[ => Original lesen: 1892 Nr. 2 Seite 1] Nr. 21 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1891 enthält in der
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. die Aufbewahrung und Verabfolgung des Koch'schen Heilmittels gegen die Tuberculose.
(2.) Bekanntmachung, betr. die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat November 1890.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Wortgebühr für Telegramme nach Oesterreich=Ungarn.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postfrachtstücken nach Constantinopel und Salonich.
(5.) Bekanntmachung, betr. den Postverkehr mit der Kaiserlichen Postagentur Windhoek in Deutsch=Südwestafrika.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.
Die Neujahrsfeier im Berliner Schlosse ist in üblicher Weise verlaufen. Bei kühlem, aber trockenen Wetter fand am Morgen große Reveille statt. Spielleute und eine Regimentsmusik marschierten unter schmetternden Weisen vom Schlosse zum Brandenburger Thor und wieder retour. Von 9 Uhr an fand dann im Schlosse selbst die Gratulation statt. Für ein schaulustiges Publikum war fast nichts zu sehen, da alle Wagen und Karossen schnell im Schloßhofe verschwanden. Der Kaiser empfing zuerst die Glückwünsche seiner Familie, der Hofstaaten und der Prinzen und Prinzessinnen. Der großen Gratulationscour im Weißen Saale ging der Neujahrsgottesdienst in der Schloßkapelle voran. Die Cour in dem elektrisch beleuchteten weißen Saale erfolgte in gewohnter Weise. Der Kaiser und die Kaiserin nahmen vor dem Throne Aufstellung, umgeben von den Prinzen und Prinzessinnen, während die Gratulanten einzeln vorüberschritten. Der Kaiser reichte vielen Herren die Hand. Ganz besonders ausgezeichnet wurden Graf Caprivi, die Herren von Bötticher und Miquel, Graf Waldersee und andere Herren. In besonderer Audienz wurden noch empfangen die Generalität und das diplomatische Korps. Der Kaiser war bei ganz vortrefflicher Laune und scherzte viel. Von besonderen Ansprachen ist, soweit bisher bekannt, keine Rede gewesen. Nach der Cour begab sich der Kaiser, lebhaft begrüßt, zur Ruhmeshalle, wo die Parole=Ausgabe stattfand. Der Monarch sprach mit zahlreichen Offizieren, politische Dinge aber vermeidend. Am Nachmittage fand Familientafel statt, bei welcher die Halloren aus dem Thale zu Halle, wie alljährlich, ihre Glückwünsche darbrachten und Geschenke überreichten. Zwischen den Kaisern Wilhelm und Franz Joseph, sowie den König Humbert sind sehr herzliche Telegramme gewechselt worden.
Kaiser Wilhelm hat kürzlich, wie die "Allgemeine Reichscorrespondenz" sagt, den neuen Bestimmungen über die Anrechnung der Militärdienstzeit auf das Dienstalter der Civilbeamten die Genehmigung ertheilt. Diese Bestimmungen sollen vom 1. Januar 1892 ab Anwendung finden.
Ueber einen Unfall des Prinzen Heinrich von Preußen wird der "Kreuzztg." aus Kiel gemeldet: Prinz Heinrich erlitt am Dienstag, als er ein neues Schiffsmodell besichtigte, an der einen Hand eine Verletzung, indem ihm ein Fingernagel abgequetscht wurde.
Die Vorlage für den preußischen Landtag betr. die Verwendung des Welfenfonds ist, wie die "Nationalliberale Correspondenz" mittheilt, fertig ausgearbeitet und wird dem Abgeordnetenhaus so bald wie möglich zugehen. Vorbedingung ist indessen die Bewilligung der im Reichsetat geforderten Erhöhung des Fonds des auswärtigen Amts zu geheimen Ausgaben von 48 000 auf 500 000 Mark. Die Bewilligung dieser Summe betrachtet man als gesichert und die Einbringung der erwähnten Vorlage im preußischen Landtag stände somit nichts im Wege. Die Verwendungszwecke für die Einnahmen aus dem Welfenfonds liegen fast ausschließlich im Gebiet von Interessen der Provinz Hannover.
Im deutschen Bundesrath soll, wie der "Frankfurter Zeitung aus Berlin gemeldet wird, die Neigung, ein Verbot des Hausirens der Handlungsreisenden bei Privaten herbeizuführen, im Zunehmen begriffen sein.
Der "Reichsanzeiger" bringt die in der Sitzung des Bundesraths vom 22. December beschlossenen Abänderungen der Vorschriften über Entwerthung der Marken bei Invaliditäts= und Altersversicherung, über Befreiung bei vorübergehenden Beschäftigungen von der Versicherungspflicht und über Entwerthung und Vernichtung der Marken zur öffentlichen Kenntniß.
Die Reichsregierung legt dem Vernehmen nach Werth darauf, die jetzige Session des Reichstages nicht über Gebühr auszudehnen, zumal darum zu thun ist, für die Aufgaben des preußischen Landtages möglichst freien Raum zu gewinnen. Es werden deshalb weitere Vorlagen für den Reichstag auf das nothwendigste Maß beschränkt werden. Von mancherlei geplanten Vorlagen hat man einstweilen Abstand genommen. Dazu gehört u. a. das mehrfach erwähnte Warrantgesetz, welcher wohl überhaupt für absehbare Zeit als vertagt gelten kann. Im Weiteren aber hat man sich mehrfach mit einem Gesetzentwurf für Abzahlungsgeschäfte befaßt. Auch davon wird man für diese Session jedenfalls Abstand nehmen.
Die abgeänderte Arzneitaxe ist, wie der preußische Kultusminister im "Reichsanzeiger" bekannt giebt, nunmehr erschienen. Dieselbe tritt mit dem 1. Januar 1892 in Kraft.
Vor kurzem ist das Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der sozialdemokratischen Partei Deutschlands, abgehalten in Erfurt vom 14. bis 20. October 1891, erschienen. Die Verhandlungen umfassen 360 Druckseiten; davon entfallen für die Berathung des Parteiprogramms ganze 36 Seiten, die ausschließlich von der Rede des Referenten Liebknecht eingenommen werden, während die übrigen 90 Prozent die Streitigkeiten über die Berliner Opposition und die v. Vollmar'sche Taktik, sowie die Vorlagen an den Parteitag enthalten.
Der freudigen Stimmung, die sonst beim Jahreswechsel zu herrschen pflegt, hat in diesem Jahr auch das unheimliche Steigen, das in der Influenza=
[ => Original lesen: 1892 Nr. 2 Seite 2]Epidemie zu constatiren ist, entgegengewirkt. Kaum ist der englische Botschafter White bestattet und schon liegt in den Kreisen der hohen Diplomatie ein neuer Todesfall vor. Der Gesandte Portugals am Hof in Berlin, Marquis de Penasiel, der seit 10 Jahren seinen dortigen Posten inne gehabt und in der Berliner Gesellschaft eine bekannte und beliebte Persönlichkeit war, ist am Mittwoch den Folgen der Influenza erlegen. Der "Reichsanzeiger" bemerkt zu der Todesanzeige: "Die kaiserliche Regierung und mit ihr ein großer Kreis persönlicher Freunde theilt das Bedauern seines Souveräns über den Verlust eines so langjährigen und bewährten Vertreters."
Ein trübes Neujahrsfest hat die sächsische Königsfamilie gehabt: Der Feldmarschall Prinz Georg von Sachsen, Bruder des Königs Albert, ist an einer Darmknickung gefährlich erkrankt, alle Hoffestlichkeiten sind sofort abbestellt. Der Kaiser hat sich dauernde telegraphische Krankenberichte erbeten.
Die Constituirung einer Centralstelle für die Beratung der Tarifangelegenheiten der ungarischen, deutschen, belgischen und niederländischen Bahnen soll, wie die Wiener "Presse" meldet, am 8. Januar erfolgen.
Der ungarische Reichstag wird mit Ende dieser Session aufgelöst werden. Die Neuwahlen für das Abgeordnetenhaus sollen am 28. Januar beginnen und am 5. Februar beendet sein. Der Zusammentritt des neuen Parlaments soll am 18. Februar erfolgen. Auch das ungarische Oberhaus hat jetzt die Handelsverträge mit Deutschland und Italien einstimmig genehmigt.
Präsident Carnot empfing in üblicher Weise die Neujahrsgratulationen. Besonders hervorragende Ansprachen sind nicht gehalten worden.
Der englische Lobredner der französischen Armee, Charles Dilke, hat in dem Kapitän Maude einen schroffen Gegner gefunden. Maude, der den letzten französischen Manövern ebenfalls beigewohnt hat, zerflückt in einem im "United Service Magazine" veröffentlichten Artikel die Lobkritik Dilke's, wobei er ausführt, die Leitung sei ignorent und nachlässig, die Artillerie langsam und schlecht, die Kavallerie minderwertig und die Infanterie flau und unaufmerksam. Wir würden schon mit etwas weniger zufrieden sein.
Die Kaiserin von Rußland leidet an der Influenza, die sie an Schloß Gatschina gefesselt hält.
Aus Krakau eingelaufenen Meldungen zufolge entdeckte die russische Polizei in Warschau Spuren eines Geheimbundes gegen den Czaren. Zahlreiche Verhaftungen russischer und polnischer Studenten, Beamten, Offiziere und Bauern wurden vorgenommen. Haussuchungen erfolgten im ganzen Lande.
Ein Abgesandter des russischen Finanzministers Wischnegradski soll sich dieser Tage nach Paris begeben haben, um dort neuerdings mit verschiedenen Banken über die sog. Eisenbahn=Anleihe, d. h. also über das bekannte Vorschußgeschäft auf russische Eisenbahn=Prioritäten zu verhandeln. Viel Glück auf die Reise!
Eine Petersburger hochgestellte Dame wurde wegen nihilistischer Umtriebe verhaftet. Bei der Verhaftung fand man auch gelegentlich einer Haussuchung einen sie kompromittierenden Brief, der mit Beschlag belegt wurde.
Der russische Geheimrath Zwegintschew bereiste im Auftrage des Ministeriums des Innern die nothleidenden Gouvernements und stellte in seinem Berichte nebst der jammervollen Lage der Bevölkerung fest, daß arge Mißbräuche und Unterschleife seitens der Regierungsorgane bei der Vertheilung von Getreide und Brot an die hungernde Bevölkerung vorkommen.
Aus St. Petersburg erfährt man, daß die Hungersnoth nun auch in das Gouvernement Tobolsk im nördlichen Westsibirien ihren Einzug gehalten hat. Die Regierung hat ein aus sechs Beamten bestehendes Hilfs=Comité nach dem Gouvernement entsandt. Uebrigens soll der russische Geh. Rath Zwegintschew, der im Auftrag des Ministeriums des Innern die nothleidenden Gouverments bereist hat, in seinem Bericht nicht nur die jammervolle Lage der Bevölkerung, sondern auch arge Mißbräuche und Unterschleife seitens der Regierungsorgane bei der Vertheilung von Getreide und Brod an die hungernde Bevölkerung festgestellt haben. - Aus Krakau wird gemeldet, die russische Polizei habe in Warschau Spuren eines Geheimbundes gegen den Zaren entdeckt. Zahlreiche russische und polnische Studenten, Beamte, Offiziere und Bauern sollen verhaftet worden sein.
Wenn die aus Moskau kommenden Nachrichten wahr sind, dann stehen die Deutschen in Rußland in Gefahr, von den hungernden Volksmassen für den Nothstand "verantwortlich" gemacht zu werden. Die betreffende Meldung lautet: In verschiedenen nothleidenden Gouvernements herrscht große Erbitterung gegen die Deutschen, die in Flugschriften als die Urheber der Hungersnoth bezeichnet werden. Im Gouvernement Pensa sollen mehrere Deutsche ermordet worden sein.
Auf der Werft von Petersburg hat der Bau von vier großen Panzerschiffen, welche für die Ostseeflotte bestimmt sind, begonnen.
Es ist neuerdings wiederholt in den Zeitungen die Rede davon gewesen, daß sich eine Annäherung zwischen der Türkei, Frankreich und Rußland vollzogen habe. Diesen Behauptungen gegenüber erklärt nun die "Agence de Constantinople", daß die betr. Blätter wahrscheinlich ihre Wünsche mit den wirklichen Thatsachen verwechseln und häufig den unbedeutendsten Begebenheiten eine Wichtigkeit beilegten, welche die Pforte nicht entfernt im Sinn hätte. Derartige Begebenheiten seien beispielsweise die Handlungen internationaler Höflichkeit, die Entsendung gewisser Missionen, die Verleihung von Orden etc. Die "Agence" constatirt einfach, die Pforte befolge die Politik des Friedens und der Freundschaft allen Mächten gegenüber, indem sie bemüht sei, ihren internationalen Pflichten gerecht zu werden.
Der spanische Ministerrath hat am Dienstag den neuen Zolltarif, der am 1. Januar veröffentlicht werden wird, einstimmig genehmigt. Der Ausfuhrzoll auf Erze ist aufgehoben worden.
- Schönberg. Am 31. Dec. Abends wurden auf der Chaussee nach Siemz von zwei Arbeitern zwei in Gr. Siemz dienende Knechte thätlich angegriffen und durch Knittelhiebe der Eine betäubt. Ein des Weges kommender Hauswirth aus Niendorf wollte die Angreifer zurechtweisen, wurde aber nunmehr von Beiden derart mißhandelt, daß von dem untersuchenden Arzt später tödtliche Verletzungen constatirt wurden. Der also Verletzte hatte jedoch seine Angreifer erkannt und machte noch an demselben Abend der Polizei Anzeige, die denn auch am folgenden Morgen früh die Verhaftung vornehmen ließ. Der Eine derselben war gerade aus dem Gefängniß entlassen, wo ihm wegen guter Führung an seiner mehrjährigen Strafe 9 Monate erlassen waren, die er, da er für diese Zeit unter Polizeiaufsicht gestellt war, nunmehr dennoch abbüßen muß.
- Die Kaiserin faßt bekanntlich ihre Mutterpflichten sehr strenge auf. Ein neuer Beweis dafür ist die Thatsache, daß die hohe Frau es sich nicht nehmen ließ, während der letzten besorgnißerregenden Krankheit des jüngsten Prinzen Joachim Franz Humbert, acht aufeinanderfolgende Nächte die Wache selbst zu halten, ohne Tags über sich einer besonderen Ruhe hinzugeben. Es erregt überhaupt seit langer Zeit das Staunen der Umgebung, daß die Kaiserin so ungemein wenig der Ruhe pflegt, indem sie fast niemals vor 12 oder 1 Uhr nachts das Schlafzimmer aufsucht und doch schon in früher Morgenstunde wieder munter ist. Diese Erscheinung ist in ähnlicher Weise auch bei der Mutter der Kaiserin und bei der Schwester, der Prinzessin Leopold zu Tage getreten.
- Der Kaiser hat dem in Berlin weilenden jungen Sohn des "Königs" Bell in Kamerun einen kunstvoll gearbeiteten Hirschfänger, dessen Griff mit Edelsteinen besetzt ist, als Weihnachtsgeschenk verehrt.
- Die Reichs=Post= und Telegraphenverwaltung vereinnahmte für die Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis zum Schluß des Monats November 152 594 029 Mk. (gegen denselben Zeitraum des Vorjahres + 6 528 849 Mk.), die Reichseisenbahn=Verwaltung 39 122 000 Mk. (+ 1 088 000 Mk.).
- Das Reichspostamt macht bekannt, daß die Kaiserliche Postagentur Windhoek in Deutsch=Südwestafrika fortan Bestellungen auf die in der Zei=
[ => Original lesen: 1892 Nr. 2 Seite 3]tungs=Preisliste des Reichs=Postamts aufgeführten Zeitungen und Zeitschriften im Wege des Post=Abonnements annimmt. Der Postbezugs=Preis der Zeitungen setzt sich aus dem Erlaßpreis für Deutschland und den Post=Transitgebühren zusammen.
- Für das Kaiser=Wilhelm=Denkmal auf dem Kyffhäuser, welches die deutschen Kriegervereine ihrem entschlafenen kaiserlichen Kriegsherrn errichten, sind bereits 450 000 Mark eingegangen. Die Kosten des Denkmals werden sich auf 650 000 bis 700 000 Mk. belaufen, so daß 25 000 Mk. fehlen. Die Summe kommt aber sicher ein, da viele Vereine mit ihren Beiträgen im Rückstand sind. Die Grundsteinlegung ist auf den 10. Mai 1892 festgesetzt.
- Ein Genosse aus der großen Zeit unseres heimgegangenen ersten Kaisers, der ehemalige Ober=Hof= und Hausmarschall Graf Pückler, vollendete am 24. December sein 94. Lebensjahr. Er ist seit langer Zeit erblindet und lebt einsam in Berlin im königl. Schloß, wo ihm sein großer Kaiser Wohnung und Verköstigung bis an sein Ende ausbedungen hat.
Die Berliner Stadtverordneten=Versammlung hat beschlossen, den Magistrat zu ersuchen, eine gemeinsame Petition an den Reichskanzler zu senden, um eine Aenderung der Instructionen der Militärposten in den Straßen von Berlin herbeizuführen. Es ist vor Kurzem nämlich wiederum vorgekommen, daß ein Militärposten in einer sehr belebten Straße der Stadt Nachts auf einen Mann geschossen, denselben aber nicht getroffen hat. Die Kugel ist in einen Kaufladen gedrungen.
Braut=Seidenstoffe schwarz, weiß, crême etc. - v. 65 Pfge. bis Mk. 22.85 - glatte und Damaste etc. (ca. 300 versch. Qual. u. Dispos.) vers. roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.
Anzeigen.
Bekanntmachung.
In der Besetzung der für den Bezirk der diesseitigen Berufsgenossenschaft errichteten Vertrauensmanns= bezw. Vertrauensmann=Stellvertreter=Aemter treten mit dem 1. Januar 1892 innerhalb des Amtsgerichtsbezirks Schönberg folgende Veränderungen ein.
Es werden fungiren für den
20. Bezirk, umfassend die Stadt und die Vogtei Schönberg sowie das Gut Torisdorf, als
Vertrauensmann=Stellvertreter - statt des bisherigen (Hauswirth Behncke zu Menzendorf) - der Hauswirth Burmeister zu Rodenberg.
21. Bezirk, umfassend die Vogtei Rupensdorf, als
Vertrauensmann - statt des bisherigen (Schulze Hagendorf zu Boitin=Resdorf) - der Oberförster Hottelet zu Schönberg.
Vertrauensmann=Stellvertreter - statt des bisherigen (Erbpächter Prüß in Lauen) - der Hauswirth Joachim Oldenburg zu Niendorf.
22. Bezirk, umfassend die Vogtei Stove, als
Vertrauensmann=Stellvertreter - statt des bisherigen (Schulze Wigger zu Samkow)) - der Hauswirth Seeler zu Samkow.
23. Bezirk, umfassend die Vogtei Schlagsdorf nebst Domhof und Palmberg bei Ratzeburg, als
Vertrauensmann - statt des bisherigen (Schulze Stein zu Rieps) - der Hauswirth Hecht zu Schlag=Resdorf.
Vertrauensmann=Stellvertreter - statt des bisherigen (Schulze Hauschild zu Ziethen) - der Pächter Röper zu Gr. Molzahn.
24. Bezirk, umfassend die Vogtei Mannhagen nebst den Gütern Horst und Dodow, als
Vertrauensmann - statt des bisherigen (Viceschulze Brüggemann zu Mannhagen) - der Schulze Brüggemann zu Walksfelde.
Neubrandenburg, den 19. December 1891.
Der Vorstand
der Mecklbg.=Strelitz'schen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft.
C. Graf von Bernstorff.
Holz=Auction Nr. 6.
Am Donnerstag, den 7. Januar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Wiencke zu Sülsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
Aus den Schwanbecker Zuschlage.
264 Stück loheichen Drümme mit 67,56 Fstmet.,
43 Rmet. loheichen Knüppel I. u. II. Cl.,
3 Stück buchen Nutzholzblöcke,
273 Rmet. buchen Kluft I. u. II. Cl.,
27 Rmet. buchen Knüppel,
43 Fuder buchen Pollholz,
32 Fuder ellern Wadelholz I. u. II. Cl.
Schönberg, den 27. December 1891.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 7.
Am Montag, den 11. Januar, Morgens 10 Uhr sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:
Aus dem Rupensdorfer Holz.
Eichen Drümme, geloht u. ungeloht,
43 Rmet. loheichen Knüppel I. u. II. Cl.,
1 Fuder eichen Pollholz,
1 Stück eschen Nutzholz = 0,57 Festmet.,
7 1/2 Fuder eschen Wadelholz I. u. III. Cl., für Kiepenmacher,
2 Fuder eschen Pollholz,
136 Rmet. buchen Kluft u. Knüppel,
48 Fuder buchen Durchforstholz II. u. III. Cl. und Pollholz,
1 Fuder ellern Wadelholz.
Schönberg, den 31. December 1891.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 8.
Am Dienstag den 12. Januar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Wiencke in Sülsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:
Aus dem Kleinfelder und Sülsdorfer Zuschlage.
6 Stück eichen Nutzhölzer = 1,76 Festmet.,
7 Rmet. eichen Kluft und Knüppel,
29 Fuder eichen Durchforstholz II. Cl., (Kiepenmacherholz)
158 Rmet. buchen Kluft I. u. II. Cl.,
24 Rmet. buchen Knüppel,
29 1/2 Fuder buchen Pollholz,
2 Stück birken Nutzhölzer = 0,58 Festmet.,
5 Rmet. birken Kluft u. Knüppel,
2 Fuder birken Pollholz,
15 Fuder ellern Wadelholz I., II. u. III. Cl.,
1 Fuder Aspen pp. Busch,
3 Rmet. fichten Kluft und Knüppel.
Schönberg, den 31. December 1891.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Am Freitag, den 8. Januar, Morgens 10 Uhr soll im Selmsdorfer Kirchenholz an Ort und Stelle nachstehendes Brennholz gegen baare Bezahlung verkauft werden:
31 Raummeter buchen Olm u. Knüppel,
 13 Fuder buchen Pollholz,
   5 Fuder ellern Wadelholz II. Cl.,
   8 Fuder aspen Weiden.
Der Förster.
W. Polle.
Passend für Sattler!
Zu verkaufen
wegen Altersschwäche des Besitzers, Haus mit 3 Tonnen Weizenboden, verbunden mit Sattlergeschäft. Gute, feste Kundschaft. Das Geschäft besteht seit 1813. Anzahlung nach Uebereinkunft.
Vogelsang per Pronstorf, Kreis Segeberg in Holst.
H. Rauert,
Sattlermeister.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 2 Seite 4]Malz und Hopfen geben gute Tropfen.
Bier
aus neuem Malz und neuem Hopfen
vorzüglich im Geschmack, empfiehlt die Dampf=Bier=Brauerei
Schönberg i. M. C. Schwedt.
Ende dieses Monats habe ich
Harbker Brikets
an der Bahn und erbitte geschätzte Aufträge, welche ich billigst ausführen werde.
A. Zander.
Empfange und empfehle
große schottische Steinkohlen
ab Bahnhof billigst
C. Schwedt.
Frischen
Seifenstein und Chlorkalk
empfiehlt in bekannter Güte
J. F. Eckmann.
Flechtenkranke
versäumen nicht, das von Rolle, Hamburg, St. Pauli, Neuer Pferdemarkt 16, herausgegebene und nur daselbst zu beziehende Buch zu lesen. Preis M. 1,50.
10 Jahre habe ich an einem schrecklichen Leiden, (Prurigo=Juckflechte) gelitten. Ich habe während dieser 10 Jahre nichts unversucht gelassen, um mich von diesem Uebel zu befreien, habe viele Aerzte consultirt, jedoch immer erfolglos. Nach Ausspruch der Aerzte sollte mein Leiden ein unheilbares sein. Da wurde ich auf Herrn Rolle, Hamburg, St. Pauli, Pferdemarkt 16, aufmerksam gemacht und entschloß mich, den letzten Versuch zu machen, um vielleicht doch noch meine so lange entbehrte Gesundheit wieder zu erlangen. Heute kann ich mich den vielen durch Herrn Rolle von ihrem Flechtenleiden Geheilten anschließen und öffentlich bekunden, daß genannter Herr mich in kurzer Zeit von meinem Leiden befreit hat. Ottensen, Hohenesch 26 I., H. Wiese.
Gefundenes Geld
ist solches, was Sie für alle gebr. Briefmarken und Briefumschläge mit eingepr. Marken von 1849-70 erhalten. Wir kaufen diese zu sehr hohen Preisen, z. B.: Baden Brfumschl. 12 oder 18 Kr. pr. Stück 50 Mk., Hannover 10 Gr. - 10 Mk., Preusen Brfumschl. 4. 5. 6. od. 7 Sgr. per Stück 15-50 Mk., Oldenburg 1858 1/3 Gr. - 40 Mk., Sachsen 3 Pfg roth - 40 Mk., Schlesw.-Holst. 1850 2 Sch - 15 Mk. etc. etc. Anfragen muss Rückporto beilegen.
Carl Geyer & Co., Siegen. Wstf.
Dr. Oeinck, Lübeck.
Hals-, Nasen- u. Ohrenarzt,
zurückgekehrt.
3 bis 4000 Pfd.
Roggenstroh
(mit der Hand gedroschen) hat noch zu verkaufen
J. P. Kohs,
Menzendorf bei Grieben i. M.
Mein schwarzbrauner steht von jetzt an zum Decken bereit.
Warsow. H. Blank.
Zu Hof Schlagsdorf wird zu Ostern eine tüchtige
Leuteköchin
gesucht.
A. Sick.
Gesucht zum 15. März oder 1. Mai:
1 tücht. Mädchen, das in Küche u. Hausarb. durchaus erfahren ist, an Stelle e. sich verheirath. Gute Zeugnisse u. fertig kochen erforderlich. Lohn 40 bis 50 Thaler.
Frau Mally Blumenthal
Lübeck, Breite Str. 51.
Habe vor kurzem eine Pferdedecke gefunden, gezeichnet H. L., zwischen Selmsdorf und Schlutup. Der Eigenthümer kann selbige gegen Insertionskosten wieder abholen bei
J. Voss, Schneidermeister, Selmsdorf.
Caroline Kleinfeldt
Joachim Siebenmark
Verlobte.
Lockwisch. Schönberg.
Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg. (Nachdruck verboten.)
a. Geburten:
D. 17. Dec. dem Arbeiter Peter Voß zu Schönberg 1 Sohn,
D. 24. Dec. dem Realschuldirektor Ringeling hieselbst 1 Sohn,
D. 31. Dec. dem Stellmacher Arndt zu Schönberg 1 Tochter.
b. Sterbefälle:
D. 16. Dec. Johann Joachim Kock, Arbeiter zu Lockwisch, 67 J. 1 M. alt,
D. 19. Dec. Meta Wilhelmine Caroline Marie Peters, Arbeitertochter zu Petersberg, 11 M. alt,
D. 18. Dec. Joachim Heinrich Oldenburg, Arbeiter zu Schönberg, 55 J, 1 M. alt,
D. 25. Dec. Joachim Oldörp, Arbeiter zu Boitin=Resdorf, 71 J. 11 M. alt,
D. 25. Dec. Rudolph Joachim Heinrich Stoltenberg, Stellmachermeistersohn zu Petersberg, 1 J. 4 M. alt,
D. 26. Dec. Catharine Marie Wilhelmine Dähling, Arbeitertochter zu Schönberg, 14 J. 9 M. alt,
D. 27. Dec. Carl Friedrich Wilhelm Pustir, Landreiter zu Schönberg, 36 J. 5 M. alt,
D. 30. Dec. Catharine Marie Olrogge geb. Hundt, Hauswirthsaltentheilerin zu B.=Resdorf, 53 J. 5 M. alt,
D. 31. Dec. Bernhard Johann Heinrich Braasch, Maurersohn zu Lübeck, z. Z. in Schönberg, 2 J. 7 M. alt,
D. 3. Jan. Johann Heinrich Sterly, Arbeiter zu Schönberg, 69 J. 4 M alt.
c. Eheschließungen:
D. 31. Dec. Der Wittwer und Hauswirth Mathias Joachim Heinrich Retelsdorf zu Herrnburg und Ida Catharine Marie Drever zu Lindow.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 2 Seite 5]Beilage
zu Nr. 2 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. Januar 1892.
- Betreffs der am 1. Februar ins Leben tretenden neuen Handelsverträge macht der Berliner Officiosus der Wiener "Pol. Corr." darauf aufmerksam, daß die Zustände selbstverständlich, wie alle menschlichen Einrichtungen, einer gewissen Zeit bedürften, um sich in dieselben einzuleben. Handel, Industrie und Landwirthschaft werden sich daran zu gewöhnen haben; darüber können ein bis zwei Jahre hingehen, und es wird nicht fehlen, daß hier und da auch ein Nothschrei ertönt und daß in nicht gerade ungewöhnlicher Weise der Versuch gemacht werden wird, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Ist aber die Zeit des Uebergangs vorüber, so werden die heilsamen Wirkungen nicht ausbleiben; man wird, wenn nicht unberechenbare Störungen dazwischen treten, innerhalb bestimmt festgesetzter Grenzen auf Jahre hinaus sich einer stetigen Arbeit hingeben, ohne durch nervös machende doktrinäre Schlagworte, Versuche, Anläufe auf dem Gebiet der Tarifpolitik beunruhigt und gehemmt zu werden. Das durchschlagende Moment bleibt, daß ein Absatz= oder besser Austauschgebiet mit einer Bevölkerung von 130 Millionen, das dadurch sozusagen ein Rückgrat gewonnen ist, das den durch die Verträge verbündeten Nationen die nötige Kraft verleiht, um mit Ruhe die Stellung abzuwarten, welche andere Staaten auf dem Gebiete der Handelspolitik zu ihnen einnehmen werden, und ob und wie sie beabsichtigen, sich dem neuen Zollbunde anzugliedern, der seinerseits keinen Grund hat, sich in dieser Richtung besonders zu beeilen.
- v. Parpart, Rittmeister und Escadron=Chef vom Dragoner=Regiment Prinz Albrecht von Preußen (littauischen) Nr. 1, ist, wie unter den "Veränderungen in der Armee" mitgetheilt wird, der Character als Major verliehen worden. Dadurch ist der letzte Ritter des Eisernen Kreuzes 1. Cl. aus den Reihen der Subaltern=Offiziere geschieden; es kommt das Eiserne Kreuz 1. Cl. nunmehr nur noch bei Stabsofficieren und Generälen vor, da Hauptmann Höhne, Infanterie=Regiment Nr. 60, schon im Sommer zum Major befördert worden und Premier=Lieutenant Müller, Invalidenhaus, als nicht activ anzusehen ist. Von Reserve= bezw. Landwehr=Officieren besitzt das Eiserne Kreuz 1. Cl. noch Hauptmann Placke von der Infanterie des 1. Aufgebots Landwehr=Bezirks Aschersleben, Kaufmann und Großschiffer in Aken a. d. Elbe und Hauptmann Toebelmann von der Reserve des Magdeburgischen Füsilier=Regiments Nr. 36 (Controll=Offizier im Landwehrbezirk Erfurt), Kaufmann in Erfurt. Zu erwähnen ist noch, daß ein Ritter des Eisernen Kreuzes 1. Cl., Hauptmann z. D. Freyburg, als Bezirks=Officier beim Landwehr=Bezirk Flensburg angestellt ist.
- Auch in der Reichshauptstadt Berlin hat sich das Jahr 1891 in recht unfreundlicher Weise verabschiedet. Ein richtiger Landregen rieselte in der Sylvesternacht hernieder und dazu blies ein heftiger Westwind, der die schweren Tropfen gegen die Fensterscheiben schleuderte. Bei solchem Wetter konnte natürlich eine echte und rechte Sylvesterstimmung nicht aufkommen, und wer nicht hinaus mußte in das feindliche Leben, der blieb hübsch zu Haus und genoß das feuchte Element lieber drinnen als draußen. Freilich giebt es ja nun auch Leute, die bei jeder Witterung hinaus müssen, um ihren Sylvesterulk zu treiben, und solcher hatte sich denn ein ganz stattliches Häuflein Unter den Linden eingefunden. Im großen Ganzen aber bewahrte das Publikum eine würdige Haltung, es wurde Niemand belästigt, Niemand herausgefordert. Punkt 12 Uhr begrüßten die Glocken des nahen Domes das neue Jahr und auch die benachbarten Kirchenglocken läuteten dasselbe ein. Zugleich brach das ohrenbetäubende "Prosit=Neujahr=Rufen der Massen los, welches sich in den benachbarten Straßen fortpflanzte und selbst in den entlegensten Stadttheilen ein lautes Echo fand. Ernstere Ruhestörungen sind nirgends vorgekommen.
- Zum Bau einer katholischen Kirche in Berlin schenkte der Kaiser 60 000 Mark.
- Das Berliner Corps "Borussia" wird nun auch ein eigenes Heim erhalten. Eine Anzahl "alter Herren" sind zu diesem Zweck zu einer Actiengesellschaft mit einem Grundkapital von 100 000 Mark zusammengetreten.
- Als Neujahrswünsche gingen den Berliner Hauswirthen massenhafte Wohnungskündigungen zu, die die Zahl der vorjährigen um das Vierfache übersteigen sollen. Bei der Theuerung ging es mit den hohen Miethen nicht so weiter.
- Firma Rudolf Mosse feierte am 1. d. M. ihr 25jähriges Bestehen. Zu diesem Zwecke versammelte sich das gesammte Personal des Berliner Hauses sowie die Vertreter der zahlreichen Filialen zur Gratulation und zu einer sich daran schließenden größeren Festlichkeit in Berlin.
- Bedienung von zarter Hand. Mit halb skalpiertem Kopfe erschien dieser Tage in Berlin auf der Sanitätswache der Königsstadt ein Maurer. Der Schwerverletzte hatte kurz vorher in einem Restaurant mit Damenbedienung geweilt und war dort mit der Kellnerin der Zeche wegen in Streit gerathen. Die Dame machte dem Wortwechsel dadurch ein jähes Ende, daß sie ein Bierseidel ergriff und dies mit solcher Wucht auf den Kopf ihres Gastes niedersausen ließ, daß das Glas zersplitterte und dem Maurer ein großes Stück der Kopfhaut herausgerissen wurde, wodurch der Schädel völlig frei lag. Nach Anlegung eines Nothverbandes auf der Sanitätswache wurde die Ueberführung des erheblich Verletzten nach der Klinik angeordnet.
- Ein Rekrut des in Halle garnisonirenden Füsilier=Regts. Nr. 36 ist jüngst, weil er den Gehorsam gegenüber seinem Hauptmann in fast unglaublicher Weise verweigert hatte, zu 5 Jahren Festung verurtheilt worden. Er hatte u. A. auf die Frage des Hauptmanns, weshalb er seinen Lebenslauf mit rother Tinte schreibe, erklärt, "er habe der rothen Fahne bisher gedient und wolle ihr auch ferner dienen."
- In die an dem Rheine gelegenen Festungen als Köln, Koblenz, Mainz etc. werden soeben durch holländische Schiffer bedeutende Quantitäten von amerikanischem Weizen und Roggen gelagert. Die Frucht wurde kurz vor der Verkündigung des russischen Ausfuhrverbots auf Rechnung des preußischen Kriegsministeriums durch Vermittelung des deutschen Gesandten in Antwerpen von amerikanischen Importeuren direkt angekauft.
- Infolge der starken Regengüsse in den letzten Tagen sind fast alle großen Flüsse Deutschlands in raschem Steigen begriffen. Der Rhein ist bereits an verschiedenen Stellen über die Ufer getreten, ebenso der Neckar, die Saar und die Mosel. Im Maasthal soll ebenfalls eine große Ueberschwemmung drohen.
- Am Montag hat in München die Hochzeit der Prinzessin Elvira mit dem Reichsgrafen Wrbna=Freudenthal stattgefunden. Prinzessin Elvira ist jung, sehr hübsch und sehr frohen Temperaments. Ihr Gatte ist zwar kein Prinz, aber ein sehr reicher Mann.
- Folgende eigenthümliche Geschichte berichtet der "Graud. Ges.": Beim Besitzer B. in A. wurde der Brunnen reparirt; zu diesem Zwecke hatte man den oberen Rand abgenommen, während ein Mann in der Tiefe arbeitete. Ein großes Schwein entsprang plötzlich dem Stall und fiel in den Brunnen auf den arbeitenden Mann, welchem dabei ein Arm gebrochen wurde. In seiner Angst drang das Schwein auf den Mann ein und versuchte ihn zu beißen. Man ließ Letzteren ein Schlachtmesser herunter, womit er das Schwein erstach und es dann in die Höhe ziehen ließ, worauf man auch ihn heraufzog.
[ => Original lesen: 1892 Nr. 2 Seite 6]- Bei der Ausstellung der neuen Quittungskarten für die Invaliditäts= und Altersversicherung ist von größter Wichtigkeit, daß die gesetzliche Vorschrift genau beachtet werde, wonach jede neue Quittungskarte mit dem Namen derjenigen Versicherungsanstalt zu bezeichnen ist, welche sich auf der nächstvorhergehenden vermerkt findet. Wenn z. B. ein Versicherter, dessen erste Quittungskarte in Lübeck ausgestellt ist und daher am Kopfe den Vermerk: Versicherungsanstalt "Lübeck" trägt, diese Karte jetzt in Berlin zum Umtausch bringt, so muß die Karte Nr. 2 - ebenso, wie demnächst auch alle weiteren Karten - ebenfalls mit Versicherungsanstalt "Lübeck" und nicht etwa mit Versicherungsanstalt Berlin bezeichnet sein. Dies ist deshalb nothwendig, weil nach den gesetzlichen Vorschriften alle Quittungskarten eines Versicherten bei einer Versicherungsanstalt gesammelt werden müssen und zwar bei der, in deren Bezirk die erste Quittungskarte ausgestellt war, damit hei Rentenansprüchen jederzeit alle Karten des Antragstellers ohne Schwierigkeit eingesehen werden können.
- Ein böses Weihnachtsfest bereitete sich ein Landwirth in Tommershausen (im Hunsrück) durch eigene Schuld. Er zielte im Scherz mit einem alten verrosteten Revolver auf den bei ihm in Kost stehenden Lehrer des Dorfes und drückte ab. Zum Unglück war die Waffe geladen und die Kugel drang dem noch jungen Mann in die Lunge. Nach Aussage der Aerzte würde ein Entfernen des Geschosses den Tod des Bedauernswerthen zur sofortigen Folge haben. Der unglückliche Schütze ist vor Verzweiflung in Fieberphantasien gefallen.
- In Wien geht man jetzt allen Ernstes mit dem Plane um, dort ein aus Privatmitteln zu dotierendes Mädchengymnasium zu gründen. Zu den eifrigsten Förderern des Projektes soll ein Professor an der dortigen Universität gehören.
- In Thorn wurde am Mittwoch ein Schäferknecht, Muranski, der seinen Sohn erwürgt hatte, vom Scharfrichter hingerichtet.
- Ein wildes Schwein, das sein Leben theuer, ja zu theuer verkauft hat, ist dieser Tage in den Wäldern bei Neudorf (Siebenbürgen) erlegt worden. Der als rüstiger Jäger bekannte Simion Bendorson aus Agnetheln schoß einen gewaltigen Eber. Das von zwei Hunden verfolgte Thier stieß auf seiner Flucht durch die Wälder auf den Holz sammelnden Michael Roth, welcher dem daherjagenden Ungethüm zunächst Platz machte. Als jedoch der scheinbar ganz ermattete Eber in einem tiefen Graben von den Hunden gestellt wurde, ging Roth ihn mit einer Holzaxt an und versetzte dem Thiere einen gewaltigen Hieb in den Rücken. Im nächsten Augenblick lagen der Eber und Roth am Boden, der Eber nahm jedoch seinen Angreifer sofort an und brachte diesem eine tiefe Wunde am Unterschenkel bei. Auf das Hilfegeschrei Roth's eilten sechs im nahen Holzschlage beschäftigte Szekler herbei. Einer von ihnen, Andreas Kolman, stürzte sich trotz Abrathens seiner Kameraden mit der Axt auf den Eber und traf ihn im Rücken. Wüthend kehrte sich der Eber gegen diesen neuen Angreifer und verwundete ihn derart, daß derselbe nach zwei Stunden starb. Ein anderer Szekler sprang seinem Kameraden bei und versuchte, den Eber durch einen Axthieb hinter das Ohr niederzuschlagen. Der Hieb saß, aber nicht tödtlich, hatte jedoch zur Folge, daß der Eber dem zugleich erfolgenden wüthenden Angriff der Hunde nicht länger Stand hielt und trotz der erhaltenen drei schweren Verletzungen noch eine Viertelstunde weiter flüchtete. In einem tiefen Graben stellten ihn die Hunde neuerdings und packten das immer matter werdende Thier an, welches aber doch noch Kraft genug besaß, mit den gewaltigen Hauern beide Hunde tödtlich zu verletzen. Jetzt endlich nahte, der Fährte folgend, Bendorson und gab dem Eber durch zwei Schüsse den Rest.
- Im Gefängniß zu Montpellier (Frankreich) ermordete ein Sträfling einen Gefängnißwärter, zog die Uniform des Beamten an und befreite sämmtliche Gefangene. Einer der Sträflinge, der das Gefängniß nicht verlassen wollte, wurde erdrosselt. Der Mörder und sämmtliche anderen Sträflinge entkamen und konnten bis jetzt noch nicht wieder eingefangen werden.
- Die Pariser Polizei will eine Verschwörung entdeckt haben, deren Zweck gewesen sein soll, die russische Botschaft in die Luft zu sprengen. Bei der ganzen Affaire scheint reichlich viel Humbug zu sein.
- Ein großartiger Betrug in Bezug auf die Unterstützung der Nothleidenden ist in Petersburg entdeckt worden. Das Petersburger Stadtcomite hatte von einigen Kaufleuten in Libau einen großen Posten Gerstenmehl gekauft, um dasselbe in Petersburg zu verkaufen und so die Weizenpreise zu drücken. Es hat sich nun herausgestellt, daß die ganze Sendung, 300 000 Pud oder 12 Millionen Pfund, zum Theil aus Staub und anderen gesundheitsschädlichen Stoffen bestand.
- In Antwerpen sind etwa 40 000 Einwohner an der Influenza erkrankt, der Character der Krankheit ist ein ernster, täglich sind 70-80 Todesfälle zu verzeichnen. Die Krankheit trat ebenso drohend in Gent auf, wo allein im Hospiz von 100 Pensioren 16 innerhalb drei Tagen starben. Alle Hospitäler sind überfüllt.
- In Belgrad brach der englische Legations=Sekretär Sir Ernst Lyon bei einem verhängnißvollen Ritt, den er auf Grund einer Wette gemacht hatte, den Hals. Er hatte mit mehreren Engländern eine hohe Summe gewettet, daß er in der Nacht mit seinem Reitpferde die fünfzehn Kilometer von Belgrad entfernte Station Ripanj früher erreichen werde, als ein gleichzeitig abfahrender Bahnzug. Er verlor die Wette und das Leben. Der Verstorbene, welcher eine Frau und 4 Kinder hinterläßt, war der zweite Sohn des britisch Earl of Strathmore and Kingborne und Bruder des Lord Glamis.
- Die Influenza fordert in ganz Italien erschreckend zahlreiche Opfer. In Mailand und Turin mußte das Personal der Krankenpfleger verstärkt werden. Die Ausländer verlassen zahlreich die Kurorte.
- Nach einer in Windsor aus Osborne eingegangenen Depesche macht die Genesung des Prinzen Christian von Schleswig=Holstein=Sonderburg=Augustenburg so gute Fortschritte, daß weitere Telegramme über sein Befinden nicht nothwendig erscheinen.
- Bis Montag Mittag waren in London allein auf den Docks 23 Leichen von Personen, die während des Nebels verunglückt sind, aus dem Wasser gezogen worden.
- Die Influenza, welche in Edingburgh und Südschottland derart wüthete, daß die Zahl der Todesfälle von 15 auf 45 unter 1000 stieg, fängt an nachzulassen; tritt aber desto heftiger im Norden Schottlands auf. In Alberdeen, Elgin, Inverneß ist sie epidemisch geworden.
- In den spanischen Provinzen Granada und Valencia haben in den letzten Tagen heftige Stürme gewüthet; an der ganzen Küste des Mittelmeeres ist viel Schnee gefallen.
- Die der Standart=Oel=Gesellschaft in Amerika gehörigen Böttcher=Werkstätten in Bergen Point, New=Jersey, sind abgebrannt. Der Schade wird auf 1 1/2 Millionen Dollars geschätzt.
- Schlittschuhlaufen ist für alle gesunden Personen männlichen und weiblichen Geschlechtes, ganz besonders aber für Kinder nicht genug zu empfehlen, doch muß man sich hüten. Schnell gegen den Wind zu laufen und darauf achten, bei tiefem Ein= und Ausathmen bei geschlossenem Munde möglichst durch die Nase zu athmen. Schlittschuhlaufen sollte aber nie zur Passion und Kindern unter 9 Jahren nicht gestattet werden. Alle halsbrechenden Künste unterlasse man. Ruhiges Laufen schadet auch dem schwächlichsten Körper nichts, im Gegentheil es nützt ihm. Es verleiht nicht nur Kraft und Gewandtheit, sondern fördert auch den gesammten Stoffwechsel und übt auf das Gemüth einen sehr erfrischenden Einfluß aus.
- Bayerische Drohung. Ein Bayer besteigt in angeheitertem Zustande den Dampfer auf dem Starnberger See. Da er durch seine schwankenden Bewegungen allerlei Gegenstände und auch Passagiere anrempelt, so ruft ihm der Capitän zu: "Jetzt setzen Sie sich nieder und verhalten sich ruhig, sonst werfe ich Sie sofort in den See." - "So!" sagte der Bayer zornbebend, "bald'st mir das nochmals sagst, sauf i die ganze Lach'n aus und . . . . . nacha kannst mit Deinen Schlitten aufm Sand hamfahren."
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