[ => Original lesen: 1892 Nr. 7 Seite 1] Wir nehmen Veranlassung, daran zu erinnern, daß wir in keinerlei dienstlicher Stellung oder geschäftlicher Verbindung mit der für die Zwecke der Invaliditäts= und Altersversicherung in Schönberg errichteten Amtsstelle stehen, auch das Bureau der letzteren aus dem Landvogtei=Gebäude entfernt ist. Wer uns in Anspruch nehmen will mit Angelegenheiten, die zur Zuständigkeit der Amtsstelle gehören, verliert nur unnütze Zeit.
Schönberg, den 20. Januar 1892.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
H. Spieckermann.
Das Ordensfest ist am Sonntag in althergebrachter Weise im Königlichen Schloß zu Berlin abgehalten worden. Zu dieser Feier hatten sich die in Berlin anwesenden Personen, denen der Kaiser Orden und Ehrenzeichen verliehen hatte im Schloß versammelt. Nachdem dem Kaiserpaar die bei dem diesjährigen Fest ernannten Ritter von Orden einzeln vorgestellt worden waren, fand feierlicher Gottesdienst in der Schloßkapelle statt. Bei der Galatafel brachte der Kaiser den Toast auf das Wohl der neuen Ritter aus. Der Ordenssegen ist diesmal wieder ein reichlicher gewesen, wenn auch nicht so reich, wie im Vorjahr. Es haben 1650 Personen Auszeichnungen erhalten (gegen 1710 im Vorjahr) und Militär und Marine sind auch diesmal wieder am reichsten bedacht worden. Von bekannteren Persönlichkeiten haben erhalten: Reichsbank Präsident Dr. Koch den Stern zum Roten Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub; der kommandirende General des 6. Armeekorps v. Lewinski das Großkreuz des Roten Adlerordens mit Eichenlaub und Schwertern am Ring; der Direktor der Kriegsakademie, Generallieutenant v. Brauchitsch und Dr. Bartsch, Wirkl. Geh. Oberregierungsrath und Ministerialdirektor im Kultusministerium, den Stern zum Roten Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub; Hoftheater=Direktor Friedrich Haase den Kronenorden 4. Klasse.
Der "Frankfurter Zeitung" wird aus Berlin geschrieben, daß guter Information zufolge mit der Begebung neuer deutscher Reichsanleihe und preußischer Konsols schon sehr bald vorgegangen werden wird. Ueber den zu wählenden Typus haben die Verhandlungen bereits begonnen, aber es läßt sich noch nicht sagen, ob man sich für 3%ige oder 4%ige Werthe entscheiden wird. Gewiß ist, daß sich 4%ige Anleihen andauernd der Gunst des deutschen Publikums erfreuen, während dies weniger von 3 1/2, noch von 3%igen Anleihen zu sagen ist. Es ist wohl nicht zu bezweifeln, daß man an maßgebender Stelle dieser wichtigen Thatsache Rechnung tragen wird.
Der Trunksuchts=Gesetzentwurf ist nunmehr dem Reichstag zugegangen. § 3 des Entwurfs bestimmt, daß Räume zum Ausschank von Branntwein nicht zum gewerbsmäßigen Betrieb eines Handelsgeschäftes oder Handwerks benutzt werden dürfen. § 9 bestimmt: Das Aufsuchen von Bestellungen auf Branntwein und Spiritus bei Personen, die diese Erzeugnisse nicht im Geschäftsbetrieb verwenden, ist vom Geschäftsbetrieb der Handelsreisenden ausgeschlossen.
Der preußische Cultusminister hat die Aerztekammer zu einer gutachtlichen Aeußerung über die Rathsamkeit der Einführung einer ehrengerichtlichen Institution für die Mitglieder des ärztlichen Standes aufgefordert.
Wie man aus Stuttgart meldet, ist die württembergische zweireihige Uniform auf den Aussterbeetat gesetzt. Der König verfügte, daß die fortan neu anzuschaffenden Waffenröcke nach preußischem Muster angefertigt werden sollen. Die vorhandenen Bestände werden ohne Umänderung aufgebraucht.
Das österreichische Abgeordnetenhaus hat die Handelsverträge mit Deutschland, Belgien und der Schweiz mit 254 gegen 42 Stimmen angenommen.
In Wien starb am Montag der Erzherzog Carl Salvator nachmittags 3 Uhr 20 Min. Er war am 8. Januar an der Influenza erkrankt und wurde dann noch von einer rechtsseitigen Lungenentzündung befallen.
Aus Paris wird der Frkf. Ztg. gemeldet, Staatsminister Miquel habe an den Maire von Cahors das Ersuchen gerichtet, ihm einige ergänzende Nachrichten über den Ursprung seiner Familie zu liefern. Der Minister theilt mit, daß er von Jerome Miquel aus Cahors abstamme, der 1714 Frankreich wegen eines politischen Vergehens verlassen hat.
Der Import Frankreichs hat im Jahr 1891: 4921 Millionen Franks gegen 4436 Millionen im Jahr 1890 betragen, der Export 3627 Millionen gegen 3753 Millionen im vorhergehenden Jahr.
Der Pariser "Voltaire" verkündigt der erstaunten Welt, daß nunmehr die Organisation zur Vertheidigung der 5 Kriegshäfen Frankreichs beendet sei. Es seien 712 Torpedos gelegt und 139 Torpedoboote zur Küstenvertheidigung bereit.
Eine Versammlung von etwa 300 Industriellen, die dieser Tage in Brüssel stattgefunden hat, hat den Beschluß gefaßt, einen Protest gegen den Handelsvertrag mit Deutschland einzureichen.
Am kaiserlichen Hof in Petersburg ist der Neujahrsempfang wegen des leidenden Zustandes der Zarin unterblieben. Das Leiden äußert sich ähnlich wie nach der Katastrophe bei Borki in langanhaltenden Weinkrämpfen.
Auf Befehl des Zaren sind Aerzte und barmherzige Schwestern nach dem Gouvernement Samara geschickt worden, wo der Hungerthyphus in erschreckender Weise auftritt.
Nach Privatnachrichten aus St. Petersburg nehmen Hungersnoth und Hungerthyphus in den Gouvernements Kasan, Simbirsk und Ssaratow
[ => Original lesen: 1892 Nr. 7 Seite 2]einen immer größeren Umfang an. In mehreren Kreisen dieser Gouvernements wütet der Hungerthyphus ärger als während des Krimkrieges. Sämtliche Lazarette sind überfüllt.
Zur Regelung des russischen Getreidehandels bereitet die russische Regierung, wie aus St. Petersburg gemeldet wird, ein Gesetz vor.
Es bestätigt sich, daß in St. Petersburg eine Verständigung mit der französischen Finanzwelt wegen der Priorität der Kursk=Kiewer Eisenbahn nicht erfolgt ist. Der Mißerfolg ist hauptsächlich dem Widerstand des Hauses Rothschild zuzuschreiben. Man nimmt an, daß die Russen in ihren Bemühungen, in Frankreich Geld aufzutreiben, vorläufig eine Pause eintreten lassen, um einen günstigeren Zeitpunkt zur Wiederaufnahme derselben abzuwarten.
Die Aerzte untersagten der Königin von England, Osborne zu verlassen. Auch die Prinzessinnen waren bei den Beisetzungsfeierlichkeiten am Mittwoch in Windsor nicht zugegen. Der Convoi mit dem Leichnam des Herzogs von Clarence ist am Mittwoch von Sandringham abgegangen und nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr auf der Station Datchet bei Windsor eingetroffen. Von dort aus setzte sich die Leichenprozession unter Trauermusik und Geschützsalven nach der Kapelle Sankt Georg in Bewegung. Das Spalier bildeten Truppen. Die Bespannung für den Leichenwagen hat die Artillerie gestellt, während Husaren den Sarg vom Wagen abhoben und in die Gruft trugen. In der Kapelle hatten Infanterie und Marine den Ehrendienst.
Depeschen aus Teheran bezeichnen die Lage der Christen in Persien als sehr gefährdet. Die Erregung gegen die Engländer wegen des Tabakmonopols habe sich auch auf andere Europäer ausgedehnt. In Kaswin und Kamon(?) hätten die Einwohner die Gouverneure mißhandelt. In Teheran seien Proklamationen angeschlagen, die jeden Perser, der die Tramway benutzt, mit der englischen Bank Geschäfte eingeht oder mit Tabak handelt, mit dem Tode bedrohen. Wie verlautet, ist eine große Verschwörung zum Sturz des Großveziers entdeckt worden. Die Regierung scheint nicht in der Lage zu sein, der Bewegung Herr zu werden.
In Marokko scheint sich die Lage etwas gebessert zu haben. Der Sultan hat den Gouverneur von Tanger, der den Aufstand verschuldet hat, nach Fez bringen lassen und den Abgesandten der Aufständischen gegenüber erklärt, daß der Pascha vorläufig der Verwaltung fern bleiben werde. Das französische Kriegsschiff "Cosmao" ist nach Alexandrien abgedampft.
Anzeigen.
Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1872 und früher geborenen resp. mit einer entgültigen Entscheidung über ihre Militärpflicht nicht versehenen militärpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat am
Sonnabend, den 30. Januar d. J.,
Vormittags in den Stunden von 10 bis 12 Uhr, beim Stadtsecretair Schrep hieselbst zu geschehen. Auswärts geborene Militärpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein vorzulegen.
Schönberg, den 18. Januar 1892.
Der Magistrat.
Bekanntmachung.
Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 18. Januar 1892.
Die Armenbehörde.
Invaliditäts= und Altersversicherung.
1. Der während der letzten Tage in größerem Umfange vorgenommene Umtausch von Quittungskarten hat ergeben, daß in mehrfachen Fällen Behörden, Arbeitgeber und Aerzte die Dauer von Krankheiten und militärischen Dienstleistungen in den Quittungskarten unter der Rubrik "Aufrechnung der Quittungskarte" bescheinigt haben. Wir machen darauf aufmerksam, daß solche Eintragungen in die Quittungskarten nur durch die Amtsstellen vorgenommen werden dürfen, welchen die in § 18 des Gesetzes vom 22. Juni 1889 erwähnten Militairpapiere, Bescheinigungen der Krankencassen, Gemeindebehörden u. s. w. zum Nachweis der militärischen Dienstleistungen und der Krankheiten vorzulegen sind.
2. Es sind wiederholt Anfragen hierher gerichtet, ob eventuell an welche Stelle die Quittungskarten von verstorbenen Versicherten abzuliefern sind. Wir ersuchen, solche Karten der für den Wohnsitz oder den letzten Aufenthalt des Verstorbenen zuständigen Amtsstelle zu übersenden.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 7 Seite 39]a. andere Entwerthungszeichen unzulässig sind;
b. bei der Entwerthung die Marken nicht unkenntlich gemacht werden dürfen, insbesondere der Geldwerth der Marke, die Lohnclasse und die Versicherungsanstalt, für welche die Marke ausgegeben ist, erkennbar bleiben muß;
c. die sogenannten Doppelmarken, d. h. Wochenmarken von 28 Pfennig, nur von den Amtsstellen entwerthet werden dürfen.
Schwerin, am 11. Januar 1892.
Der Vorstand der Versicherungsanstalt Mecklenburg.
Von dem Vorstande der Versicherungsanstalt Mecklenburg in Schwerin ist mir die Verwaltung der Amtsstelle Schönberg von Neujahr d. J. ab übertragen worden, was ich hierdurch mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß bringe, daß die Geschäftsräume der Amtsstelle sich in meiner Wohnung an der Lübecker Chaussee, 1 Treppe hoch, befinden, woselbst ich für alle aus dieser Verwaltung sich ergebenden Angelegenheiten Nachmittags von 2 bis 4 Uhr zu sprechen bin.
Schönberg, den 21. Januar 1892.
Die Amtsstelle.
Koeppen,
Landvogteiregistrator.
Holz=Auction
im Vitenser Forste
Revier: Törber Holz
am Montag den 25. Januar 1892, unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:
50 Rmtr. buchen Kluftholz I. u. II. Cl.,
100 Rmtr. buchen Knüppel und Ausschußholz,
300 Rmtr. buchen Buschholz,
50 Stück ellern Derbholz=Stangen (Schleete für Pantoffelmacher),
10 Rmtr. ellern Kluftholz,
90 Rmtr. ellern Stangenholz II. Cl.,
Versammlung Morgens 10 Uhr auf dem Landwege.
Vitense, den 19. Januar 1892.
L. Wiegandt,
Großherzogl. Revierförster.
Ich bin gewillt meine zu Carlow belegene
Büdnerei
mit ungefähr 46 Scheffel Aussaat des besten Ackers, unter der Hand zu verkaufen. Gebäude alt, bis jetzt sieben Wohnungen vermiethet.
Büdner H. Säfcke.
Zu sogleich oder zu Ostern ist eine
kleine Wohnung
zu vermiethen. Nähere Auskunft ertheilt
Tischlermeister Melchert.
Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 7 Seite 3]Ersparniß= & Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des
Antonitermines
vom 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und an den Sonntagen
von 8 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.
Schönberg, den 9. Januar 1892.
Das Directorium.
Möbelversicherungs-Verein
im Fürstenthum Ratzeburg.
Die Mitglieder werden gebeten, ihre Beiträge (I. 100 M. 20 . II. 100 M. 26 . III. 100 M. 30 .) bis zum 1. Februar 1892 an die Kreisvorsteher zu entrichten.
Der Vorstand.
Es wird gesucht in Schönberg in nächster Zeit ein passendes geräumiges Local für ein
Möbelmagazin.
Die Tischler=Innung.
Man erwerbe die Mitgliedschaft für seine Angehörigen und Freunde als vornehmes und doch billiges Geschenk.
Der Verein der Bücherfreunde
liefert seinen Mitgliedern jährlich 6 bis 8 in sich abgeschlossene Werke: Romane, Novellen und allgemeinverständlich wissenschaftliche Litteratur - zusammen etwa 150 Druckbogen stark - gegen folgenden Mitgliedsbeitrag:
vierteljährlich 3,75 Mk.
Für gebundene Bände 4,50 Mk.
Weitere Zahlungen sind nicht zu leisten.
~~~~~~~~~~~~~
Im Jahre 1891/92 werden vorläufig erscheinen:
Todsünden. Roman von Hermann Heiberg. (bereits ausgegeben).
Aus Mitleid. Des Kaisers Fünf etc. Neue Novellen und Skizzen von Alex. Baron von Roberts. (Im November.)
Seelenanalysen. Novellen von Max Nodau. (Verfasser der konventionellen Lügen der Kulturmenschheit).
Ein neuer Roman von Max Kretzer.
Steinerne Zeugen. Die Forschungen und Ausgrabungen in Palästina, Egypten und Assyrien und ihre Beziehungen zur Bibel. Von Dr. Georg Kampffmeyer.
Und andere Werke.
Der Vorstand:
Theodor Fontane. Martin Greif.
Hermann Heiberg. Otto von Leixner.
Fritz Mauthner. Alexander Baron von Roberts.
E. Frhr. von Wolzogen.
Anmeldungen und ausführliche Prospekte mit den Satzungen durch jede Buchhandlung oder durch die Geschäftsstelle des Vereins: Verlagsbuchhandlung von Friedrich Pfeilstücker, in Berlin, W., Bayreuthstr. 1.
In Schönberg durch
C. Sievers.
Auf dem Ball der Schweingilde bei Frl. Köster, in der Nacht vom Sonntag zum Montag, ist in der Garderobe ein Herren-Paletot abhanden gekommen, - vielleicht aus Versehen mitgenommen worden. - Der jetzige Inhaber, welcher erkannt worden ist, wird ersucht, selbigen bei Frau Blomberg, Hinterstraße abzugeben.
Der vorgerückten Saison wegen verkaufe ich
sämmtliche Winterwaaren
zu bedeutend herabgesetzten Preisen.
Besonders empfehlenswerth für Confirmanden sind meine Reste
von Kleiderstoffen & Buckskin.
Heinrich Meyer.
Doppel=Malzbier
à Fl. 12 Pfg., für schwache und kranke Personen ärztlich empfohlen, empfiehlt
Max C. Sass.
Brustbonbons
gegen Husten, Erfolg garantirt.
Max C. Sass.
Rheumatismus.
Lange Zeit lag ich schwer an dieser Krankheit, so daß der Arzt erklärte, ich würde nicht wieder gehen lernen. Durch eine Einreibung gelang es mir nun, dies Leiden schnell und glücklich zu beseitigen und habe ich durch dieses Mittel schon vielen solchen Leidenden geholfen, bin gerne bereit, es jedem Rheumatismuskranken zukommen zu lassen. Viele Dankschreiben liegen zur Einsicht.
H. Boderwald, Magdeburg,
Samenhdlg., Bahnhofstr. 34.
Schüler, welche die hiesige Schule besuchen sollen, finden zu Ostern freundliche Aufnahme. Näheres bei
F. Becker.
Sofort gesucht!!!
unter günstigen Bedingungen an jedem auch dem kleinsten Orte recht thätige Hauptagenten, Agenten, sowie Inspektoren. Adresse: General=Direction der Sächsischen Vieh=Versicherungs= Bank in Dresden. Größte und bestfundirte Anstalt. 1891 über Mark 760,000 Schäden bezahlt. Am 1. Januar 1892 Casse, Staats=Papiere etc. über Mark 450,000. Versichert waren Mark 226,520,355.
Gesucht zu sofort event. zum 1. Februar d. J.
einen ordentlichen Mann
zum Milchfahren in hiesiger Stadt von der
Genossenschafts-Meierei.
Schönberg i/M., den 20. Januar 1892.
Der Vorstand.
Auf dem Hofe zu Kl. Rünz wird zu Ostern dieses Jahres ein
Deputatknecht
gesucht. Rusch.
Ich suche zu Ostern einen verheiratheten
Pferdeknecht,
der auch als Kutscher fungieren muß.
Torisdorf. R. Schwarz.
Gesucht werden zu Antoni d. J. gegen 4% in eine Landstelle 1700 Mark. Näheres in der Expedition dieser Anzeigen.
Wir warnen hierdurch Jeden, der Halbhufnerwittwe Ollmann=Schlagsdorf und deren Sohn etwas zu borgen oder zu verkaufen, da wir für nichts haften.
Die Vormünder H. Hecht und F. Goll.
Am Sonnabend den 16. Januar ist in Schönberg eine Obligation der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt über 750 M. verloren worden.
Der ehrliche Finder wird ersucht, dieselbe gegen eine Belohnung von 3 M. abzugeben in d. Expedit. d. Bl.
Grösstes Maskenverleih-Institut |
von W. Gerloff, Berlin, Wallstr. 82/3. |
empfiehlt reichste Auswahl hochfeiner Damen= u. Narren=Costüme. Aufträge nach Ausserhalb werden prompt effectuirt. Auch gebe größere Posten an Wiederverleiher und Vereine unter günstigen Bedingungen ab. Preiscourant gratis.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 7 Seite 4]Unser grosser
Inventur-Ausverkauf
wird fortgesetzt, und werden sämmtliche bei der Inventur zurückgesetzte Waaren zu sehr billigen Preisen verkauft.
Eine grosse Partie Reste
Kleiderstoffe, Buckskins, Bettzeuge, Leinen, Schürzenzeuge, Gardinen etc. empfehlen zu ganz besonders billigen Preisen.
Gebrüder Burchard
Verein der Bücherfreunde.
Hiermit erlaube ich mir zur Anzeige zu bringen, daß ich den Vertrieb der Veröffentlichungen des Vereins der Bücherfreunde für Schönberg und Umgegend übernommen und lade ich hierdurch zum Beitritt ergebenst ein.
Ein ausführlicher Prospekt über den Zweck und die Satzungen des Vereins liegt der heutigen Nr. der Wöchentlichen Anzeigen bei. Ich empfehle denselben freundlicher Beachtung.
Schönberg, den 22. Januar 1892.
C. Sievers.
Kampf= genossen= |
|
Verein 1870/71. |
Schönberg. |
Zur Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Kaisers am Mittwoch den 27. d. M. in Herrn Wieschendorf's Hotel
COMMERS,
Abends 8 Uhr, wozu alle patriotisch Gesinnten von Stadt und Land freundlichst einladet
Der Vorstand.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Zur Feier des Geburtstages Sr. Maj. des Kaisers findet am Mittwoch, den 27. Januar d. J. ein
Fest-Ball
im Vereinslocal beim Gastwirth Boye in Schönberg statt, wozu die Kameraden mit ihren Familien freien Eintritt haben.
Einführungen sind gegen ein Eintrittsgeld von 1 Mk. für Herren und 50 Pfg. für Damen, gestattet.
Eintrittkarten sind bei den Kameraden Oldenburg und Hempel zu lösen.
Anfang des Balles 7 1/2 Uhr Abends.
Der Vorstand.
Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers findet in meinem Saale am Mittwoch den 27. d. M. Nachmittags 4 Uhr ein
DINER
statt, wozu ich mir erlaube hierdurch ergebenst einzuladen.
Preis a Couvert incl. Musik 3,50 M.
Anmeldungen erbitte ich bis Montag den 25. d. M.
L. Spehr.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 24. Januar.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr:) Consistorialrath Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Krüger.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 4.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 7 Seite 5]Beilage
zu Nr. 7 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 22. Januar 1892.
- Für den Neubau des Berliner Domes ist im Kultusetat als Extraordinarium, und zwar als erste Rate, die Summe von 300 000 Mk. vorgesehen. Der Entwurf ist auf zehn Millionen Mark veranschlagt. Die Bauzeit soll 10 Jahre dauern und der Bau an der nordöstlichen Hälfte des für den Neubau bestimmten Platzes nach Beseitigung des dort befindlichen Mauerwerks mit den Fundierungsarbeiten begonnen werden.
- Der Berliner Lehrerverein faßte den Entschluß, den Kultusminister um die Einführung der senkrechten Schrift (sogenannten "Steilschrift") im Gegensatz zu der bisher üblichen rechtsschiefen Currentschrift) in den preußischen Schulen zu bitten.
- Die Königliche Polizei=Direction in Berlin erläßt eine Verordnung, wonach getötete Wildschweine und Theile derselben innerhalb des Berliner Stadtkreises weder verkauft, noch zum Verkauf angeboten werden dürfen, bevor sie nicht der mikroskopischen Trichinenschau und Stempelung in derselben Weise unterzogen worden sind, wie solches für zahme Schweine vorgeschrieben ist.
- Ein grelles Licht aller Vergänglichkeit bietet gegenwärtig ein Blick auf die großen Eisen= und Steinmassen, welche am Werderschen Markte in Berlin unter der stolzen Bezeichnung "Kaiser=Bazar" errichtet sind. In kurzer Frist sind die weiten Verkaufshallen durch Ausbleiben der Käufer verödet, vor die mit nützlichen und unnützen Gegenständen besetzten Schaufenster sind jetzt rothe Gardinen gezogen und die Dekorationen kunstsinniger Commis sind jetzt verschwunden. Die großen Portale sind mit Latten=Thüren verschlossen und drinnen in den Verkaufsräumen walten Beamte und Sachkundige, denn der Concurs ward über das Unternehmen verhängt und die Verwaltung nimmt die Lagerbestände auf, um einen Status feststellen zu können, was bei den Unmassen aufgestapelter Verkaufsgegenstände nicht so bald wird vollendet sein können. Ein Blick auf das große Kaufhaus muß insofern noch doppelt empfindlich berühren, da zahlreiche junge Leute durch diesen Concurs jetzt mitten im Winter brotlos geworden sind, ganz abgesehen von dem Mitleid, das man mit denen haben könnte, welche ihr Geld für das Unternehmen hergaben und denen nun wohl für ihre Tausende nur ein geringer Theil wieder vergütet werden dürfte.
- In Berlin wurde am Sonnabend die Wittwe Krause, eine 72jährige Greisin, als gegen 10 Uhr aus ihrem Zimmer dichter Rauch und ein unheimlicher Brandgeruch wie von bratendem Fleisch drang, von den hinzugeeilten Hausbewohnern vor dem Ofen liegend entseelt aufgefunden, der Leichnam war völlig entstellt, der Fußboden in der Nähe des Ofens ebenfalls verbrannt. Menschliche Hilfe erwies sich als vergebens, obwohl Arzt und Heilgehilfe sofort zur Stelle waren. Die Flamme hatte den Körper der Unglücklichen bereits so verkohlt, daß es so schwer war, solchen noch genau zu erkennen. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß die Verbrannte Petroleum ins Feuer gegossen hat, und daß ihr dann eine helle Flamme entgegengeschlagen ist, vor der sie sich nicht zu retten vermochte.
- Vor dem Berliner Schwurgericht stand am Freitag das 18 1/2 jährige Dienstmädchen Machus, welche ihre Dienstherrin Adler im Schlafe überfallen, beraubt und ermordet hatte. Sie wurde zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilt.
- Wer hat das schöne Lied erdacht? Zwei Hautboisten vom Kaiser Franz=Regiment in Berlin haben den guten Griff mit dem neuesten Liede: "Im Grunewald ist Holzauction" gemacht. Eine Annonce brachte sie auf die glückliche Idee. Ueber 6000 Exemplare der sinnreichen Composition sind schon erkauft worden.
- In Hamburg hinterließ der Kaufmann Theodor Wille, welcher in diesen Tagen gestorben ist, ein Vermögen von 40,000 000 Mk. Von den Erben ist dieser Betrug nur vorläufig deklarirt, da die Geschäfte natürlich in so kurzer Zeit nach dem Tode nicht abgewickelt werden konnten. Die bedeutende Kaffeefirma besitzt außer dem dortigen Hauptgeschäft noch 3 Niederlassungen in Südamerika. Dem Hamburger Staat erwächst aus dieser Hinterlassenschaft eine Erbschaftssteuer (von 5 Proz.) mit 2 Millionen Mark und wird dadurch zufällig das für das laufende Jahr entstehende Defizit von gleichem Betrage vollständig gedeckt. Wille vermachte seiner Vaterstadt Kiel 2 Millionen Mark.
- Die große Reismühle bei Neumühlen (bei Altona), die größte Deutschlands, brannte in der Nacht zum Montag total nieder. Die gesammte Hamburger Land= und Wasser=Löschmannschaft war in Thätigkeit. Der Schaden ist enorm.
- Die Firma Schülke & Mayr schloß soeben mit dem Gouverneur von Dar=es=Salaam einen Vertrag ab, wonach diese Firma eine monatliche Postverbindung nach Bokuba, der deutschen Station am Westufer des Victoria=Nyanza, zu unterhalten hat. Ein aus Deutschland abgesandter Brief soll künftig nur 71 Tage bedürfen, um nach der äußersten Station am Victoria=Nyanza zu gelangen. Die Antwort kann dann schon nach 4 1/2 Monaten eintreffen. Als äußeres Abzeichen erhalten die Träger ein Messingschild an einer Kette um den Hals, welches die Aufschrift: "Kaiserliche Gouvernementspost" trägt. Zum Schutz gegen feindliche Angriffe werden sie mit Mauser=Karabinern ausgerüstet. Die erste Expedition sollte Anfang Januar von Bagamoyo aufbrechen.
- Die neuen preußischen Lehrpläne für die höheren Schulen. Als besonders wichtig für die Revision der bestehenden Lehrpläne erscheint der erste Abschluß der Vorbildung mit dem sechsten Jahrgange aller höheren Schulen; ferner die Verminderung der Schul= und Hausarbeit und die Verstärkung der körperlichen Uebungen, sodann die Verminderung des Gedächtnißstoffes; die Aenderung der Lehraufgaben der Gymnasien und Realschulen im Deutschen, Lateinischen, Griechischen, Zeichnen und Aufnahme des Englischen auf den Gymnasien; die Aenderung des Lehrzieles und Lehrverfahrens in den neueren Sprache mit Berücksichtigung der Bedürfnisse des practischen Lebens; die Aenderung in der Geschichte, Beschränkung des Unterrichts in der alten und mittelalterlichen und stärkere Betonung der neueren, insbesondere der vaterländischen Geschichte; die Minderung der Hausarbeit; die Förderung der erziehlichen Aufgabe der höheren Schulen; die Entlastung der Reifeprüfung vom Gedächtnißstoff und Vereinfachung der Reifeprüfung, und die Abschlußprüfung nach dem sechsten Jahrgange.
- Es ist jetzt in den Zeitungen viel von "Refaktien" die Rede und wird bald noch mehr in den Parlamenten davon gesprochen werden. Was das Wort bedeute, kann man aus dem Zusammenhang entnehmen. Aber Genaueres darüber werden nur wenige Zeitungsleser wissen. Nun wohl, das aus dem Lateinischen stammende Wort ist in dieser Form zuerst in die holländische Sprache übergegangen. In Holland und dann auch anderswo versteht man darunter einen Nachlaß der Beförderungsgebühr einer Waare, der unter einer besonderen Bedingung im Kauf= oder Frachtvertrage einzutreten hat. Neuerdings bedeutet Refaktie die Rückvergütung einer bestimmten Summe von der gewöhnliche Eisenbahnfrachtgebühr. Sie ist meist an ein gewisses jährliches Minimalquantum der zu befördernden Waare geknüpft, sie kann öffentlich oder geheim sein, für benannte oder unbenannte Waaren, für alle Strecken einer bestimmten Eisenbahn oder nur für einzelne Richtungen bewilligt.
- Operation an einem Pferde. Vor wenigen Tagen operirte Professor Dr. Müller von der Berliner Hochschule ein Pferd eines Husarenofficiers in Trier. Es handelte sich um die Entfernung einer
[ => Original lesen: 1892 Nr. 7 Seite 6]Geschwulst aus der Leibeshöhle. Das Pferd wurde zu diesem Zwecke chloroformirt; nach erfolgter Bewußtlosigkeit wurde der Leib geöffnet und die Geschwulst entfernt. Das Ganze dauerte eine halbe Stunde. Das operirte Pferd soll sich, der "Trierer Ztg." zufolge, wohl befinden.
- Der frühere "Kaiser=Delegirte", der vielfach genannte Bergarbeiter August Siegel, der, wie schon mitgetheilt, aus Dortmund wegen mehrerer ihm drohender Strafen entflohen ist, wird jetzt vom dortigen Gericht steckbrieflich verfolgt.
- Von zwei Uebeln das kleinere. Ein Winzer in Piesport hatte im Laufe des letzten Jahres mit dem Einkleben der Marken für die Invaliditäts= und Altersversicherung für seine Dienstmagd nicht recht fertig werden können und am Schluß des Jahres war die Karte in schönster Unordnung. Diese ewigen Quälereien hatten den Mann gebrochen, er wählte das bessere Theil, ging mit der Dienstmagd - aufs Standesamt und heirathete sie. Der glückliche Bräutigam zählt 55 die Braut 27 Lenze.
- Auf eine eigenartige und schreckliche Weise verunglückte in Walstatt=Burllach der Bergmann J. Maul. Um Reparaturen an einem Kinderschlitten vorzunehmen, benutzte er eine am Spicherer Berge im Jahre 1870 gefundene französische Granate als Ambos, indem er auf dem umgekehrt gestellten Geschoß Nägel gerade klopfte. Während dieser Arbeit, bei welcher zwei von seinen vier Kindern in der Stube anwesend waren, explodirte die Granate und riß ihm die Hirnschale fort, wodurch der Tod sofort eintrat. Der Deckel der Granate - nur dieser hatte sich gelöst - zerriß die Decke der Stube, die Kraft des Luftdruckes bewirkte ein Zersprengen der Thüre und der Fenster. Die Kinder kamen glücklicher Weise mit dem Schrecken davon.
- Einen eigenartigen Selbstmord vollführte ein junges Mädchen aus Eydtkuhnen. Schwermüthig aus unglücklicher Liebe begab sie sich dieser Tage unbemerkt zu der im vollen Gange befindlichen Windmühle des nahe gelegenen Dorfes J. und trat unter den Windmühlenflügel. Mit furchtbarer Gewalt traf er das Mädchen gegen die Schläfe, so daß die Bedauernswerthe blutüberströmt eine Strecke fortgeschleudert wurde. Die herbeieilenden Mühlknappen fanden das Mädchen todt vor.
- Professor Falb bezeichnet den 28. März und den 26. April 1892 als die stärksten kritischen Tage dieses Jahrhunderts, auch sollen im Laufe des Jahres 1892 soviel Regengüsse eintreten, daß dadurch die niederen Gegenden versumpfen.
- In Paris wurden diesmal 9 576 000 Neujahrskarten zur Post gegeben; im Vorjahre 8 776 933.
- In der Kriegsschule von Saint=Cyr wurden 150 Zöglinge von der Influenza befallen, jedoch keiner gefährlich.
- In Sombresse (Frankreich) wurde das sämtliche Vieh eines Landwirths von der Tollwuth ergriffen und mußte getötet werden. Ein Dienstmädchen, das von einem der Thiere gebissen worden war, starb unter fürchterlichen Qualen.
- Zündhölzchen aus Papier. In Frankreich ist, wie die "Pap. Ztg." mittheilt, der Versuch gemacht worden, Zündhölzchen aus Papier herzustellen. Dieselben sollen ein Mittelding zwischen den schwedischen und den sog. Wachszündhölzchen darstellen und bestehen aus festgewickelten Papierröllchen, die mit einer Mischung von 4 Theilen Kolophonium, 1 Theil Stearin und 2 Theilen Zinkweiß getränkt werden. Will man farbige Kerzen erhalten, so nimmt man statt des Zinkweißes eine Anilinfarbe. Nach Herstellung des Körpers werden die Phosphorköpfe in bekannter Weise angebracht. Die Herstellungs= und Verkaufspreise sind niedriger als bei Wachszündkerzchen.
- Neuerdings ist auch in Nizza, Marseille, Genua und an der ganzen Riviera die Influenza aufgetreten.
- Schlimm ist es 3 Spitzbuben ergangen, die in Riga in die Vorratsräume eines Feuerwerkers eingebrochen waren. Sie gingen so unvorsichtig mit dem Feuerzeug um, daß der Pulvervorrat explodirte und das ganze Magazin in die Luft gesprengt wurde. Einer der Diebe ist sofort tot geblieben, die anderen sind schwer verletzt worden.
- Die Influenza herrscht in Stockholm mit ungeschwächter Stärke. Während der vergangenen Woche erkrankten mehr als 3000 Personen; die Zahl der Todesfälle ist jedoch eine geringe, etwa 0,5 pro Mille. Die Krankheit übt selbstverständlich auf das hauptstädtische Leben einen niederdrückenden Einfluß aus, und im gesellschaftlichen sowie im geschäftlichen Verkehr ist fast Stillstand eingetreten.
- In Liverpool wurde durch eine Feuersbrunst ein siebenstöckiges Magazin, in welchem sich 3800 Ballen Baumwolle befanden, zerstört.
- Die Influenza (Grippe.) "Die Influenza, auch Grippe genannt, gehört unter die epidemischen Krankheiten, ebenso wie die Diphtheritis, Scharlach, Masern, Thyphus etc. Sie hat auch mit allen anderen Epidemien das Gleiche gemein, daß wie bei diesen, die Epidemie eine gut= oder bösartige sein kann. Sie kann auch als gutartige erlöschen, um nach kürzerer oder längerer Zeit, als bösartige, mit zahlreichen Todesfällen wieder anfzutreten. Diese Todesfälle sind weniger durch die Influenza, als durch den Hinzutritt von Erkrankungen anderer Organe, namentlich der Lunge (Lungenentzündung) bedingt. Auch das Gehirn, der Magen und Darmkanal können in Mitleidenschaft gezogen werden und in besonders schweren Fällen verläuft die Influenza unter dem Bilde des Thyphus, von dem sie sich aber durch den Verlauf und das Fehlen der Milzanschwellung und der Roseola (kleiner, flachstichartiger Stippchen auf der Brust) unterscheidet.
- Mittel gegen die Influenza. In dem in Wien erscheinenden "Amtlichen Zentral Anzeiger" empfiehlt der Regimentsarzt Dr. Rabener, auf Grund von Versuchen bei 291 Kranken das Creolin gegen die Grippe, das hier eben ein so sicheres Mittel sei wie Chinin gegen das Fieber. Bei Anwendung von Tagesgaben von 12 bis 25 Pillen mit je einem Centigramm des Pearsonschen Creolin sei es ihm stets gelungen, die starke Reproduktionsfähigkeit der Grippe=Bazillen je nach dem Zeitpunkt der Anwendung dieses antiseptischen Mittels entweder herabzusetzen oder gänzlich aufzuheben. Auch sollen die Creolin=Pillen ein wirksames Schutzmittel zur Verhütung der Grippe sein.
- Muß die Düngung der Wiesen mit Thomasschlacke und Kainit wiederholt werden und wie oft? Diese Frage beantwortet Dr. Fr. Giersberg dahin, daß fast alle unsere Wiesen arm an Kali und Phosphorsäure seien, beide aber die Erträge der Wiesen sehr erhöhten, und daß es ein Fehler sei, eine Wiese nur einmal zu düngen und sie dann wieder auf mehrere Jahre ungedüngt liegen zu lassen. Die Wiese gelange erst bei der zweiten Düngung, im zweiten Jahre, in einen wirklich leistungsfähigem Zustand, es müsse jedes Jahr neu gedüngt werden, doch mache sich bei fortgesetzter Düngung mit der Zeit immer weniger Dünger nöthig. Man dürfte annehmen, daß bei nur 8 Mk. Ausgabe für Kali=Phosphordünger ca. 100 Ztr. Grünfutter erzielt würden.
- Gedenket der darbenden Vögel! Das rufen wir auch in diesem Jahre wieder unseren Lesern zu, nachdem die Unbilden des Winters den kleinen gefiederten Freunden bittere Noth gebracht haben. Mühe und Kosten, welche man für die Fütterung der Vögel im Winter aufzuwenden hat, sind so unbedeutend im Verhältniß zu dem großen Nutzen, welchen die glücklich durchgewinterten Vögel und ihre Bruten während der anderen Jahreszeiten gewähren, daß kein Naturfreund es versäumen sollte, sein Scherflein dazu beizutragen, um die armen Thiere jetzt zu Gast zu laden.
- Unzerstörbar. In Amerika ist gegenwärtig eine lebhafte Bewegung gegen den Schnürleib, das sogenannte Corsett, im Gange. In der Provinz Ontario haben die Damen von Kingston und Sydenham ihre Corsetts selbst auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Ein Mitarbeiter des Pariser Gaulois hat nun eine der ersten Corsettkünstlerinnen befragt, was sie denn thun würde, wenn eine solche Bewegung gegen ihren Erwerbszweig sich auch in Paris geltend machen würde. Die Dame erklärte lächelnd, sie würde eine der ersten sein, die sich der Bewegung anschlössen, denn sie sei fest überzeugt, daß am nächsten Tage nach der großen Corsettverbrennung sämmtliche Damen von Paris sich neue bestellen würden; sie könne also gar kein besseres Geschäft machen.
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