No. 5
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. Januar
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 5 Seite 1]

        Nr. 1 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1892 enthält in der
      I. Abtheilung:

(1.) Verordnung, betr. die Abgabe starkwirkender Arzneimittel, sowie die Beschaffenheit und Bezeichnung der Arzneigläser und Standgefäße in den Apotheken.
    II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betr. die Anwendung der Königlich Preußischen Arznei=Taxe pro 1892.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Anmeldung dienstpflichtiger unabkömmlicher Beamter.
(3.) Bekanntmachung, betr. die in § 842 der Wehrordnung vorgeschriebenen obrigkeitlichen Führungszeugnisse.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Eisenbahn=Versendungen von Fischbrut und lebenden Fischen in aichamtlich beglaubigten Gefäßen.
(5.) Bekanntmachung, betr. die Anwendung der Bestimmungen und Taxen des Deutsch=Oesterreichisch=Ungarischen Wechselverkehrs auf die gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefpostsendungen des Verkehrs mit dem Okkupationsgebiet von Bosnien und Herzegowina.
(6.) Bekanntmachung, betr. die Wortgebühr für Telegramme nach Luxemburg.
(7.) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postpacketen nach den Neuen Hebriden.


Kaiser Wilhelm beabsichtige wie aus Potsdam geschrieben wird, in diesem Jahre mit seiner Familie und dem gesamten Hofhalt einen längeren Aufenthalt auf Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel zu nehmen.
Kaiser Wilhelm forderte über die Vorkehrungen zu Rettungserleichterungen in den vom Hochwasser beschädigten Gegenden neuerdings wieder Berichte ein. Geistliche, Armenkommissare, Freiwillige und Privat=Organisationen sollen schon jetzt Bedacht auf etwaige Hochwassergefahr nehmen. Ebenso sollen die Offiziere schon jetzt daran denken, wie die Truppen in der Stunde der Noth einzugreifen haben würden.
Nach einer aus Hamburg übermittelten Meldung ließ der Kaiser dem Grafen Waldersee als nachträgliches Weihnachtsgeschenk einen kostbaren Behälter mit silbergehenkelten Krystallgefäßen zugehen.
Im neuen preußischen Einkommensteuer=Gesetz ist, wie bekannt, eine Entschädigung der ehemaligen Reichsunmittelbaren für die in Zukunft in Wegfall kommende Befreiung von der Einkommensteuer vorgesehen, die für den Fall, daß keine vertragsmäßige Einigung mit den privilegierten Familien erfolgen würde, durch Gesetz festgestellt werden soll. Allem Anschein nach wird nun, wie die "National Zeitung" mitteilt, die Einbringung einer bezüglichen Vorlage in der bevorstehenden Landtagssession erfolgen, da eine Verständigung mit den betreffenden Familien über die Höhe der Entschädigung bisher nicht erzielt worden ist.
Der preußische Minister der geistlichen=, Unterrichts= und Medizinal=Angelegenheiten erließ soeben eine Verordnung, wonach zur Verhütung von Verwechselungen zwischen Morphium und Calomel bei Zubereitungen von ärztlichen Verordnungen in Apotheken eine gesonderte Aufbewahrung des Morphium in dreieckigen Flaschen angeordnet wird.
Der preußische Volkswirthschaftsrath, bekanntlich eine Schöpfung Fürst Bismarcks, hat aufgehört zu existieren. Diese Körperschaft ist nämlich im amtlichen Staatshandbuche nicht mehr aufgeführt.
Wie man aus Gmunden meldet, hat sich das Befinden der Königin von Hannover einigermaßen gebessert.
In Oesterreich herrscht über den Abschluß der Staatsrechnungen für 1891 allgemeiner Jubel. Derselbe hat, was dort allerdings selten ist, einen Ueberschuß, und zwar von 22,2 Millionen Gulden ergeben. Die "Neue Freie Presse" veranschlagt daraufhin die Summe, über die der Finanzminister gegenwärtig verfüge, auf 60 Millionen.
Die "Reichswehr" meldet aus Wien: "Wir haben zu wiederholten Malen der Trag=Versuche erwähnt, welche derzeit in der deutschen Armee mit verschiedenen grauen Mänteln vorgenommen werden. Wie wir nunmehr erfahren, ist auch für die österreichisch=ungarische Armee ein aus lichtgrauem Tuche gefertigter Mantel in Aussicht genommen und steht das neue Modell beim k. u. k. 4. Inf.=Regiment Hoch= und Deutschmeister in Erprobung.
Die Schweizer können lachen! In der Botschaft des Bundesraths über die Handelsverträge mit Deutschland und Oesterreich=Ungarn werden die künftigen Erträgnisse aus den Zöllen auf jährlich 36 230 000 Franks berechnet.
Es ist jetzt entschieden, daß die beiden Königinnen von Holland dem Kaiser in Berlin den Besuch erwiedern werden, den er ihnen im Juli v. J. gemacht hat. Wenn die Gesundheit der Königin Wilhelmine, die bekanntlich nur zart ist, sich dem nicht entgegenstellt, wird, wie der Hamb. Korr. mittheilt, der Besuch in allernächster Zeit stattfinden.
In Paris sieht man der baldigen Beilegung des französisch=bulgarischen Konflikts entgegen und zwar auf folgender Grundlage: Bulgarien erkennt die unverrückbare Giltigkeit der Kapitulationen an und gesteht zu, daß bei der Ausweisung Chadournes nicht ganz korrekt verfahren worden sei. Dagegen verzichtet Frankreich darauf, die Wiederzulassung Chadournes in Bulgarien durchzusetzen. Man "konzentrirt sich also rückwärts" in Paris!
Frankreich sandte 3 Panzerschiffe nach Marokko, angeblich zum Schutze der in Tanger lebenden Franzosen gegen den in der Nähe tobenden Aufstand, in Wahrheit aber nur, um aufzupassen, daß nicht Engländer oder Spanier die Hand auf den werthvollen Hafen von Tanger legen.
Nach einer Petersburger Depesche der Magd. Ztg. werde dort erzählt, daß zwischen dem Czaren und dem Minister des Innern Durnowo ein heftiger Auftritt stattfand. Der Czar warf dem Minister vor, ihm die Lage in den nothleidenden Provinzen, sowie die vorgekommenen Getreidefälschungen verheimlicht zu haben; der Czar gerieth hierbei in eine heftige Aufregung, schlug mit der Faust auf den Tisch und verabschiedete den Minister mit einer bezeichnenden Geberde.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 5 Seite 2]

Wie der "Köln. Ztg." aus St. Petersburg mitgetheilt wird, erzählen daselbst glaubhafte Personen, daß die Polizei kürzlich zwei am Mittwoch in die Petersburger Festung eingelieferte Personen verhaftet hat, die bei dem angeblichen Attentatsversuch bei der Rückreise des Zaren aus der Krim Dynamitbomben im Bahndamm angebracht haben sollen.
Das Verbot der Ausfuhr von Weizen aus Rußland ist jetzt durch einen am Montag veröffentlichten Ukas auch auf Finnland ausgedehnt worden.
Aus St. Petersburg kommt ferner die Meldung, daß die russische Regierung die fernere Einfuhr der Löfflund'schen Malzextraktpräparate und eine ganze Reihe anderer Erzeugnisse deutscher Herkunft verboten habe.
Der zukünftige englische Thronfolger, der älteste Sohn des Prinzen von Wales, Prinz Albert Victor, Herzog von Clarens und Avondale ist, wie aus London telegraphirt wird, auf Schloß Sandringham, der Besitzung seines Vaters, an Influenza in Verbindung mit Lungenentzündung erkrankt. Der Kräftezustand des Patienten ist bis jetzt ein befriedigender. Die Erkrankung des Herzog von Clarence ist übrigens für ihn selbst, wie für das englische Königshaus und weite englische Volkskreise ein um so fataleres Ereigniß, als die Vermählung des zukünftigen britischen Thronerben mit seiner Cousine, der Prinzessin Marie von Teck, für Mitte Februar anberaumt ist. Der bereits festgesetzte Hochzeitstag wird nun wohl eine Verschiebung erfahren müssen. Dasselbe Schicksal harrt der unzähligen festlichen Veranstaltungen, welche von zahlreichen Vereinen und den meisten großen Städten - so sollen in Liverpool am prinzlichen Hochzeitstage 6000 Arme gespeist werden - in Aussicht genommen sind. Der Herzog von Clarence hat am 8. d. Mts. sein 28. Lebensjahr vollendet. Auf Schloß Sandringham scheint übrigens die Influenza ganz besonders grausam zu wüthen. - Auch Graf Mensdorf, erster Secretär der österreichischen Botschaft in London, der in Sandringham zum Besuch weilte, wurde von der Influenza ergriffen.
Ein Anarchisten=Putsch spielte sich in der Stadt Xeres (Spanien) ab. Mit Gewehren bewaffnete Anarchisten aus der Umgegend griffen in der Nacht zum Sonnabend die Stadt Xeres an. Die Gendarmerie trieb sie zurück, wobei es zu einem förmlichen Gefecht kam, in welchem das Feuern bis zum Morgen dauerte. Kavallerie verfolgte alsdann die fliehenden Anarchisten und nahm die Mehrzahl gefangen Dieselben werden vor ein Kriegsgericht gestellt werden.
Die Beisetzung der Laiche des Khedive Tewfik hat am vor. Freitag in Cairo stattgefunden. Eine lange Prozession von Vertretern aller Klassen und Rangstufen bewegte sich nach dem Mausoleum. Aegyptische und britische Truppen bildeten Spalier. Die Vizekönigin, das diplomatische Korps, Mukhtar Pascha und Hunderte von Wagen folgten der Leiche. Mollahs sprachen die Gebete, als der einfache arabische Sarg in die Gruft beigesetzt wurde. Prinz Abbas, der neue Khedive, hat die Meldung von seiner durch den Sultan sofort erfolgten Ernennung in Nabresina auf der Reise von Wien nach Cairo erfahren und wird nunmehr bereits in Cairo angelangt sein. Von Wien aus, wo er, wie bereits mitgetheilt seit 6 Jahren die Akademie besucht hat, werden ihm viele gute Character= und Verstandes=Eigenschaften nachgerühmt.


- Neustrelitz, 11. Januar. II. KK. HH. der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin haben sich gestern Nachmittag zum Besuche der Anhalt=Dessauschen Herrschaften nach Dessau begeben. Se. K. H. der Erbgroßherzog wird an einer dortigen Hofjagd theilnehmen. Die Weiterreise von Berlin erfolgte gestern Abend, nachdem II. KK. HH. bei dem Herzog Albrecht von Sachsen=Altenburg am Diner theilgenommen hatten. Die Rückkehr aus Dessau wird am Donnerstag erfolgen.
- Schönberg. Dem Arbeiter H. Hecht zu Klocksdorf wurde am 21. März v. Js. zu Meetzen beim Häckerlingschneiden ein Auge verletzt; das Sehvermögen des Auges ging ihm verloren, aber auch das andere Auge mußte geschont werden, da Gefahr vorhanden war, es ebenfalls zu verlieren, so daß seine Erwerbsfähigkeit gleich Null war und erhielt Hecht die volle Invalidenrente. Nach längerer Zeit wurde ihm jedoch nur ein Drittel der Rente ausbezahlt, da ein hiesiger Arzt seine Erwerbsfähigkeit auf diese Summe abgeschätzt hatte. Hecht legte hiergegen Berufung ein und wurde in Schwerin von zwei Aerzten untersucht, die auch das vermeintlich gesunde Auge als nicht normal erklärten, wodurch seine Erwerbsfähigkeit vollständig aufgehoben sei. Das Schiedsgericht fand daher die Berufung für begründet und wurde dem Arbeiter Hecht kostenlos die volle Rente zugesprochen.
- Das Rittergut Renzow unweit Gadebusch ist von der Vormundschaft der v. Behr'schen Erben an einem Herr Booth aus Hamburg für 1,080,000 M. verkauft.
- Eine heitere Geschichte erzählt das "Mecklenburgische Tagebl.": Ein Mann, dessen Kinder in Amerika wohnen und ihn um sein Bild gebeten hatten, kommt zu einem dortigen Photographen, um sich abnehmen zu lassen. Der Photograph unterhält sich eine Weile mit dem braven Alten und sagt zum Schluß scherzhaft: "Dat soll ok so weih nich dauhn." Sie begeben sich in das Atelier, das auf einem balkonartigen Vorbau nach dem Garten zu errichtet ist. Die Oeffnung der Wand nach der Gartenthür zu wird mit einem Tuche verhängt, und der gute Mann setzt sich, den Rücken der Treppe zugekehrt. Nachdem der Photograph seine Vorbereitungen getroffen hat, steckt er den Kopf unter das bewußte schwarze Tuch, und nun heißt es: "Noch ein wenig rechts" - "ein wenig zurück" - "ein wenig links" - "noch ein wenig zurück" - und - plötzlich sind Stuhl und "Objekt" mit lautem Gepolter die Treppe hinuntergestürzt. Bleich vor Schreck eilt der Photograph die Stufen hinab und denkt, im glücklichsten Falle einen Mann mit gebrochenen Armen und Beinen zu finden, doch vergnügt lächelnd, auf alle Viere gestützt, das Gesicht der Treppenöffnung zugekehrt, ruft der, einiger Hautabschürfungen nicht Achtende und im übrigen glücklich unten Angekommene: "Is 't gaud worden?" und sich aufrichtend fügt er hinzu: "Dat harr'ck doch nicht dacht, dat dat Ding so'n Zug harr!"
- Die höchsten Orden, welche dereinst die Brust des Generalfeldmarschalls Grafen von Moltke geschmückt haben, werden demnächst im Zeughaus zu Berlin zur Ausstellung gelangen. Der Kaiser selbst hat den Platz bestimmt, wo die dem Grafen Moltke verliehenen Auszeichnungen aufbewahrt werden sollen.
- Das Wappen des Grafen Caprivi. Im Königlichen Heroldsamte wird gegenwärtig an der Herstellung des neuen Wappens für den Reichskanzler Grafen v. Caprivi gearbeitet. Dasselbe besteht in einem viertheiligen Schild mit gekröntem rothen Herzschild, in welchem sich ein weißer Göpel befindet. Die vier Felder sind gespalten. Das erste enthält vorn zwei rothe Querbalken auf weißem Grunde, hinten auf Grün einen aufrechten Widder, ein grünes Nesselblatt im Maule. Das zweite Feld zeigt vorn zwei rothe Schrägbalken auf Weiß, hinten in Blau auf grünem Hügel einen gelben Löwen, in der rechten Pranke ein Schwert schwingend. Im dritten Felde wiederholen sich Schrägbalken und Widder, und im vierten die Querbalken mit dem Löwen. Das Ganze wird von der Grafenkrone überragt, ohne welche das Wappen auf Wunsch des Reichskanzlers genau dem alten Wappen der Familie v. Caprivi nachgebildet wird.
- Das 9. Armeecorps will im Bahrenfeld bei Altona eine Militärbäckerei anlegen.
- Die Mindestzahl von Theilnehmern für die nächste Orient=Excursion der Hamburg=Amerikanischen Packetfahrt=Gesellschaft ist bereits erreicht, so daß die Augusta Victoria am 10. Februar die diesjährige Orientfahrt antritt. Hoffentlich wird dieser zweiten Fahrt ein ebenso großer Erfolg beschieden sein, wie der des Vorjahres.
- Wie man aus Tondern meldet, liegt in Nordschleswig der Schnee dort stellenweise meterhoch.
- Die Deutlichkeit der Namensunterschrift im dienstlichen Verkehr wird den Postbeamten in der neuesten Nummer des "Reichspostblattes" wieder ans Herz gelegt. Nach neuerdings gemachten Wahrnehmungen finde die Mahnung, sich einer deutlichen Namensunterschrift zu befleißigen, nicht die gehörige Beachtung. Die Herren Beamten werden daher von Neuem eindringlich aufgefordert, ihren Namen stets

[ => Original lesen: 1892 Nr. 5 Seite 3]

so zu schreiben, daß er auf den ersten Blick geläufig gelesen werden kann.


Anzeigen.

Auf den Antrag des Schusters Hans Peter Friedrich Voß und des Arbeitsmanns Jochen Heinrich Voß, beide zu Schlutup, welche den Nachlaß der am 3. Juli 1891 zu Rupensdorf verstorbenen Arbeiterwittwe Anna Marie Warnemünde geb. Voß als die nächsten Intestaterben derselben für sich in Anspruch nehmen, werden alle diejenigen, welche ein näheres oder gleich nahes Erbrecht an dem bezeichneten Nachlaß zu haben vermeinen, hiermit aufgefordert, ihre Ansprüche in dem auf

Sonnabend, den 6. Februar 1892
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Amtsgerichte anberaumten Termin geltend zu machen, unter dem Nachtheil, daß die beiden oben genannten Antragsteller für die rechten Erben angenommen und ihnen als solchen der Nachlaß überlassen und das Erbenzeugniß ausgestellt werden soll, sowie daß die sich nach der Präclusion meldenden näheren oder gleich nahen Erben alle Handlungen und Dispositionen derjenigen, welche in die Erbschaft getreten, anzuerkennen und zu übernehmen schuldig sein sollen.
Schönberg, den 7. November 1891.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel, Act.


Holz=Auction Nr. 9.

Am Donnerstag den 21. Januar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden:

Aus den Hohemeiler Tannen.

100 Rmt. tannen Kluft,
300 Rmt. tannen Knüppel,
  29 Rmt. tannen Rodestämme,
  20 Fuder tannen Durchforstholz I., II. u. III. Cl.
Schönberg, den 13. Januar 1892.

                                                    Der Oberförster.
                                                    C. Hottelet.


Die Schulgelderhebung

findet in den nächsten beiden Wochen, vom 18. bis 30. Januar, statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.

                                                    J. Wegner.


Ersparniß= & Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Antonitermines
vom 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und an den Sonntagen
von 8 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 9. Januar 1892.                          
                                                    Das Directorium.


Agentur der
Mecklenburg. Bank in Schwerin
für
Schönberg und Umgegend.

Spar= und Capital=Einlagen werden z. Zt. verzinst:

1) gegen Sparbücher der Bank mit dreieinhalb pro cent;
2) gegen Schuldverschreibungen der Bank je nach der Kündigungsfrist mit dreieinhalb, drei und zwei pro cent;
3) im Baar=Conto=Corrent mit zwei pro cent.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Bankcommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.

Schönberg i/M.                                                     Wilh. Schrep,
                                                                                Stadtsecretair.


Gesucht werden zu Antoni d. J. gegen 4% in eine Landstelle 1700 Mark. Näheres in der Expedition dieser Anzeigen.


Möbelversicherungs-Verein
im Fürstenthum Ratzeburg.

Die Mitglieder werden gebeten, ihre Beiträge (I. 100 M. 20 Pfennig (Mecklenburg). II. 100 M. 26 Pfennig (Mecklenburg). III. 100 M. 30 Pfennig (Mecklenburg).) bis zum 1. Februar 1892 an die Kreisvorsteher zu entrichten.

                                                    Der Vorstand.


Mache den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend die ergebenste Mittheilung, daß ich mein Geschäft persönlich übernommen habe, und bitte, daß meinem Vater bis zu seinem Ableben geschenkte Vertrauen auch auf mich übertragen zu wollen. - Für reelle Bedienung, sowie für einen vortheilhaften Sitz der Sachen wird garantirt.

Achtungsvoll
                                                    R. Lange,
                                                    Herrenkleidermacher.

Sämmtliche Bestellungen nimmt auch mein Schwager, Herr Schneidermeister E. Schröter, gerne entgegen.

                                                    D. O.


Neu! Accord-Zither (D. R.-P. Nr. 29 930)

beste u. bill. Zither der Welt, mit patent. Stimmvorrichtung, 6 Manualen etc. thatsächlich ohne jede Notenkenntniß in 1 Std. erlernbar. Ill. Prospect gratis und frco. O. C. F. Miether, Musikwerke, Hannover.


Flechtenkranke

versäumen nicht, das von Rolle, Hamburg, St. Pauli, Neuer Pferdemarkt 16, herausgegebene und nur daselbst zu beziehende Buch zu lesen. Preis M. 1,50.


Hamm in Westf., Wilhelmstraße. Hiermit kann ich Ihnen die erfreuliche Mittheilung machen, daß sich mein Zustand bedeutend gebessert hat. Die Flechten sind stellenweise, wo sie gerade am schlimmsten auftraten, geheilt, hin und wieder kommen noch mal kleine Flecke mit vor. Indem ich Sie noch bitte, für mich bei Ihrem Apotheker Medicamente zu bestellen, verleibe ich Hochachtend Carl Kastien.


Flechtenkranke

trockene, nässende Schuppenflechten und das mit diesem Uebel verbundene so unerträglich lästige "Hautjucken" heilt unter Garantie selbst denen, die nirgends Heilung fanden "Dr. Hebra's Flechtentod." Bezug: St. Marien=Drogerie Danzig.


Hausverkauf.

Ein in guter Geschäftslage liegendes zweistöckiges, neues Wohnhaus mit Ställen und Hofplatz mit Auffahrt soll zu annehmbarem Preise verkauft werden. Selbstkäufer erfahren Näheres durch

                                                    H. Retelstorf, Bäckermeister.

Schönberg, den 14. Januar 1892.


Zu vermiethen zu Ostern                          
eine Wohnung
für eine kleine Familie.                                                    
                                                    Vor dem Siemzerthor 151.


Suche zu Ostern noch einen                          
Lehrling.
                                                    Rud. Renzow, Schneidermeister.


Gesucht zu Ostern                          
ein Lehrling.
Sohn rechtlicher Eltern.                                                    
C. Osbahr, Wagenbauer u. Stellmachermeister.
                          Lübeck, Königstraße 125.


Zu Hof Schlagsdorf wird zu Ostern eine tüchtige                          
Leuteköchin
gesucht.                                                    
                                                    A. Sick.


Gesucht zu Ostern ein                          
ordentliches Mädchen
von                                                     Frau J. Ladendorf.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 5 Seite 4]
Grösstes Maskenverleih-Institut  von W. Gerloff,
Berlin, Wallstr. 82/3.

empfiehlt reichste Auswahl hochfeiner Damen= u. Narren=Costüme. Aufträge nach Ausserhalb werden prompt effectuirt. Auch gebe größere Posten an Wiederverleiher und Vereine unter günstigen Bedingungen ab. Preiscourant gratis.


Gewerbe-Verein.
Hauptversammlung
am Dienstag, den 19. Januar, Abends 7 1/2 Uhr.

Vortrag des Afrika=Reisenden Herrn C. Weidmann:

"Die Wißmann=Expedition und die bisherige Entwickelung der deutsch=ostafrikanischen Besitzungen" und die Auslegung einer reichen Sammlung afrikanischer Gegenstände.
NB. Eintrittskarten für Nichtmitglieder im Vorverkauf bei Herrn Gastwirth Boye und an der Casse 50 Pfg., für Schüler 25 Pfg.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
I. Allgemeine Versammlung
am Sonntag, den 17. Januar 1892,

Nachmittags 4 Uhr im Vereinslocal.
                            Tagesordnung:
               1) Beschlußfassung über die Feier des Geburtstages Sr. Maj. des Kaisers.
               2) Rechnungsablage pro 1891.
               3) Vorstandswahl
               4) Aufnahme neuer Mitglieder und sonstiger Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Gr. Siemzer Schweinegilde.
Der diesjährige Vereins-Ball findet am
Sonntag, den 17. Januar statt.
Anfang 8 Uhr Abends.
Nichtmitgliedern ist der Zutritt verboten.
                                                    Der Vorstand.


Rauch-Club "HOFFNUNG".

Sonntag, den 17. d. Mts. im Saale des Herrn J. Krüger:

Tanzkränzchen.


Sonntag, den 17. d. Mts.:
TANZMUSIK
                                                    J. Boye.


Zu dem am Sonntag, den 17. d. M. stattfindenden

BALL

ladet freundlichst ein

Ollndorf.                                                     J. Dechow, Gastwirth.
Anfang 7 Uhr.
Entrèe für Herren 1 M., Damen 20 Pfennig (Mecklenburg).


Grosser Inventur
Ausverkauf.

Von heute ab verkaufen wir sämmtliche bei der Inventur zurückgesetzte Waaren, Reste Kleiderstoffe, Buckskins, Bettzeuge, Leinen etc. sowie Roben knappen Maaßes zu äußerst billigen Preisen.

                                                    Gebr. Burchard.


Gartenbau-Verein.
Versammlung Mittwoch den 20. Januar

abends 8 Uhr in Spehr's Hotel.

                   Tagesordnung:
1. Rechnungsablage und Vorstandswahl.
2. Vortrag von Herrn Schär über Kompost.

                                                    Der Vorstand.


Ende dieses Monats habe ich                          
Harbker Brikets

an der Bahn und erbitte geschätzte Aufträge, welche ich billigst ausführen werde.

                                                    A. Zander.


Empfange und empfehle                          
große schottische Steinkohlen
ab Bahnhof billigst                                                    
                                                    C. Schwedt.


Schüler, welche die hiesige Schule besuchen sollen, finden zu Ostern freundliche Aufnahme. Näheres bei

                                                    F. Becker.


Gesucht werden noch zum bevorstehenden Antoni=Termin in hiesige Landstellen und städtische Grundstücke verschiedene Posten Geld, von 300 bis 12 000 Mk., gegen Hypothek oder sonst entsprechende Sicherheit. Näheres durch

P. Maass, Marienstraße 46.


Gestern Abend 9 1/2 Uhr entschlief sanft nach viertägiger Krankheit der

Schulze Joachim Faasch

in seinem 80. Lebensjahre.
Dieses zeigen tiefbetrübt an

                                                    die Hinterbliebenen.

Selmsdorf, den 13. Januar 1892.
Die Beerdigung findet statt am Montag den 18. d. M., Nachmittags 1 Uhr.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 17. Januar.

Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 3.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 5 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 5 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 15. Januar 1892.


Die Schulbildung der Rekruten.

Ueber die Ergebnisse der Rekruten=Prüfungen im deutschen Reich enthält das soeben ausgegebene Novemberheft der Statistik des deutschen Reichs Nachweise für das Ersatzjahr 1890/91. Danach hatten von den 193 318 Rekruten, die in die Armee und Marine eingestellt worden sind,

187 996 Schulbildung in deutscher Sprache,
    4 287 Schulbildung nur in fremder Sprache,
    1 035 waren ohne Schulbildung, d. h. konnten weder lesen noch ihren Namen schreiben.

1875/76     2,37          1880/81     1,59          1885/86     1,08
1876/77     2,12          1881/82     1,54          1886/87     0,72
1877/78     1,73          1882/83     1,32          1887/88     0,11
1878/79     1,80          1883/84     1,27          1888/89     0,60
1879/80     1,57          1884/85     1,21          1889/90     0,51
1890/91     0,54

Stellt man für die Bezirke, von welchen die meisten Mannschaften ohne Schulbildung geliefert worden sind, den Durchschnitt des ersten Jahrfünfts dem letzten Jahre der vorstehenden Periode gegenüber, so kamen an Alphabeten auf je 100 eingestellte Rekruten:

1875/76-79/80 1890/91
im Reg.=Bez. Marienwärder 11,05 4,89
" " Posen 13,08 3,54
" " Oppeln 4,89 2,66
" " Danzig 8,31 2,29
" " Gumbinnen 8,01 1,85
" " Königsberg 6,09 1,82
" " Bromberg 9,87 0,58

Ueberall ist eine bedeutende Besserung zu bemerken; am stärksten ist die Verminderung der Eingestellten ohne Schulbildung in Posen und Bromberg.


- Invaliditäts= und Altersversicherung. Der Bundesrath hat neuerdings eine für die betheiligten Arbeitgeber außerordentlich wichtige Bestimmung bezüglich der Entwertung der Marken erlassen. - Bekanntlich wurden die Marken bisher durch einen Querstrich entwerthet. Das durch diese Entwertung nach keiner Richtung hin ein Erfolg erzielt werde, hat die Erfahrung hinreichend gelehrt. Die so entwertheten Marken wurden trotz der Entwertung verschiedentlich herausgerissen, anderweitig verwertet und dann die nunmehr in der Quittungskarte fehlenden Marken von dem Arbeitgeber als angeblich von demselben nicht eingeklebt, nochmals verlangt. Der Arbeitgeber wurde sonach hier und da empfindlich geschädigt, wenn er nicht nachzuweisen vermochte, daß er s. Z. die richtige Zahl an Marken verwendet hatte. Dergleichen Anmaßungen sind aber durch die neue Bestimmung über die Entwertung der Marken unmöglich gemacht. Der Arbeitgeber sowie der Versicherte sind nach der gedachten Bestimmung befugt, die in die Quittungskarte eingeklebten Marken handschriftlich oder unter Anwendung eines Stempels zu entwerten. Allerdings darf diese Entwertung nur in der Weise erfolgen, daß auf den einzelnen Marken der Entwertungstag in Ziffern angegeben wird, z. B. 15./3. 1892. Andere Entwertungszeichen sind unzulässig. Eine Zuwiderhandlung der getroffenen Anordnungen kann jeden Fall, sofern nicht nach anderen Vorschriften eine höhere Strafe verwirkt ist, von der unteren Verwaltungsbehörde mit einer Ordnungsstrafe bis zu 100 Mk. belegt werden.
- Der Getreidemarkt. Auf dem Getreidemarkte scheint das neue Jahr die natürliche Lage der Dinge zum Ausdrucke zu bringen. Die Haussespekulanten machten zwar, zumal an der Berliner Börse, nochmals erfolgreich den Versuch, die Getreidepreise hoch zu treiben und es gelang ihnen auch, den Roggenpreis nochmals auf 248 Mk. die Tonne zu bringen. Aber im neuen Jahre sank der Roggenpreis auf 235 bis 234 Mk. Anlaß dazu gaben die Meldungen von überraschend hohen Roggenvorrräthen in Königsberg, Danzig, Stettin, Lübeck, Bremen, Berlin und in Holland (der Bank= und Handels=Ztg. zufolge 180 000 Tonnen), sowie bedeutende Abschlüsse der Berliner Händler in spanischem, französischem, türkischem, wallachischem und amerikanischen Roggen. Auch die Inlandszufuhren werden sich jetzt vergrößern, so daß, wenn die Haussespekulanten sich nicht kolossal anstrengen, eine weitere Ermäßigung der Getreidepreise zu erwarten ist.
- Der größte Fuchs aus dem russischen Dreigespann des Kaisers, welcher in der Troika als Mittelpferd gefahren wurde und stets der Urheber des Durchgehens war, wird seit kurzem einspännig gefahren und befand sich am Montag zu einer Probefahrt durch den Thiergarten vor einem leichtem Schlitten. Auch hier konnte er seinem alten Drange nicht widerstehen. Als der Schlitten, welcher nur mit einem Kutscher besetzt war, am Montag Vormittag um 10 Uhr bei der Bellevuestraße in die Siegesallee einbog, schien das Pferd sich dieser Stelle zu erinnern, nahm das Gebiß zwischen die Zähne und raste in der Richtung auf die Siegessäule davon. Ein berittener Schutzmann welcher die gefährliche Fahrt bemerkt hatte, suchte nachzueilen, konnte aber gegen den Russen nicht aufkommen. Hinter der Siegessäule endlich gelang es dem kgl. Kutscher, des unbändigen Thieres Meister zu werden, welches später ruhig dem Marstall zutrabte. Ein Unfall hat sich zum Glück nicht ereignet.
- Freundschaftliches Händeschütteln trug kürzlich in Berlin einem Manne überaus schwere Verletzungen ein. Ein Freund zerrte ihn bei der Begrüßung so stark an der Hand, daß er auf den Straßendamm fiel und beim Niederstürzen mit der Handfläche auf die Bordschwellenkante schlug. Der Arzt fand starke Verrenkungen des vierten und des kleinen Fingers in den Gelenken zwischen Grund= und Mittelphalanx, dazu am kleinen Finger eine äußere Wunde.
- Einfach, aber effektvoll. Durch ein Taschenspielerstück, das auch einem Bosco zur Ehre gereicht haben würde, hat eine bäuerlich gekleidete Frauensperson in einem Berliner Vorort einen Kaufmann geprellt. Diese Frauensperson erschien mit einer "Kiepe" (Tragkorb) auf dem Rücken in einem Colonialwaarengeschäft, um Einkäufe zu machen. Die Kiepe, in welcher sich ein großer irdener Topf befand, der den Innenraum des Tragkorbes fast ganz einnahm, setzte sie ab und ließ sich sodann allerhand Waaren, wie Zucker, Kaffee, Mehl, Butter etc. abwiegen. Nachdem die hierfür entfallenen Beträge zusammen gerechnet waren - es waren für etwa 10 Mark - legte sie die Sachen zu den in der Kiepe stehenden Topf und band diesen oben mit einem Lappen zu. Sodann erklärte sie dem Commis, der sie bedient hatte, sie müsse mit ihrer Kiepe von anderwärts etwas holen und werde den Topf in eine Ecke stellen, um ihn später wieder abzuholen, wobei sie Zahlung leisten werde. Der Handlungsgehilfe war damit natürlich einverstanden, die Frau hob den Topf aus der auf der Diele stehenden Kiepe und trug ihn in eine ihr als sicher bezeichnete Ecke. Die Kundin entfernte sich darauf mit der Kiepe und . . . . ließ sich nicht mehr blicken. Als nach Verlauf von mehreren Stunden der betreffende Commis sich den Topf näher besah, fand er zu seiner Ueberraschung, daß er leer und ohne Boden war. Der lose Boden und die Waaren waren in der Kiepe geblieben, mit welcher die geschickte Eskamoteurin sich aus dem Staube gemacht hatte.
- Ein kurioser Fall ist in einem Dorfe des Amtsbezirks Spandau=Land passiert. Ein Bauer überbrachte zur Umwechselung eine Invaliden=Versicherungskarte, in welche lediglich Briefmarken eingeklebt waren.
- Die Fälle, daß mit der Influenza Tobsucht und Verfolgungswahn verbunden ist, mehrten sich in jüngster Zeit. Nachdem zunächst aus Oberschlesien einige Fälle gemeldet waren, wird jetzt aus einem

[ => Original lesen: 1892 Nr. 5 Seite 6]

Dorfe des Goldberger Kreises berichtet, daß ein junger Lehrer bei der Influenza im Verfolgungswahn sich durch einen Streifschuß im Gesicht verletzte, und aus Glashütte Leitersdorf, daß ein junger Knecht infolge der Influenza in solche Tobsucht verfiel, daß er nach einer Irrenanstalt gebracht werden mußte.
- Der katholische Pfarrer Beer von St. Dorothea in Breslau hat am Schluß seiner Sylvesterpredigt in ungewöhnlicher Weise des Kaisers gedacht. Nachdem er die jüngste kaiserliche Schenkung von 60 000 Mk. für den katholischen Kirchenbau in Berlin erwähnt und gerühmt, daß der jetzige Kaiser viel für die katholische Kirche thue, forderte er die Gläubigen auf, niederzuknien zu einer Fürbitte für den Kaiser, auf daß derselbe der katholischen Kirche auch "zu den ihr noch vorbehaltenen Rechten" verhelfe!
- Mit 100 Jahren noch flott zu tanzen, ein solcher seltener Fall kann wohl nur in dem gesunden, abhärtenden Klima Ostpreußens vorkommen. Am 30. v. Mts. feierte in Lyck das Glasermeister Preußsche Ehepaar die diamantene Hochzeit. Der Ehegatte, welcher im 102. Lebensjahre steht, ist zwar hinfällig, indeß geistig noch ziemlich frisch. Die Gattin aber erfreut sich noch der besten körperlichen Rüstigkeit und Lebenslust. Sie betheiligte sich wiederholt am Hochzeitstanz, wobei ihr 60 Jahre alter Sohn meistens der Tänzer der Mutter war. Ein zweiter Sohn war ebenfalls zur diamantenen Hochzeit erschienen. Das Jubelpaar wurde zum drittenmale kirchlich eingesegnet und empfing in seiner Behausung die Glückwünsche der ganzen Stadt Lyck.
- Aus Dresden wird berichtet, daß daselbst zwei neue Vollstreckungsbeamte angestellt werden mußten, da die Zahl der Pfändungen eine nie dagewesene Höhe erreicht hat. Allein in den ersten 9 Monaten des Jahres 1891 sind nahezu 7000 Pfändungsanträge mehr wie im Vorjahre gestellt worden. Bis Ende Nov. waren insgesamt 40 136 Pfändungen vorgenommen worden, - gewiß ein trauriges Zeichen der Zeit.
- Ein Pistolenduell fand am Mittwoch zwischen zwei belgischen Offizieren statt; einer der Duellanten, der Marquis Celles wurde erschossen.
- Anläßlich der goldenen Hochzeit des Königs und der Königin von Dänemark wird durch Beiträge dänischer Unterthanen ein vom Bildhauer Hasselriis angefertigtes Monument errichtet werden.
- Vor einigen Tagen ist am Westrand der Insel Wyck, die mit einer Korkjacke bekleidete Leiche eines Seemannes angetrieben. An einem Finger der rechten Hand befand sich ein Siegelring mit dem Namen Greiff. Wahrscheinlich ist die Leiche die des Kapt. Greiff vom Schiffe "Zara" aus Geestemünde, das am 4. Dezember Boneß (Schottland) verließ und an seinem Bestimmungsort Bremerhaven nicht eingetroffen ist.
- Ueber Verträge mit ostafrikanischen Häuptlingen macht das amtliche "Deutsche Colonialblatt" noch weiter die Mittheilung, daß unter dem 8. Januar durch Langheld, Sigl und Stockes ein Vertrag mit dem Sultan Jugluwa=Gwile von Ipera abgeschlossen wurde, wonach dieser Sultan "sich und seine Nachfolger Sr. Majestät dem deutschen Kaiser Wilhelm II., König von Preußen und dessen Nachfolgern unterstellt". Ferner hat Emin Pascha folgende Verträge abgeschlossen: mit Mtami von Ujui am 31. August 1890, mit Njernamba von Jhangiro am 18. November 1890, mit Kahiggi von Kiandja am 20. November 1890, mit Mukotani von Kjamtuaea am 30. Januar 1891, mit Mutatemboa von Busiba und mit Kajosa von Bugaba. Während die Verträge von Langheld, Sigl und Stokes nur die bloße Unterschutzstellung aussprechen, enthalten Emins Verträge auch anderweitige Bestimmungen, welche auf Herstellung von Ruhe und Ordnung, Beseitigung der Sklavenjagden, Schutz des Handels u. s. w. hinzielen.
- Zeichen der Influenza. Sie beginnt mit Eingenommensein des Kopfes und großer Mattigkeit, die sich zu förmlichem "Zerschlagensein" in allen Gliedern steigert. Schlaf fehlt manchmal gänzlich oder ist sehr unruhig. Im Allgemeinen ist die Influenza ein Katarrh des Kehlkopfs, der Luftröhren und des Magens, und es finden sich demnach von seiten des Kehlkopfs: Kratzen im Halse, Rauheit der Stimme; von seiten der Luftröhre: Druck unterm Brustknochen, Schnurren und Pfeifen in der Brust, Husten; von seiten des Magens: Appetitlosigkeit, Ekel, übler, pappiger Geschmack. Dabei besteht mehr oder weniger starkes Fieber und eben die große Hinfälligkeit und Schwäche. Dauer der schweren Form 4 bis 5 Wochen. Reichlicher Auswurf, Schweiß und Urin zeigen die beginnende Heilung an.
- Eine neue praktische Art, Eier zu kochen. Man wende statt der Uhr das Thermometer an und beachte folgende Normen: Legt man die Eier in das Wasser, sobald es eine Temperatur von 50 Grad Reaumur zeigt, so ist in ihnen, wenn dieselbe auf 70 Grad gestiegen, das Weiße eben im Beginn des Festwerdens, das Gelbe aber noch völlig dünnflüssig; bei 73 Grad Reaumur zeigt das Weiße sich vollständig fest, das Gelbe jedoch im Beginn des Festwerdens, bei 75 Grad erreicht es den Zustand der beliebten "Pflaumenweiche", bei 76 Grad ist auch das Gelbe fest, nur seine Härte steigert sich, je länger man es kochen läßt. - Es dürfte für unsere Hausfrauenkreise zweifellos interressant sein, diese neue Methode auf ihren Werth hin zu prüfen; wie erwähnt, soll sie sich verläßlich und deshalb auch praktisch erweisen.
- Die Verbreitung des Unkrautes durch Dünger. Es giebt mancherlei Dinge, welche allgemein bekannt und trotzdem in ihrer Bedeutung für die praktische Landwirthschaft nicht genügend anerkannt werden Zu diesen Gegenständen gehört die Verbreitung des Unkrautes durch den Dünger, und deshalb sind die Ergebnisse der darüber von der Akademie der Wissenschaften in Paris angestellten Untersuchungen von hohem Interesse. Zu diesem Zwecke wurde eine Quantität Futterhafer mit Unkrautsamen vermischt und einer Anzahl von Pferden gereicht, deren Dünger sorgfältig untersucht wurde. Als die durch den Darmkanal gegangenen, nicht verdauten Samenkörner ausgesäet wurden, gelangte der größte Theil derselben zum Keimen. Bei einem zweiten Versuche wurden die aus dem Pferdedünger ausgesuchten Körner einem Ochsen mit dem Futter gegeben, und es fand sich, daß die meisten derselben ihre Keimkraft behalten hatten, obwohl sie zweimal dem Verdauungsprozeß unterworfen waren. Bei einem dritten Versuche wurden die aus dem Ochsendünger genommenen Samenkörner unter das Futter von Schweinen gemischt und blieben theilweise noch keimfähig. Bei der großen Menge von Unkrautsamen, welcher an die Hausthiere verfüttert zum größten Theile noch keimfähig mit dem Dünger in den Acker gelangt, erscheint die Verbreitung des Unkrautes als eine natürliche Folge der menschlichen Unwissenheit und Gleichgültigkeit, welche nicht ernstlich genug bekämpft werden kann.
- Zucker als Mastfutter hat sich nach neuerdings angestellten Versuchen bei Schweinen sehr gut bewährt. Die mikroskopische Untersuchung hat gezeigt, daß bei den mit Zucker gemästeten Schweinen eine bedeutend stärkere Einlagerung von Fettzellen zwischen den Fleischfasern zu beobachten war, als bei den in hergebrachter Weise gemästeten Thieren.
- Nasse Stiefeln. Wer es einmal empfunden hat, wird wissen, welch eine Unannehmlichkeit es ist, wenn man Stiefeln anziehen muß, die naß geworden und dann wieder getrocknet worden sind. Die hier beschriebene Behandlung derselben verdient daher alle Beachtung. Wenn man die nassen Stiefeln abgezogen hat, fülle man sie sofort mit trockenem Hafer. Diese Frucht besitzt nämlich eine große Anziehungskraft für Feuchtigkeit und Sie wird rasch die letzte Spur derselben von dem feuchten Leder absorbiren. Während sie dies bewirkt, schwillt sie zugleich an und verhütet auf diese Weise, daß das Leder einschrumpft und hart wird. Am andern Morgen schüttet man den Hafer aus und hängt ihn in der Nähe eines Feuers oder Ofens zum Trocknen auf, um ihn bei einer anderen Gelegenheit wieder auf dieselbe Weise benutzen zu können. Je trockener er ist, desto besser die Wirkung.
- Vorschlag zur Güte. Unteroffizier; "Kerls, wenn ihr nun doch einmal marschieren wollt, als ob's zu einem Begräbniß ginge, dann marschiert wenigstens so, als ob ihr einen alten Erbonkel fortbrächtet!"
- Kleine Schlaumeier. Mutter: "Dora! Toni! was thut Ihr denn da? Warum legt Ihr denn die schönsten Stücke nach unten?" - "Weist Du, Mama, die Gäste müssen doch zuerst nehmen - da bleibt dann das Beste für uns!"


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