No. 3
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. Januar
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 3 Seite 1]

Publicandum.

              Es wird hiedurch bekannt gemacht, daß die im Jahre 1872 und früher geborenen resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche im hiesigen Fürstenthum ihren dauernden Aufenthalt haben, verpflichtet sind, sich Zwecks Eintragung ihrer Namen in die Rekrutirungs=Stammrolle in der Zeit

vom 15. Januar bis 1. Februar d. J.

bei dem Ortsvorstande ihres Aufenthaltsortes anzumelden, und zwar die auswärts geborenen unter Vorlegung eines Geburtsscheins (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), sowie die schon früher Gemusterten unter Vorlegung ihres Loosungsscheines.
            Im Uebrigen wird bezüglich der Meldepflicht auf die Vorschriften des §. 25 der Wehr=Ordnung hingewiesen und hervorgehoben, daß von der Meldepflicht nur die mit dem Berechtigungsschein zum Einjährigfreiwilligendienste oder mit besonderer Ausstandsbewilligung versehenen Militairpflichtigen ausgenommen sind. Sind zur Meldung Verpflichtete vorübergehend von ihrem ständigen Aufenthaltsort abwesend, so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehr=, Brod= oder Fabrikherren etc. die Verpflichtung, sie zur Stammrolle anzumelden.
            Zugleich werden sämmtliche Militairpflichtige sowohl, wie die Ortsvorstände darauf aufmerksam gemacht, daß Militairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Laufe eines ihrer Militairpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem andern Aushebungsbezirke verlegen, dieses Zwecks Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgange, als auch nach der Ankunft an dem neuen Orte dem Stammrollenführer spätestens innerhalb dreier Tage zu melden haben.
            Die Unterlassung dieser Meldungen ist mit Geldstrafe bis zu 30 M. oder mit Haft bis zu 3 Tagen bedroht.
            Schönberg, den 1. Januar 1892.

Der Civilvorsitzende der Ersatzcommission.
Cl. v. Oertzen.


Der Neujahrsempfang und die Gratulationskour im kgl. Schloß in Berlin sind vorübergegangen, ohne daß der Kaiser an die Botschafter oder Generäle eine Ansprache politischen oder militärischen Inhalts gehalten hat. Die politische Lage mag ihm zu einer Ansprache keinen Anlaß geboten haben; die Gratulation und die Kour haben sich in den hergebrachten Formen wie in früheren Jahren abgespielt und die kommandirenden Generäle haben sich später bei Dressel unter den Linden ein gemeinsames Mahl gut schmecken lassen.
Im Laufe des diesjährigen Karnevals werden am Berliner Hofe folgende Festlichkeiten stattfinden: Sonntag, den 17. Januar: Feier des Krönungs= und Ordensfestes; am Montag, den 18. Januar: Kapitel des hohen Ordens vom Schwarzen Adler; Donnerstag, den 21. Januar: Cour; Mittwoch, den 27. Januar: Feier des Geburtstages des Kaisers; Mittwoch, den 3. Februar: Großer Ball im Schlosse; Mittwoch, den 17. Februar: "Kleiner Ball im kgl. Schlosse und am Mardi gars, Dienstag, den 1. März: Großer Ball im kgl. Schlosse. Außerdem wird am Freitag, den 11. Februar ein Subskriptionsball in den Räumen des Berliner Opernhauses abgehalten werden.
Der Kaiser wünscht, daß seine Officiere auf jedem Platz, auf den sie berufen werden, auch voll und ganz ihre Schuldigkeit thun, also auch im Ballsaal. Wenigstens deutet eine Aeußerung des Monarchen darauf hin, welche derselbe am 1. Weihnachtstag nach Schluß des Gottesdienstes beim Verlassen der Garnisonkirche in Potsdam gethan haben soll, und die nunmehr viel besprochen wird. Der Kaiser ließ nämlich, wie es heißt die Commandeure der Potsdamer Regimenter an sich herantreten und sagte zu ihnen: "Sagen Sie Ihren Officieren, daß diejenigen, welche nicht tanzen können, die Hofbälle nicht besuchen sollen." Das Ganze klingt recht unwahrscheinlich.
Es ist aufgefallen, daß der Kaiser, sowie der größte Theil seiner Begleitung bei der Paroleausgabe am 1. Januar im Zeughause im grauen Paletot erschienen sind. Man meint darin den Entschluß zu erkennen, daß nunmehr die Entscheidung über die Farbe des Paletots gefallen, somit der schwarze Paletots auf das Aussterbeetat gesetzt sei. Die Ansichten hierüber sind in Officierkreisen sehr getheilte, besonders weil der graue leichter schmutzen soll als der schwarze. Eine entgiltige Entscheidung ist jedenfalls noch nicht gefällt worden.
Nach Stuttgarter Berichten soll das württembergische Königspaar im Laufe dieses Monats noch vor dem angekündigten Besuche in Berlin auch Besuche bei dem Prinz=Regenten von Bayern in München und bei dem österreichischen Hofe in Wien abzustatten beabsichtigen.
Die Königin von Hannover ist in Gmunden in bedenklicher Weise erkrankt.
Papst Leo hat von dem deutschen Kaiser aus Anlaß des Jahreswechsels ein in den freundlichsten

[ => Original lesen: 1892 Nr. 3 Seite 2]

Ausdrücken abgefaßtes Glückwunschtelegramm erhalten. In seiner Dankesantwort drückt der Papst die Hoffnung aus, der Vatikan werde stets gute Beziehungen zum deutschen Reiche aufrecht erhalten und wünscht dem Kaiser allen Erfolg in seinem Kampfe mit dem Sozialismus, dem Feinde der Religion, wie aller Staaten.
Neue strafrechtliche Bestimmungen gegen das Zuhälterwesen, die dem Reichstag noch in dieser Session zugehen werden, sind in der Vorbereitung begriffen.
In einem gewissen Gegensatz zu all' den Friedensbetrachtungen, die in der gesammten deutschen Presse beim Weihnachts= und Neujahrsfest angestellt worden sind, steht der Neujahrsartikel des "Militär=Wochenblattes", in dem es heißt: In allen Staaten Europas herrscht auf militärischem Gebiet eine rastlose Thätigkeit, um den Nachbar zu überbieten in der Zahl der Streiter, in deren Organisation, in der Ausrüstung, Ausbildung und dem Streben, für die veränderten Waffen auch die richtige Taktik zu treffen. Der größere Theil dieser Thätigkeit sei noch im Werden begriffen und ringe nach Gestaltung. An das Wissen, die Einsicht und Arbeitskraft jedes Einzelnen würden dadurch erhöhte Anforderungen gestellt, denen nur mit Aufbietung aller Kräfte genügt werden könne. Ja die Gefahr sei vorhanden, daß ein großer Theil Derjenigen, auf deren Schultern hauptsächlich die Arbeitslast liegt, d. h. Offiziere und Unteroffiziere, dieser Last erliege und vor der Zeit verbraucht werde. Weiter wird dann ausgeführt, es sei allerdings wohl nothwendig, daß wir den Nachbarn an Zahl der Streitkräfte, Güte der Ausrüstung u. s. w. nicht nachstehen; es breche sich aber immer mehr und mehr die Ansicht Bahn, daß das moralische Element die stärkste treibende Feder sei, sowohl in der ewig gleich gestellten Uhr des Dienstes, wie in aller anderen zu leisten Arbeit. Das moralische Element im Heere sei maßgebend für seine Qualität, und die Qualität eines Heeres sei ein noch wichtigerer Faktor zum Sieg wie die Quantität, das zeige uns die Kriegsgerichte aller Zeiten.
Der Jahresbericht der Handelskammer zu Hamburg bezeichnet das verflossene Geschäftsjahr als ungünstig. Infolge wirthschaftlicher, politischer und Naturereignisse sei der Handel im Allgemeinen eingeschränkt, die Werthpapiere, namentlich Industriepapiere, seien im Preis gefallen, Mißtrauen gegen alle Unternehmungen sei verbreitet. Einen Lichtblick gewährte der Umstand, daß der politische Horizont sich schließlich erheitert habe und der europäische Friede voraussichtlich erscheine. Der Bericht geht alsdann auf die Entsendung deutscher Kriegsschiffe nach Chile und auf die südamerikanische Flottenstation ein, gedenkt des nordamerikanisch=brasilianischen Handelsvertrags, der Auswanderung nach Südbrasilien geht auf die europäischen Handelsverträge und deren Folgen bezüglich der Getreidezölle, den Terminhandel, die Aufhebung des Verbots von amerikanischem Schweinefleisch, den Petroleum=Faßzoll, ferner auf die Aenderungen der Gewerbeordnung, den Trunksuchtsgesetzentwurf, die Kolonialpolitik, die Chicagoer und Berliner Ausstellung ein, desgleichen auf das Eisenbahnbetriebs=Reglement, die Einheitszeit, Gütertarife, Personentarife, die Hamburger Eisenbahnverhältnisse, das Telegraphengesetz, die Schiffahrtsangelegenheiten und deren Zubehör ein und schließt mit der Hoffnung einer allgemeinen Besserung auf den meisten Gebieten.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Gr. Mist sub Nr. IV belegene Vollstelle c. p. der Ehefrau des Hauswirt Peters, Catharina geb. Meier, daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabende den 26. März d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht gemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 4. Januar 1892.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betr. Zwangsversteigerung der dem Ziegeleibesitzer J. H. Vest zu Hammer gehörigen und daselbst belegenen Kupfermühle c. p. wird hierdurch bekannt gemacht, daß der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 19. Januar 1892
Vormittags 12 Uhr

verlegt worden ist.
Schönberg, den 2. Januar 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
                                                    Veröffentlicht
                                                    H. Diederich,
                                                    Amtsgerichtsactuar.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Prüfungskommission macht die im Jahre 1872 geborenen Militairpflichtigen, welche die Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militärdienste nachsuchen wollen, darauf aufmerksam, daß sie sich spätestens bis zum 1. Februar 1892 bei der unterzeichneten Kommission schriftlich zu melden und bei dieser Meldung die Vorschriften in § 89 der Wehrordnung vom 22. November 1888 zu beachten haben.
Bis zu demselben Zeitpunkte sind auch die Meldungen zu den im März 1892 stattfindenden Prüfungen für den einjährig=freiwilligen Dienst einzureichen.
Schwerin, 2. Januar 1892.

Großherzogl. Mecklenb. Prüfungskommission für Einjährig=Freiwillige.


Bekanntmachung.

In der Besetzung der für den Bezirk der diesseitigen Berufsgenossenschaft errichteten Vertrauensmanns= bezw. Vertrauensmann=Stellvertreter=Aemter treten mit dem 1. Januar 1892 innerhalb des Amtsgerichtsbezirks Schönberg folgende Veränderungen ein.
Es werden fungiren für den
20. Bezirk, umfassend die Stadt und die Vogtei Schönberg sowie das Gut Torisdorf, als

Vertrauensmann=Stellvertreter - statt des bisherigen (Hauswirth Behncke zu Menzendorf) - der Hauswirth Burmeister zu Rodenberg.
21. Bezirk, umfassend die Vogtei Rupensdorf, als
Vertrauensmann - statt des bisherigen (Schulze Hagendorf zu Boitin=Resdorf) - der Oberförster Hottelet zu Schönberg.
Vertrauensmann=Stellvertreter - statt des bisherigen (Erbpächter Prüß in Lauen) - der Hauswirth Joachim Oldenburg zu Niendorf.
22. Bezirk, umfassend die Vogtei Stove, als
Vertrauensmann=Stellvertreter - statt des bisherigen (Schulze Wigger zu Samkow)) - der Hauswirth Seeler zu Samkow.
23. Bezirk, umfassend die Vogtei Schlagsdorf nebst Domhof und Palmberg bei Ratzeburg, als
Vertrauensmann - statt des bisherigen (Schulze Stein zu Rieps) - der Hauswirth Hecht zu Schlag=Resdorf.
Vertrauensmann=Stellvertreter - statt des bisherigen (Schulze Hauschild zu Ziethen) - der Pächter Röper zu Gr. Molzahn.
24. Bezirk, umfassend die Vogtei Mannhagen nebst den Gütern Horst und Dodow, als
Vertrauensmann - statt des bisherigen (Viceschulze Brüggemann zu Mannhagen) - der Schulze Brüggemann zu Walksfelde.
Neubrandenburg, den 19. December 1891.

Der Vorstand
der Mecklbg.=Strelitz'schen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft.
C. Graf von Bernstorff.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 3 Seite 3]

Holz=Auction Nr. 7.

Am Montag, den 11. Januar, Morgens 10 Uhr sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

Aus dem Rupensdorfer Holz.

Eichen Drümme, geloht u. ungeloht,
  43 Rmet. loheichen Knüppel I. u. II. Cl.,
    1 Fuder eichen Pollholz,
    1 Stück eschen Nutzholz = 0,57 Festmet.,
    7 1/2 Fuder eschen Wadelholz I. u. III. Cl., für Kiepenmacher,
    2 Fuder eschen Pollholz,
136 Rmet. buchen Kluft u. Knüppel,
  48 Fuder buchen Durchforstholz II. u. III. Cl. und Pollholz,
    1 Fuder ellern Wadelholz.
Schönberg, den 31. December 1891.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 8.

Am Dienstag den 12. Januar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Wiencke in Sülsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:

Aus dem Kleinfelder und Sülsdorfer Zuschlage.

    6 Stück eichen Nutzhölzer = 1,76 Festmet.,
    7 Rmet. eichen Kluft und Knüppel,
  29 Fuder eichen Durchforstholz II. Cl., (Kiepenmacherholz)
158 Rmet. buchen Kluft I. u. II. Cl.,
  24 Rmet. buchen Knüppel,
  29 1/2 Fuder buchen Pollholz,
    2 Stück birken Nutzhölzer = 0,58 Festmet.,
    5 Rmet. birken Kluft u. Knüppel,
    2 Fuder birken Pollholz,
  15 Fuder ellern Wadelholz I., II. u. III. Cl.,
    1 Fuder Aspen pp. Busch,
    3 Rmet. fichten Kluft und Knüppel.
Schönberg, den 31. December 1891.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction
im Vitenser Forste
Revier: Woitendorfer Holz,

am Montag den 11. Januar 1892, unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über:

    9 Stück eichen Bau= und Nutzholz=Drümme mit Rinde,
    3 Stück buchen Nutzholz=Drümme,
  16 Rmtr. buchen Kluftholz I. Cl.,
  70 Rmtr. buchen Kluftholz II. Cl.,
100 Rmtr. buchen Knüppel und Ausschußholz,
290 Rmtr. buchen Buschholz v. Aesten u. Zweigen,
  30 Stück geringe fichten Bauholz=Drümme,
180 Rmtr. birken Stangenholz II Cl.,
Versammlung Morgens 10 Uhr beim Holzwärter=Gehöft.
Vitense, den 5. Januar 1892.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Am Freitag, den 8. Januar, Morgens 10 Uhr soll im Selmsdorfer Kirchenholz an Ort und Stelle nachstehendes Brennholz gegen baare Bezahlung verkauft werden:

  31 Raummeter buchen Olm u. Knüppel,
  13 Fuder buchen Pollholz,
    5 Fuder ellern Wadelholz II. Cl.,
    8 Fuder aspen Weiden.

                                                    Der Förster.
                                                    W. Polle.


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                                                    Sattlermeister.


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Herrn Rolle, Hamburg. Ich kann Ihnen zu meiner Freude berichten, daß mein Leiden, Lupus, fast vollkommen geheilt ist, nur die kleinen Knötchen sind noch nicht ganz entfernt. Ihr Patient H. Schröttler, Schadehorn b. Oldesloe.


Pferd   Mein schwarzbrauner steht von jetzt an zum Decken bereit.

Warsow.                                                     H. Blank.


Zu Hof Schlagsdorf wird zu Ostern eine tüchtige                          
Leuteköchin
gesucht.                                                    
                                                    A. Sick.


Stadt Lübeck
Sonntag, den 10. Januar 1892                          
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.


Bahnhofs-Restauration
Schönberg.
Täglich: Rostocker Lagerbier.
Sonnabend und Sonntag
Anstich von Pschor-Bier.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 3 Seite 4]

Malz und Hopfen geben gute Tropfen.
Bier
aus neuem Malz und neuem Hopfen

vorzüglich im Geschmack, empfiehlt die Dampf=Bier=Brauerei

Schönberg i. M.                                                     C. Schwedt.


Mache den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend die ergebenste Mittheilung, daß ich mein Geschäft persönlich übernommen habe, und bitte, daß meinem Vater bis zu seinem Ableben geschenkte Vertrauen auch auf mich übertragen zu wollen. - Für reelle Bedienung, sowie für einen vortheilhaften Sitz der Sachen wird garantirt.

Achtungsvoll
                                                    R. Lange,
                                                    Herrenkleidermacher.

Sämmtliche Bestellungen nimmt auch mein Schwager, Herr Schneidermeister E. Schröter, gerne entgegen.

                                                    D. O.


Hochfeinen Honig
Pfund 65 Pfg.
empfiehlt                                                    H. Brüchmann.


Dr. Oeinck, Lübeck.
Hals-, Nasen- u. Ohrenarzt,
zurückgekehrt.


Dienstag Abend 1/2 8 Uhr entschlief sanft in Gott zu einem besseren Erwachen

Marie Renzow

im 46. Lebensjahre.

                          Die tiefbetrübten Hinterbliebenen.

Die Beerdigung findet Sonnabend den 9. Januar, Nachmittags 3 Uhr statt.


Allen denen die meiner lieben Frau und unserer lieben Mutter und Großmutter Frau Luise Bär, geb. Stein die letzte Ehre erwiesen und ihren Sarg so reich mit Blumen schmückten, sowie Herrn Pastor Kaempffer für die trostreichen Worte am Sarge der Verstorbenen, sagen wir hierdurch unsern herzlichsten Dank.
Schönberg, den 7. Januar 1892.

                                                    Sattlermeister F. Bär und Kinder.


Eintragungen in das Familien=Register des Standesamts=Bezirks Carlow
pro Monat November und December 1891.

a. Geburten:

Dem Arbeiter Wilhelm Törper zu Hof Stove eine Tochter,
Dem Arbeiter Joachim Kerfack zu Carlow ein Sohn,
Der unverehelichten Anna Jabs zu Klocksdorf ein Sohn,
Dem Zimmergesellen Heinrich Beckmann zu Cronscamp 1 S.,
Dem Arbeiter Heinrich Sefke zu Hof Stove eine Tochter.

b. Eheschließungen:

Der Knecht Hans Heinrich Voisin zu Boitin=Resdorf mit Catharine Wilhelmine Beckmann zu Cronscamp.
Der Zimmergeselle Heinrich August Kreutzfeldt zu Kuhlrade mit Luise Marie Harms zu Pogez.
Der Knecht Johann Heinrich Baars zu Neschow mit Catharina Margaretha Ollmann zu Klocksdorf.
Der Schlossermeister Johann Heinrich Wienck zu Carlow mit Caroline Catharina Maria Wienck zu Carlow.

c. Sterbefälle:

Die Altentheilerin Catharina Holst geb. Kreutzfeldt zu Cronscamp, 86 J. 1 M. alt,
Das Mädchen Ida Johnsonn zu Carlow, 3 J. 15 Tage alt,
Der Schustergeselle Hans Joachim Wiese zu Cronscamp, 22 J. 7 M. alt,
Der Hauswirth=Anerbe Hans Joachim Schlatow zu Carlow, 51 Jahre 3 Monate alt.


Eintragungen in das Familien=Register der Gemeinde Selmsdorf.

a. Geburten:

D. 21. Oct. dem Arbeitsm Wienck zu Selmsdorf 1 S.
D. 27. Oct. dem Arbeitsm. Lüth zu Lauen 1 S.
D.   4. Nov. dem Zimmerm. Lenschow zu Selmsdorf 1 T.
D. 14. Nov. dem Hausw. Möller zu Selmsdorf 1 T. D. 29. Nov. dem Müller Leppin zu Selmsdorf 1 T.
D.   2. Dec. dem Arbeitsm. Holste zu Lauen 1 S.
D. 21. Dec. ein unehel. Sohn zu Selmsdorf.
D. 30. Dec. dem Arbeitsm. Möller zu Sülsdorf 1 S.

b. Sterbefälle:

D. 15. Oct. Katharina Alten, Arbeitsm.=Ww. zu Hof=Zarnewenz, 88 J. alt.
D. 16. Oct. Katharina Schröder, Fuhrmannsehefr. zu Selmsdorf, 33 J. 5 M. alt.
D. 30. Oct. Minna Blohmberg, Hauswirthstochter zu Sülsdorf, 1 J. 7 W. alt.
D. 31. Oct. Detlof Leverenz, Handelsm. zu Selmsdorf, 72 J. 6 M. alt.
D. 17. Nov. Peter Voß, Arbeitsmannsohn zu Teschow, 24 J. 5 M. alt.
D. 24. Nov. Anna Voß, Arbeitsm.=Ww. zu Selmsdorf, 79 J. 11 M. alt.
D. 27. Dec. Johann Stangelmann, Arbeitsm. zu Selmsdorf, 42 J. 1 M. alt.
D. 27. Dec. Ernst Otto, Büdnerskind zu Selmsdorf, 11 W. alt.
D. 27. Dec. Georg Bumann, Webermeister zu Selmsdorf, 71 J. 6 M. alt.
D. 30. Dec. Marie Kröger, Arbeitsm.=Ww. zu Selmsdorf, 67 J. alt.
D. 30. Dec. Anna Sterly Arbeitsm.=Ww. zu Teschow, 79 J. alt.
D. 30. Dec. Catharine Rode, Bäckerswittwe zu Selmsdorf, 82 J. 10 M. alt.

c. Copulirte:

D. 30. Oct. der Oekonom Johann Heinrich Kleinfeldt und Jungfrau Wilhelmine Johanna Elisabeth Wiencke zu Selmsdorf.
D. 13. Nov. Johann Heinrich Karl Stoltenberg, Hausdiener zu Rehna und Jungfrau Maria Katharina Resenhöfft zu Zarnewenz.
D. 20. Nov. Hans Heinrich Franck, Arbeitsm. zu Selmsdorf und Elsabe Wilhelmine Harms zu Selmsdorf.
D.   4. Dec. Peter Johann Heinrich Lentz, Arbeitsmann zu Rupensdorf und Maria Katharina Elisabeth Möller zu Selmsdorf.

Jahresbericht aus der Selmsdorfer Gemeinde.

Geboren 51 Kinder (30 m., 21 w.), darunter 11 uneheliche 1 todtgeborenes.
Confirmirt 21 Kinder (12 Knaben, 9 Mädchen.)
Communikanten 795 Personen (345 m., 450 w.), darunter 32 Privatcommunionen.
Gestorben 48 Personen, (25 m. 23 w.)
Copulirt 12 Paare, darunter 4 Kranzbräute.
Proklamirt 13 Paare, darunter 5 Kranzbräute.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 10. Januar.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr:) Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 2.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 3 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 3 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. Januar 1892.


Das preußische Abgeordnetenhaus wird am 14. Jan. mit folgender Fractionsstärke zusammentreten: 126 Conservative, 67 Freiconservative, 84 Nationalliberale, 98 Centrumsmitglieder, 27 Freisinnige, 14 Polen, 11 keiner Fraction Angehörige, zusammen 427. Erledigt sind 6 Mandate, nämlich 1 freiconservatives, 3 nationalliberale, 1 freisinniges und 1 polnisches.
Infolge der Erörterungen über die Gewährung von Pferdegeldern ist bei verschiedenen Kavallerieregimentern ein Versuch mit der Errichtung von Offizierpferdedepots gemacht worden. Man verfolgte damit die Absicht, kräftige und gesunde Pferde von den betreffenden Kavallerieregimentern zureiten zu lassen und zu jedem Dienstgebrauch geeignet zu machen. An Stelle der Pferdegelder sollten dann aus diesen Depots Pferde in natura von den Offizieren bezogen werden können. Wenn sich der Versuch bewährt haben würde, so sollte mit dem Ausbau dieser Depots fortgefahren werden, sodaß nach und nach der Staat der Pferdelieferant für die Offiziere geworden wäre, die Anspruch auf Pferdegelder haben. Der Versuch ist gerade aus der Armee mit Sympathie begrüßt worden, weil man meinte, auf diese Weise den unausbleiblichen Kalamitäten aus dem Weg gehen zu können, die mit dem Pferdehandel erfahrungsmäßig verknüpft sind, und noch vor Kurzem wußten verschiedene Blätter zu berichten, daß im Budget ein Posten für die Offizierdepots eingestellt sei. Der Versuch hat sich aber nicht bewährt; einmal würde durch die Brauchbarmachung u. s. w. der Pferde den Kavallerieregimentern eine fühlbare Last auferlegt werden, dann aber hätte der Ausbau des Versuchs, falls er sich bewährt haben würde, keine unerheblichen Kosten erheischt. Ein Nothbehelf in kleinem Umfang würde nichts gefruchtet haben. Ferner hat sich die damals nicht überall vermuthete Erscheinung eingestellt, daß die Officiere die Pferdegelder dem Bezug der Pferde in natura vorziehen. Infolge dessen wird man von der weiteren Durchführung des Versuchs Abstand nehmen. Der völlige Verkauf der 1891/92 eingestellten Pferde wird voraussichtlich noch bis in das Etatsjahr 1892/93 hineingreifen, so daß zur Unterhaltung der in dieses Etatsjahr zu übernehmenden Pferde die Mittel für 150 Verpflegungsmonate gefordert werden, die künftighin fortfallen.
Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht das endgiltige Ergebniß der Volkszählung vom 1. Dezember v. J. für das deutsche Reich. Die Gesammtbevölkerung des Reiches, einschließlich der inzwischen einverleibten Insel Helgoland mit ihren 2086 Einwohnern, beträgt 49 428 470 Seelen. Auf Preußen kommen davon 29 957 367, auf Bayern 5 594 982, auf Sachsen 3 502 684, auf Württemberg 2 036 522, auf Baden 1 657 867, auf Hessen 992 883, auf Elsaß=Lothringen 1 603 506. Die weibliche Bevölkerung überragt mit 25 197 658 Köpfen die männliche um 966 806. Helgoland zählt 2086 Seelen, 954 männliche und 1132 weibliche.
Im Gegensatz zu der früher wiedergegebenen Mittheilung über die Art des Todes des Freiherrn v. Gravenreuth in Kamerun erfährt der "Sch. M." aus sicherer Quelle, daß Gravenreuth nicht im unmittelbaren Kampf mit den Schwarzen gefallen sei, sondern als er die Absicht hatte, ein Maxim=Geschütz auszubessern. Auch in dem früheren Berichte war nur kurz angegeben, daß er gefallen sei.
Auch der Präsident der französischen Republik, Herr Carnot, hat am Neujahrstag das diplomatische Corps empfangen und vom päpstlichen Nuntius die Glückwünsche der Botschafter und Gesandten entgegengenommen. Herr Carnot hat darauf erwidert: "Das Jahr 1892 wird für uns, wir hoffen und wünschen es alle, ein friedliches und fruchtbringendes sein, in dem die Regierungen sich den wirthschaftlichen Interessen und den sozialen Aufgaben widmen können. Die Republik ist der Rechte und Traditionen Frankreichs eingedenk, aber nicht weniger fest der Politik des Friedens und der internationalen Eintracht ergeben. Geben Sie den von Ihnen vertretenen Regierungen davon die erneute Versicherung!"
In Paris ist die Meldung eingetroffen, daß der bekannte Afrikaforscher de Brazza am 5. Dezember an der Spitze einer 1800 Mann starken Expedition, bestehend meist aus Eingeborenen Senegals und Chasseurs d'Afrique, nach dem Tschadsee abgegangen ist. Es verlautet, daß Brazza das Gesammtgebiet bis zum Tschadsee unter französisches Protektorat zu stellen beabsichtigt. Die französische Regierung versucht jedoch, diese Meldung abzuschwächen, indem sie behauptet, Brazza setzte lediglich vom oberen Tanga aus die Forschungen Torneaus weiter fort.
Die Meldung von Handelsvertragsverhandlungen zwischen Deutschland und Rußland, welche russische Blätter und dann auch der Pariser Berichterstatter der Times als sicher bezeichneten, wird jetzt von deutscher Seite amtlich als unrichtig erklärt.
In den deutschen Ostseeprovinzen haben neue Maßregelungen protestantischer Geistlichen stattgefunden: Das Rigasche Bezirksgericht hat wegen "gesetzwidriger Einsegnung von Ehen" fünf lutherische Prediger des Wolmar'schen Kreises zur Suspension vom Amte für zwei bis sechs Monate verurtheilt.
Aus Rußland liegen Nachrichten vor, nach denen die Nihilisten wieder eifrig an der Arbeit sind. Der "Kölnischen Ztg." wird aus St. Petersburg bestätigt, daß in Rußland drei nihilistische Druckereien entdeckt worden sind, die erste Anfang Dezember in Petersburg, wie es heißt auf der Insel Wassiljewo, die zweite in Moskau und vor etwa zehn Tagen die dritte. Proklamationen, die Mitte Dezember in Charkow vorgefunden wurden, gestalten den Schluß, daß verschiedene nihilistische Parteien thätig sind. Die Partei in Petersburg ist anarchistisch, die in Moskau ist ebenfalls gewaltthätig und richtet sich an die Nation, verlangt aber nur die Aenderung der Regierungsform nach dem Vorbild Europas, unter Anerkennung der historischen Volkseigenheiten, die in Charkow ruft die Bauern gegen den Adel und die Geistlichkeit auf. Ueber die Verhaftungen liegt nichts Zuverlässiges vor, es wird jedoch angenommen, daß in Petersburg 60, in Moskau 40, darunter 16 Frauen, theilweise den höheren Ständen angehörige Personen, aber nur wenige Studenten festgenommen worden sind.
Die Londoner amtliche Zeitung veröffentlicht die Ernennung des Prinzen Ludwig von Battenberg zum Marine=Kommandanten.
Das amtliche spanische Blatt hat soeben den neuen Zolltarif veröffentlicht. Nach demselben soll der Minimaltarif auf alle Länder Anwendung finden, die Spanien die günstigsten Bedingungen ihres Tarifs zugestehen. Die neuen Tarife sollen für diejenigen Länder modifizirt werden können, die außerordentliche Zugeständnisse machen. Indessen würde kein Nachlaß des Zolles für Alkohol und andere Spirituosen erfolgen. In einem dem Tarif angefügten Dekret heißt es, die Regierung wolle fernerhin hin die Meistbegünstigungsklausel nicht mehr zulassen. Die Tarife sollen am 1. Februar 1892 in Kraft treten. Der Maximaltarif soll gegenüber denjenigen Ländern Anwendung finden, die keine Konvention mit Spanien haben. Die Regierung wird ermächtigt, die Einfuhr von Produkten derjenigen Länder mit einem höheren Zoll zu belegen oder ganz zu verbieten, die ihrerseits die spanischen Produkte mit einem höheren Zoll belegen oder die Einfuhr derselben ganz verbieten. Denjenigen Nationen, deren Verträge am 30. Juni 1892 ablaufen, werden bis zu dieser Zeit die gegenwärtigen Zölle zugestanden. Alkohol zahlt nach beiden Tarifen 160 Pesetas per Hectoliter, Bier 19,50 resp. 15 Pesetas per Hectoliter. Die deutsche Regierung hofft, mit Spanien zu einem Abkommen zu gelangen.
In den nordöstlichen Provinzen China's treten neuerdings wieder Räuberbanden in beunruhigender Weise auf. Die Insurgenten sollen die mongolischen

[ => Original lesen: 1892 Nr. 3 Seite 6]

Bewohner töten und ihre Tempel zerstören. Die Unruhen werden agrarischen Aufwiegelungen zugeschrieben, da sich unter den Räuberbanden zahlreiche Landarbeiter aus Shantung befinden und ihre Opfer mongolische Grundbesitzer sind. Li Hung Tschang hat Kavallerie entsandt, um die Unruhen zu unterdrücken.


- Schönberg. In diesen Tagen hat der Gastwirth Eckmann hieselbst (Tesch's Restauration) einen neu erfundenen, elegant gearbeiteten, 2 Meter hohen Musik=Automaten in seiner Wirthschaft aufgestellt, welcher beim Einwurf eines 10Pfennigstückes eins der neueren Musikstücke spielt.
- Schönberg. Die dritte Lehrerstelle in Selmsdorf ist von Neujahr ab dem Seminaristen Neumann aus Sönberg verliehen worden. Der bisherige Inhaber der Stelle ist in Heinrichswalde bei Friedland angestellt worden.
- Der Domainenpächter C. Drevs in Golm bei Oertzenhof hat die Ertheilung eines Patents auf einen electrischen Ofen nachgesucht. Schon früher ist demselben auf einer Rapp=Dreschmaschine ein Patent ertheilt.
- Der Diätenverein für Geschworene wird nach der "M. Z." pro 1891 den höchsten statutengemäß zulässigen Tagespreis von 10 Mark zur Vertheilung bringen und über 1000 Mark in Reserve stellen können.
- Der Erbfrohner in Grabow macht bekannt, daß er von jetzt ab die ihm contractlich zukommende Hochzeitsgabe von 1,20 Mk. wieder einfordern lassen werde. Wie die "M. Z." hört, ist zur Zahlung dieses Betrages jedes junge Ehepaar am Hochzeitstage verpflichtet, wofür der Frohner vom Hochzeitshause bis zur Kirche die Straße von gefallenem Vieh freizuhalten hat.
- Der Stabsarzt a. D. Dr. Richard Pfeiffer in Berlin, Dirigent der wissenschaftlichen Abtheilung des neuerrichteten Königl. Instituts für Infectionskrankheiten, ein Schwiegersohn des Professors Robert Koch, soll die Ursache der Entstehung und der Ansteckungsfähigkeit entdeckt haben, welches ein außerordentlich kleines Stäbchen bildet. Nähere Mittheilungen sollen in wenigen Tagen erfolgen.
- Die Reichshauptstadt soll nun auch ein Hotel für Vegetarianer erhalten.
- Etwa 800 taubstumme haben eine Eingabe au den Kaiser gerichtet, in welcher sie unter Hinweis darauf, daß die große Mehrzahl der Taubstummen selbst bei größter Anstrengung das erwünschte Ziel der Lautsprache nicht einmal annähernd erreicht, bitten, die Frage der Taubstummenbildung aufs neue zu erwägen und neben der Lautsprache der lang ersehnten Einführung der Gebärdensprache in den Unterricht der Taubstummen ihr Recht werden zu lassen.
- In der Sylvesternacht, als gerade die ersten Neujahrsrufe erschollen, ereignete sich in Wilhelmsdorf bei Berlin eine schwere Baukatastrophe. Daselbst hatte der Bauherr Heinrichs ein fünfetagiges Haus errichten lassen, das zum Frühjahr bezogen werden sollte. Dasselbe war fix und fertig und sollte nur noch austrocknen. Am Donnerstag um Mitternacht stürzte aber unter furchtbarem Krachen die ganze Vorderfront mit Balkons u. s. w. vollständig in sich zusammen.
- Im Passage=Panoptikum in Berlin ist zur Zeit ein 20jähriges Mädchen zu sehen, das einen stark entwickelten Vollbart trägt. Ihr bürgerlicher Name ist Anna Hujdus, 1871 bei Wieliczka als Tochter eines Landmanns geboren. Ihr Vater und ihre Brüder besaßen schwachen Bartwuchs, Anna war das einzige von 12 Geschwistern, das am ganzen Leibe dicht behaart zur Welt kam. Da ihre Schulgefährten sie stets neckten, ging sie rasirt zur Schule. In dem zwölften Jahre verlor sich der Bartwuchs am übrigen Körper und nur ein stattlicher Vollbart blieb zurück, der den Neid vieler Männer erweckt. Stimme und Gestalt sind ganz weiblich.
- Die Hamburg=Amerikanische Packetfahrt=Aktien=Gesellschaft hat wieder eine Reise nach dem Orient projektirt, welche, von Hamburg ausgehend, am 10. Februar ihren Anfang nahmen soll.
- Durch eigene Unvorsichtigkeit kam am Mittwoch Nachmittag der Steinsetzer Musche in Schönbeck ums Leben. Derselbe hatte Sperlinge geschossen und dann das hierzu benutzte Gewehr in der Werkstätte auf einen Tisch gelegt um zu vespern. Im Scherz wollte er hierbei seinen Gehilfen zeigen, wie man sich erschieße, richtete die Mündung des Gewehres gegen seine Brust und drückte ab. Ein Schuß krachte und der leichtsinnige Mensch stürzte zu Tode getroffen zu Boden. Er hatte vergessen, daß das Gewehr noch geladen war.
- Die Hochwassergefahr am Rhein ist beseitigt. Sowohl der Rhein als die Nebenflüsse sind im Fallen begriffen.
- Ein kaiserliches Weihnachtsgeschenk. Vor ungefähr 3 Jahren wurde ein junger Mann, Sohn einer höchst achtbaren Familie in Düsseldorf, während seiner Dienstzeit, wegen Theilnahme an einer Schlägerei bei Gelegenheit einer militärischen Festlichkeit, zu einer Strafe von 5 Jahren Festungshaft verurtheilt. Die betrübte Familie that alle Schritte bei der Behörde, selbst die Vermittlung Moltke's und der Kaiserin wurde nachgesucht, um die Strafe auf dem Gnadenwege abzuwenden. Alles schien vergeblich bis jetzt auf ein erneutes Gnadengesuch an den Kaiser dem jungen Mann der Rest der Strafe erlassen wurde. Die Freude der Eltern kann man sich vorstellen, als der Telegraphenbote am Weihnachtstage die frohe Botschaft brachte, daß ihr Sohn der Freiheit wiedergegeben ist.
- Auf der Sternwarte zu Heidelberg sind am 22. und 23. Dezember von Dr. Max Wolf zwei neue Planeten entdeckt worden. Sie stehen im Sternbild der Zwillinge und sind nur mit starken Fernröhren zu beobachten.
- Um die Verwechselung von Medikamenten, die schon viel Unglück herbeigeführt haben, zu verhüten, ist vom 1. Januar ab in allen deutschen Apotheken die Einrichtung eingeführt worden, daß alle äußerlichen Arzneien in sechseckigen, mit Längsrippen versehenen Gläsern, alle innerlichen Arzeneien in runden Gläsern abgegeben werden, so daß auch in der Dunkelheit des Krankenzimmers eine Verwechselung nicht wohl möglich ist. Mit Recht wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Kenntniß dieses neuen Verfahrens in die weitesten Kreise dringen muß, wenn es wirksam sein soll.
- Die deutschen Kolonisten der Wolgagegend wandern, wie der "Kölnischen Zeitung" berichtet wird, jetzt massenhaft aus. Ueber Orel und Hamburg gehen sie nach Südamerika. Die andauernden Mißernten der letzten Jahre haben ihren mühsam erworbenen Wohlstand vernichtet. Um völliger Verarmung, ja dem Verhungern zu entgehen, ziehen sie davon. Es ist ein bedauernswerthes Schicksal.
- In einem Hause im Mittelpunkt von Antwerpen wurde ein Dynamitlager von 600 Kisten entdeckt. Es herrscht allgemeine Entrüstung über diese grenzenlose Fahrlässigkeit, deren Opfer leicht die ganze Stadt hätte werden können.
- In ganz Belgien wüthet die Influenza in hohem Grade. In Melcheln tritt die Krankheit so stark auf, daß die Schließung der Schulen angeordnet worden ist. Im Militärkrankenhause liegen 900 Erkrankte, in den Eisenbahnwerkstätten welche 3000 Arbeiter beschäftigten, sind 357 Arbeiter von der Influenza ergriffen. In Mons, Lüttich und Loewen fordert die Influenza unter den bejahrteren Personen viele Opfer; im ganzen Borinage tritt sie so scharf auf, daß fast alle Gemeinden 600-800 Kranke haben.
- Die Influenza nimmt in Rovigo, Nicenza, Verona und Venedig zu; in Bologna sind 300 Rekruten erkrankt. In Turin und Bologna nimmt die Krankheit einen bösartigen Verlauf, die Sterblichkeit ist groß. In Rom sind 8000 Influenzakranke; Sechs Cardinäle, darunter der Cardinalstaatssecretär Rampolla, und ein großer Theil der Dienerschaft des Papstes ist erkrankt.
- Die Influenza fordert in Genua so viel Opfer, daß die Hafenarbeiten stocken. Eine Anzahl Dampfer konnten wegen Mangel an Arbeitern nicht auslaufen.
- Kolik der Pferde. Als Ursache der Verstopfungskolik ist in den meisten Fällen das übermäßige Füttern von zu kurz geschnittenem Häcksel anzusehen, namentlich wenn dasselbe, wie dies fast allenthalben geschieht, auf Maschinen geschnitten und dabei gleichzeitig gequetscht wird. Dies mahnt zur Vorsicht.


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