von 50 Millionen für die Regulierung der Elbe beantragen. Es finden außerdem Verhandlungen mit Preußen, betreffend die Uebernahme eines Theiles der Kosten, statt.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 9 Seite 6]- Für das Berliner Lutherdenkmal auf dem Neuen Markt sind die noch fehlenden 88 000 Mark nunmehr fest gezeichnet worden und zwar hat der Kaiser 44 000 Mk. und der Magistrat gleichfalls 44 000 Mk. gezeichnet.
- Die Glücksgöttin waltete bei der soeben gezogenen Antisklaverei=Lotterie nicht ganz blindlings ihres Amtes, sondern vertheilte ihre Gaben mit einem gewissen Verständniß. Daß der erste Hauptgewinn von 600 000 M. an sog. kleine Leute nach Danzig gefallen ist, haben wir bereits berichtet. Wir können dem nunmehr hinzufügen, daß der auf Nr. 124368 gefallene dritte Hauptgewinn im Betrage von 125 000 M. dreizehn Arbeitern zugefallen ist, von denen sechs in Ruhrort und sieben in Meiderich wohnen. Endlich bestätigt es sich noch, daß der 50 000 M. betragende 5. Hauptgewinn ebenfalls zumeist kleineren Leuten zufiel.
- Die früheren Reichsunmittelbaren, welchen nach dem neuen Einkommensteuergesetz keine Steuerfreiheit mehr zustehen soll, berathen augenblicklich über die ihnen event. vom Staate zu bewilligende Entschädigungssumme. So hatten am Sonnabend die Fürsten Wittgenstein, Ysenburg=Birstein, Bentheim=Steinfurt und Salm in Cassel eine Besprechung.
- Das Schwurgericht in Görlitz verurtheilte die Arbeiter Knoll=Holtendorf und Heidrich=Welze, wegen Ermordung und Beraubung der 58jährigen Wittwe Buchelt=Leopoldshain in der Nacht zum 22. Dezember 1891, zum Tode.
- Am Mittwoch Abend zerschnitt ein unbekannter Mensch das Gummiverbindungsstück der Gasrohrleitung unterhalb der Fahrbahn der alten Weichselbrücke bei Dirschau und zündete das Gas an, um die Brücke in Brand zu stecken. Das Feuer wurde jedoch rechtzeitig gelöscht.
- Die Influenza greift im Königreich Sachsen immer weiter um sich und mußte jetzt auch das Schullehrer=Seminar zu Dresden=Friedrichstadt und das Fürstl. Schönburgische Seminar Waldenburg vorläufig geschlossen werden. In Dresden=Friedrichstadt sind von 250 Schülern 160 an der Influenza erkrankt.
- In München war noch in keinem der letzten 20 Jahre ein solcher Obstüberfluß wie im heurigen Winter. Die feinsten Apfelsorten werden zu Spottpreisen verkauft und in der Obstableerhalle stehen hunderte von Körben Tafelobst, welche keinen genügenden Absatz finden.
- Wie man aus Thorn meldet, wurde daselbst am Sonnabend Früh an der im October v. Js. vom dortigen Schwurgericht zum Tode verurtheilten Ehefrau des Pferdeknechtes Budniewski aus Giercowo durch den Scharfrichter Reindel das Urtheil mittelst des Beiles vollstreckt. Die Budniewski hatte ihren erkrankten Ehemann mit Anwendung des Phosphor vergiftet.
- In Kornenburg bei Wien ist dieser Tage der Bahnwächter Brunner zu 7 Monaten schweren Kerkers verurtheilt worden, weil er einen Anschlag auf den kaiserlichen Hofzug vorbereitet und dann verhindert hatte, um eine Belohnung zu erzielen. Am 23. September v. J. um halb elf Uhr nachts wurde der Nordbahn=Schnellzug zwischen Florisdorf und Wagram durch Knall=Signale plötzlich zum Stehen gebracht. Der Wächter Brunner meldete dem Zugführer, soeben hätten vier Kerle versucht, die Schienen aufzureißen. Man fand thatsächlich, daß aus einer linksseitigen Schiene die Schrauben und Stifte herausgezogen waren, so daß der Zug wahrscheinlich entgleist wäre, wenn der Wächter ihn nicht aufgehalten hätte. Bei genauerer Untersuchung verwickelte sich der Bahnwärter Brunner dann in Widersprüche, die schließlich zu seiner Verhaftung führten.
- In Paris ist die Zahl der Influenzakranken so groß, daß der Gemeinderath beim Kriegsminister um die Ueberlassung leerer Kasernen für die Unterbringung von Patienten, die in den überfüllten Hospitälern keine Aufnahme finden, petitionirt hat.
- Gegenüber den übertriebenen Gerüchten über den Umfang des Brandunglücks, welches die Benedictiner=Destillerie zu Fècamp in der Nacht vom 11. zum 12. Januar betroffen hat, wird mitgetheilt, daß nur die mechanische Holzschneiderei und die Verpackungsräume ein Raub der Flammen geworden sind. Das prachtvolle Museum mit den kostbaren Kunstschätzen der Abtei zu Fécamp sowie das große Laboratorium mit den Destillations=Apparaten, die beträchtlichen Vorräthe an altem Eau de Vie und die neun Keller mit dem Lager von Benedictiner=Liqueur sind unversehrt geblieben, so daß die Fabrikation keine Unterbrechung erleiden wird und die Versendungen dieser Tage wieder aufgenommen werden können. Der materielle Schaden der Gesellschaft ist übrigens durch Versicherung ausreichend gedeckt.
- Aus Warschau wird gemeldet, daß Bernhard Lauber, der Auswanderungs=Agent des Barons Hirsch, das ganze Königreich Polen bereist, um Juden zur Auswanderung nach Argentinien anzuwerben. Schon haben sich bis jetzt über 2000 Familien gemeldet.
- In der Stadt Wiszki, Gouvernement Witebsk, ist während des Gottesdienstes in der katholischen Kirche der stark überfüllte Chor eingestürzt. Es entstand eine furchtbare Panik, alles drängte zur Thür, in der Meinung, es sei Feuer ausgebrochen. Vom Chor gestürzte und niedergedrückte Menschen bildeten eine formlose Masse. 42 Personen sind auf der Stelle todt geblieben, über 60 schwer verletzt worden.
- In der Wohnung der Privathebamme Josefa Bednarek in Lodz, die sich mit der Pflege von Kindern befaßte, wurden von der Polizei 15 Kinderleichen, zum Theil ganz verwest, aufgefunden. Die Engelmacherin wurde verhaftet. Die Polizei ist in energischer Thätigkeit, um die Helfershelferinnen und etwaige weitere Kinderleichen zu entdecken.
- Wie kaukasische Blätter melden, haben im Ssignachschen Kreise die Heuschrecken ihre Eier auf einen Umkreis von 26 000 Deßjätinen gelegt. 170 000 Arbeiter dürften im Frühjahr nötig sein, um die Brut zu vernichten.
- Rom wurde in der Nacht zum Sonnabend um 1/2 12 Uhr von einem Erdbeben heimgesucht, das in zwei wellenförmigen Bewegungen von je 10 Sekunden Dauer zum Ausbruch kam, dessen Ausgangspunkt aber fern von Rom liegt. Die Erschütterung war sehr stark; sie pflanzte sich bis Velletri fort und erzeugte zumal in den oberen Quartieren und in Trastevere großen Schrecken. Die Leute stürzten halb nackt auf die Straße und wollten aus Furcht vor einer Wiederholung der Erschütterung nicht mehr in die Häuser zurückkehren; sie campierten einen großen Theil der Nacht auf Plätzen und Straßen um große Feuer. Die Bewohner des Testaccio=Quartiers flüchteten auf den Berg. In den Theatern wurde der Ausbruch einer grenzenlosen Verwirrung kaum verhütet; die Erschütterung wurde besonders auf den Gallerien empfunden, wo Damen in Ohnmacht fielen. Im Valle=Theater stürzten die Logenbesucher erschreckt auf die Straße, kehrten aber bald zurück und die Vorstellung nahm ihren Fortgang. Die Mauern vieler Häuser, die schon durch die Explosion des Pulverthurms gelitten haben, weisen Risse auf, doch sind Einstürze nirgends erfolgt. Ein Opfer hat das Erdbeben gefordert: Ein Influenzakranker flüchtete auf die Straße, brach fiebernd zusammen und brachte sich im Falle eine tödtliche Verletzung am Kopfe bei, der er erlag. Die Bevölkerung ist noch sehr aufgeregt; sie fürchtet die Wiederholung der Erschütterung. - Auch in der römischen Provinz richtete das Erdbeben großen Schaden an; in Eivita Lavinia stürzten mehrere Häuser ein, das Gemeindehaus ist halb zerstört und unbewohnbar geworden, zwei Tote wurden aus den Trümmern hervorgezogen. In Poccadi Papa und Genzano zeigen die Häuser viele Mauerrisse, in Frascati schläft die Bevölkerung unter Zelten. In Anzio, Nettuno und Velletri war die Erschütterung ebenfalls sehr stark, verursachte jedoch keinen Schaden.
- Das Erdbeben im Albaner=Gebirge am vergangenen Freitag ist auch in Porggiomirteto (Provinz Perugia), in Cittaducale und Avezzano (Provinz Aquila), sowie in einem großen Theil der Provinz Caserta verspürt und durch die seismographischen Apparate bis Benevento angezeigt worden. An der tyrrhenischen Küste ist dasselbe in Fiuminico, Ancio, Nettuno wahrgenommen worden. In Civita Lavinia hat in der Nacht zum Sonntag wiederum ein leichter Erdstoß stattgefunden. Der dort angerichtete Schaden beträgt ungefähr 300 000 Franks. Ueberhaupt hat das Erdbeben weit größeren Schaden angerichtet, als anfangs vermuthet wurde.
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