No. 6
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. Januar
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 6 Seite 1]

Der Tod des Herzogs von Clarence.

Vor einigen Wochen wurde über die Verlobung des ältesten Sohnes des Prinzen und der Prinzessin von Wales mit seiner Cousine, der Prinzessin Marie von Teck, der Nichte I. K. H. der Großherzogin von Mecklenburg=Strelitz berichtet, und heute müssen wir über den Tod des jungen Prinzen berichten. Sunt lacrimae rerum! Das ganze Land nahm an der bevorstehenden Hochzeitsfeier Antheil. Geschenke für die auf den 27. Februar anberaumte Hochzeit wurden vorbereitet. Die City von London hatte schon ein Diamanthalsband für die Braut ausgesucht und silbernes Tafelgeschirr für den neuen Haushalt bestellt, dessen Preis 50 000 Mark überschritt. Der 27. Februar sollte ein Festtag werden für das ganze Land. Und heute? Sunt lacrimae rerum! Mitten im Leben stehen wir im Tode! Jetzt wird der arme Prinz in derselben Capelle im Schlosse von Windsor beigesetzt, wo er am Traualtar mit der Braut zu stehen hoffte, die nun Wittwe ist, ehe sie Frau geworden. Arme Prinzessin May! Und die Eltern, die Geschwister, die Königin? Seit dem Hinscheiden des Prinz=Gemahls ist die königliche Familie von keinem so schweren Schlage heimgesucht worden, wie durch diesen Todesfall.
Es läßt sich nicht sagen, daß die Todesnachricht unerwartet kam. Das Bulletin, welches die erste Nachricht von der Erkrankung des Prinzen brachte, klang schon so ominös, daß man allgemein eine Gefahr für das Leben des dereinstigen Thronfolgers befürchtete. Die Berichte des nächsten Tages klangen wohl hoffnungsvoller. Da kam der in England so tief eingewurzelte Aberglaube in's Spiel. War es nicht ein Herzog von Clarence, der krank lag? Warum hatte man ihm diesen unheilvollen Titel verliehen! Schon der erste Herzog von Clarence, ein Sohn Eduards III., starb früh und im Unglück. Und der andere Clarence, der, von seinem Bruder zum Tode verurtheilt, sich zum Werkzeug seiner Hinrichtung ein Faß Malvasier wählte, in welchem er 1478 im Tower von London ertränkt wurde. Nur einer der Herzöge von Clarence, der Vorgänger der Königin Victoria, entging dem unglücklichen Geschick frühen oder gewaltsamen Todes, das sonst alle Träger dieses Namens ereilt hatte, so daß man ihn 300 Jahre lang keinem Prinzen des königlichen Hauses beigelegt hatte. Der Bann schien mit Wilhelm IV. gebrochen. Dann ging der Titel auf den Prinzen Albert Victor über.
Als die Bulletins zuversichtlicher lauteten, sagte doch Alles: er wird sterben. Und er starb! Hier flog die Trauerkunde von Mund zu Mund. Der Verlauf der Krankheit war ein äußerst schneller und heftiger. Noch am Freitag war er auf der Jagd, fühlte sich aber gegen Mittag so unwohl, daß er am Schluß derselben, von seiner Braut begleitet, nach Sandringham zurückkehrte. Am Sonnabend war die Influenza in voller Stärke ausgebrochen; noch spät am Abend wurden zwei der hervorragendsten Aerzte aus London berufen, da der Hausarzt die Verantwortung der Behandlung nicht allein tragen mochte. Am Sonntag trat eine akute Lungenentzündung hinzu, und von da ab schwebte der Kranke zwischen Leben und Tod. Man kann sich leicht vorstellen, welche qualvollen Stunden die um das Krankenlager Versammelten durchlebten. Zum Besuche des Bräutigams war die Prinzessin mit ihren Eltern gekommen und stand nun an seinem Sterbelager! Der Prinz und die Prinzessin von Wales sind seit Montag nicht von der Seite des Kranken gewichen; Niemand in Sandringham hat während der letzten drei Tage und Nächte das Bett aufgesucht. Am Dienstag schien sich der Zustand des Kranke etwas zu bessern; in der Nacht trat aber wieder eine Verschlimmerung ein, die bei Tagesanbruch kritisch wurde. Am 13. mußte man schon das Schlimmste fürchten, gegen Abend erstand aber wieder eine leise Hoffnung, daß der Prinz die Krankheit überwinden werde. Angst= und Spannungsvoll wachten die Eltern und Geschwister und die Braut an seiner Seite. Bei Tagesanbruch schlug er die Augen auf - zum letzten Mal! Seine Kräfte schienen ihn plötzlich zu verlassen, und alle Kunst der Aerzte konnte das schnell davon eilende junge Leben nicht länger aufhalten.
Prinz Albert Viktor genoß im elterlichen Hause eine sehr sorgfältige Erziehung, 1877 trat er als Seekadet auf dem Kriegsschiffe "Britannia" in Portmouth ein und diente da zwei Jahre lang "von der Pike auf"; 1879 trat er sodann mit seinem jüngeren Bruder Georg als Midshipman auf dem Kriegsschiff "Bacchante" eine Fahrt um die Welt an, die über 2 Jahre währte, und über welche der verstorbene Prinz recht anregende Aufzeichnungen in einem zweibändigen Buche niedergeschrieben hat. Nach seiner Rückkehr 1882 bezog er die Universität in Cambridge und studirte dann einige Zeit in Heidelberg. Nach England zurückgekehrt, trat er als Kadet bei einem Infanterie=Regiment ein, wurde alsbald zum 10. Husaren=Regiment als Offizier versetzt, wo er eine zweijährige Militärzeit abdiente.
Vom Jahre 1885 lebte der Prinz zumeist bei seinen Eltern und übernahm einen Theil der auf den Schultern des Prinzen von Wales ruhenden öffentlichen Funktionen. Er war ein guter Redner, sehr gewinnend im Umgang und, wie sein Vater, ohne Stolz und äußerst liebenswürdig. Er war darum auch in allen Kreisen außerordentlich beliebt. Damen gegenüber besaß er eine gewisse Zurückhaltung; in der Auswahl seiner Freunde war er sehr vorsichtig.
Die Beisetzung des Herzogs von Clarence wird am Mittwoch in Windsor mit militärischen Ehren stattfinden. Der Prinz, die Prinzessin von Wales und die Königin befinden sich andauernd wohl. Es werden viele fremde Prinzen der Feierlichkeit beiwohnen.


Nach dem Berliner "Aktionär" bleibt die Reform des Eisenbahn=Personentarifs aus finanzpolitischen Gründen einstweilen vertagt.
Der preußische Eisenbahnminister setzte, wie die Voss. Ztg. erfährt, durch Erlaß an die Eisenbahndirektionen den Preis für die nach der bevorstehenden Absperrung der Bahnsteige zu verausgabenden Bahnsteigkarten überall gleichmäßig auf zehn Pfennige fest.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 6 Seite 2]

In Bezug auf die geplante Börsen=Reform bestätigt jetzt der "Reichsanzeiger", daß von der Reichsregierung diejenigen Bundesstaaten, in denen sich Börsen befinden, eingeladen worden sind, nach Berlin Vertreter zu entsenden, um die Grundzüge für die Prüfung einer Börsenreform festzustellen.
Die preußischen Behörden wurden soeben angewiesen, darauf zu achten, daß Schriften, welche Raub= und Mordgeschichten behandeln und die Verherrlichung von Verbrechen u. s. w. betreiben, vom Gewerbetrieb im Umherziehen ausgeschlossen werden.
Die diesjährigen Kaisermannöver sollen bei Trier abgehalten werden. Das 8. (Rheinische) Korps wird gegen das 16. (Metzer) Korps manövrieren.
Zur Construction eines leichteren Armeesattels, dessen Gerüst aus Aluminium bestehen soll, hat der A. K. C. zufolge Generallieutenant v. Rosenberg, Inspecteur der Cavallerie=Inspection, Anregung gegeben. Mit dem Sattel sollen Versuche angestellt werden.
Die Zahl der bewilligten Altersrenten betrug am Schluß des ersten Jahres seit dem Inkrafttreten des Invaliditäts= und Altersversicherungsgesetzes 132 917. Ansprüche waren bei den 31 Versicherungsanstalten und 8 Kasseneinrichtungen 173 668 erhoben worden. Von diesen wurden 132 917 Rentenansprüche anerkannt, 30 534 zurückgewiesen und 7102 als unerledigt auf den Monat Januar 1892 übernommen während die übrigen 3115 Anträge auf andere Weise ihre Erledigung gefunden haben.
In Bezug auf die Steuerverhältnisse giebt es doch noch ein glückliches Land im Reich. In Braunschweig sind die finanziellen Verhältnisse so günstig, daß für die bevorstehende neue Finanzperiode wiederum ein Nachlaß der Staatssteuern für zwei Monate des Jahres in Aussicht genommen ist. Dabei sind dort die Staatssteuern an und für sich viel niedriger als in Preußen.
Der französische Generalstab hat beschlossen, daß in den nächsten großen Herbstmanövern sogen. "gemischte" Regimenter zur Verwendung kommen sollten. Es sind das Regimenter, welche aus verschiedenen Armeecorps gebildet werden. Das 2" 5., 6., 7., 13. und 17. Armeecorps sind dazu in Aussicht genommen. Außerdem beabsichtigt man, Divisionen zu drei Brigaden und Armeecorps zu drei Divisionen für die Herbstübungen zusammenzustellen.
Die "Kreuzztg." erfährt aus guter Quelle, daß die Verhandlungen Rußlands in Paris über die "Milliarden=Anleihe" allen Ableugnungen zum Trotz fortgesetzt werden. Die Eisenbahn Anleihe scheint allerdings vorläufig gescheitert zu sein; wenigstens überschritten die Forderungen der Pariser Banken bei weitem alles, was der russische Agent zuzugestehen Vollmacht hatte.
Nach einer zuverlässigen Nachricht aus Gatschina leidet die Czarin an einem Influenza=Rückfall und ist infolge dessen nicht unbedenklich erkrankt. Die Kaiserin hatte die tückische Krankheit kaum überstanden, als sie zum zweiten mal davon ergriffen wurde; am Hofe ist man bei der ohnehin zarten Gesundheit der Zarewna in ernster Sorge und der Czar, der - auch hierin im Gegensatz zu seinem galanten Vater - ein musterhaftes Familienleben führt, zeigt sich tief bekümmert.
Die Enthebung des Generalgouverneurs von Warschau, des Generals Gurko, und die beabsichtigte Ersetzung desselben durch den Großfürsten Wladimir macht in Rußland selbst kaum weniger Aufsehen wie im Ausland. Während General Gurko, ganz abgesehen davon, was man sich in militärischer Beziehung von ihm versprach, noch bis vor ganz kurzer Zeit für eine der beliebtesten Persönlichkeiten am Hof des Kaisers in St. Petersburg galt, soll er jetzt ziemlich stark in Ungnade gefallen sein, und zwar wegen verschiedener falscher Berichte über die Verhältnisse in Polen, die von den Gendarmeriechefs anders dargestellt worden seien.
Die Hungersnoth beschäftigt in St. Petersburg alle Gemüter und in maßgebenden Kreisen nimmt man die Vermutung ausländischer Blätter, Rußland könne jetzt an Kriegsvorbereitungen denken, mit Achselzucken auf. Thatsächlich gehören alle Anstrengungen jetzt der inneren Noth, die namentlich auf den schwer beweglichen Geist des Czaren einen ungeheuren, in ihren Folgen noch nicht absehbaren Eindruck gemacht haben. Man erwartet große Entschlüsse und es steht fest, daß die gute Hälfte aller Verwaltungsbeamten wegen Unfähigkeit und betrügerischer Machenschaften aus dem Dienste gejagt werden wird. Bekanntlich wurden von den reichen Wohlthätigkeitsspenden für die Hungernden große Summen unterschlagen, was zur Kenntniß des Kaisers gekommen ist. In die Beamtenkreise ist daher ein heilsamer Schrecken gefahren, seit nun auch bekannt geworden ist, daß der Czar alle Berichte aus den Nothstandsdistrikten zu eigener Prüfung eingefordert hat. Die sehr zahlreichen und mitunter äußerst - deutlichen Randbemerkungen des Selbstherrschers dürften noch weiteren Schrecken bereiten und hoffentlich zu einer Säuberung der durch und durch korrumpirten Verwaltung führen.
Die Reisedispositionen der Königin von Großbritannien sind jetzt wie folgt getroffen: Die Königin wird sich über Cherbourg nach Hyères begeben. Von hier erfolgt die Rückreise mit der Gotthardbahn über Basel nach Darmstadt, wo die Königin zwei Tage am großherzoglichen Hofe verbleibt. Dann fährt die Königin nach Kronberg im Taunus, wo sie zehn Tage bei der Kaiserin Friedrich verweilen wird. Schließlich ist noch ein Besuch in Coburg beabsichtigt, von wo die Königin über Ostende nach England zurückreist.


Seiden=Damaste schwarze, weiße und farbige v. Mk. 2.35 bis Mk. 1.40 pr. Meter. (ca. 35 Qual.) - versendet roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Carlow sub Nr. 17 belegene Büdnerstelle c. p. des Schneiders Joachim August Kleinfeldt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben Vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 2. April d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. Januar 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1872 und früher geborenen resp. mit einer entgültigen Entscheidung über ihre Militärpflicht nicht versehenen militärpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat am

Sonnabend, den 30. Januar d. J.,

Vormittags in den Stunden von 10 bis 12 Uhr, beim Stadtsecretair Schrep hieselbst zu geschehen. Auswärts geborene Militärpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein vorzulegen.
Schönberg, den 18. Januar 1892.

Der Magistrat.


Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 18. Januar 1892.

Die Armenbehörde.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 6 Seite 3]

Invaliditäts= und Altersversicherung.

1. Der während der letzten Tage in größerem Umfange vorgenommene Umtausch von Quittungskarten hat ergeben, daß in mehrfachen Fällen Behörden, Arbeitgeber und Aerzte die Dauer von Krankheiten und militärischen Dienstleistungen in den Quittungskarten unter der Rubrik "Aufrechnung der Quittungskarte" bescheinigt haben. Wir machen darauf aufmerksam, daß solche Eintragungen in die Quittungskarten nur durch die Amtsstellen vorgenommen werden dürfen, welchen die in § 18 des Gesetzes vom 22. Juni 1889 erwähnten Militairpapiere, Bescheinigungen der Krankencassen, Gemeindebehörden u. s. w. zum Nachweis der militärischen Dienstleistungen und der Krankheiten vorzulegen sind.
2. Es sind wiederholt Anfragen hierher gerichtet, ob eventuell an welche Stelle die Quittungskarten von verstorbenen Versicherten abzuliefern sind. Wir ersuchen, solche Karten der für den Wohnsitz oder den letzten Aufenthalt des Verstorbenen zuständigen Amtsstelle zu übersenden.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 6 Seite 39]
a. andere Entwerthungszeichen unzulässig sind;
b. bei der Entwerthung die Marken nicht unkenntlich gemacht werden dürfen, insbesondere der Geldwerth der Marke, die Lohnclasse und die Versicherungsanstalt, für welche die Marke ausgegeben ist, erkennbar bleiben muß;
c. die sogenannten Doppelmarken, d. h. Wochenmarken von 28 Pfennig, nur von den Amtsstellen entwerthet werden dürfen.
Schwerin, am 11. Januar 1892.

Der Vorstand der Versicherungsanstalt Mecklenburg.


Bekanntmachung.

In der Besetzung der für den Bezirk der diesseitigen Berufsgenossenschaft errichteten Vertrauensmanns= bezw. Vertrauensmann=Stellvertreter=Aemter treten mit dem 1. Januar 1892 innerhalb des Amtsgerichtsbezirks Schönberg folgende Veränderungen ein.
Es werden fungiren für den
20. Bezirk, umfassend die Stadt und die Vogtei Schönberg sowie das Gut Torisdorf, als

Vertrauensmann=Stellvertreter - statt des bisherigen (Hauswirth Behncke zu Menzendorf) - der Hauswirth Burmeister zu Rodenberg.
21. Bezirk, umfassend die Vogtei Rupensdorf, als
Vertrauensmann - statt des bisherigen (Schulze Hagendorf zu Boitin=Resdorf) - der Oberförster Hottelet zu Schönberg.
Vertrauensmann=Stellvertreter - statt des bisherigen (Erbpächter Prüß in Lauen) - der Hauswirth Joachim Oldenburg zu Niendorf.
22. Bezirk, umfassend die Vogtei Stove, als
Vertrauensmann=Stellvertreter - statt des bisherigen (Schulze Wigger zu Samkow)) - der Hauswirth Seeler zu Samkow.
23. Bezirk, umfassend die Vogtei Schlagsdorf nebst Domhof und Palmberg bei Ratzeburg, als
Vertrauensmann - statt des bisherigen (Schulze Stein zu Rieps) - der Hauswirth Hecht zu Schlag=Resdorf.
Vertrauensmann=Stellvertreter - statt des bisherigen (Schulze Hauschild zu Ziethen) - der Pächter Röper zu Gr. Molzahn.
24. Bezirk, umfassend die Vogtei Mannhagen nebst den Gütern Horst und Dodow, als
Vertrauensmann - statt des bisherigen (Viceschulze Brüggemann zu Mannhagen) - der Schulze Brüggemann zu Walksfelde.
Neubrandenburg, den 19. December 1891.

Der Vorstand
der Mecklbg.=Strelitz'schen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft.
C. Graf von Bernstorff.


Holz=Auction Nr. 9.

Am Donnerstag den 21. Januar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:

Aus den Hohemeiler Tannen.

100 Rmt. tannen Kluft,
300 Rmt. tannen Knüppel,
  29 Rmt. tannen Rodestämme,
  20 Fuder tannen Durchforstholz I., II. u. III. Cl.
Schönberg, den 13. Januar 1892.

                                                    Der Oberförster.
                                                    C. Hottelet.


Ersparniß= & Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Antonitermines
vom 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und an den Sonntagen
von 8 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 9. Januar 1892.                          
                                                    Das Directorium.


Möbelversicherungs-Verein
im Fürstenthum Ratzeburg.

Die Mitglieder werden gebeten, ihre Beiträge (I. 100 M. 20 Pfennig (Mecklenburg). II. 100 M. 26 Pfennig (Mecklenburg). III. 100 M. 30 Pfennig (Mecklenburg).) bis zum 1. Februar 1892 an die Kreisvorsteher zu entrichten.

                                                    Der Vorstand.


Gesucht werden zu Antoni d. J. gegen 4% in eine Landstelle 1700 Mark. Näheres in der Expedition dieser Anzeigen.


Hausverkauf.

Ein in guter Geschäftslage liegendes zweistöckiges, neues Wohnhaus mit Ställen und Hofplatz mit Auffahrt soll zu annehmbarem Preise verkauft werden. Selbstkäufer erfahren Näheres durch

                                                    H. Retelstorf, Bäckermeister.

Schönberg, den 14. Januar 1892.


Zu vermiethen zu Ostern                          
eine Wohnung
für eine kleine Familie.                                                    
                                                    Vor dem Siemzerthor 151.


1 od. 2 Mädchen oder Knaben, welche die Lübecker Schule besuchen sollen, finden gute bürgerliche Pension für 400 Mk. Wohnung mit groß. Garten nahe vorm Thor.
Näheres bei A. Vogt, Lübeck, Hüxterthor=Allee 33.


Suche zu Ostern noch einen                          
Lehrling.
                                                    Rud. Renzow, Schneidermeister.


Gesucht zu Ostern                          
ein Lehrling.
Sohn rechtlicher Eltern.                                                    
C. Osbahr, Wagenbauer u. Stellmachermeister.
                          Lübeck, Königstraße 125.


Für mein Manufacturgeschäft suche ich zu Ostern einen

Lehrling.
Freie Station im Hause.                                                    
                                                    J. H. Pein, Lübeck.


Gesucht zu Ostern ein                          
ordentliches Mädchen
von                                                     Frau J. Ladendorf.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 6 Seite 4]
Grösstes Maskenverleih-Institut  von W. Gerloff,
Berlin, Wallstr. 82/3.

empfiehlt reichste Auswahl hochfeiner Damen= u. Narren=Costüme. Aufträge nach Ausserhalb werden prompt effectuirt. Auch gebe größere Posten an Wiederverleiher und Vereine unter günstigen Bedingungen ab. Preiscourant gratis.


Gewerbe-Verein.
Hauptversammlung
am Dienstag, den 19. Januar, Abends 7 1/2 Uhr.

Vortrag des Afrika=Reisenden Herrn C. Weidmann:

"Die Wißmann=Expedition und die bisherige Entwickelung der deutsch=ostafrikanischen Besitzungen" und die Auslegung einer reichen Sammlung afrikanischer Gegenstände.
NB. Eintrittskarten für Nichtmitglieder im Vorverkauf bei Herrn Gastwirth Boye und an der Casse 50 Pfg., für Schüler 25 Pfg.


Gartenbau-Verein.
Versammlung Mittwoch den 20. Januar

abends 8 Uhr in Spehr's Hotel.

                   Tagesordnung:
1. Rechnungsablage und Vorstandswahl.
2. Vortrag von Herrn Schär über Kompost.

                                                    Der Vorstand.


Grosser Inventur
Ausverkauf.

Von heute ab verkaufen wir sämmtliche bei der Inventur zurückgesetzte Waaren, Reste Kleiderstoffe, Buckskins, Bettzeuge, Leinen etc. sowie Roben knappen Maaßes zu äußerst billigen Preisen.

                                                    Gebr. Burchard.


Agentur der
Mecklenburg. Bank in Schwerin
für
Schönberg und Umgegend.

Spar= und Capital=Einlagen werden z. Zt. verzinst:

1) gegen Sparbücher der Bank mit dreieinhalb pro cent;
2) gegen Schuldverschreibungen der Bank je nach der Kündigungsfrist mit dreieinhalb, drei und zwei pro cent;
3) im Baar=Conto=Corrent mit zwei pro cent.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Bankcommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.

Schönberg i/M.                                                     Wilh. Schrep,
                                                                                Stadtsecretair.


Doppel=Malzbier

à Fl. 12 Pfg., für schwache und kranke Personen ärztlich empfohlen, empfiehlt

                                                    Max C. Sass.


Brustbonbons
gegen Husten, Erfolg garantirt.                                                    
                                                    Max C. Sass.


Schüler, welche die hiesige Schule besuchen sollen, finden zu Ostern freundliche Aufnahme. Näheres bei

                                                    F. Becker.


Gesucht werden noch zum bevorstehenden Antoni=Termin in hiesige Landstellen und städtische Grundstücke verschiedene Posten Geld, von 300 bis 12 000 Mk., gegen Hypothek oder sonst entsprechende Sicherheit. Näheres durch

P. Maass, Marienstraße 46.


Pferd   Mein schwarzbrauner steht von jetzt an zum Decken bereit.

Warsow.                                                     H. Blank.


Auf dem Ball der Schweingilde bei Frl. Köster, in der Nacht vom Sonntag zum Montag, ist in der Garderobe ein Herren-Paletot abhanden gekommen, - vielleicht aus Versehen mitgenommen worden. - Der jetzige Inhaber, welcher erkannt worden ist, wird ersucht, selbigen bei Frau Blomberg, Hinterstraße abzugeben.


Statt besonderer Meldung.

Die Verlobung unserer ältesten Tochter Anna mit dem Lehrer Herrn Johannes Fischer in Brützkow beehren wir uns anzuzeigen.

                                                    Domainenpächter Rieckhoff u. Frau,
                                                    geb. Stier.
-------------------
Anna Rieckhoff
Johannes Fischer
Verlobte.
Hof Rabensdorf.                                                    Brützkow.
den 17. Januar 1892.


Statt besonderer Meldung.

Heute Nachmittag starb hier plötzlich und unerwartet in seinem 75. Lebensjahre unser guter, lieber Mann, Vater, Großvater und Schwiegervater, der

Rentier Heinrich Burmeister
aus Grevesmühlen.
                                                    Tiefbetrauert von den Seinen.

Rodenberg bei Grieben, d. 16. Jan. 1892.
Die Beerdigung findet am Mittwoch den 20. d. M., Mittags 1 Uhr, von Rodenberg aus statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 6 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 6 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 19. Januar 1892.


- Schönberg. Der hiesige Gewerbeverein ist die Veranlassung zu dem am 19. Januar im Boyeschen Saale stattfindenden Vortrage des Afrikareisenden Weidemann, der als Berichterstatter der Hamburger Nachrichten s. Z. der Wißmann=Truppe zugetheilt war, und nun nach seiner glücklichen Rückkehr aus Afrika hier in Deutschland Vorträge hält über seine dortigen Erlebnisse. Der Vortrag am 19. Januar ist für den Gewerbe=Verein mit nicht unbedeutenden Kosten verknüpft und ist auch aus diesem Grunde zu wünschen, daß derselbe zahlreich besucht wird. Wir verfehlen nicht, hier nochmals auf diesen interessanten Abend hinzuweisen, der durch die ausgestellten Sammlungen an Waffen, Geräthen und Schmuckgegenständen der afrikanischen Eingeborenen besonders an Interesse gewinnt.
- Schönberg. Wahrscheinlich in einem Anfall von Schwermuth machte am 17. Jan. Morgens der Fuhrmann und Kornhändler I. hieselbst durch Erhängen seinem Leben ein Ende. Krankheit in der Familie und wahrscheinlich auch geschäftliche Mißerfolge werden die Veranlassung gewesen sein, welche den sonst gut situirten, aber seit Jahren mit einem chronischen Leiden behafteten Manne zu dem traurigen Schritt getrieben haben.
- Schönberg. Auf der vom Verein Fortuna in Berlin vom 15. bis 19. d. M. veranstalteten Geflügelausstellung wurde dem Kaufmann Lundwall hierselbst für 1 Stamm Wyandottes der 2. Preis und dem Kaufmann W. Maaß von hier für schwarze Minorka ein 1. und 2. Preis zuerkannt.
- Schönberg. Es geht uns zu unserer Mittheilung in letzter Nummer bezüglich der Unfallversicherungssache des Arbeiters Hecht zu Klocksdorf von dessen Vertreter, Rechtsanwalt Fölsch hieselbst, folgende Berichtigung zu. "Es ist nicht richtig, daß die Rente des p. Hecht auf ein Drittel der vollen Rente herabgesetzt war, weil ein hiesiger Arzt dessen Erwerbsfähigkeit auf diese Summe abgeschätzt hatte, vielmehr erfolgte die Abminderung auf ein Drittel der vollen Rente, trotzdem sich der betreffende hiesige Arzt gegen die Abminderung ausgesprochen hatte. Wesentlich aus letzterem Grunde ist übrigens die mit Erfolg durchgeführte Berufung eingelegt worden."
- Neustrelitz. Auf dem Kaninchenberge, einer Anhöhe im hinteren Theile des Großh. Schloßgartens, ist ein Mausoleum in griechischem Stile errichtet worden, das die Statuen der Königinnen Luise von Preußen und Friederike von Hannover, bekanntlich Schwestern des hochseligen Großherzogs Georg, Vaters unseres regierenden Herrn, sowie einen Sarkophag der ersteren aufnehmen soll. Früher befand sich in dem sog. Luisentempel im Schloßgarten eine Nachbildung des Sarkophages der Verewigten im Charlottenburger Mausoleum. Diese Nachbildung war aus Gyps und wird einer solchen aus Marmor Platz machen, die Professor Wolff in Rom, ein Neustrelitzer und Schüler des Meisters Rauch, angefertigt hat. Das Mausoleum ist bis auf die Fenster und die innere Einrichtung im Bau fertig und gewährt einen recht guten Anblick.
- Aus Wismar berichtet das "M. T.": Von dem früheren Franziskanerkloster ist noch ein Theil der Kellereien unter dem jetzigen Realschulgebäude erhalten. Betritt man den Keller vom Mönchhofe aus, so ist links eine vermauerte Thür. Es soll dies der Eingang zu einem unterirdischen Gange, welcher vom Kloster nach St. Jacob führte, gewesen sein. An den Gang knüpft sich folgende Sage: In Wismar wurde einmal ein Trommelschläger zum Tode verurtheilt. Der Commandant änderte das Urtheil dahin ab, daß der Trommelschlager in den unterirdischen Gang hineingehen und das Ende desselben aufsuchen, dabei aber fortwährend trommeln solle, damit man die Richtung des Ganges bestimmen könne. Komme er mit dem Leben davon, so solle er begnadigt werden. Der Tommelschläger ging in den Gang hinein. In der ABCstraße, Altböterstraße bis zum Markte hörte man das Trommeln, dann ward es still. Den Trommelschläger hat man nie wieder gesehen, doch soll man zu gewissen Zeiten den Trommelschall noch hören. Nach einer andern Sage verband der unterirdische Gang die Stadt mit dem Walfisch, einer kleinen Insel vor dem Hafen.
- Die Besuchsziffer in den städtischen Gymnasien, Realgymnasien und Oberrealschulen zu Berlin ist in dauerndem Rückgang begriffen. Nach einer Uebersicht über die Besuchsziffer der gedachten Anstalten waren in dem Zeitraum von Ostern bis Weihnachten 1891 vorhanden 13 282 gegen 13 577 Schüler des gleichen Zeitraumes in dem Vorjahre, also 292 weniger. Sie vertheilen sich auf die Gymnasien mit 164, Realgymnasien mit 80 und die Oberrealschulen mit 51 Schülern.
- Ein Berliner Börsenmann, der bisher mit einem Jahreseinkommen von 200 000 Mk. eingeschätzt war, veranschlagte dasselbe jetzt auf 1 200 000 Mk. Der Vorsitzende der dortigen Steuercommission sagte dazu, daß ein derartiger Fall bisher noch nicht vorgekommen sei.
- Der Vorsteher des Berliner Postzeitungsamtes, Postdirektor Joseph Didden, ist am Freitag gestorben. Derselbe brachte dem deutschen Zeitungswesen das wärmste Interesse entgegen und sorgte stets für schnellste Versendung.
- Die Berliner Gefängnisse sind überfüllt und die Residenz wird bald nicht mehr in der Lage sein, mit den bestehenden Anstalten auszukommen. Am Montag befanden sich in Berlin 5803 Personen hinter Schloß und Riegel.
- Sozialdemokratische Bäckergesellen beabsichtigen in Berlin zum 1. April eine Genossenschaftsbäckerei zu begründen mit unbeschränkter Haftpflicht. Die Antheile sollen 5 Mk. betragen mit wöchentlicher Theilzahlung von 50 Pfg. - Jedenfalls ist dergleichen vernünftiger, als zu streiken. In der Verwaltung einer Genossenschaftsbäckerei können die Sozialdemokraten praktische Studien machen, wie haltlos ihre Behauptungen sind über die "Ausbeutung des Unternehmertums."
- In einer am Donnerstag Abend in Berlin abgehaltenen von etwa 3000 Buchdruckergehilfen besuchten Versammlung ist, nachdem der Führer über den Stand des Streiks berichtet hatte, der Streik für beendigt erklärt worden. Auch aus Dresden wird gemeldet, daß dort die Arbeit von allen Ausständigen unter den alten Bedingungen wieder aufgenommen werden soll.
- Der Kaiserbazar in Berlin, der vor kaum einem Jahre unter mächtigem Reklametamtam ins Leben trat, ist heute mit Glanz pleite. Man hatte sich vom Anfang an nicht nach der Decke gestreckt und zu unüberlegt darauf los gewirthschaftet.
- Auf dem Tempelhofer Feld bei Berlin hat sich dieser Tage ein Student erschossen, der von der Freiburger "Allemannia" wegen seiner schlechten Mensuren ausgestoßen war und sich diese Maßregelung zu sehr zu Herzen genommen hatte. Der reich begabte junge Mann war der einzige Sohn eines bekannten und beliebten Berliner Schulmannes.
- Trotz aller Warnungen wird das Fensterputzen von Frauen und Mädchen noch immer ohne die nöthigen Vorsichtsmaßregeln ausgeführt. Am Sonnabend hat sich dieser Leichtsinn wieder furchtbar gerächt, indem in Berlin eine Frau bei der erwähnten Beschäftigung aus dem Fenster des dritten Stockes in den Hof hinabstürzte und auf der Stelle verstarb.
- Ein Raubanfall ist dieser Tage auf der Berlin=Oranienburger Chaussee gegen einen mit seinem Gefährt des Weges kommenden Bauern versucht und nur durch das entschlossene Auftreten desselben vereitelt worden. Der Bauer kam am Spätnachmittage vom Markt aus Oranienburg und fuhr nach seinem Wohnsitz Borgsdorf. Der Bauer wurde von

[ => Original lesen: 1892 Nr. 6 Seite 6]

den Männern angesprochen und gebeten, die Frau, da sie krank sei, mit auf den Wagen zu nehmen. Der Dorfbewohner erlaubte dies. Man setzte eine Kiste auf den Wagen und die vermeintliche Frau stieg auf. Hierbei bemerkte jedoch der Eigenthümer des Gefährts, daß die Frau lange Schaftstiefeln trug und schöpfte aus diesem Umstande Verdacht. Er ließ die "Frau" gar nicht zum Sitzen kommen, zog schleunigst die Zügel an und fuhr in scharfem Trabe davon, so daß durch den plötzlichen Ruck die Frau vom Wagen geschleudert wurde. Als er zu Hause angekommen war, machte er dem Amtsvorsteher von dem Vorfall Anzeige und übergab ihm die Kiste. Man fand in derselben verschiedenartige Dolche und geladene Revolver, sowie Diebeshandwerkzeug vor.
- Der Schneeschuhsport, dem in Norwegen und Schweden seit undenklichen Zeiten Groß und Klein huldigt, scheint nunmehr auch bei uns Eingang zu finden, wie vielfache practische Versuche dargethan haben, die in verschiedensten Gegenden Deutschlands unternommen, bereits theilweise zur Gründung von Schneeschuh=Clubs geführt haben. Die Ausübung dieses gesunden und interessanten Wintersports, der für Herren wie Damen und Kinder gleich geeignet ist, ist nicht schwer; auch dient derselbe practischen Zwecken: der Jagd wie dem Verkehr in oft unzugänglichen Gebirgsgegenden, für die sich durch ihn eine ungeahnte Einnahmequelle auch im Winter erschließen wird. Dem Schlittschuhlauf gegenüber hat derselbe den großen Vortheil, nicht an enge örtliche Grenzen gebunden zu sein, und wirkt dabei in hygienischer Beziehung auf das Vortheilhafteste auf Körper und Geist. Es sei daher dieser Sport der Aufmerksamkeit unserer Leser empfohlen. Wir bemerken, daß die Geschäftstelle des Verbandsorgans der deutschen Touristenvereine "Der Tourist", Berlin W., Köthenerstr. 37, der sich die Einführung des Schneeschuhlaufs zur besonderen Aufgabe gestellt hat, jedem Interessenten bereitwilligst kostenfreie Information und Auskunft giebt.
- In der Nähe von Hamburg hat zwischen zwei der Sportwelt angehörigen Herren ein Pistolenduell stattgefunden, bei dem der eine der Duellanten erschossen wurde.
- Das Staatsgestüt Trakehnen liegt bekanntlich ganz nahe der russischen Grenze und würde somit im Fall eines Krieges großer Gefahr ausgesetzt sein. Um dieser zu begegnen, sind seit langer Zeit die umfassendsten Vorkehrungen getroffen, sodaß alle Besorgnisse unnöthig erscheinen dürfen. Stetige Wachsamkeit und Bereitschaft, wie ein fertiger, practisch erprobter Mobilmachungsplan, verbürgen die Rettung der Herden, die in unglaublich kurzer Zeit den Ort verlassen würden. Ein Fernsprech=Apparat, der den Hauptort mit den Vorwerken verbindet, ermöglicht die sofortige Ertheilung der Befehle. An Reitern kann es natürlich in dem Rosseland, wo jedes männliche Individuum ein geborener Reiter ist, nicht fehlen.
- Ueber die silbernen Zwanzigpfennigstücke schreibt der deutsche Reichsanzeiger: Die neuerdings in der Presse verbreitete Nachricht, daß die Einziehung der silbernen Zwanzigpfennigstücke beabsichtigt werde oder sogar unmittelbar bevorstehe, entbehrt jeder Begründung.
- Die Schiffahrt von Bremen hat 1891 gegen das Vorjahr um 350 405 Tons, diejenige von Hamburg um 559 000 Tons zugenommen.
- Am 31. December v. J. wurde in Breslau der Nachlaß des verstorbenen Graveurs Bitterolf versteigert. Unter den zur Auction gelangten Gegenständen befand sich auch ein eiserner Geldschrank, der von dem Trödler Max Richter erstanden wurde. Der Geldschrank wurde von Richter nach einer Remise geschafft, woselbst er mehrere Tage stehen blieb. Am 8. Januar schloß R. den Geldschrank auf, um ihn zu reinigen. Bei dieser Gelegenheit fand derselbe durch Zufall ein geheimes Fach und in diesem vier Sparkassenbücher sowie Werthpapiere im Gesammtbetrage von 40 000 und einigen 100 Mark. R. erstattete von dem Funde sofort der Polizeibehörde Anzeige.
- In Helgoland ereignete sich anfangs der Woche am Ende der Siemens=Terrasse ein erheblicher Felsabsturz, wobei eine dem Felsen zugewandte Hauswand eingedrückt wurde. Die Absturzmasse wird auf 2000 Kubikmeter geschätzt.
- In Karlsruhe hat sich am Dienstag früh ein Wachtposten wenige Minuten vor der Ablösung erschossen. Das Motiv der That ist unbekannt.
- Die Proben hochgespannter elektrischer Ströme von Lauffen nach Heilbronn und die Versuche an den Sekundär= und Teritärtransformatoren sind befriedigend ausgefallen. Am 11. Januar wurde der Strom von 5000 Volt. auf 1500 herabgemindert und gefunden, daß sowohl Kabelnetz als Transformatoren ausgezeichnet functioniren. Sobald die Staatscommission die Anlage geprüft und die Genehmigung ertheilt hat, werden die 70 Abonnenten, welche sich bis heute angeschlossen haben, Licht und Kraft von Lauffen erhalten.
- Durch Commandanturbefehl ist der Garnison von Augsburg der Besuch von neunzehn Wirthschaften verboten worden, weil dieselben Sammelplätze von Sozialdemokraten sind.
- Aus Wien berichtet man vom 11. d. M.: Der Landwehr=Dragoner=Leutnant Ludwig Graf Mazzuchelli machte in einem Hotel in der Leopoldstadt seinem Leben durch einen Revolverschuß ein Ende. Graf Mazzuchelli, welcher aus einem alten venezianischen Adelsfamilie stammt, war ungefähr 30 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern. Man fand denselben, auf dem Sopha sitzend, tot. Er hatte sich aus einem sechsschüssigen Revolver eine Kugel in die rechte Schläfe geschossen und starb sofort an innerer Verblutung. Graf Mazzuchelli hat weder Aufzeichnungen über die Beweggründe zum Selbstmord hinterlassen, noch Abschiedsworte an seine Familie geschrieben. Man fand außer der Waffe und einem Baarbetrage von 3 fl. 11. kr. nichts bei ihm. Finanzielle Kalamitäten sind jedenfalls die Ursache des Selbstmordes. Der Graf soll drückende Schulden gehabt haben und in der Absicht nach Wien gekommen sein, Geld aufzutreiben, und die dringensten Gläubiger zu befriedigen. Dies gelang ihm nicht.
- Einige junge Bergsteiger aus Luzern erstiegen letzter Tage den 2122 Meter hohen Pilatus und brachten von dorther knospende Alpenrosenzweige mit, die sie in einer Höhe von ungefähr 1500 Meter gebrochen hatten.
- In den Kasernen Brüssels herrscht die Influenza. - In dem Irrenhaus zu Erps wurden von 500 Pfleglingen 400 von der Influenza befallen. Ferner sind 40 Pflegerinnen daran erkrankt.
- In Amsterdam wurden auch die Raubtiere im Zoologischen Garten, aber nur die aus den Tropen stammenden, von der Influenza ergriffen. Bis jetzt verlor der Garten neun Exemplare, Tiger und Leoparden, darunter einen prachtvollen Königstiger am ersten Tage geberden sich die Thiere wie rasend, am zweiten sind sie matt und stumpfsinnig und verenden dann am dritten Tage.
- In der Nacht zum Freitag sind in den Straßen von Paris vier Personen erfroren.
- Aus Paris wird gemeldet, daß die berühmte Abtei Fecamp, wo der Benediktiner Likör fabriziert wird, vollständig niedergebrannt ist. Der Schaden wird auf zwei Millionen geschätzt.
- In Venedig wurden am Freitag 56 Influenza=Todesfälle konstatirt. In Turin erlagen 84 Personen dieser Krankheit. Ebenso steigert sich die Sterblichkeit in Spezzia, Vicenza, Ferrara, Mantua, Bologno, Genua u. Verona.
- Die Influenza bewahrt in den oberitalienischen Städten ihren alarmirenden Character. In Mailand, Turin und Genua kann man sich seit der Cholerazeit keiner so hohen Sterblichkeitsziffern erinnern.
- Der Vesuv ist in starker Thätigkeit. Die Lava ergießt sich wieder nach dem Atrio del Cavallo.
- Die in Tooley=Street am Themsequai belegenen großen Kornmühlen von Seth Tayior sind gänzlich abgebrannt und sollen 280 000 Sack Mehl vernichtet sein.
- Dem "New=York Herold" wird gemeldet, daß der Vulkan bei Colima (Mexiko) noch immer in Thätigkeit ist. Die Gewalt der Explosionen ist so groß, daß man sie auf Meilen in der Runde hören kann.


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